In meinem Kopf
Für Maren
Larissa döste in der Badewanne und wurde das Gefühl nicht los, das sie jemand anstarrte. Aber wer sollte das sein? Sie war allein im Badezimmer und die Tür verschlossen. Sie öffnete die Augen und schaute sich um. Ihr Blick blieb an etwas hängen das sich in der Nähe des Handtuchständers befand. Es war grün und hatte große blaue Glubschaugen. Außerdem war es nackt bis auf eine Lendenschürze und hatte einen langen weißen Bart der einen auf dem ersten Blick glauben lies, es hätte überhaupt nichts an. Dieser Umstand veranlasste sie dazu laut zu schreien.
„Mrs.“, sagte das Ding und hielt sich die Ohren zu, „Mrs.“ Der Schrei hielt solange an bis sie Luft holen musste. Sie atmete tief ein und wollte erneut schreien doch das kleine Ding unterbrach sie dabei. „Mrs. Ich brauche ihre Hilfe.“ Sie schüttelte den Kopf „Aber nicht hier. Sie Perversling verschwinden Sie aus meinem Bad.“, der Ton war so unmissverständlich das, das etwas, das ein Zwerg war zusammen zuckte und noch kleiner wurde als es schon war. Es verschwand so schnell das Larissa weder sehen konnte wohin oder wie er es angestellt hatte.
Sie rieb sich die Augen. War das gerade wirklich passiert oder hatte sie das geträumt? Es war doch unmöglich, dass es etwas wie das wirklich gab. Oder vielleicht doch? Sie zog sich an und ging in die Küche um etwas zu essen und dort stand wieder dieses kleine Ding. Larissa wollte erst schreien überlegte es sich dann aber anders und fragte: „Was bist du?“
„Wer“, antwortete der Zwerg.
„Wer?“, Larissa schaute ihn mit fragendem Blick an. Der Zwerg verschränkte die Arme: „Mrs. Finden Sie es nicht sehr unhöflich jemanden zu fragen was er ist?“ Larissa überlegte kurz, ob sie sich von einem halbnackten Winzling, der sie beim Baden beobachtet hatte, sagen lassen wollte was unhöflich sei, entschied sich dann aber dafür gar nichts zu sagen. Es entstand eine kleine Pause bis der Zwerg endlich sagte: „ Ich bin Zolie, ein Muck. Die gehören zur Familie der Zwerge.“
„Und warum beobachtest du mich beim Baden?“
Der Zwerg errötete: „Mrs. Es tut mir leid aber Tom braucht Ihre Hilfe.“
„So, so Tom also“
„Jaa, Tom. Sie müssen jetzt sofort mit mir kommen Mrs.”
„Worum geht es denn überhaupt?“
„Um seinen Kopf .Sie müssen ihn retten.“
Das war typisch Tom. Sie kannte ihn zwar nur flüchtig aus der Uni war aber hundertprozentig sicher das er verrückt war. Er hatte ihr mal erzählt das es passieren könnte das Zwerge im Bad auf einen warten würden um dann zu erklären das man die Welt retten sollte. Naja, sie hatte ja heute sowieso nichts mehr vor und es war ja nicht die Welt sondern nur der Kopf von Tom.
„OK was soll ich tun?“
„Geben Sie mir bitte ihre Hand.“
Sie gab dem Zwerg ihre Hand. Sofort begann sich alles zu drehen und ihr wurde schwarz vor Augen.
Als Larissa die Augen wieder öffnete lag sie auf einem kalten weißen Boden. Sie setzte sich auf und schaute sich um. Wo sie auch hinblickte alles war weiß. Larissa konnte nicht einmal abschätzen wie groß der Raum war.
„Wo bin ich?“, fragte sie und ein dreifaches Echo kam zurück. Wo bin ich, Wo bin ich, Wo bin ich.
„Du bist in Toms Kopf“, sagte eine tiefe Männerstimme und lachte laut, „Guten Tag ich bin der Glückliche Peter.“
Ein Mann tauchte auf und gab ihr die Hand.
„Angenehm, ich bin die verwirrte Larissa.“
Der glückliche Peter lachte: „Du hast Humor.“
„Ziemlich hohl für einen Kopf oder nicht?“
„Ja leider.“, es sollte wohl traurig klingen aber es klang trotzdem glücklich, „das liegt daran das er fernsieht. Wenn er macht braucht er keine Ideen und die entstehen hier.“
Es entstand eine kleine Pause.
„Bist du hier ganz alleine?“
„Nein.“, er drehte sich um und zeigte auf eine Frau die gerade aus dem nichts aufgetaucht war. „Es gibt hier noch viele andere. Das hier ist die Langweilige Lane.“ Die Frau hatte blondes, glattes, langes Haar in dem sie mit ihrem Zeigefinger Knoten drehte. Sie trug ein langes weißes Kleid, das so sauber war, das es gerade aus der Wäsche kommen musste. Mit einer hohen und zugleich monotonen Stimme piepste sie: „Mir ist langweilig.“
Peter lachte, zeigte neben die Langweilige Lane und sagte: „Der Wahnsinnige Hans.“, ein sehr rundlicher Mann tauchte auf und fing an wild mit den Armen zu gestikulieren und Grimassen zu schneiden.
„Die Traurige Katherina“ eine weinende Frau erschien.
„Der vergessliche Dennis“ Ein alter Herr der eben noch nicht da war fragte ob jemand seine Brille gesehen habe, obwohl er diese die ganze Zeit auf seinem Kopf trug.
„Der Phantastische Herbert“ Ein Clown tauchte auf. Er fuhr Einrad und jonglierte mit Flaschen.
„Und natürlich auch der Böse Joe, die Liebe Sarah, der Ängstliche Herbert, die Kluge Sofi und zu guter letzt der Dumme Harald.“
Alle waren sie nacheinander aus dem nichts erschienen und beäugten Larissa.
„Und was gibt es hier jetzt noch zu retten?“, fragte Larissa.
„Es ist langweilig, hier passiert nichts wenn Tom immer nur Fernsieht.“, piepste die langweilige Lane.
„Ihr seit doch aber der Kopf . Ich meine ihr müsst doch steuern können was Tom macht.“
„Nein er hat leider seinen eigenen Willen und der hat hier nun mal das sagen.“, sagte die Kluge Sofi.
Larissa fragte: „Und wozu seit ihr dann hier?“
Die Langweilige Lane bohrte in der Nase, der wahnsinnige Hans hüpfte umher, die traurige Katherina weinte, der Vergessliche Dennis kroch auf dem Boden herum und suchte seine Brille, der Böse Joe setzte ein grimmiges Gesicht auf, die Liebe Sarah schaute mitleidig, der Fantastische Herbert fuhr rückwärts auf seinem Einrad, der Dumme Harald schaute blöd aus der Wäsche und der Ängstliche Bert versuchte verzweifelt ein Versteck zu finden.
„Wir machen die Ideen.“, erklärte die Kluge Sofi, „wir sind das was ihr als Kreativität bezeichnet. Aber wenn Tom fern sieht bekommt er alle Ideen vorgesetzt und wir haben nichts zu tun.“
„Und ich soll jetzt seinen Willen besiegen?“
Der Böse Joe fängt an zu lachen: „Nein, das ist unmöglich du sollst ihn einen anderen Willen geben. Unternehmt was zusammen das er da weg kommt. Sonst ist es um uns geschehen.“
„Als Dank dafür zeigen wir dir auch eine Kostprobe unseres Könnens wenn er auf die Toilette muss.“, fügte die Kluge Sofi hinzu.
„Deshalb hab ich alle meine Ideen immer auf der Toilette.“, murmelte Larissa und fügte dann lauter hinzu, „wann glaubt ihr denn muss er wieder?“
„Also das letzte mal Ha Ha Ha Ha“, der Wahnsinnige Hans kam näher und schnitt eine Grimasse, „war er vor sieben Stunden, 40 Minuten und genau jetzt zwölf Sekunden. Nur noch eine Frage der Zeit.“
„Gut dann warte ich.“, sagte Larissa.
Sie warteten eine ganze Weile. Doch plötzlich begann sich der Raum zu bewegen. „Es geht los“, rief der Wahnsinnige Hans. Der Ängstliche Bert rannte umher und suchte verzweifelt nach einem Versteck.
Bunte Farben beleuchteten nun den Raum. Larissa glaubte das Signalhorn eines Schiffes zu hören und dann erschrak sie weil eine Dampflok direkt neben ihr vorbei fuhr. Alle rannten sie wild umher und redeten wild durcheinander. Bis sich der Raum wieder beruhigte und alles wieder weiß wurde.
„Das war aber nicht lange“, sagte Larissa.
„Ich Wette er hat sich nicht einmal die Hände gewaschen“, wetterte der Böse Joe.
„Naja du musst jetzt gehen Larissa“, sagte Sofi, „hilf uns bitte.“
„Aber wie?“, doch Larissa bekam keine Antwort mehr. Ihr wurde wieder schwarz vor Augen. Als sie wieder erwachte fragte sie sich ob es ein Traum gewesen war konnte es aber nicht genau sagen. Alles was sie wusste war das sie so schnell wie möglich Tom anrufen wollte.