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Isemarkt (Missingsch)

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Isemarkt (Missingsch)

Is eindlich gans einfach... Fähsd von Haubahnho mid die Hochbohn unner die Comptoirhäusers durch an Haf´n längs bis zu Hohelufd. Dann mussd nur noch die Trebbe runder jumpen un büst da, an Anfang von Isemarchd. Und denn ziehd er sich unnern Wiadukd vonne Hochbohn ´ne ganze Schtation bis zun Ebbendorfer Baum längs.

Is so was wie der Wigtuaalienmarchd in Münch´n, nur anners... - ... und schöner. Wehrnd da in Süd´n die Seppls ihre Lederhos´´n auslüftd´n un lauder Amis mit „Wannerfuhl“ rumdüsen und das Allns von ne Menge Dschaponers geknibbst wird, triffsd auf´n Isemarchd nur Menschn.

Zun Beispiel Peder. Is fasd zwei Meters groß un had seine viel´n Haare auf´n Kopf geg´n dick´n Bauch getauschd. Der hängd übern Gürdl wech so dass nie nich die Schnalle von sehn kannsd. An son schön Sommertach is Peder in seine halbe Schtunde Middachpause von vierdel vor Zwölf bis halb Drei über´n Marchd unnerwechs. Sein spordliches Hemd had er fasd bis zun Bauchnabel aufgeknübbfd, die kräftig´n Oberarme spann´n den Schtoff an kurzen Ärmel un unner die Axselns zeich´n sich große Schweißflegg´n ab.

Schließlich muss auch ´nen Beamten einmal an Tach schwidz´n. Bei Peder is das in seine Pause. Er kommd man gau fix rüber von Bezirksamd Einbüddel, wo er so ne Ard Scheff is, wenn der Leider un die annern sieb´nhunnerfofftich Beamtens, die inne Hierarschie vor ihn schteh´n, mal nich da sind.

Nu dabbeld er unnern Wiadukd mang die bunt´n Schtände längs. Da klön Frauns ein aus, die mal eben schnell von Lehmwech rüber zun Einholen sind. In Haldeverbod schteht ´nen Pederwagn´n; die zwei Udls sünd kurz Fofftein mach´n. Der Zoddelbär ´nen büschen weider mid den Griesebard un den Zampelbüdel auf´n Buggl siehd wie´n Schtudend von Grindel aus.

Bein Wandern über diese Guhrmähmeile hast überhaupd keine Zeid mal ´nen Blick auf die prachtvollen Häusers aussse Gründerzeid mid ihre wunderschön willeminsche Trebbenhäusers zu werf´n, die wo links un rechds steh´n tun.

„Du bisd eisch“, bölkt ´ne Olsch zu so lüdd´n Appelschnut, der viel lieber Intsche in Inno spiel´n will as mid Muddern mang den Plünnen- un Grünhökers längs zu dabbeln.
Peder pliert zu so´n Schtand rüber, wo so´n ooginal hanseatisch´n Plünnenkrämer, den seine Herkunfd von Anatolien unverkennbar anseh´n tust, so richdich Abbeldwasch auf´n Oll´n reinschnackd, ihn begösch´n will. Mid ´nen Wasserfall von Wortends versuchd er ihn die Vorteile von die echde Zieg´nlederjacke zu verklar´n, die wo direkd ausse Schemiefabrik komm tut.

Anscheten Herr Pastor; as wie wenn er breegenklöterig is, ziehd der Rendner sein Döns zwisch´n die Schulderblädders ein und düsd mit sein Stinkknösel ab.

Peder muss inne Bremsen schteig´n as sich ´nen Schtau gebilded had. Nen paar Buttjers ham den Wech rekwirierd um zu ditschen.

„Müssd ihr hier mittenmang rumdaddeln?“ hörd Peder den Oll´n, der immer noch ohne Ziegenleder unnerwegs is, bölken.

Ein von die Schtromers plierd schräch von sein Plads auf´n Trettoaar nach oben un griend den Kerdl mid den dampfnden Knösel an: „He, Aller, hömmazuh: Drehsd nu sutsche um, gehsd zun Bahnhof un dann färhrsd sinnich mid die Hochbohn übern Marchd wech. Vergess aber nich in Bambeck umzuschteig´n nach Ohlsdorf...“ füchd der Hosenmadz noch an um dann weider zu ditschen.

Peder atmed tief ein. Hühn un Perdühn is auf Achse wenn Isemarchd is. Ne lange Schlange schtehd geduldich bein Türk´n an, der ´nen ganz´n Asenahl von Holzbottichen mid aromatisch riechnde Oliven aufgebaud had.

„Wirlich echd von Bauernhof“, verpüsematuckelt ´ne Frau hinnern Schtand mid Geflüg´l.

Der Eierhöker preisd seine Ware an, verklart jeden, dass er sie ers heud morg´n die Hühners unnern Moors wegeklaud had. Gleich nebenan kannsd Holschteiner Schink´n und Mettwursd kauf´n. Der Dufd ziehd übern Marchd as wenn direkd inne Räucherkammer bisd.

Luhp de Mähr, Aal, Stind, ´ne große Kisde mid goldene Schprottens, Rodbaaschfile´s un annre leckre Sach´n vons Meer bieded der nächsde Höker feil.

Noch frischer is der Fisch gleich nebenan. Fiede gröhld kwer übern Marchd mid ´ner Schtimme, die garantierd je´n Abend mid Köm in Form gebrachd wird. Seine Fische sind so frisch, die schwimm direkd bis an sein Schtand. Dabei schwenkd er ´nen Bückel, dess´n Geruch auch in der vierden Zuschauereihe noch ankomm´n tut.

„Is das ´nen Miichner?“ will Peder wiss´n. „Hööööh – der Dicke suchd ´ne Frau“, annerd Fischfiede, un währnd sich allns kringeld ziehd Peder mid ´nen knallroden Döns weider durch die Budengasse, um gleich an nächsd´n Schtand von Blumendieder angemachd zu werden.

„Hier“, häld der ihn ´nen ganzen Arm von Rosens entgeg´n, „für ´nen Heiermann. Is gud angelechd bei deine Erbtande. Kanns dich nich besser bei die anköteln..“

Wie´n Dackel drehd Peder sein Kopf zur annern Seide und schleichd bein Blumenhöker vobei, wiel dasser vor sich hinbrummeld: „Gibd kein Heiermann mehr, is ja nun allns Euro...“

As wenn de Verköpersch das gehörd had, schimpfd er hinner ihn her: „Klei mi mol...“

Nun reichd das Peder aber. As Beamten isser ja ´ne Reschpektperson. As wie wenn sein heimlich Gebed erhörd worden is tauchd die Imbissbude auf, wo er manchmal essen tut.

Noch überlecht er, dass in Schteh´n zu Konditern ´ne Aldernative is. Nen Klöben un ´ne Tass´ Kaukau, weil der Plöör ausse Thermuspulle ungeniessbar is, wär ja ganz komodich an so´n schön Sommertach.

Annernseids schteht ihn noch ´ne harde zweide Hälfde von sein Beamdenabeitstach bevor. Da will er sich man lieber was Handfesdes gönn.

Just nu kommd die Köksch von Tante Meyer zu ihr´n Wagen zurück un wischd sich die Hände in Fatuch ab, mid das sie sonsd die Tellers putzen tut.

Peder plierd zu die Tafel mid´n War´nangebod.

„Ne Tüde Miich“, verlangd er, um dann zu frag´n:

„Was is nen Bratling? Schtehd gleich unner die Kabonade.“

„Frikandelle dürf´n wir das nich nenn´n, weil bei die ´ne beschtimmde Menge Fleisch drin sein muss“, verklard ihm die Köksch, „darun heißd das bei uns Bratling.“

Nun, anscheten tun sie dir ja nich, die Hökers von Isemarchd.

 

Hi Hannes!

So, hab mir mal gedacht, dass ich dir was zu deiner Geschichte schreibe, wo sie hier schon eine Zeit ohne Kommentar steht.

Naja, für mich als Pottlerin ist missingisch nicht gerade die Wahlmundart (aber noch besser zu verstehen als die süddeutschen Mundarten ;) ), aber ich habe mir Mühe gegeben. :)

Also... zum Inhalt... hmm, ich denke, ist geht um den Isemarkt in Hamburg (?). Du beschreibst die Geschehnisse dort und was dem Beamten "Peder" dort passiert. Das war eigentlich alles, was ich erkennen konnte ;)

Würde dir wahnsinnig gerne noch mehr zu der Geschichte schreiben, aber... naja, siehe oben.

Dennoch liebe Grüße
Alisha

 

Hallo Alisha,

großes Kompliment, dass du dir Missingsch angetan hast. Das Problem des Verstehens liegt hier weniger in der verschlungenen Aussprache, sondern vielmehr in der Verwendung "sehr regionaler" Vokabeln, Bezeichnungen und Eigenheiten, die anderenorts schlichtweg unbekannt sind. Von daher hat jeder "Auswärtige" meine ganze Sympathie, der dennoch den mühsamen Versuch des Lesens unternimmt.

Aus dem Westfälischen liebe Grüße in die Nachbarschaft
Hannes

 

Hallo Anna,

danke für deine lobenden Worte. Du hast natürlich Recht, dass manches dem Plattdeutschen sehr nahe steht. Ebenso stimme ich dir zu, was die Fisch-Buletten anbetrifft. Was sagte Bismarck schon? Es ist gut, dass das Volk nicht weiß, wie Gesetze und Frikadellen gemacht werden...

Selbstverständlich erläutere ich gerne die sprachlichen "Gemeinheiten". Du bist "eisch" bedeutet, zu bist ungezogen (sagt man allerdings nur zu Kindern). "Intsche" sind Indianer. Es handelt sich hier um das altbekannte Vergnügen "Cowboy und Indianer", das im (nahe dem Isemarkt liegenden) Innocentiapark (eben kurz: Inno) statt finden sollte.

Liebe Grüße in die Bundesmetropole
Hannes

 

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