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Jacksons Grubby Eis mit Liebe
Jackson, der von oben, der auf dem Dach, der die Ziegel legt, würde sagen, Grubby hat ein Problem der direkten Verdauung. Nicht die Menge, sondern die Umsetzung ist von Bedeutung. Jackson selbst kommt seit seiner Geburt mit Sonnenlicht aus und trinkt hin und wieder ein Glas Wasser, damit er weinen kann, wenn er einen guten Film sieht. Anders als andere, ist Jackson wirklich traurig, wenn Filme gut sind. Er spürt dann tiefschürfende Traurigkeit, in der seine Seele eine dunkle Färbung erhält. Seiner Ansicht nach ist der gute Film dann zwar gut, aber gleichzeitig empfindet er so viel Mitleid mit den Produzenten des Films, weil sie zwangsläufig eine Menge Zeit in den Film haben stecken müssen. Gutes braucht seine Zeit, und wenn der Film gut ist, haben sie einen ganzen Haufen investiert, Zeit, in der man bessere Sachen hätte machen können. Selbst wenn derartige Leute ihrem Job gerne nachgehen, so gibt es für jedes Wesen in jeder Situation etwas, dass es lieber tun würde.
Und so weint Jackson, ob der verloreren Zeit und erbricht manchmal auch das bisschen Wasser aus seinem Körper. Einmal kam sein Magen mit. Er schnitt ihn ab und legte ihn in Zeitung ein, verkaufte ihn auf dem Markt und kaufte sich für das Geld ein noch größeres Glas, um bei Gelegenheit mehr trinken zu können. Als er dann trank, schluckte er die Wassermengen direkt in seine Eingeweide. Es war reines Quellwasser und seine Gweide taten sich gütlich an der Nässe. Sie benetzten sich, sudelten und badeten darin, ohne sich zu entzünden. Jackson hatte kein Vorteil durch dieses Wasser. Es war so schade, dass ein Arzt, der es später bemerkte in Tränen ausbrach. Als Jackson sah, wie der Arzt weinte, beschloss er seine Sichtweise für schöne Dinge zu ändern.
Plötzlich sah er das schlechte im Weinen. Nicht nur, weil der Körper die schöne Flüssigkeit dabei verlor, die er so langsam und sorgfältig gesammelt. Es war auch so etwas wie Liebe darin, weil er Wasser als etwas noch schöneres, als alles andere ansah, und so kam es, dass er sich in Wasser verliebte. Die Schönheit des Wassers und die Freude sollte er aber bitte nicht in Tränen ertränken und so gewöhnte er sich um. Er legte sich eine Badewanne zu und badete mehr Jahre als er alt war in der wässerigen Wasserwichse. Er wusch sich nur selten, wobei man erwähnen muss, dass Jackson, von diesem Tag an nur noch selten stank. Automatische Reinigung ist selbstredend bei so viel Wasser geschmiegt an Körper und Hülle aus Fleisch. Wasser trank er nicht mehr. Aber Wasser trank ihn.
Einmal, es war nach sechs Jahren, da tranken beide zusammen und dematerialisierten einander, dass es wahrer Liebe gleichkam. Grubby ging durch Zufall an dem Haus vorbei. Die Geschichte würde nicht erzählt werden, wenn es diesen einen Zufall nicht gegeben hätte, aber gerade deshalb ist es kein Zufall. Er hörte das Schwabbeln und Platschen aus der Badewanne, hörte wie sich Jackson an Wasser schmiegte und ein letztes wohliges Liebesgeräusch abdrückte. Grubby war an diesem Tag weniger traurig, weil der Eisverkäufer gestorben war. Der Bäcker hatte ihn ermordet. Grubby war sich sicher auch einmal jemanden ermorden zu sollen, doch er wusste nicht wen. Als er Jacksons fröhlichen Liebesstrahlen aus Wasser und Jackson aus dem Badezimmerfenster hörte, geschah es ihm recht. Ein Plan wie er ihn gefasst hatte, war unvereinbar mit Recht und Unrecht. Zu viel Liebe fordert Tribut und Grubby tributierte sich selbst.
Von Geburt an traurig, dünn wie ein Strich und zu bösen taten entschlossen, wurde er einer Liebe gewahr, wie sie sonst nur Völker empfinden wenn sie viele Generationen lang geliebt haben. Es gab mal einen Planeten, auf dem sich die Menschen hassten, doch davon wusste Grubby nichts. Die Liebe war zu viel für ihn, und er spürte das eigene Wasser im Körper brodeln. In diesem Fall gesellte sich Gleiches zu Gleichem und Grubby wollte der Liebe in Hass gleichtun. Doch gab es keinen Jackson mehr, an dem er sich hätte vergehen können. Jackson war längst aus keinem Material mehr, denn Wasser war um ihn herum, und Wasser war an Jackson geschmiegt. Ganz, vollkommen und abschließend. Sie liefen den Weg der Symbiose, doch nun genug, denn dann kam Grubby.
Er schielte und spähte. Hüpfte und linste, rief und horchte, doch dem Fensterspalt war nichts zu entlocken. Was tun wenn die Liebe in greifbarer Nähe und kein Hinkommen möglich, dachte Grubby in seiner Dünnen und linienartigen Erscheinung. Anwendung von Gewalt. Ein Tritt mit dem Fuß, und die Tür des Hauses war gebrochen. Glas und Scherben, Splitter und Holzplatten. Sie flogen in alle Richtungen und Grubby musste niesen, denn er war gegen den Scheiß allergisch, doch das war nur der Anfang. Er rief heraus, dass er es scheiße fand, nannte Stoff, Baumaterial und Türen einen Penner und sich selbst den Einbrecher, doch als er das Bad erreichte verschlug es ihm den Atem. Er hatte Jackson nicht gekannt. Das Bad war leer, nichts deutete daraufhin. Grubby spürte dennoch Liebe. Seine Schimpfwörter verhallten und nur noch einmal nannte er Jackson, den er nicht beim Namen nennen konnte eine Sau. Sein Blick fiel in den Spiegel. In der Welt dahinter war noch etwas vom Wasser und Jackson. Er schimmerte und leuchtete im Wechsel seines Herzschlages. Im Magen pulsierte ein Brötchen belegt mit Eis, und plötzlich wusste er, wer getötet hatte. Blut drückte in Kopf und Glieder, fand einen Weg aus dem System und erspritzte aus Anus und Geschlechtsinnenröhre. Es sudelte und stank. Grubby war krank. Grubby war bleich. Und dann war Grubby tot.
Was geschehen war, weiß nur der Spiegel und doch ist es simpel. Das Eis war verdorben, das Brötchen schlecht und Jackson liebte weder Wasser noch Leben. Grubby hingegen sah das anders. Im zwilichtigem Gesundheitszustand, hervorgerufen durch seine Magersucht, versagte sein Körper. Sein Kopf und Auge sah Dinge, die nicht da waren, und schon gar nicht war Grubby seiner eigenen Existenz gewahr. Als er ins Spieglein blickte war er das Dematerial, durchsichtig wie ein Geist, unsichtbar wie Furz, aber trotzdem warhnehmbar. Er bemerkte seine Emotionen wie sie dort weinten in Hass und Folter. Jahre. Jahrzehnte. Oder war es sogar schon länger? Grubby war der letzte, der dies hätte beantworten können. Der Spiegel offenbarte es ihm, ohne dass er es bemerkte. Ein Stillstand seiner Pumpe bewirkte den Tod. Die Pumpe pumpte kein Saft mehr. Der Saft zirkulierte nicht mehr. Er war des Kreisens überdrüssig geworden und vertrocknete im toten Körper Grubbys.
Als Jackson von der Arbeit kam, fand er Grubbys Leiche in seinem Badezimmer. In der linken Hand ein Eis, in der rechten ein Brötchen.
"Fette Sau", dachte er und zog in eine andere Stadt.