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In meinem kleinen, toten Herzen

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28.04.2005
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In meinem kleinen, toten Herzen

Mein Herz steht in Flammen und deine Blicke sind mein Benzin. Ich brenne. Ich verbrenne! Kein Stöhnen, kein Schreien, kein Winseln und kein Flehen kann mich retten. Ein einziges Wort – klein, so klein – lang gezogen, zu einem Speer geformt, der mich durchbohrt.
Deine Stimme ist Glas, ist Sterben, ist Verdammen, das du durch meine Haut treibst, als du mir antwortest.
Nein? Was heißt hier „Nein“? Einen Besseren als mich kannst du nicht finden. Ich bin dein Gott!

Fliegen spielen miteinander an der verdreckten Lampe, paaren sich im Flug und trennen sich wieder. Sie warten auf dich. Sie bereiten sich schon auf dich vor.
Dein Blick sucht meinen. Deine Augen, o deine Augen. Die großen, tiefen Seen, in denen ich mich verlor, sie sind vertrocknet, verdorrt. Eine Wüste der Furcht und des Hasses, in der keine Hoffnung sprießen kann. In ihnen steht die Zukunft geschrieben und sie trägt einen schwarzen Mantel und der Träger heißt Tod. Meiner? Deiner? Wir werden nicht gemeinsam sterben.

Versprechen ohne Scham, das Maul einer Hure. Ein Winseln um Gnade, ein Appell an mein Herz. HA, mein Herz. Du verhöhnst mich noch immer, du hast es doch getötet.
Klein, so klein, machst du dich vor mir. Deine Größe geschwunden, deine Herablassung ein Aufschauen in meine Macht. Hast du mich erkannt? Siehst du dich in mir?

Kleine Tropfen Blut drängen sich aus deinen Poren, rinnen über Schmutz auf deiner Haut und den Hanf, der sich um deine Handgelenke windet. Es ist so rot, wie meines war. Nicht mehr ist, nicht mehr wird. Schwarz, verdorrt, geronnen und tot.
Deine Haut ist weich - viel weicher als ich sie mir erträumt hatte. Zart, nachgiebig und darunter noch mehr Röte. Du schämst dich vor mir. Schließt deine Augen vor den Tränen, die dir entfliehen. Wie süß du unter meinem Atem schmeckst.

Ich träume noch immer von dir. Ich habe dich ganz fest in mein Herz geschlossen. In mein kleines, totes Herz.

 

Hallo Häferl,

ich bewundere es wirklich, wie viel Zeit du dir für diese Geschichte nimmst und finde es toll, dass du dich so ausgiebig mit ihr beschäftigst. Dafür schon einmal vorab ein ganz liebes Dankeschön. :kuss:

Ich muss aber zugeben, dass ich die Geschichte nicht aus einer bestimmten Intention heraus geschrieben habe. Ich wollte weder Gewalt anprangern, noch irgendwie die Leute auf "vernünftiges Lieben" stoßen. (Zumindest nicht vordergründig). Natürlich habe ich die Geschichte so geschrieben, dass sie nicht verherrlichend ist, bzw. durch die recht negative Darstellung des Protagonisten auch eine eigene Wertung mit einfließen lassen. Dennoch wollte ich in erster Linie unterhalten.
Eigentlich steht dieses in allen meinen Geschichten im Vordergrund (ausser in OI!OI!OI!Euthanasie; dort habe ich tatsächlich mal die moralische Keule geschwungen). Wenn der Leser sich also "abgestoßen" fühlt und/oder seiner Zeit beraubt, dann habe ich als Autor schlechte Arbeit geleistet.
Nebenbei bemühe ich mich allerdings auch immer für mich selbst in die Geschichten etwas besonderes einfließen zu lassen, um daraus meine Erkenntnisse zu ziehen, ob ich dies oder jenes kann... oder eben nicht.
Hier sollte es der Versuch sein, möglichst die gesamte Handlung (ja, es ist tatsächlich Handlung vorhanden :D ) im reinen "show, don't tell" zu schreiben.

Somit habe ich natürlich in die Bilder auch bestimmte Andeutungen einfließen lassen, bei denen ich immer nur hoffen konnte, dass sie ausreichen, um dem Leser die Geschichte zu erzählen. Scheinbar hat das nicht an allen Stellen gut geklappt.

Dass die Frau dem Prot gegenüber hochnäsig handelt (oder zumindest, dass er es so auffasst) ließe sich zum Beispiel anfangs daraus herauslesen, dass er sich vor ihr erniedrigt ("Kein Stöhnen, kein Schreien, kein Winseln und kein Flehen") und später, als er den "Spieß umdreht" ("Deine Größe geschwunden, deine Herablassung ein Aufschauen in meine Macht. Hast du mich erkannt? Siehst du dich in mir?").

Na gut... die "tiefen Seen" sind natürlich nicht auf meinen eigenen Mist gewachsen, sondern durch lesen, hören, etc. in meinen Sprachgebrauch über gegangen. Dennoch finde ich diesen Ausdruck am passendsten. Man sitzt dem anderen gegenüber und schaut sich "tief" in die Augen. Man könnte sie also mit "Brunnen" vergleichen, aber das klingt mir irgendwie unpassend. Zudem spiegeln sie, ähnlich wie die Wasseroberfläche. Im Endeffekt bleibt es aber natürlich eine persönliche Geschmacksfrage. ;)

Verteidigung? Ich greife Dich nicht an, ich sage Dir nur meine Meinung zu Deiner Geschichte. Was Du damit machst, ist letztlich Deine Sache. Du wolltest vermutlich sagen, daß Du es mir begründen oder erklären wolltest. ;-)
"Verteidigung" natürlich nicht im negativ behafteten Sinne. Ich denke nur, dass ein Schreiber auch zu dem stehen sollte, was er fabriziert. Und entweder hat er sich was bei bestimmten Dingen gedacht und kann dann auch begründen, warum er es gerne stehen lassen möchte (bzw. stehen lassen wird) oder er weiß es eben nicht. Es war nicht wirklich eine Abwehrhaltung, die ich da eingenommen habe. :)

Öhm, ich sehe ein gemeinsames Leben nicht als Bedingung, um gemeinsam zu sterben. Manche kennen sich nur übers Internet und verabreden sich, um sich gemeinsam umzubringen; anderen bringen, wie Dein Protagonist, denjenigen um, der sie nicht zum Partner will, und sich selbst dann auch gleich. – Ich denke, Du meinst »Wir werden nicht gemeinsam alt« – das drückt aus, daß sie keine gemeinsame Zukunft haben.
Auch klar. Intention des "Wir werden nicht gemeinsam sterben" ist natürlich "Wir werden nicht gemeinsam alt". Die von dir angesprochenen Beispiele passen aber deshalb nicht ganz gut, weil es sich da nur auf das Sterben bezieht, nicht aber auf ein Lieben. Durch diesen Satz sagt der Prot also, dass er selbst weiß, dass er nicht aus Liebe, sondern aus Rache handelt, weil sie ihn verletzt und gedemütigt habe.

Ja, von mir aus kannst Du ihn eh drin lassen. Es kann sich ja auch um ein altes, echtes Hanfseil handeln. Nur solltest Du die Verwechslung irgendwie ausschließen, vielleicht »den Hanf, der sich um deine Hände windet« oder so.
OK. :D

Vielen Dank nochmal.

LG,
:zensiert:

 

Hi Zensur,

hö? Hat er sie jetzt umgebracht? Äh, ja hat er. Oder? Vllt ist es ja alles nicht resl? Waaaaas?

Und wieso ist sein Herz tot? Metapher dafür, dass er es ihr geöffbet hat, und nachdem sie ihn abgewiesen hat, es zerstört hat (also, wiederum metaphorisch), um keiner anderen mehr die Chance zu geben, ihm weh zu tun?

Also, sorry, deine Geschichte verwirrt mich zu sehr ...

Ich weiß nicht mal, ob ich finde, dass sie gut geschrieben ist, oder nicht ...

Tserk!

 

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