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Jemand, der den Teufel gesehen hatte

Seniors
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02.01.2011
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Jemand, der den Teufel gesehen hatte

Mein Vater läuft voraus. Das tat er immer schon. Wir hinter ihm; er mit großen Schritten, den Rücken durchgestreckt, fünf Meter vor uns, auf dem Sandweg. „Wie bei den Türken“, nannte mein Bruder das; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinen Vater liefen, auf dem Weg zu irgendeinem Italiener, einem Wirtshaus oder dem Parkplatz.
Über diese Schritte sprach mein Vater mit mir, als ich vielleicht zehn war. Wir gingen durch die Stadt, vorbei an Handyshops, Dönerläden, Tageskneipen; er ging mit großen, sicheren Schritten, in Hemd und Sakko, schwarzen Wildlederschuhen; er drehte sich um, zu mir herunter, sah, wie ich hetzte und sagte: „Ich weiß noch, wie das war, wenn ich mit meinem Vater gelaufen bin, dem Obba; dass er so verdammt große Schritte gegangen ist. Dass ich richtig hetzen musste. Daran erinnere ich mich; wie ich neben ihm laufe, und er riesige Schritte macht, und ich nicht hinterherkomme.“
Später fuhren wir mit dem Stadtbus von seinem Schuhladen nach Hause. Auf dem Stoff des Sitzes klebten Kaugummis. An den Rückenlehnen gesprayte Taggs. Mein Vater breitete eine Tageszeitung, die er gerollt unter dem Arm trug, auf meinem und seinem Sitz aus, bevor wir uns setzten. Sein Gesicht wirkte angespannt und ernst; die Babuschkas in der Sitzreihe vor uns grüßte er nickend. Mit geradem Rücken saß er da. Im Bus sprachen wir kein Wort.
Wir stiegen aus, den kurzen Weg zum Reihenhaus zündete er sich eine Zigarette an, ging sehr langsam und inhalierte.
Mein Vater rauchte im Büro über seinem Schuhladen weiße Philip Morris. Das Büro stand immer voller überfüllter Kartons. Einmal zog er den Schreibtischschrank auf, und zeigte mir zwei Stangen türkische Philip Morris. Er grinste, als teilten wir nun ein Geheimnis.
Ich erinnere mich an einen langen, heißen Sommer, als ich ein Kind war. Ich führte stundenlange philosophische Gespräche im kleinen Gartenstück hinter dem Reihenhaus mit meinem Vater; mein Vater vertrat den Standpunkt, dass Geld nicht so wichtig sei und Jesus nie jemanden geschlagen hätte, sich auch nie gewehrt hätte, wenn ihn jemand geschlagen hätte. Das verwunderte mich am meisten.
Einmal fuhren wir mit dem alten Ford in den Italienurlaub, und mein Vater war so von Zorn zerfressen, dass meine Mutter, mein Bruder und ich uns für mehrere Stunden ins Hotelzimmer einsperrten.
„Du kommst hier nicht rein! Bis du dich abreagiert hast!“, rief meine Mutter vom Balkon. Ich sah ihn draußen auf dem italienischen Pflasterstein-Gehweg auf und ab tigern, in schwarzem Hemd, rauchend.
Eine Zeitlang betrank er sich schrecklich abends auf der Terrasse, alleine, und bedrohlich ruhig wie ein Hund, der beißen wird.
Aber dann wurde er wieder der Vater, mit dem ich philosophische Gespräche führte, und er ging mit meinem Bruder und mir die Straße hinauf zum kleinen Spielplatz, um stundenlang gegen meinen Bruder an der Tischtennisplatte Matches zu spielen, bei denen er lachte, die Hände über den Kopf schlug und meinen Bruder auf den Rücken klopfte. Ich stand daneben, lachend, und kommentierte die Matches wie ein Nachrichtensprecher - mit Herzblut, ich schwitzte ebenso, wenn wir zuhause ankamen und meine Mutter das Abendessen gedeckt hatte.

Im Sommer, als ich zwölf war, ertrank mein Bruder in einem der öffentlichen Badeseen, an einem Stück, das nicht zum Schwimmen freigegeben war. Er war sechzehn.

Mein Vater hängte ein postergroßes Foto meines Bruders in dickem Holzrahmen an die Raufasertapete neben seinem Schreibtisch. Die Sonne strahlte auf diesem Foto hinter meinem Bruder, und er ging lächelnd mit Sonnenbrille über einen Sandstrand.

Die Beerdigung über war mein Vater von einem unbändigen Zorn befangen; auf dem Parkplatz prügelten wir uns beinahe. Ich heulte, meine Beine zitterten, und ich schrie: „Ich steige hier nicht aus! Ich will da nicht hin!“ Mein Vater hatte mich am Arm gepackt, mit blutrotem Kopf, dicker, blauer Ader an der Stirn und fauchte: „Du kommst mit!“
„Ich haue dir eine in die Fresse, ich sag‘s dir!“
„Du kommst mit!“
Es machte mich irre, dass er mein Handgelenk nicht losließ; ich schlug und trat nach ihm, auf dem Beifahrersitz.
Er blieb ruhig.

Er trug die Asche meines Bruders zum Grab; mit erhabenen, langsamen, großen Schritten. Die Urne hielt er mit beiden Händen, ein Stück von sich gestreckt, vor der Brust, wie ein Priester. Er blickte nicht vor oder zurück; er weinte nicht. Er verzog keine Miene. Da war nur etwas sehr Müdes und Weiches an seinem Blick; etwas Kindliches. Von der Friedhofskirche den Sandweg entlang, bis zur Urne. Die Sonne brannte vom azurblauen, wolkenfreien Himmel. Es hatte achtunddreißig Grad im Schatten. Er führte den Trauertzug an: die Tanten, Onkels, seine Mutter, mich und seine Ehefrau, die jugendlichen Freunde meines Bruders, seine Klassenkameraden mit deren Eltern hinter ihm. Er trug ein Seidenhemd und schwarzes Sakko, Krawatte und Anzugshose. Er ging mit durchgestrecktem Kreuz.
Der Priester spritzte Weihwasser auf die Urne und ließ sie mit Seilzug in den Boden.
Danach gingen wir alle Essen, wir scherzten und lachten. Niemand sprach über meinen Bruder. Später legte sich meine Mutter in das Bett meines Bruders, steif und auf dem Rücken, und weinte. Mein Vater nahm sie am Handgelenk; er setzte sich auf die Matratze. Er sah unendlich erschöpft aus; das Gesicht voller Falten, aschweiß. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr.
In den großen Ferien freundete ich mich mit einem Jungen aus meiner Parallelklasse an, und wir begannen tagelang, mit den Fahrrädern durchs Viertel zu fahren. Wir
tranken Alkopops und rauchten Zigaretten. Aber nie konnte ich meinen toten Bruder, wie er dalag, im Krankenhausbett, vergessen. Die verschrumpelte, gelbe Haut. Der offene Mund. Meinen Bruder so gesehen zu haben, wurde zu meinem Geheimnis; ein Geheimnis, das ich mit meinen Eltern teilte, aber über das wir schwiegen.
Einmal fuhren wir mit den Rädern am Laden meines Vaters vorbei; und ich sah, wie er hinter dem Kassentresen stand und mit einer Frau im kurzen Kleid redete. Er lachte, und so hatte ich meinen Vater noch nie lachen sehen. Sie strich ihm über dem Arm, ganz beiläufig.
Seine Haare verfärbten sich in diesem Sommer von rabenschwarz zu silber. Im Keller fand ich Ölgemälde von ihm, die er als junger Mann angefertigt hatte; signiert mit Kade.
Ich sah ihn einige Male auf der Terrasse sitzen, nachts, mit Rotweinglas, glasigem Blick und schwerer Zunge; „Na, wo kommst du her?“
„Von draußen.“
Er blickte mich lächelnd an, fast stolz. Einmal sah ich, dass er eine geöffnete Bibel in den Händen hielt.
Meine Mutter bekam oft keine Luft; atmend, mit der Hand am Herz saß sie blass auf der Couch, die Beine hochgelegt. Mein Vater hinter ihr, die Hände auf ihren Schultern.
Ein paarmal weckte mein Vater mich nachts. „Komm mit, Kurzer.“
„Wohin?“
Wir fuhren mit dem Ford durch die Stadt, er rauchend am Steuer. Er sprach von Diebesbanden. Vor seinem Laden hielten wir; er rüttelte an der Glastür seines Schuhladens.

Er renovierte seinen Schuhladen; er steckte alles an Vermögen, das er bei der Bank geparkt hatte, in neue Böden, Wände, Regale, Lichter und die Glasfassade.
Er stand vor dem ersten Tageslicht auf, und kam, als ich schon im Bett lag. Von meiner Mutter erfuhr ich, dass er den Umbau wie ein römischer Feldheer führte; obwohl er nur Mieter in diesem Gebäude war. Er befehligte den Bauherrn, die Monteure und Arbeiter.
Einmal warf er Brote über den Esstisch, vergrab sein Gesicht in seine Hände und gab ein zorniges, verzweifeltes, erschöpftes Wimmern von sich.
Bei der Einweihung kam der Bürgermeister, und das Foto eines Lokaljournalisten wurde in der Zeitung gedruckt.
Aber die Kunden blieben aus. Der Verkäuferzuwachs, den mein Vater sich erhoffte, trat nicht ein.
An der Geburtstagsfeier meines Onkels bemerkte ich den Bauch, der sich bei meinem Vater gebildet hatte.
Meine Mutter musste ihn von einer Kneipe abholen, weil er sturzbetrunken in der Toilette einen Weinkrampf bekommen hatte. Seine Beine versagten ihm; er konnte nicht mehr aufstehen. Sie trugen ihn ins Auto, und hatten Sorge, es wäre ein Schlaganfall.
Sie schrien sich in der Küche an; ich hörte es in meinem Zimmer. Wenn ich in die Küche kam, räumten sie Tassen ein oder spülten Teller ab.
Ich zog aus und schwängerte ein Mädchen. Ich war siebzehn. Ich begann eine Ausbildung zum Hotelfachmann und verkaufte Flaschenbier und Doppelzimmer hinter Rezeptionen.
Meine Freundin verlor ihr Kind; dann verließ sie mich.
Meine Mutter bekam Tabletten; aber erst, nachdem sie drei Jahre eine Psychotherapie besuchte, verschwanden ihre Herzschmerzen.
Meine Eltern musste ich mit dem Auto von einer Hochzeit abholen; mein Vater hätte während der Feierlichkeiten einen Heulkrampf in der Toilette bekommen. Er saß völlig fertig hinter mir, auf dem Rücksitz. Er sprach kein Wort, blickte aus dem Fenster, wie jemand, der den Teufel gesehen hatte.
„Das passiert ihm bei Hochzeiten“, sagte meine Mutter.
Eine Zeitlang lieh ich meinem Vater Geld; er hatte mir einen Kontoauszug gezeigt, in seinem Heimbüro, auf dem der Betrag von 283 Euro stand. „Das wirft der Laden aktuell ab“, sagte er. Sie lebten vom Krankengeld meiner Mutter.
Dann endete das abrupt; mein Vater blockierte meine Zahlungen.
Sie beauftragten einen Ausverkäufer und verkauften ihr komplettes Lager; anschließend schlossen sie den Laden.
Er begann schrecklich zu trinken; und nahm so viel zu, dass sich sein Gesicht verformte; er bekam ein neues, anderes Gesicht, pralle Backen, seine Augen wirkten ängstlich. Dann begann etwas, das sein Leben änderte. Es begann damit, dass er die Büsche und den Rasen, die um das Gartensofa, das mein Bruder so liebte, gewachsen waren, herrichtete; er schnitt das Grün in Form, düngte den verdorrten Rasen, mähte und wässerte ihn.
Innerhalb von Wochen richtete er den Garten seines Reihenhauses her; er rüstete sein Werkzeug auf, pflanzte Gemüsebeete, Rosen, Erdbeeren, Himbeeren, Rosmarin, und baute zwei Tomatengewächshäuser. Jede freie Minute verbrachte er in seinem Garten. Unter seinen Nachbarn bekam er den Ruf als derjenige, mit dem schönen, idyllischen, hergerichteten Garten.
Ich war fünfundzwanzig.
Ich besuchte meine Eltern; mein Vater saß im Garten, unter der neu errichteten Pergola, und winkte mir zu, mit überschlagenen Beinen und Weizenglas, als ich durchs Gartentor kam. Neben ihm saß ein Mann, Mitte dreißig. Sein Name war Wadim; er und seine Frau seien vor kurzem ins Nachbarhaus gezogen. Sie hatten ein Baby und einen Dackel.
An der Art, wie mein Vater und Wadim sich anblickten, verstand ich ihre Beziehung. Sie hatten mit der Schubkarre in Wadims Garten gearbeitet. Wadim und Julia brachten meinen Eltern Mitbringsel aus ihrem Italienurlaub mit; am Zaun oder Parkplatz unterhielten sie sich. Meine Mutter erzählte mir, dass Wadims Vater gestorben sei, als er fünfzehn war, in Kasachstan. Wir schütteln uns die Hände. Er arbeitet als Ingenieur in der Großindustrie.

Ich habe eine kleine Tochter. Mein Vater geht vor uns; in großen, geschäftigen Schritten. Wenn ich ihn frage, was er den ganzen Tag tut, antwortet er, er hätte so viel zu tun, er könne das gar nicht alles aufzählen; das Haus; Einkäufe; letzter Papierkram nach der Geschäftsauflösung; Bürokratie mit dem Staat. Natürlich der Garten. Radfahrern weicht er nicht aus. Er geht mit durchgestrecktem Rücken, geballten Fäusten. Er möchte die ganze Welt wissen lassen, dass er im Krieg mit ihr ist; aber da sind auch die Ölgemälde in seinem Keller. Als Kind habe ich mit ihm im Garten gezeltet, und über die Sterne philosophiert. „Warum sieht man manche Sterne nicht, wenn man sie direkt ansieht?“ Er trägt Seidenhemd, Wollpullover und Lackschuhe; am Imbissstand reden wir über die Schönheit dieser Stadt, ich erzähle, meine Tochter sei bereits mit offenen Augen geboren, neugierig und wach. Später erzählt er von Wadim, beiläufig, in einem Nebensatz, und ich merke, wie da mehr ist als das Gesagte. Gemälde in seinem Keller. Er blickt weg von mir, zieht an der Zigarette, der Wind streicht ihm durchs Haar.

 

Hallo @zigga,

Vater in Nöten, der als Schuhverkäufer arbeitet? Soll das Al Bundy als Drama sein? ;)
Nein, Spaß. Das hattest du sicher nicht im Sinn.
Eine schöne, nachdenkliche Geschichte über einen Familienvater, der zwischen seiner sanften, kontemplativen Innenwelt und den vermeintlichen Erwartungen an den erwachsenen Mann hin- und hergerissen ist. Alles schön durch die Blume erzählt und nicht aufdringlich. Letzteres hat mich bei den dramatischen Stellen (Tod des Sohnes, Bankrott seines Ladens...) erst gestört. Das war mir zu sachlich erzählt. Nach dem 2. Mal Lesen fand ich das aber durchaus passend für den Vater, der mit seinen Gefühlen nicht richtig rausrücken kann bzw. dem Sohn (Erzähler), der das womöglich "geerbt" hat.
Tief eindringen in die Seele des Vaters lässt du einen trotzdem, ohne es je direkt anzusprechen :thumbsup:

Zu den Einzelheiten:

Tageskneipen
Was sind denn bitte Tageskneipen? Nehme stark an, es sind Kneipen, in denen man sich schon am Mittag betrinken kann. Das Wort kenne ich aber nicht und Google auch nicht...

Mein Vater breitete eine Tageszeitung, die er gerollt unter dem Arm trug, auf meinem und seinem Sitz aus, bevor wir uns setzten.
Wir stiegen aus, den kurzen Weg zum Reihenhaus zündete er sich eine Zigarette an, ging sehr langsam und inhalierte.
Der Vater scheint ein kleiner Monk zu sein, was Hygiene angeht, traut sich nicht mal ohne Unterlagen auf einen Bussitz. Da irritieren mich zwei Dinge: Gleich danach füllt er seine Atemwege mit Teer und anderem Dreck, und dann dass seine Hygiene-Marotte sonst nirgends mehr erwähnt wird. (Wobei, dass sich Raucher unlogisch verhalten gibt's ja öfter, siehe kettenrauchende Pulmologen...)

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Einmal zog er den Schreibtischschrank auf, Komma weg und zeigte mir zwei Stangen türkische Philip Morris

Eine Zeitlang betrank er sich schrecklich abends auf der Terrasse
Würde das "schrecklich" hinter das "abends" setzen, klingt für meinen Geschmack runder.

Ich stand daneben, lachend, und kommentierte die Matches wie ein Nachrichtensprecher - mit Herzblut, ich schwitzte ebenso, wenn wir zuhause ankamen und meine Mutter das Abendessen gedeckt hatte.
Aus diesem Satzwurm würde ich zwei Sätze machen, mit einem Punkt hinter "Herzblut".

Die Sonne strahlte auf diesem Foto hinter meinem Bruder, und er ging lächelnd mit Sonnenbrille über einen Sandstrand.
Auch hier hat mich die Reihenfolge der Adjektive etwas rausgebracht: Klang für mich erst so, als würde die echte Sonne hinter dem Foto des Bruders strahlen. Vielleicht lieber "Auf dem Foto ging mein Bruder lächelnd mit Sonnenbrille über einen Sandstrand, hinter ihm die strahlende Sonne" oder so.

Die Beerdigung über war mein Vater von einem unbändigen Zorn befangen
Klingt für mich umgangssprachlich. Lieber "Während der gesamten Beerdigung..."

Er führte den Trauertzug an
Tippfehler.

Der Priester spritzte Weihwasser auf die Urne und ließ sie mit Seilzug in den Boden.
Wohl eher "per Seilzug" oder "mit einem Seilzug".

Wir
tranken Alkopops und rauchten Zigaretten.
Absatz weg.

wie er hinter dem Kassentresen stand und mit einer Frau im kurzen Kleid redete
Geht vielleicht nur mir so, aber "mit einer Frau in einem kurzen Kleid" klingt irgendwie richtiger, er bezieht sich ja nicht auf ein bestimmtes Kleid.

Ein paarmal weckte mein Vater mich nachts. „Komm mit, Kurzer.“
„Wohin?“
Wir fuhren mit dem Ford durch die Stadt, er rauchend am Steuer. Er sprach von Diebesbanden. Vor seinem Laden hielten wir; er rüttelte an der Glastür seines Schuhladens.
Diese Aktion vom Vater verstehe ich nicht. Vor allem, weil sie offenbar komplett unwichtig für die Handlung ist.

Einmal warf er Brote über den Esstisch, vergrab sein Gesicht in seine Hände
"vergrub". Und besser "in die Hände", weil "sein" steht schon vor dem Gesicht. Man kann sich ja denken, dass seine eigenen Hände gemeint sind. Würde die "seins" sogar ganz streichen, stattdessen "vergrub das Gesicht in die Hände".

Der Verkäuferzuwachs, den mein Vater sich erhoffte, trat nicht ein.
Du meinst wohl Käuferzuwachs? Würde das eh durch "Kundenzuwachs" ersetzen.

Sie trugen ihn ins Auto, Komma weg und hatten Sorge, es wäre ein Schlaganfall.

Dann endete das abrupt; mein Vater blockierte meine Zahlungen.
Wieso blockiert er die Zahlungen? Er kann seinem Sohn doch einfach sagen, er soll nix mehr überweisen. Oder wolltest du damit sagen, dass der Sohn dem Vater das Geld aufdrängt? Würde nur Sinn ergeben, wenn der Sohn unbedingt helfen, der Vater aber keine Hilfe haben will. Darauf gibt's im restlichen Text aber keinen Hinweis.

Er begann schrecklich zu trinken; Semikolon weg und nahm so viel zu, dass sich sein Gesicht verformte; er bekam ein neues, anderes Gesicht, pralle Backen, seine Augen wirkten ängstlich.
Allgemein verwendest du sehr viele Semikolons (pardon, Semikola!). Finde ich persönlich gut, finde, das ist ein unterschätztes Satzzeichen ;), aber an manchen Stellen würde eher ein Komma passen oder wie hier gar nix. (Hab ich glaub schon mal unter einen deiner anderen Texte geschrieben.)

Dann begann etwas, das sein Leben änderte. Es begann damit, dass er die Büsche und den Rasen, die um das Gartensofa, das mein Bruder so liebte, gewachsen waren, herrichtete; er schnitt das Grün in Form, düngte den verdorrten Rasen, mähte und wässerte ihn.
Innerhalb von Wochen richtete er den Garten seines Reihenhauses her; er rüstete sein Werkzeug auf, pflanzte Gemüsebeete, Rosen, Erdbeeren, Himbeeren, Rosmarin, und baute zwei Tomatengewächshäuser. Jede freie Minute verbrachte er in seinem Garten. Unter seinen Nachbarn bekam er den Ruf als derjenige, mit dem schönen, idyllischen, hergerichteten Garten.
Ich war fünfundzwanzig.
Ich besuchte meine Eltern; mein Vater saß im Garten, unter der neu errichteten Pergola, und winkte mir zu, mit überschlagenen Beinen und Weizenglas, als ich durchs Gartentor kam.
"Dann begann etwas" passt nicht. Da kommt ja nix von außen, das ihm passiert, sondern es geschieht ja aus seiner eigenen Initiative. Und dann wiederholst du das "begann" auch gleich im nächsten Satz, klingt holperig. Noch wilder wird's beim Wörtchen "herrichten" bzw. dessen Abwandlungen, damit hast du diesen Abschnitt zugepflastert. Kurz darauf auch noch "errichten", was ähnlich klingt. Würde mir da Synonyme suchen bzw. das Wort bei "mit dem schönen, hergerichteten Garten" ganz streichen, weil überflüssig.

Dann der Schluss:

Später erzählt er von Wadim, beiläufig, in einem Nebensatz, und ich merke, wie da mehr ist als das Gesagte. Gemälde in seinem Keller. Er blickt weg von mir, zieht an der Zigarette, der Wind streicht ihm durchs Haar.
Du willst da bestimmt ambivalent bleiben. Nichts dagegen. Aber was hat es mit der "Beziehung" dieser beiden Männer auf sich? Wie wörtlich ist das gemeint? Kommt am Ende etwa heraus, dass der Vater sein Leben lang seine Homosexualität unterdrückt und eine Lüge gelebt hat? Interpretiere ich das zu plump? Wäre mir zu sehr mit dem Holzhammer. Die feine Charakteristik mit seinem Kampf zwischen tatkräftigem Macher und introvertiertem Philosophen funktioniert für sich genommen schon gut genug. Außerdem gab es vor Wadims Auftauchen keine Hinweise auf eine unterdrückte Sexualität (sollten welche auf den Ölbildern sein, erfährt der Leser das ja nicht).
Aber zumindest hat es zum Rätseln angeregt, von daher nicht schlecht.

Fazit: Bis auf die paar Punkte finde ich die Handlung und deinen Stil sehr gelungen, ging runter wie Öl die Geschichte! :)
Gerne gelesen!

VG
MD

 

Hallo @zigga ,
liest dich gut. Ein Unglücksfall, der von dem die Eltern sich nicht erholen. Später kommt es hart auf hart. Der Vater verliert seine Existenzgrundlage. Konkurrenz durch Internet? Wie viele Arbeitslose greift er zur Flasche und wird dicker. Ganz schön dramatisch. Vielleicht zu sehr. Dann auch noch unterdrückte Homosexualität. Das liest sich alles sehr realistisch, so als wenn Du das selbst aus eigenem Erleben kennst. Das Leben einer kleinbürgerlichen Familie. Ganz normale Leute. Trotz ihrer Mühen rutschen sie ziemlich in die Misere rein. Der Vater scheint überfordert zu sein mit seiner Rolle als Familienoberhaupt. Nach außen harte Schale, nach innen weich. Immerhin rettet ihn der Garten. Ich finde die Geschichte irgendwie zu bedrückend. Ist wohl Deine Auseinandersetzung mit der Familiensituation.
Gruß FK

 

Hallo @MorningDew
merci fürs Lesen und Kommentieren!

Eine schöne, nachdenkliche Geschichte über einen Familienvater, der zwischen seiner sanften, kontemplativen Innenwelt und den vermeintlichen Erwartungen an den erwachsenen Mann hin- und hergerissen ist. Alles schön durch die Blume erzählt und nicht aufdringlich.
danke!

Letzteres hat mich bei den dramatischen Stellen (Tod des Sohnes, Bankrott seines Ladens...) erst gestört. Das war mir zu sachlich erzählt. Nach dem 2. Mal Lesen fand ich das aber durchaus passend für den Vater, der mit seinen Gefühlen nicht richtig rausrücken kann bzw. dem Sohn (Erzähler), der das womöglich "geerbt" hat.
ja, ist eingedampft auf ein paar Seiten, ein Leben, ich weiß, such sehr viel Tell letztendlich, aber mich hat diese Form gereizt, ich lese das selbst gerne, große Lebensabschnitte, ein Leben, in sehr kurzer Form, wenn es klappt, und gut gemacht ist.


Tief eindringen in die Seele des Vaters lässt du einen trotzdem, ohne es je direkt anzusprechen :thumbsup:
Schön!
Was sind denn bitte Tageskneipen?
Schlage ich mal nach - gibt es bei euch keine Kneipen, die nur tagsüber/morgens offen haben??😁
Da irritieren mich zwei Dinge: Gleich danach füllt er seine Atemwege mit Teer und anderem Dreck, und dann dass seine Hygiene-Marotte sonst nirgends mehr erwähnt wird.
Danke für den Hinweis, war von mir so gemeint, dass er sich unbewusst abheben will von Busfahrern, obwohl er Teil von ihnen, also Teil einer unteren Schicht, ist
Diese Aktion vom Vater verstehe ich nicht. Vor allem, weil sie offenbar komplett unwichtig für die Handlung ist.
Ja, da habe ich was weggeschnitten, er wird quasi ein wenig superängstlich/„paranoid“, als Projektion seines inneren Gemütszustands, und fürchtet sich vor Dieben an seinem Laden, schaut ob die Tür verschlossen ist
Wieso blockiert er die Zahlungen?
Muss ich nachjustieren!
Aber was hat es mit der "Beziehung" dieser beiden Männer auf sich?
Ja, hier musss ich nachjustieren. Hatte befürchtet, dass man es homosexuell lesen kann, aber ich wollte eine andere Lesart. Evtl muss ich die Beziehung der beiden noch mehr zeigen, damit man sie als Leser versteht. Für mich ging es um ein Ersatz-Vater-Sohn-Verhältnis, Wadims Vater ist ja auch gestorben. Das lässt den Vater hier „heilen“. Ich habe das öfter beobachtet, wenn jemand geht, die Trauernden finden/suchen irgendeinen Ersatz ab einem gewissen Punkt, manchmal auch unter mehreren Neuen aufgeteilt, auf die sie die verlorene Beziehung dann legen - und es hilft ihnen irgendwo. Mal seheb, wie ich hier nachjustiere, danke für die Anmerkung
Bis auf die paar Punkte finde ich die Handlung und deinen Stil sehr gelungen, ging runter wie Öl die Geschichte! :)
Gerne gelesen!
Danke dir, freut mich!

Hallo Frieda,

danke fürs Lesen und Kommentieren!

Ganz schön dramatisch. Vielleicht zu sehr. Dann auch noch unterdrückte Homosexualität.
Ja, hier muss ich nachlegen und etwas ausholen im Texz, schätzw ich. Kann man aktuell so lesen, ich lasse natürlich auch gerne Spielraum im Text, dass man darüber überlegt, ob es Homosexualität ist, aber gemeint von mir war eine ersatzhafte Vater Sohn Beziehung, eine Freubdschaft, bei der die Prots in diese Rollen amganz automatisch steigen, Wadim hat ja seine Vater verloren wird im Text erwähnt, ich muss hier noch mehr ihre Beziehung zeigen, wenn die Kommentatoren das hier einhellig abseitig meiner Intention lesen, danke fürs Feedback hier
Das liest sich alles sehr realistisch, so als wenn Du das selbst aus eigenem Erleben kennst. Das Leben einer kleinbürgerlichen Familie. Ganz normale Leute.
Ja, das finde ich aktuell das Spannendste - keine Professorinnen mit Auslandssemester in Italien, die … sondern normale Leute, wie die meisten von uns sind, dort gibt es so interessante Geschichten, die auch literarisch verwurstet werden können, ich fühle mich da oft viel mehr abgeholt als Storys über „Nicht-Normale“
Ich finde die Geschichte irgendwie zu bedrückend.
Meinst du, im Kontext der Geschichte, hat sie zu bedrückende Elemente - oder für deinen Geschmack?

Beste Grüße
zigga

 

Hi @zigga,

der Text ist schön bildhaft und mit routiniertem Sound geschrieben. Thematisch erinnert er mich an eine alte Story von dir, wo irgendein Büro eines Vaters entrümpelt wurde. Da war auch so eine distanzierte Vaterfigur mit Brüchen und einem "soliden" Beruf im Zentrum. Gab dann noch eine Zigarettenszene in einem Auto.

Die Details stimmen so weit auch; man merkt, dass du hier ein Milieu beschreibst, dass dir persönlich bekannt ist, so mutmaße ich mal. Damit ist man immer schon mal gut unterwegs, wenn man das ernst nimmt.

Nicht so gut gefallen tut mir, wie der Text mit der zeitlichen Struktur umgeht. Das ist in meinen Augen nicht clever genug ausgearbeitet. Beispiel: Es beginnt im Präsens:

Mein Vater läuft voraus.

Ein einziger Satz, dann geht es quasi unbemerkt in die Rückblende. Am Ende des Textes geht es zurück ins Präsens, die Klammer sollte sich nun schließen, aber du springst wieder raus:

Ich habe eine kleine Tochter. Mein Vater geht vor uns; in großen, geschäftigen Schritten. Wenn ich ihn frage, was er den ganzen Tag tut, antwortet er, er hätte so viel zu tun, er könne das gar nicht alles aufzählen; das Haus; Einkäufe; letzter Papierkram nach der Geschäftsauflösung; Bürokratie mit dem Staat. Natürlich der Garten. Radfahrern weicht er nicht aus. Er geht mit durchgestrecktem Rücken, geballten Fäusten. Er möchte die ganze Welt wissen lassen, dass er im Krieg mit ihr ist; aber da sind auch die Ölgemälde in seinem Keller. Als Kind habe ich mit ihm im Garten gezeltet, und über die Sterne philosophiert. „Warum sieht man manche Sterne nicht, wenn man sie direkt ansieht?“ Er trägt Seidenhemd, Wollpullover und Lackschuhe; am Imbissstand reden wir über die Schönheit dieser Stadt, ich erzähle, meine Tochter sei bereits mit offenen Augen geboren, neugierig und wach. Später erzählt er von Wadim, beiläufig, in einem Nebensatz, und ich merke, wie da mehr ist als das Gesagte. Gemälde in seinem Keller. Er blickt weg von mir, zieht an der Zigarette, der Wind streicht ihm durchs Haar.

In meinen Augen musst du den Text im Moment des Gehen enden lassen, die Rückblenden, die Reflexionen müssen da abgeschlossen sein. Sonst ist das inkonsequent erzählt – das kannst du doch nicht machen ;-)

Das ist das am meisten ins Auge springende Beispiel, aber diese Strukturlosigkeit zieht sich durch. Ich habe mal alle Zeitangaben, die mich spontan angesprungen haben, markiert:

Mein Vater läuft voraus. Das tat er immer schon. Wir hinter ihm; er mit großen Schritten, den Rücken durchgestreckt, fünf Meter vor uns, auf dem Sandweg. „Wie bei den Türken“, nannte mein Bruder das; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinen Vater liefen, auf dem Weg zu irgendeinem Italiener, einem Wirtshaus oder dem Parkplatz.
Über diese Schritte sprach mein Vater mit mir, als ich vielleicht zehn war. Wir gingen durch die Stadt, vorbei an Handyshops, Dönerläden, Tageskneipen; er ging mit großen, sicheren Schritten, in Hemd und Sakko, schwarzen Wildlederschuhen; er drehte sich um, zu mir herunter, sah, wie ich hetzte und sagte: „Ich weiß noch, wie das war, wenn ich mit meinem Vater gelaufen bin, dem Obba; dass er so verdammt große Schritte gegangen ist. Dass ich richtig hetzen musste. Daran erinnere ich mich; wie ich neben ihm laufe, und er riesige Schritte macht, und ich nicht hinterherkomme.“
Später fuhren wir mit dem Stadtbus von seinem Schuhladen nach Hause. Auf dem Stoff des Sitzes klebten Kaugummis. An den Rückenlehnen gesprayte Taggs. Mein Vater breitete eine Tageszeitung, die er gerollt unter dem Arm trug, auf meinem und seinem Sitz aus, bevor wir uns setzten. Sein Gesicht wirkte angespannt und ernst; die Babuschkas in der Sitzreihe vor uns grüßte er nickend. Mit geradem Rücken saß er da. Im Bus sprachen wir kein Wort.
Wir stiegen aus, den kurzen Weg zum Reihenhaus zündete er sich eine Zigarette an, ging sehr langsam und inhalierte.
Mein Vater rauchte im Büro über seinem Schuhladen weiße Philip Morris. Das Büro stand immer voller überfüllter Kartons. Einmal zog er den Schreibtischschrank auf, und zeigte mir zwei Stangen türkische Philip Morris. Er grinste, als teilten wir nun ein Geheimnis.
Ich erinnere mich an einen langen, heißen Sommer, als ich ein Kind war. Ich führte stundenlange philosophische Gespräche im kleinen Gartenstück hinter dem Reihenhaus mit meinem Vater; mein Vater vertrat den Standpunkt, dass Geld nicht so wichtig sei und Jesus nie jemanden geschlagen hätte, sich auch nie gewehrt hätte, wenn ihn jemand geschlagen hätte. Das verwunderte mich am meisten.
Einmal fuhren wir mit dem alten Ford in den Italienurlaub, und mein Vater war so von Zorn zerfressen, dass meine Mutter, mein Bruder und ich uns für mehrere Stunden ins Hotelzimmer einsperrten.
„Du kommst hier nicht rein! Bis du dich abreagiert hast!“, rief meine Mutter vom Balkon. Ich sah ihn draußen auf dem italienischen Pflasterstein-Gehweg auf und ab tigern, in schwarzem Hemd, rauchend.
Eine Zeitlang betrank er sich schrecklich abends auf der Terrasse, alleine, und bedrohlich ruhig wie ein Hund, der beißen wird.
Aber dann wurde er wieder der Vater, mit dem ich philosophische Gespräche führte, und er ging mit meinem Bruder und mir die Straße hinauf zum kleinen Spielplatz, um stundenlang gegen meinen Bruder an der Tischtennisplatte Matches zu spielen, bei denen er lachte, die Hände über den Kopf schlug und meinen Bruder auf den Rücken klopfte. Ich stand daneben, lachend, und kommentierte die Matches wie ein Nachrichtensprecher - mit Herzblut, ich schwitzte ebenso, wenn wir zuhause ankamen und meine Mutter das Abendessen gedeckt hatte. Im Sommer, als ich zwölf war, ertrank mein Bruder in einem der öffentlichen Badeseen, an einem Stück, das nicht zum Schwimmen freigegeben war. Er war sechzehn. Mein Vater hängte ein postergroßes Foto meines Bruders in dickem Holzrahmen an die Raufasertapete neben seinem Schreibtisch. Die Sonne strahlte auf diesem Foto hinter meinem Bruder, und er ging lächelnd mit Sonnenbrille über einen Sandstrand. Die Beerdigung über war mein Vater von einem unbändigen Zorn befangen; auf dem Parkplatz prügelten wir uns beinahe. Ich heulte, meine Beine zitterten, und ich schrie: „Ich steige hier nicht aus! Ich will da nicht hin!“ Mein Vater hatte mich am Arm gepackt, mit blutrotem Kopf, dicker, blauer Ader an der Stirn und fauchte: „Du kommst mit!“
„Ich haue dir eine in die Fresse, ich sag‘s dir!“
„Du kommst mit!“
Es machte mich irre, dass er mein Handgelenk nicht losließ; ich schlug und trat nach ihm, auf dem Beifahrersitz.
Er blieb ruhig. Er trug die Asche meines Bruders zum Grab; mit erhabenen, langsamen, großen Schritten. Die Urne hielt er mit beiden Händen, ein Stück von sich gestreckt, vor der Brust, wie ein Priester. Er blickte nicht vor oder zurück; er weinte nicht. Er verzog keine Miene. Da war nur etwas sehr Müdes und Weiches an seinem Blick; etwas Kindliches. Von der Friedhofskirche den Sandweg entlang, bis zur Urne. Die Sonne brannte vom azurblauen, wolkenfreien Himmel. Es hatte achtunddreißig Grad im Schatten. Er führte den Trauertzug an: die Tanten, Onkels, seine Mutter, mich und seine Ehefrau, die jugendlichen Freunde meines Bruders, seine Klassenkameraden mit deren Eltern hinter ihm. Er trug ein Seidenhemd und schwarzes Sakko, Krawatte und Anzugshose. Er ging mit durchgestrecktem Kreuz.
Der Priester spritzte Weihwasser auf die Urne und ließ sie mit Seilzug in den Boden.
Danach gingen wir alle Essen, wir scherzten und lachten. Niemand sprach über meinen Bruder. Später legte sich meine Mutter in das Bett meines Bruders, steif und auf dem Rücken, und weinte. Mein Vater nahm sie am Handgelenk; er setzte sich auf die Matratze. Er sah unendlich erschöpft aus; das Gesicht voller Falten, aschweiß. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr.
In den großen Ferien freundete ich mich mit einem Jungen aus meiner Parallelklasse an, und wir begannen tagelang, mit den Fahrrädern durchs Viertel zu fahren. Wir
tranken Alkopops und rauchten Zigaretten. Aber nie konnte ich meinen toten Bruder, wie er dalag, im Krankenhausbett, vergessen. Die verschrumpelte, gelbe Haut. Der offene Mund. Meinen Bruder so gesehen zu haben, wurde zu meinem Geheimnis; ein Geheimnis, das ich mit meinen Eltern teilte, aber über das wir schwiegen.
Einmal fuhren wir mit den Rädern am Laden meines Vaters vorbei; und ich sah, wie er hinter dem Kassentresen stand und mit einer Frau im kurzen Kleid redete. Er lachte, und so hatte ich meinen Vater noch nie lachen sehen. Sie strich ihm über dem Arm, ganz beiläufig.
Seine Haare verfärbten sich in diesem Sommer von rabenschwarz zu silber. Im Keller fand ich Ölgemälde von ihm, die er als junger Mann angefertigt hatte; signiert mit Kade.
Ich sah ihn einige Male auf der Terrasse sitzen, nachts, mit Rotweinglas, glasigem Blick und schwerer Zunge; „Na, wo kommst du her?“
„Von draußen.“
Er blickte mich lächelnd an, fast stolz. Einmal sah ich, dass er eine geöffnete Bibel in den Händen hielt.
Meine Mutter bekam oft keine Luft; atmend, mit der Hand am Herz saß sie blass auf der Couch, die Beine hochgelegt. Mein Vater hinter ihr, die Hände auf ihren Schultern.
Ein paarmal weckte mein Vater mich nachts. „Komm mit, Kurzer.“
„Wohin?“
Wir fuhren mit dem Ford durch die Stadt, er rauchend am Steuer. Er sprach von Diebesbanden. Vor seinem Laden hielten wir; er rüttelte an der Glastür seines Schuhladens. Er renovierte seinen Schuhladen; er steckte alles an Vermögen, das er bei der Bank geparkt hatte, in neue Böden, Wände, Regale, Lichter und die Glasfassade.
Er stand vor dem ersten Tageslicht auf, und kam, als ich schon im Bett lag. Von meiner Mutter erfuhr ich, dass er den Umbau wie ein römischer Feldheer führte; obwohl er nur Mieter in diesem Gebäude war. Er befehligte den Bauherrn, die Monteure und Arbeiter.
Einmal warf er Brote über den Esstisch, vergrab sein Gesicht in seine Hände und gab ein zorniges, verzweifeltes, erschöpftes Wimmern von sich.
Bei der Einweihung kam der Bürgermeister, und das Foto eines Lokaljournalisten wurde in der Zeitung gedruckt.
Aber die Kunden blieben aus. Der Verkäuferzuwachs, den mein Vater sich erhoffte, trat nicht ein.
An der Geburtstagsfeier meines Onkels bemerkte ich den Bauch, der sich bei meinem Vater gebildet hatte.
Meine Mutter musste ihn von einer Kneipe abholen, weil er sturzbetrunken in der Toilette einen Weinkrampf bekommen hatte. Seine Beine versagten ihm; er konnte nicht mehr aufstehen. Sie trugen ihn ins Auto, und hatten Sorge, es wäre ein Schlaganfall.
Sie schrien sich in der Küche an; ich hörte es in meinem Zimmer. Wenn ich in die Küche kam, räumten sie Tassen ein oder spülten Teller ab.
Ich zog aus und schwängerte ein Mädchen. Ich war siebzehn. Ich begann eine Ausbildung zum Hotelfachmann und verkaufte Flaschenbier und Doppelzimmer hinter Rezeptionen.
Meine Freundin verlor ihr Kind; dann verließ sie mich.
Meine Mutter bekam Tabletten; aber erst, nachdem sie drei Jahre eine Psychotherapie besuchte, verschwanden ihre Herzschmerzen.
Meine Eltern musste ich mit dem Auto von einer Hochzeit abholen; mein Vater hätte während der Feierlichkeiten einen Heulkrampf in der Toilette bekommen. Er saß völlig fertig hinter mir, auf dem Rücksitz. Er sprach kein Wort, blickte aus dem Fenster, wie jemand, der den Teufel gesehen hatte.
„Das passiert ihm bei Hochzeiten“, sagte meine Mutter.
Eine Zeitlang lieh ich meinem Vater Geld; er hatte mir einen Kontoauszug gezeigt, in seinem Heimbüro, auf dem der Betrag von 283 Euro stand. „Das wirft der Laden aktuell ab“, sagte er. Sie lebten vom Krankengeld meiner Mutter.
Dann endete das abrupt; mein Vater blockierte meine Zahlungen.
Sie beauftragten einen Ausverkäufer und verkauften ihr komplettes Lager; anschließend schlossen sie den Laden.
Er begann schrecklich zu trinken; und nahm so viel zu, dass sich sein Gesicht verformte; er bekam ein neues, anderes Gesicht, pralle Backen, seine Augen wirkten ängstlich. Dann begann etwas, das sein Leben änderte. Es begann damit, dass er die Büsche und den Rasen, die um das Gartensofa, das mein Bruder so liebte, gewachsen waren, herrichtete; er schnitt das Grün in Form, düngte den verdorrten Rasen, mähte und wässerte ihn.
Innerhalb von Wochen richtete er den Garten seines Reihenhauses her; er rüstete sein Werkzeug auf, pflanzte Gemüsebeete, Rosen, Erdbeeren, Himbeeren, Rosmarin, und baute zwei Tomatengewächshäuser. Jede freie Minute verbrachte er in seinem Garten. Unter seinen Nachbarn bekam er den Ruf als derjenige, mit dem schönen, idyllischen, hergerichteten Garten.
Ich war fünfundzwanzig.
Ich besuchte meine Eltern; mein Vater saß im Garten, unter der neu errichteten Pergola, und winkte mir zu, mit überschlagenen Beinen und Weizenglas, als ich durchs Gartentor kam. Neben ihm saß ein Mann, Mitte dreißig. Sein Name war Wadim; er und seine Frau seien vor kurzem ins Nachbarhaus gezogen. Sie hatten ein Baby und einen Dackel.
An der Art, wie mein Vater und Wadim sich anblickten, verstand ich ihre Beziehung. Sie hatten mit der Schubkarre in Wadims Garten gearbeitet. Wadim und Julia brachten meinen Eltern Mitbringsel aus ihrem Italienurlaub mit; am Zaun oder Parkplatz unterhielten sie sich. Meine Mutter erzählte mir, dass Wadims Vater gestorben sei, als er fünfzehn war, in Kasachstan. Wir schütteln uns die Hände. Er arbeitet als Ingenieur in der Großindustrie. Ich habe eine kleine Tochter. Mein Vater geht vor uns; in großen, geschäftigen Schritten. Wenn ich ihn frage, was er den ganzen Tag tut, antwortet er, er hätte so viel zu tun, er könne das gar nicht alles aufzählen; das Haus; Einkäufe; letzter Papierkram nach der Geschäftsauflösung; Bürokratie mit dem Staat. Natürlich der Garten. Radfahrern weicht er nicht aus. Er geht mit durchgestrecktem Rücken, geballten Fäusten. Er möchte die ganze Welt wissen lassen, dass er im Krieg mit ihr ist; aber da sind auch die Ölgemälde in seinem Keller. Als Kind habe ich mit ihm im Garten gezeltet, und über die Sterne philosophiert. „Warum sieht man manche Sterne nicht, wenn man sie direkt ansieht?“ Er trägt Seidenhemd, Wollpullover und Lackschuhe; am Imbissstand reden wir über die Schönheit dieser Stadt, ich erzähle, meine Tochter sei bereits mit offenen Augen geboren, neugierig und wach. Später erzählt er von Wadim, beiläufig, in einem Nebensatz, und ich merke, wie da mehr ist als das Gesagte. Gemälde in seinem Keller. Er blickt weg von mir, zieht an der Zigarette, der Wind streicht ihm durchs Haar.

Finde ich zu repetitiv bzw. zu chaotisch. Klar, man kann in einer Kurzgeschichte nicht ein Leben erzählen, ohne immer mal wieder zeitliche Anker zu setzen. Aber ich habe das Gefühl, dass der Text hier nicht sauber genug austariert ist: Es gibt die Makrostrukturen, gegeben durch Elemente wie "Kindheit", "Jugend", "Erwachsensein" oder "Zeit vor dem Tod des Bruders" und "Zeit nach dem Tod des Bruders" / "Zeit vor der Geschäftsaufgabe" und "Zeit nach der Geschäftsaufgabe", aber der Text formalisiert das nicht durch Zwischenüberschriften oder Absätze. Das fließt alles unkanalisiert immer wieder über in Textstellen, wo dann auf eine Mikroebene gezoomt wird. Das wirkt für mich teilweise etwas beliebig bzw. lässt beide Erzählarten – die zusammenfassende, einordnende auf der einen, die sich genau erinnernde, situative auf der anderen Seite – nicht wirklich zu ihrem Recht kommen für mein Empfinden.

Ein wenig führt das rüber in eine Frage, die ich an den Text habe: Warum erzählt der Erzähler so lakonisch und künstlich-unwissend bzw. aussparend? Ich weiß, es ist ein leidiges Thema, aber welche Erzählsituation wird hier simuliert? Ich meine, warum spricht der Erzähler unser Fazit (dein Fazit und das der Lesers) nicht aus, dass zum Beispiel Wadim Sohnersatz ist. Müsste der Erzähler das nicht konsequenterweise benennen und dann in der Folge seine eigenen Gefühle wie Eifersucht oder Erleichterung ausdrücken? Auch die Stelle mit der Frau im Geschäft, die ja als Affäre markiert wird, hat doch mehr verdient als einen Satz. Da wackelt die ganze Vaterfigur und somit die ganze (Familien)Geschichte, aber das wird einfach mal kurz gedropt und dann wieder unter den Tisch fallen gelassen. Finde ich aus dem Text heraus argumentiert unschlüssig, weil da ja viel Erklärung drin steckt und Menschen immer nach Erklärungen suchen. Weißt du, was ich meine? – Und man kann da natürlich auch unken, dass der Autor dem Text einfach mal im Vorbeigehen noch mehr Subtext unterschieben will ;-)

Soweit mal ... Bin gespannt auf die weitere Entwicklung des Textes.

Besten Gruss

Henry

 
Zuletzt bearbeitet:

Er möchte die ganze Welt wissen lassen, dass er im Krieg mit ihr ist;​
...
Mein Vater breitete eine Tageszeitung, die er gerollt unter dem Arm trug, auf meinem und seinem Sitz aus, bevor wir uns setzten.
Für mich,

lieber zigga,

die beiden Pole der väterlichen Welt, dass der, der was will,auch „angemessen“ bekomme und selbst das Hinterteil „ordentlich“ zu sitzen käme, dem ich auf Lakota (Türkisch kann doch fast jeder dritte Nachbar hier …) hinzufüge: „Até, ómakiya ye!“ („Vater, hilf mir!“)

...; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinen Vater liefen, auf dem Weg zu irgendeinem Italiener, einem Wirtshaus oder dem Parkplatz.​
Komma weg in einer kleinen Flut von durchaus berechtigten zwischen den Aufzählungen

Das Büro stand immer voller überfüllter Kartons.​
Warum der gedoppelte Komperativ wenn ein „voll überfüllter" Kartons die gleiche Wirkung hat?

Einmal zog er den Schreibtischschrank auf, und zeigte mir zwei Stangen türkische Philip Morris.​
Das Komma wirkt aufs „und“ kontraproduktiv … weg mit ihm!

Ich führte stundenlange philosophische Gespräche im kleinen Gartenstück hinter dem Reihenhaus mit meinem Vater; mein Vater vertrat den Standpunkt, dass Geld nicht so wichtig sei und Jesus nie jemanden geschlagen hätte, sich auch nie gewehrt hätte, wenn ihn jemand geschlagen hätte.
Dafür hatte er schließlich Petrus, den Fels - der sogar zielsicher einem Söldner/Legionär das Ohr abschlug (das hinzukriegen ist für einen mutmaßlich ungeübten Täter wahrscheinlich gar nicht so einfach. Einen Schädel spalten oder abhauen kann jeder ...

Warum aber der Bruch in den Signalen des Erzählers zur Glaubwürdigkeit der väterlichen „Glaubens“?

Im Sommer, als ich zwölf war, ertrank mein Bruder in einem der öffentlichen Badeseen, an einem Stück, das nicht zum Schwimmen freigegeben war. Er war sechzehn.​
Nee, er ist „an“ keinem „Stück“ ertrunken, sondern „in einem Stück, das nicht …) - oder hat er auf dem Bauch liegend von dem Wasser trinken wollen?

Er führte den Trauertzug an: die Tanten, Onkels, seine Mutter, mich und seine Ehefrau, die jugendlichen …​
Du weißt doch um den Plural des Onkels - oder?

Meinen Bruder so gesehen zu haben, wurde zu meinem Geheimnis; ein Geheimnis, das ich mit meinen Eltern teilte, aber über das wir schwiegen.
Komma weg

Ein paarmal weckte mein Vater mich nachts. „Komm mit, Kurzer.“
Klingt nach mehr als einer Aussage. Oder!

Einmal warf er Brote über den Esstisch, vergrab sein Gesicht in seine Hände und gab ein zorniges, verzweifeltes, erschöpftes Wimmern von sich.
Tausche das a, den ersten Vokal, gegen den letzten Vokal ...

Sie trugen ihn ins Auto, und hatten Sorge, es wäre ein Schlaganfall.
Komma weg!, es stört vor allem die Autorität des „und“ („+“)

Meine Eltern musste ich mit dem Auto von einer Hochzeit abholen; mein Vater hätte während der Feierlichkeiten einen Heulkrampf in der Toilette bekommen.
Hat er denn?

Unter seinen Nachbarn bekam er den Ruf als derjenige, mit dem schönen, idyllischen, hergerichteten Garten.
Ich war fünfundzwanzig.
Komma weg!

Wie dem auch sei und werde,

gern gelesen vom


Friedel,

der noch ein schönes Restwochenende wünscht und dem jetzt schon vorm Feiertag graut, wenn alle Welt die Kirchmess meidet und dem Froh- und vor allem Flachsinn der Fronleichnamkir...mes... zu Sterkrade frönt und den Verstand abgibt.

 

Moin Henry K ÄH @H. Kopper :D

Danke dir fürs Lesen und ehrliche Rückmelden!

der Text ist schön bildhaft und mit routiniertem Sound geschrieben.
Danke für die Blumen!
Thematisch erinnert er mich an eine alte Story von dir, wo irgendein Büro eines Vaters entrümpelt wurde. Da war auch so eine distanzierte Vaterfigur mit Brüchen und einem "soliden" Beruf im Zentrum. Gab dann noch eine Zigarettenszene in einem Auto.
Ah, ja, du hast recht! Da spielen natürlich biografische Züge mit rein, auch wenn beides fikttion ist, autofiktion könnte man es nennen
Nicht so gut gefallen tut mir, wie der Text mit der zeitlichen Struktur umgeht.
Ja, da hast du den Schwachpunkt gut benannt. Ich sehe und sag das auch so - aber habe das wilde Element mal drin gelassen, es ist ja irgendwo auch ein SoC. Wenn man sich „Literatur“ einmal ansieht, was so herauskommt, ist dieser Text wohl nocg sehr brav, allein, dass er eine klassische Erzählstruktur hat etc, da rümpfen manche in diversen Bubbles schon die Nase… also ja, ich gebe dir Recht, aber aus irgendeinem Grund hatte ich auch Lust, das mal fürs Erste so zu machen und stehen zu lassen, und ihn nicht völlig glatt zu bügeln
Ein einziger Satz, dann geht es quasi unbemerkt in die Rückblende. Am Ende des Textes geht es zurück ins Präsens, die Klammer sollte sich nun schließen, aber du springst wieder raus:
Jepp, das stimmt! Womöglich ändere ich das dass die Gehszene am Ende ist; aber für mich war die Klammer das Überwinden des Traumes des Vaters, die „Ersatzsohn“-Beziehzung, die die Klammer schliesst
In meinen Augen musst du den Text im Moment des Gehen enden lassen, die Rückblenden, die Reflexionen müssen da abgeschlossen sein. Sonst ist das inkonsequent erzählt – das kannst du doch nicht machen ;-)
s.o.
Das ist das am meisten ins Auge springende Beispiel, aber diese Strukturlosigkeit zieht sich durch.
Ja, ich gebe dir recht, danke für deine Meinung. Ich muss dss Teil wohl blch mal bksschen liegen lassen und womöglich in ein öaar Wochen nlch mal drüverbügeln, bin gespannt, was weitere Leute dazu sagen
Finde ich zu repetitiv bzw. zu chaotisch.
Ja, das „immer so gemacht“ ist auch stilistisch schlecht, das ist mir ein Dorn im Auge, weiss aber gerade nicht, wie ich es ändern kann. Es ist eine reine Behauptung des Erzählers an der Stelle, ohne szenische Einlösung
Das fließt alles unkanalisiert immer wieder über in Textstellen, wo dann auf eine Mikroebene gezoomt wird. Das wirkt für mich teilweise etwas beliebig bzw. lässt beide Erzählarten – die zusammenfassende, einordnende auf der einen, die sich genau erinnernde, situative auf der anderen Seite – nicht wirklich zu ihrem Recht kommen für mein Empfinden.
s.o.
Ein wenig führt das rüber in eine Frage, die ich an den Text habe: Warum erzählt der Erzähler so lakonisch und künstlich-unwissend bzw. aussparend? Ich weiß, es ist ein leidiges Thema, aber welche Erzählsituation wird hier simuliert?
Ah, da bin ich raus! :D Das ist sehr wohl ein leidiges Thema, das auch zu spitzfindig gedacht ist an der Stelle - mMn! Jeder(!) der eine Story, Buch, Literatur aufschlägt ist sich doch zu 10000% bewusst: Ich lese jetzt eine Geschichte, einen Text. Damit ist für mich schon diese Diskussion behandelt, ich will dich hier nicht absägen oder getriggert wirken :D aber die Antwort habe ich für
mich bereits gefunden. Dann zu fragen, wem erzählt er das? Natürlich dem LESER :D Wem sonst? Wie willst du einen tausendseitigen Roman erklären aus der Sicht, Herr der Ringe, äh sorry, wem wird dieser Epos hier erzählt? Ist das Gott, der über seine Welt berichtet? Und wem erzählt er das? Wie willst du Top Gun erklären - sorry, wer ist eigentlich diese Kamera, die am Cockpitglas ist? Sind wir eine Fliege, die beobachtet? Wie kommt diese Fliege in die anderen Szenen? WER erzählt hier überhaupt die Top Gun Story? Das ist doch irreführend, und so autistisch gedacht, dass es jedweden Nutzen verfehlt. Es ist eine fiktive „literarische“ Erzählung, und das ist einem doch klar. So sehe ich es.

Beste Grüße
zigga

 

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