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Innen und Außen

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19.08.2005
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Innen und Außen

Ich zünde mir eine Zigarette an. Von drüben drängen streitende Stimmen heraus. Seine übertönt ihre. Heizt sich auf. Die Balkontür wird geschlossen. Schweigen im Hinterhof. Nur das Knistern, als ich an der Zigarette ziehe.

Ein Auto durchbricht die Stille. Vermutlich die Tochter. Kommt regelmäßig zu Besuch. Mit einem Jungen. Wahrscheinlich der Enkelsohn. Sie sehen mich nicht. Die vermutliche Tochter knallt die Autotür zu. Der Junge fängt an zu heulen, reibt sich die Finger. Sie brüllt den Jungen an, warum er nicht aufpasst. Blickt zu mir hoch. Packt den Jungen am Arm. Sie verschwinden im Haus. Ich verfolge ihr Schreien, sein Heulen die gekippten Treppenhausfenster entlang nach oben.

Die Balkontür geht auf, die Frau tritt heraus. Hinter ihr streitet es noch immer. Der Mann, die vermutliche Tochter, der Junge sind nicht zu sehen. Die Frau bemerkt mich. Schließt die Balkontüre, um das Streiten abzustellen. Zündet sich eine Zigarette an.

Die Frau nickt mir zu. Ich drücke meine Zigarette aus. Gehe nach drinnen. Schließe die Balkontüre hinter mir.

 

Hallo write.control,

zunächst ein Willkommen auf Kg.de.

Ähm, ist das eine Geschichte in Stichpunkten?

So würde mE ein Entwurf für eine Kurzgeschichte aussehen. Drumherum gehört doch wohl noch etwas Handlung, einige Dialoge und Beschreibungen des Milieus, oder?

Gut, es ist ein Szenenablauf innerhalb einer kurzen Zeit. Aber für mich noch keine Geschichte.
Vielleicht siehst du oder andere Kritiker es anders. Also für mich müsste da noch mehr hinein und das ist mE auch gut möglich.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

vielen Dank für deinen Beitrag.

Stimmt, die Geschichte ist sehr kurz, aber ich glaube, es gibt hier keine Richtlinie, wie lange eine Geschichte sein soll und was sie beinhalten muss, oder? Außerdem würde ich Länge nicht als Qualitätskriterium sehen, das klingt bei dir aber fast so. Vielleicht meinst du aber auch den eher nüchternen Stil?

Das Milieu habe ich absichtlich nicht weiter beschrieben, Dialoge können meiner Meinung nach hier nicht stattfinden - das ist ja gerade der Punkt - und ich wüsste auch nicht genau, was noch als Handlung passieren sollte.

Für mich ist die Geschichte so komplett, also kein Entwurf.
Es sollte der Versuch sein, zum Nachdenken anzuregen. Hat vielleicht nicht funktioniert.

Gruß, w.c.

 

Hallo white.control,

ich find es schade, das deine Geschichte hier so untergegangen ist.
Mein Tipp: Guck mal unter http://www.drabbles.de/ - da wird deine Kunst (das ist sie nämlich) bestimmt besser verstanden!

LG

MM

 

hallo write.control,

Kurzgeschichten können natürlich so aussehen. Und ich wüsste auch nicht, was an deiner nun fehlt. Die wichtigsten Informationen sind schon vorhanden. Die Tatenlosigkeit beim Zusehen, das Wahrnehmen ohne wirkliches Interesse, eher genervt sein vom Unerträglichen kommt mE auch durch.
Persönlich nerven mich Geschichten zwar auch, die zu Ende sind, bevor man sich eingelesen hat, aber das kann man natürlich dir nicht zum Vorwurf machen.
Für mich bleibt von dieser Schilderung allerdings wenig hängen. Der Text erreicht mich nicht. Er schildert etwas und ich weiß nicht warum es mir erzählt wird.

Für einen Drabble hat er übrigens 61 Wörter zu viel. ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo missmarvel,

danke für den Tipp! Da ist meine Geschichte sogar noch 68 Worte zu lang! Ob ich das gekürzt kriege? Mal sehen. Klingt auf jeden Fall spannend. Vielleicht bin ich da wirklich besser aufgehoben.

Gruß, w.c.

 

Freut mich...
Aber das sollte natürlich nicht heissen, dass du hier nicht hingehörst. ;)

LG MM

 

Hallo write.control,

ich muss mich noch einmal einschalten und zwar betrifft meine Kritik die Aussage von sim.

@ sim:

Du schreibst einerseits

Kurzgeschichten können natürlich so aussehen. Und ich wüsste auch nicht, was an deiner nun fehlt.

Aber am Ende

Für mich bleibt von dieser Schilderung allerdings wenig hängen. Der Text erreicht mich nicht. Er schildert etwas und ich weiß nicht warum es mir erzählt wird.

Vielleicht geht es dir deshalb so, weil doch einiges an dieser Geschichte fehlt. Vielleicht käme durch mehr Handlung und mehr Drumherum besser zum Ausdruck, was w.c. sagen will.

Ist nur so eine Idee von mir. Denn wir hatten ja schon bei manchen Geschichten kritisiert, dass ihr Handlung, Dialoge und Spannung fehlen.
Will mich aber nicht darüber streiten.

Viele Grüße
bambu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim, hallo bambu,

vielen Dank für eure Beiträge. Bin ich ja schon mal froh, dass ich nach sim zumindest das Wichtigste drin habe...

Für mich bleibt von dieser Schilderung allerdings wenig hängen. Der Text erreicht mich nicht. Er schildert etwas und ich weiß nicht warum es mir erzählt wird.
Vielleicht geht es dir deshalb so, weil doch einiges an dieser Geschichte fehlt. Vielleicht käme durch mehr Handlung und mehr Drumherum besser zum Ausdruck, was w.c. sagen will.

Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass ich nicht alles in meiner Geschichte durchdiskutiere, weil ich noch Raum für den Leser lassen will, über das Gelesene nachzudenken - eben selbst heraus zu finden, was der Text aussagen will.

Meiner Meinung nach wird meine Intention durch den Text deutlich. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Ich werde jetzt aber hier keine Eigeninterpretation anfügen, denn dadurch würde der Text oder eine weitere Diskussion (falls noch jemand dazu Lust hat) nur kaputt gemacht.

Ich würde lieber gerne hören, was sich andere bei dem Text denken, als bekannt zu geben, was ich mir bei dem Text gedacht habe.

Bis jetzt gibt es diesbezüglich ja nur Fragezeichen von sim und bambu - missmarvel hat sich dazu leider nicht weiter geäußert.

Würde mich zumindest freuen, wenn's noch weitere Kommentare gäbe...

Danke, w.c.

 

Hallo write.control!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Ich nehme an, du willst mit der Geschichte zeigen, wie jeder für sich lebt, man nebeneinander her lebt, sich nicht einmischt und nicht miteinander spricht. Alles bleibt innerhalb der Wohnung, nichts soll nach draußen dringen, Nachbarn sind sich einander fremd, man begnügt sich mit Vermutungen.

Es ist natürlich legitim, das in so kurzen, knappen Sätzen darzustellen. Aber ich hätte es schöner gefunden, wenn die Geschichte richtig aus der Sicht des rauchenden Protagonisten geschrieben wäre, sodaß ich auch erfahre, was er denkt und wie es ihm denn dabei geht. Vielleicht möchte er ja zum Beispiel die Nachbarin ansprechen, traut sich aber nicht? Vielleicht übernimmt er ein Päckchen für jemanden im zweiten Stock und wird ganz nervös beim Gedanken, nun an einer fremden Tür klopfen zu müssen? Er könnte auch in eine Selbsthilfegruppe für vereinsamte Hochhausbewohner gehen und dort alle seine Nachbarn treffen...

Außerdem kommt im ersten Absatz nicht klar heraus, daß er am Balkon steht, dadurch mußte ich mittendrin mein Bild korrigieren, weil ich erst dachte, er hört sie bis in seine Wohnung streiten. Besser wäre es, wenn man das gleich weiß. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Vielleicht ist es aber auch einfach so, dass ich nicht alles in meiner Geschichte durchdiskutiere, weil ich noch Raum für den Leser lassen will, über das Gelesene nachzudenken - eben selbst heraus zu finden, was der Text aussagen will
Auf diese Aussage reagiere ich, je länger ich bei KG bin, immer allergischer. Sie wird zu oft missbraucht, um mangelhafte, kryptische Texte aufzuwerten. Außerdem unterstellt sie allen anderen Autoren, dass sie den Raum für die Leser nicht lassen und erhebt so das eigene Werk auf Kosten der anderen zu etwas Besonderem.
Damit möchte ich nicht sagen, dass es deiner Geschichte an etwas fehlt. Bei aufmerksamem Lesen hättest du das auch meinem ersten Posting schon entnehmen können.
Die avisierte Handlung ist ja mit dem Schließen der Balkontür abgeschlossen. Die Ruhe ist wieder eingekehrt, die Zigarette kann in Ruhe zu Ende geraucht werden. Kein fremder Streit stört mehr die Idylle.
Es ist ein Egoismus unserer Zeit, die Schwierigkeiten anderer nur als Störung zu empfinden. Und trotz Daily Talk verschließen wir natürlich die eigenen Probleme gern vor den anderen, damit die Nachbarn nicht schlecht über uns denken.
Es ist ja nicht so, dass du nicht eine realistische Situation eingefangen hättest.
Mir ist die Aussage nur schlicht zu banal.
Und (das ist nun mal mein persönlicher Geschmack) ich lasse mich gerne von Geschichten gefangen nehmen, mit ihnen auf eine Reise gehen. Deine ist so kurz, dass man im Vergleich zur Reise lediglich eine Flasche Wasser vom Balkon nimmt. Sie endet, noch ehe man sich darauf einlassen kann.
Bambu hat schon recht. Handlung hat die Geschichte, Dialoge müssen nicht sein, aber Spannung fehlt ihr schon, weil ein Blick nach unten genügt, und man weiß, viel entwickeln wird sich da nicht.
Aber wie gesagt, ich bin da nicht objektiv. Mir ist es einfach zu kurz und im Gegensatz zu deiner Auffassung zu klar, nicht zu kryptisch.
Es gibt nichts, das mich zum Weiterdenken reizt. Das aber war doch dein Ziel, oder?

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl, hallo sim,

danke nochmals.

Auf diese Aussage reagiere ich, je länger ich bei KG bin, immer allergischer. Sie wird zu oft missbraucht, um mangelhafte, kryptische Texte aufzuwerten. Außerdem unterstellt sie allen anderen Autoren, dass sie den Raum für die Leser nicht lassen und erhebt so das eigene Werk auf Kosten der anderen zu etwas Besonderem.

So hab ich das auf jeden Fall nicht gemeint. Tut mir leid, wenn es anmaßend rüberkam. Und aufwerten wollte ich meinen Text dadurch auch nicht. Außerdem ist er ja nicht wirklich kryptisch, oder? Ich wollte nur erklären, warum ich hier nicht genauer ausführe.

Damit möchte ich nicht sagen, dass es deiner Geschichte an etwas fehlt. Bei aufmerksamem Lesen hättest du das auch meinem ersten Posting schon entnehmen können.

Hab ich auch. Ich habe lediglich nochmal auf bambu reagiert.

Die avisierte Handlung ist ja mit dem Schließen der Balkontür abgeschlossen. Die Ruhe ist wieder eingekehrt, die Zigarette kann in Ruhe zu Ende geraucht werden. Kein fremder Streit stört mehr die Idylle.

Hm. Aber die eigentliche Zigarette ist ja zu Ende geraucht. Es ist ja jetzt die Frau von Gegenüber, die auf dem Balkon steht, während die erste Person nach Innen gegangen ist.


Es ist ein Egoismus unserer Zeit, die Schwierigkeiten anderer nur als Störung zu empfinden. Und trotz Daily Talk verschließen wir natürlich die eigenen Probleme gern vor den anderen, damit die Nachbarn nicht schlecht über uns denken.
Es ist ja nicht so, dass du nicht eine realistische Situation eingefangen hättest.
Mir ist die Aussage nur schlicht zu banal.
Mir ist es einfach zu kurz und im Gegensatz zu deiner Auffassung zu klar, nicht zu kryptisch. Es gibt nichts, das mich zum Weiterdenken reizt. Das aber war doch dein Ziel, oder?

So gesehen finde ich es auch ziemlich banal. Aber jetzt weiß ich zumindest, dass meine eigentliche Aussage nicht rüberkommt. Da muss dann wohl doch noch einiges zur Klärung eingefügt werden. Kryptisch finde ich es genauso wenig wie du. Aber so banal habe ich es dann auch nicht gemeint.

Vielleicht möchte er ja zum Beispiel die Nachbarin ansprechen, traut sich aber nicht? Vielleicht übernimmt er ein Päckchen für jemanden im zweiten Stock und wird ganz nervös beim Gedanken, nun an einer fremden Tür klopfen zu müssen? Er könnte auch in eine Selbsthilfegruppe für vereinsamte Hochhausbewohner gehen und dort alle seine Nachbarn treffen...

Ich verstehe, was du meinst. Und das lässt sich bestimmt auch so umsetzen. Aber ich wollte eben keinen Kontakt zwischen den Parteien einfügen. Aber das mit den Gedanken muss ich vielleicht noch einarbeiten. So scheint es offensichtlich nicht deutlich zu werden, was ich sagen will (s.o.).

Außerdem kommt im ersten Absatz nicht klar heraus, daß er am Balkon steht, dadurch mußte ich mittendrin mein Bild korrigieren, weil ich erst dachte, er hört sie bis in seine Wohnung streiten. Besser wäre es, wenn man das gleich weiß.

Ja, stimmt. Das hatte ich zuerst auch im ersten Satz, aber dann hab ich es gestrichen, weil ich dachte, dass es im zweiten Abschnitt deutlich wird. Vielleicht ist es doch besser, es gleich klar zu machen.

Vielen Dank für eure Anmerkungen. Es ist mir jetzt klar geworden, dass ich wohl zu viel denke, aber zu wenig davon wirklich auf dem Papier steht, damit es andere auch sehen können. Ich werde demnächst nochmal daran arbeiten. Eure Kommentare haben mir jetzt aber gut weitergeholfen!

Gruß, w.c.

 

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