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- 06.01.2005
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Innere Kommunikation
Innere Kommunikation
Überfüllte Bahnen, ich spüre wildfremde Menschen, nur getrennt durch Stoff.
Ihre Wärme an meinem Arm.
Ihren Atem in meinem Nacken.
Was passiert mit mir?
Meine Sinne sind geschärft.
Meine Augen sind geschlossen.
Ich höre Herzschläge, pulsierendes Blut, ganze Ströme, laut und tosend.
Jetzt Gleichklang. Herzen schlagen im selben Rhythmus. Gleichmäßigkeit.
Nein, ich höre ein aus der Rolle fallenden Schlag, schneller unregelmäßig.
Aus welcher Richtung kommt er? Ich öffne meine Augen, schaue mich suchend im Wagen um.
Ihr Blick trifft mich.
Tosen, es hämmert in meinem Kopf.
Sie schließt ihre Augen.
Mein Herzschlag nimmt den ihren auf.
Ich spüre sie. Obwohl getrennt durch Ströme von Blut und von der Wärme Anderer.
Da ein Signal, ein Verbot der inneren Kommunikation „Bis hier und nicht weiter“. Ich verliere sie.
Rasend wird der Drang in mir wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen.
So unterbreche ich die Kontrolle der Blutkreisläufe und suche sie mit halbgeöffneten Augen, sie ist verschwunden.
Unterbrechung. Vorbei.
Alltägliche Geräusche überfordern meine geschärfte Wahrnehmung. Zu abrupt. Ich presse meine Hände auf meine Ohren. Kopfschmerz.
Der Zug hält und ich werde hin und her geworfen. Mein Körper schmerzt. Zu kurz sind die Berührungen, zu verschlossen. Ich kann die Wärme nicht mehr fühlen. Kälte strömt herein. Erschöpfend sind die vielen brachialen Kontakte.
Die Bahn fährt weiter. Meine Sinne erneut geweckt.
Da, wieder das unregelmäßige Klopfen.
Wo ist sie?
Ich habe das Gefühl zu zerspringen, Blut schießt durch jeder Ader. Mein Körper ist angespannt.
Fragendes Schlagen aus meiner Brust. Freude. Ich kann sie fühlen. Sie ist näher gekommen.
Ich kann den Drang nicht widerstehen meine geschlossenen Augen in ihre Richtung zu drehen. Ich spüre Verwirrung. Zu viele Fragen ihrerseits.
Aber kann es sein, dass sie mich berührt?
Wärme, ein Geruch gesellt sich zu meiner bisherigen Wahrnehmung.
Ich verliere die Kontrolle, nähere mich ihr. Fühle immer stärker den Drang die Augen zu öffnen.
Der Wagen hält.
Ich versuche verzweifelt ihren Puls nicht zu verlieren, aber sie entgleitet mir.
Schließt die Türen!
Lasst es nicht entweichen, hilflos klammere ich mich an ihren Puls, der immer schwächer wird.
Wieder Kälte, wieder Unterbrechung.
Erschöpft kehre ich aus meine irrationalen Welt in die der Ein- und Aussteigenden zurück.
Der Zug wieder umhüllt von der Dunkelheit des Tunnels. Das Abteil ist überfüllt. Aber nur ihr zagender Rhythmus gesellt sich zu dem meinen.
Sie steht jetzt neben mir. Überraschung.
Ich scheine Fragen zu stellen, sie gibt Antworten.
Ich fühle einen kurzen schnellen Intervall von Herzschlägen, dann umfasst ihre Hand die meine.
Ruhe.
Unsere Herzen schlagen im gleichen Takt.
Gemeinsamer Puls.
Ich atme für sie.
Sie entzieht mir Wärme, braucht Energie.
Ihre umgewandelte Wärme schleicht in meinen Körper, es ist ihr Blut, welches jetzt durch meine Adern fließt
Einfach ausgetauscht.
Ich bin sie, sie ist ich.
Ihr ich steigt aus und sie in mir hinterlässt eine Fülle von Neuen.