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Serie Jack O’Grady: Eine alte Rechnung ...

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Beitritt
11.07.2008
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Jack O’Grady: Eine alte Rechnung ...

Bumm! Bumm! Bumm!
Klingt, als würden die krautfressenden Säcke unsere Gräben wieder mit Zehn-Zentimeter-Granaten bepflastern. Wahrscheinlich bereiten die Deutschen einen Sturmangriff vor. „Fritz“ kündigt einen Besuch in unseren Stellungen immer mit so ‘nem Kanonenkonzert an.
Bumm! Bumm! Bumm!
Ich grunze und ziehe mir die Decke über den Kopf. Nicht mal in Ruhe pennen …
„Jack!“
Scheiße, woher zur Hölle kennt der Krautfresser denn meinen Namen? Der Stimme nach könnte das aber auch mein Sergeant sein. Nicht, dass das besser wär. Keine Ahnung, wer gefährlicher ist.
„Jack! Telefon für dich!“
Bumm! Bumm! Bumm!
Die Stimme gehört nicht dem Sergeant, sondern meiner Vermieterin.
Mit verklebten Augen und einem Geschmack im Mund, als hätte ich auf ‘nem Büffelarsch rumgekaut, schäle ich mich aus der verschwitzen Decke.
„Jack! Ist alles in Ordnung bei dir?“
„Ist ja gut, Norma. Hör schon auf, meine verdammte Tür einzuschlagen. Ich komme gleich!“
Ich riskiere es und stehe auf. Mein Kopf fühlt sich allerdings an, als würde er noch irgendwo im Bett liegen. Einen Moment lang führe ich einen Kampf gegen die Schwerkraft. Ich gewinne und knalle mit meiner Fresse nicht auf den Boden. Würde jetzt ein Zuschauer einen Blick hier reinwerfen, könnte er sich am Anblick einer Bude erfreuen, die wie ein Schnapsladen nach einem Raubüberfall aussieht. Und einem ziemlich ramponierten Jack O’Grady, der Ähnlichkeit mit etwas hat, das man nach drei Tagen aus ‘nem Abwasserkanal gefischt hat. Mit anderen Worten – ein ganz normaler Morgen in meinem Leben.
Ich muss was gegen den Büffelarsch in meinem Mund unternehmen. Auf dem Nachttisch neben meinem Bett stapeln sich zerknitterte Zigarettenpackungen und ein überquellender Aschenbecher. Ich fische mir ‘ne verbogene Lucky aus der Packung, zünd mir den Sargnagel an und sauge den Rauch tief ein. Ah, schon besser! Meine Ma hat immer zu mir gesagt, es geht nichts über ein gutes Frühstück. Und seiner Mutter widerspricht man nicht!
Während ich zur Tür schlurfe, schiebe ich mit den Füßen meine zerknitterten Sachen aus dem Weg und weiche den Scherben einer Flasche Bourbon aus. Ich versuche, mich daran zu erinnern, wie das passiert ist, aber nicht nur von der Flasche sind nichts als Bruchstücke übrig, sondern auch vom gestrigen Abend. Na, egal. Solange ich keinen umgelegt habe, wird’s nicht so schlimm sein.
Norma hat mittlerweile ihr Artilleriefeuer auf die Tür eingestellt. Als ich aufmache, steht sie mit vor Sorgen gerunzelter Stirn vor meiner Wohnung und reibt sich nervös die Hände an ihrem ausladenden Dekolleté. Unwillkürlich muss ich grinsen. Die gute alte Norma ist locker Ende Fünfzig und könnte meine Mutter sein. Und meistens benimmt sie sich auch so. Ich hab‘ den Eindruck, dass sie ein bisschen in mich verschossen ist. Ganz praktisch, wenn die eigene Vermieterin in einen verknallt ist. Das hat mir schon oft unbequeme Fragen erspart, wenn ich mal wieder pleite war und deshalb die Miete auf sich warten ließ. Alle anderen Vermieter hätten mich wahrscheinlich schon längst an die frische Luft gesetzt. Norma fragt stattdessen, ob ich auch genug zu essen habe. Wäre sie knapp dreißig Jahre jünger und ungefähr 180 Pfund leichter gewesen, hätte ich mich zumindest ab und zu mal mit einem Schäferstündchen für ihre Geduld und Gutherzigkeit bedankt. So aber muss sie mit einem Grinsen, meinem Anblick in Shorts und fleckigem Unterhemd und meinem Charme Vorlieb nehmen.
„Wer ist denn dran, Süße?“
In Normas Miene geht trotz der Sorgenfalten die Sonne auf. Sie schafft es sogar, ein bisschen rot zu werden, was bei der Fleischmenge in ihrem Gesicht keine Kleinigkeit ist. Yeah, ich hab’s halt bei den Bräuten einfach drauf. Selbst in Unterwäsche, die schon vier Tage alt ist.
„Ach du! Hör auf, einem alten Mädchen sowas zu sagen. Jesus, wenn mein Virgil, Gott hab ihn selig, hören würde, wie du mit seiner Frau sprichst, der würde dir den Frack schon strammziehen. Einmal, da gingen wir gerade erst zwei Wochen zusammen, das war, warte, ja, das muss 1902 gewesen sein, da hat so ein unverschämter Flegel auf dem Viehmarkt drüben in Jousten …“
„Norma. Der Telefonapparat. Wer ist dran?“
„Oh, richtig. Die Polizei ist dran. Irgendein Detective Stone. Jesus Maria, Jack, du steckst doch nicht schon wieder in Schwierigkeiten? Ich weiß noch, das letzte Mal, als du…“
Ich muss das jetzt abkürzen, sonst kann ich den Anruf in den Wind schreiben. Wenn Norma erstmal in Fahrt ist, ist sie genauso leicht zu bremsen wie eine Lokomotive. Ich hauche ihr einen Kuss auf die Stirn und schiebe mich an ihr vorbei den Flur runter zum Telefonapparat. Ein Glück, dass das verdammte Ding nicht in meiner Wohnung steht. Wer will denn dauernd erreichbar sein und zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit gestört werden? Ich jedenfalls nicht.

„Jack O'Grady hier, Privater Ermittler.“
„Mr. O’Grady, mein Name ist Detective Mike Stone, 23. Revier. Ich bin von der Mordkommission und hab ein paar Fragen. Ich will, dass Sie…“
„Ich war’s nicht. Hab ein bombensicheres Alibi“, unterbreche ich den Bullen und muss grinsen. Ich weiß, das ist ein ziemlich müder Gag, aber irgendwie ist mir danach.
Stone findet’s wohl nicht so lustig wie ich, wenn ich seinen Tonfall richtig deute, der um zehn Grad kälter wird.
„Sehr komisch, O’Grady. Ich hab schon gehört, dass Sie ein richtiger Spaßvogel sind. Na, dann hab ich auch einen kleinen Witz für Sie auf Lager. Entweder, Sie schwingen ihren Arsch noch vor Zwölf in mein Büro, oder ich lass Sie einbuchten." Keine Ahnung, ob's an meinem Schädel oder dem Bullen liegt, aber ich kapier nicht, was das hier für ein Spielchen werden soll.
"Keine Sorge, ich finde schon irgendwas, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Und wenn’s bloß deshalb ist, weil Sie nach dem Pinkeln nur zweimal abgeschüttelt haben." Gutes Stichwort, ich müsste nämlich tatsächlich mal so langsam 'ne Stange Wasser in die Ecke stellen. Hoffentlich ist der Cop gleich fertig mit seinem Vortrag, bevor ich das Blumenmuster auf Normas Teppich gieße.
"Sind Sie noch dran, O'Grady? Ist das bei Ihnen angekommen, Sie Komiker?“ Ok, er ist fertig.
„Mal langsam, Stone. Bevor ich auch nur einen Fuß in Ihr Büro setze, will ich erstmal wissen, um was es geht und ob ich ‘nen Rechtsverdreher mitnehmen muss. Vorher sag ich Ihnen nicht mal die Uhrzeit. Ist das bei Ihnen angekommen?“
Der Cop seufzt. Ich kenne solche Typen wie ihn zur Genüge. Tun immer unheimlich hart, hauen unnötig auf den Putz und überschreiten auch gerne schon mal ihre Grenzen, um ans Ziel zu kommen. Stone ist in gewisser Weise wie Norma – nicht zu bremsen, wenn sie erstmal in Fahrt sind. Allenfalls mit der Drohung von ‘nen Anwalt.
„Es geht um einen Freund von Ihnen. Morris Philby. Den kennen Sie doch noch, oder?“
„Philby? Der hat doch einen lebenslangen Ruhesitz auf Staatskosten in Deadwood Island.“
„Seit Dienstag nicht mehr. Er hat sich selbst Hafturlaub gewährt und eine Frau und einen Polizeibeamten umgelegt. Wir haben Grund zur Annahme, dass er es auch auf Sie abgesehen hat. Außerdem brauchen wir unter Umständen Ihre Hilfe, um ihn zu schnappen. Also, was ist jetzt? Zwölf Uhr auf dem Revier? Wollen Sie vielleicht noch ein Küsschen von mir, damit Sie herkommen?“
Morris Philby. Großer Gott, an den hab‘ ich seit über drei Jahren nicht mehr gedacht. Ich hatte mal was mit seiner Frau Moira, nachdem er in den Knast gewandert war. Hatte sie kurz nach der Verhandlung kennengelernt, wo ich als Zeuge aussagen musste. Sie hatte sich ziemlich an mich rangemacht. Ich fand‘s etwas merkwürdig, warum sie sich ausgerechnet dem Mann an den Hals warf, der ihren Alten in den Knast gebracht hatte. Vielleicht war es ja Dankbarkeit. Der Grund war mir angesichts ihres Hinterns damals ehrlich gesagt egal gewesen.
Es war ein kurzes, aber heftiges Abenteuer. Ich hatte nie kapiert, was so ein heißer Feger ausgerechnet an einem Kerl wie Morris gefunden hatte. Soweit ich weiß, hatte sie keine Probleme mit den Augen gehabt. Sie hatte damals jedenfalls keine Brille getragen. Wenn ich so recht überlege, hatte sie außer einem Lächeln eigentlich nie etwas getragen, wenn wir zusammen waren.
„Na meinetwegen. Aber ich will kein Küsschen, sondern einen Kaffee, wenn ich da bin.“

„Schwarz, anders hab‘ ich ihn nicht.“ Stone schiebt mir eine verkratze Tasse Kaffee über seinen mit Papierbergen überladenen Schreibtisch rüber. Natürlich hat der Cop irgendwo Zucker und Sahne rumstehen. Dämliche Machtspielchen.
„Perfekt. Ich trinke meinen Kaffee immer schwarz.“ Ich grinse ihn an und nehme einen großen Schluck. Bitter und allenfalls lauwarm, aber wenigstens Kaffee und, soweit ich das sehe, schwimmt keine Kippe drin.
Stone zückt Stift und Notizblock.
„Also dann erzählen Sie mir doch ein bisschen was von Mr. Philby. Woher kennen Sie ihn, was wissen Sie über ihn? Alles, was Ihnen zu diesem Mann einfällt.“
„Na ja, wir haben früher mal beide bei Wells Fargo als Wachleute gearbeitet. Das war nach dem Krieg. Ungefähr zwei Jahre lang, von ‘19 bis Ende ‘21. Wir haben auch ‘ne Zeit lang zusammen geboxt. Aber nur ein paar Mal. Im Ring war Morris ein richtiges Tier mit Wahnsinnsreflexen. Unglaublich, wie blitzschnell er Schlägen ausweichen konnte. Im Profisport hätte er es verdammt weit bringen können.“
„Wenn Sie dann fertig sind, seine sportlichen Fähigkeiten zu bewundern, würde ich gerne erfahren, was Sie sonst noch über ihn wissen.“
„Mir wurde das auf Dauer zu deprimierend, jeden Tag einen riesigen Haufen Zaster zu sehen, ohne selbst was davon zu haben. Also bin ich bei Wells Fargo ausgestiegen und hab die Branche gewechselt. Morris fand’s wohl auch deprimierend. Er ist allerdings im Bankgewerbe geblieben, soweit ich weiß. Nur hat er sich dann mehr aufs Abheben spezialisiert. Vorzugsweise mit der Schrotflinte, wie man so in der Zeitung lesen konnte. Jedenfalls steht er eines Tages - ich will gerade Feierabend machen - vor meiner Bürotür. In der linken Hand seine Schrotflinte, rechts eine Tasche voller Dollars und im Bauch ein Riesenloch. Er bat mich um Hilfe und das hab‘ ich dann auch gemacht, nett wie ich bin. Hab zuerst die Cops und dann ne Ambulanz gerufen. Das letzte, das ich von ihm gehört habe, war, dass er lebenslänglich in Deadwood Island ohne Aussicht auf Begnadigung gekriegt hat. Ende der Geschichte. Mehr weiß ich nicht.“
Stone sieht mich nachdenklich an. Dann zündet er sich langsam eine Zigarette an und inhaliert tief den Rauch. Dabei lässt er mich nicht aus den Augen. Ich stutze innerlich. Warum will der Bulle mich einschüchtern? Ich habe ihm keinen Grund dafür geliefert. Ganz davon abgesehen, dass es ihm nicht gelingen wird, mich nervös zu machen, und wenn er sich vor meinen Augen die ganze Schachtel durchzieht. Dennoch werde ich neugierig. Und wachsam.
„Das ist also alles, ja? Und Sie haben da nicht zufällig noch eine kleine Kleinigkeit vergessen? Vielleicht in Bezug auf Mrs. Moira Philby?“
„Moira Philby? Was ist mit ihr und was hat das mit mir zu tun?“
Stone versucht weiterhin, mich mit seinem stechenden Blick einzuschüchtern.
„Eine gute Frage, Mr. O’Grady. Sie erinnern sich, dass ich am Telefon erwähnt hatte, dass Philby eine Frau und einen Polizisten ermordet hat. Nun, wir haben Moira Philby gestern Abend in ihrer Wohnung aufgefunden. Jedenfalls den größten Teil von ihr. Der Kollege, der zu ihrem Schutz abgestellt war, wurde vor dem Haus in seinem Streifenwagen erwischt. Die Fingerabdrücke beweisen eindeutig, dass Morris Philby der Täter ist. Als er damit fertig war, seine Frau über drei Räume zu verteilen, hat er mit Blut an die Schlafzimmerwand Ihren Namen geschrieben, Mr. O’Grady. Und ich glaube nicht, dass er das gemacht hat, weil ihm nach dem Doppelmord langweilig war. Wollen Sie mir vielleicht nicht doch noch etwas sagen?“
Ich muss unwillkürlich schlucken, als ich das von Moira höre. Wir waren zwar nicht lange zusammen - eigentlich waren wir, abgesehen von der Bettgymnastik, zu keinem Zeitpunkt so richtig zusammen - aber dennoch nimmt mich ihr Tod mit.
„Sie haben mich weder am Telefon, noch bei der Befragung vorhin nach Moira Philby gefragt, sondern Sie wollten von mir alles über ihren Mann wissen. Tun Sie also nicht so, als würde ich hier irgendwas verheimlichen.“
„Mr. O’Grady, man braucht keinen Sherlock Holmes, um sich denken zu können, dass Sie höchst wahrscheinlich sein nächstes Opfer sein werden. Warum wohl? Weil Sie ihn der Polizei ausgeliefert haben, als er Sie um Hilfe bat? Oder gab’s da noch einen weiteren … persönlichen Grund?“ Stone drückt die halb gerauchte Zigarette auf dem Schreitisch aus und wirft die zerdrückte Kippe in einen Metalleimer, der neben seinem Stuhl steht.
„Hören Sie, mir ist relativ egal, ob Morris Philby Sie umnieten will, weil Sie ihn verpfiffen oder seine Frau gevögelt haben. Aber da draußen läuft seit zwei Tagen ein verdammter Killer frei herum, der einen Polizisten getötet hat. Und das ist mir nicht egal. Ich werde den verdammten Bastard schnappen. Und Sie können mir dabei helfen.“
„Ah, daher weht also der Wind. Sie wollen, dass ich den Köder spiele. Jetzt kommen wir der Sache langsam näher.“
Stone schnaubt ärgerlich. Er braucht meine Hilfe und wir beide wissen das. Vielleicht hat er ja jetzt Zucker und Sahne für mich. Erst mal werd‘ ich ihn ein bisschen zappeln lassen. Mal sehen, wie ihm die Machtspielchen nach meinen Regeln gefallen, und zwar mitten in seinem Büro.
„Natürlich könnte ich ablehnen, Detective. Schließlich geht es um mein Leben. Vielleicht sollte ich mich lieber auf die Tüchtigkeit der Justiz verlassen. Was meinen Sie?“
„Wir würden Sie schützen, Sie Drecksack. Das wissen Sie genau.“
„So wie Moira Philby? Dann ist ja alles in Butter.“
Stone springt wütend auf und mir fallen zwei Dinge an ihm auf. Seine Drei-Dollar-Bullenkrawatte hat ein echt beschissenes Muster. Und da steckt ein interessanter Ballermann in seinem Gürtel. Ich hab‘ ‘nen Blick für Knarren. Die Standardkanone der Polizisten ist ein sechsschüssiger .38er Revolver von Smith&Wesson. Zuverlässiges Ding, aber nicht mein Geschmack. Ich persönlich bevorzuge meine .45er, die mir schon in Frankreich öfter den Hintern gerettet hatte, als ich zählen kann. Stone aber hat in seinem Gürtel eine waschechte deutsche 9mm Luger stecken. Ich weiß noch, wie wir damals in Frankreich bei fast jeder sich bietenden Gelegenheit gefangene, verwundete und tote Krautfresser nach den heißbegehrten Lugern durchsucht hatten. Das ging so weit, dass sich einer meiner Kameraden sogar eine blaue Bohne eingefangen hatte, als er in einem abgestürzten Flugzeug den Piloten durchsuchen wollte. Nun, er hatte recht gehabt. Der Pilot hatte tatsächlich eine Luger bei sich gehabt. Nur war er leider noch nicht tot, als mein Kamerad anfing, an ihm rumzugrabbeln. Und so hatte er von der ersehnten Luger nur die Patronen gekriegt – zwischen die Augen.
Stone bemerkt meinen interessierten und zugleich anerkennenden Gesichtsausdruck und sieht kurz zu seiner Waffe. Ich frage mich, wo er das gute Stück wohl herhat.
„Sie waren auch drüben, Detective? Oder haben Sie diese Schönheit als Souvenir hier in den Staaten gekriegt?“
Sein Blick geht kurz ins Leere und für einen Moment ist er wieder irgendwo in irgendeiner Scheiße an irgendeinem gottverlassenen Fleck weit weg von zu Hause. Ich kenne diesen Blick, denn oft genug glotzt er mich selbst schon früh morgens an, wenn ich in den Spiegel sehe.
„Ich war bei der vierten Marines, damals ‘18 in Belleau.“ Mit einem Ruck reißt er sich wieder ins Hier und Jetzt.
Ich sehe noch mal auf die Luger und dann in Stones Augen. Ich bin jetzt seit über zehn Jahren Privatschnüffler und verdiene meine Brötchen damit, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen. Und dennoch bemerke ich erst jetzt diesen entschlossenen, zielstrebigen und erbarmungslosen Zug in seinen Augen. Stone ist ein Mann, der sich durch nichts aufhalten lässt, wenn er sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Und jetzt hat er sich in den Kopf gesetzt, Morris Philby zur Strecke zu bringen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm dieser sture Kampfgeist zwar jede Menge Ärger bei seinen Vorgesetzten einbringt, aber auch ‘ne Brust voller Orden und Medaillen. Eigentlich hätte ich einen Riesenarschtritt verdient, weil mir das nicht schon eher aufgefallen ist.
Ich bin jetzt nicht schwul oder sowas, und es stinkt mir gewaltig - die Polente ist schließlich mein größter Konkurrent - aber ob ich will oder nicht, so langsam wird mir dieser Detective sympathisch.
„Schluss mit den Spielchen, O’Grady. Sind Sie dabei oder nicht?“
Ich hole eine Lucky aus meiner Manteltasche und stecke sie mir in den Mund. Langsam zieht ein schiefes Grinsen meinen Mundwinkel nach oben.
„Haben Sie mal Feuer für mich, Stone?“

Norma wäre fast in Ohnmacht gefallen, als ich ihr erkläre, dass sie für ein paar Tage zu ihrer Schwester Ruth nach Boise fahren soll. Zuerst denkt sie, dass sei ein Scherz. Dann fängt sie an zu weinen, als sie erfährt, dass ich den Köder für einen entflohenen Mörder spiele und die Polizei meine Wohnung und damit ihr Haus braucht, um Philby eine Falle zu stellen. Da ich im Telefonbuch stehe, dürfte er keine Schwierigkeiten haben, mich zu finden. Außerdem wird Philby ziemlich bald zuschlagen müssen, denn der Strick zieht sich mit jeder Stunde, die er auf der Flucht ist, immer enger um seine Gurgel. Er muss sich irgendwo ein Versteck gesucht haben, wo er sich tagsüber aufhält. Die meisten Kakerlaken, die ich in meinem Leben schon getroffen habe, sind lichtscheu.
Norma heult immer noch Rotz und Wasser, als sie schließlich einwilligt und einen kleinen Koffer packt, bevor ein Taxi sie zum Bahnhof fährt. Stone, ich selbst und ein halbes Dutzend Cops müssen ihr hoch und heilig versprechen, dass mein hübsches Gesicht nicht einen müden Kratzer abkriegen wird.
Die verstohlenen Blicke und das dreckige, anzügliche Grinsen der Bullen, mit dem sie meine gutherzige, sanftmütige, dreißig Jahre ältere und fast dreihundert Pfund schwere Norma und mich bedenken, als sie mich unter Tränen zu Abschied umarmt, entgehen mir nicht. Am liebsten würde ich ihnen ihre dreckigen Gedanken zusammen mit meiner Faust in den Hals stopfen. Aber wenigstens schüttet es aus Eimern und ein schneidender Wind pfeift um die Häuser. Das bedeutet, die Kerle werden eine richtig lauschige Zeit haben, wenn sie an ihren Straßenecken und Kreuzungen die ganze Nacht Schmiere stehen müssen. Immerhin etwas.
„Viel Spaß im Regen, ihr Penner. Wenn ihr aufs Klo müsst, dann nicht bei mir. Und was Warmes zu trinken kriegt ihr von mir auch nicht. So, und jetzt verpisst euch nach draußen auf eure Posten.“ Bevor einer von ihnen etwas sagen kann, knalle ich die Tür vor ihren Nasen zu.
Es wird Abend. Stone hat es sich mit ‘nem Kaffee und einer Zeitung im Sessel gemütlich gemacht. Er will zu meinem „persönlichen“ Schutz unmittelbar in der Nähe bleiben. Ich vermute mal, er hat keine große Lust, bis auf die Knochen nass zu werden und sich eine Lungenentzündung einzufangen, wenn er‘s nicht muss. Vernünftiger Mann.
Ich selber kann wesentlich besser entspannen, wenn ich mir einen Bourbon hinter die Binde gieße. Zwei doppelte und drei Zigaretten später stelle ich die offensichtliche Frage, die mir schon eine ganze Weile auf den Nägeln brennt.
„Warum hat Morris seine Alte umgebracht? Dass er es auf mich absieht, kann ich verstehen. Ich habe ihn damals verpfiffen. Aber seine Frau? Zusammen mit meinem Namen an der Wand sieht das für mich so aus, als hätte er von unserem kleinen Techtelmechtel gewusst.“
Stone legt seine Zeitung weg und zündet sich ebenfalls eine Zigarette an.
„Wir haben in der Leiche der Frau einen Brief gefunden.“
„Sagten Sie gerade in der Frau?“
„In ihrem Mund. Der Brief stammte von ihr selbst. Moira hat Philby anfangs noch ein paar Mal besucht und ihm auch ab und zu geschrieben. Einmal jedenfalls müssen sich die beiden wohl ziemlich in die Haare gekriegt haben. Und da hat ihm seine Frau geschrieben, dass sie sich jetzt von dem Mann bumsen lassen wird, der ihn in den Knast gebracht hat.“
„Heißt das, die Affäre mit mir hat Moira nur deshalb angefangen, um ihrem Mann einen reinzuhängen? Das nenn ich ja mal abgebrüht.“
„Allerdings. Seit dieser Zeit aber wurde Philby seltsamerweise ein nahezu mustergültiger Häftling. Gehorsam, sauber, diszipliniert. Hat nie Streit angefangen, sich nicht geprügelt und nie versucht, etwas zu klauen oder zu schmuggeln. Er hat sein Rasierwasser tatsächlich zum Rasieren benutzt, und nicht, um daraus Schnaps zu panschen. Tja, jetzt wissen wir, warum.“
„Sie meinen, er hat das alles nur gemacht, um…“
„Genau. Er hat auf seine Chance gewartet. Drei Jahre lang freiwillig den Hof gefegt, nur damit die Wärter nachlässig bei ihm wurden. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit hat ihm gereicht.“
Ich gebe zu, ich bin widerwillig beeindruckt. Wenn jemand in der Lage ist, soviel Geduld, Disziplin und Selbstbeherrschung zu entwickeln, muss man schon verdammt motiviert sein. Hass ist so eine Motivation.
Stone scheint derselben Ansicht zu sein.
„Na wenigstens müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, ob Philby nach Mexiko abhauen will. Wer sein ganzes Leben der Rache widmet, hört so kurz vorm Ziel nicht auf.“
„Sehr tröstlich, Detective. Vielen Dank auch.“, sage ich trocken und gönne mir noch einen Bourbon.
„Sie sollten sich nicht volllaufen lassen, O’Grady. Gut möglich, dass Sie…“
Wir werden vom Klopfen an der Tür unterbrochen. Stone lässt die Zeitung sinken und steht auf. Leise huscht er an die Wand neben der Tür und gestikuliert mir zu, ich solle antworten.
„Yeah? Wer ist da?“ Shit, das klingt sogar in meinen Ohren irgendwie dämlich. Da könnten wir auch gleich eine Leuchtreklame „Achtung – Polizeifalle“ über die Tür hängen.
„Mr. Jack O’Grady? Hier ist Corporal Weaver, 14. Revier. Würden Sie bitte die Tür öffnen, Sir?“
Überrascht sehe ich zu Stone hinüber. Dieser runzelt die Stirn und zuckt die Schultern. Ich werfe einen Blick durch den Türspion. Draußen steht tatsächlich ein Polizist in einer Motorraduniform. Er schreibt gerade etwas in seinen Block und hat sich zu der Lampe im Flur gedreht, so dass ich sein Gesicht nicht sehen kann. Ich nehme die Kette von der Tür und öffne.
„Was ist denn los, Corporal? Wollen Sie mir einen Strafzettel…“
Der Motorradpolizist lässt den Block fallen und rammt mich mit der Schulter zurück in meine Wohnung. Taumelnd gehe ich zu Boden. Der Bulle greift zu seinem Revolver. Ein Schuss dröhnt durch die Wohnung und der Motorradpolizist wird in die Schulter getroffen. Klappernd fällt sein Revolver zu Boden. Stone zielt mit seiner Luger auf ihn.
„Keine Bewegung, Philby.“
Vielleicht hat er ihn nicht richtig getroffen oder die dicke Lederjacke hat das Gröbste abgehalten. Was es auch ist, Philby ist noch nicht außer Gefecht. Im Gegenteil. Während ich mich aufrappeln will, sehe ich, wie er mit einem Satz zu Stone herüberspringt und ihm einen mächtigen Uppercut genau auf den Kiefer verpasst. Stone, der nicht mit der Gegenwehr eines Mannes gerechnet hat, der vor einer Sekunde noch eine 9mm-Kugel in die Schulter gekriegt hat, fliegt in hohem Bogen davon. Seine Luger leider auch.
Mein Brustkorb fühlt sich an, als hätte mich ein Maulesel getreten. Während ich versuche, vollends auf die Füße zu kommen, ziehe ich meine .45er.
„Nicht, Morris. Hör auf.“
Blöder, blöder, blöder Fehler. Ich hätte nicht mit ihm reden sollen, während ich die Waffe hervorhole. Das bereue ich jetzt. Ich kann die Kanone zwar noch heben, aber schon ist Morris wieder in Reichweite und schlägt sie mir aus der Hand. Stone und ich haben nicht eine Sekunde an seine Boxerreflexe gedacht.
Glück für Morris. Pech für uns.
„Weißt du noch, wer ich bin, du Ratte? Ich wette, du freust dich genauso mich zu sehen wie diese Schlampe Moira!“ Philby verpasst mir eine kurze, harte Rechts-Links-Kombination in Bauch und Brust und wieder taumele ich davon. Dieses Mal aber überrascht er mich nicht und ich kann zumindest ein wenig Deckung hochnehmen. Ich habe zwei Vorteile. Die dicke, schwere Lederkluft der Motorraduniform bremst ihn ein wenig, und er hat eine Kugel in der Schulter. Auch wenn davon nichts zu merken ist bei dem Schwinger, den er gegen meinen Kopf führen will. Ich kann gerade eben noch ausweichen, sonst hätte sich mein Schädel Richtung Eastside verabschiedet.
Jedoch ist durch den Schlag einen Moment lang seine Deckung offen und ich versenke meine Faust bis zum Handgelenk in seinem Magen.
Habe ich gerade gesagt, die Motorradklamotten seien ein Nachteil? Die Jacke dämpft meinem Schlag wie eine Matratze.
Morris knallt mir seine Faust auf die Schulter, so dass ich die Engel singen höre. Zum Glück hat er seinen verletzten Arm genommen, denn er schreit genauso schmerzerfüllt auf wie ich.
Wir trennen uns und umrunden uns langsam. Genauso wie früher beim Sparring.
„Warum hast du das gemacht, Jack? Ich dachte, wie wären Freunde. So behandelt man seine Freunde nicht.“ In seinen Augen funkelt die blanke Mordlust. Er will mich mit seinem Gerede nur ablenken und meine Aufmerksamkeit schwächen.
Mal sehen, ob das in beide Richtungen funktioniert.
„Ein gemeinsamer Job macht aus uns noch keine Freunde, Morris. Und bei einem Hintern wie bei Moira hätte ich nicht nein gesagt, und wenn du mein Bruder wärst.“
„Du mieses Schwein. Ich habe sie geliebt. Die Überfälle habe ich nur für uns beide gemacht. Und zuerst bringst du mich in den Knast und dann legst du meine eigene verdammte Frau in meinem eigenen verdammten Bett flach. Dafür mach ich dich alle.“
„Wär‘ dein Schwanz genauso groß wie dein Maul, wäre sie nicht in meinem Bett gelandet.“
Na endlich bringt das Gequatsche etwas. Speichelfäden fliegen durch die Luft, als Morris aufbrüllt und wie ein angeschossener Stier auf mich losstürmt.
Ich setze alles auf eine Karte und lass ihn rankommen. Ich nehme sogar die Arme runter und stehe völlig ohne Deckung da. Wenn ich jetzt einen Fehler mache, reißt er mich in Stücke. Morris will mich offenbar in voller Fahrt über den Haufen rennen. Ich kann seinen schlechten Atem riechen, so nah ist er.
Jetzt!
Mit einem Satz springe ich zur Seite und trete ihm in vollem Galopp die Beine weg. Morris stößt ein überraschtes Grunzen aus, als er schlagartig den Bodenkontakt verliert. Bevor er sich drehen oder seine Arme heben kann, beendet die Wand seinen Flug. Mit einem ziemlich beeindruckend klingenden Bumm! knallt er mit dem Schädel voran an die Mauer und hinterlässt eine stattliche Delle im Putz. Oh je, das wird Norma nicht gefallen.
Die Tür wird aufgestoßen und die sechs tropfnassen Polizisten stürmen in meine Wohnung.
„Ach, seid ihr auch schon da, ihr Clowns?!“ Ich ziele mit meiner .45er auf Morris, während ich mit der anderen Hand immer wieder an Stone rumrüttele, um ihn endlich wach zu kriegen. Langsam kommt er wieder zu sich. Stöhnend, die Augen noch geschlossen, tastet er über seinen geschwollenen Kiefer.
„Keine Angst, Detective, der Kopf sitzt noch da, wo er hingehört, aber Sie sollten ins Krankenhaus. Und auf die Gesangsstunde werden Sie auch ‘ne Weile verzichten müssen.“
Große Töne spucke ich da. Ich selber fühle mich, als würden meine Rippen an meinem Rückgrat kleben. Draußen kann ich die Sirenen der Polizeiwagen und Ambulanzen hören. Hoffentlich ist auch eine für mich dabei.

„Wie geht’s dem Kiefer, Detective?“
„Ist noch dran. Wie geht’s den Rippen, O’Grady?“
„Zwei sind gebrochen und ein paar andere geprellt. Könnte schlimmer sein, schätze ich.“
Ich ziehe mir einen Stuhl ran und setze mich zu Stone ans Krankenbett. Vor Schmerz ächzend ziehe ich eine Packung Luckys aus meinem Trenchcoat, zünde zwei Zigaretten an und reiche ein zu Stone rüber. Für einen Moment habe ich das Gefühl, als wäre ich wieder in Frankreich. In einem Lazarett am Bett eines Kameraden nach einer gemeinsam überstandenen Schlacht. Ganz so groß war’s zwar nicht, aber das Gefühl kommt dem trotzdem ziemlich nahe.
„Ich hab‘ den Bericht erhalten, O’Grady. Philby hat einen weiteren Polizisten drüben in der Bowery umgebracht und sich so die Uniform besorgt. Dann hat er die Dunkelheit abgewartet und ist einfach an unseren Leuten vorbei ins Gebäude spaziert. Verdammte Sauerei, das!“
„Schwamm drüber, Stone. Wir leben. Für mich reicht das. Was geschieht mit Philby?“
„Er hat ziemlich was auf die Rübe gekriegt, aber bei seinem dicken Schädel wird er es überleben. Aber dass er zwei Polizisten und eine Frau umgebracht hat, dass wird er nicht überleben. Von versuchtem Mord mal ganz zu schweigen. Wenn er aus dem Krankenhaus rauskommt, wartet der Stuhl auf ihn.“
Ich ziehe an meiner Zigarette und sehe mich dabei im Krankenzimmer um. Ich mag Krankenhäuser nicht. Das einzige, was mir daran gefällt, ist vielleicht die ein oder andere Krankenschwester. Je eher ich hier raus bin, desto besser.
Aber vorher muss ich noch etwas klären.
„Wissen Sie was, Detective? Wenn Sie wieder auf dem Damm sind, dann gehen wir beide mal zusammen einen trinken. Was halten Sie davon? Ich kenne da ‘ne Bar, die meinem Kumpel Fat Eddy gehört.“
Stone grinst, was ihm mit seinem bandagierten Kiefer alles andere als leichtfällt.
„Klingt gut, O’Grady. Wir legen zusammen eine gute Flasche Bourbon trocken und tauschen Kriegsgeschichten aus. Aber eines sage ich Ihnen – meine Luger kriegen Sie nicht.“
Verdammt!

 

Hallo Eiserner,

gerade dieser Tage habe ich mich gefragt, wann wohl mal wieder eine Geschichte von dir in diesem Forum aufschlägt. Und da ist sie auch schon. Das nenne ich Service!

Sieht aus, als ginge Jack O'Grady jetzt in Serie. Es gibt schlechtere Ansätze dafür. Ich muss aber sagen, dass mir der erste Teil etwas besser gefallen hat. Was dieser Fortsetzung mMn vor allem fehlt, ist eine Überraschung, am liebsten am Ende. In Drinks und Bräute gab es eine solche Pointe (die ich hier jetzt nicht erwähne, falls das jemand noch nicht gelesen hat), aber diese hier ist mir ein bisschen zu geradeaus. Ich hätte erwartet, der Cop Stone würde sich am Ende als nicht ganz so bewundernswert und kumpelhaft herausstellen, vielleicht wäre er es, der noch eine Rechnung mit Philby offen hat. Oder mit O'Grady. Oder mit Moira. Aber nichts dergleichen. Schade!

Stilistisch habe ich nichts zu meckern. Wäre ja auch Blödsinn zu kritisieren, dass O'Grady zu cool und oberschlau gezeichnet ist und das Ganze etwas (oder auch sehr) over the top ist - schließlich ist das gerade der Witz an der Sache. Und witzig fand ich es auch. Der Eingangsteil, in dem sich Jack aus dem Bett aufrappelt, bis er endlich am Telefon ankommt, war für meinen Geschmack ein bisschen lang, aber das gibt dir natürlich jede Menge Gelegenheit, Kolorit zu versprühen, insofern passt es auch schon wieder.

Ein paar Rechtschreibflusen waren mir aufgefallen (relativ viele sogar), aber nach dem Lesen habe ich die Seite neu geladen und gesehen, dass du gleich wieder editiert hast. Ist der Text noch in Arbeit? Egal, ich picke trotzdem mal ein paar Dinge raus:

Klingt, als würden die krautfressenden Säcke unsere Gräben wieder mit 10cm-Granaten bepflastern.
Zahlen ausschreiben. Weißte doch.

Nicht mal in Ruhe pennen…
Vor und nach Auslassungspunkten einen Leerschritt, wenn's keine halben Worte sind. Weißte auch, oder?

Einen Moment lang führe ich einen Kampf gegen die Schwerkraft, den ich unglaublicher weise gewinne.
"unglaublicherweise" in einem Wort. Weiter unten kommt noch irgendwo ein "seltsamer weise", da gilt natürlich das Gleiche.

Ich bin jetzt nicht schwul oder sowas, und es stinkt mir gewaltig (die Polente ist schließlich mein größter Konkurrent), aber ob ich will oder nicht, so langsam wird mir dieser Detective sympathisch.
Klammern sind uncool. Lieber Gedankenstriche. Aber nicht so wie hier:
Wir waren zwar nicht lange zusammen -eigentlich waren wir, abgesehen von der Bettgymnastik, zu keinem Zeitpunkt so richtig zusammen- aber dennoch nimmt mich ihr Tod mit.
Gedanken- statt Bindestriche, und mit Leerschritten auf beiden Seiten.

Soweit ich weiß, hatte sie damals keine Brille getragen.
Verstehe ich nicht. Wie kommt er auf Brille? Das klingt, als hätte jemand davor behauptet, sie hätte eine Brille, aber das hat ja niemand. Der Gedanke kommt aus dem Nichts.

„Wie geht’s dem Kiefer, Detective?“
„Ist noch dran. Wie geht’s den Rippen, O’Grady?“
„Zwei sind gebrochen und ein paar andere geprellt. Könnte schlimmer sein, schätze ich.“
Ich ziehe mir einen Stuhl ran und setze mich zu Stone ans Krankenbett.
Hab ich was verpasst? Stone hat nur einen Uppercut gekriegt, während O'Grady gebrochene Rippen hat. Aber O'Grady ist als Erster wieder auf den Beinen? Dann müsste Stone ein Weichei sein, aber so wird er ja gerade nicht beschrieben.

Aber das sind alles Kleinigkeiten, da liest man auch drüber weg.

Gern gelesen!

Grüße vom Holg ...

PS: Hast du inzwischen Tote tragen keine Karos gesehen?

 

Hallo Eisenmann,

schön, dass Jack O'Grady wieder da ist! Bereits bei der ersten Geschichte hatte ich ja erwähnt, dass ich davon mehr lesen möchte. Setting und Attitüde gefallen mir sehr gut.

Aber ich muss Holg zustimmen, die erste Geschichte war besser (obwohl diese hier sicher nicht schlecht ist)

Hier meine Eindrücke:

  • Die Geschichte braucht zu lange, um Fahrt aufzunehmen
  • Ich finde, sie könnte vom Aufbau spannender erzählt werden. Du wählst eine lineare Erzählweise mit eingestreuten Rückblicken und Erklärungen. Ich glaube, es wäre der Spannung dienlich, wenn du den Leser länger im Unklaren lassen würdest, wer da kommt und warum. Denn so ist es absolut vorhersehbar, was passieren wird, wenn Jack und Stone in der Wohnung warten. Als der Polizist klopft, ist sofort klar, dass es Philby ist ...
  • Die Dialoge wirken manchmal ein wenig hölzern. Bin mir nicht ganz sicher warum, aber ich glaube es liegt daran, dass die Figuren zu lange sprechen, ohne dass ihr Gegenüber etwas einwirft, oder die Rede durch einen Gedanken oder eine Beschreibung unterbrochen wird. So entsteht ein unnatürlicher Rhythmus ==> Hab ein Beispiel rausgesucht.

Hier das Beispiel mit dem Rhythmus in der direkten Rede:

„Sehr komisch, O’Grady. Ich hab schon gehört, dass Sie ein richtiger Spaßvogel sind. Na dann hab ich auch einen kleinen Witz für Sie auf Lager. Entweder, Sie schwingen ihren Arsch noch vor Zwölf in mein Büro, oder ich lass Sie einbuchten. Keine Sorge, ich finde schon irgendwas, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Und wenn’s bloß deshalb ist, weil Sie nach dem Pinkeln nur zweimal abgeschüttelt haben. Ist das bei Ihnen angekommen, Sie Komiker?“
Das klingt so, als ob Stone das in einem Atemzug einfach runterrattert.


So wird es etwas aufgebrochen:

„Sehr komisch, O’Grady. Ich hab schon gehört, dass Sie ein richtiger Spaßvogel sind." Stone macht eine kurze Pause. "Na dann hab ich auch einen kleinen Witz für Sie auf Lager. Entweder, Sie schwingen ihren Arsch noch vor Zwölf in mein Büro, oder ich lass Sie einbuchten." Stones Stimme klingt kalt und nüchtern. Er wartet kurz, ob ich etwas erwidere. Dann fährt er fort. "Keine Sorge, ich finde schon irgendwas, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen. Und wenn’s bloß deshalb ist, weil Sie nach dem Pinkeln nur zweimal abgeschüttelt haben. Ist das bei Ihnen angekommen, Sie Komiker?“
Also, ist natürlich nur ein Beispiel. Ich hoffe, es wird klar, auf was ich hinaus will.

Sie Standartkanone der Polizisten ist ein sechsschüssiger .38er Revolver von Smith&Wesson.
Standard schreib man mit d

Nicht mal in Ruhe pennen[LEERZEICHEN]
Die Leerzeichen vor Auslassungszeichen verweigerst du konsequent ;)

Aber alles in allem gerne gelesen.

 

Hi Grüner!

Danke für das Feedback und die Anmerkungen - freut mich, dass ich dir mit meinem Geschichtsnachschub eine Freude machen konnte!:D

Hm - sowohl du als auch HSB habt ja festgestellt, dass der zweite Streich von Jack an den ersten nicht mehr ranreicht. Damit trete ich wohl in die Fußstapfen so vieler Sequels - der zweite Teil ist meistens schöechter als der erste, und der dritte ist dann ja meistens die Katastrophe schlechthin!;)

Ich hoffe zwar, dass mir das jetzt nicht passieren wird, aber du hast schon recht. Eine Pointe und ein wenigstens kleiner "Oh"-Effekt fehlt hier. Die Handlung ist wirklich sehr gradlinig und voraussehbar. Schade! Ich hab auch noch mal -unter deinem und HSB's Gesichtspunkt- besonders den Anfang gelesen. Das dauert in der Tat recht lang, bis hier die Story Fahrt aufnimmt, und dann ist sie eigentlich fast schon wieder vorbei. Hm...das war so eigentlich nicht geplant gewesen!;)

(Nur mal nebenbei: Ich habe allerdings nicht vor, quasi jetzt nur noch Jack O'Grady-Geschichte zu schreiben. Dafür mag ich SF und Horror zu gern. Ich denke, diese Verbeugung des Film noir wird ab und an mal von mir gemacht, aber ansonsten sollte der Schuster bei seinen Leisten bleiben!:D)

Danke natürlich auch für die Fehlerkorrekturen. Nein, die Geschichte war eigentlich schon fertig - jedenfalls in meinen Augen - als ich sie gepostet habe. Und bereits dann habe ich schon wieder Fehler und Holperer gesehen. Echt unfassbar, wie betriebsblind ich beim Schreiben bin. Da kann ich die Geschichte noch so oft durchackern, irgendwas ist echt immer noch daneben!!! Umso besser, dass ihr anderen dann wenigstens die Fehler seht, für die ich ziemliche Tomaten auf den Augen habe!!!:)

Tja - das mit der Handlung, Vorhersehbarkeit und dem "schwächeln" im Vergleich zur ersten Jack O'Grady-Geschichte ist und bleibt natürlich ein Einwand, den ich nicht so einfach abtun will! Ich schätze, da bleibt wohl nur eins - ich werd die alte Rechnung wohl noch mal grundsätzlich überarbeiten müssen. Kürzen, mehr Tempo rein und ... mal sehen, was mir noch so alles dazu einfällt. Hoffentlich verschlimmbessere ich sie dadurch nicht wieder!

Ach so - "Tote tragen keine Karos" liegt noch immer original verpackt im Schrank, ich muss mal meine Prioritäten anders setzen! ;-)

Danke für deine Anmerkungen und einen schönen Abend trotz Hitze wünscht der
EISENMANN
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Halli Hallo Henrik!

Auch dir vielen Dank für deine (ziemlich berechtigte!) Kritik und die Korrekturanmerkungen.

Stimmt, bei manchen Fehlern bin ich offenbar recht beratungsresistent - die Leerzeichen vor den Auslassungszeichen scheinen dazuzugehören!;)

Du hast - so wie Holg - auch angemerkt, dass hier der Drive fehlt. Zu lange, bevor es losgeht und viel zu vorhersehbar. Und was soll ich sagen - stimmt! Verdammt!!!:D

Eigentlich wollte ich es auch wieder so wie bei den "Drinks und Bräuten" halten - schade, dass ich das Tempo nicht halten konnte.

Vielen Dank für deine Dialog-Beispiele. Sehr gut - gefällt mir, wie du den "Monolog" von Stone mit ein paar eingeschobenen Sätzen entzerrst. Es gibt tatsächlich mehrere solcher Textstellen, die viel zu gestelzt und hölzern sind. Ich hatte gehofft, den 30'er-jahre-Ton zu treffen, ohne dabei die Dialoge zu verderben.

Von daher vielen Dank auch an dich für deine Anmerkungen. Ich hoffe, ich kann die Geschichte entsprechend umarbeiten, ohne sie komplett zu kippen. Mal sehen ... Hey, ich glaube, jetzt hab ich das mit den Auslassungszeichen korrekt hingekriegt, oder?;)

Grüße vom EISENMANN

 

Zwei Wochen Urlaub, davor schon ne intensive Zeit gehabt. Heißt meistens, dass irgendein was auf der Strecke bleibt, welchem man nicht so die Prioritäten einräumt. Am Ende des Tages sehr schade, aber irgendwie muss man seine 24 Stunden ja richtig einplanen.

Bumm! Bumm! Bumm!
Klingt, als würden die krautfressenden Säcke unsere Gräben wieder mit Zehn-Zentimeter-Granaten bepflastern. Wahrscheinlich bereiten die Deutschen einen Sturmangriff vor. „Fritz“ kündigt einen Besuch in unseren Stellungen immer mit so ‘nem Kanonenkonzert an.
Bumm! Bumm! Bumm!
Ich grunze und ziehe mir die Decke über den Kopf. Nicht mal in Ruhe pennen …
„Jack!“
Scheiße, woher zur Hölle kennt der Krautfresser denn meinen Namen? Der Stimme nach könnte das aber auch mein Sergeant sein. Nicht, dass das besser wär. Keine Ahnung, wer gefährlicher ist.
„Jack! Telefon für dich!“
Bumm! Bumm! Bumm!
Die Stimme gehört nicht dem Sergeant, sondern meiner Vermieterin.
Mit verklebten Augen und einem Geschmack im Mund, als hätte ich auf ‘nem Büffelarsch rumgekaut, schäle ich mich aus der verschwitzen Decke.

Ja Eisenmann, das ist vermutlich weder neu, noch auf eine andere Art und Weise innovativ. Auch muss ich sagen; der Name Jack O´Grady sagt mir noch was: aber ich habe ihn nicht mehr so vor Augen. Das nochmals als Kritik zu deiner ersten Geschichte - oder dem ersten Teil der Geschichten.

Diese Szene gefällt mir aber einfach. Weil ich selbst noch lange nicht so gut schreibe, dass mir so etwas gelingt. Für andere, bessere Autoren oder geneigtere Leser, ist es vielleicht wirklich nichts neues, aber du transportierst unglaublich viel mit diesem Einstieg. Der ist dir gut gelungen und zeigt auch, dass du einfach schreiben kannst - unabhängig davon, dass jetzt jede X-Beliebige Geschichte folgen könnte.


Einen Moment lang führe ich einen Kampf gegen die Schwerkraft, den ich unglaublicherweise gewinne.

Dieser Nebensatz, den mag ich nicht. Natürlich gewinnt er gegen die Schwerkraft. Das außergewöhnliche liegt im ersten Teil des Satzes, dass er kämpfen muss. Würde ich also kürzen.

Würde jetzt ein Zuschauer einen Blick hier reinwerfen, könnte er sich am Anblick einer Bude erfreuen, die wie ein Schnapsladen nach einem Raubüberfall aussieht. Und einem ziemlich ramponierten Jack O’Grady, der Ähnlichkeit mit etwas hat, das man nach drei Tagen aus ‘nem Abwasserkanal gefischt hat. Mit anderen Worten – ein ganz normaler Morgen in meinem Leben.

Auch das gefällt mir nicht. Das wirkt zu konstruiert. Eigentlich ist doch jedem klar, dass der gute Jack eine durchzechte Nacht hinter sich hat - da reicht ein kleiner Nebensatz. Und dass sich jemand verkatert solche Gedanken macht, halte ich nicht für glaubwürdig. Auch schwebt eine Erwartungshaltung in den Gedanken des Protagonisten mit, welch er meint, dass die anderen Menschen haben. Beispielsweise ein Lehrer, welcher nach einer verzechten Nacht denkt: "Boah, die Leute sehen jetzt einen XY, welcher total ramponiert ist... " nicht so wie normalerweise ... Verstehst du? Finde ich einfach unglaubwürdig. Wenn einer versucht gerade auf den Beinen stehen zu bleiben, der philosophiert nicht über sein Anblick.

Das ganze zieht sich bis zum Telefonat leider weiter. Ich finde innere Monologe nicht verkehrt, versteh mich nicht falsch, aber das ist einfach zu viel. Das wirkt nicht, das klingt nicht nach demjenigen, welchen du beschreiben zu versucht.

Vor dem Telefonat würde ich einen Absatz machen. Der Übergang zwischen Telefonat und Szenerie im Revier ist sehr gelungen :)

Der Kollegen

Der Kollege ...

Eine Frage zum Zeitpunkt habe ich noch. Wann spielt die Geschichte? Einerseits arbeitet Jack (nach eigenen Angaben) schon 10 Jahre als Privatdetektiv, andererseits sieht er sich selbst Mitte zwanzig und war nach dem Krieg schon einige Jahre als Nachtwächter tätig. Entweder verkennt er sein eigenes Alter ziemlich, oder da stimmt was nicht. Ist aber auch nicht so wichtig. Was mich mehr stutzig gemacht hat: Was macht der Täter denn die ganze Zeit? Warum fährt er nicht direkt von Opfer A zu Opfer B ? Sondern chillt mehrere Tage irgendwo umher? Ich nehme nämlich an, dass so ein Fingerabdruckablgeich ( welche in den USA meines Wissens erst ab 1930 genutzt wurden) schon ein bisschen dauert. Hat der Täter überhaupt bei seiner Verhaftung einen Fingerabdruck abgegeben? Ich bin mir da nicht sicher, dass es schon vor 1930 üblich gewesen ist. Aber ich will da keine Fehlinformationen liefern.
Was mich eben stutzig gemacht hat, dass der Täter nicht direkt zur Wohnung fährt. Schließlich geht es ihm nur um Rache, da hat er keine Zeit zu verlieren!

Deshalb wirkt das Ende leider nicht authentisch. Auch wenn es gut geschrieben ist, keine Frage. Aber mein Gesamteindruck ist leider nicht so überwältigend. Die Kampfszene hast du gut beschrieben, man fiebert mit, auch wenn ich mir noch eine Wendung gewünscht hätte. Die Geschichte läuft alles in allem zu glatt.

Ich werde dennoch mehr von Jack lesen ... in der Hoffnung auf mehr Originalität und etwas mehr Plot! =)


Beste Grüße,

Sonne

 

Hallo Manilo!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und das Lob. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefällt und sie dich nicht langweilt. Du hast recht, der Handlung würden ein paar Wendungen, Überraschungen und Twists gut tun. Ähnliches haben Holg und HSB in ihren Kommentaren auch festgestellt.

Es ist richtig, dass man - insbesondere wenn man meine erste Jack O'Grady-Geschichte nicht kennt - nicht gleich erkennen kann, dass es sich bei ihm um einen (US-amerikanischen) Privatdetektiv der frühen 30'er Jahre handeln soll. Das sollte ich tatsächlich noch ein wenig verdeutlichen.
Interessant finde ich deinen Ansatz, die Geschichte nicht zu kürzen, sondern das Finale zu verlängern. Nicht schlecht, gar nicht schlecht!:) Ich werd mal drauf rumdenken.

Bis dahin viele eiserne Grüße vom EISENMANN

 

Hallo Sonne!

Wow - vielen Dank erstmal für das große Kompliment an meine Schreibe. Das freut mich natürlich sehr, dass dir mein Stil gefällt.

Du hast mit deinen Anmerkungen und Kritiken einen treffenden Punkt angesprochen - ich habe mich wohl "im Eifer des Gefechts" von meinen eigenen Beschreibungen und Übertreibungen ein bisschen zu sehr davontragen lassen!:D Mir hat halt das Bild von Jack gefallen, dass er aussieht, als hätte man ihn aus nem Abwasserkanal gezogen.;)
Ich vermute, dieser Detail-Overkill lässt deshalb auch viele Passagen, gemessen an der Gesamthandlung und dem von mir gewollten Tempo, einfach eine Spur zu lang werden.

(Wenn ich die bisherigen Kritiken zu einem Gesamtkonzept zusammenfasse, dann sollte ich entweder ein paar Passagen kürzen, weiter auflockern oder aber den Showdown und das Ende verlängern. Und ihr seid euch ja auch einig darüber, dass noch mehr Überraschungen oder unvorhergesehene Dinge reingehören, nicht wahr?)

Ach so - der Name Jack O'Grady tauchte bereits in einer anderen Geschichte auf: "Drinks und Bräute". Was den Zeitstrahl angeht: die Handlung spielt so in den Jahren 1933/1934. Roosevelt ist der Präsident der USA, und O'Grady soll so um 1900 herum geboren worden sein. Im Ersten Weltkrieg diente er folglich mit knapp 18/19 Jahren, arbeitete danach bis 1921 als Wachmann und danach als Privatschnüffler. Und da er das seit 1921 macht, hat er mittlerweile so ungefähr 12 - 13 Jahre Berufserfahrung. Das sollte so das grobe Handlungsgerüst sein.
Ich denke, dass in den 30'er Jahren bereits Verbrecher mit Fingerabdrücken erfasst wurden bzw. diese zu kriminalistischen Zwecken jedenfalls abgenommen wurden. Aber ich will ehrlich sein, ab wann genau entsprechende Karteien bzw. erkennungsdienstliche Methoden angewendet wurde, weiß ich nicht.;)

Was du zum Verhalten von Philby gesagt hats und was er die ganze Zeit über so macht, das lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen. Auch das sollte ich dann wohl besser darstellen.

Velen Dank nochmal für die Hinweise und Kritik.

Sommerliche Grüße vom EISENMANN (der es ätzend findet, dass es sogar um halb zwölf nicht nennenswert kühler wird!;))

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Eisenmann,

dieses Mal habe ich mich ganz auf den Stil, Zeit, political incorrectness und überschaubare Handlung eingelassen und eine "schöne Zeit" gehabt. ;)
Und sie hat mir besser gefallen als "Drinks und Bräute". Das mag an meiner Einstellung liegen, aber für meinen Geschmack auch an Kleinigkeiten.
Zum Beispiel daran:

Wer will denn dauernd erreichbar sein und zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit gestört werden? Ich jedenfalls nicht.

Gerne hätte ich verstreut mehr indirekten Bezug auf unsere Zeit auf diese ironische Art gelesen.

Na dann hab ich auch einen kleinen Witz für Sie auf Lager.

Yeah, habe eine fehlendes Komma entdeckt (bin nicht so gut darin:shy:)

Keine Sorge, ich finde schon irgendwas, um Sie aus dem Verkehr zu ziehen.

Ab da fand ich mich mit diesen stereotypen Aussagen dieses Genre ab.

Allenfalls mit der Drohung von ‘nen Anwalt.

'nem Anwalt.

Wenn ich so recht überlege, hatte sie außer einem Lächeln eigentlich nie etwas getragen, wenn wir zusammen waren.

Auch an diese Aussagen gewöhnte ich mich in deiner Geschichte.

Als er damit fertig war, seine Frau über drei Räume zu verteilen, hat er mit Blut an die Schlafzimmerwand Ihren Namen geschrieben, Mr. O’Grady.

Das erinnert mich an eine Texstelle von "Die Ärzte" - Meine Ex(plodierte Freundin) :lol:

dass Sie höchst wahrscheinlich sein nächstes Opfer sein werden.

höchstwahrscheinlich - doch zusammen, oder?

Da ich im Telefonbuch stehe, dürfte er keine Schwierigkeiten haben, mich zu finden.

Sehe ich auch auf unsere heutige Angst vor Datensicherheit bezogen.

Seit dieser Zeit aber wurde Philby seltsamer weise ein nahezu mustergültiger Häftling.

Seltsamerweise ?

Shit, das klingt sogar in meinen Ohren irgendwie dämlich.

Große Töne spucke ich da.

Auch diese minimale Selbstreflexion behagt mir und ich hätte sehr gerne mehr davon gelesen.

Wir trennen uns und umrunden uns langsam. Genauso wie früher beim Sparring.

Den zusätzlichen Satz habe (selbst) ich nicht benötigt, ich konnte die "Buddys" im Rückblick sehen.

Und zuerst bringst du mich in den Knast und dann spannst du mir meine Frau aus.

ausspannen klingt jetzt aber in dieser Situation und aus seinem Mund extrem harmlos.

Ich habe in jedem Satz deine Freude am Formulieren gespürt und finde es auch nicht so schlimm, dass selbst ich die Handlung ziemlich schnell absehen konnte.

Sprichst du nach Beendigung solcher Texte noch eine Weile so mit deinen Freunden? :shy:

Danke für die Unterhaltung und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji!

Hey, ich glaube, du bist die erste, der diese Geschichte hier besser gefällt als "Drinks und Bräute" - das freut mich natürlich umso mehr!;)

Stimmt, ich habe mich wirklich mal wieder mehr so von der puren Freude am Klischee-Ausbreiten leiten lassen - das Logik, Spannung oder die ein oder andere Überraschung dabei auf der Strecke geblieben sind, werte ich mal als "Kollateralschaden"!:D

Aber ganz im Ernst - es freut mich wirklich, dass dir die Geschichte (trotz recht antiquiertem Männer- und Frauenbild) gefallen hat.
Ich musste übrigens auch ziemlich über den typischen Ärzte-Titel der Ex(plodierten Freundin) lachen!!:D

Und wenn ich dich unterhalten konnte, dann hat die Geschichte ihren Zweck voll und ganz erfüllt.

Coole Film-Noir-Grüße sendet dir der eisenharte EISENKEKS ... äh ... MANN, der nicht immer ein Krümel-Monster ist ;)

P.S.: Ach so - ich spreche eigentlich sogar morgens beim Brötchen-holen mit der Bäcker-Mieze genauso - "Schau mir in die Augen, Baby ... und drei Mohnbrötchen bitte!":D

 

Hallo Eisenmann,

hat Spaß gemacht, das zu lesen, weil man halt merkt, wie viel Spaß es beim Schreiben gemacht hat. Und ich bin die letzte, die sich darüber mokieren darf, wenn jemand literarische Vorbilder verwendet. Nur: wenn man zu gut ans Vorbild hält, dann entspricht das Ergebnis halt genau dem, was der Leser erwartet, und das ist zum Schluss dann ein bisschen enttäuschend. Da hätte ich mir einen Twist gewünscht, der von der Vorlage abweicht, und mindestens ein Klischee durchlöchert. Die dicke, mütterliche Vermieterin z.B. (wirklich ein furchtbares Klischee) könnte ja am Ende den Killer erledigen, weil sie in Wirklichkeit Pinkertons uneheliche Tochter ist und beim Papa in die Lehre ging, bevor sie heiratete und fett wurde. Wobei es um die aufkeimende Männerfreundschaft zum Schluss schade wäre, also die muss auf jeden Fall bleiben, da steh ich drauf. :D

Und weil ich nicht nur labern will, hier auch noch ein ernstgemeinter Tippfehler:

„Keine Angst, Detective, der Kopf sitzt noch da, wo er hingehört, aber sie sollten ins Krankenhaus.
Das "sie" muss groß.

Also ich würde mir ne Fortsetzung auch noch antun. :)

Viele Grüße
Ella Fitz

 
Zuletzt bearbeitet:

mir schrieb:
Es spricht nichts dagegen, Eisenmann, sich hemmungslos aller möglicher Klischees zu bedienen, aber so dermaßen überhaupt nix Neues draus zu machen wie du hier, ist schon beinahe ein Kunststück. Und das meine ich jetzt nicht unbedingt als Kompliment.
Dass dir das Schreiben von diesem Ding Spaß gemacht hat, glaub ich dir ja aufs Wort, noch schöner hätte ich es allerdings gefunden, wenn es dir gelungen wäre, auch mir ein bisschen Spaß zu bereiten. Den hatte ich aber leider überhaupt nicht.

Erinnerst du dich, Eisenmann? Das hab ich unter der ersten Folge deiner Jack O’Grady-Klamotte geschrieben und im Grunde würde die Kritik auch unter die Fortsetzung hier passen.
Aber ich will mal nicht so sein und über meinen Schatten springen: Ja, diesmal hat mir das Lesen tatsächlich Spaß gemacht, echt, möglicherweise deshalb, weil ich ohne jegliche Erwartung an den Text herangegangen bin. Also wenn man weiß, worauf man sich einlässt, ist das eine durchaus taugliche Unterhaltungslektüre, sag ich mal. Und man muss ja wirklich nicht mit jeder Story die Pizza Calzone neu erfinden, oder?

Einen Bug hab ich trotzdem gefunden:

Der Kollegen, der zu ihrem Schutz abgestellt war,

Also her mit der dritten Folge, Keks, dann werde ich auch nie mehr Keks zu dir sagen.

offshore

 

Halli Hallo Ella!

Cool, das freut mich, dass dir die Geschichte trotz - oder gerade "wegen";)? - der Klischees gefallen hat. Du hast - wie alle anderen auch - Recht: ein Twist und ne überraschende Wendung muss her. Vielleicht lasse ich King Kong das Empire State Building hochklettern - das wär doch mal überraschend, nicht wahr?;)
Mir gefällt die Idee, das Norma plötzlich zur Tür reinstürmt und Morris mit nem Kinnhaken k.o. schlägt, weil er Jack verprügelt hat - das hätte auch was!:D

Falls dir die Geschichte gefallen hat und du es noch nicht weißt - es gibt hier im Forum noch eine Jack O'Grady - Geschichte: die heißt "Drinks und Bräute" und ist auch in der Krimi- und Spannungs-Rubrik zu finden. In diesem Fall würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn dir diese Geschichte auch Spaß macht!:)

Vielen Dank also für deinen netten Kommentar und viele Bogart-mäßige Grüße schickt dir der EISENMANN

 

Yo Ernst!!!

Wow - ich bin ehrlich baff! Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass du durch den Monitor greifst und mich mit dem Gesicht voran in selbigen reindonnerst, weil ich ja echt so gar nix von deiner letzten Jack O'Grady-Kritik umgesetzt habe!:D

Aber wenn du dann auch noch tatsächlich Spaß am Lesen hattest - trotz so ziemlich jedem angestaubten Kalauer seit den Jerry Cotton-Heftchen und Silberwestern-Romanen - dann köpfe ich darauf jetzt erstmal ne Flasche Bier!:)

Na, dann kann der dritte Jack ja gleich mal anfangen, in meinem Hirn neue Formen anzunehmen!;)

Cheers und Prosit vom EISENMANN

P.S.: Und Hauptsache, ich gehe nicht auf den "Keks":lol:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Stählerner,

Schön, wieder was Neues von Jack zu hören. Da war doch in der ersten Story was mit ’nem Koffer Geld und `ner Blonden, oder? Mal gucken, was er jetzt macht … ;)

Ein paar Kleinigkeiten:

Ich fische (ich) mir ‘ne verbogene Lucky aus der Packung,
auf dem Viehmarkt drüben in Jousten(LEERZEICHEN)…“
Kommt öfter vor.
(Übrigens habe ich das im Titel schon geändert, auch das Leerzeichen, das vor dem "E" zu viel war) ;)

Detective Mike Stone, 23.(LEERZEICHEN)Revier.

„Ich war’s nicht. Hab ein bombensicheres Alibi(.)“, unterbreche ic

Entweder, Sie schwingen ihren Arsch noch vor Zwölf in mein Büro, oder ich lass Sie einbuchten." (ABSATZ/ZEILENWECHSEL)Keine Ahnung, ob's an meinem Schädel oder dem Bullen liegt, aber ich kapier nicht, was das hier für ein Spielchen werden soll.

wie Norma –(LEERZEICHEN)nicht zu bremsen, wenn

Natürlich hat der Cop irgendwo Zucker und Sahne rumstehen. Dämliche Machtspielchen.
„Perfekt. Ich trinke meinen Kaffee immer schwarz.“ Ich grinse ihn an und nehme einen großen Schluck. Bitter und allenfalls lauwarm, aber wenigstens Kaffee und, soweit ich das sehe, schwimmt keine Kippe drin.
Einige Stellen sind ja eher flach (gut, sollen sie wohl auch sein), aber das hier ist sehr lustig.

Nur hat er sich dann mehr aufs Abheben spezialisiert. Vorzugsweise mit der Schrotflinte, wie man so in der Zeitung lesen konnte.
Klasse.

Das ging so weit, dass sich einer meiner Kameraden sogar einen Kopfschuss eingehandelt hatte, als er in einem abgestürzten Flugzeug den Piloten durchsuchen wollte. Nun, er hatte recht gehabt. Der Pilot hatte tatsächlich eine Luger bei sich gehabt. Nur war er leider noch nicht tot, als mein Kamerad anfing, an ihm rumzugrabbeln. Und so hatte er von der ersehnten Luger nur die Patronen gekriegt – zwischen die Augen.
Das ist irgendwie doppelt gemoppelt.
Kopfschuss, durchsuchen, hat Luger gehabt, noch nicht tot, zwischen die Augen
Eines der beiden könnte weg, ich denke das am Anfang.

Zuerst denkt sie, dass (das) sei ein Scherz.

Da ich im Telefonbuch stehe, dürfte er keine Schwierigkeiten haben, mich zu finden.
Und ich dachte, er hätte kein Telefon und die Leute riefen deshalb bei Norma an.

als sie schließlich einwilligt und einen kleinen Koffer packt, bevor ein Streifenwagen sie zum Bahnhof fährt.
Warum denn so auffällig? Hätte nicht ein ziviler Wagen gereicht?

Am liebsten würde ich ihnen ihre dreckigen Gedanken zusammen mit meiner Faust in den Hals stopfen. Aber wenigstens schüttet es aus Eimern und ein schneidender Wind pfeift um die Häuser. Das bedeutet, die Kerle werden eine richtig lauschige Zeit haben, wenn sie an ihren Straßenecken und Kreuzungen die ganze Nacht Schmiere stehen müssen. Immerhin etwas.
Schöne Stelle.

Und auf die Gesangsstunde werden Sie auch ‘ne Weile verzichten müssen.
Witzig.

Eine unterhaltsame Geschichte, die ich gerne gelesen habe. (Gut, ich muss zugeben, dass ich früher auch gerne Jerry Cotton gelesen habe).
Hätte mir aber gewünscht, der fiese Möpp wäre nicht so schnell erwischt worden. Dass er sofort ins Haus einsteigt, hat die Story ziemlich kurz gemacht. Leider; hätte mir mehr gewünscht.

Freue mich auf Jacks neue Abenteuer.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi GoMusic!

Vielen Dank für deine Anmerkungen und die Korrekturhinweise. Das freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat und du an paar Stellen schmunzeln konntest.:)
Ich werd die Geschichte auch noch ausbauen - insbesondere, wenn die meisten Kommentatoren sich eine etwas gepimpte Version wünschen! Um ehrlich zu sein, hab ich da auch schon eine Idee. Ich muss nur genug Abkühlung finden, damit mein Hirn wieder anfängt zu arbeiten!!:D
Was das Telefon bzw. Telefonbuch angeht. Er kann ja trotzdem mit Normas Nummer und ihrer Adresse im Telefonbuch stehen. Schließlich wohnt er ja trotzdem da. Ich denke (ok - ich hoffe;)) dass das in den 30er Jahren nicht so eng gesehen wurde mit den Telefonbüchern.;)

Viele Grüße vom EISENMANN

 

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