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Judy und die Käsepiraten

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10.05.2005
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Judy und die Käsepiraten

JUDY UND DIE KÄSEPIRATEN

"Land in Sicht !". Kaum war der gellende Schrei verhallt, drängelten sich viele finstere Gestalten an Bord der Friend Scout, einem riesengroßen alten Dreimaster mit der schwarzen Totenkopffahne am Großmast. Alle an Bord wussten: Noch nie hatte ein Piratenschiff den Hafen der Stadt angesteuert, auf dessen Einfahrt das Schiff am heutigen 01. August mit voller Fahrt zuhielt. Urfus, das alte Rauhbein oben im Ausguck, versuchte mit seinem Fernrohr alles zu überblicken. Da ! Für einen kurzen Moment erhaschte er eine kurzen Blick auf etwas, das er an den beiden mächtigen Türmen an der Hafeneinfahrt erspäht hatte. Schon wieder ! Jetzt wusste Urfus Bescheid ! Ganz genau konnte er jetzt die im steifen Wind flatternde Fahne erkennen: Ein weißes Kreuz auf rotem Grund ! Die Schweizer Fahne. Urfus wusste, dass sie am Ziel ihrer langen Reise angekommen waren: In Bern.

Komisch, dachte sich Urfus, von Bern hat man noch so gar nichts gehört. Und doch hatte Käptn Karstus immer sehr geheimnisvoll getan, wenn er von Bern sprach. Es musste dort einen unermesslichen Schatz geben, den nur er als Kapitän der Friend Scout kannte. Urfus sah von seinem Aussichtsplattform hinunter: Sein Kapitän stand bereits mit gezücktem Säbel auf der Schiffsbrücke. Das schwarze Haar wie immer unter einem schwarzen Dreispitz verborgen, die Brille aus Eitelkeit abgelegt und um die Handgelenke Armdinger gebunden. "Wäre ich eine Frau, würde ich ihn heiraten wollen", dachte Urfus.

"Vorwärts !", die Stimme des erfahrenen Kapitäns hallte über das Deck. Trotz seiner 32 Jahre sah er immer noch aus wie Mitte Zwanzig und jede Faser seines durchtrainierten Körpers strahlte wilde Entschlossenheit aus. Trotzdem wussten alle an Bord, dass Karstus ein sehr humorvoller und lieber Mensch war. Nun aber, da das Ziel der langen Reise so unglaublich nah lag, war davon nichts mehr festzustellen.

Die Friend Scout warf sich in den Wind und die Hafeneinfahrt kam näher und näher. So sehr sich Urfus auch mühte, im sich nähernden Hafen rührte sich nichts. "Die müssen uns doch gesehen haben !", dachte er. Auf der Friend Scout wurden inzwischen die Kanonen klar gemacht. Urfus begriff immer mehr, dass es Käptn Karstus um etwas sehr wertvolles gehen musste.

Das Schiff passierte die von zwei gewaltigen Türmen flankierte Hafeneinfahrt von Bern. "Herzlich willkommen in der Schweiz" verkündete ein vornehm in grau und rot gehaltenes Schild am rechten Turm. Urfus rieb sich den langen zotteligen Bart. Noch immer war kein Schweizer zu sehen. Kein Schuß war gefallen, nichts ungewöhnliches passiert. Das Schiff drehte unbehelligt bei und machte am Kai fest. Käptn Karstus stürmte vom Schiff, gefolgt von seinen treuen Männern, die ihm nun schon so viele Jahre tapfer dienten. Wild entschlossen sah er sich um. "Es muss hier irgendwo sein ! Mir nach !", rief er.

An der Straße "Zum Bärengraben" hielt er plötzlich inne. "Halt !", rief Karstus und sah sich um. Die Männer stutzten und sahen sich irritiert um. Hier gab es doch gar nichts zu sehen. Der Käptn zeigte auf die Gartenbank vor dem Haus mit der Nummer 1. "Diese Bank hat ein Geheimnis !" rief er aus und begann sogleich an der Bank zu ziehen und zu zerren. Plötzlich gab es einen lauten Knall und eine geheime Falltür im Boden ging auf. "Dort hinein ! Schnell !", rief Karstus und die Männer stürmten mit gezogenen Säbeln hinunter.

Plötzlich wurde es Ihnen klar, worum es ging ! Käse ! Das sogenannte Schweizer Gold ! Ein Rad neben dem anderen ! "Bitte sehr, meine Herren ! Der gesamte Vorrat an Schweizer Käse !". Käptn Karstus schien vor Stolz schier zu platzen. "Aufs Schiff damit, Männer !" Unter lautem Gebrüll machten sich die Männer ans Werk und ein Käserad nach dem anderen verschwand im Bauch der Friend Scout. Urfus, der alles ganz genau von seinem Ausguck beobachtete, war stolz darauf, zu Käptn Karstus und seinen Mannen zu gehören. "Nie wieder", so dachte er, "würden die Schweizer ohne ihren Käsevorrat Fondue machen können !" und ein hämisches Grinsen glitt über sein Gesicht.

Unten am Kai sah man auch Karstus den Stolz über seinen gelungenen Coup an. Den gesamten Vorrat an Schweizer Käse zu stehlen war eine Meisterleistung, über die man noch in hunderten von Jahren sprechen würde.

Als das letzte Käserad im mächtigen Schiffsbauch verstaut werden sollte, kam plötzlich ein zierliches, hübsches Mädchen um die Ecke getrippelt. Mit großen Augen sah sie, wie die Karstus` Männer den letzten Käse anhoben um ihn unter Deck zu bringen.

Tränen schossen ihr in die Augen. Mit kleinen Schritten ging sie auf den mächtigen Kapitän zu. "Nanu, mein Kind, wer bist du denn ?", fragte er verwundert. "Ich bin die Judy und schon sieben Jahre älter als ich aussehe", antwortete das Mädchen mit tränenerstickter Stimme und brach sogleich in einen fürchterlichen Weinkrampf aus. Der große Kapitän sah auf das kleine Schweizer Mädchen hinab. "Scheiße, die sieht ja gar nicht schlecht aus", dachte Karstus und fragte das Mädchen: "Sag, Judy, warum weinst Du ?"

Aus großen Augen sah sie ihn an. "Starker Typ", dachte sie und antwortete: "Wir Schweizer essen doch so gerne Käsefondue und Ihr, Herr, nehmt nun alles mit"

"Wenn ich Euch so ansehe, Judy, dann habe ich eine bessere Idee", sprach Karstus und kniete vor ihr nieder. Judy zückte ein paar Münzen und drückte sie in die ausgestreckte Hand des Kapitäns. Dieser zog entsetzt seine Hand zurück und rief "Nein, mein Kind, es geht mir nicht um Geld !" Judy überlegte kurz. "Nehmt mich zur Frau und verschont den Käse", rief sie ! "Die merkt aber auch alles", dachte Karstus und tat so, als müsse er noch überlegen.

Urfus, der die Szene von oben beobachtete, hatte Tränen der Rührung in den Augen. Der mächtige Kapitän und das Mädchen, das so schön und blitzgescheit war, das es auf der ganzen Welt bestimmt kein besseres gab. Im Schein der untergehenden Sonne sprach Karstus die Worte "Judy, willst du meine Frau werden ?" und in dem Moment, als sie ein leises "Ja, ich will" hauchte, flog ein Schwarm weißer Tauben über den Himmel. Im gleichen Augenblick erbebte Bern unter lautem Jubel. An allen Häusern flogen die Fenster und Türen auf und alle Schweizerinnen und Schweizer, die sich bislang in ihren Häusern verborgen gehalten hatten, liefen auf die Straßen um zu frohlocken und zu jubilieren.

Sogleich gab Karstus den Befehl, das Schiff zu entladen. Ein Käserad nach dem anderen landete unter lautstarkem Jubel der Schweizer wieder in dem Haus am Bärengraben und auch das Bankgeheimnis mit seinem komplizierten Mechanismus wurde wieder eingeschaltet.

"Judy, nun kommt", sagte Karstus und nahm seine Angebetete an die Hand und zog sie zärtlich und behutsam in Richtung seines Schiffes. Als sie an Bord angelangt waren, drehten sich beide um und winkten der jubelnden Bevölkerung zu. "Fürwahr, es soll so sein", sprach Karstus und küsste zärtlich seine Braut. Der Jubel unten am Kai war ohrenbetäubend und auch die Schiffsbesatzung stimmte mit ein.

Die Friend Scout verließ den Berner Hafen, vorbei an dem Schild "Auf Wiedersehen in der Schweiz". Die Mensch am Kai winkten solange, bis das Schiff am Horizont verschwunden war und ein ganz, ganz kleines Mädchen namens Lou sagte zu seinem Vater "Das sollten wir jetzt immer feiern ! Immer ! Immer ! Immer !". Sie sollte recht behalten...

An Bord der Friend Scout, die der untergehenden Sonnen entgegen fuhr, stand Käptn Karstus mit seiner Judy im Arm auf der Brücke. Die Augen auf die endlose Weite des Meeres gerichtet, wussten beide, dass sie das richtige taten. Ein langer Blick in die Augen, ein zärtlicher Kuss und beide wussten, dass es gut war und dass es niemals enden würde...

 

Ich hätte an deiner Stelle die Rubrik Humor gewählt weil ich finde dass überwiegt den romantsichen oder erotischen teil beiweitem
bis auf eine Hochziet am ende, die nicht sonderlicht romantisch oder erotisch geschildert wird finde ich das ganze eher skuril und lustig
nicht ganz verstanden habe ich die Rolle von Urfus
Irgendwie taucht er immer mal wieder auf ist aber für die Handlung eigentlich nicht bedeutsam
Denke wenn man alle insider versteht ist sie noch besser

 

Das schrieb der Autor unter seine Geschichte:

ANMERKUNGEN: Diese Geschichte habe ich eigentlich nur für eine gute Freundin in der Schweiz geschrieben. Sie enthält daher einige Anspielungen, die sich einer dritten Person nicht auf den ersten Blick erschliessen. Hier die wichtigsten Insiderinfos: 1. Der 01. August, an dem diese Geschichte spielt, ist der Schweizer Nationalfeiertag und zufällig mein Geburtstag :-) 2. Die Namen Urfus und Karstus sind von ihrem bzw. meinem Namen abgeleitet. 3. Bern liegt nicht wirklich am Meer, ich weiß... 4. Die erwähnte "abgelegte Brille" setz ich wirklich ab und zu ab... 5. "Armdinger" sind halt Armbänder, wie sie z.Z. gerade in Mode sind... die Wortschöpfung stammt von Judy. 6. Der "Bärengraben" ist eine Berner Touristenattraktion 7. Judy ist der Name meiner Freundin und sie wurde neulich wirklich sieben Jahre jünger geschätzt 8. Der Name "Lou" steht auf ihrer "Wenn-ich-ein-Kind-hätte-Liste" auf Platz Eins. 9. Den Titel der Geschichte hat Judy selbst mal ins Spiel gebracht, wenn auch in anderem Zusammenhang 10.. Natürlich habe ich extra dick aufgetragen...

Hallo ThePath,

willkommen auf dieser Seite und in dieser Sparte. Erläuterungen zu Texten bitte in einem Extrabeitrag posten!

Ich persönlich kann mit deinem Werk nichts anfangen. Es erinnert mich an diese Geschichten, die in der "Sendung mit der Maus" erzählt werden: Auch wenn ein Liebespaar drin vorkommt, wirkt der Text kindlich, drollig, bieder-harmlos. Romantik bzw. Erotik kann ich nicht erkennen.

Das ist immer die Crux mit Insidergeschichten: Den Außenstehenden fehlen die Zusammenhänge. Aber ich bin sicher, dass Judy ihre Freude dran hatte. :)

Grüße!
Chica

 

Hallo Chica, ja, da hast du ganz recht: Bei der Empfängerin hat er natürlich eingeschlagen wie eine Bombe :-) Ansonsten vielen Dank für die Kritik und die Hinweise. Möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass das "kindlich drollige" natürlich voll und ganz beabsichtigt war.

 

Hallo Eowin, war mir als Neuling hier nicht so wirklich sicher, in welche Rubrik der Text besser passt. Da ihn einige meiner Kollegen als "Heiratsantrag" (was er nun gar nicht sein soll) eingestuft haben, habe ich ihn halt hier gepostet. Tja, der Urfus... da hast du sicherlich recht, dass er nicht wirklich bedeutsam ist. Aber ohne ihn würde m. E. einfach was fehlen. Vielleicht übernimmt er ja auch in der Fortsetzung eine bedeutendere Rolle...wer weiß.

 

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