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Innovation oder Schrott?
„…der Husten verfolgt mich sein eigenartiger flacher Husten der mich niederdrückt weil ich ihn nicht habe der Trümmerhusten dessen Existenzmöglichkeit noch jetzt von den Behörden geleugnet wird als eine neue Krankheit als Fingerabdruck Lungenabdruck die in der Brust verankerte Authentizität der Zeugenschaft er war tatsächlich und unmittelbar dabei als
die Türme fielen
am HEILIGEN DIENSTAG
wie sie es nennen
während ich in Amherst durch die Amitiy Street…“
Das ist ein Zitat aus dem Buch „September. Fata Morgana“ von Thomas Lehrs, der den Berliner Literaturpreis 2011 bekommen hat, weil er mit seinem bisherigen Werk (5 Romane und 1 Novelle) „einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geleistet“ habe.
Zu dem Buch, das gänzlich auf Interpunktion verzichtet, gab es natürlich auch Gegenstimmen – die schärfste wohl von Jens Jessen in der Zeit -, aber soweit ich das überblicken kann, sind sich die Kritiker einig: „September. Fata Morgana“ ist ein bedeutender Roman und Thomas Lehr zu Recht der Preisträger.
Ich frage mich, ob dieser Text ohne Satzzeichen nur eine weitere Eintagsfliege im Literaturbetrieb sein wird, oder eine in Zukunft weisende Innovation, die es bald auch bei uns außerhalb der Rubrik Experimente geben könnte?
Was meint ihr?