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Jahrestag

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18.04.2004
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Jahrestag

Ein tiefes Brummen riss Peter unsanft aus seinem Dämmerschlaf. Verschlafen tastete er mit einer Hand nach dem Wecker, versuchte ihn abzustellen, um ihn nach einigen vergeblichen Versuchen quer durch das Zimmer zu schleudern. Leise grunzend drehte er sich um und versuchte zu seiner Traumfrau zurückzukehren, welche gerade dabei war, ihm ein besonderes Geschenk zu überreichen…
Wütend fuhr Peter herum. Das Brummen war nicht verschwunden, sondern sogar lauter geworden. Übellaunig registrierte Peter die Sonnenstrahlen, welche durch einen kleinen Vorhangsspalt in sein Zimmer fielen und die Frechheit besaßen, einen wunderschönen Morgen zu verkündigen. Da es jetzt auch schon egal war, schlug er die Bettdecke zurück und stand auf.
Sekunden später kippte er wieder zurück, als ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und ihm sein Kreislauf so mitteilte, dass er es etwas langsamer angehen sollte. Einige Augenblicke lang, war das einzige was er wahrnahm, das Rauschen seines eigenen Blutes und er genoss die Abgeschiedenheit und Ruhe um ihn herum.
Als sich sein Kreislauf wieder erholt hatte und seine Sinne wieder normal zu arbeiten begannen, kehrte auch das Brummen zurück und mit ihm seine schlechte Laune. Peter stand dieses Mal etwas vorsichtiger auf, trat auf das Fenster zu und schob den Vorhang zur Seite. Er hatte die Angewohnheit bei gekipptem Fenster zu schlafen und wollte nachsehen, welcher Idiot von Nachbar die Frechheit besaß um 10 Uhr am Sonntagmorgen einen solchen Radau zu veranstalten.
Peter seufzte, als er die dicke Hummel bemerkte, wie sie gemächlich vor seinem Fenster auf und ab flog und immer wieder gegen das Glas stieß. Das Blümchenmuster seiner Vorhänge, schien eine magische Anziehungskraft auf das Insekt auszustrahlen. Draußen schien die Sonne, die Vögel zwitscherten auf den Bäumen, im Garten blühten die Blumen und ein Pärchen lief langsam die Straße entlang. Der Frühling steuerte langsam aber sicher auf seinen Höhepunkt zu. Peter schloss angewidert das Fenster.

Nachdem er sich geduscht und umgezogen hatte, schlurfte er schlecht gelaunt in das Wohnzimmer. Seine Mutter war gerade dabei, die Blumen zu gießen, als er den Raum betrat.
„Guten Morgen!“ rief sie fröhlich aus und hastete zum nächsten Blumenstock. Peter brummte etwas unverständliches, schlich weiter Richtung Küche und schaltete die Espressomaschine ein.
Während die Maschine geräuschvoll den Kaffee zubereitete, beobachtete Peter mit den Händen in der Hosentasche, wie sich die Tasse langsam mit der schwarzen Flüssigkeit fühlte.
„Heute kommen Tante Ulrike und Onkel Erwin auf einen Kaffe.“ rief seinen Mutter aus dem Wohnzimmer.
„Aha.“ antwortete Peter und nahm seinen Kaffe aus der Espressomaschine heraus.
„Haben sie Ulrike wieder raus gelassen?“ dachte er sich noch, während er noch einmal die gleiche Menge Milch in Tasse kippte.
„Sie haben sie wieder raus gelassen!“ hörte Peter seine Mutter rufen. Er musste kurz lachen, suchte den Zucker und rührte zwei Löffel in sein morgendliches Heißgetränk.
„Geht es ihr jetzt besser?“ fragte er mehr aus Höflichkeit, denn aus Interesse.
Eine Weile war es still, bis seine Mutter in der Türe auftauchte. Nachdenklich lehnte sie sich gegen den Rahmen und sagte: „Ich glaub schon. Sie wirkt viel fröhlicher, beinahe so wie früher.“ Seufzend wischte sie sich ihre Hände an ihrer Schürze ab. „Sie hat sogar das Geschenk für dich ausgesucht!“
„Tatsächlich?“ Peter setzte sich an den Esstisch und nahm einen kräftigen Schluck Kaffee.
„Sie war gar nicht mehr zu halten. Wie ausgewechselt.“
„Das ist schön!“ brummte Peter und blätterte gelangweilt in der Tageszeitung.


Einige Stunden später saß Peter an seinem Schreibtisch und starrte auf ein leeres Stück Papier. Der Anfang machte ihm immer am meisten Schwierigkeiten. Dabei gab so viele Dinge, die er gerne machen würde, aber irgendwie konnte er sich nie dazu aufraffen, sie auch in Angriff zu nehmen. Seufzend legte er den Bleistift zur Seite, starrte müde aus dem Fenster und sah einem Pärchen zu, wie es die Straße entlang lief. Ob es dasselbe Pärchen wie in der Früh war? Eigentlich wollte er auch mehr Sport betreiben, schaden würde es ihm auf keinen Fall, aber irgendwie fehlte ihm die Kraft, den ersten entscheidenden Schritt zu tun.
Peter seufzte noch einmal, schob den Stuhl zurück und stand auf. Im selben Moment klingelte es an der Türe.
Als er langsam Richtung Eingangsdiele schlurfte, hörte er schon die raue Stimme seines Onkels im Flur. Peter ging weiter Richtung Wohnzimmer, schaltete vorsorglich die Espressomaschine ein und wartete auf das Unvermeidliche. Er konnte Verwandtschaftsbesuch nicht ausstehen, zu viele unangenehme Fragen und noch unangenehmere Antworten waren zu befürchten.
Als die Türe aufging, kam seine Mutter mit einem kleinen Blumenstrauß herein.
„Das ist von Paul und Andreas zum Muttertag! Ist das nicht nett?“ sagte sie, holte eine kleine Vase von einem Regal und füllte sie mit Wasser.
Hätte sein Bruder ihn nicht aus Deutschland angerufen, Peter hätte darauf vergessen seiner Mutter etwas zu schenken. Auch wenn er selbst nicht viel von solchen Feiertagen hielt, freute sich sie über solch kleine Aufmerksamkeiten und ihm sollte es daher recht sein. Das seine Cousins sogar seiner Mutter Blumen brachten, war aber auf jeden Fall übertrieben.
In diesen Moment betraten die Beiden auch schon den Raum.
„Hi, Peter. Alles Gute zum Geburtstag!“ sagten sie und schüttelten ihm die Hand. Peter lächelte, weil er es für notwendig hielt und bedankte sich für die Glückwünsche.
Er wollte sich gerade setzten, als auch seine Tante in das Wohnzimmer kam.
„Alles Gute!“ rief sie und umarmte ihn überschwänglich. Peter war im ersten Moment beinahe geschockt, so dass er vergaß die Umarmung zu erwidern.
„Mir geht es wieder gut, ist das nicht toll?“ flüsterte sie leise und lächelte. Peter lächelte auch. Er hätte nie gedacht, dass sich ein Mensch von einem Tag auf den anderen so verändern konnte. Allerdings hatte er seine Tante schon lange nicht mehr gesehen, eigentlich seid ihrem Zusammenbruch vor 3 Monaten nicht mehr.
„Dein Geschenk!“ rief Tante Ulrike plötzlich aus, löste die Umarmung und kramte in ihrer Handtasche.
„Hier, bitte. Ich habe es selbst ausgesucht! Hoffentlich gefällt es dir!“
„Oh, danke.“ antwortet Peter höflich und betrachtete das sorgfältig verpackte Geschenk. Sie hatte sich sichtlich Mühe gemacht und sogar noch eine rote Schleife umgebunden.
„Aber erst morgen öffnen!“ rief sie lachend aus, „Noch hast du nicht Geburtstag!“
Peter nickte, bedankte sich noch einmal und fragte sie, ob sie einen Kaffee möchte.
Während er in der Küche die Espressomaschine bediente, beobachtete er seine Tante, wie sie mit den anderem am Tisch saß, lachte, scherzte und einfach nur glücklich war. Er hatte noch nie zuvor einen so fröhlichen Menschen gesehen. Wahrscheinlich hatte sie viel nachzuholen.

Peter saß allein in seinem Zimmer, zappte sich durch die Kanäle, allein um sich selbst zu beweisen, dass auf allen Sendern nur Schrott lief. Er konnte wie so oft nicht schlafen. Es gab zuviel, worüber er nachgrübelte, wenn er allein in seinem Bett lag. Morgen war sein 21. Geburtstag. Es kam ihm selbst lächerlich vor, aber er hatte das Gefühl, sein ganzes Leben verschwendet zu haben. Was hatte er schon erreicht? Was konnte er überhaupt noch erreichen?
Als sein Blick auf das leere Blatt Papier auf seinem Schreibtisch fiel, seufzte er lauthals auf. Eigentlich wollte er Autor werden, zumindest war es momentan eine verlockende Perspektive. Er beschien sich selbst durchaus Talent, keine Frage, aber leider musste er feststellen, dass sehr, sehr viele Menschen Talent hatten. Das Glück, veröffentlich zu werden, traf schon weniger.
Als er zufällig auf seinen Uhr sah, bemerkte er, dass es fünf Minuten nach Mitternacht war. Er warf einen zögernden Blick auf das Geschenk seiner Tante, dann nahm er es in die Hand und wog es sanft in seiner Hand. Er hatte irgendwie Skrupel gehabt das Paket früher zu öffnen, aber jetzt war Mitternacht vorbei und so begann er, das Geschenk auszupacken.
Vorsichtig zog er an der roten Schleife und löste sorgfältig die Klebestreifen, um das Geschenkpapier nicht zu beschädigen. Penibel faltete er das Papier und legte es mit der Schleife zur Seite. Mit gemischten Gefühlen betrachtete er das Buch, dass er nun in den Händen hielt.
„Wallanders erster Fall“, murmelte er und für einen Moment war er etwas neidisch auf den Autor. Dieser hatte es bereits geschafft, hatte dutzende Romane veröffentlich, Millionen Bücher verkauft und Heerscharen an ergebenen Fans und Leser gewonnen.
Peter seufzte. Er seufzte oft und seiner Meinung nach hatte er allen Grund dazu. Langsam blätterte er durch das Buch, betrachtete das Papier und die Buchstaben. Als er das Buch wieder schließen und auf den Tisch zurücklegen wollte, bemerkte er auf der ersten Seite eine Widmung seiner Tante.

10. Mai 2004

Lieber Peter!

Alles Gute zum Geburtstag
und mach dich auf den Weg
und lebe deine Träume!

Alles liebe,
Ulrike

Peter lachte auf. Noch vor wenigen Wochen war seine Tante nicht einmal in der Lage gewesen ihr eigenes Haus zu verlassen, doch jetzt gab sie ihm gute Ratschläge. Dabei schien sie ihn besser verstehen zu können, als jeder andere. Wahrscheinlich sogar besser als er selbst.
Peter schüttelte traurig den Kopf. Der erste Schritt war immer der schwerste.

 

Zuerst dachte ich, dies soll eine humorvolle Geschichte werden, eine der vielen, in denen der Protagonist Jagd auf ein Insekt macht. Im zweiten Absatz Themenwechsel, die Hummel kommt nicht mehr vor.

Nun frage ich mich: Wann fängt die Geschichte an, worum geht es? Keine Antwort auch im zweiten, dritten, letzten Absatz.

In dieser Geschichte passiert nichts, sie ist langweilt, ruft keine Emotionen hervor und bietet keine Möglichkeit, sich mit einer der vorgestellten Personen zu identifizieren. Vermutlich enthält sie autobiografische Elemente, die für Außenstehende nicht nachvollziehbar sind - zumindest nicht auf Grundlage des vorliegenden Textes.

 

Hi Kerberos!

ihn nach einigen vergeblichen Versuchen quer durch das Zimmer zu schleudern
Hihi, kenne ich.

Morgen zu verkündigen. Da es jetzt auch schon egal war, schwang er seine Füße aus dem Bett und stand schwungvoll auf.
Zwei Sachen. Erstens: Das ist unrealistisch. Zumindest bei mir. Wenn ich gerade geschlafen habe, springe ich nicht schwungvoll aus dem Bett.
Zweitens: schwingen und schwungvoll ist eigentlich eine halbe Wortwiederholung. Und so liest sie sich auch.

Höflichkeit, den aus Interesse.
denn

Hi, Peter. Alles Gute zum Geburtstag!
Was? Hat Peter wirklich Geburtstag?

„Noch hast du nicht Geburtstag!“
Ah!

Deine Geschichte gefällt mir. Ehrlich. Ich finde sie gut.
Du charakterisiert den typischen 21jährigen. Und zwar nicht einmal schlecht. Die Idee mit seiner Tante gefiel mir auch gut.
Melancholisch, gut geschrieben, gelungen.

In diesem Sinne
c

 

Hallo

phu, wer gräbt den da in alten Threads rum?
Zuerst mal danke an beiden fürs Lesen

@Qasimodo666
Autobiografisch stimmt insofern, als ich ebenfalls am 10. Mail Geburtstag hab, und am Tag zuvor (wie der Prot) verdammt schlechte Laune. Der Rest ist mehr oder weniger frei erfunden. :)
Passieren tut wirklich nichts. Mir ging es einfach nur darum, die Miese Laune des Prot irgentwie darzustellen (war zum damaligen Zeitpunkt auch ein bisschen Therapie. gut, hätte auch eine Splatter-Geschichte schreiben können, aber dann hätte ich mir doch fast eine echte Handlung überlegen müssen :D )


@Chazar

Zwei Sachen. Erstens: Das ist unrealistisch. Zumindest bei mir. Wenn ich gerade geschlafen habe, springe ich nicht schwungvoll aus dem Bett.
Zweitens: schwingen und schwungvoll ist eigentlich eine halbe Wortwiederholung. Und so liest sie sich auch.
Zum 1. Mach ich normalerweise auch nicht, ausser wenn mich irgendetwas weckt und sich nicht abstellen lässt. Leider bleibt dann in den meisten Fällen mein Kreislauf noch ne Weile liegen (wie beim Prot, wieder mal n bisschen autobiografisch ;) ). Aber eigentlich hast du Recht, es liest sich doch ein wenig komisch
zu 2. wird geändert

noch mal Danke an Beide fürs Lesen :)
Kerberos

 

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