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In Memoriam
In Memoriam
Hoffen. Bangen. Tag und Nacht, rund um die Uhr; selbst im Traum auf Wunder hoffend. Nicht jeder Traum war schön, doch immer schöner als die Wirklichkeit. Zum Schluss blieb uns nur noch Bangen. So krank? Unmöglich! Nicht schon in diesem Alter, dachten wir.
Befruchtung, Übelkeit, Vorfreude. Ein Kind der Liebe, die damals noch Berge versetzte. Wir suchten einen Namen. Mädchen oder Junge? Esther, oder Michael? „Lasst uns abwarten, was dabei herauskommt“, sagte ich lachend. „Ist doch egal, Hauptsache: gesund“. Die Verwandtschaft geriet völlig aus dem Häuschen, sammelte, was das Zeug hielt.
Zukünftige Großeltern, die kaum Geld hatten, gingen mit zukünftigen Eltern, die über kaum ausreichenden Wohnraum verfügten, einkaufen. Würde schon irgendwie hinhauen.
Tag X. Jetzt aber schnell! Eine frühzeitig geplatzte Fruchtblase sorgte für Aufregung. Die darauf folgende Sturz-/Hausgeburt (welch ein Chaos!) reduzierte die barbarischen Schmerzen auf eine gnädig kurze Zeit und ließ diese innerhalb der nächsten Monate nach und nach in Vergessenheit geraten.
Stillen, wickeln, schmusen. Anstrengende, in viel zu kurzen Abständen unterbrochene Nächte, die sich mit eben solchen Tagen abwechselten, waren bald nur noch Schatten von Erinnerungen und machten Platz für die Momentaufnahmen des Glücks.
In der Ecke des Kinderzimmers aufgebahrt: die Reliquien in Form von Haaren, Bildern, Kleidungsstücken und Spielzeug. Keine Angst, Kleiner, du wirst nicht vergessen werden, weil wir dich ständig in unseren Herzen bei uns tragen! Wie gerne hätten wir dich die zwei Kerzen ausblasen lassen – es hatte nicht sollen sein.