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Thema des Monats In dunklen Wäldern

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18.05.2005
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In dunklen Wäldern

Laura atmete tief durch.

„Nun geh schon!“, befahl ihre innere Stimme.

Vor ihr erstreckte sich der scheinbar endlose Wald, dunkel und schweigend. Ihre Taschenlampe schien machtlos gegen dieses unwirkliche Reich, das alles Licht unbarmherzig verschlang. Langsam setzte sie sich in Bewegung und schritt zwischen zwei knorrigen, alten Bäumen hindurch. Auch am Tage bot der Wald mit seinen dichten, hohen Gewächsen, die jedes andere Leben verdrängten, keinen erfreulichen Anblick. Nachts jedoch war er ungleich erschreckender. Zum wiederholten Male wünschte Laura, sie hätte Max´ Angebot, sie zu begleiten, nicht ausgeschlagen. Und doch – die lächerliche, fast kindische Angst, jemand könnte sie und Max zusammen sehen, hatte triumphiert. Wenn Jan von ihrem Verhältnis erführe, wären die Folgen unaussprechlich...

„Als ob in dieser Einöde jemand nachts unterwegs wäre“, dachte Laura kopfschüttelnd.

In der Stille hörte sie nichts anderes als ihre eigenen Schritte auf dem raschelnden, knisternden Untergrund. Immer wieder war sie gezwungen, den mächtigen Stämmen auszuweichen, die unversehens vor ihr auftauchten. Mehr als einmal drohte sie über einen Stein oder eine Wurzel zu fallen. Es war so finster, dass sie nicht wusste, ob sie sich überhaupt auf dem richtigen Weg befand. Sie fühlte sich ohnmächtig wie ein kleines Kind.

Laura hielt inne. Sie hatte unverhofft ein Geräusch wahrgenommen. Es hatte geklungen, als ob jemand einen morschen Ast zerbrochen hätte.

„Es war bestimmt ein kleines Tier“, versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

„Hier ist niemand. Wer sollte denn schon hier sein?“

Sie beschleunigte ihre Schritte, in der Hoffnung, dass das Ende des Waldes nicht mehr fern war.

Vor ihr war die Dunkelheit mit einem Male von Leben erfüllt. Schatten lösten sich aus dem schwarzen Nichts, Schatten, die ineinander zu fließen schienen. Etwas bewegte sich. Und es kam auf Laura zu.

„Nein!“, schrie sie innerlich auf.

„Das ist nur meine Phantasie!“

Vielleicht war es auch Jan, der nur auf sie gewartet hatte... Nein, das war ganz und gar unmöglich. Was in diesem Wald sein Unwesen trieb, war etwas Größeres, etwas, das nicht von dieser Welt stammte.

Um sie herum gewahrte sie ein Flüstern, das die Stille zerbersten ließ. Es erschien ihr, als wären archaische Geschöpfe zum Leben erwacht, die ihre knorrigen Arme nach ihr ausstreckten. Die Schatten kamen langsam näher, eine dunkle, unheilvolle Prozession.

Nun war es Laura gleichgültig, ob all dies nur ihrem zerrütteten Verstand entsprang. Nicht länger wehrte sie sich gegen die Panik, die in ihr aufstieg. Ihr ganzer Körper begann zu zittern, ihr Herz schlug so heftig, dass es jeden Moment auszusetzen drohte. Unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es ihr, sich von dieser Stelle loszureißen und den Fluchtweg anzutreten.

Laura rannte. Sie lief blindlings in eine unbestimmte Richtung, prallte gegen Bäume, stolperte und rappelte sich mühsam wieder auf. Ihr Atem schien zu versagen. Lauras Brustkorb schmerzte so stark, dass sie glaubte, jeden Augenblick zu Boden zu stürzen.

Endlich, endlich hatte sie den Waldesrand erreicht. Aus den Wolken brach schwaches Mondlicht, das ihr den Weg nach Hause wies.


Laura steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung durchströmte sie, als sie den dunklen Flur betrat. Doch schlagartig flammte ein Licht auf.

„Jan ist zurückgekehrt“, dachte Laura.

„Aber warum? Er wollte doch erst morgen kommen…“

Vor ihr stand ihr Mann, einen blitzenden Gegenstand in der Hand.

 
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Moin Iris,

Der Wald ... Da setze ich meine Figuren auch immer gerne aus. Der Rest passiert dann von ganz alleine. :-)

Nette Schreibe, bis auf

Es erschien ihr, als wären archaische Geschöpfe zum Leben erwacht, die ihre knorrigen Arme nach Laura ausstreckten.

Archaische Geschöpfe! Das wäre definitiv auch mein erster Gedanke! :D
.. "nach ihr ausstreckten" klingt meiner Ansicht nach flüssiger.

Wer ist wieder da? Der Mann mit dem Koks? :confused: Pointe nicht geschnallt, sorry. Hilf mir mal ... :hmm:

Gruß,

Proof

 

Hi Iris,

die atmosphärische Beschreibung des Waldes ist gut gelungen. Aber wo ist der Zusammenhang zwischen Wald und Mann? Die Andeutung eines Lovers am Anfang (Max?) könnte natürlich zur Eifersuchtsszene mit ihrem Mann am Ende führen, meine Idee. Aber der Weg nach Hause durch den Wald passt nicht zum Ende. Tut mir leid, aber für mich ist das unausgegoren und auch nicht gruselig.

Gruß
Peter

 

Hallo, Proof! Hallo, Peterchen!

Danke für eure beiden Kommentare!

Das Ende war so gedacht, dass Laura die Gefahr (Wald) überwindet, nur um am Ende auf ihren eifersüchtigen Mann (nächste Gefahr) zu treffen. :) Sie kommt ja von ihrem Liebhaber Max zurück.

LG Iris

 

Gut, dass du das nich mal erklärt hast, hatte das nämlich auch nicht so recht begriffen.
Dein Schreibstil gefällt mir, liest sich flüssig. Wo ich jedoch mächtig gestolpert bin:

Etwas bewegte sich. Und sein Ziel war Laura.
Das klingt echt albern. Einfach weglassen.
Kurz vorher kam noch:
Er hatte sie stets sicher nach Hause geführt – zumindest bis zum heutigen Tage.
klingt in meinen Ohren auch albern. Dem Leser ist ja schon klar, dass am heutigen Tag nicht alles so ist wie sonst. Dieser Satz bohrt sich mir ,einem erhobenen Zeigefinger gleich ,zu sehr aus dem Text heraus. Kann auch einfach wegfallen.

Tja und das Ende... den Spannungsbogen solltest du ruhig noch ein kleies Busschen ausdehnen, so dass die Erleichterung stärker aufällt, dass sie endlich die rettende Tür erreicht.
Dann wären ämlich der Schock mit ihrem Mann auch größer...
Aber generell wirkt das Ende noch überarbeitungswürdig. Die Pointe will nicht so recht rauskommen...

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo, weltenläufer!

Danke für deinen Kommentar!

Ich werde sehen, was ich noch tun kann. Allerdings: Der Satz "Und sein Ziel war Laura" gefällt mir einfach. Ich kann nichts dafür! :)

LG Iris

 

Der Satz "Und sein Ziel war Laura" gefällt mir einfach. Ich kann nichts dafür!

Also um drauf noch mal einzugehen. *rumhack*
Wenn es dir darum geht zu beschreiben, dass das etwas auf Laura zukommt, wäre es besser beim Neutrum zu bleiben. Das klingt in sich einfach besser.

z.B.: Etwas bewegte sich. Und es bewegte sich in ihre Richtung
oder um die Wiederholung bewegen zu vermeiden: Und es kam auf Laura zu.

Und sein Ziel war laura personifiziert plötzlich das etwas, und das klingt nicht nur seltsam, sondern macht auch das bisher gestaltlose und namlose Grauen greifbar - und schwächt es damit ab.

So zumindest meine Meinung.
Aber natürlich kannst du es auch so belassen... ;)

grüßlichst
weltenläufer

 
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Hallo Iris

Ihre Taschenlampe schien machtlos gegen dieses unwirkliche Reich, das alles Licht unbarmherzig verschlang.
Ich würde hier ein stärkeres Bild verwenden um Atmosphäre aufzubauen.
Vielleicht so: Die Taschenlampe verbreitete diffuses, unwirkliches Licht und alles was außerhalb der geringen Reichweite des Strahles war, verschwamm im Halbdunkel, bis es gänzlich von der Dunkelheit verschlungen wurde.
Und doch – die lächerliche, beinahe kindisch zu nennende Angst, jemand könnte sie und Max zusammen sehen, hatte triumphiert.
Der Satz ist ein bisschen holprig.
Vielleicht so:Und doch - die lächerliche, fast kindische Angst, man könnte sie und Max zusammen sehen, hatte gewonnen.
Alles, was ihr übrig blieb, war, auf ihren Instinkt zu vertrauen. Er hatte sie stets sicher nach Hause geführt...
Diesen Teil würde ich komplett streichen, da du hiermit die Spannung die du in den vorherigen Sätzen, aufzubauen versuch hast, wieder rausnimmst. Oder andere Möglichkeit: Du änderst den Satz ins Negative (negativ für deine Prota). Also schreibst irgendwie rein, das sie Angst hat nicht nach hause zu finden, weil sie einen schlechten Orientierungssinn hat und weil es ja noch dazu dunkel ist und im Dunklen alles anders aussieht ...
Unverhofft hielt Laura inne. Sie hatte ein Geräusch wahrgenommen. Hatte jemand etwa einen morschen Ast zerbrochen?
Das unverhofft kannst du streichen, da sie ja erst auf Grund des Geräusches stehen bleibt, ist das nicht unverhofft sondern beabsichtig oder eventuell auch abrupt.
„Es war bestimmt ein kleines Tier“, dachte sie in dem vergeblichen Bestreben, sich zu beruhigen.
Nicht so umständlich.
Wie wäre es so?"Es war bestimmt ein kleines Tier", versuchte sie sich selbst zu beruhigen.
Sie beschleunigte ihre Schritte und hoffte, dass das Ende des Waldes nicht mehr fern war.
in der Hoffnung das das Ende des Waldes nicht mehr weit war. - manchmal wirkt es mehr, wenn du mehrere Substantive hintereinander verwendest, da ein Verb in so einem wie dem hier, sonst oft einfach untergeht. (das nur als kleine Anmerkung)
Etwas bewegte sich. Und sein Ziel war Laura.
„Nein!“, schrie sie innerlich auf.

„Das ist nur meine Phantasie!“
Um sie herum gewahrte sie ein Flüstern, das die Stille zerbersten ließ. Es erschien ihr, als wären archaische Geschöpfe zum Leben erwacht, die ihre knorrigen Arme nach ihr ausstreckten. Die Schatten kamen langsam näher, eine dunkle, unheilvolle Prozession.

Hier musst du unbedingt erweitern, denn hier hast du die Möglichkeit Spannung aufzubauen. Am Besten machst du das mit kurzen Sätzen (nennt man auch Stakkatosätze)
Vielleicht so:Etwas bewegte sich. Laura sah nur tanzende Schatten. Keine Umrisse, nur Dunkel. Geräusche, die sie nicht zuordnen konnte, die Näher kamen. Ihr Herz hämmerte, pumpte das Adrenalin durch ihren Körper. Ihre Hände zitterten. Sie stand still, traute sich kaum noch zu atmen.
"Nein, bitte, bitte nicht", flehte sie in Gedanken.
Die Bewegungen wurden schneller, die Geräusche lauter.
"Nur Phantasie, nur Phantasie."
Flüstern ließ die Stiller zerbersten und rauschte wie ein unheimliches Echo in ihren Ohren. Plötzlich schien das Dunkel zu unheimlichem Leben zu erwachen. Dürre, knochige Arme griffen nach ihr, Schatten kamen näher und sie glaubte Umrisse darin zu erkennen. - so oder so ähnlich, nur als kleine Anregung. ;)
Laura rannte. Sie lief blindlings in eine Richtung, die ihr unbekannt war, prallte gegen Bäume, stolperte und rappelte sich mühsam wieder auf.
kannst du streichen, denn wenn sie blindlings losrennt ist es fast logisch, dass sie nicht weiß wohin.
Ihr Atem schien zu versagen.
stärkeres Bild verwenden oder einen Vergleich.
Eine Frau läuft allein durch den dunklen Wald wird, panisch und läuft davon, weil der Wald plötzlich "lebendig" wird.
Ein Plot den man jenachdem wie man Stimmung, Spannung und Protagonisten einsetzt, für verschiedene Genres verwenden kann.
Leider ist es bei dir am gewollten Horror/Gruseleffekt vorbeigeschrammt, da du es versäumt hast, eine passende Stimmung aufzubauen und was noch schlimmer ist, du hast keinen Spannungsbogen drin. Du musst deine Geschichte so aufbauen, das sich das Ganze langsam steigert. Und vorallem musst du das so tun, das ich als Leser, die Angst deiner Prota nachfühlen kann. Das bedeutet du musst dich beim Schreiben fragen, wie äußert sich das, wenn ich Angst habe, wenn die sich dann zur Panik steigert. All diese Dinge, die bei dir passieren: Das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, die Angst das jeder deinen hämmernden Herzschlag hört, das Gefühl das tausend Spinnen über deinen Rücken laufen, die Unfähigkeit sich zu bewegen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen ... (das könnte man jetzt endlos vortsetzen).

Der Schluss mit dem Ehemann funktioniert auch nicht, ganz einfach, weil du sowas in irgendeiner Form vorbereiten musst und zwar direkt und nicht nur mit diesem Satz, in dem die Prota Angst hat, das sie wer sehen könnte mit ihrem Freund.

Lieben Gruß, Phoenix

 

Hallo, Phoenix26!

Danke für deinen Kommentar!

Du hast dir wirklich viel Mühe mit meinem Text gegeben, und das weiß ich sehr zu schätzen.
Inhaltlich werde ich auf jeden Fall noch etwas ändern. Was den Stil betrifft, so würde jedoch eine zu große Änderung der Sprache nicht mehr meinem eigenen Stil entsprechen. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt, bin schon etwas müde. :)

LG Iris

 

Hi Iris,

deiner KG fehlt der rote Faden.:shy:

Du möchtest dem Leser erzählen, dass eine Frau von ihrem Geliebten kommt.
Sie geht durch den Wald, damit sie nicht gesehen wird. Erlebt unheimliche Dinge. Phantasien, denke ich mal. Erschöpft, aber ungeschoren kommt sie zu Hause an, um dann ihrem mörderrischen Ehemann gegenüber zu stehen.

Doch das Ende kommt so schnell, dass man nur noch denkt: Huch ... das wars???
Phoenix hat dir schon sehr gute Verbesserungsvorschläge gemacht.
Du könntest den Plot mehr ausbauen. Den Geliebten mehr bedenken und die Furcht, der Ehemann könne dahinter kommen. Sie könnte im Wald glauben, dass der Mann ihr auflauert, sie dann aber erkennt, dass nur die Angst im Dunkeln ihr einen Streich gespielt hat. Erleichtert kommt sie zu Hause an, denkt vielleicht an ein schönes warmes Bad. Dann glaubt sie dieses Etwas aus dem Wald zu sehen, das auf sie zukommt. Bevor sie reagieren kann, sieht sie in das hassverzerrte Gesicht ihres Mannes und spürt die Klinge in ihrer Brust.
Oder so ähnlich.;)
Auf jedenfall, kommen Anfang und Ende zu kurz.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo, coleratio!

Danke für deinen Kommentar!

Dein Vorschlag klingt sehr gut.

LG Iris

 

Hey Iris82,

Hatte jemand etwa einen morschen Ast zerbrochen?
Solche Fragen in einem Horrortext zerstören mM die ach so wichtige Atmosphäre... streichen.

Also, in der Fassung, in der ich den Text gelesen habe, hat es mir gefallen. Mehr kann man bei der Themenvorgabe auch nicht erwarten, als ein kleines Pointenabenteuer (die ich natürlich kapiert hab). Recht anschaulich beschrieben, wenngleich ich bezweifel, mich morgen um diese Zeit noch an die Story erinnern zu können.
Es fehlt an dem "Moment", der sich dem Leser in den Kopf brennt.

Eike

 

Hallo, Sternensegler!

Danke für deinen Kommentar!

Die Frage werde ich auch ändern.

LG Iris

 

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