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Ist das nicht 'ne Studi-VZ Gruppe?

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05.09.2005
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Ist das nicht 'ne Studi-VZ Gruppe?

Ist das nicht ´ne Studi-VZ Gruppe?

Ich stand auf meinem Bett, das Veluxfenster weit offen und schaute in die Dämmerung, die ganz schwarz war. Meine Arme, mein Gesicht ganz nass vom Regen und vom Wind. Es ist doch verwunderlich, dass es Menschen gibt, die Gewitter nicht mögen. Ich habe nichts gegen Sonnenschein, aber was ist lebendiger als der tosende Wind, der sich schnell verändernde Himmel, die Regentropen die in alle Richtungen fliegen?
Das Telefon klingelte. Ich griff danach, ließ das Fenster zufallen und ging ran.
„Hallo?“
„Was machst du?“
„Nichts.“
„Kann ich vorbei kommen?“
„Lieber nicht.“
„Warum denn…? Wir können Schach spielen, oder die Serie weiter schauen.“
„Ich muss lernen. Ich ruf dich an.“
„Heute hab ich Zeit, den Rest der Woche hat Sandra Mitteldienst, da sehen wir uns abends.“
„Heute hab ich keine Zeit.“
„Tja. Dann meld ich mich bald.“
„Ja. Bis dann.“
Ich hatte aufgelegt bevor er erwidern konnte.

Jeder kennt das Gefühl, alleine zu sein. Manchmal ist es ein gutes Gefühl. Heute war es das nicht. Alleinsein regt zum Nachdenken an und noch mehr Gedanken waren das letzte was ich jetzt brauchte. Ich dachte zurück.

„Wir sind zusammen.“
„Du und Erika?“
„Nein, Sandra und ich.“
„Wer ist Sandra?“
„Die kleine Dunkelhaarige, die von der letzten Party.“
„Sagtest du nicht, du wärst so verknallt in Erika?“
„Schon, sie ist echt klasse, aber sie hat sich grad von ihrem Freund getrennt und ist nicht interessiert.“
„Deswegen nimmst du die zweite Wahl?“
„Sie steht halt auf mich. Das tut gut. Und sie ist echt nett.“
„Ja, und sie sieht aus wie eine Bibliothekarin, aber nicht die heiße Sorte, bei der man sich vorstellt, dass sie sich die Brille runterreißt, die Bluse aufspringt und der Haarknoten sich auflöst. Und sie hat den IQ einer Packung Toastbrot.
„Aber sie sagt mir, dass ich toll bin.“
„Das sag ich dir auch.“
„Das ist nicht dasselbe. Ich will nicht mehr alleine sein.“

Ich hab ihm damals nicht gesagt, dass er nie alleine sein würde. Alleine zu sein ist für mich fast immer ein gutes Gefühl. Niemand auf den man Rücksicht nehmen muss, niemanden dem man Rechenschaft leisten muss.
Vielleicht habe ich deswegen keinen Freund. Vielleicht ist die Romantik in meinem Kopf zu groß, vielleicht warte ich auch auf etwas, das nie kommt. Ich möchte keine Kompromisse eingehen. Doch ist es falsch, auf das ganz große Gefühl zu warten? Ist es eine Beziehung wert, sich selbst zu verraten? Nur um nicht alleine zu sein?
Aber Paul habe ich immer geliebt. Auf meine Art. Er ist mein bester Freund. Und er hat versprochen, dass sich zwischen uns nie etwas ändern würde.

„Witta, du bist so voll.“
„Ist doch ne Party, oder?“
„Klar. Wär der da nix für dich?“
„Keine Lust.“
„Du Zicke.“
„Wieso denn? Nur weil ich keine Egobefriedigung brauche? Ich find mich selbst toll.“
„Fang nicht schon wieder mit deiner Beziehungsphilosophie an.“
„Beziehungen haben den Zweck, jemanden zu haben, der einem sagt, wie klasse man ist. Super. Der Rest ist doch nur Schrott. Weißt du, das Leben ist zu kurz für schlechte Musik und Beziehungsstress.“
„Ist das ´ne Studi – VZ Gruppe?
„Japp. Aber darum geht’s nicht. Ich kann nicht verstehen, was du an ihr findest. Sie ist so doof.“
„Ist sie gar nicht. Naja, ein bisschen. Aber sie ist lieb und ehrlich und treu und sie sagt mir fünfmal am Tag, wie süß ich bin.“
„Alter, ist dir über Nacht ´ne Muschi gewachsen?“
„Was ist eigentlich los mit dir? Du rufst nicht an, du machst nichts mit uns. Bist du eifersüchtig?“
„Eifersüchtig? Ich muss kotzen, wenn ich höre, dass es schon kein „ich“ mehr gibt, sondern nur noch ein „uns“. Als wärt ihr zu einem zweiköpfigen Pärchenmonster verwachsen.“
„Weißte was…? Du bist so drauf, weil du weißt, was Beziehungen wirklich sind. Es gibt viele wichtige Menschen in deinem Leben, aber für diesen einen bist du immer der Wichtigste. Und das macht dich wütend, weil nur du selbst der wichtigste Mensch in deinem Leben bist.“

Ich hab an dem Abend soviel getrunken, dass ich keine Ahnung habe, wie ich eigentlich nach Hause gekommen bin. Als ich mit dröhnenden Kopf und übersäuerten Magen am nächsten Morgen aufgewacht bin, dachte ich nur: „Er hat unrecht. Ich bin nicht selbst der wichtigste Mensch in meinem Leben. Das war mal er. Und jetzt ist da niemand.“

Ich stand auf, ging ins Badezimmer und übergab mich. Es wunderte mich nicht, dass es mir danach besser ging.
Als ich in mein Zimmer zurück kam, trommelten viele kleine Regentropfen stetig gegen meine Fensterscheibe.

 

Ich bin mir nicht ganz schlüssig, wohin diese Geschichte gehört. Da erschien mir "Gesellschaft" als der vorerst passende Ort. Falls eine andere Zuordnung sinnvoller erscheint, immer her mit Vorschlägen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moikka Yulivee,

was hälst Du von Jugend?

Auch wenn es sich in Gesllschaft um das Miteinander von Menschen dreht (was ja letztlich alles sein kann), steht hier doch eine typische Jugendthematik im Vordergrund - könnte mir vorstellen, dass Du da die Leseerwartung besser triffst. Deine Entscheidung, sag mir hier oder per PN Bescheid, ob ich verschieben soll.

Nur kleine Tips. Und ich muss erstmal loben, dass Du den Text gruendlich korrigiert hast! :):
Da der fette Titel schon als solcher gilt, kannst Du den doppelten im Text rausnehmen - das wirkt immer wie Stottern. (Änderungen möglich ueber den bearbeiten-button rechts unten im Textfeld)

Ich stand auf meinem Bett, das Veluxfenster weit offen und schaute in die Dämmerung, die ganz schwarz war.
Ich mag es, wenn Verben an passender Stelle weggelassen werden, aber hier geht das nicht: Du wechselst das Subjekt nach dem Komma, daher kann der Satz nicht bezogen auf Ich weitergefuehrt werden. Es ginge nur: Ich stand auf meinem Bett, die Bettdecke umgewickelt und schaute (...).
Also muss Dein Fenster hier offenstehen, geöffnet sein, oder so.

Bist Du gluecklich mit dem Titel? Keine schlechte Idee, eine Dialogzeile rauszuholen - aber sollte ein Titel nicht das Hauptthema andeuten, umfassen, darauf neugierig machen? Das sagt mir so gar nix - will ich was lesen, was mir ne Studiplattform vorstellt? Eher nicht. Klingt wie "Ist der nicht bei facebook?" - wer sind bei Dir die Leute in "Gruppe"? Das ist echt ein Schulterzucktitel. Falls Du ändern willst, sag mir bitte in was, da Du den Titel nicht selbst ändern kannst.

Nur kurz zum Inhalt: Die Erwähnung von Wind/Regen/Alleinesein erscheint mir in gleicher Form zu oft ueber den Text verstreut - es kommt keine Entwicklung zustande, das dreht sich im Kreis. Falls Du diese Monotonie ausdruecken möchtest, könntest Du vllt jeweils andere Bilder dafuer finden? Sonst kommt man beim zweiten (kleinen) Absatz an und denkt 'Ach, ja, des wees ich doch schon, und nu?'. Nur mein Eindruck: mich langweilt das, und dann interessiert mich auch die Figur nicht mehr. Dabei hälst Du an sich gut die Spannung ueber die Rueckblenden auf Gespräche, die Form gefällt mir. Die Dialoge wirken realistisch, nicht zu ausgewalzt - aber bei der Innensicht kommen ein paar dramatische Klischees zu viel, die dann keine Aussagekraft haben (ich glaube, Wind ist gerade das Thema bei neuen KGs. Lustig, es gibt offenbar immer so Moden oder Strömungen.)

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Yulivee!

Kurz und schmerzlos: Ich mochte den Text. :)

Was du beschreibst, kennt vermutlich jeder. Man ist Single, hat einen besten Freund oder eine beste Freundin, dann lernt der oder die jemanden kennen und man bekommt nur noch Absagen am Telefon.

Das gibt sich dann wieder, später, wenn man Sachen gemeinsam macht, weil man selbst auch nen Freund hat, oder ne Freundin, oder was auch immer.

Und dann kommt sie wieder, die gleiche Phase, wenn schließlich geheiratet wird, wenn die Freundin ein Kind bekommt, wenn man Abends nur noch vor dem Fernseher sitzen will, wenn der beste Freund Babysitten muss, wenn die beste Freundin nur noch Vormittags Zeit hat, weil da Junior im Kindergarten ist.

Deine Figur konnte ich mir gut vorstellen, ich selber liebe ja auch solche Dachfenster, auf die der Regen trommeln kann, und durch die man die Sterne sieht. Ein Fenster, das in deiner Geschichte am Anfang offen ist, und das Mädchen sitzt sicheren Zimmer, blickt in die dunkle Nacht in die gefährliche Welt, bekommt aber nur eine leichte Brise mit von dem Sturm, der draußen tobt. Ich bin sicher, sie möchte in dem Moment draußen sein, den Regen spüren und sich in den Wind legen.
Aber sie bleibt drinnen, traut sich nicht. Sperrt das Wilde aus, in dem Moment, in dem das Telefon klingelt. Und am Ende der Geschichte ist das Fenster geschlossen, der Regen kommt nicht mehr hinein, klopft nur an - das wars.

Stellenweise waren mir bei den Dialogen die Figuren nicht eindeutig genug, ich habs zweimal lesen müssen, bis ich verstanden hatte, wer da spricht. Vielleicht ist diese strikte Trennung in Dialog und Erzählung unnötig.

Weiter so. :)

yours

 

Hallo Yulivee.
Ich finde Deine Geschchte sehr lebensecht. Die Stimmung kommt gut rüber und die Situation erkennt wahrscheinlich jeder wieder, wenn auch nicht aus unmittelbarer Erfahrung.
Besonders gut gefallen mir die eingeschobenen Dialoge. Diese halten den Text schön im Fluss. Auch die Vor-Zeitlichkeit des zweiten Dielogs finde ich sehr gut.
Den Titel finde ich allerdings auch nicht gut. Weckt keinerlei Erwartungen an die Gschichte,die gehalten werden könnten.
Viele Grüße, Doc.

 

Hallo Yulivee,

insgesamt liest sich das doch schon ganz ordentlich. :)
Das ist eine Alltagssituation aus dem Jugendbereich, die sicherlich vielen Teens aus der Seele spricht. Teilweise war ich etwas irritiert, wer da wann spricht. Ich denke, hier dürfte ruhig noch mal konkretisiert werden. Minimal, bloß nicht übererklärend. Und auch das Geschlecht des Prots war mir nicht schnell genug klar. Dachte, das liefe vielleicht in ein homosexuelles Outing.

Noch ein bisschen Kleinkram, den ich rausgefischt habe

Ich griff danach, ließ das Fenster zufallen und ging ran.
warum so umständlich formuliert?

vorbei kommen?“
zusammen
oder die Serie weiter schauen.
da setze ruhig den Namen der Serie ein, wer würde denn so sprechen?
Ich hatte aufgelegt bevor er erwidern konnte.
erwidern fordert schon noch etwas mehr. Bevor er etwas erwidern konnte, ist das mindeste. ;)
Jeder kennt das Gefühl, alleine zu sein. Manchmal ist es ein gutes Gefühl. Heute war es das nicht
Warum generalisieren? Das erste müsste raus
„Ist das ´ne Studi – VZ Gruppe?
hier fehlt das " am Ende
Beziehungen haben den Zweck, jemanden zu haben, der einem sagt,
das klingt etwas schief formuliert. So klingt es, als bräuchten die Beziehungen jemanden, dabei sind es doch die Menschen, die eine Beziehung führen

Und ich schließe mich Katla an, Jugend wäre eine gute Rubrik-Wahl.

grüßlichst
weltenläufer

 

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