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... is stronger than pride

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30.01.2006
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... is stronger than pride

Es tut gut, sich auf den Badezimmerboden zu legen. Die kalten Fließen kühlen mein Gesicht.Es gibt nichts anderes, was ich jetzt machen könnte als hier zu liegen. Mein Körper spürt keine einzige Anstrengung, kein Muskel ist angespannt. Eine einzige Bewegung wäre jetzt zuviel, wenn nicht sogar unmöglich. Ich muss mich nirgendwo festhalten, um gehalten zu werden. Ich falle nicht mehr. Es gibt keine tiefere Ebene als diese.

"I used to come into the party
And stand around
'Cuz I was kinda too shy to really get down
I used to, play the corner
And watch the scene
Deep down, knowing I wanted, to find me a king
And I can feel that in my stomach
And up in my chest
Because I knew a lot of boys, and some was fresh
But then I found you... and just like me
You had a heart that was yearning to be set free..."
(the Roots)

Der Grad, auf dem wir uns befanden, war unvorstellbar schmal. Er war der schmalste von allen. Dieser Grad stellte mich auf die Probe. Immer und immer wieder. Es war der Grad zwischen Erwachsenwerden, Rationalität und Selbstständigkeit auf der einen Seite und der totalen Verarschung auf der anderen. Jedesmal hatte ich die Wahl. Ich allein hätte entscheiden können.
Du hast mir etwas voraus, weil sie dir gelungen ist, deine Entscheidung... dafür bewundere ich dich.
Desweiteren bewundere ich meine Selbstüberschätzung. "Ich bin so planlos im Moment und ich will nicht, dass du das irgendwie abbekommst oder da mit reingezogen wirst..." Ich doch nicht, niemals passiert mir das....
Es stand mir völlig offen: Ein einziger Satz, ein einziger Schritt, eine einzige Umdrehung hätte mich in Sicherheit befördert, hätte mir meinen Stolz bewahrt, hätte es mir erlaubt, weiterhin aufrecht zu stehen, wäre dir völlig egal gewesen. Die Schmerzen würden irgendwann abklingen. Schmerzen gehen weg. Stolz kommt nicht so einfach wieder.
Ich liege hier und bewege mich nicht. Du stehst hoch erhobenen Hauptes, irgendwo.

Ich kenne diese Situation. Ich hatte das schonmal. Vor dir und das Mal davor und davor und davor... ich hatte noch nie etwas anderes. Es gab noch nie eine andere Ausgangssituation.
Es ist erstaunlich. Wer zum ersten Mal ein heisses Backblech anfasst und sich daran verbrennt wird in Zukunft immer vorsichtig sein. Wer sich im Winter zu dünn anzieht und tagelang krank im Bett liegt, wird sich ab jetzt wärmer kleiden.
Der Mensch ist so beschaffen, dass er aus seinen Fehlern lernen soll. Wieso bei dieser einen Sache nicht? Was ist eine mickrige Verbrennung am Backblech oder eine lächerliche Grippe gegen diese Schmerzen? Und trotzdem scheinen wir sie jedesmal zu vergessen, um uns ihnen wieder und immer wieder von Neuem auszusetzen, auch wenn wir von Anfang an wissen, dass es nicht richtig sein kann.
Ich liege immernoch hier, du stehst da, unbeschreiblich groß.

Außenstehende vergessen, sie vergessen sogar ziemlich schnell. Sie sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die Leute reden vielleicht über dich, ein paar Wochen, einen Monat. Höchstens. Aber dann vergessen sie, dass du deinen Stolz verloren hast.
Du selbst kannst dir jedoch nix erzählen, kannst dir nichts vormachen. Wenn jemand dir den Respekt vor dir selbst genommen hat, erlangst du ihn so schnell nicht wieder. Du kannst versuchen es dir einzureden aber innendrin weisst du ganz genau, dass er weg ist.
Und letztendlich kann ich mich nicht mehr entscheiden, ob es schlimm ist, dass du weg bist weil du weg bist? Oder ob es gut ist, dass du weg bist, erleichternd, weil jetzt doch sowieso nichts mehr zählt, auch der verlorene Stolz nicht. Weil ich jetzt nichts mehr sehen kann, also auch nichts hässliches mehr und weil ich nichts mehr hören kann, nichts grausames mehr. Weil ich nicht mehr gehen kann, also auch nicht auf den falschen Pfad entlang. Und weil ich hoffentlich nicht mehr lieben kann. Hoffentlich.

"Remember how we used to play 'bang bang'....?
bang bang - you shot me down
bang bang - I hit the ground
bang bang - that awful sound
bang bang - my baby shot me down"
(N. Sinatra)

 

Hallo wild-child,

na ja, ich sehe deine Geschichte schon ein bisschen so, wie die andere. :D

Ganz am Anfang wirst du eigentlich schon persönlich, aber nach dem ersten Absatz wirst du wieder sehr Allgemein und an manchen Stellen sogar fast schon "abstrakt". Du philosophierst quasi innerhalb deiner Geschichte über ein bestimmtes Thema. Schöner wäre es doch, wenn du die Erkenntnisse in die Geschichte einarbeiten würdest, sie dem Leser quasi nicht fertig servierst, sondern ihn selbst danach suchen lässt.

LG
Bella

 

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