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Is dat Markt?

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12.01.2004
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Is dat Markt?

Is dat Markt?

Es geschah an einem Freitag. Freudlos, regnerisch bis in den späten Nachmittag hinein. Ich nahm den Bus, der natürlich - wie üblich - zu spät kam. Ein Luxus, den sich die Fahrer herausnahmen, denn es war die einzige Linie. Für das folgende Erlebnis, welches mich die Langeweile des Tages sowie allen Regen vergessen machen ließ, ist dies jedoch ohnehin völlig unerheblich.

Acht, vielleicht zehn Gestalten hockten auf verschiedenen Plätzen in dem muffigen Bus, dessen Scheiben beschlagen waren. Diverse Versuche, freie Sicht nach Draußen zu schaffen, Zeichen, Worte ... all das war auf den Scheiben zu erkennen. Es regnete bereits seit dem frühen Morgen, vielleicht schon seit der Nacht. Es war warm, dunstig-schwül. Das richtige Ambiente um in Stimmung zu kommen.

Der Bus durchkreuzte Wasseransammlungen auf der maroden Straße, dei den Verdacht aufkommen ließen, das man einen Binnenschifffahrtsschein benötigte, um das Gefährt lenken zu dürfen. Am Krankenhaus hielt er an, denn eine hutzelige Gestalt in langem Trenchcoat, mit Hut und Stock harrte bereits der Ankunft. Niederflurfahrzeug hin oder her, die uralte Gestalt mit eingefallen Gesicht und dem intensiven Geruch lange nicht gewaschener Bekleidung hatte Schwierigkeiten, einen Fuß vor den anderen zu setzen und pflanzte sich in betonter Langsamkeit auf den Sitzplatz vorne rechts. Der Fahrer betrachtete den letzten Neuzugang aufmerksam und geduldig wartete er, bis der alte Mann seinen Platz eingenommen hatte. Bemerkenswert immerhin, denn die wenigsten Fahrer kümmerten sich darum, ob Gebrechliche sich sicher auf einem Platz untergebracht hatten. Und verspätet war die 'Kutsche' ja so oder so schon.

Mit verkniffenem Blick stierte der alte Mann, dessen durchdringender Geruch sich langsam aber sicher im Bus verbreitete, mal nach vorne, dann wieder durch die beschlagene Seitenscheibe.

Eine kurze Strecke weiter, im Angesicht der nächsten Haltestelle - jedenfalls wenn man weiter als zwanzig Meter sehen konnte - rief die hutzelige, kleine Gestalt laut und mit durchdringend krächzender Stimme: "Is dat Markt?"

Erwähnt sei zum besseren Verständnis, dass die zwölfte Haltestelle 'Benrather Marktplatz' heißt. Wir reden von etwa zwölf Minuten Fahrzeit. Und um es noch deutlicher zu sagen: Vor gar nicht all zu langer Zeit, waren es weniger Haltestellen, denn der Bus fuhr einen sehr viel kürzeren Weg.

Ein rascher Blick vom Fahrer zu dem alten Mann und ein "Nee ... noch nit." ließen den Frager nicken. Nur um nach dem Passieren der Haltestelle und einem Abbiegen erneut die Frage aufkommen zu lassen: "Is dat Markt?"

Nicht minder laut, nicht minder krächzend.

Erste nachdenkliche Blicke beim Fahrer, der wiederum kurz verneinte, sich dann wieder auf die Fahrbahn und das Lenken seines Gefährts besann, gesellten sich zu erstem Grinsen der in der Nähe sitzenden Fahrgäste. Und ich hatte so eine Ahnung, dass sich hier vielleicht eine der Anekdoten anbahnte, die einem nur in Bussen und Bahnen widerfahren und die einem hinterher ohnehin niemand glaubt.

Und ungefähr im Intervall von dreißig Sekunden schallte erneut die Frage "Is dat Markt?" nebst der sehr geduldigen Antwort des Fahrers durch den Bus. Und mit jeder Frage wurde das Schmunzeln so manches Passagiers größer. Gelegentlich kam noch ein "Häh?" hinzu, wenn die Antwort des Fahrers nicht bis dem seltsamen Fahrgast vorgedrungen war. Stets bestätigte er aber mit einem Kopfnicken irgendwann, dass er es verstanden hatte. Gelegentlich sah der Fahrer in den Spiegel und musste selbst dann und wann ein Lachen unterdrücken. So tragisch der Alte auch war, so witzig war die Nummer doch. Irgendwie. Aber das Beste sollte ja noch kommen ...

Problem an der Nummer war, dass an diesem Tag eine der kleinen Einbahnstraßen im Bereich um die Benrather Fußgängerzone herum durch einen Kranwagen blockiert war, der teile für den Ausbau von Gebäuden gen Himmel wuchtete. Und damit war die Haltestelle 'Benrather Marktplatz' nicht auf direktem Weg anfahrbar. Durch einen kleinen Umweg gelangten die Busse an diesem Tag wieder auf den Linienweg, ließen 'Markt' aber aus, denn normalerweise war es zumutbar von der vielleicht dreihundert Meter entfernten nächsten Haltestelle 'Börchemstraße' den Marktplatz zu erreichen.

Dem jetzt nicht mehr mitgezählten "Is dat Markt?" folgte die kurze, aber lautstarke Erklärung, dass 'Markt' wegen der Umleitung nicht angefahren wurde. Und - wie sollte es anders sein - konterte der seltsame Fahrgast mit "Häh? Is dat jetzt Markt?"

Der Fahrer winkte schmunzelnd ab und konstatierte lautstark: "Is OK. Ich fahr zum Markt."

Nun muss man wissen, dass schon das Befahren der Umleitung in den sehr engen Straßen ein Akt an und für sich ist. Normalerweise fährt dort kein Bus und deshalb gibt es natürlich auch Gegenverkehr, der sein Recht begehrt. In beidseitig beparkten Straßen - Verbote hin oder her - ist das schon eine Zumutung für den Fahrer. Und der hier machte sich sogar die Mühe, erst wieder eine weitere zugeparkte Straße in Gegenrichtung zurückzufahren, um so auf einen Weg zu kommen, um 'Benrather Marktplatz' für den Alten anfahren zu können.

Und während ich so bei mir dachte, dass dies eine tolle Geste ist wurden meine Gedanken jäh von einem "Is dat Markt?" unterbrochen.

"Ja!", rief der Fahrer zurück. "Gleich." Er war kurz angebunden, denn die Route führte ihn an eine Stelle, die nicht für das Abbiegen von Linienbussen konstruiert wurde. Dreimaliges Zurücksetzen und das, was ich immer liebevoll 'Verkehrsbastelstunde' nenne, brachten uns dann wieder auf den richtigen Weg.

Nach weiteren zwei Minuten hin und her hatten der Fahrer es vollbracht. Eine reife Leistung sozusagen.

"Is dat Markt?"

Die Tür klappt auf.

"Ja", antwortete der sehr soziale Fahrer nicht ohne unterschwelligen Stolz in der Stimme. "Dat is Markt."

"Gut." Der Alte nickt zum Fahrer hin, die Augen zusammengekniffen. "Dann steig ich die nächste aus."

Fassungslosigkeit, Mordlust im Gesicht des Fahrers ...

 

Hallo xadhoom,

ich fand die Geschichte alles in allem nicht besonders originell, lachen oder gar lächeln konnte ich leider auch nicht. Ja, ich weiß, Humor ist Geschmackssache, meiner war diese Geschichte leider nicht.
Erst einmal enthält die Geschichte viele kleine Flüchtigkeitsfehler (Buchstabendreher und Worte die großgeschrieben werden müssten), die in ihrer Gesamtheit den Lesefluß ziemlich stören. Auch am Anfang die eckigen Klammern stören eher. Ich würde sie weglassen, weil es vollkommen unerheblich ist für die Geschichte, ob auf der Strecke nur Fahrer oder nur Fahrerinnen oder beiderlei Geschlecht fahren.
Ich konnte mich auch während der ganzen Geschichte nicht des Gefühls erwehren, dass es eine tatsächlich stattgefundene Geschichte ist. Was immer ein wenig schwierifg darzustellen ist, weil eben alle anderen nicht dabei waren. Da muss ich dir aber ein Lob aussprechen, sprachlich hast du es gut umgesetzt und ich konnte mir die Geschichte sehr lebhaft vorstellen. Allerdings konnte ich die Pointe der Geschichte schon spätestens nach der Hälfte des Textes riechen und zündete deswegen auch nicht besonders.

Gruss
Lemmi

 

Gut, es mag dran liegen, dass ich nicht immer so vorausschauend bin, aber ich hab die Pointe nicht gerochen und hab dann doch gelacht.
Außerdem fand ich den alten Kerl ziemlich lustig
"Is dat Markt?"
hat für mich als Münsterländer, der sich mit dat und wat bestens auskennt, einen sehr hohen Wiedererkennungswert.

Aber wie Kollege Lemmi schon sagte, ich hatte auch das Gefühl, dass das so was wie eine "Leute, ich muss euch erzählen, was ich letztens im Bus erlebt hat" - Geschichte ist. Bis auf das Ende. Solche Pointen passieren nur sehr selten im richtigen Leben. Das stelle ich mir eher so vor als ob im Laufe der schwierigen Rangierarbeiten im Bus jemand seinem Sitznachbarn zuflüstert "Pass auf, gleich will der Alte erst die nächste raus. Hahaha". So ungefähr.
Aber trotzdem, mit Charme erzählt, mit Charme gelesen.
Gruß,
Underground

 

Moin xadhoom,

Ja, ich konnte über die Geschichte leider auch nicht lachen.
Die Idee mit dem alten Mann fand ich putzig und auch recht skurril, aber insgesamt wars für meinen Geschmack zu langatmig. Du erklärst einfach zu viel: wo ist die Umleitung, warum ist da ne Umleitung, früher sind die Busse anders gefahren etc. Klar, das trägt zur Atmosphäre der Geschichte bei (man hatte stellenweise das egfühl, du würdest ne echt erlebte Anekdote erzählen), zieht sie aber, wenn zu ausschweifend, in die Länge.
Am Ende hab ich mich irgendwie an einen dieser alten Fernsehsketche mit Dieter Krebs erinnert. Nicht, weil ich konkret einen ähnlichen kennen würde, sondern eher von der Art her. Keine Ahnung, warum.

Gelegntlich kam noch ein "Häh?" hinzu, wenn die Antwort des fahrers nicht bis dem selstamen Fahrgast vorgedrungen war.
Ja, Fehler sind ein paar drin im Text. Hier gleich vier Stück:
Gelegentlich
Fahrer (groß)
bis zu dem
seltsamen
"Gut." Der Alte nickt zum Fahrer hin, die Augen zusammengekniffen. "Dann steig ich die nächste aus."
Hier täte ich Schluss machen. Es ist eine gute (wenn mir auch bekannt vorkommende) Pointe und alles danach ist in etwa so überflüssig, wie ein drittes Nasenloch auf der Stirn.

 

Tach auch! :)

:dozey: Da hatte ich wohl den nicht korrigierten Text durchgeladen ... Das tut mir leid, euch damit malträtiert zu haben.

Jau, ich fand es schwierig, den Inhalt dieser Aktion umzusetzen. Mit schlichtem Humor tu ich mich in geschriebener Version recht schwer, da ja im Gegensatz zur gesprochenen die Reaktion des Publikums fehlt. Ich bin allerdings bis zu dem Punkt "Ich kann's nich'!" lern- und aufnahmefähig. :Pfeif: Und für die entsprechende Hinweise seid ihr zuständig ...

Wenn ich bis hierhin recht verstanden habe, dann war das hier eher nicht so toll. Und außerdem, ja, so und nicht andres hat es sich zugetragen. Wenn das jetzt nach 'Alltag' gehört, dann verschieb er es, o großer Hirte vieler Schafe. ;)

shade & sweet water
x

 

Lol... Mit dem Schluss hab ich nicht gerechnet!!!!
Einfach super!!
Obwohl man sich schon etwas durch den Text kämpfen musste, der nur schwer in Fahrt kam.
Und darum wiegt der Schluss auch meine Kritik zum Teil auf, denn die Geschichte ist lesenswert.
Insgesamt finde ich den Text für „Humor“ auch etwas zu sachlich. Keiner weiß das besser als ich. Meine Ausflüge in dies Genre haben auch nicht das Ergebnis gebracht, das ich eigentlich haben wollte. :Pfeif:

Zum einen könnte der Text auf wesentliches gekürzt werden, um statt dessen noch einige knallende, atmosphärische Beschreibungen einzubringen.

Nun zum Kleinkram:

Es geschah an einem Freitag. Freudlos, regnerisch bis in den späten Nachmittag hinein. Ich nahm den Bus, der natürlich - wie üblich - zu spät kam. Ein Luxus, den sich die Fahrer herausnahmen, denn es war die einzige Linie. Für das folgende Erlebnis, welches mich die Langeweile des Tages sowie allen Regen vergessen machen ließ, ist dies jedoch ohnehin völlig unerheblich.
Und somit wissen wir, dass wir uns diesen Abschnitt auch hätten sparen können. ;)

Acht, vielleicht zehn Gestalten hockten auf verschiedenen Plätzen in dem muffigen Bus, dessen Scheiben beschlagen waren.
dessen Scheiben beschlagen waren....
Harrrr. Das ist aber nicht so schön, nicht elegant, so ein angehängter Satzteil.
Warum nicht so was wie: … in dem muffigen Bus, wischten die beschlagenen Scheiben frei und betrachteten gelangweilt die Welt im Regen…
Ok., ooch nich toll aber so was halt…

Das richtige Ambiente um in Stimmung zu kommen.
Stimmt, aber welche?

…dei den Verdacht aufkommen ließen, das man einen…
Juhu, dass ich mal so was anmerken darf. :-) „die“ „dass“

Wasseransammlungen
das Wort ist nicht schön. Ok., das sind Pfützen und vielleicht ist hier ein scherzhafter Vergleich mit dem Bodensee (für Dich Unterbacher See:-) nicht schlecht.

„harrte“ “ 'Kutsche'“ Ich weiß, dass diese Dein Stil ist. Ich meine, in Deine übrigen Geschichten passen solche Wörter rein, aber hier in modern und Humor?

Erwähnt sei zum besseren Verständnis, dass die zwölfte Haltestelle 'Benrather Marktplatz' heißt. Wir reden von etwa zwölf Minuten Fahrzeit. Und um es noch deutlicher zu sagen: Vor gar nicht all zu langer Zeit, waren es weniger Haltestellen, denn der Bus fuhr einen sehr viel kürzeren Weg
So im Nachhinein kann ich mir den Sinn dieses Absatzes erklären.

Problem an der Nummer war, dass
Ein Problem oder Das Problem?

So, das war’s dann erstmal von mir.
Mit aufrichtigem Wohlwollen verbleibe ich.:D
3

 

Hallo xadhoom,

einen Fehler darfste noch behalten:

der Teile für den Ausbau von Gebäuden

Dass ich nicht gut lachen konnte, liegt einfach daran, dass mir diese Situation nur zu bekannt ist. Immer etwas anders, aber manche alte Menschen sind wohl so. Und da ich selber dem Rentenalter zueile, hoffe ich nur, dass ich unsere armen Busfahrer nicht zu sehr nerven werde.

LG

Jo

 

hey!

der Inhalt der Geschichte ist zweifellos lustig. ICh allerdings hab mir auch vorstellen können, wie du sie erzählst - man kennt sich ja, und deine erzählerischen Fähigkeit zwischen Ouzo und Co. sind von goldenem Schimmer durchwirkt. Im Geschriebenen verliert es leider; das geht nicht anders, fürchte ich. Aber ich bin natürlich voll auf meine Kosten gekommen.

 

Aloha!:sick: Vielen Dank ... ja, irgendwie ist es unglaublich schwierig, das vernünftig zu Bildschirm zu bringen, werde es aber - auch mit den Hinweisen - noch mal überarbeiten. Vielleicht geht es dann ja besser. Irgendwo war die Nummer schon einzigartig.

 

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