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Intergalaktisch gammeln

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03.10.2020
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Intergalaktisch gammeln

Die Digitalanzeige über der Bar blinkte rastlos, halb neun Uhr morgens.
Captain Korwak saß an der Theke und schüttete sich sein drittes Space Jam in den Rachen. Neben ihm auf dem Tresen stand eine gläserne E-Shisha, in deren Bauch bei jedem Zug eine leuchtend blaue Flüssigkeit blubberte. Im Kopf steckte ein sorgfältig abgewägtes Verhältnis von Tabak und getrockneten Psilopilzen, seine Spezialmischung.
Aus der Kombination von Ethanol und Hydrolyse erhoffte er sich eine Linderung seines Weltraumkollers, der ihn seit unbestimmbarer Zeit mit einer hartnäckigen Schlaflosigkeit quälte und den Kortex mit nagenden Kopfschmerzen verkrümmte. Endlose Tage saß er schon hier, in seinen Hocker gedrückt von einem giftigen Cocktail aus Schuld und niederschmetternder Langeweile, bis die Erschöpfung ihn gnädigerweise in einen von sumpfigen Drogennebeln verklebten Dämmerzustand entließ. Mit jeder Stunde verlor er sich tiefer in einer abstrusen Weltraum-Manie, kämpfte sich durch alptraumhafte Gedankenwelten voller Irrwitz, suchte nach einem Ausweg auf dem Grund seines Verstandes, wo er stattdessen nur sein betäubtes und völlig verstörtes Ich vorfand. Die Zeit schien wie erstarrt in einer außer Kontrolle geratenen Kryostase.
Neben der Bar standen Töpfe an der Wand, in denen eine verdorrte und halb verhungerte Flora spross. Wenn er den Rauch in Richtung der violetten Tentakelpflanzen blies, schüttelten sie ihre Köpfe und würgten tote Fliegen hervor. Die letzte Stunde hatte er damit zugebracht, hinter dem gewölbten Panoramaglas zu verharren und mit Adleraugen Hunderte von Asteroiden zu beobachten, die von der Gravitation des Außenpostens B-357 angezogen wurden. Als kleine, lodernde Feuerbälle schossen sie aus der tiefen Schwärze des Alls, begingen Harakiri ganz allein für ihn. Dabei war ihm aufgefallen, dass einige den Gesetzen der Physik trotzten und nicht in der künstlichen Atmosphäre von B-357 verglühten, sondern in einer gewissen Distanz zitternd und beinahe atmend verharrten.
Eine unerforschte Form von intergalaktischer Rudelbildung, überlegte er. Wie Harpyien, die sich um einen verwesenden Kadaver zusammenrotten. Na, herzlich willkommen, da habt ihr euch den richtigen Ort ausgesucht. B-357 war nicht viel mehr als ein Wrack, ein hässlicher Klumpen aus Panzerglas, Titanplatten und zersplitterten Sonnenkollektoren, zusammengehalten nur von rostigen Verstrebungen und einem längst verblichenen Leuchtfarbenanstrich. Um den Außenposten grassierte ein Friedhof aus Elektroschrott, abgewrackten Raumschiffen und kaputten Satelliten.
Ein paar der größeren Asteroiden schienen von einer seltenen Art der Fäulnis befallen zu sein und strahlten ein kränklich grünes Licht aus. Weltall-Schimmel klebte an ihnen wie Kaugummis an den Pissställen dieser gottverlassenen Bar, die Captain Korwak zwangsmäßig sein Zuhause nannte. Er stellte sich vor, die Asteroiden besäßen eigene Persönlichkeiten, ihre öden Gesteinskörper bestünden aus lebendigem Gewebe. Hungrige Gestrandete oder hoffnungslose Herumtreiber fantasierte er sich zusammen und B-357 war das letzte schwarze Loch zwischen Alpha Centauri und dem Arsch des Universums, wo sie nochmal zünftig einen wegstecken konnten.
Hinter ihm glitten die Saloontüren zur Seite. Dabei verursachten sie ein unangenehmes, knarzendes Geräusch, das ihn aus seinen gedankenschweren Gewitterwolken herausriss und zurück an die Theke katapultierte.
Eine tiefe, röhrende Stimme erfüllte den Raum: „Viele Monde und zahlreiche Sonnen wünschen wir Euch. Wir brauchen dringend ein kühles Blondes! Barkeeper! Mein Riecher sagt mir, aus Eurem verbeulten Zapfhahn fließen ausgezeichnete Gerstensäfte. Das Zeug muss wahrhaft betäubend sein. Wie entzückend!“
Auf diese lärmbelästigende Tirade herrschte mehrere Sekunden Stille, nur das Radio musizierte leise vor sich hin. Jazz. Hubert Malbec, Roboter und Barkeeper, plärrte: „Ich grüße Euch und eure Kameraden. Doch wer seid Ihr? Meine Scanner schlagen Alarm! Ich muss eine Detailanalyse starten ... Mist, schon wieder Verbindungsprobleme ... Aha, die Auswertung läuft ... einen Moment, ich hab’s gleich.“
Captain Korwak glaubte, in seinem Schädel gähne ein Riese.
„Drifter ... Ihr seid Drifter, das ist mal klar!“
Keine Reaktion, darauf wieder Malbec: „Drifter bedienen wir hier nicht. Ich zitiere die entsprechende Stelle aus den AGB ...“
„Wir sind Bohrspezialisten.“
„Die genetische Zusammensetzung Eurer Truppe ergibt eine 72%-ige Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Gesetzlose seid, die Genauigkeit der Messwerte liegt bei 85,67%. Das ist verdammt hoch, wenn Ihr mich fragt.“
„Schwachsinn. In eurem Zentralrechner muss 'ne Prozessoreinheit ausgefallen sein.“
„Zum korrekten Bedienen eines Bohrers fehlen Euch eindeutig die intellektuellen und kognitiven Fähigkeiten, die Scanner melden ...“
„Wir haben Geld.“
„Ich will Eure dreckigen BioNits nicht in meinem Buchhaltungssystem. Wenn die Konföderation davon Wind kriegt, stufen sie meine Transaktionen runter oder verschlüsseln mir wieder das Trinkgeld. Das wäre mein Ruin!“
„Wir zahlen mit ehrlich verdienten Moneten, nicht gestohlenen. Nehmt es mir nicht krumm, aber wenn ich mich hier so umsehe, solltet Ihr Euch über jeden Beitrag freuen. Gab bestimmt schon bessere Zeiten.“
„Wir kommen nicht ins Geschäft, selbst wenn alle Sonnen erlöschen.“
„Hört endlich auf, uns vor den Leuten hier zu beleidigen und zu verunglimpfen! Beim schwarzen Loch, das müssen wir uns nicht anhören! Drifter, pah!“
„Ihr solltet dieses Lokal jetzt verlassen! Ich bitte Euch nicht zweimal so höflich. Sonst hetze ich Euch das Abwehrsystem auf den Hals.“
Hubert, krieg endlich den Sprach-Algorithmus in den Griff und defragmentiere deine Verhaltensdatenbank, dachte Captain Korwak und nahm einen Schluck Space Jam. Dabei rutschte ihm sein Monokel von Sun Ban vom Schnabel und platschte ins Glas. Es war ihm egal, er würde es später rausfischen.
„Ihr braucht Beweise? Mein Kapitänsabzeichen der Konföderation dürfte genügen.“
„Was soll ich mit dem Ding? Das ist ein Relikt! Euer Abzeichen ist keinen Pfifferling wert. Wie seid Ihr eigentlich hier reingekommen?“
„Ich nehme an, das Überwachungssystem von B-357 ist ausgefallen. Wir konnten einfach reinspazieren.“
„Achtung! Systemfehler. Diese Informationen können nicht verarbeitet werden.“
Hubert inszenierte sein Drifter-Spielchen mit allen Neuen, die auf B-357 eintrafen, was ihm bereits zahlreiche Schläge eingebracht hatte, die ihn aussehen ließen wie eine wandelnde Beule. Endstation der gescheiterten Existenzen, nannte Captain Korwak den Schrotthaufen insgeheim. B-357 lag vergessen irgendwo am Rande des bekannten Universums, fernab der frequentierten Handelsrouten. Westlich von hier begann das Niemandsland, unerforschte Tiefen, in denen sprichwörtliche Redewendungen wie verschluckt von der allumfassenden Leere eine ganz neue Dimension bekamen.
„Gebt uns drei erschöpften Reisenden endlich unseren wohlverdienten Feierabendtrunk, bevor ich wütend werde. Ihr geht mir gewaltig auf den Geist, verdammt!“
„Diese Unterhaltung ist beendet. Ich muss meine Akkus aufladen.“
„Verdammter Blechkasten! Wohl noch nie was von Gastfreundschaft gehört! Wir haben uns mit letzter Kraft hierher durchgeschlagen! Die letzte Strecke mussten wir mit den Schubdüsen unserer Raumanzüge zurücklegen und uns zum Schott hinüber katapultieren. Unsere Berta hängt tot in der Luft, keine zwanzig Kilometer entfernt! Eine himmelschreiende Scheiße ist das!“
Malbecs künstliche Intelligenz hatte entschieden, dem Geknurre kein Gehör mehr zu schenken und der Roboter wandte sich ab. Seine Modellbezeichnung lautete V-82, dessen Produktion bereits vor einem halben Jahrhundert eingestellt worden war. Angesammelter Datenmüll verstopfte seinen Zwischenspeicher, verkrüppelte zusehends seinen digitalen Intellekt, vermutete Captain Korwak. Malbecs komplex modellierter Kopf bestand aus mehrschichtigen, holografischen Abbildungen, die je nach seinem Gemütszustand ihr Aussehen veränderten. Meist zeigte er deshalb einen grätenlosen Fischschädel mit hängenden Mundwinkeln.
Captain Korwak tastete nach dem Inhalator, fand ihn auf dem Sessel neben sich und inhalierte eine Ladung pulverisiertes Aufputschmittel, um wieder einigermaßen auf die Spur zu kommen. Dann schwang er auf dem Drehsessel herum und musterte die drei Reisenden, die hinter seinem Rücken die Bar betreten hatten.
Der weitaus Größte und Breiteste unter ihnen, ein rothäutiges Krokodil mit Augen aus geschliffenem Obsidian, stellte offenbar den Anführer der Truppe. Sein Schuppenpanzer schimmerte geheimnisvoll im Licht der Deckenbeleuchtung, ein Kaleidoskop verirrter Sternschnuppen. Mit seinen messerscharfen Zähnen kaute er auf einem fußballgroßen Klumpen Tabak herum. Er spie einen Faden braunen Speichel auf den Boden und grunzte.
Zu seiner Linken hüpfte ein gedrungener, grüner Wicht auf und ab, der mit seinen Segelohren und der unproportionalen, spitz zulaufenden Nase an einen Kobold erinnerte. Über seine Fratze ergoss sich ein wahrer Wasserfall aus Pockennarben und langstieligen Warzen. Seine Präsenz verbreitete unruhige Schwingungen im Raum, zittrig und aufgekratzt trippelte er herum. Captain Korwak glaubte, er würde nächstens die Wände hochlaufen. Sicherheitshalber genehmigte er sich noch einen Zug von seinem Inhalator.
Zur anderen Hand des Krokodils stand ein korpulentes Wesen mit herunterhängenden Hasenohren, an denen schwere Klumpen aus Schrauben, Piercings und Ringen klebten, als würden sie von einem Magnetfeld angezogen. Eines der Augen hatte sich aus seiner Höhle gelöst und surrte ihm wie eine wütende Hornisse um den Kopf, scannte mit einem roten Lasernetz die Umgebung ab. Abgesehen von seinem knuffigen Schädel bestand der Leib komplett aus einem synthetischen Material, das an den wackligen Glibber eines lebendig gewordenen Astro-Puddings erinnerte.
Malbec begann, mit einem schmutzigen Lappen ein bereits auf Hochglanz poliertes Glas zu putzen. Dabei starrte er mit einem langen Windhundgesicht durch die Fremden hindurch, als läge irgendwo hinter ihnen der Ausweg aus seiner existenziellen Krise begraben. Captain Korwak ergriff die Chance nach etwas Abwechslung. Er erhob sich mit einem Ruck vom Barhocker und trat mit angedeutetem Knicks auf das ungewöhnliche Trio zu.
„Sie müssen Hubert entschuldigen. Seine KI neigt leider zu selbstzerstörerischen Tendenzen, aber das ist soweit auch kein Weltuntergang. Lasst mich doch das unangenehme Schweigen brechen. Ich lade Euch gerne ein, mit mir einen Humpen zu heben.“
Hubert strafte ihn mit seinem verbissensten Dobermanngesicht und verwarf drei seiner vier Greifhände. Mit der anderen schlug er sich durch seinen Holo-Schädel. Das Krokodil wandte Captain Korwak den Kopf zu und lächelte. Was wohl hätte versöhnend wirken sollen, hinterließ eher den Eindruck, als wolle es ihm mit seinen gewaltigen Kiefern den Hals aufreißen.
„Gepriesen seien die Sonnenwinde, es gibt noch anständige Leute“, donnerte es und streckte ihm die Hand hin. „Malpheus Kopernic, sehr angenehm.“
„Captain Korwak, die Freude ist ganz meinerseits. Viele Monde und zahlreiche Sonnen wünsche ich Euch und euren Gefährten.“
„Vielen Dank! Das ist Borlok vom Monoceros-Ring ...“ Er zeigte auf den Wicht und spuckte Kautabak über seinen Arm, während er Captain Korwaks Flügelspitze durchschüttelte. „... und die Dame hier ist Madame Slashlor, vom Gallert-Planeten Xeon 7-1-7. Vielleicht haben Sie schon davon gehört?“
Captain Korwak schüttelte den Kopf.
„Die Inkontinenz vieler Bewohner war erst kürzlich Thema im Planetarischen Beobachter.“
„Ah, jetzt wo Ihr es erwähnt ... Aber setzen wir unser Gespräch doch bei Tisch fort. Hubert, serviere uns eine Runde Space Jam. Und bring die großen Humpen.“
Sie setzten sich an den nächststehenden Tisch, an dem bereits ein dicker Erpel im fettfleckigen Matrosenhemd vor sich hin schnarchte. Der zappelnde Borlok schwang sich ungelenk auf einen der Sessel und stieß ihn an, was ein Feuerwerk an tief inhalierten, trompetenden Lauten nach sich zog. Dabei fiel ihm seine erloschene Zigarre aus dem Schnabel und rollte über den Boden auf ein Chamäleon in Lederjacke zu. Das war der alte Tattergreis John, der über telekinetische Fähigkeiten verfügte und den ganzen Tag nichts anderes tat, als heimlich Zigaretten zu schnorren.
Madame Slashlor schob einen Teller gammliges AstroFood beiseite und pflanzte ihre Masse neben Captain Korwak, wobei ihr Sessel fast komplett in ihrem wabbeligen Hintern verschwand. Malpheus setzte sich ihm gegenüber. Am nächsten Tisch unterhielten sich ein paar Echsen mit gedämpften Zischlauten, als planten sie eine Weltverschwörung.
Hubert brachte schwere, bis unter den Rand gefüllte Krüge. Bei dieser Aufgabe unterstützten ihn seine vier Greifarme, aber die Dinger waren ziemlich ungelenk und beim Absetzen schwappte jedes Mal Bier auf den Tisch. Captain Korwak musste wehmütig daran denken, wie der Barkeeper seiner Lieblingsbar auf Cepta Viserum mit den acht Hightech-Greifern in Rekordzeit eine ganze Herde durstiger Kamele besoffen kriegen konnte, ohne einen Tropfen zu verschütten.
„Darf ich Euch zum Bier eine E-Shisha offerieren? Meine Spezialmischung wird Euch gefallen. Von den Räucherbomben aus dem Automaten rate ich jedoch ab, die sind viel zu schwach auf der Brust.“
„Danke, ich rauche nicht mehr“, antwortete Malpheus. „Unser Borlok hier ist gerade daran, es sich abzugewöhnen. Morgens ist er immer etwas entzügig, was seine Nervosität erklärt.“
Borlok sagte nichts dazu, krähte stattdessen wie ein kastrierter Hahn, was wohl ein Lachen hätte ausdrücken sollen.
„Nun denn, erzählt, was verschlägt eine fesche Truppe wie die Eure an einen solch trostlosen Ort?“
Captain Korwak genehmigte sich einen deftigen Schluck aus seinem frisch gezapften Humpen. In ihm schwammen zahlreiche kleine Fische, die Space Jams, welche das Volumenprozent langsam aber konstant in die Höhe trieben. Ihre zittrigen Körper wandelten sich in einem stark beschleunigten Gärprozess in reinen Alkohol um. Eine von Malbecs Spezialitäten. Hinter der Theke stand ein beachtliches, hellblau leuchtendes Aquarium.
„Sind Euch die Eigenschaften von Prostase vertraut?“
Captain Korwak nickte und nahm einen weiteren Schluck. „Die Wunderpilze.“
„Die haben wir gesucht. Schließlich auch gefunden, muss man dazu sagen, aber zu welchem Preis. Seit Jahren sind wir drei ein eingeschworenes Team, stets auf der Suche nach lukrativen Aufträgen. Leider sind die in letzter Zeit rar geworden, dank dieser verschissenen Weltraumdepression. Bestimmt habt Ihr auch von der neuen Antriebstechnik gehört, die ohne Prostase auskommen soll? Ich finde, der Stoff ist verdammt nochmal zu Unrecht als umweltschädlich verschrien. Haben wir doch alles nur den Lobbyisten zu verdanken. Diese scheiß Umweltschützer! Die tun doch nichts anderes, als Strategien zu entwickeln, wie sie dem ehrlichen Arbeiter das Geschäft vermiesen können.“
„Genau so sehe ich das auch“, säuselte Madame Slashlor. Ihre Stimme war eine zärtliche Melodie, gezupft auf sanft raunenden Stimmbändern und machte ihr glibbrig-feuchtes Erscheinungsbild fast wieder wett. „Meine Heimat steht in schwerwiegender Kritik, wegen den Methanverschmutzungen rund um das Xeon-Sternensystem. Die Vereinigung des Regenbogens findet immer mehr Anhänger, es ist eine Schande. Diese ewige Schwarzmalerei!“
Ihr fliegendes Drohnenauge zwinkerte.
„Wir haben das halbe Universum durchkämmt, Bohrungen von unvorstellbarer Tiefe durchgeführt“, fuhr Malpheus fort. „Ein Jahrzehnt lang geschürft und uns abgerackert, bis wir diesem stinkreichen Typen vom Pictoris-Ring über den Weg liefen. In einer Bar, um einiges komfortabler als diese hier, möchte ich betonen, unterbreitete er uns ein ebenso zwielichtiges wie vielversprechendes Angebot.“
„Der Pictoris-Ring. Eine düstere Gegend, wie ich gehört habe. Man soll ihn auch das Reich der Verführung nennen.“
„Zweifellos“, bemerkte Madame Slashlor. „Düstere Gestalten schleichen dort herum. Ein Bordell reiht sich an das nächste. Am meisten missfielen mir die Typen, die ständig versuchten, mich für einen ihrer Folterkeller zu begeistern.“
Malpheus hob grinsend seinen Humpen vor die Augen, beobachtete die Space Jams.
„Was für eine Art von Auftrag habt Ihr von diesem ominösen Geschäftsmann erhalten?“, fragte Captain Korwak an Malpheus gewandt.
„Sein Name war Barlabamm. Er gab uns einen Sternenplan, offenbar hatte er selbst schon zahlreiche Ausflüge in die weite Leere unternommen und begonnen, Teile von ihr zu kartographieren.“
„Eine Karte? Klingt altmodisch und unpräzise.“
„Nicht nur einfach eine Karte. Der Typ war eindeutig irre, aber Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich nahe beieinander. Er hatte ein Meisterwerk erschaffen. Auf Pergament! Das muss man sich mal vorstellen! Rote Spritzer durchzogen das Bild, markierten das Aufkommen seltener Erden, graue Sprenkler Titanium durchnässten es wie ein Regenschauer, Edelmetalle zauberten Kometenschweife in gleißendem Orange, violette Linien Xionit durchzogen blütenhafte Tupfer der erlesensten Gasvorkommen. Die Karte schien eher wie ein psychedelisches Gemälde, als eine echte Navigationshilfe. Es zu lesen bereitete uns Kopfschmerzen, aber aus anderen Gründen, als Ihr jemals vermuten mögt“, sagte Malpheus und schnäuzte. Der streng nach Chemie riechende Kautabak begann auch Captain Korwaks Nase zu reizen, kitzelte ihn bis hinauf in die Stirnhöhlen.
„Ich muss zugeben, das klingt sehr außergewöhnlich.“
„In der Mitte des Gemäldes, der Sternenkarte ... was auch immer es war, prangte eine schwarze Wolke Prostase. Auch wenn unser kunstvolles Hilfsmittel in einem klitzekleinen Maßstab gefertigt worden war, so erkannten wir doch mit wachsendem Erstaunen, wie gigantisch groß diese Vorkommen sein mussten.“
„Und Ihr habt das einfach so gekauft?“
„Selbstverständlich“, warf Madame Slashlor ein. „Nichts zu hinterfragen ist eine von Malpheus Spezialitäten! Zumindest wenn’s um Geld geht, dann ist ihm alles andere egal. Da wird er gegenüber drohenden Gefahren blind wie ein Maulwurf.“
Captain Korwak verzog das Gesicht. Der Angesprochene rollte mit den Augen und fuhr fort: „Die eigentümliche Vorgehensweise Barlabamms bestärkte uns zusätzlich in unserer Entscheidung, denn er nahm die Sache offensichtlich sehr ernst und scheute keinerlei Mühen. Seine Rede, als er uns die Karte präsentierte, beim Jupiter, die hättet Ihr hören müssen! Poetische Verse waren das in meinen Ohren! Unser Anteil am Erlös der geernteten Prostase würde fünfzig Prozent betragen, das war der Deal. Trotzdem berieten wir uns tagelang, was in einem wüsten Streit endete, dem gar das Mobiliar unserer Unterkunft zum Opfer fiel.“
„Eingeschworenes Team, hä?“, gackerte Captain Korwak.
„Ist man schon so lange gemeinsam unterwegs, wie wir es sind, verhält sich‘s mit guten Freundschaften oft so wie bei alten Ehepaaren.“
„Das kann ich unterschreib‘n“, warf Borlok seine ersten Worte ins Gespräch, als wären es klebrige Teerklumpen. Seine Stimme ächzte und krächzte schlimmer als die eines kranken Raben. „Mein‘ Alte ist schon sechs Jahr‘ tot. Die konnt‘ kläff’n, schlimm’r als sieben Höllenhunde! Ach, ich werd‘ ganz sentimental, wenn ich nur dran denk‘.“
Borlok schnupperte an seinem Bierhumpen herum, er hatte bisher noch keinen einzigen Schluck getrunken. Captain Korwak verstand ihn, die Space Jams waren nicht jedermanns Sache. Bevor er ihm ein anderes Getränk offerieren konnte, erhob sich Madame Slashlor mit einem Ruck. Auf ihrer durchscheinenden Haut öffneten sich tausende atmende Löchlein, wie übergroße Poren. Aus ihnen sonderte sie einen nach Fäulnis und Abwasser stinkenden Geruch ab, den Captain Korwak an den Atem der Kommodowaranprostituierten erinnerte, die ihm mehrmals das Angebot gemacht hatte, mit ihr Bonnie und Clyde-mäßig durch das All zu düsen.
„Entschuldigen Sie mich für einen Moment, ich muss mich frischmachen“, flötete sie und verschwand in Richtung der Toiletten. Der Sessel zeichnete sich als dunkler Schemen in ihrem massiven Hinterteil ab, wie es schien, hatte sie ihn bereits zur Hälfte absorbiert.
„Habt Ihr eure Prostase-Pilz-Wolke gefunden?“
„Das war gar nicht so schwer wie vermutet. Barlabamm hatte das Gemälde mit einer psychotropen Substanz behandelt, die bei Berührung Halluzinationen hervorrief. Durch diese Visionen breitete sich die weite Leere wie von Zauberhand vor dem inneren Auge aus. Jemand von uns machte fortan den Navigator, wobei wir uns in einem intensiv ausdiskutierten Zyklus abwechselten, da die Prozedur nie allzu lange am Stück ausgeführt werden konnte. Irgendetwas schlug uns während dieser transzendentalen Erfahrungen auf den Magen. Barlabamm war wohl nicht dazu gekommen, unerwünschte Nebenwirkungen in der verwendeten Tinktur vollständig auszumerzen. Wir fanden die Wolke trotzdem.“
Captain Korwak nickte finster. „Das habe ich vermutet.“
„Wir landeten auf einem Trabanten, inmitten einer Steinwüste. Die Scanner hatten wie erwartet eine unglaubliche Dichte an Prostase festgestellt und schlugen aus wie vom Stier getreten. Erst dachten wir, der Zentralrechner unserer Berta hätte einen Fehler produziert, denn die Arme war selbst nach einem simplen Oberflächenscan ganz schön aus der Puste. Überflüssig zu erwähnen, dass uns das Wasser im Mund zusammenlief.“
„Die Landung wäre um‘n Haar schiefgegang‘n“, warf Borlok ein. „Durch die verdammt‘n Sturmwinde auf‘m Ding zu navigier‘n war die reinste Tortur, da flog’n Gesteinsklump’n durch die Gegend, wie von’ner Schleuder geschoss‘n. Da braucht’s Augen wie’n Adler.“
„Ihr wärt uns bestimmt eine größere Hilfe gewesen als Borlok“, schniefte Malpheus und grinste hämisch. „Dieser Trottel hätte unsere Berta beinahe im Kugelhagel zersemmelt!“
Captain Korwak faltete seine Flügel zusammen.
„Fang nicht wied’r damit an“, beschwerte sich Borlok heiser. „Ich hab die olle Berta an ein’m Stück runtergekriegt un‘ das ist alles, was zählt!“
„Sie war demoliert von oben bis unten und wir hatten verflucht nochmal ein riesen Glück, dass die Triebwerke nicht getroffen wurden! Darüber haben wir uns natürlich erstmal gestritten, bis Madame Slashlor uns mit einer dezenten Wolke ihres Dufts darauf aufmerksam machte, dass Bertas Sensoren immer noch verrücktspielten.“
„Ihr führtet eine Testbohrung durch?“
„Ja, erst nicht tief, nur kurz reingesteckt. Die Probe ergab, dass dieser Trabant zu Dreivierteln aus Prostase bestand. Der Rest war ein Beigemisch biochemischer Abfallprodukte unbekannter Zusammensetzung.“
„Eine Müllansammlung? Vielleicht konnten die Prostase-Pilze deshalb so gut gedeihen? Chemische Reaktionen, die ihr Wachstum begünstigten?“
„Durchaus denkbar. Mit freudigem Elan bohrten wir länger und tiefer.“
„Es muss ein’ne Art Schutzmechanismus gewese’n sein“, führte Borlok aus. „Wir stieß’n kurz nach Beginn der Bohrung’n auf Widerstand. Irgendwas hatt’n wir getroff’n und der Bohrkopf war nur noch’n unbrauchbarer Klumpen Schrott.“
„Jetzt fängt die ganze Sache an, interessant zu werden“, seufzte Captain Korwak und setzte den Humpen an seinen Schnabel, mit einem kräftigen Zug leerte er die Hälfte des Glases. Wo war sein Inhalator? Vielleicht war er auf den Boden gefallen. Nein, nichts zu sehen. Wieso verlegte er das vermaledeite Teil jedes Mal?
„Giftgrüner Schimmel begann aus den Löchern zu wuchern, ein parasitärer Organismus der sich rasend schnell ausbreitete. Das Zeug zerfraß unsere Bohrköpfe, die allesamt zu Staub zerfielen. Alles was der Schimmel vereinnahmte, schien ein paar Sekunden später einfach nicht mehr zu existieren. Ein unheimliches Spektakel. Wir aktivierten schleunigst die Reparaturdrohnen, um unsere Berta wieder flott zu kriegen. Dem Schimmel fiel einer ihrer Schwenkarme zum Opfer, bevor das Triebwerk endlich zündete.“
„Du hast Tworlucec vergess‘n“, knurrte Borlok und schlug mit der Faust auf den Tisch. Captain Korwak glaubte ein Glitzern in seinen rubinroten Schlitzaugen zu erkennen.
„Tworlucec?“
„Sein Schoßhündchen“, antwortete Malpheus. „Eine abscheuliche Kreatur ...“
„Sie war zu nah dran. Nachdem der Schimmel den Schwenkarm aufgefress‘n hatte, griff er aufs Schott über ...“
„Wie dem auch sei, möge Tworlucec in den ewigen Paralelluniversen ruhen. Wir sahen zu, dass wir schleunigst von dem Trabanten verschwanden, sei es auch mit leeren Händen. Wir riegelten Bertas Kommandobrücke ab und flogen mit allem, was ihre Triebwerke hergaben, hierher. Unterwegs verloren wir eine der drei Hauptdüsen, einen halben Stabilisierungsflügel und sieben Sonnenkollektoren. Kurz bevor wir B-357 erreichten, mussten wir das Schiff verlassen, weil der Schimmel sich durch die Navigationsinstrumente gefressen hatte. Unsere arme Berta ist immer noch dort draußen und verrottet.“
„Aber lass’n wir das“, fügte Borlok an und kratzte sich am Zinken. „Was’n Ihre Geschichte? Was tun Sie hier?“
Captain Korwak lächelte müde. „Ich weiß nicht, ob Sie das wirklich wissen wollen.“
„Natürlich wollen wir’s wissen“, rief Malpheus aus.
„Ich möchte Ihnen keine Angst machen.“
„Angst mach’n? Uns?“
Borlok stieß ein Blöken aus, das jedes Schaf neidisch gemacht hätte, und kratzte sich intensiver an seinem Riechorgan. Irgendetwas schien ihn wie wahnsinnig zu jucken.
„Nun, wenn Ihr darauf besteht, werde ich Euch erzählen, wieso ich hier auf diesem Schrotthaufen festsitze. Ich denke, das ist nur fair“, gab Captain Korwak nach und nahm den letzten Schluck aus seinem Humpen. „Hubert! Bring noch eine Runde, aber ein bisschen plötzlich! Ich habe das ungute Gefühl, wir werden uns nicht mehr allzu lange unterhalten können.“
„Was zum Geier wollt Ihr damit sagen?“, knurrte Malpheus und beäugte ihn mit argwöhnischem Blick, immer noch unablässig auf seinem Chemietabak rumkauend.
„Diesen Schimmel, den Ihr freigesetzt habt, ich vermute, es handelt sich dabei um ein mir bekanntes Phänomen. Ich nenne es den Realitätengammel. Dieser tritt zwar in allen möglichen Formen und Farben auf, aber was eure Schilderungen anbetrifft, so befürchte ich ...“
„Ihr kennt die Substanz? Ihr wisst, was mit unserer Berta passiert ist?“
Borlok wandte sich ab, nahm nun beide Hände zu Hilfe, kratzte sich fieberhafter, zügelloser. In seinem Wahn stieß er den dösenden Erpel mehrmals mit seinem Ellenbogen in die Seite und dieser ließ jedes Mal einen seiner lauten Schnarcher hören.
„Ja. Meine Heimat, Cepta Viserum, wurde durch ihn zerstört.“
„Beim heiligen Planetarium! Das tut mir leid. Wie das?“
„Ich muss etwas ausholen, damit die Zusammenhänge klarer werden. Auf Cepta Viserum lebte es sich bescheiden, aber die meisten waren glücklich, mit dem Wenigen, was sie besaßen. Nur bei mir wurde eine depressive Störung festgestellt.“
„Das kann ich gar nicht glauben. Ihr scheint mir soweit zwar keine Frohnatur zu sein, aber den Selbstmörder hätte ich euch keineswegs zugetraut.“
„Freut mich, wenn Ihr das so auffasst“, sagte Captain Korwak und beobachtete Borlok dabei, wie dieser seinen Kopf hin und her warf, als wäre der Juckreiz unter seine Schädeldecke gekrochen. “Doch leider trifft das nur in dieser Realität zu.“
„Ich verstehe kein Wort.“
„Auf Cepta Viserum waren die religiösen Gepflogenheiten äußerst ausgeprägt. Mit der Vollendung des achtzehnten Lebensjahres, trat jeder unseres Stammes vor die hochgepriesene, weissagende Gottheit, um seine persönliche Prüfung abzulegen. So war es Brauch seit Jahrtausenden. Auch ich begegnete unserem heiligen Gott, oder besser gesagt, er besuchte mich eines Nachts in einem Fiebertraum.“
„Wie sah diese Prüfung aus?“
„Er stellte mir eine Frage.“
Malpheus nieste und spuckte ein weiteres Mal auf den Boden, wo seine Tabakfäden bereits ein wildes Strichmuster gezeichnet hatten. Kräuselnder Rauch stieg davon auf, wie Bremsspuren ätzten sie sich durch die oxidierten Stahlplatten.
„Er fragte mich nach meinem geheimsten Wunsch. Wohl aufgrund meiner sogenannten depressiven Verstimmung, konnte ich nicht klar denken. Ich wünschte mich in eine andere Dimension, ja gar eine abweichende Realität, im Endeffekt in eine Welt, die mir lebenswerter erschien.“
„Ah, das Erwachsenwerden! Drückt es uns nicht alle aufs Gemüt? Erst kann man es kaum erwarten, dann wünscht man sich nichts sehnlicher, als die sorglose Kindheit wieder in die Arme zu schließen.“
„Ich saß in meiner Lieblingsbar und schlürfte Honigwein. Ein seltenes Vergnügen, wir lebten meist abstinent, streng nach Vorschriften. Nur einmal pro Halbjahr durften wir richtig einen drauf machen, um etwas Dampf abzulassen, wie es die Urältesten nannten. Ich hatte gerade meine Schicht in den heiligen Betsälen hinter mich gebracht, als es begann.“
„Der Schimmel zerlegte euren Planeten?“
„So ungefähr. In meinem Fall war es kein Schimmelpilz, sondern eine Art biblische Apokalypse, mit Dürren, Sturmwinden und flammenden Infernos. Mein Volk wurde dahingerafft und nur ich allein trage die Schuld daran.“
„Ich verstehe, das Space Jam hilft, diese erdrückende Last besser ertragen zu können ...“
„Ja, das ist meine Verdammnis! In nüchternem Zustand bin ich kaum noch auszuhalten. Wahrscheinlich würde ich mir irgendein Schiff stehlen und es direkt in die nächste Sonne steuern.“
„Wie habt Ihr diese schrecklichen Plagen überlebt?“
„Das ist mein Kreuz, welches ich zu tragen habe“, antwortete Captain Korwak. „Ich reise durch die Realitäten, von Bar zu Bar, sitze einfach hier und lasse mich jedes Mal von neuem verschlingen. Das Schlimmste ist, ich kann nichts dagegen tun.“
„Euer Gott bestraft Euch mit Unsterblichkeit? Interessant. Sein Wesen muss unergründlich sein. Von eurem Volk hat niemand überlebt?“
„Ich wüsste von niemandem.“
Hubert schwirrte herbei und brachte endlich die neu bestellten Humpen, die er mit Schmackes auf dem Tisch absetzte, sodass kleine Wasserfälle aus Bier an den Gläsern entlang flossen. Ein paar Space Jams zappelten in Pfützen auf dem Tisch. Der Erpel schnarchte weiter. In diesem Moment kam Madame Slashlor von der Toilette zurück. Sie schien komplett aus dem Häuschen zu sein, sie fächelte sich mit einer Hand Luft zu und mit der anderen kratzte sie sich an ihrem Glibberleib. Dabei stieß sie Laute aus, „Uh! Oh! Ih!“, die sehr besorgt klangen. Eine Art waberndes Ekzem hatte sich auf ihr ausgebreitet.
„Sie waren nicht immer Captain Korwak, der drogensüchtige Weißkopfseeadler. Welchem Volksstamm gehörten Sie auf Cepta Viserum an?“
„Maulwürfe.“
„Jetzt kann ich Eure depressiven Neigungen nachvollziehen.“
Madame Slashlor begann wie verrückt um den Tisch herumzutänzeln, ihr fliegendes Auge setzte sich in seine Höhle, löste und verankerte sich wieder, als wollte es das Kopfloch begatten. Dann surrte es zum Panoramafenster hinüber und schlug immer wieder dagegen, scheinbar auf der Flucht vor irgendetwas.
„Wie oft habt Ihr eure Identität schon gewechselt?“
„Ich habe aufgehört zu zählen. Jede Realität ist instabil geworden. Ich habe das Gefühl, die Paralleluniversen stehen kurz vor einem gewaltigen Kollaps. Ich fürchte, in dieser hier hat eure Truppe erheblich zu diesem Prozess beigetragen und ihn ungünstigerweise beschleunigt.“
„Ihr schiebt uns nicht die Schuld für eure Misere in die Schuhe!“
„Eure Gier brachte diese Welt aus dem Gleichgewicht. Euer ungezügeltes Verlangen nach diesen scheiß Prostase-Pilzen! Ich ahnte es bereits, als ich euer eingespieltes Team zum ersten Mal zu Gesicht bekam.“
„Beim schwarzen Loch, das ist eine ungeheuerliche Unterstellung ...“
Borlok nieste heftig und ein mächtiger Strahl Pilzschimmel schoss aus seinem Zinken und platschte auf den Boden. Dort wucherte er sofort weiter, griff großflächig um sich, wanderte und spross, tausende zitternde Köpflein zurücklassend. Ein schwefliger Gestank breitete sich aus und giftgrüner Nebel zog sich unter den Tischen hindurch. Madame Slashlor vollführte weiter ihren ulkigen Tanz, kratzte sich nun mit beiden Händen und stieß immer wieder spitze Schreie aus, die ohne den wuchernden Pilz auf ihrem immensen Leib auch für Lustschreie hätten gehalten werden können. In Malpheus Augen stand die nackte Panik.
„Was passiert mit uns?!“
Auf diese Frage war es einen Moment lang seltsam still und jemand versuchte, seine scheinbar außer Rand und Band geratene Flatulenz in den Griff zu kriegen. Da dies nicht vollends gelang, klang es, als gäbe sich ein fetter, nasser Arsch Mühe dabei, die Tonleiter möglichst leise auf einer kaputten Quetschkommode zu furzen. Der Pilz hat nicht nur Borlok, sondern auch bereits die Innereien der anderen Gäste befallen, schlussfolgerte Captain Korwak. Nun kann es nicht mehr lange dauern.
„Wenn ich Euch diese Frage nur beantworten könnte. Ich weiß lediglich, was mit mir geschehen wird.“
„Was ...“
„Ich werde einfach weiter transformieren. Irgendwo in einem neuen Leben aufwachen. Nein, vielleicht drücke ich mich jetzt zu ungenau aus, ich kann mich ja stets an alles Vergangene erinnern. Ich werde in einem neuen Körper wiedergeboren. Wenn Ihr Glück habt, geht es allen Lebewesen so und Ihr könnt euch freuen. Vielleicht werdet Ihr als Nashorn oder Gepard das Licht der Welt erblicken?“
„Himmel und Hölle! Und hier ist alles verloren?“
„Ich vermute es.“
Borloks Schädel öffnete sich mit einem hässlichen, reißenden Geräusch und ein Schwall Pilze ergoss sich aus seinen beiden Kopfhälften. Er knallte wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden und sein Körper explodierte in einer grünlichen Schimmelwolke.
„Scheiße!“, kreischte Malpheus, blieb aber wie angewurzelt sitzen. Der Erpel quittierte die Geschehnisse mit einer weiteren Schnarchtirade. Madame Slashlors Bewegungen wurden schwerfälliger, ihre Glibbermasse blähte sich grotesk, Captain Korwak konnte den Pilzen unter ihrer Haut beim Wachsen zusehen. Ein wahres Sporeninferno stand bevor.
„Man muss das doch irgendwie aufhalten können!“
„Sie können leider nichts dagegen unternehmen, das ist aussichtslos. Ich habe schon alles versucht“, erwiderte Captain Korwak ganz ruhig. „Lasst es einfach geschehen. Ich hoffe, Ihr kommt an einen besseren Ort. War sehr nett, sich mit Euch zu unterhalten, trotz unserer Differenzen, was eure Schuldlage in dieser Realität anbelangt. Lebt wohl!“
Huberts Stimme war zu hören: „Festplatte eins ausgefallen!“, plärrte sie. „Warnung! Festplatte zwei fehlerhaft.“
Bevor noch jemand etwas sagen konnte, zerplatzte Madame Slashlor in einer gewaltigen Pilzexplosion und die Sporen fraßen sich rasend schnell durch den gesamten Raum. Der halbverdaute Sessel in ihrem Hintern flog Captain Korwak um die Ohren und blies seine Lichter aus. Das letzte, was er hörte, waren die gepeinigten Schreie der Anwesenden, eine grässliche Kakophonie, die den Realitätswechsel begleitete.

* * *​

Seine Wahrnehmung hatte sich komplett verändert, das Sichtfeld war eingeschränkt, irgendwie zusammengeschrumpft und unscharf.
In der Luft lag der Geruch von gebratenem Fleisch, leise Musik spielte aus einer Jukebox, schon wieder Jazz. Gab es eigentlich nichts anderes mehr? Um ihn herum unterhielten sich gedämpfte Stimmen und Gläser klirrten. Eine Bar, was sonst, dachte er. Verflucht nochmal, wann hört das endlich auf?
Er erhob sich und machte die ersten Schritte in seinem neuen Körper. Er trug ein kurzärmliges Hemd aus Baumwollstoff am Leib, kleine Härchen sprossen auf seinen kräftigen Armen, die in fünfgliedrigen Extremitäten endeten. Er konnte jede davon individuell bewegen. Seltsam, die sahen fast so aus wie Huberts Roboterhände.
Er verließ die Bar und trat nach draußen. In seiner Hemdtasche fand er eine Packung Glimmstängel. Er zündete sich einen davon an und las das Schild, welches vor dem Eingang der Bar aufgestellt worden war: Autogrill. Viereckige Transporter aus Blech rauschten über eine breite Straße. Aus ihren Hinterteilen stießen sie schwarze Abgase aus. Am Horizont reckten sich hohe Fabrikschlote in den Himmel, pusteten weiße Dampfwolken vor die untergehende Sonne. Diese Realität ist ganz schön rückständig, befand er trocken. So eine Scheiße, wo bin ich denn hier gelandet?
Er senkte den Blick und studierte seinen neuen Körper, betastete ihn von oben bis unten. Ein Junges, das neben einem Blechmobil stand und an einem seiner Finger lutschte, schaute ihm dabei aufmerksam zu.
„Was gibt’s da zu glotzen, Kleines?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, zertrat er die Zigarette auf dem Asphalt und ging wieder rein, um sich ein neues Bier zu bestellen.

 

Hallo @DissoziativesMedium

ich bin zwar kein Science Fiction Fan, aber der Anfang Deiner Geschichte klingt interessant und so hab ich mich auf den Text gestürtzt. Du hast eine sehr humorvolle Art zu schreiben. Ich musste oft Schmunzeln und da entstanden beim Lesen krasse und sehr interessante Bilder im Kopf :D :thumbsup: Nachdem ich relativ viel gelesen hatte, fand ich es dann langatmig und hab mich gefragt, was Du mit dem Text aussagen möchtest. Mir hat ein wenig der rote Faden gefehlt, daher war ich dann irgendwann raus. Vielleicht liegts doch daran, dass ich kein SF Fan bin, keine Ahnung.

Zumindest möchte ich Dir meine Leseeindrücke da lassen:

Die Digitalanzeige über der Bar blinkte rastlos, halb neun Uhr morgens.
Captain Korwak saß an der Theke und schüttete sich sein drittes Space Jam in den Rachen. Neben ihm auf dem Tresen stand eine gläserne E-Shisha, in deren Bauch bei jedem Zug eine leuchtend blaue Flüssigkeit blubberte. Im Kopf steckte ein sorgfältig abgewägtes Verhältnis von Tabak und getrockneten Psilopilzen, seine sogenannte Spezialmischung.

Sehr gut beschrieben. Ich war sofort mitten drin. Hat mich neugierig gemacht.

Aus der Kombination von Ethanol und Hydrolyse erhoffte er sich eine Linderung seines Weltraumkollers, der ihn seit unbestimmbarer Zeit mit einer hartnäckigen Schlaflosigkeit quälte und den Kortex mit nagenden Kopfschmerzen verkrümmte. Endlose Tage saß er schon hier, in seinen Hocker gedrückt von einem giftigen Cocktail aus Schuld und niederschmetternder Langeweile, bis die Erschöpfung ihn gnädigerweise in einen von sumpfigen Drogennebeln verklebten Dämmerzustand entließ.

Echt geil beschrieben. Hat mir gut gefallen.

Neben der Bar standen Töpfe an der Wand, in denen eine verdorrte und halb verhungerte Flora spross. Wenn er den Rauch in Richtung der violetten Tentakelpflanzen blies, schüttelten sie ihre Köpfe und würgten tote Fliegen hervor.

Grins. Auch die Stelle fand ich klasse.

Ein paar der größeren Asteroiden schienen von einer seltenen Art der Fäulnis befallen zu sein und strahlten ein kränklich grünes Licht aus. Weltall-Schimmel klebte an ihnen wie Kaugummis an den Pissställen dieser gottverlassenen Bar, die Captain Korwak zwangsmäßig sein Zuhause nannte. E

Super ausgedrückt. Auch eine Stelle, die ich gut fand.

Hinter ihm glitten die Saloontüren zur Seite. Dabei verursachten sie ein unangenehmes, knarzendes Geräusch, welches ihn aus seinen gedankenschweren Gewitterwolken herausriss und zurück an die Theke katapultierte.

Toll beschrieben.

Meist zeigte er deshalb einen grätenlosen Fischschädel mit hängenden Mundwinkeln.

Das hat mich zum Schmunzeln gebracht.

Der weitaus Größte und Breiteste unter ihnen, ein rothäutiges Krokodil mit Augen aus geschliffenem Obsidian, stellte offenbar den Anführer der Truppe.

Geiles Kopfkino.

Zur anderen Hand des Krokodils stand ein korpulentes Wesen mit herunterhängenden Hasenohren, an denen schwere Klumpen aus Schrauben, Piercings und Ringen klebten, als würden sie von einem Magnetfeld angezogen.

Lol. Herrlich! Du hast definitiv sehr viel Phantasie!

Eines der Augen hatte sich aus seiner Höhle gelöst und surrte ihm wie eine wütende Hornisse um den Kopf, scannte mit einem roten Lasernetz die Umgebung ab

Klasse!

„Genau so sehe ich das auch“ säuselte Madame Slashlor. Ihre Stimme war eine zärtliche Melodie, gezupft auf sanft raunenden Stimmbändern, und machte ihr glibbrig-feuchtes Erscheinungsbild fast wieder wett. „Meine Heimat steht in schwerwiegender Kritik, wegen den Methanverschmutzungen rund um das Xeon-Sternensystem. Die Vereinigung des Regenbogens findet immer mehr Anhänger, es ist eine Schande. Diese ewige Schwarzmalerei!“

Und ab hier war ich dann raus. Wurde mir zu langatmig und ich konnte keine rechte Entwicklung feststellen. Aber wie gesagt, vielleicht liegts einfach daran, dass ich kein wirklicher SF Fan bin.

Ganz liebe Grüße,
Silvita

 

Hallo @DissoziativesMedium,

meiner Meinung nach hat deine Geschichte einen starken Anfang, lässt jedoch massiv ab dem Zeitpunkt nach, wo sich die Bohrspezialisten und der Captain an den Tisch setzen.
Tatsächlich habe ich zuerst dort aufgehört zu lesen, doch das Setting und die tollen Charaktere haben mich den Mittelteil der Story überfliegen lassen und am Ende bin ich dann wieder voll eingestiegen, das "Perpetuum Mobile-Schicksal" des Captains fand ich klasse, besonders da man am Ende in einem bekanntem Universum ankommt.
Du findest einen tollen Humor, der sich allerdings öfter mit deinem Schreibstil verheddert, bzw. von diesem überlagert wird.


Seine Präsenz verbreitete unruhige Schwingungen im Raum, zittrig und aufgekratzt trippelte er herum, Captain Korwak glaubte, er würde nächstens die Wände hochlaufen. Sicherheitshalber genehmigte er sich noch einen Zug von seinem Inhalator.
An dieser Stelle habe ich laut gelacht, da du es bis hierhin bereits geschafft hast, das Bild des Captains als stets druffen Typen in meinem Kopf zu malen. Klasse!

Malbecs komplex modellierter Kopf bestand aus mehrschichtigen, holografischen Abbildungen, die je nach seinem Gemütszustand ihr Aussehen veränderten.
Eine der zahlreichen Stellen, an denen ich aufgrund deiner Beschreibung aus der Welt gerissen werde. Die Umschreibung "komplex modelliert" bringt mich raus, da kann ich mir nichts drunter vorstellen.

„Das war gar nicht so schwer wie vermutet. Barlabamm hatte das Gemälde mit einer psychotropen Substanz behandelt, die bei Berührung Halluzinationen hervorrief. Durch diese Visionen breitete sich die weite Leere wie von Zauberhand vor dem inneren Auge aus. Jemand von uns machte fortan den Navigator, wobei wir uns in einem intensiv ausdiskutierten Zyklus abwechselten, da die Prozedur nie allzu lange am Stück ausgeführt werden konnte. Irgendetwas schlug uns während dieser transzendentalen Erfahrungen auf den Magen. Barlabamm war wohl nicht dazu gekommen, unerwünschte Nebenwirkungen in der verwendeten Tinktur vollständig auszumerzen. Wir fanden die Wolke trotzdem.“
An dieser Stelle bin ich beim ersten Mal lesen ausgestiegen. Was zu gleichen Teilen an der Story (fängt an, langatmig zu werden), als auch am Schreibstil liegt. Die Vorgänge im Umgang der mit Psychoaktiva behandelten Sternenkarte sind mir zu schwammig beschrieben, als dass mich das Erzählte an den Text zu fesseln vermag.

Abschließend möchte ich Dir sagen: Chapeau für deine Phantasie, dein Worldbuilding und deine Kreativität beim Erschaffen von schrägen Charakteren.

Beste Grüße,
Seth

 

Meine erste Reaktion war: Oh Gott, ist das lang. Meine zweite: Oh Gott, ist das gut! Und dann wieder: Oh Gott, ist das lang. Leider bin ich beim lesen nur bis hier gekommen:

„Wir haben das halbe Universum durchkämmt, Bohrungen von unvorstellbarer Tiefe durchgeführt“, fuhr Malpheus fort. „Ein Jahrzehnt lang geschürft und uns abgerackert, bis wir diesem stinkreichen Typen vom Pictoris-Ring über den Weg liefen. In einer Bar, um einiges komfortabler als dieser hier, möchte ich betonen, unterbreitete er uns ein ebenso zwielichtiges wie vielversprechendes Angebot.“
„Der Pictoris-Ring. Eine düstere Gegend, wie ich gehört habe. Man soll ihn auch das Reich der Verführung nennen.“
Wobei ich durchaus meinen Spaß hatte, aber an der Stelle beschlich mich das Gefühl, die Geschichte führe nirgendwohin. Im folgenden will ich das etwas genauer erläutern, habe aber trotzdem viel positives zu sagen, also keine Angst!

Also, @DissoziativesMedium,

du hast eine Fantasie, die mich neidisch macht! Viele tolle Stellen hat Silvita schon genannt, ich will noch diese hinzufügen:

Captain Korwak glaubte, in seinem Schädel gähne ein Riese.
Viele Monde und zahlreiche Sonnen wünsche ich Euch und euren Gefährten.“
Gab bestimmt schon bessere Zeiten.“
„Wir kommen nicht ins Geschäft, selbst wenn alle Sonnen erlöschen.“
Beim schwarzen Loch,
Bei dieser Aufgabe unterstützten ihn seine vier Greifarme, aber die Dinger waren ziemlich ungelenk und beim Absetzen schwappte jedes Mal Bier auf den Tisch. Captain Korwak musste wehmütig daran denken, wie der Barkeeper seiner Lieblingsbar auf Cepta Viserum mit den acht Hightech-Greifern in Rekordzeit eine ganze Herde durstiger Kamele besoffen kriegen konnte, ohne einen Tropfen zu verschütten.
Captain Korwak genehmigte sich einen deftigen Schluck aus seinem frisch gezapften Humpen. In ihm schwammen zahlreiche kleine Fische, die Space Jams, welche das Volumenprozent langsam aber konstant in die Höhe trieben. Ihre zittrigen Körper wandelten sich in einem stark beschleunigten Gärprozess in reinen Alkohol um. Eine von Malbecs Spezialitäten.
Gerade diese Sprichwörter und die Idee mit den Fischdrink ist klasse! Ich merke in jedem Satz, dass hinter dieser Geschichte eine große und großartige Welt steht. Eine gruselige aber hochinteressante Zukunftsvision ist auch das hier:
„Die genetische Zusammensetzung eurer Truppe ergibt eine 72%-ige Wahrscheinlichkeit, dass ihr Gesetzlose seid, die Genauigkeit der Messwerte liegt bei 85,67%. Das ist verdammt hoch, wenn Ihr mich fragt.“
„Schwachsinn. In eurem Zentralrechner muss 'ne Prozessoreinheit ausgefallen sein.“
„Zum korrekten Bedienen eines Bohrers fehlen Euch eindeutig die intellektuellen und kognitiven Fähigkeiten, die Scanner melden ...“
„Wir haben Geld.“
„Ich will Eure dreckigen BioNits nicht in meinem Buchhaltungssystem. Wenn die Konföderation davon Wind kriegt, stufen sie meine Transaktionen runter oder verschlüsseln mir wieder das Trinkgeld. Das wäre mein Ruin!“
Es wird also aufgrund der Genetik entschieden, wer kriminell ist und wer nicht? Schaurig, weil nicht wirklich abwegig. Nur Schade, dass das Ganze am Ende doch nur Show ist:
Hubert inszenierte sein Drifter-Spielchen mit allen Neuen, die auf B-357 eintrafen, was ihm bereits zahlreiche Schläge eingebracht hatte, die ihn aussehen ließen wie eine wandelnde Beule.

Warum habe ich also aufgehört zu lesen? Nun, Die Geschichte ist leider überladen. Die kreativen Beschreibungen, das großartige Worldbuilding, all das kann man sich - meiner Meinung nach - nur leisten, wenn Charaktere und Handlung klar etabliert sind und der Leser gebannt an diesen hängt. Da gibt es in dieser Geschichte folgende Probleme:

1. Deine POV-Figur ist am Anfang vollkommen passiv. Das ganze erste Gespräch findet zwischen dem Roboter und den Neuankömmlingen statt. So gut das Gespräch auch geschrieben ist, wirkt es deswegen auf mich wie Ballast, den man abwerfen kann. Mein Vorschlag wäre, die Hauptfigur viel schneller in die Geschehnisse einzubinden - schon in den ersten paar Absätzen sollten m. E. die Reisenden die Bar betreten und ein Gespräch zwischen ihnen, dem Protagonisten und evtl. dem Roboter entstehen. Dabei brauchst du dann etwas, was mich als Leser am Ball hält. Vielleicht etwas mysteriöses an den Reisenden, dass du klar ausarbeitest oder du stellst das eigentliche Thema des Gesprächs voran. Ich habe nun immerhin etwa 2000 Wörter gelesen und weiß immer noch nicht so recht, worum es geht.
2. Insgesamt ist dein Schreibstil gelegentlich etwas zu beladen mit unnötigen Wörtern. Das kann man vielleicht machen, wenn Handlung und Charaktere von vornherein packen, hier funktioniert es - für mich - aber nicht. Auch wenn ich - das will ich nur nochmal betonen, um hier nicht zu negativ rüberzukommen - deinen Schreibstil an sich liebe. Da stecken tolle Formulierungen in diesem Text, für die ich töten würde. Was ich dir aber vorschlagen will ist ein Prozess, den ich mir seit den letzten zwei Kurzgeschichten angewöhnt habe: Wenn ich denke, die Geschichte sei soweit fertig, gehe ich jeden Satz/Absatz noch einmal durch und frage mich: Wie kann ich das in weniger Worten sagen? Da fallen bei mir von fünftausend Wörtern gerne mal eintausend ab. Ich will dir einmal an einem recht willkürlich gewählten Absatz vorführen, was ich meine:

Endlose Tage saß er schon hier, in seinen Hocker gedrückt von einem giftigen Cocktail aus Schuld und niederschmetternder Langeweile, bis die Erschöpfung ihn gnädigerweise in einen von sumpfigen Drogennebeln verklebten Dämmerzustand entließ. Mit jeder Stunde verlor er sich tiefer in einer abstrusen Weltraum-Manie, kämpfte sich durch alptraumhafte [irrwitzige] Gedankenwelten voller Irrwitz, suchte nach einem Ausweg auf dem Grund seines Verstandes, wo er stattdessen nur sein betäubtes und völlig verstörtes [zerschlagenes/zerstörtes/verstörtes] Ich vorfand. Die Zeit schien wie erstarrt [erstarrte] in einer außer Kontrolle geratenen [unkontrollierten] Kryostase.
Aus rund achtzig Wörtern wurden siebenundsechzig und dein Text wird dadurch flotter und besser lesbar. Das ist ein Überarbeitungsprozess der meinen Texten sehr gut getan hat und der dir auch helfen könnte. Versuch es doch einmal! (Was dem übrigens vor allem zum Opfer fallen, sind Adjektive! Schon beim Schreiben sollte man sich da bei jedem wirklich fragen: Braucht's das jetzt? Gelgegentlich sind aber auch größere Satzumbauten möglich/nötig, als in dem gewählten Beispiel.)

Also, zusammengefasst: Deiner Geschichte würde Überarbeitung und vor allem Kürzung sehr gut tun. Ich bin gespannt, was du zu meinen Punkten zu sagen hast und werde die Story (und deine sonstigen Schreibereien hier im Forum) weiter verfolgen, denn als jemand, der Fantasy, gutes Worldbuilding und deine Art der Kreativität liebt, sehe ich da großes Potential.

Liebe Grüße,
Manfred

 

Hallo ihr zwei, @Silvita @Seth Gecko

Vielen, vielen Dank erstmal für euer Feedback zu meiner Geschichte, hat mich wirklich sehr gefreut, von euch zu lesen! Auch wenn ihr beide die Story nicht komplett durchhalten konntet, so habe ich eure Kommentare doch mit einem einigermaßen zufriedenen Grinsen im Gesicht gelesen.

Silvita:

ich bin zwar kein Science Fiction Fan, aber der Anfang Deiner Geschichte klingt interessant und so hab ich mich auf den Text gestürtzt. Du hast eine sehr humorvolle Art zu schreiben. Ich musste oft Schmunzeln und da entstanden beim Lesen krasse und sehr interessante Bilder im Kopf
Ich muss zugeben, dass ich mir über den Anfang der Geschichte nicht so recht im Klaren war. Ist das zuviel Einleitung? Zu wenig? Wird die Welt so eingeführt, dass sich der Leser das auch vorstellen kann? Aus deinem Beitrag kann ich entnehmen, dass wohl der Anfang nicht schlecht gelungen ist, aber der Mittelteil doch noch sehr unausgereift ist, weil ich da die Spannung nicht halten kann und mir der Text entgleitet.
Hier freut mich sehr, dass Du meine Art zu Schreiben als humorvoll bezeichnest, das erachte ich wirklich als großes Kompliment, weil ich mir auch unsicher war, ob der Humor tatsächlich zieht.

Nachdem ich relativ viel gelesen hatte, fand ich es dann langatmig und hab mich gefragt, was Du mit dem Text aussagen möchtest. Mir hat ein wenig der rote Faden gefehlt, daher war ich dann irgendwann raus. Vielleicht liegts doch daran, dass ich kein SF Fan bin, keine Ahnung.
Ein guter Punkt. Das war mir soweit (irgendwo tief in mir drin) bewusst, habe es aber idiotischerweise einfach ignoriert. Ich verliere mich während dem Gespräch mit den drei Reisenden irgendwo und der rote Faden ist nicht mehr ersichtlich und zerfranst somit. Habe die Geschichte ziemlich schnell niedergeschrieben und danach noch ein paar Mal dran rumgewerkelt, um eine konsistente Handlung hinzubekommen, aber das ist mir leider nicht gelungen. Ich glaube, das ist auch so eine Krankheit von mir: Ich stelle Geschichten einfach viel zu schnell ein, weil es mich dann zu stark unter den Fingern juckt. Muss ich mir unbedingt abgewöhnen! Es erstaunt mich deshalb nicht wirklich, dass von drei KommentatorInnen niemand die Geschichte komplett gelesen hat. So ein Mist!, denke ich mir jetzt im Nachhinein. Kürzen hätte der Story sehr gut getan ... Von daher: Ich glaube nicht, dass es an der fehlenden SF-Affinität deinerseits liegt, Silvita, sondern wirklich an der Geschichte selbst. Den roten Faden muss ich unbedingt stärker herausarbeiten. Das wird ein ziemliches Projekt, während dem ich wohl den Großteil der Geschichte werde umschreiben müssen.

Diese Story war insofern auch eine Art Experiment für mich, weil ich vor allem bei Dialogen überhaupt nicht sattelfest bin. In dieser Geschichte gibt es sehr viel Dialog, aber wenn der natürlich zu wenig spannend ist oder gar niemand bis dorthin liest, bringt natürlich alles nichts :shy: Ich hatte beim Schreiben nur den Anfang und das Ende im Kopf, zu einem Teil auch die Charaktere, aber jetzt habe ich Gewissheit, dass die Strecke zwischendrin nicht funktioniert.

Ich danke Dir auf jeden Fall, dass Du mir auch etwas Zucker dagelassen hast, in Form deiner netten Zitate, das hat mich wirklich sehr gefreut und mir auch gezeigt, dass ich irgendwo schon auf dem richtigen Weg bin, aber noch viel Arbeit vor mir habe. Ich schreibe noch nicht lange, da tut sowas natürlich besonders gut und motiviert mich auch, dranzubleiben.

Seth Gecko:

meiner Meinung nach hat deine Geschichte einen starken Anfang, lässt jedoch massiv ab dem Zeitpunkt nach, wo sich die Bohrspezialisten und der Captain an den Tisch setzen.
Absolut. Die anderen haben exakt an derselben Stelle aufgehört, von daher ist das für mich der Knackpunkt. Ich muss das Ganze anders aufziehen. Manfred hat mir da ein paar sehr gute Tipps dagelassen, die ich ganz sicher beherzigen werde.

Tatsächlich habe ich zuerst dort aufgehört zu lesen, doch das Setting und die tollen Charaktere haben mich den Mittelteil der Story überfliegen lassen und am Ende bin ich dann wieder voll eingestiegen, das "Perpetuum Mobile-Schicksal" des Captains fand ich klasse, besonders da man am Ende in einem bekanntem Universum ankommt.
Das finde ich super, dass Du trotzdem noch überflogen und vor allem auch das Ende gelesen hast. Gerade beim Ende haderte ich auch ein wenig, ob das wirklich funktioniert. Scheint zumindest in deinem Fall gut angekommen zu sein. Danke für dein Lob bezüglich Setting und Charaktere!

Du findest einen tollen Humor, der sich allerdings öfter mit deinem Schreibstil verheddert, bzw. von diesem überlagert wird.
Auch Du erwähnst den Humor. Mega! Über deine Kritik hier muss ich noch etwas nachdenken, glaube aber schon, dass ich verstehe, was Du mir damit sagen willst.

An dieser Stelle habe ich laut gelacht, da du es bis hierhin bereits geschafft hast, das Bild des Captains als stets druffen Typen in meinem Kopf zu malen. Klasse!
Super, danke :thumbsup:

Eine der zahlreichen Stellen, an denen ich aufgrund deiner Beschreibung aus der Welt gerissen werde. Die Umschreibung "komplex modelliert" bringt mich raus, da kann ich mir nichts drunter vorstellen.
Auch hier stimme ich jetzt mir Dir überein. Das "komplex modelliert" ist eigentlich nur eine Umschreibung von seinem mehrschichtigen, holografischen Kopf, das ist also gedoppelt und kann somit weg.

Die Vorgänge im Umgang der mit Psychoaktiva behandelten Sternenkarte sind mir zu schwammig beschrieben, als dass mich das Erzählte an den Text zu fesseln vermag.
Das denke ich im Nachhinein auch. Ich habe unterwegs irgendwo den Fokus verloren. Ich glaube, dass kriege ich interessanter formuliert, wenn ich etwas hirne. Mal schauen, wie die Geschichte sich noch entwickelt, eventuell fliegen solche Stellen dann halt auch komplett raus. Auf jeden Fall danke für den Hinweis.

Abschließend möchte ich Dir sagen: Chapeau für deine Phantasie, dein Worldbuilding und deine Kreativität beim Erschaffen von schrägen Charakteren.
Vielen herzlichen Dank für diese abschließenden Worte! Das freut mich enorm.

Ich werde auf jeden Fall weiter über die Geschichte nachdenken und hoffentlich bald einmal Zeit finden, sie zu entschlacken bzw. vor allem den Mittelteil interessanter zu gestalten.

Nochmal danke für eure Kommentare und beste Grüsse,
DM

@Manfred Deppi
Auch dir ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar und deine Mühe. Dein Beitrag ist wirklich super! Ich muss gleich los, deshalb antworte ich Dir morgen ausführlich.

 

Hallo @DissoziativesMedium

Vielen, vielen Dank erstmal für euer Feedback zu meiner Geschichte, hat mich wirklich sehr gefreut, von euch zu lesen! Auch wenn ihr beide die Story nicht komplett durchhalten konntet, so habe ich eure Kommentare doch mit einem einigermaßen zufriedenen Grinsen im Gesicht gelesen.

Gern geschehen.
Das ist schön!

Ich muss zugeben, dass ich mir über den Anfang der Geschichte nicht so recht im Klaren war. Ist das zuviel Einleitung? Zu wenig? Wird die Welt so eingeführt, dass sich der Leser das auch vorstellen kann? Aus deinem Beitrag kann ich entnehmen, dass wohl der Anfang nicht schlecht gelungen ist, aber der Mittelteil doch noch sehr unausgereift ist, weil ich da die Spannung nicht halten kann und mir der Text entgleitet.
Hier freut mich sehr, dass Du meine Art zu Schreiben als humorvoll bezeichnest, das erachte ich wirklich als großes Kompliment, weil ich mir auch unsicher war, ob der Humor tatsächlich zieht.

Ich fand den Einstieg total gelungen. Du gibst dem Leser Zeit, sich die Welt vorzustellen, Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
Ja genau. Der Anfang war klasse, hat mich gefesselt und neugierig gemacht. Und dann hat es leider nachgelassen, wodurch ich abgesprungen bin.
Das ist schön. Ich finde Deinen Humor jedenfalls klasse :thumbsup:

Ein guter Punkt. Das war mir soweit (irgendwo tief in mir drin) bewusst, habe es aber idiotischerweise einfach ignoriert. Ich verliere mich während dem Gespräch mit den drei Reisenden irgendwo und der rote Faden ist nicht mehr ersichtlich und zerfranst somit. Habe die Geschichte ziemlich schnell niedergeschrieben und danach noch ein paar Mal dran rumgewerkelt, um eine konsistente Handlung hinzubekommen, aber das ist mir leider nicht gelungen. Ich glaube, das ist auch so eine Krankheit von mir: Ich stelle Geschichten einfach viel zu schnell ein, weil es mich dann zu stark unter den Fingern juckt. Muss ich mir unbedingt abgewöhnen! Es erstaunt mich deshalb nicht wirklich, dass von drei KommentatorInnen niemand die Geschichte komplett gelesen hat. So ein Mist!, denke ich mir jetzt im Nachhinein. Kürzen hätte der Story sehr gut getan ... Von daher: Ich glaube nicht, dass es an der fehlenden SF-Affinität deinerseits liegt, Silvita, sondern wirklich an der Geschichte selbst. Den roten Faden muss ich unbedingt stärker herausarbeiten. Das wird ein ziemliches Projekt, während dem ich wohl den Großteil der Geschichte werde umschreiben müssen.

Naja, ganz so schlimm find ich das nicht. Wir sind ja schließlich hier, um zu lernen. Und oftmals gibt es tolle Impulse durch die Kommentare und die Geschichte wächst dadurch.
Ich bin gespannt, wie Du das umsetzen wirst und würde mich freuen, wenn Du mir Info gibst, wenn Du durch bist - dann guck ich gerne noch mal rein.

Diese Story war insofern auch eine Art Experiment für mich, weil ich vor allem bei Dialogen überhaupt nicht sattelfest bin. In dieser Geschichte gibt es sehr viel Dialog, aber wenn der natürlich zu wenig spannend ist oder gar niemand bis dorthin liest, bringt natürlich alles nichts :shy: Ich hatte beim Schreiben nur den Anfang und das Ende im Kopf, zu einem Teil auch die Charaktere, aber jetzt habe ich Gewissheit, dass die Strecke zwischendrin nicht funktioniert.

Das ist doch schon mal eine super Erkenntnis. :thumbsup: Du kennst Deine Stärken und Schwächen und willst daran arbeiten. Das finde ich gut.

Ich danke Dir auf jeden Fall, dass Du mir auch etwas Zucker dagelassen hast, in Form deiner netten Zitate, das hat mich wirklich sehr gefreut und mir auch gezeigt, dass ich irgendwo schon auf dem richtigen Weg bin, aber noch viel Arbeit vor mir habe. Ich schreibe noch nicht lange, da tut sowas natürlich besonders gut und motiviert mich auch, dranzubleiben.

Sehr gern geschrieben.
Auf dem richtigen Weg bist Du auf jeden Fall. In Deinem Text ist etwas einzigartiges, da sind frische Formulierungen drin, die ich so gar nicht kenne und die überraschen.
Schön, dass Du motiviert bist. Das freut mich und ich bin gespannt auf weitere Texte von Dir bwz. auch auf die Überarbeitung dieser Geschichte.

Ganz liebe Grüße und einen tollen Tag,
Silvita

 

Hallo @Manfred Deppi

Leider bin ich gestern nicht mehr dazu gekommen, Dir zu antworten, deshalb mache ich das erst jetzt. Vielen Dank für deine Rückmeldung, da steckt wirklich viel drin, was mir weiterhilft. Ein sehr guter Beitrag!

Meine erste Reaktion war: Oh Gott, ist das lang. Meine zweite: Oh Gott, ist das gut! Und dann wieder: Oh Gott, ist das lang.
Und ich dachte mir beim Lesen deines Feedbacks: Wäre es doch nur bei zweiterem geblieben, verdammt! :D Aber Du hast schon recht, das Ding ist über 5300 Worte lang und das ist einfach zu viel für diese Geschichte bzw. die (eigentlich sehr knappe) Storyline. Mir fällt es noch schwer, das richtig zu kanalisieren und hier ist es definitiv ausgeartet. Im Dialog zwischen den Reisenden und dem Captain wird eigentlich "nur" die Hintergrundgeschichte der Drei erörtert und auch der Captain erzählt ein wenig aus seiner Vergangenheit. Ich sehe jetzt aber ein, dass diese Informationen für diese Story eigentlich gar nicht wichtig sind. Da werde ich grob mit dem Kürzungsmesser dahinter gehen (müssen)! Am Anfang der Geschichte habe ich vor dem Einstellen einige Male rumgeschraubt gehabt, aber danach bin ich wohl nachlässig geworden ...

Wobei ich durchaus meinen Spaß hatte, aber an der Stelle beschlich mich das Gefühl, die Geschichte führe nirgendwohin.
Ja, das ist exakt die Stelle, bei welcher die anderen KommentatorInnen auch abgesprungen sind ...

du hast eine Fantasie, die mich neidisch macht!
Danke!

Gerade diese Sprichwörter und die Idee mit den Fischdrink ist klasse! Ich merke in jedem Satz, dass hinter dieser Geschichte eine große und großartige Welt steht.
Auch hier: Vielen Dank! Das ist cool. Danke auch für dein Zitieren von Textstellen, die Du als gelungen erachtest. Das freut mich wirklich sehr und stimmt mich zuversichtlich, meine eingeschlagene Richtung weiterzuverfolgen. Ich mag es, mich kreativ auszuleben. Gehört auch zu meinem Beruf, bin Werbegestalter. Von daher, finde ich es schön, gelingt mir das auch im Privaten, sozusagen.

Warum habe ich also aufgehört zu lesen? Nun, Die Geschichte ist leider überladen.
Das kann ich nachvollziehen. Vor allem, weil Du das dann auch so schön ausführst:

1. Deine POV-Figur ist am Anfang vollkommen passiv. Das ganze erste Gespräch findet zwischen dem Roboter und den Neuankömmlingen statt. So gut das Gespräch auch geschrieben ist, wirkt es deswegen auf mich wie Ballast, den man abwerfen kann. Mein Vorschlag wäre, die Hauptfigur viel schneller in die Geschehnisse einzubinden - schon in den ersten paar Absätzen sollten m. E. die Reisenden die Bar betreten und ein Gespräch zwischen ihnen, dem Protagonisten und evtl. dem Roboter entstehen. Dabei brauchst du dann etwas, was mich als Leser am Ball hält. Vielleicht etwas mysteriöses an den Reisenden, dass du klar ausarbeitest oder du stellst das eigentliche Thema des Gesprächs voran. Ich habe nun immerhin etwa 2000 Wörter gelesen und weiß immer noch nicht so recht, worum es geht.
Wie Recht Du damit hast! Hier kann ich wirklich viel für mich, oder besser gesagt für diese Geschichte, rausziehen. So wie Du es ausführst, wäre die Story viel besser aufgezogen. Mich freut hier sehr, dass Du das Gespräch zwischen den Reisenden und dem Roboter Malbec als gut geschrieben erachtest. Ich hatte schon an Silvita geschrieben, dass es mir einfach noch sehr schwer fällt, einigermaßen gute Dialoge zu schreiben. Das liegt wohl auch daran, dass ich ein Bild der Welt etc. alles vor mir habe, aber die Charaktere sind für mich nicht wirklich greifbar. Ich habe da einfach zu wenig Routine bzw. Übung.
Ich werde diese Anmerkungen auf jeden Fall bei einer Überarbeitung berücksichtigen. Denke mal, dass ich dieses Wochenende dazu kommen werde, an der Geschichte weiterzuarbeiten.

2. Insgesamt ist dein Schreibstil gelegentlich etwas zu beladen mit unnötigen Wörtern. Das kann man vielleicht machen, wenn Handlung und Charaktere von vornherein packen, hier funktioniert es - für mich - aber nicht. Auch wenn ich - das will ich nur nochmal betonen, um hier nicht zu negativ rüberzukommen - deinen Schreibstil an sich liebe. Da stecken tolle Formulierungen in diesem Text, für die ich töten würde. Was ich dir aber vorschlagen will ist ein Prozess, den ich mir seit den letzten zwei Kurzgeschichten angewöhnt habe: Wenn ich denke, die Geschichte sei soweit fertig, gehe ich jeden Satz/Absatz noch einmal durch und frage mich: Wie kann ich das in weniger Worten sagen? Da fallen bei mir von fünftausend Wörtern gerne mal eintausend ab.
Auch das hier finde ich einen sehr guten Punkt. Der kommt mir bekannt vor, stand auch schon unter meinen anderen beiden Geschichten, die ich hier eingestellt habe. Offenbar habe ich (noch) nichts daraus gelernt! :dozey: Ich denke, ich habe meinen Stil noch nicht wirklich gefunden, der ist noch etwas zu aufgebläht und das mit den vielen Adjektiven ist sicher auch ein Anfängerfehler. Zumindest glaube ich, das hier im Forum schon mehrmals gelesen zu haben. Ich mag es ehrlich gesagt nicht so, alles nur sehr knapp und runterkondensiert zu formulieren, da geht meiner Meinung nach auch etwas die Seele des Textes verloren. Aber in einem gesunden Mass werde ich das ganz sicher versuchen! Umso toller finde ich natürlich, dass Du schreibst, dass Du meinen Stil an sich liebst und deiner Meinung nach tolle Formulierungen in dem Text stecken. Das sind wirklich große Worte, die mir das Herz aufgehen lassen :D
Den Prozess mit dem Rausstreichen von unnötigen Füllwörtern werde ich mir auf jeden Fall hinter die Ohren schreiben. Danke, dass auch Du das nochmal erwähnst, so wird das bei mir hoffentlich immer mehr eingeschärft. Ich werde das bei dieser Geschichte auch gleich mal bei der Überarbeitung anwenden. Mal sehen, wie viel Ballast da abfällt, bin gespannt.

Ich bin gespannt, was du zu meinen Punkten zu sagen hast und werde die Story (und deine sonstigen Schreibereien hier im Forum) weiter verfolgen, denn als jemand, der Fantasy, gutes Worldbuilding und deine Art der Kreativität liebt, sehe ich da großes Potential.
Manfred, das ist wirklich toll! Ich danke Dir sehr für diese abschließenden Worte und das freut mich riesig!

Einen tollen Tag Dir und viele Grüsse,
DM

@Rob F
Auch Dir vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich melde mich später dazu.

 

Hallo @DissoziativesMedium ,

also ich bin immer für guten Science-Fiction zu haben und Deine Geschichte hat gute Ansätze, leider verliert sie sich in Längen (Deiner Begeisterung für das Worldbuilding geschuldet?). Vor allem die Stelle zwischen Krokodil und Windhundgesicht erschöpft sich fast völlig in der Beschreibung der Anwesenden, ohne dass etwas bemerkenswert passiert. Klar, es ist toll Außerirdische zu erfinden, man hat da ja (noch) jede Freiheit. Aber Du solltest die Figuren unbedingt in Handlung bringen.

sein drittes Space Jam in den Rachen.
Space Jam – wie cool. Ein bisschen musste ich aber auch lachen (wegen dem Film mit Bugs Bunny)
bis die Erschöpfung ihn gnädigerweise in einen von sumpfigen Drogennebeln verklebten Dämmerzustand entließ.
Also eigentlich fände ich das zu Adjektiv/Adverbien belastet, aber da er im Drogenrausch ist, finde ich das richtig gut.
Die letzte Stunde hatte er damit zugebracht, hinter dem gewölbten Panoramaglas zu verharren und mit Adleraugen Hunderte von Asteroiden zu beobachten, die von der Gravitation des Außenpostens B-357 angezogen wurden.

Dabei verursachten sie ein unangenehmes, knarzendes Geräusch, welches ihn aus seinen gedankenschweren Gewitterwolken herausriss und zurück an die Theke katapultierte.
:thumbsup:
plärrte: „Ich grüße Euch und eure Kameraden. Doch wer seid Ihr? Meine Scanner schlagen Alarm! I
Du bist nicht ganz konsequent, auch im Folgenden nicht, mit der Ansprache. Wenn “Ihr” als Höflichkeitsform, dann bitte konsequent groß schreiben.
Malbec: „Drifter bedienen wir hier nicht. Ich zitiere die entsprechende Stelle aus den AGB ...“
AGB ist die Abkürzung von “Allgemeine Geschäftsbedingungen”. Das ist bereits der Plural. AGB’s ist daher genauso falsch wie AGBen oder AGBs.
„Die genetische Zusammensetzung eurer Truppe ergibt eine 72%-ige Wahrscheinlichkeit, dass ihr Gesetzlose seid, die Genauigkeit der Messwerte liegt bei 85,67%. Das ist verdammt hoch, wenn Ihr mich fragt.“
Hier ist so eine Stelle, über die ich gestolpert bin.
Ah, jetzt wo Sie's erwähnen ... Aber setzen wir unser Gespräch doch bei Tisch fort. Hubert, serviere uns eine Runde Space Jam. Und bring die großen Humpen.“
Sie setzten sich an den nächststehenden Tisch, an dem bereit
Und hier dann eine ganz andere Ansprache.
„Fang nicht wied’r damit an“, beschwerte
Das kann ich nicht aussprechen.
Borlok stieß ein Blöken aus, das jedes Schaf neidisch gemacht hätte, und kratzte sich intensiver an seinem Riechorgan.
:thumbsup:

Und dann folgen wieder Längen. Gespräche über das, was war. Da kommt bei mir keine Spannung auf. Am Ende, also die Pilze ausbrechen, da wird es plötzlich spannend und die Geschichte bekommt Fahrt. Da ist enormes Kürzungspotenzial.

Ich hoffe, Du kannst etwas mit meinen Anmerkungen anfangen.

Liebe Grüße
Mae

 

Hallo @Rob F

Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Eindrücke vom Text. Die von Dir angemerkten Stellen habe ich soeben alle korrigiert.

da hast du viele kreative Ideen und gute Formulierungen
Vielen Dank.

Die leider m.E. auch nach mehr als der Hälfte dieser längeren Geschichte nicht belohnt wird. Die Handlung nimmt keine Fahrt auf und da es eine Kurzgeschichte ich, weiß ich, dass ich über die vielen Andeutungen im Sinne einer Space Opera ohnehin kaum etwas erfahren werde.
Ja, das sehe ich mittlerweile auch so. Es gibt zu wenig aktive Handlung in der Geschichte. Abgesehen davon, dass sich Captain Korwak mit den drei Reisenden unterhält, passiert eigentlich gar nichts, außer dann am Schluss. Ich werde gerade im Mittelteil einiges rauskürzen, alle anderen haben auch angemerkt, dass da zu wenig passiert.

Vom Tempo her fände ich es für den Beginn eines Romans passend, bei dem ich davon ausgehen kann, dass ich über die Personen und das Universum noch entsprechend viel erfahre. Für eine Kurzgeschichte hast du zu viele Opener, die du dann ohnehin nicht mehr weiterverfolgen kannst. Demnach finde ich es grundsätzlich gut geschrieben, aber inhaltlich eher unpassend für eine Kurzgeschichte. Da fehlt mir eine frühzeitig beginnende Handlung, die mich neugierig macht und die sich interessant entwickelt.
Aus dem privaten Umfeld habe ich eine ähnliche Rückmeldung erhalten und ich sehe auch ein, dass ich hier zu viel anreiße, was in einer Kurzgeschichte nicht abgehandelt werden kann. Ich glaube, dass ich die Welt, in der diese Story spielt, deutlich vor Augen hatte, aber die Geschichte an sich einfach zu kurz kommt. Ich werde schauen, wie ich die Geschichte so umstellen kann, dass bereits zu Beginn eine hoffentlich spannende Handlung eingeläutet wird und dieser rote Faden sich bis zum Ende der Geschichte durchzieht.

Danke Dir vielmal für das Lesen und deine Rückmeldung.

Hi @Silvita

Danke auch Dir für deinen zusätzlichen Kommentar. Habe mich darüber gefreut. Gerne gebe ich Dir einen kurzen "Hint", wenn ich die Geschichte überarbeitet habe. Finde es auch cool, dass Du auf weitere Texte von mir gespannt bist! Schon bei der Nacht der Sichel habe ich mich sehr über deine positive Rückmeldung gefreut gehabt. Ich bleibe auf jeden Fall dran.

Hallo @Maedy

Danke auch für deinen Kommentar. Habe mich darüber gefreut. Deine Anmerkungen habe ich übernommen.

Aber Du solltest die Figuren unbedingt in Handlung bringen.
Das finde ich einen sehr guten Punkt. Ich gebe Dir Recht, dass an der Stelle, wo der Captain die Reisenden vor sich hat, der Text zu viel Gewicht auf die Beschreibung der Reisenden legt und somit nichts passiert. Ich werde mir anschauen, wie ich das umbauen kann, damit direkt eine Handlung startet. Ich hatte das wohl so vor Augen, das Korwak sich halt umdreht und die drei erstmal ausgiebig mustert. Aber schon klar, außer das Borlok wie verrückt herumhüpft und das Krokodil auf den Boden spuckt, passiert eigentlich gar nichts. Guter Hinweis!

Space Jam – wie cool. Ein bisschen musste ich aber auch lachen (wegen dem Film mit Bugs Bunny)
:thumbsup: Genau, hatte mich schon gewundert, ob niemand den Film kennt.

Und dann folgen wieder Längen. Gespräche über das, was war. Da kommt bei mir keine Spannung auf. Am Ende, also die Pilze ausbrechen, da wird es plötzlich spannend und die Geschichte bekommt Fahrt. Da ist enormes Kürzungspotenzial.
Jepp, die Längen werde ich unbedingt rauskürzen müssen und auch den Anfang etwas anders aufziehen, das Worldbuilding etwas zurückschrauben. Ich werde schon zu Beginn einen "Hint" auf das Ende platzieren, Korwak muss schon da eine Ahnung haben, dass die drei Reisenden etwas verbrochen haben, was die Realität zum Kollabieren gebracht hat.

Danke für deinen netten Kommentar und das Lesen meiner Geschichte.

Beste Grüße an euch alle und einen guten Wochenstart,
DM

 

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