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Julmondnacht

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21.03.2007
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Julmondnacht

Krachend brach der harsche Schnee unter seinen Schaftstiefeln. Die dichten Nebelschwaden hielten den Laut jedoch in seiner unmittelbaren Umgebung gefangen. Gigantischen Fingern gleich schienen sie nach seiner Seele zu tasten.
Die kleine Laterne aus geschabten Hornplatten ließ ein zartes, beinahe kümmerliches Licht nach außen dringen. Wahrscheinlich hatte sie in jener Nacht eher die Aufgabe seine Seele zu trösten, als ihm den Weg zu leuchten. Er selbst wusste nicht wohin ihn seine Schritte führten. Er folgte einem uralten Ruf. Einem Ruf, der aus seinem tiefsten Inneren zu ihm drang.
Schweren Gemütes folgte Modorok den geheimnisumwobenen Pfaden seiner Ahnen und drang immer tiefer in den verschneiten Wald vor. Die Luft war geschwängert vom Duft verbrannter Tannenzweige. Die Bauern der umliegenden Dörfer mussten bereits die ersten Julfeuer entzündet haben. Bei dieser Vorstellung verteilte sich ein warmes Strömen in seinem Körper. Vielleicht, so dachte er, saß auch seine liebe Frau gerade am wärmenden Herdfeuer und nippte genüsslich an ihrem Hornbecher mit dem würzigen Honigwein.
Eine heftige Windböe zerriss die romantischen Bilder vor seinen Augen. Winzige Schneekristalle marterten sein Gesicht und der aufkommende Sturm lachte höhnisch dazu. Modorok zog sein Manteltuch schützend vor das Gesicht. Plötzlich ließ ihn der unheilverkündende Klageruf eines Raben erschaudern. Der Gruß des Totenvogels war seit jeher ein böses Omen. Der junge Mann haderte mit sich selbst. Sollte er lieber umkehren? Während er grübelte, drang ein lautes Hundegebell an sein Ohr. Erschrocken drehte er sich um. Krampfhaft suchte er die drückende Nebelwand nach einem Lebewesen ab. Doch nichts war zu sehen.
Als nächstes hörte er das Stampfen unzähliger Hufe in seinem Rücken. Was ging hier nur vor sich. Das Dröhnen in seinen Ohren steigerte sich immer weiter zu einer schrecklichen Sinfonie des Wahnsinns. Immer näher kamen die monotonen Erschütterungen. Angst breitete sich in Modorok aus. Enge in der Brust hinderte ihn daran zu atmen und jede einzelne Faser seines Körpers schien zu vibrieren. Er wollte wegrennen, doch die Angst lähmte ihn. Sie herrschte nun über seinen Körper. Ein gewaltiges Gröhlen ließ ihn zusammenfahren. Wütendes Kriegsgeschrei mischte sich mit dem Tosen des Wintersturmes. Ein Rudel rabenschwarzer Hunde stürmte nur knapp an ihm vorbei. Ihre Augen leuchteten dämonisch rot. So schnell wie sie erschienen waren, verschwanden sie auch wieder in den Weiten des Waldes. Das Dröhnen der Hufe und das unheimliche Brüllen hatten sich ins Unerträgliche gesteigert. Dann sah er sie. Es waren Hunderte. Sie schienen einfach überall zu sein. Jene Reiter mit schwarzen Schilden auf edlen Rappen. Wütend schwangen sie ihre Speere und Äxte. Modorok konnte keinen klaren Gedanken fassen. Eine übermenschliche Macht veranlasste ihn seinen Kopf zu drehen. Da erblickte er ihn. Der Mann mit dem langen Mantel und dem Schlapphut, welchen er tief ins Gesicht gezogen hatte. Von diesem Reiter schien eine besondere Macht auszugehen. Ein wildes Leuchten umgab ihn und seinen majestätischen Hengst. Der junge Mann war wie gebannt, er konnte seine Augen nicht von diesem schauerlichen, zugleich jedoch faszinierenden Anblick lösen. Der Reiter hob seinen Kopf. Modorok war es, als würde ihm das Herz zerspringen. Graue Haare umgaben das weise zerfurchte Gesicht. Lediglich ein wissendes Auge starrte ihn an. Sie waren es! Der wilde Jäger und sein wütendes Heer! Als der Reiter sein Pferd aufsteigen ließ, schnaubte es bedrohlich. Der Mantel des Jägers flatterte im Sturm und dann preschte das unheimliche Gespann genau in Modoroks Richtung.
Einem uralten Instinkt folgend warf er sich seitwärts in den tiefen kalten Schnee um den zermalmenden Hufen des Untieres zu entkommen. Minutenlang lag er so im Schnee. Seine Augen füllten sich mit Tränen, da er an seine liebe Frau dachte. Dann endlich blickte er auf. Doch da war kein wilder Jäger. Kein Totenheer. Lediglich die eisige Julmondnacht umgab ihn. Doch da! Mitten in der Schneewüste standen plötzlich goldene Weizenhalme. Ein unnatürliches warmes Leuchten hob sie deutlich vom Rest des Waldes ab. Erneut trieb es Modorok die Tränen in die Augen. Dieses Jahr würde ein gutes Jahr für sie werden.

Wenn ihr noch Lust und Laune habt findet ihr weiter unten noch die erste Überarbeitung. Ich habe die erste Version stehengelassen, damit ich besser Vergleiche ziehen kann. Viele liebe Grüße Thomas!

 

Hallo zusammen,

habe mal was schön kurzes, passend zur Jahreszeit geschrieben. Freue mich auf eure Kommentare!

Liebe Grüße
Thomas

 

Hallo Ultra!

Leider hat mich deine Geschichte nicht überzeugt. Da läuft dein Prot durch eine nächtliche Landschaft, begegnet einem Totenheer, und dann stehen goldene Weizenstängel im Schnee. Hä?
Den Zusammenhang da verstehe ich nicht, aber vielleicht ist mir ja etwas entgangen. Handelt es sich um eine Metapher, die ich nicht begriffen habe? Und wenn ja, wofür?
Wieso geht Modorok in den Wald? Was hat das mit den Ahnen auf sich? Wieso trampelt ein Sensemannverschnitt mit seinen Gefolgsleuten durch den Wald?
Ich sehe die Motivation für die Ereignisse nicht.
Falls es ein surrealer Text sein soll, bist du in der Schilderung viel zu naturalistisch.

Vom Schreibstil her merkt man, dass du dir Mühe gegeben hast, Adjektive zu suchen. Möglichst viele. Und das ist zu viel, der Leser wird von Ihnen geradezu überrollt.

Die kleine Laterne aus geschabten Hornplatten ließ ein zartes, beinahe kümmerliches Licht nach außen dringen.

Vielleicht, so dachte er, saß auch seine liebe Frau gerade am wärmenden Herdfeuer und nippte genüsslich an ihrem Hornbecher mit dem würzigen Honigwein. Eine heftige Windböe zerriss die romantischen Bilder vor seinen Augen. Winzige Schneekristalle marterten sein Gesicht und der aufkommende Sturm lachte höhnisch dazu. Modorok zog sein Manteltuch schützend vor das Gesicht. Plötzlich ließ ihn der unheilverkündende Klageruf eines Raben erschaudern.

Einem uralten Instinkt folgend warf er sich seitwärts in den tiefen kalten Schnee um den zermalmenden Hufen des Untieres zu entkommen.
Instinkte enstehen selten von heute auf morgen ... ;)

Doch da war kein wilder Jäger. Kein Totenheer. Lediglich die eisige Julmondnacht umgab ihn. Doch da! Mitten in der Schneewüste standen plötzlich goldene Weizenhalme.
Wiederholungen wie diese vermeiden.

Alles in allem sind da sprachlich viele gute Ansätze in deinem Text vorhanden, nur machst du sie oft wieder zunichte, indem du zu viel auf's Mal willst. Effekte sollte man sparsam einsetzen.
Über den Inhalt solltest du nochmal nachdenken. Was wolltest du damit bezwecken? Die Idee könnte eine gute Ausgangslage bieten, aber der Verlauf ist noch sehr unausgereift.

Ich hoffe, dich mit meiner Kritik nicht allzu enttäuscht zu haben. Die harten Worte sind nicht böse gemeint. :)

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Hallo Ultra!

Durch Deine Beschreibungen konnte ich mir die Szenerie sehr gut vorstellen. Auch die Atmosphäre (dunkler Wald, Winter) hat mir gut gefallen.

Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen:

Ein Rudel rabenschwarzer Hunde stürmte nur knapp an ihm vorbei.

Wie kann man in während der Nacht in einem Wald schwarze Hunde - und später auch Reiter - erkennen? :confused: Das ist unlogisch, selbst wenn der Schnee die Szenerie ein wenig aufhellt.
So schnell wie sie erschienen waren, verschwanden sie auch wieder in den Weiten des Waldes.

Man verschwindet in die Tiefen des Waldes, nicht in die Weiten. Das ginge nur bei offenem Gelände.

Die sehr hohe Anzahl von Adjektiven ist bereits genannt worden, wenngleich ich es nur an einigen Stellen wirklich übertrieben finde.

Gruß
Friedesang

 

Hallo ihr beiden, danke für die ausführlichen Antworten. Zum Inhalt: Wuotans wilde Jagd ist ein alter germanischer Mythos. Jedes Jahr um die Julzeit (Weihnachten) glaubte man Odins (germanischer Totengott) und sein wildes Totenheer brausten über die Felder und durch die Wälder. Sie jagten meistens einen riesigen Eber, aber teilweise begegneten sie auch den Menschen. So erklärte man sich die wilden Winterstürme. Wenn man Gott Wotan oder Odin erkannte so sollte man sich schleunigst auf den Boden werfen. Eine schlechte Seele überlebte diese Begegnung eher selten. Wuotans wilde Jagd war ein Symbol der Fruchtbarkeit. Kam man heil aus so einer Begegnung heraus konnte man von einem glücklichen und gesegneten Jahr ausgehen. Modorok war eben auf jener Suche, da er eine Ungewissheit empfand (junge Familie, Zukunft ...). Wegen den Adjektiven werde ich natürlich schauen. Vielleicht sollte ich auch die Hintergründe zur wilden Jagd und die Motive Modoroks mit einpflechten? Wo stört euch die Adjektivflut denn am meisten?

Liebe Grüße
Thomas

 

Hallo Thomas,

Nach deiner schönen Ausführung über Wuotans wilde Jagd erschliesst sich mir jetzt viel mehr. Aber dafür war eine Erklärung nötig, die nicht im Text zu finden ist. Was ist deine Absicht? Möchtest du eine Geschichte für Leute schreiben, die sich in der nordischen Mythologie auskennen? Wenn ja, dann musst du damit rechnen, bei unkundigen Lesern wie mich auf Unverständnis zu stossen. Falls du eine Geschichte für ein breiteres Publikum schreiben willst, müsstest du noch Informationen einflechten.

Modorok war eben auf jener Suche, da er eine Ungewissheit empfand (junge Familie, Zukunft ...).
Und woher soll der Leser das wissen? Wenn du diesen Charakter noch ein bisschen ausbaust, kann man sich besser mit ihm identifizieren.
Überhaupt, ich habe immer noch nicht verstanden, welche Auswirkungen Modoroks Begegnung mit Odin auf die Geschichte hat. Findest du nicht, dass es ein bisschen einfach ist, die Probleme und Zweifel des Protagonisten durch ein Wunder zu lösen? Da fehlt einfach der Konflikt, der die Geschichte spannender machen würde.

Wo stört euch die Adjektivflut denn am meisten?
Bei Sätzen, die mehr als zwei oder drei Adjektive haben.

Wenn ich du wäre, würde ich den Text in Bezug auf Hintergründe, Motivation, Konflikte und deren Konsequenzen unbedingt noch ausbauen!
Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.

Liebe Grüsse,
sirwen

 

Nochmal danke Sirwen. Ja, ich möchte den Text eigentlich an ein breiteres Publikum bringen, allerdings darf er nicht mehr als eine A4 Seite pt12 umfassen. Ich weiß nicht so recht wo ich kürzen soll um mehr Informationen zum Hintergrund oder zu Modorok selbst zu erschließen ... :hmm:

Liebe Grüße Thomas

 

Hallo Ultra,

Im gegensatz zu Sirwen kannte ich die Thematik schon (hab auch selber eine Kg hier eingestellt mit der wilden Jagd: Die Nachtgjaid). Für mich ergibt sich eher das Problem, dass sich mir der Text noch nicht so richtig als Geschichte darstellt, eher eine Situationsbeschreibung.

Wenn du mehr darauf eingehen würdest, warum dein Prot eigentlich da herumläuft, statt bei den Julfeuern zu sein, oder ob er denn Sorgen hatte, dass das Jahr nicht gut werden würde, dann hätte es -für mich- auch mehr Gehalt. Atmosphärisch finde ich es schön, aber ob du eine Geschichte mit sovielen durchaus notwendigen Beschreibungen auf so wenig Text verteilen kannst, solltest du dir vielleicht noch überlegen.

LG
Ardandwen

 

Krachend brach der harsche Schnee unter seinen Schaftstiefeln. Die dichten Nebelschwaden hielten den Laut jedoch in seiner unmittelbaren Umgebung gefangen. Gigantischen Fingern gleich schienen sie nach seiner Seele zu tasten.
Die Laterne aus geschabten Hornplatten spendete ihm in jener Nacht Wärme und Beistand. Schweren Gemütes wandelte er auf den geheimnisumwobenen Pfaden seiner Ahnen und drang immer weiter in die Tiefen des Waldes ein. Die Luft war geschwängert vom Duft verbrannter Tannenzweige. Die Bauern der umliegenden Dörfer mussten bereits die ersten Julfeuer entzündet haben. Das Bild seiner geliebten Ferun entstand vor seinem inneren Auge. Vielleicht, so dachte er, saß sie gerade gemütlich am Herdfeuer und nippte an ihrem Hornbecher mit dem würzigen Honigwein. Ein warmes Strömen durchfloss seinen Körper und ließ ihn die Kälte für kurze Zeit vergessen. Vor einigen Sonnenläufen hatte sie ihm freudestrahlend verkündet, dass sie ihm wahrscheinlich bald ein Kind schenken werde. Modorok war außer sich gewesen vor Freude. Doch nach einiger Zeit kam er ins Grübeln. Es war sein erstes Kind. Die letzte Ernte war mager ausgefallen und hatte nicht einmal das junge Paar ausreichend gesättigt. Würde er die Erwartungen seiner jungen Familie erfüllen können? Immer wieder schlichen sich Zweifel und Ängste in seine Gedanken. Schließlich hatte er sich heimlich davongeschlichen. Ein Ruf, seinem tiefsten Inneren entsprungen, hatte ihn in den verschneiten Eibenwald gelockt.
Eine heftige Windböe zerriss die Bilder. Schneekristalle marterten sein Gesicht und das Heulen des Windes schien ihn zu verhöhnen. Plötzlich ließ ihn der Klageruf eines Raben erschaudern. Der Gruß des Totenvogels war seit jeher ein Zeichen für Unheil. Nur einige Augenblicke später glaubte Modorok Hundegebell durch den Nebel zu vernehmen. Die Tiere mussten ganz in seiner Nähe sein. Verschreckt suchte er sein eingeschränktes Blickfeld ab. Doch nichts war zu sehen. Das Donnern von Hufen drang an sein Ohr. In kurzer Zeit steigerte es sich zu einem monotonen Stampfen. Schrilles Kriegsgeschrei stimmte in den Rhythmus ein und vermischte sich mit dem tosenden Wintersturm zu einer Sinfonie des Chaos. Ein brennender Schmerz pochte unter Modoroks Schläfen. Angst und Verzweiflung herrschten über seinen Körper. Jede Faser seines Körpers schien zu vibrieren. Er wollte wegrennen, doch die Furcht ließ ihn verharren. Mit ängstlich aufgerissenen Augen starrte er in die Dunkelheit. Immer wieder nahm er Schemen wahr. Schwarze Reiter auf edlen Rappen. Sie waren einfach überall. Das Pulsieren in seinem Kopf wurde noch stärker. Modorok glaubte seinen Verstand zu verlieren. Plötzlich sah er ihn. Ein imposanter Reiter auf einem prächtigen Schimmel. Es schien eine besondere Macht von ihm auszugehen. Der alte Mann mit dem wehenden Mantel hatte einen breitkrempigen Schlapphut tief ins Gesicht gezogen. Ein wildes Leuchten umgab ihn und seinen majestätischen Hengst. Der Reiter hob den Kopf. Lediglich ein durchdringendes Auge schien direkt in Modoroks innere Abgründe zu starren. Als der Reiter sein Ross aufsteigen ließ schnaubte es bedrohlich, der Mantel des alten Mannes flatterte im Sturm. Das unheimliche Gespann preschte jetzt genau in seine Richtung. Instinktiv schmiss er sich zur Seite in das eisige Weiß. Minutenlang verharrte er so im tiefen Schnee. Er dachte an seine über alles geliebte Ferun, an ihr tränenschönes Lächeln, und er dachte an sein ungeborenes Kind. Tränen füllten seine Augen. Er hatte sie beide enttäuscht. Dann endlich blickte er auf. Es war ihm vorgekommen wie eine Ewigkeit. Doch zu seiner Verwunderung war da nur die frostschwarze Julmondnacht. Kein wilder Jäger und auch kein Totenheer. Ein goldenes Leuchten blendete ihn. Als er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, konnte er goldene Weizenhalme inmitten der kargen Schneewüste erkennen. Die Geschichten der alten Weiber waren also wahr. Wuotan und sein Heer wüteten in den stürmischen Julmondnächten und brachten dem Land Fruchtbarkeit. Der Göttervater hatte tief in sein Herz gesehen und ihn verschont. Zögerlich brach er einen Halm und drehte ihn bedächtig in seinen Fingern. Seine Augen füllten sich erneut mit Tränen. Es würde ein gutes Jahr für seine junge Familie werden.

 

So, ich hab mich trotzdem nochmal an dem Thema versucht. Eine A4 Seite ist fast nichts für so eine Geschichte. Ich hoffe jedenfalls, dass sie jetzt etwas besser verstanden wird. Wenn nicht probier ich mich lieber noch an einem anderen Winterthema ... Vielen Dank für eure Hilfe nochmal!

Liebe Grüße
Thomas

 

Hallo Ultra,

ein recht kurzer Text, in dem wenig passiert, und der durch ausführliche Beschreibungen Atmosphäre erzeugen will.
Ich finde, manchmal gelingt dir das wirklich gut, und manchmal langst du ziemlich daneben. Weiteres dazu in den Einzelheiten.

Ich weiß auch nicht, ob die Begriffe, die du verwendest - Julmondnacht, der wilde Jäger und sein wütendes Heer, die Weizenhalme im Schnee - aus überlieferten Sagen stammen, und eine Bedeutung haben, die man kennen sollte, oder ob du sie dir selber ausgedacht hast. Eigentlich finde ich das nicht so wichtig. Dein Fantasy-Schnappschuss unterhält mich auch ohne tiefere Hintergründe.

Jetzt aber zu den Einzelheiten.

Der Anfang gefällt mir gut. Das einzige was mich stört ist die Wiederholung “Seele”. Fällt schon auf in so einem kurzen Text.

“Hornbecher” ist eine Wiederholung zu den Hornplatten der Laterne.

### Eine *heftige* Windböe zerriss die *romantischen* Bilder vor seinen Augen. *Winzige* Schneekristalle marterten sein Gesicht und der *aufkommende* Sturm lachte *höhnisch* dazu. Modorok zog sein Manteltuch *schützend* vor das Gesicht. Plötzlich ließ ihn der *Unheil verkündende* Klageruf eines Raben erschaudern.

Hier häufen sich die Adjektive. Das wirkt sperrig und ausgestopft. Ich finde, weniger wäre hier mehr. Da finde ich Bilder wie der Sturm, der ihm ins Gesicht lacht, besser. Und das letzte Adjektiv *Unheil verkündend* ist der penetrante Zeigefinger des Autors. Darauf sollte ich der Leser eigentlich selber kommen, wenn der Klageruf des Raben den Prot erschauern lässt.

### der junge Mann
### seine liebe Frau
Diese Bezeichnungen kommen mehrfach vor. Ich finde das hölzern und distanziert. Vor allem “der junge Mann” schafft unnötige Distanz zum Prot. Insbesondere wenn ich schon seinen Namen kenne.

### Erschrocken drehte er sich um. Krampfhaft suchte er die drückende Nebelwand nach einem Lebewesen ab.
Hier stören mich wieder die Adjektive. Ich würde die Aktionen für sich sprechen lassen.
“Er fuhr herum. Sein Blick huschte auf der Suche nach einem Lebewesen über die drückende Nebelwand.”

### zu einer schrecklichen Sinfonie des Wahnsinns
Platte Beschreibung des Autors. Das erzeugt bei mir keine Sinneseindrücke.

### Immer näher kamen die monotonen Erschütterungen.
“monoton” finde ich hier eine ganz schlechte Wortwahl. Das Näherkommen soll doch Spannung erzeugen. Wie wäre es mit “dröhnenden”, oder gar kein Adjektiv?

### Angst breitete sich in Modorok aus. Enge in der Brust hinderte ihn daran zu atmen und jede einzelne Faser seines Körpers schien zu vibrieren.
Das hier ist gut. Aktionen ohne Adjektive.
Schlecht ist allerdings das “schien”. Das ist wischi-waschi, unentschlossen, unentschieden. Ich finde, so was sollte ein Autor seinen Lesern nicht vorsetzen. Solche Dinge muss der Autor entscheiden, nicht der Leser. Entweder Modorok zittert am ganzen Körper, oder er tut es nicht.

### und seinen majestätischen Hengst. Der junge Mann war wie gebannt, er konnte seine Augen nicht von diesem schauerlichen, zugleich jedoch faszinierenden Anblick lösen.
Wieder zu viele Adjektive. Und warum ist der Anblick schauerlich und auch faszinierend? Ich finde, das faszinierende wird nicht rübergebracht. Das wirkt unglaubwürdig.

### Der wilde Jäger und sein wütendes Heer!
Den Anlaut W in wild und wütend finde ich etwas unfreiwillig komisch.

### Einem uralten Instinkt folgend
Das finde ich unnötig umschreibend. Das ist Modoroks Überlebenswille, sein Fluchtreflex. Würde ich gar nicht erwähnen.

### Minutenlang lag er so im Schnee.
Das bremst unheimlich.
Außerdem wäre ich bei Fantasy-Texten Außerdem wäre ich bei Fantasy-Texten mit eher technischen Einheiten wie Minuten und Metern vorsichtig.

### Seine Augen füllten sich mit Tränen, da er an seine liebe Frau dachte. Dann endlich blickte er auf. Doch da war kein wilder Jäger. Kein Totenheer. Lediglich die eisige Julmondnacht umgab ihn.
Den ersten Satz finde ich gefühlsduselig und grottig. Und hmmm - kann es sein, dass Modorok TODESÄNGSTE aussteht, während er da im Schnee liegt und sich nicht rührt? Ich glaube, das könnte und sollte man um einiges besser beschreiben.

### Ein unnatürliches warmes Leuchten hob sie deutlich vom Rest des Waldes ab.
Wieder zu viele Adjektive.

Insgesamt finde ich, hat dein Text schon Atmosphäre. Er ist mir aber an manchen Stellen zu überladen und an anderen zu starr und hölzern.

Trotz allem habe ich mich mit dem Fantasy-Schnappschuss gut unterhalten.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo jflipp,

danke für deine ausführliche Kritik, die mir denke ich wirklich weiterhilft. Habe aber nur kurz überflogen, da ich gleich zur Schule muss. Wenn ich es richtig gesehen habe ist sie noch zum ersten Text, oder? Ich habe hier bereits eine Überarbeitung aufgrund der Kritiken anderer eingestellt. Vielleicht lässt du dich ja dazu hinreissen sie auch nochmal zu lesen. Ist ja auch schön kurz ... ;)

Liebe Grüße Thomas

 

Hallo Ultra,

nun habe ich mir deine zweite Fassung auch angeschaut.

Die Logik der Geschichte kommt jetzt besser rüber als früher - wovor Modorok Angst hat, und warum er am Schluss erleichtert ist.
Man könnte die Zusammenhänge aber noch deutlicher machen, indem man am Schluss sagt, dass der Göttervater Modorok nicht nur verschont hat, sondern ihm auch Fruchtbarkeit geschenkt hat.

Jetzt noch ein Haufen Einzelheiten.

### Die Laterne aus geschabten Hornplatten spendete ihm in jener Nacht Wärme und Beistand.
Das finde ich nicht gut, da unanschaulich. Show don’t tell.

Die Begründung, warum Modorok in den Wald geht - wegen der Familie - ist jetzt besser als vorher.

### glaubte Modorok Hundegebell durch den Nebel zu vernehmen
Das finde ich zaghaft und wischi-waschi.

### Verschreckt suchte er sein eingeschränktes Blickfeld ab.
“Verschreckt”, “eingeschränkt” - zu viele nicht-visuelle, schlechte Adjektive.

### Schwarze Reiter auf edlen Rappen.
Kann Modorok erkennen, dass das edle Rappen sind? Wie wäre es stattdessen mit jagenden Schlachtrössern?

### Sie waren einfach überall.
“Einfach” würde ich ersatzlos streichen. Ich finde das hier ein sehr unpassendes Füllwort.

### Ein imposanter Reiter
“Imposant” ist wenig visuell und lahm. Erzeugt keinen Eindruck.

### Der alte Mann mit dem wehenden Mantel
Hier wird zum ersten Mal erwähnt, dass der imposante Reiter alt ist. Ich finde, das kann man nicht so beiläufig machen. Wie wäre es mit “Er war alt, mit wehendem Mantel”.

### Lediglich ein durchdringendes Auge schien direkt in Modoroks innere Abgründe zu starren.
Hmmm. “Schien” ist wischi-waschi und besonders in diesem Moment, der doch intensiv sein soll, ganz schlecht.
Und “Modoroks innere Abgründe” finde ich auch nicht so passend, wo Modorok eigentlich der brave, aufrichtige Held der Geschichte ist.

### Er hatte sie beide enttäuscht.
Das finde ich etwas plötzlich. Vorher war nur von allgemeiner Angst vor Hunger die Rede, nicht von konkreten Erwartungen an den Prot.
“Er würde sie nie wieder sehen.” fände ich glaubwürdiger.

### Ein goldenes Leuchten blendete ihn. Als er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte
Hier finde ich das Leuchten und die Helligkeit übertrieben grell. Ich finde, das zerstört die Nachtstimmung.

### Die Geschichten der alten Weiber
“Alte Weiber” finde ich hier unpassend. Man geht nicht in einer klirrend kalten Winternacht in den Wald, nur um eine Geschichte von alten Weibern zu verifizieren. Das ist uncool. Wie wäre es mit “alte Krieger”?

Modoroks Erleichterung am Schluss und auch der Schlusssatz
### Es würde ein gutes Jahr für seine junge Familie werden.
sind jetzt besser verständlich als vorher.

viele Grüße
jflipp

 

Hallo jflipp,

danke für deine Mühen. Deine Kritik ist wie bereits beim letzten Mal sehr hilfreich für mich. Ich denke ich kann an den meisten Stellen einhaken und das ganze noch verfeinern. Freu mích jedenfalls, dass man jetzt die Motivation Modoroks besser versteht.

Viele liebe Grüße
Ultra

 

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