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In Memoriam

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04.01.2002
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In Memoriam

In Memoriam

Hoffen. Bangen. Tag und Nacht, rund um die Uhr; selbst im Traum auf Wunder hoffend. Nicht jeder Traum war schön, doch immer schöner als die Wirklichkeit. Zum Schluss blieb uns nur noch Bangen. So krank? Unmöglich! Nicht schon in diesem Alter, dachten wir.


Befruchtung, Übelkeit, Vorfreude. Ein Kind der Liebe, die damals noch Berge versetzte. Wir suchten einen Namen. Mädchen oder Junge? Esther, oder Michael? „Lasst uns abwarten, was dabei herauskommt“, sagte ich lachend. „Ist doch egal, Hauptsache: gesund“. Die Verwandtschaft geriet völlig aus dem Häuschen, sammelte, was das Zeug hielt.
Zukünftige Großeltern, die kaum Geld hatten, gingen mit zukünftigen Eltern, die über kaum ausreichenden Wohnraum verfügten, einkaufen. Würde schon irgendwie hinhauen.

Tag X. Jetzt aber schnell! Eine frühzeitig geplatzte Fruchtblase sorgte für Aufregung. Die darauf folgende Sturz-/Hausgeburt (welch ein Chaos!) reduzierte die barbarischen Schmerzen auf eine gnädig kurze Zeit und ließ diese innerhalb der nächsten Monate nach und nach in Vergessenheit geraten.

Stillen, wickeln, schmusen. Anstrengende, in viel zu kurzen Abständen unterbrochene Nächte, die sich mit eben solchen Tagen abwechselten, waren bald nur noch Schatten von Erinnerungen und machten Platz für die Momentaufnahmen des Glücks.

In der Ecke des Kinderzimmers aufgebahrt: die Reliquien in Form von Haaren, Bildern, Kleidungsstücken und Spielzeug. Keine Angst, Kleiner, du wirst nicht vergessen werden, weil wir dich ständig in unseren Herzen bei uns tragen! Wie gerne hätten wir dich die zwei Kerzen ausblasen lassen – es hatte nicht sollen sein.

 
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Bildhauerei

Hallo -

ich kenne nur die Version 'ohne Katze' - ein starker Schluss! Und ein starker Text, vor allem auf Grund seiner Prägnanz und Kürze - keinerlei Gesülz und unnötige Information - kein Emotionsgewaber und Sinngesuche - damit bekommt der Text m. E. Gültigkeit und Stärke. Somit bin ich nicht Sigharts Meinung: es geht nicht um Information, um was es bei Kindstod geht, sondern um das Gefühl. Ich habe mal Ähnliches versucht mit "Frühstück" - aber dein Text ist gelungener.
Viel Glück für dein weiteres Schreiben - 'bildhauerisches Schreiben' - das Abmeißeln von allen Teilen, die nicht zur 'Figur' gehören...

:thumbsup:

Flic

 

Hallo Antonia,

in der Kürze liegt die Würze. Ein starker Text, in dem trotz seiner geringen Länge doch so viel drinsteckt.
Ich hätte vielleicht noch gerne gewusst, was mit dem Kind passiert ist. War es krank? Hatte es einen Unfall?
Aber der Text wirkt und berührt auch ohne diese Information.

LG
Blanca

 

Hallo Marius Manis!

Ganz herzlichen Dank fürs Lesen und das Auffinden der Stolperstellen, die selbstverständlich sofort editiert werden! Meine Zeichensetzung lässt leider oft zu wünschen übrig, aber ich arbeite an einer Verbesserung.

Es freut mich, dass Dir die Geschichte zusagt.


Lieben Gruß
Antonia

 

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