Was ist neu

JIEEK

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21.06.2001
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JIEEK

Es war früher Samstagvormittag als die Marsmenschen auf dem kleinen Sportplatz des ebenso kleinen Dorfes landeten. Rieberbauer, wie er von allen genannt wurde, obwohl er ja einen Vornamen gehabt hätte, war gerade dabei den kleinen Vorplatz zu fegen, als der hinter sich dieses seltsame, leise Dröhnen vernahm, das ihn veranlasste von seiner Arbeit aufzusehen und sich mit Zigarette im Mund und Besen in der Hand umzudrehen. Die fliegende Untertasse senkte sich schwerelos
über den grünen Rasen, langsam und immer tiefer, bis sie mit einem kurzen Ruck direkt über der Mittelauflage aufsetzte und das Dröhnen und Summen mit einem Mal
endete. Rieberbauers Zigarette, die vorher noch lässig in seinen Mundwinkel hing, senkte sich immer mehr nach unten während sich sein Mund immer weiter öffnete, und sein Blick war stumm und leer auf das silberglänzende Ding
gerichtet, das nun wenige Meter von ihm entfernt das Fußballfeld zu Hälfte ausfüllte. Eine Minute lang passierte nichts - Rieberbauer starrte und die
Untertasse stand - bis plötzlich ein leises Surren zu hören war und sich an der Unterseite eine Klappe zu öffnen begann. Rieberbauer, der bis dahin wie in Trance gewesen war, erwachte plötzlich wieder zum Leben. Sein rechter Arm hob sich mit gestrecktem Zeigefinger schwerfällig in Richtung der Untertasse und sein Mund gab kehlige Laute von sich, als wolle er ein unsichtbares Publikum auf
dieses silberne, glänzende Ding hinweisen, aber da war niemand, außer er und jemand der gerade im Begriff war den von ihm sorgfältig gepflegten Rasen zu betreten.

Eine kleines Männchen trat aus der Untertasse. Es war grün, hatte einen großen Kopf mit großen ovalen Augen und auf seinen Kopf baumelten zwei lange Fühler die
in etwas endeten, das wie grüne Tischtennisbälle aussah. Das Männchen schritt langsam und bedächtig die kleine Treppe hinunter und blickte dabei interessiert nach links und rechts. Rieberbauer war inzwischen wieder verstummt, nur sein Arm
war noch erhoben, und plötzlich seit dem Zeitpunkt als er sich umgedreht hatte, schoß ihm wieder ein Gedanke durch den Kopf, eine Frage. Eine absurde Frage, die
ihn aber plötzlich nicht mehr losließ. Würde es den Boden küssen? Wie der Papst! Mit wachsender Spannung verfolgte er die letzten Schritte des Männchens und dann stand es auf dem Rasen - küsste ihn nicht, sondern stand nur da, legte die Hände in seine grünen Hüften und machte etwas, das Rieberbauer nur als "kräftiges
Durchatmen" werten konnte, wie bei einem Bergarbeiter, der nach seiner staubigen Schicht wieder an die frische Luft kommt. Dann wandte es seinen Kopf nach hinten
und rief mit piepsenden Lauten etwas ins Innere der Untertasse. Im nächsten Moment kamen weitere dieser Männchen aus dem Inneren hervor, drei davon waren etwa so groß wie das erste, und zwei weitere nur halb so große. Sie gruppierten sich vor der Treppe, gestikulierten wild mit den kleinen Ärmchen und piepsten
alle durcheinander. Rieberbauer verfolgte alles mit ungläubigem Staunen. Seine rechte Hand, die er noch immer erhoben hatte senkte sich wieder und plötzlich dachte er daran fortzurennen. Er musste weg hier, keine Ahnung was hier geschah und was das war, aber er musste weg, so schnell wie möglich. Hastig wandte er sich Richtung Ausgang und wollte schon losspurten, als sich der Besen, von dem er ganz vergessen hatte, dass er ihn noch in seiner linken Hand hielt, irgendwie zwischen seine Beine schwindelte, und er sich mit der gesamten Vorderseite
ungewollt auf den harten Betonboden flachlegte. Sein Kopf krachte so fest auf, dass für einen kurzen Moment alles vor seinen Augen verschwamm, nur das Piepsen hinter seinem Rücken konnte er noch hören, das nun plötzlich lauter wurde und
seltsam entsetzt klang. Rieberbauer schloß für einen Moment die Augen, und als er sie wieder öffnete, war alles wieder klar. Er blickte über seinen Rücken und sah die Männchen, wie sie piepsend auf ihn zuliefen. Sie befanden sich bereits im Strafraum, nur die kleineren tapsten etwas hinterher, und jetzt konnte Rieberbauer nichts mehr halten. Er sprang auf, rannte über den Vorplatz und auf die Straße, die hinein ins Dorf führte.

Etwa zweihundert Meter weiter hätte er beinahe Monika umgerannt mit der er früher in die gleiche Klasse gegangen war. Sie war gerade mit ihrem Hund unterwegs, als Rieberbauer ihr entgegenkam, der sie allerdings nicht bemerkte,
weil er seinen Kopf ständig über seine Schulter nach hinten gerichtet hielt. Nur mit einem schnellen Satz zur Seite konnte sie einen Zusammenstoß verhindern,
aber mit der Schulter streifte sie Rieberbauer, der erst jetzt auf sie aufmerksam wurde. Er stoppte einige Meter hinter ihr, sah sie kurz an und lief dann auf sie zu und packte sie an beiden Armen. Monika sah ihn überrascht an und
ihr Hund protestierte mit einem leisen Knurren.
"Schnell weg hier Monika", sagte er atemlos. "Nicht weitergehen, jetzt sind sie da, jetzt sind sie da. Sie sind da..."
"Wer ist da?" fragte Monika und wusste nicht ob sie lachen oder besorgt sein sollte.
"Sie sind da", wiederholte Rieberbauer nur und zerrte an ihrem Arm.
Monikas Gesicht schaute ihn verduzt an und sie wehrte sich gegen sein Zerren. Ihr Hund bellte Rieberbauer böse an.
"Was ist denn mit dir los? Bist du verrückt geworden...?"
"Aber sie sind da...!"
"Wer ist da!?" schrie sie ihn jetzt an.
"Sie.." schrie Rieberbauer zurück und deutete die Straße entlang, wo die Männchen auf sie zugerannt kamen, noch immer grün, noch immer laut piepsend.
"Das ist ja...", sagte Monika leise und blieb regungslos stehen.
Rieberbauer zerrte weiter an ihr und redete auf sie ein, der Hund bellte lauter und wuselte aufgeregt zwischen ihren Beinen umher. Plötzlich erwachte Monika
wieder aus ihrer Starre. Sie sah Rieberbauer kurz an, und beide verständigten sich wortlos darüber, was jetzt zu tun war. Laufen! In diesem Moment stürzte
Rieberbauer zum zweiten und Monika zum ersten Mal an diesem Tag. Rieberbauer über Monikas Hund und Monika über Rieberbauer. Beide rollten den kleinen Abhang
neben der Straße hinunter und blieben in einer Wiese liegen. Der Hund kam angerannt und lief aufgeregt um Monika herum. Als beide aufblickten, sahen sie
die grünen Männchen oben an der Straße stehen. Sie sahen zu ihnen hinunter und schlugen alle beinahe gleichzeitig ihre beiden kleinen Händchen an die Wangen ihrer großen Köpfe, als wären sie entsetzt bei dem Anblick, der sich ihnen bot.
"Was wollen die?" fragte Monika und ihre Stimme klang erstickt und den Tränen nahe.
"Ich weiß es nicht", antwortete Rieberbauer, der versuchte seine Stimme nicht erstickt klingen zu lassen.
Das Männchen, das als erstes aus der Untertasse ausgestiegen war, wandte sich an die anderen drei größeren Männchen, piepste ihnen etwas zu und dann tapsten alle
vier etwas unbeholfen den Abhang hinunter. Monika begann leise zu wimmern und Rieberbauer hielt die Luft an. Sie kamen auf sie zu und je zwei stellten sich neben einen der beiden.
"Was machen wir jetzt?" flüsterte Monika zu Rieberbauer.
Rieberbauer antwortete nichts, er starrte nur mit bleichem Gesicht in die großen ovalen Augen, die jetzt, da er am Boden saß, auf gleicher Höhe mit den seinen
waren.
"Was machen wir jetzt?" flüsterte Monika erneut.
In diesem Moment streckte das Männchen neben Rieberbauer ihm das kleine Händchen entgegen und sagte:
"Jieek!"
Rieberbauer starrte es nur dümmlich an und machte keinen Mucks. Das Männchen machte eine weitere auffordernde Handbewegung und piepste erneut:
"Jieek!"
"Die wollen unsere Organe, die wollen unsere Organe..", wiederholte Monika flüsternd und monoton.
"Nein, wollen sie nicht", sagte Rieberbauer plötzlich. "Die wollen etwas anderes."
"Was denn", flüsterte Monika ängstlich.
"Uns aufhelfen."
Monika, die bis jetzt unentwegt die zwei Männchen auf ihrer Seite angestarrt hatte, wandte sich nur Rieberbauer zu und sagte nur:
"Häh...?"
"Die wollen uns aufhelfen. Nimm ihre Hand!"
Monika sah Rieberbauer noch einen Moment lang ungläubig an, dann drehte sie sich um und streckte einem der Männchen zögerlich die Hand entgegen. Es nahm ihren
Zeigefinger und zog daran, während sich auf seinem Gesicht so etwas wie ein Lächeln breit machte. Monika lächelte unsicher zurück. Beide standen auf, und während die kleinen Kerle ihre Köpfe nach oben reckten und sie noch immer
anlächelten, sagte Rieberbauer:
"Das glaubt uns keiner."
"Vielleicht wollen die ja was. Sollen wir sie fragen?"
Rieberbauer überlegte kurz, dann wandte er sich an das Männchen, das ihm aufgeholfen hatte und sagte:
"Was du wollen?"
Das Männchen sah ihn verwirrt an und sagte dann:
"Jieek, jieek."
"Was will er?" fragte Monika.
"Jieek", antwortete Rieberbauer mit ratlosem Gesicht.
In diesem Moment begannen die vier wieder aufgeregt miteinander zu reden, aber alles was Rieberbauer und Monika verstanden war Jieek. Nachdem sie ihre Unterredung beendet hatten, wandte sich Rieberbauers Gesprächspartner wieder an ihn und machte eine Geste.
"Die wollen etwas trinken!" rief Rieberbauer aus und wiederholte die Geste, als ob er ein unsichtbares Glas an seinen Mund führen und daraus trinken würde. Dann deutete er auf das Männchen und sah es fragend an, als ob er wissen wolle, ob er
richtig lag. Sein Gesprächspartner begann zu lächeln und rief laut Jieek und die anderen Stimmten freudig mit ein.
"Die wollen nur was trinken, leck mich am Arsch", sagte Rieberbauer und grinste übers ganze Gesicht.
"Sieh mal da", rief Monika plötzlich und unterbrach Rieberbauers selbstzufriedenes Grinsen. Monikas Hund lag oben an der Straße und die zwei
kleineren Männchen streichelten vergnügt über seinen Kopf.
"Ist das niedlich", sagte sie und ihr Gesicht bekam plötzlich einen seltsam schwärmerischen Ausdruck.
"Ja, niedlich", konstatierte Rieberbauer. "Aber jetzt müssen wir gehen."
"Wohin denn?" fragte Monika.
"Ins Gasthaus, sie wollen ja etwas trinken."

An diesem Vormittag war wenig los im Gasthaus. Der Wirt, Robert Kalchinger, stand eher gelangweilt am Tresen und unterhielt sich mit seinen einzigen zwei Gästen am Tisch, Georg Lehner dem Leiter des Postamtes und Franz Ammerer, dem
Leiter der Bank, womit auch fast die gesamte Prominenz des Ortes schon versammelt war. Lehner war gerade dabei ungefragt den Abrechnungsmodus von
Postwurfsendungen zu erklären, als die Tür aufging und Rieberbauer das Gastzimmer betrat. Kalchinger war froh, dass Lehner unterbrochen wurde und Lehner blickte etwas verkniffen und böse zur Tür.
"Äh.. wir hätten da gerne was zu trinken", sagte Rieberbauer und Kalchinger antwortete in der familiären Art eines Wirtes:
"Das bist du bei mir gerade richtig, Junge."
Er ging an Rieberbauer vorbei hinter den Tresen, als er plötzlich stehen blieb und fragte:
"Wen meinst du mit wir?"
Rieberbauer antwortete nicht sondern rief zur Tür hinaus.
"Monika, du kannst jetzt kommen!"
Sowohl Kalchinger als auch seine zwei Gäste blickten verwirrt wegen Rieberbauers seltsamen Verhaltens neugierig zur Tür, und dort erschien Monika - und hinter
ihr im Gänsemarsch die sechs Männchen. Unbeeindruckt von der neuen Umgebung trappelten sie auf den ersten freien Tisch zu und hievten sich mit etwas Mühe
auf die hohen Bänke, den beiden kleineren wurde hochgeholfen. Eine Minute lang sagte niemand ein Wort, dann fragte Kalchinger kühl:
"Was ist das?"
Rieberbauer grinste verlegen und sagte:
"Die wollen etwas zu trinken..."
"Trinken?" wiederholte Kalchinger und ließ seinen Blick nicht von seinen seltsamen Besuchern abschweifen. Eine weitere Minute verging, Kalchinger stand
die ganze Zeit wie angewurzelt da, dann griff er kurzentschlossen nach einer Getränkekarte, ging zum Tisch und legte sie hin. Die Männchen sahen ihn kurz an,
dann ertönte ein gemeinschaftliches Jieek, und das Männchen, das als erstes die
Untertasse verlassen hatte, schlug die Karte auf.
"Das sind Marsmenschen, das sind Marsmenschen", sagte Lehner plötzlich, der bis dahin wie alle anderen nur geglotzt hatte.
"Das sind bestimmt Marsmenschen, die gibt's ja dort, das hab ich irgendwann einmal im Fernsehen gesehen."
"So ein Blödsinn", erwiderte Ammerer, ohne dabei den Blick von den grünen Besuchern abzuwenden. "Auf dem Mars gibt's keine Menschen."
"Sicher gibt's die dort, ich hab's doch gesehen. Warum soll's dort keine geben", meinte Lehner trotzig.
"Weil der Mars... weil er viel zu klein ist. Außerdem scheint dort keine Sonne, ist ja viel zu weit weg."
Die Männchen unterhielten sich wild, und während Duzende Jieeks den Raum erfüllten, begann jenes Männchen mit der Karte, diese zu drehen, auf den Kopf zu
stellen und schließlich die Rückseite zu untersuchen, wo in großen Buchstaben "GETRÄNKE" geschrieben stand.
"Die können das nicht lesen", stellte Ammerer kühl fest.
Kalchinger stand ratlos da, und Rieberbauer sagte schließlich:
"Bringen Sie ihnen einfach irgendwas."
"Und was?" fragte Kalchinger, während die Karte herumgereicht wurde, und jedes sein Glück damit probierte.
"Ein großes Bier", schlug Lehner vor.
"Ist vielleicht nicht so gut, wer weiß ob sie das vertragen",meldete sich Monika.
Und während alle noch überlegten, was sie nun tun sollten, sprang eines der Männchen von der Bank und trappelte auf Ammerer zu, der plötzlich ganz große Augen bekam und dessen Körper immer weiter zurückwich, je näher es ihm kam. Vor dem Tisch blieb es stehen und zeigte auf Ammeres Glas mit Wein, wiegte eigenartig seinen Kopf hin und her, drehte sich dann zu den anderen um und sagte:
"Jieek."
Die anderen piepsten zurück und riefen ebenfalls Jieek und Kalchinger ging ohne
weitere Aufforderung hinter den Tresen und schenkte den Wein. Ammerer entspannte sich erst wieder als das Männchen wieder an seinen Platz zurückgegangen war und Lehner fragte schadenfroh:
"Na? Hast du was? Siehst so grün um die Nase aus." Dabei kicherte er dümmlich.
Kalchinger hatte inzwischen eingeschenkt, brachte die Gläser an den Tisch und teilte reihum aus. Monika, die alles stumm mitansah, sagte plötzlich:
"Die Kleinen kriegen auch Wein? Das sind doch bestimmt die ... Kinder, denen kann man doch keinen Wein geben!"
"Die bekommen was sie wollen, die fallen wohl nicht unters Jugendschutzgesetz",
sagte Kalchinger forsch, dann wandte er sich an Monika und fragte:
"Wer zahlt mir das hier überhaupt alles?"
"Kalchinger", fiel ihm Ammerer ins Wort. "Wie kannst du jetzt ans Geld denken. Hier sitzen außerirdische Lebensformen an deinem Tisch und du willst von ihnen abkassieren??"
"Ja genau", pflichtete Lehner bei, der plötzlich mitten im Satz verstummte, dann hastig in seine Jackentasche griff und sein neues Handy hervorholte.
"Was hast du vor?" fragte Ammerer mit skeptischem Blick und die anderen interessierten sich nun plötzlich auch für Lehner, dessen Gesicht einen seltsam
siegessicheren Zug bekam.
"Ich rufe eine Zeitung an. Wenn wir damit in die Zeitung kommen werden wir berühmt ... und was am besten ist - reich. Was glaubst du, was die zahlen, damit
sie unsere Geschichte zu hören bekommen."
Noch bevor irgend jemand etwas sagen konnte, tippte Lehner an seinem Handy herum und im selben Moment ging ein leises Summen durch den Raum. Die Blicke, die bis jetzt auf Lehner geruht hatten, kehrten mit einem Mal wieder zurück zu den
grünen Besuchern. Jenes Männchen, das der Anführer zu sein schien, sah mit grinsendem Gesicht zu Lehner hinüber, während sich in seinen Fühlern etwas zu
verändern begann. Sie begannen plötzlich hellgrün zu leuchten und strahlten ein mattes Licht ab. Lehner ließ von seinem Telefon ab, starrte ängstlich auf das
grüne Licht, und legte das Handy dann langsam auf den Tisch.
"Jetzt ist es soweit", sagte er. "Die haben Strahlenkanonen, die werden uns jetzt alle einem nach den anderen umbringen. Jetzt ist es aus!"
Die anderen sagten nichts, zu überrascht waren alle von der plötzlichen Wendung, mit flachem Atem warteten sie, was nun geschehen würde. Und es geschah auch etwas. Lehners Handy spielte die ersten Takte der Kleinen Nachtmusik von Mozart, seine Signalmelodie. Er betrachtete sein Telefon kurze Zeit misstrauisch, dann nahm er es hastig, schaltete es frei und meldete sich dann mit gezwungen ruhiger Stimme:
"Ja. Lehner."
"Jieek", ertönte es als Antwort.
Lehner sah ungläubig in die Runde und sagte dann:
"Er hat mich angerufen. Es war dieser kleine Bursche da. Er hat mich übers Handy angerufen!"
Kalchinger lachte als erster, dann stimmten Rieberbauer, Monika und Ammerer mit ein, erst zuletzt spielte sich auch auf Lehners Gesicht - und dann lachten alle,
auch die Männchen.

Eine halbe Stunde später hatten alle ausgetrunken, und Monika hatte in regelmäßigen Abständen gefragt, ob es wohl gut wäre, ihnen Alkohol zu geben, aber der Wein schien ihnen nichts auszumachen. Ab und zu hatten sie ihre Gäser eingehend betrachtet, darauf gezeigt und sich dann irgendetwas zugepiepst, aber
keiner wusste, was sie damit wohl meinten.
Jetzt sprangen sie plötzlich von der Bank und trappelten Richtung Ausgang. Vor Rieberbauer blieben sie kurz stehen und machten eine Handbewegung als wollten
sie zum Mitkommen auffordern.
"Ich komm auf jeden Fall mit", sagte Ammerer voller Vorfreude und sprang auf.
Lehner ebenso.
"Wollt ihr wieder zurück? Zu euerem Raumschiff?" fragte Rieberbauer und zeichnete mit seinem Finger in einen Kreis in die Luft in der Hoffnung, dass sie
es verstehen würden.
"Jieek, jieek", war die einhellige Antwort.
"Ein echtes Raumschiff", sagte Ammerer ehrfürchtig und seine Augen glänzten.
Lehner schien es die Sprache verschlagen, er sagte gar nichts mehr.
"Dann gehen wir", sagte Rieberbauer und sie verließen alle zusammen das Gasthaus.

Es war jetzt bereits fast Mittag und viele Menschen waren auf der Straße, doch das schien die grünen Männchen nicht zu interessieren. Sie gingen unbeirrbar ihren Weg, während links und rechts von ihnen die Leute in eine seltsame Starre
verfielen und sie anglotzten. Ab und zu wurden auch Köpfe zusammengesteckt und mit dem Finger gezeigt, aber das sahen die ebenfalls Männchen nicht. Sie
betrachteten interessiert die Häuser, die Bäume und den Springbrunnen, an dem sie vorbeikamen, und alles wurde begleitet von einem unaufhörlichen Piepsen.
Nach fünf Minuten hatten sie den Sportplatz erreicht, die Untertasse stand noch immer an seinem Platz, genauso silbern und glänzend wie bei ihrer Landung, was sich jedoch geändert hatte, waren die vielen Menschen, die auf dem Rasen herumliefen, die Untertasse begutachteten und dabei wild durcheinander redeten.
"Da sind sie also gelandet", sagte Ammerer und grinste.
"Auf unserem Sportplatz", fügte Lehner begeistert hinzu.
Als sich die Gruppe dem Platz näherte, verstummte das wilde Gerede unter den Leuten, alle blieben stehen und sahen gespannt auf die Männchen, Rieberbauer und
die anderen. Sie bahnten sich ihren Weg zur Untertasse, während die anderen ängstlich zurückwichen und eine Gasse freigaben. Vor dem Schiff blieben die Männchen stehen während sich durch irgendeinen unsichtbaren Befehl die
Einstiegsklappe zu öffnen begann. Jetzt sagte niemand mehr etwas, sogar das Piepsen war verstummt. Als sich die Klappe ganz geöffnet hatte, drehte sich der Anführer zu Rieberbauer um und zeigte mit seinem Ärmchen auf den Boden direkt neben sich.
"Du sollst zu ihm hingehen", flüsterte ihm Monika zu und Rieberbauer trat die zwei Schritte vor. Der Anführer lächelte ihn an und dann ertönte wieder ein
Summen. Rieberbauer sah gebannt zur Einstiegsluke und der Anführer lächelte wissend. Eine kleine Plattform erschien an der Luke, auf der etwas stand, was
Rieberbauer nicht erkennen konnte, alles was ihm auffiel war, dass das Ding Räder hatte. Die Plattform fuhr die Treppe entlang dem Fußballplatzrasen entgegen, und noch immer konnte Rieberbauer nicht genau erkennen, was dieses
Ding war. Es hatte irgendwie Ähnlichkeit mit einem ... Spielzeugauto, nur etwas größer. Als die Plattform schließlich den Boden erreicht hatte, deutete der
Anführer zuerst auf das seltsame Fahrzeug, dann auf Rieberbauer, und Rieberbauer zeigte mit seinem Finger gegen die eigene Brust und fragte:
"Das gehört mir?"
Der Anführer nickte und die anderen Männchen freuten sich.
Rieberbauer blickte etwas unschlüssig in die Gegend, dann schob er das kleine Auto von der Plattform auf den Rasen.
"Äh.. . Danke", stotterte er.
Die Männchen lächelten kurz, Rieberbauer, Monika und die anderen lächelten zurück, dann hoben sie die Händchen und winkten. Die kleine Gruppe aus dem
Gasthaus winkte zurück - Lehner etwas zaghaft - und plötzlich winkten auch einige der anderen Menschen auf dem Fußballfeld, immer mehr kamen hinzu bis
schließlich alle winkten. Der Anführer sagte noch einmal "Jieek", dann trappelte
er gemeinsam mit den anderen die Treppe hoch, die sich kurz darauf schloß.
Leises Summen und Dröhnen erfüllte plötzlich die Luft und die Menschen traten ein wenig erschrocken zur Seite. Die Untertasse erhob sich vom Boden, zuerst nur langsam, dann immer schneller, blieb noch einmal kurz stehen, um dann mit einem
kurzen Lichtblitz im blauen Himmel zu verschwinden.

Rieberbauer starrte noch lange an die Stelle, an der die Untertasse verschwunden war und bemerkte nur beiläufig, dass Monika neben ihn getreten war.
"Jetzt sind sie weg", sagte er leise und so etwas wie Wehmut schwang in seiner Stimme mit.
"Ja, sie sind weg", erwiderte Monika und auch ihr Blick war in den Himmel gerichtet.
Rieberbauer sah Monika an und lächelte.
"Was mache ich jetzt mit meinem Geschenk?" fragte er.
Monika lächelte zurück und sagte:
"Kommt ganz darauf an, was es ist."
"Ja, was es wohl ist?" sinnierte Rieberbauer und besah sich das Fahrzeug.
"Ich glaube ich weiß, was das da ist", sagte plötzlich jemand neben Rieberbauer.
Rieberbauer kannte den Mann nur vom sehen, er wusste, dass es der neue Physiklehrer war, der hier im Ort an der Schule unterrichtete.
"Und was ist es?" fragte Rieberbauer.
"Ich müsste es noch einmal kurz anschauen."
"Wenn sie wollen."
Der Physiklehrer besah sich das Fahrzeug von allen Seiten, hob es ein wenig an, stellte es wieder hin und flüsterte dauernd "ja, ja...".
"Also was ist es?" fragte Rieberbauer, der endlich die Antwort wissen wollte.
"Pathfinder!" stellte der Lehrer knapp fest.
"Was??"
"Die Pathfinder-Sonde, die die NASA Ende der Neunziger auf den Mars gebracht hat. Ja ich glaube das ist sie, das ist sie mit Sicherheit."
Rieberbauer und Monika starrte abwechselnd zwischen Fahrzeug und Lehrer hin und her.
"Ich habe einige Artikel mit Fotos von dieser Mission, und das Ding hier sieht genauso wie auf diesen Bildern. Ja, ich würde sagen das ist sie!"
Einige Sekunden vergingen, dann begann Rieberbauer zu lachen, immer heftiger und lauter und plötzlich lachte auch Monika. Sie schüttelten sich förmlich vor
Lachen, Rieberbauer nahm Monika in den Arm, sie sahen sich an und dann lachten sie gemeinsam. Es dauerte fast fünf Minuten bis sie wieder aufhörten, und die
anderen Menschen, die sich noch hüteten, dem Fahrzeug nahe zu kommen, fragten sich schon, was mit den beiden denn los sei. Erst jetzt, nachdem sie sich wieder
beruhigt hatten, merkte Rieberbauer erst so richtig, dass er Monika in den Armen
hielt. Er sah ihr in die Augen. Dann sagte er:
"Sie haben den Pathfinder wieder zurückgebracht."
"Verrückte kleine Kerlchen", antwortete Monika und ihr Blick traf den seinen.
"Ja, verrückt", bestätigte Rieberbauer leise und schwieg für einen kurzen Moment. Dann sagte er:
"Darf ich so verrückt sein, und Dich mal zum Essen einladen?"
Monika sah ihn lange an, lächelte und sagte dann:
"Jieek!"

 

Hehe, das wesentliche an Komik ist, es muss komisch sein, ganz gleich, wie es klingt und aussieht.. und zum Lachen hat es mich auf alle Faelle gebracht.. :D

Ich koennte mir aber vorstellen, den Zeilen/Komik-Nutzungsgrad aber noch etwas zu steigern; gruene Maennchen und ein unschuldige Kuhdorf, da laesst sich noch viel mehr Geck einbauen, vor allem aber notwendig, weil dies eben so ein vielbehandeltes Thema in der Sifi-Szene ist. Der Phantasie ist hier keine Grenze gesetzt.

Meiner Meinung nach, sollte der Schluss mit dem Pathfinder ein Ende haben, denn die Poente muss bei Komik, bis auf Ausnahmefaelle, am aeussersten Rand gesetzt werden. Der gegenwaertige Schluss aber, laesst die Pathfinderpoente in der nachfolgenden Romanze verklingen... und das Laecheln auf den Lippen verzerrt sich zu einem erstaunten 'Oeeehm?' und stuerzt mich hinter dem besagten Rand in den Abgrund der trostlosen Realitaet eines Hollywoodstreifens.

Sprachlich ist die Geschichte auf die Schulter klopfend in Ordnung. Bis auf einige inhaltliche Wortschnitzter, die den Humor kratzen anstatt zu kitzeln. Ich bin mir sicher, wenn du weiter emsig deine Geschichten schreibst, werden solch Schnitzer bald das Weite des Alls suchen...

 

Jo, war lustig, die Geschichte (und hat einen Titel, der sofort auffällt).
Du hast zwar ein paarmal zu oft die Worte "Untertasse" und "Männchen" benutzt, aber die Art wie es geschrieben ist, ist vielversprechend.
Woran du noch feilen musst, ist die Pointe der Sache.
Ich dachte, der Pathfinder, der am Ende zurückgebracht wird (gute Idee übrigens), hänge irgendwie mit dem Wein zusammen, den die Besucher trinken wollen. So erfährt man nicht wirklich, warum alles, was die Männchen wollten "Jieek" ist (und die Sonde zurückbringen natürlich).
Erinnerte mich auch ein wenig an den Star Trek Film, in dem die Voyager-Sonde auf die Erde zurückkehrt, um seinen Schöpfer zu suchen. Eine solche Pointe hatte ich auch bei dieser Story erwartet, aber man kannja nicht alles haben.
Aber doch recht gelungen das ganze, weiter so. :)

 

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