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Infinita Tristeza

Challenge 3. Platz
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22.10.2004
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Infinita Tristeza

Même si c’est du sable chaud ou de la neige cassante, c’est mon pays
Tu es encore debout, tu n’es jamais tombée
Sèche tes larmes, c’est bientôt fini.

Idir et Manu Chao, A Tulawin

EINS​

Denía hat kein Herz mehr im Leib, sondern einen kantigen, rotglühenden Wüstenstein.
So jedenfalls kommt es ihr vor. Sie presst beide Hände auf die Brust, damit der Schmerz nachlässt, und sie atmet tief ein, um die Tränen zurück in ihre Seele zu drücken. Rachid wird fortgehen. Er hat es ihr gesagt, heute früh im Vorbeigehen, hat ihr den leuchtenden Satz zugeworfen: „Ich bin angenommen zur Aufnahmeprüfung!“
Da hat Denía gelächelt und in die Hände geklatscht, aber hinter dem Lächeln ist etwas zerbrochen und der Stein hat zu glühen begonnen. Rachid wird fortgehen. Denn die Prüfung, die wird er bestehen, es gibt niemanden im Dorf, der das bezweifeln würde. Denía hat wie alle anderen gehört, was der Dorfschullehrer über Rachid sagt. Einmal hat sie sich nahe an die Schule herangeschlichen, als sie eben Französischunterricht hatten. Wenn Rachid Französisch spricht, schluckt er alles Arabische herunter, alles, was nach heißem Sand und Armut schmecken könnte. Fast hat Denía geglaubt, einen Fremden reden zu hören. Doch, Rachid wird Erfolg haben, wenn er in die Stadt geht. Rachid wird bestehen, das Stipendium bekommen. Er wird studieren. Und er wird niemals wieder kommen.
Denía kann nicht beten. Wenn sie die Lippen öffnet, gibt das Raum für Tränen.
Rachid darf nicht studieren gehen, denkt sie und ballt die Fäuste. Lass ihn nicht zur Universität gehen, bitte.

*
„Du musst mir helfen“, murmelt der Mann mit dem grauen Schnurrbart, der auf der Straße liegt und dessen Kopf Esperanza auf ihren Pullover gebettet hat. Feuchtes Rot frisst sich langsam durch den Stoff. Esperanza umfasst Hände wie aus braunem Pergamentpapier, blickt in dunkel schimmernde Augen.
„Alles wird gut“, sagt sie, versucht, beruhigend zu klingen.
Die Augen des Fremden lächeln in trauriger Nachsicht. Er weiß gut, wie es um ihn steht, besser als Esperanza.
„Ja“, erwidert er matt. „Wenn du mir hilfst.“
Sein Französisch ist rau wie grobkörniger Sand. Esperanza fühlt Hilflosigkeit in sich aufsteigen.
„Wie soll ich Ihnen helfen? Ich bin nicht von hier.“
Der Mann schaut sie nicht mehr an, sein Blick fixiert den Pariser Himmel, grau und feucht wie sein Schnurrbart.
„Ich auch nicht, meine Tochter.“

*
„Es ist nicht fair!“, murmelt Rachid und klopft mit den Fingerknöcheln gegen die Kalkwand. „Es ist einfach ungerecht.“
Denía sitzt neben ihm, schaut verlegen zu Boden, denn sonst müsste sie die Röte seiner Augen angucken. Es ist das erste Mal, dass sie ihn so sieht. Rachid greift nach der Teeschale, nimmt einen heftigen Schluck. Sein Mund verzieht sich.
„Und ausgerechnet jetzt“, sagt er bitter.
Denía weiß, warum er zu ihr kommt und das alles erzählt. Rachids Worte aus einer anderen Zeit klingen in ihr nach: „Du bist wie eine Schwester, Denía.“ Worte, die sich in ihre Seele gegraben haben wie Samtpelz mit Krallen. Denn sie will ihm ja alles sein, aber doch nicht Schwester.
„Deine Mutter meint das nicht so“, sagt sie und dreht den Zipfel ihres blauen Tuches zwischen den Fingern.
„Meine Mutter hat Recht“, entgegnet Rachid leise. „Das ist ja das Schlimme.“
„Aber du hast eine Frist, das ist gut.“ Denía beißt sich kurz auf die Lippen.
„Drei Tage.“ Wieder Knöchel auf Kalk. Das bloße Geräusch lässt Denías eigene Hände brennen. Rachids Finger müssen bald so rot sein wie seine Augen.
„Es kommt Post von deinem Vater, ganz bestimmt.“ Sie schließt die Augen. Warum nur ist ihre Stimme so dünn.
„Er hat diesen Monat kein Geld geschickt.“ Ist es wahr, dass auch Rachids Stimme zittert?
„Es gibt eine Erklärung. Das Geld wird kommen.“
Rachid berührt sie am Arm, hilflos, hart.
„Ich will nicht nach Europa gehen müssen wie er“, sagt er heiser. Denía schaut ihn an und sieht alles, was er sich erhofft hat, in seinen dunklen Augen schimmern.
„Das Geld wird kommen“, wiederholt sie und berührt seine Knöchel. „Rechtzeitig. Alles wird gut.“

*
Esperanza sitzt am Rande des Straßenlärms. Der kleine Plastiktisch des Cafés ist eine Insel. Ihre Finger spielen mit dem Hotelschlüssel, ihre Augen sehen alles, bloß nicht den Gare du Nord, dem sie gegenübersitzt.
Er geht ihr nicht aus dem Sinn, der kleine fremde Araber, der mehr oder weniger in ihrem Schoß gestorben ist. Den Pullover hat sie noch nicht ausgewaschen. Die braunroten Flecken leuchten sie vorwurfsvoll an – dass eine solche Farbe leuchten kann! -, und wenn Esperanza wegsieht, scheint der Abdruck der Flecken auf ihrer Netzhaut zu bleiben, sodass die Welt in ein dumpfes Licht getaucht wird. Sodass alles sie an das Eine erinnert: Sie hat eine Mission.
‚Warum ich?’, denkt Esperanza. Ihre Hand umklammert den Schlüssel, heftig, bis es wehtut. Der Kaffee ist lange kalt.
Esperanza hat Urlaub. Sie hat lang von Paris geträumt. Sie hat wenig Geld.
Die Mission hat Zeit.
Esperanza presst die Augen zu. Rotbraune Dunkelheit.

*
Schmerzhafte Dunkelheit. Denía presst die Augen zu. Versperrt den Tränen den Weg.
Rachid ist fort. Er ist gestärkt nach Hause gegangen.
Denía hört das Seufzen ihrer Mutter hinter den Vorhängen, sie muss aufgewacht sein. Es ist wohl Zeit, die Umschläge zu wechseln, den Brei anzurühren, die Mutter zu füttern. Denía macht die Augen auf. Sie muss sich bewegen, die Tränen verwirren.
Hat Allah ihr Gebet erhört? Rachid wird nicht an die Universität gehen, sondern nach Europa? Wird heimlich arbeiten und Geld verdienen, wie sein Vater es bislang getan hat? Ist Allah boshaft?
Ihr kann es doch gleich sein, an wen oder was sie Rachid verliert. Es führt doch kein Weg daran vorbei.
Aber Rachid wird ein Schatten werden dort drüben. Er wird durch die schmalen Lücken zwischen den Gesetzen schlüpfen und sich an ihren vorstehenden Dornen die Seele blutig kratzen. Warum Rachid, der so viel sein könnte?
Sie richtet sich auf, weint nicht.
Ihre Mutter kann sie nicht hören, aber Allah:
„Tu etwas. Und tu es schnell. Sonst werde ich etwas tun.“

*
Esperanza schläft nicht gut. Die Bettwäsche kommt ihr klamm und kalt vor. Vielleicht will das Bett sie nicht. Es ist ja auch fremd.
Irgendwann knipst sie das Licht an, fährt sich durchs Haar. Nach Algerien fahren? Einfach so? Das ist verrückt. Jeder, dem sie davon erzählt, wird ihr das sagen. Da ist es besser, gar nicht erst zu erzählen.
Sie denkt an ihren Zug nach Barcelona, den sie übermorgen nehmen wird, wenn ihre Zeit in Paris vorbei ist und sie nach Hause fährt. Man kann sicher Verbindungen in den Süden finden. Und Fähren. Und Busverbindungen in das kleine Dorf, von dem sie nur den Namen kennt, müde gekrächzt mit der ganzen Eindringlichkeit eines Sterbenden. Man kann das Dorf finden.
Vielleicht ist es billiger, wenn sie fliegt?
Unsinn! Die Semesterferien sind zuende. Sie hat keine Zeit für verrückte Reisen. Sie kann keine letzten Willen erfüllen. Das Leben ist kein Roman.
Feuchtschimmernde schwarze Augen, die in den Himmel starren.
Eine brechende Stimme. „Du musst es ihnen sagen.“
Esperanza schlägt mit der Faust auf die Bettdecke. Sie möchte die Zeit zurückdrehen und dem Mann nie begegnet sein.

ZWEI​

*
Wüstenmorgen. Denías Augen sind noch schwer von den düsteren Träumen.
Sie stellt sich vor, wie es wäre, ihr langes schwarzes Haar mit einem Ruck abzuschneiden und als Junge hinauf nach Europa zu gehen. An Rachids Stelle seine Familie ernähren, damit er studieren kann.
Ihr Traum kommt nicht weit. Er bleibt an den unzähligen Fragen hängen, die er aufwirft und die eigentlich keine Fragen sind. Denía weiß, dass sie nicht nach Europa gehen kann, weiß, dass sie ihre Mutter nicht alleine lassen wird und dass sie schlecht mit den Namen von Rachids Vater unterschreiben kann, wenn sie das monatliche Geld schickt.
Nein.
Denía ist von der Wüstensonne an ihr Land geschweißt.
Rachids Kette ist länger. Sie wird bis weit über die Straße von Gibraltar reichen.
Drei Tage! Was kann sie tun außer zu beten?
Denía nimmt die Teeschale und schleudert sie mit aller Macht zu Boden. Sie wirft ihre Angst zu Boden, ihre Verzweiflung, ihren Hass auf das Schicksal und auf sich, weil sie nichts anderes tun kann. Das Klirren ist kurz. Die Scherben springen ein bisschen, aber nicht weit.
„Denía?“
Sie kann hören, wie ihre Mutter sich hinter den Vorhängen aufrichtet. Denía atmet tief ein.
„Nur ein Versehen. Es ist alles in Ordnung.“
Sie kniet sich auf den Boden, schiebt die Scherben mit der Hand zusammen. Dann zögert sie, ballt die Faust.
Heftig fährt sie mit den Knöcheln über den harten Boden.

*
„Ich brauche einen Flug nach Algier. Heute noch.“
Ihre eigene Stimme ist so fremd. Esperanza fühlt ihr Herz klopfen. Ihr ist, als würde sie etwas Verbotenes tun, einen Streich spielen. Der Mann im Reisebüro mustert sie. Vermutlich sieht er nur eine zerzauste junge Frau im Reisefieber. Sein Blick gleitet weiter zum Computer, die Finger hasten über die Tastatur, er kneift die Augen zusammen, starrt auf den Bildschirm.
„Zwanzig Uhr“, sagt er.
„Ja. Gut.“
Er schaut sie über den Rand seiner Brille hinweg an.
„Können Sie mir ein Taxi rufen?“, fragt sie, deutet mit dem Kopf auf die Reisetasche neben sich.
„Sie wollen gleich zum Flughafen?“
Es ist noch nicht einmal fünfzehn Uhr. Esperanza denkt kurz an ihren Vormittag zurück, schaudert: das kurzentschlossene Check-out im Hotel, überraschte Blicke hinter der Rezeption, das Umherirren in den Straßen, bis sie den Mut gefunden hat, ein Reisebüro zu betreten und auszusprechen, wohin sie will. Nein, nicht will. Wohin sie muss.
„Ja. Sofort.“
Sie schaut zur Seite. Keinen Smalltalk mehr, soll das bedeuten. Hier geht es um ein Abenteuer.
Sie sieht ihn mit den Schultern zucken.
„Taxi kommt sofort.“
Esperanzas Wangen brennen.

*
Denía sieht Rachid kommen und geht ihm entgegen.
„Keine Post“, sagt er, und sie sieht Schatten unter seinen Augen, die noch vor ein paar Tagen nicht da waren. Rachid, Rachid, denkt sie. Du warst gerade noch so glücklich.
„Was sagst du den Leuten, die dich prüfen werden?“, fragt sie.
Rachid schaut an ihr vorbei.
„Gar nichts. Was kümmert es die.“
Denía steht vor ihm, schaut zu ihm hoch, und ihr Herz flattert wie ein gefangener Vogel.
„Rachid“, sagt sie und wird rot, denn eigentlich hat sie seinen Namen nur denken wollen.
Er hebt kurz fragend die Augenbrauen, dann zuckt er die Achseln.
„Ich muss jetzt, Denía. Sie warten zuhause.“
„Was ist, wenn du hier in der Nähe Arbeit findest?“ Sie stößt es so schnell hervor, dass sie das Gefühl hat, nach einem langen Lauf atemlos zu sein.
Er hat nicht einmal die Kraft, nachsichtig zu lächeln.
„Hier gibt es keine Arbeit, Denía. Nichts, was meiner Familie helfen würde.“
Gerade, als sie seinen Blick gefunden hat, wendet er sich ab.
Sie bleibt stehen, blickt auf ihre Finger.

*
Esperanza kauft noch einen Reiseführer. Sie kommt sich dabei so albern vor. „Entdecken Sie Algerien.“ Was soll sie dort? Während sie in der Wartehalle sitzt, verschwimmen die Buchstaben vor ihren Augen, genauso wie die blechernen Lautsprecheransagen nicht den Weg in ihren Gehörgang finden. Sie denkt darüber nach, irgendjemandem Bescheid zu sagen, dass sie ihren Parisurlaub abbricht. Kurzzeitig lässt sie das Buch sinken und kramt nach ihrem Handy. Ein Wort tanzt durch ihren Geist: der Name des Dorfes. Sie murmelt ihn vor sich hin, während sie das Handy zurück in ihre Tasche gleiten lässt und den Reiseführer erneut durchblättert.
„Du musst nach Rachid ben Mochtar fragen. Mein Ältester. Man wird Bescheid wissen.“ Wieder hat sie die ersterbende Stimme im Ohr. „Sein Französisch ist gut. Er wird dich verstehen. Sag ihm …“ Ihr ist, als ob die Seiten des Buches von der bloßen Erinnerung an den trockenen Husten erzittern. Auf einmal fallen ihr einige Sachen ein, die sie hätte tun sollen: die Spur des fremden Mannes weiterverfolgen, herausfinden, wo sie ihn begraben werden, sich seinen Namen geben lassen, wenn sie seine Papiere überprüfen.
Esperanza klappt das Buch zu. Sie lächelt bitter vor ihrer eigenen Naivität. Papiere? Dieser Mann hat bestimmt keine gehabt.
„Clandestino“, murmelt sie.
Dann wird ihre Flugnummer aufgerufen.

*
Als der Tag sich seinem Ende zuneigt, geht Denía an den Brunnen, aus dem einzigen Grund, dass sie die Wände um sich her nicht mehr ertragen kann.
Am Brunnen, in der Abendkühle, sitzt Rachids Mutter.
„Guten Abend, ya sayyida.“ Denía reicht die Hand. Rachids Mutter blickt sie einen Moment an, bevor sie den Gruß erwidert.
„Guten Abend, ya cheti.“
Sie hat kein Gefäß dabei, genau wie Denía.
„Setz dich zu mir“, sagt Rachids Mutter plötzlich. Denía nimmt an ihrer Seite Platz auf dem kühlen Boden, mustert die andere verstohlen aus den Augenwinkeln. Müde sieht sie aus. Ihre Züge sind spitz, der Mund schmal, aber aus den Augen leuchtet eine Zähigkeit, die sich vor nichts ergeben wird.
„Rachid soll nach Europa.“ Denía spricht es in die Stille hinein.
„Was sollen wir tun?“ Eine Stimme wie altes Leder. „Es sind fünf Kinder großzuziehen. Jemand muss uns ernähren.“
Ja, Rachid. Mit seiner Zukunft. Denía ballt die Fäuste und Rachids Mutter wendet ihr den Kopf zu.
„Was ist mit deinen Knöcheln passiert?“
„Es ist doch nicht gerecht!“, bringt Denía hervor. „Er könnte studieren!“
„Es soll eben nicht sein. Ich glaube nicht daran, dass Mochtar zurückkommt.“
Sie schweigt, und Denía fragt sich, wie viele Nächte lautlosen Schluchzens diese Frau gebraucht hat, um diesen Satz aussprechen zu können.
„Rachid wird den Bus in die Stadt nehmen und von dort an die Küste fahren. Dort gibt es Leute, die ihn nach Europa bringen können. Mochtar hat es auch so gemacht.“
Ich will es nicht wissen, denkt Denía, atmet tief ein. Ich will es nicht wissen.
Rachids Mutter berührt ganz sanft ihre Schulter.
„Ich kann dich verstehen. Für dich muss es sein, als ob dein Bruder fortginge.“
Denía schließt die Augen. Aber die Tränen finden ihren Weg.

DREI​

*
Morgen in Algier.
Esperanza blickt auf das Tablett. Ihr Magen fordert sein Recht, sein Recht auf Baguette, ein Kleckschen Butter und Marmelade. Dünnflüssige, braunrote Marmelade. Esperanza schüttelt sich.
Sie fühlt sich wirr und schwer zugleich. Die Nacht ihrer Ankunft kommt ihr vor wie weit entfernte Vergangenheit, ein bisschen auch wie ein Fiebertraum. Alles ist unklar und verschwommen. Sie weiß nur, dass sie irgendwo geschlafen und irgendetwas bezahlt hat. Und dass sie bald am Ziel sein wird.
Der Kellner kommt, als sie die letzten Baguettekrümel auftupft.
„Wo ist der nächste Busbahnhof?“
„Wo wollen Sie denn hin?“
Sie sagt ihm den Namen des Dorfes. Ihr ist, als würde sie ein Zauberwort in einer verbotenen Sprache aussprechen.
Seine Miene wird ratlos. „Wissen Sie, wo das liegt?“
Sie schüttelt den Kopf.
„Das ist schlecht. Ich kenne den Ort nicht.“
Ein Satz, der sie in die Magengrube trifft.
Der Kellner betrachtet sie mitleidig, zückt seinen Block und skizziert mit ein paar Strichen ihren Weg.
„Ich weiß aber nicht, ob von dort Busse in Ihren Ort fahren. Sie müssen sich erkundigen.“
Ja, das wird sie wohl.
Esperanza erhebt sich, das Reiben des Taschengurtes über ihrer Schulter ist schon fast vertraut. Die algerische Sonne gewinnt langsam an Kraft.
Algerien ist groß, so unvorstellbar groß …
Man kann das Dorf finden.
„Versprochen“, sagt Esperanza zu sich selbst.

*
Und weiter weg, in dem verzauberten Dorf, hat Denía geträumt, dass sie Rachid begleitet, ohne ihr Haar abzuschneiden. Sie sind gemeinsam am Strand von Europa gelandet, und es ist das Europa gewesen, von dem Rachid ihr oft erzählt hat. Ihr ist, als würde er Europa kennen – weniger aus den Briefen seines Vaters, die kurz und schmerzlich liebevoll sind, sondern aus den vergilbten Büchern, die sein Lehrer ihm zum Französischlernen geschenkt hat. Aus ihnen kennt Rachid das Europa von Victor Hugo, von Zola und Balzac, Stendhal und Flaubert, und er hat Denía viel geschenkt von diesem Kennen.
Gemeinsam wäre alles nicht so schlimm.
Denía kämmt ihr Haar, kämmt den Schlaf weg und die Verzweiflung, aber nicht den Traum.
Ihre Mutter schweigt beim Frühstück, das tut sie immer, denn sie braucht alle Kraft, damit ihr Herz weiterschlägt. Denía schaut sie an. Es ist Verrat, was sie vorhat, aber sie wird noch jemanden finden, der für die Mutter sorgt. Gewiss doch! Und sie lächelt über ihrem Brot.
Sie wird mit Rachid reden, und alles wird gut sein.
Denía spürt ihr Herz: kein Stein mehr und kein Vogel, sondern eine leuchtende Blume. Die Blütenblätter zittern, aber sie wird Mut haben. Sie ist ganz sicher.
Sie geht los, um mit Rachid zu reden.

*
„Ja, es gibt einen Bus, der in den Nachbarort fährt“, sagt der Mann und tippt auf die Karte, die er vor Esperanza ausgebreitet hat. Sie folgt seinem Finger und nickt, zu erschöpft, um wirkliche Freude über den Erfolg zu empfinden.
„Wann?“, fragt sie.
Der Mann betrachtet sie aufmerksam.
„Gleich morgen früh.“
„Nicht mehr heute?“
„Es tut mir leid.“
Esperanza blickt auf die Karte, umklammert den Tragegurt ihrer Tasche, der feucht ist vom Schweiß ihrer Hände.
„Setzen Sie sich doch“, sagt der Mann freundlich. Esperanza sinkt auf die kleine Holzbank, fährt sich über die Stirn.
„Ich muss so schnell wie möglich dorthin“, murmelt sie. „Ich muss auch schnell wieder zurück.“
Von weit her hört sie das Plätschern von Tee. Das Schrammen von Ton auf Holz, als die Schale über den Tisch zu ihr hin geschoben wird.
„Haben Sie Bekannte dort? Es ist keine Touristengegend.“
Sie hebt die Schultern.
„Ich soll etwas ausrichten“, sagt sie einfach. „Ich glaube, es ist wichtig.“
Ihre Füße schmerzen. Der Tee spült Staub von ihrer Zunge. Ein verlorener, glutheißer Tag.
Noch immer ruht der Blick des Mannes auf ihr. Esperanza setzt die Teeschale ab.
„Ich muss eigentlich noch heute dorthin.“

*
Denía hat Rachid zur Post begleitet. Er hat die ganze Zeit geredet. Auch er muss etwas Gutes geträumt haben. Seine Worte klingen nach Hoffnung, und er erzählt ihr, was er noch für die Prüfung gelernt hat. Malt mit seinen Sätzen ein schönes Bild von der Zukunft, das Denía entgegenleuchtet, bis sie das kleine Postamt erreicht haben und ein einziger Satz wie eine wilde Klaue in das Bild fährt und alles zerfetzt: „Es gibt keine Post.“
Es tut ihr so weh, ihn zu sehen, wie der Satz ihn trifft. Wie etwas von ihm abfällt, zu Staub getreten wird.
„Rachid …“
„Sag jetzt bitte nicht, dass noch alles gut wird.“
Sie tritt auf ihn zu. Was ihr Herz jetzt ist, weiß sie nicht. Doch es tut weh vor Angst.
„Heirate mich doch!“
Seine Augen werden groß.
„Oder nimm mich auf jeden Fall mit nach Europa“, sagt sie, sucht seine Hände, die er ihr nicht entzieht, die starr vor Überraschung in den ihren liegen. „Ich will dich begleiten. Ich werde dir helfen. Wir können gemeinsam Geld verdienen.“
„Denía!“
Jetzt zieht er seine Hände weg, auch wenn sie sie festhalten will.
„Ich meine es ernst! Ich liebe dich!“
„Denía.“ Er legt die Hände auf ihre Schultern. „Das geht doch nicht.“
„Ich habe keine Angst vor Europa!“
„Denía, ich kann dich doch nicht heiraten …“
Sie starrt ihm in die Augen und sucht nach Gründen.
„Du kannst mich als deine Schwester mitnehmen. Das würde doch gehen.“
„Du hast keine Ahnung, was es bedeutet, nach Europa zu gehen.“ Er wendet sich ab.
„Ich weiß, dass es schwer wird. Deshalb will ich dir doch helfen.“
„Hör auf, Denía. Es ist Unsinn. Ich kann ja froh sein, wenn ich mich selbst durchbringe.“
Warum nur müssen ihre Augen so brennen?
„Ich habe immer gedacht, dass wir eines Tages heiraten.“
„Ach, Denía!“
Für einen Moment verflucht sie diese entsetzliche fremde Welt, die er sich in seinen Büchern zusammengelesen hat und die daran schuld ist, dass er alles anders machen und ganz bestimmt nicht heiraten wird.
„Nimm mich mit“, bittet sie, um nicht zu schweigen.
Rachid sieht sie lange an.

*
Nein, es gibt niemanden, der sie heute noch in das Dorf fahren würde. Man ist über acht Stunden unterwegs.
In einer kleinen Pension sitzt Esperanza im Schneidersitz auf ihrem Bett. Eigentlich wäre es an der Zeit, jemandem Bescheid zu sagen. Antonio zum Beispiel, damit er nicht umsonst am Bahnhof auf sie wartet. Aber das ist alles so weit weg.
Esperanza fragt sich, was sie erwartet. Vor ihr auf der Bettdecke liegt das Busticket. Zum ersten Mal wird ihr klar, dass es nicht nur ihre Aufgabe ist, die Botschaft des fremden Mannes zu überbringen. Sie wird noch für etwas anderes Worte finden müssen: Für seinen Tod.
Ihr schwindelt. Bestimmt gibt es Sitten, Floskeln, Traditionen, aber von alledem weiß sie nichts. Sie kann nur in ein Gespinst von fremden Leben hereinplatzen, vorbeigekommen aus einer anderen Welt, und die unbekannten Fäden durcheinanderbringen.
Die Aufgabe vor ihr ist ein gewaltiger Berg.
‚Ich kann nicht.’
Der Gedanke ist so klar, dass er weh tut. Im Grunde hat sie die Wahl. Das Busticket ist nicht sehr teuer gewesen. Sie kann es zerreißen, in viele kleine weiße Fetzchen, und aus dem Fenster blasen, dann ihre Tasche nehmen und sich zum Flughafen fahren lassen. Diesen Albtraum aus Sonne und Erschöpfung verlassen.
Kann sie wirklich? Sie fürchtet sich vor einem Zuhause, in dem vielleicht alles rotbraun sein wird; sie fürchtet sich vor zwei dunklen Augen, die sie in der Nacht ansehen könnten, wenn sie vom Pariser Himmel träumt.
Esperanza schiebt das Ticket unter ihr Kopfkissen und rollt sich zusammen. Es ist noch nicht dunkel, aber sie will nichts außer schlafen. Und morgen – morgen wird sie sehen, was sie tut.

*
Es ist alles bereit.
Denía hat sauber gemacht. Sie hat Essen gekocht. Sie hat zusammengepackt, was ihr gehört.
„Ich gehe fort, Mutter. Ich kann nicht anders.“
Zwei verwirrte Augen sehen sie an, stumm und unendlich müde. Sie ist beinahe sicher, dass ihre Mutter all das für einen Fiebertraum hält.
„Ich werde eine Nachricht hinterlassen. Man wird sich um dich kümmern. Das Dorf hält doch zusammen.“ Sie küsst ihre Mutter auf die Stirn, bevor sie sich erhebt und auf die andere Seite der Vorhänge zurückkehrt.
Denía, die ihre Mutter verrät: So wird man über sie reden, sie weiß es jetzt schon. Vielleicht auch: Denía, die Hurenseele, denn sie ist einem Jungen nachgereist.
Vielleicht bringt sie Rachid mit ins Gerede.
Vielleicht ist all das so falsch, wie es sich anfühlt.
Denía streckt sich auf ihrem Lager aus, es wird ihre letzte Nacht daheim sein.
Noch immer hat sie Rachids Stimme im Ohr: „Ich reise morgen ab. Es hat keinen Sinn, länger auf irgendetwas zu warten. Leb wohl, meine kleine Schwester.“
Er hat alles getan, um ihr Gespräch ungeschehen sein zu lassen.
Von Denías Entschluss weiß er nichts.
Noch nicht.

VIER​

*
Als Esperanza erwacht, ist es noch dunkel. Eine Weile liegt sie da und starrt in die Finsternis. Dann fährt ihre Hand unter das Kopfkissen, ertastet Papier.
„Es ist gut“, murmelt sie. „Ich fahre ja.“

*
Als Denía erwacht, ist es noch dunkel. Sie erhebt sich, leise, zögert an der Tür, dann geht sie los. Sie hat ein gutes Stück Weg vor sich bis ins Nachbardorf. Von dort wird heute der Bus fahren.
Ist sie erst einmal dort, wird Rachid sie nicht mehr fortschicken können, wenn auch er ankommt.

*
Es dauert nicht lange, und Esperanza hat das Gefühl, an ihrem Sitz zu kleben. In diesem Bus gibt es keine Luft, es gibt nur Hitze, die eingeatmet wird und sofort über die Poren nach außen dringt. Esperanza atmet langsam und mit geschlossenen Augen, versucht nicht daran zu denken, dass sie diese Reise noch ein zweites Mal auf sich nehmen muss, wenn sie zurück nach Algier fährt. Wenigstens hat sie daran gedacht, eine Flasche Wasser zu kaufen. Jeder Schluck der warmen Flüssigkeit ist kostbar.
Der Bus ruckelt weiter, ein rollender Brutkasten, in dem alle Gedanken ausgelöscht sind.
Esperanza zerfließt langsam.

*
Denía sitzt im schwülen Schatten, als sie ihn kommen sieht. Sie steht nicht auf, um ihm entgegenzugehen. Er entdeckt sie von selbst und kommt auf sie zu.
„Was tust du hier?“
„Ich komme mit“, sagt sie.
„Denía!“
Sie schweigt trotzig.
„Du hast doch überhaupt kein Geld!“
„Ich habe die Kette meines Vaters verkauft.“
„Bist du verrückt? Und deine Mutter?“
Jetzt sieht sie ihm in die Augen.
„Es ist mein Leben!“
„Denía!“ Rachid hockt sich neben sie. „Was willst du eigentlich?“
„Bei dir sein“, sagt sie schlicht. Er schüttelt den Kopf.
„Sei nicht dumm. Du benimmst dich wie ein kleines Mädchen.“
„Für dich bin ich wohl eines“, erwidert sie und ist erstaunt, dass ihre Stimme so weich klingt.
Rachid sieht sie weiter an und überschüttet sie mit Fragen, die sie nicht hören will. Fragen, die nach Wirklichkeit schmecken. Denía schaut ins Leere. Rachids Stimme hüllt sie ein wie ein zarter Wasserfall.
Und sie hat geglaubt, dass man gegen die Wirklichkeit anrennen kann, wenn man genug Anlauf nimmt. Dass es funktioniert, wenn man es einfach tut.
Rachid wischt ihr eine Träne von der Wange. Er ist still geworden.
„Mein Bus kommt“, sagt er schließlich.

*
Esperanza taumelt nach draußen. Ein wandelnder Schweißklumpen. Das Wort geht ihr durch den Kopf, in sich widersinnig, aber sie kann nicht einmal darüber lächeln. Ihre Reisetasche wiegt mehrere Zentner. Im Schatten der Bahnhofsbaracke sitzen ein Junge und ein Mädchen in einem blauen Gewand. Bestimmt Geschwister, denkt ein Teil von Esperanza. Sie schleppt sich auf den Schatten zu, lässt sich neben den beiden zu Boden plumpsen.
„Guten Tag“, sagt der Junge. Es klingt wie reinstes Französisch. Esperanza fährt sich mit dem Ärmel über die Stirn.
„Guten Tag. Kannst du mir helfen?“ Sie nennt ihm den Namen des Dorfes. Seine Augen leuchten schmerzlich auf, während das Mädchen an seiner Seite weiter zu Boden starrt.
„Ich komme von dort. Was wollen Sie bei uns, Mademoiselle?“
Esperanza zögert.
„Ich suche Rachid ben Mochtar.“

*
Denía horcht auf, als der Name fällt. Sie hebt den Kopf und schaut die Fremde an. So sehen sie also aus, die Europäerinnen.
„Kennst du ihn vielleicht?“, fragt die Fremde Rachid, als sein Schweigen zu lang wird.
„Das bin ich“, sagt er. Seine Hand tastet nach Denías. Vermutlich wird es ihm selbst gar nicht bewusst, denkt sie. Die Fremde ist so rätselhaft und kommt ihr seltsam unwirklich vor, aber eine Ahnung dessen, was sie sagen wird, liegt plötzlich drückend schwer in der Luft und schnürt Denía die Kehle zu. Sie drückt Rachids Hand, und als die Fremde weiterspricht, die Stimme dünn vor Unsicherheit und in einem Französisch, das gewiss nicht ihre Muttersprache ist, da ist es Denía, als ob sie jedes einzelne Wort voraussieht, als ob sie jeden Satz schon einmal gehört hat. Der kleine Mann, der verloren wirkend die Straße überquert. Und das Auto, das viel zu schnell ist. Der Körper, der durch die Luft fliegt. Der dumpfe Aufschlag.
Und Rachid drückt auch ihre Hand. Es ist nichts anderes da. Inmitten der ganzen Traurigkeit fühlt Denía sich für einen Moment nützlich. Sie ist Rachids Halt.

*
„Es tut mir so Leid“, sagt Esperanza leise, sucht den Blick des Jungen.
„Wir haben so etwas geahnt, wissen Sie“, antwortet Rachid, ohne sie anzusehen. „Er hat sich so lange nicht gemeldet.“
„Ich soll dir sagen …“ Esperanzas Stimme ist belegt, und sie kramt in ihrem Gedächtnis, hört die Worte in ihrem Innern noch ein weiteres Mal. „Ich soll dir sagen, dass du nicht nach Europa gehen darfst. Du bist nicht dafür gemacht. Du darfst dort nicht zerbrechen. Du musst andere Wege finden. Und vergiss niemals, dein Land zu lieben und dich selbst zu achten.“
Einen Moment herrscht Stille.
Dann hört Esperanza zum ersten Mal die Stimme des Mädchens. Sie spricht Arabisch.

*
„Er wollte, dass du hier bleibst!“
Rachid nickt, langsam, bitter, löst ihre Finger.
„Es fällt leicht, sein Land zu lieben, wenn man weit davon entfernt ist.“
Denía erhebt sich gleichzeitig mit ihm.
„Was wirst du tun?“
Er deutet mit einem leichten Nicken zu dem Bus, aus dem die Fremde eben gestiegen ist und vor dem sich gerade die zwei Busfahrer unterhalten.
„Ich steige dort ein. Was sollte ich sonst tun?“
„Aber dein Vater …“
„Denía. Glaubst du denn, dass sein letzter Wunsch die Realität ändert? Glaubst du denn, dass es irgendeinen anderen Weg gibt?“
„Was wird aus dir werden?“
Er lächelt schief, streicht ihr eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Ich nehme an, ich werde lernen, mein Land zu lieben und mich selbst zu achten.“
Sie schüttelt den Kopf. Sie sieht, was er sein wird, und will es nicht sehen.
„Ich komme mit dir“, flüstert sie, aber es ist eben nur ein Flüstern, in den Wüstenwind gesagt und für immer davon getragen. Rachid weiß, er muss nicht einmal den Kopf schütteln.
„Das Mädchen dort ist müde, Denía. Sie braucht einen Ort zum Schlafen.“
Denía sieht zu Esperanza hinüber, begegnet ihrem Blick. Sie nickt.
„Friede sei mit dir, Rachid.“
„Und mit dir, Denía.“

*
Denía blickt wieder zu Esperanza, und zwei Welten sehen sich an.
„Ich bin Denía“, sagt Denía, kratzt ihr spärliches Französisch zusammen. Mit einem traurigen Lächeln fügt sie hinzu: „Das bedeutet ‚Leben’.“
Esperanza lächelt zurück.
„Ich bin Esperanza“, antwortet sie. „Das heißt Hoffnung.“

 

Hi Malinche!

Bis jetzt habe ich keine Cliffhanger-Geschichte gelesen, also ist mein Kommentar nicht sehr auf den Challenge bezogen.

Meiner Meinung nach hast du das "Clandestino-Feeling" und die Beweggründe Rachids sehr gut dargestellt. (Bist du von irgendwelchen Bands inspiriert worden? :D Clandestino, Esperanza, Denía...). Und spannend ist die kg auch! Ich hatte schon gedacht, Esperanza und Rachid verpassen sich.

Einzig der Schluss hat mich ein bisschen enttäuscht, nicht weil ein offenes Ende schlecht ist, sonder weil ich doch gerne gewusst hätte, wie es weiter geht. ;)

Liebe Grüsse
sirwen

P.S.: Wolltest du nicht auch "Welcome to Tijuana" einbauen? Tequila, sexo y marijuana... :D

 

Hallo Malinche,

was für eine wunderschöne Geschichte, auch wenn sie so deprimierend endet.
Nun kommt Esperanza noch rechtzeitig und ihre Mission bleibt erfolglos. Wie schade. Ich hätte Rachid das Studium gegönnt.
Bei den Cliffhangern bin ich etwas unentschlossen, aber da ich ohnehin die ganze Geschichte immer weiter lesen wollte, kann ich vielleicht einfach nichts über ihre Wirkung sagen. ;)

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sirwen!
Ja ... schön, dass es dir gefallen hat und du die Geschichte spannend fandest. Nachdem ich ganz schön mit ihr kämpfen musste, damit sie sich in ein Word-Dokument bequemt, war ich mir am Ende nicht mehr wirklich sicher.

Bist du von irgendwelchen Bands inspiriert worden?
:Pfeif: Wie kommst du denn darauf ... Nein, natürlich, ich glaube, meine Inspirationsquelle ist sehr, sehr eindeutig. :D War ja klar, dass du sie erkennst.
Tijuana ist ja schon in der Alpakageschichte drin. Indirekt.

Hallo sim,

was für eine wunderschöne Geschichte
Danke schön!
Bei den Cliffhangern weiß ich auch nicht wirklich. Aber nachdem die Geschichte durch die Challengevorgaben entstanden ist, dachte ich, ich stelle sie trotzdem hier rein. :) Auf jeden Fall finde ich es schön, dass du sie gelesen hast und mit Rachid mitfühlen konntest.

Euch beiden danke fürs Lesen.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche,

ich habe es dir ja schon per PN mitgeteilt, mach es aber sehr gern noch einmal kurz auf diesem Weg:

Das ist eine großartige Geschichte, eine der besten, die ich je gelesen habe – und eine – und das schreibe ich nicht oft – die ich sehr gern selbst geschrieben hätte und die mich ein bisschen neidisch zurücklässt.

Mehr zu sagen ist eigentlich überflüssig, außer vielleicht, dass sie ganz viel Leser verdient hat.

Wünsche dir viel Glück für die Challenge.

LG Sebastian

 

Hallo Malinche,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Du hast sehr eindringlich geschrieben. Ich habe richtig mit Rachid mitgehofft, dass er doch noch Geld bekommen wird und sich seinen Traum erfüllen kann. Schade, dass er letztendlich doch nach Europa geht, schade, dass Das Mädchen nicht mitgekommen ist. Ich bin grad richtig traurig, im Moment wäre mir ein Happy End lieber.

Das hiesige Lebensgefühl hast du meiner Meinung nach gut eingefangen. Manchmal ist es kaum vorstellbar, dass es noch Länder gibt, in denen es nicht selbstverständlich ist, eine Schule zu besuchen oder Länder, in denen man einfach nicht studieren kann, weil man zum Lebensunterhalt der Familie beisteuern muss. Ein bißchen hat diese Geschichte mir gezeigt, wie gut wir es hier doch eigentlich haben. Das wir uns oft über Kleinigkeiten aufregen, die kaum der Rede wert sind.

Ich hoffe jedenfalls, dass Rachid am europäischen Leben nicht zerbricht und er und Denia irgendwann noch zusammen finden.

Stilistisch/Sprachlich war deine Geschichte klasse. Ich habe beim Lesen keine Fehler gefunden oder Formulierungen, die mich stören.

Groooßes Lob!

Ich habe ein paar kleinere Kritikpunkte:
Einer davon ist die Freundschaft der Protagonisten - meines Wissens ist es in arabischen Ländern absolut nicht üblich, dass Freundschaften zwischen Männern und Frauen geduldet werden. Zumindest wäre es nicht üblich, dass die Beiden sich ohne jedliche Aufsicht treffen. Ok, Denias Vater scheint tot zu sein, zumindest wird er nicht erwähnt, er kann also kein Auge auf die Tochter haben und die kranke Mutter natürlich auch nicht - allerdings wäre Denia im Dorf wohl eher geächtet.

Das andere betrifft die Cliffhanger von Esmeranza - die habe ich als ein wenig langweilig empfunden. Mir persönlich hätte die Geschichte besser gefallen, wenn sie ohne die Cliffhanger erzählt worden wäre. Was nicht heißt, dass ich sie nicht trotzdem gut finde!

LG
Bella

 

Hallo Malinche,

ich lasse die Cliffhanger mal beiseite, denn dazu ist schon einiges gesagt worden. An manchen Stellen sind deine Übergänge von den Erzählsträngen keine echten Cliffhanger. Aber das war mir beim Lesen völlig egal.

Du hast es geschafft, mich als Leser auf eine Reise mitzunehmen. Auf eine Reise in ein staubiges kleines Dorf mitten in der algerischen Wüste. Ich kenne mich dort nicht aus, aber es wirkte auf mich alles sehr authentisch.

Die Figuren sind dir sehr gut gelungen. Zunächst dachte ich noch, Denía bliebe etwas blass. Am Anfang erfährt man mehr über Esperanza. Übrigens würde ich mir wohl die gleichen Gedanken machen wie sie, die ja doch ein wenig mit ihrer Aufgabe hadert, sie letztendlich aber doch erfüllt. Auch hier hast du die Figur sehr lebendig gestaltet. Später dann auch bei Denía. Über Rachid erfährt man dagegen am meisten durch die Gedanken anderer Figuren. Obwohl sich alles um ihn dreht, bekommt man von ihm selbst relativ wenig mit. Aber auch das fängst du am Ende sehr gut auf.

Tja, zur Geschichte an sich ist schon so viel gesagt worden. Sie ist traurig, melancholisch, aber sie spiegelt das wahre Leben. Wie viele Menschen leben tatsächlich ihren Traum? Ich denke, wenn man von fünf Prozent ausgeht, greift man schon sehr hoch. Genau durch die realistische Schilderung und den realistischen Plot hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen. Sie bleibt mir sicher im Gedächtnis.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo ihr,
danke erst mal fürs Lesen!

@svg:
Wie bereits erwähnt, mit diesem Lob hast du dir das Recht erwirkt, alle meine zukünftigen Geschichten erbarmungslos zu verreißen … ;) Ich bin nach wie vor platt, dass sie dir so überaus gut gefällt. Danke.

@Bella
Man soll sich ja nicht freuen, wenn man andere traurig macht, aber ich finde es doch schön, dass die Geschichte dich berühren konnte und sogar etwas zum Nachdenken gebracht hat.
Das mit der Freundschaft war für mich auch ein Problem. Ich habe es mir so vorgestellt, dass es immer ein gutes Verhältnis zwischen Denias und Rachids Familie gab und ihre Beziehung so sehr auf Bruder-Schwester-Ebene ist, dass für niemanden etwas Anstößiges zu finden ist. Mir ist natürlich klar, dass es letztendlich vielleicht nicht völlig realistisch wird.
Ja, und das mit Esperanzas „Cliffhangern“: ich habe beim Schreiben gemerkt, wie verdammt schwierig das ist. Ich habe eigentlich keine gute Platzierung erwartet, weil ich nicht das Gefühl hatte, die Challenge-Vorgaben mit dem Cliffhanger gut umgesetzt zu haben. (Was heißt hier hatte, ich habe es noch immer nicht … :) ) Na ja, aber jetzt ist alles so, wie es ist …
Vielen lieben Dank für dein Lob.

@katzano
Auch dir ein herzliches Dankeschön.
Du hast es geschafft, mich als Leser auf eine Reise mitzunehmen.

Sie bleibt mir sicher im Gedächtnis.
Was will man mehr? Besonders freu ich mich auch, dass du die Figuren als gelungen empfindest. Ich hatte beim Schreiben von allen ein sehr genaues Bild im Kopf, aber ich war nicht sicher, ob Esperanza und Denía im Gleichgewicht zueinander sind.
:)

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

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