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Justitia's Schwert

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25.06.2008
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Justitia's Schwert

Es war ein unglaublich schöner Frühlingsabend, die Luft stand still und es war angenehm warm. Die Sonne, die nur noch eine handbreit davon entfernt war den Horizont zu berühren, leuchtete orangegelb und warf lange Schatten. Jeder einzelne Halm des kniehohen Grases und die zahllosen Mücken, die in der Luft schwirrten, schienen von einer leuchtenden Aura umgeben zu sein. In der Luft lag der Duft von Allem was blühte. Es war betörend, ließ einen schwindelig werden, wenn man einen zu tiefen Atemzug nahm. Er ließ seinen Blick noch einmal über das Schauspiel zwischen Licht und Schatten schweifen, das sich in den Blättern der Bäume austobte. Es war unvorstellbar faszinierend, zu wundervoll um wahr zu sein.

Mike schüttelte kurz aber heftig den Kopf. Er musste bei klarem Verstand bleiben!

Dass die Temperaturen jetzt erträglich waren, ließ ihn nicht vergessen, wie unglaublich heiß es tagsüber gewesen war. Und das schon im Frühling! Wenn das so weiterging, durfte er bald nur noch mit einer Tarn-Unterhose rumlaufen, wenn er sich nicht die Seele aus dem Leib schwitzen wollte. Er musste bei der Vorstellung schmunzeln.

Er wischte sich mit der Hand über das total verschwitzte Gesicht.

Bleib bei der Sache, Mann! Jetzt ist wirklich nicht die Zeit für schlechte Witze!

Ein Blick in Richtung Sonne ließ ihn verärgert feststellen, dass die schon ein gutes Stück hinter dem Horizont verschwunden war. Er musste fast zehn Minuten lang sinnlos auf das Feld vor ihm gestarrt haben! Verlorene Zeit, die nicht mehr aufzuholen war. Umso wichtiger, dass er sich wenigstens jetzt voll auf seine Aufgabe konzentrierte.

Von seiner Position aus konnte er das Lager gut einsehen. Es war ungefähr hundert Meter entfernt und befand sich auf der leicht abschüssigen Ebene mitten in einer kleinen Baumgruppe. Er selbst kniete hinter einer ziemlich dicht bewachsenen Buschreihe am Rande eines düsteren Waldes und war damit seinerseits bestens vor neugierigen Blicken geschützt. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sein Fernglas langsam, mit einer fast schon bedächtig wirkenden Bewegung, aus der Jackentasche hervorzuholen und es anzusetzen.

Das Lager war in Eile errichtet worden und verdiente diesen Namen eigentlich nicht. Es bestand nur aus drei, unordentlich ausgebreiteten Schlafsäcken und einer schlampig hergerichteten Feuerstelle. Um diese saßen die drei Männer, die er seit einiger Zeit, so unauffällig wie möglich, verfolgt hatte. Sie waren damit beschäftigt, die kürzlich erbeuteten Sachen genauer in Augenschein zu nehmen und lachten dabei so laut, dass er es bis hier oben mehr als deutlich hören konnte. Keine Reue oder auch nur ein bisschen Respekt vor dem Tod!

Ihm schoss wieder das Bild der Reisenden in den Kopf, die nur zehn Kilometer entfernt, leblos auf der Straße lagen, jeder für sich in seiner eigenen Blutlache. Sie waren völlig unbewaffnet gewesen! Dem Gepäck nach zu urteilen, das nun von ihren Peinigern durchwühlt wurde, hatten sie wahrscheinlich vorgehabt ein neues Leben in der nächstgelegenen Gemeinde anzufangen. Noch ein hoffnungsloser Traum mehr, der ein fatales Ende gefunden hat.

Anfangs hatte er noch Bedenken gehabt, ob er richtig handelte. Er war zwar unfreiwilliger Zeuge des ungleichen und eindeutig unfairen Kampfs geworden, aber die Drei könnten ihre Gründe für den Angriff gehabt haben. Vielleicht sind sie oder ihre Familien in Not und sie waren dazu gezwungen gewesen es zu tun. Immerhin gehörte das Recht des Stärkeren, in Zeiten wie diesen, zum normalen Tagesablauf.

Aber das, was er gerade beobachtete, fegte auch noch die letzten Zweifel beiseite. So verhielt sich niemand, der töten musste! Das da waren nur gewöhnliche Banditen. Abschaum, der die Schwäche von anderen Menschen skrupellos ausnutzte! Eine Woge der Wut kam in ihm hoch. Um sich zu beruhigen atmete er tief durch, verstaute dabei das Fernglas wieder.

Von Selbstjustiz hatte er eigentlich noch nie viel gehalten. Genauso wenig davon, sich in die Angelegenheiten fremder Leute einzumischen. Dennoch bezweifelte er stark, dass er wegen dem, was er gleich tun würde, ernsthafte Gewissensbisse bekommen würde.

Sein G36 wanderte fast schon wie von selbst in Anschlag. Er blickte durch die vertraute Vergrößerungsoptik noch einmal auf das Lager hinab. Gerade rechtzeitig, um mitzubekommen, wie der Mann mit Bart, offensichtlich der Anführer der kleinen Gruppe, mit einer herrischen Geste etwas befahl. Unmittelbar darauf stand ein schmächtiger Typ, wahrscheinlich erst vor kurzem erwachsen geworden, gehorsam aber trotzdem mürrisch auf, schulterte seine Waffe und entfernte sich von den beiden Anderen. Grimmige Entschlossenheit machte sich in Mike breit.

Gut, dann würde er also der erste Glückliche sein.

Er warf noch einen kurzen Blick auf das Gras zwischen ihm und dem Lager - die Luft stand immer noch still - und folgte dann dem schlendernden Mann mit dem Fadenkreuz, als würde dessen Kopf daran festkleben. Die Entfernung war nicht besonders groß, aber er legte trotzdem etwas höher an. Seine Atmung wurde immer flacher, setzte schließlich vollkommen aus und der bis jetzt ausgestreckte Zeigefinger krümmte sich, übte unaufhörlich mehr und mehr Druck auf den Abzug aus.

Plötzlich verschwand sein Ziel hinter einem Baum, sodass er keine freie Schussbahn mehr hatte. Luft holend, nahm er den Zeigefinger vom Abzug und beobachtete das Geschehen weiterhin durch die Zieloptik. Er würde auf eine neue Chance warten müssen.

Die ließ allerdings nicht lange auf sich warten, denn nur einen kurzen Augenblick später kam der Mann hinter dem Baum hervor. Mike war bereits wieder mitten im routinierten Ablauf, als er registrierte, was sein Opfer nun mit der Rechten festhielt. Er blickte verdutzt auf und ließ den Lauf ein wenig sinken. Bei dem Gegenstand handelte es sich um nichts Besonderes, ganz im Gegenteil, er war sogar ziemlich gewöhnlich. Ein zusammengerollter Schlafsack, wie er ausgebreitet bereits dreimal um das Lagerfeuer lag. Aber genau das war der springende Punkt!

Sie sind nur zu dritt, also wieso holt er noch einen Vierten?!

Sein Herzschlag setzte für den Bruchteil eines Augenblicks aus. Seine Augen weiteten sich und er spürte, wie er jegliche Farbe im Gesicht verlor. Gleichzeitig lief es ihm heiß und kalt den Rücken herunter. Wie das nun einmal so war, wenn man etwas sehr wichtiges vergessen oder, wie in seinem Fall, übersehen hatte.

Nachzügler! Verdammt, sie haben eine Nachhut! Wieso hab ich das nicht eher…

Genau in diesem Augenblick hörte er direkt hinter sich ein leises Knacken, kaum lauter als das Fallen einer Stecknadel. Immer noch kniend, drehte er den Kopf erschrocken herum und bemerkte so den dunklen, hoch gewachsenen Schatten aus den Augenwinkeln, der unmittelbar hinter ihm stand. Blitzschnell rollte Mike über die rechte Schulter ab. Und das keine Sekunde zu früh, denn etwas sirrte mit einem ungeheuren Luftzug, der die Wucht dahinter nur erahnen ließ, an seinem linken Ohr vorbei. Nun auf dem Rücken liegend, riss er sein Gewehr hoch, richtete es auf den Oberkörper des Angreifers und gab zwei ungezielte Schüsse ab. Das peitschende Knallen durchbrach die Stille und hallte durch den ganzen Wald.

Noch durch den Lärm der Schüsse leicht betäubt, wurden die Geräusche aus der Umgebung ausgeblendet. Für einen kurzen Augenblick schien die ganze Situation wie eingefroren zu sein. Sein Gegenüber blieb in einer seltsam anmutenden Haltung stehen, leicht gekrümmt, den Arm für einen weiteren Hieb erhoben. Den würde er allerdings nicht mehr ausführen können, weil er jetzt in die Knie sank und dabei die Machete fallen ließ.

Ein Lichtstrahl verirrte sich auf den Sterbenden. Mike konnte das verzerrte Gesicht gut erkennen, dass nicht wusste, was es zuerst zeigen sollte, Erstaunen, Wut oder Schmerz. Die zwei dunklen, feucht glänzenden Flecke im schwarzen Shirt waren auch zu sehen. Sie breiteten sich rasend schnell aus und vereinten sich bald zu einem Einzigen. Der Getroffene fiel nun endgültig mit einem letzten Keuchen nach vorne über. Es war vorbei. Mike stand auf und sah sich die Machete nun genauer an. Die Klinge war so lang wie sein Unterarm, zwar ein wenig verrostet, aber die Schneide wurde erst kürzlich sorgfältig geschliffen.

Scharf genug, um jemandem damit den Kopf abzuschlagen!

Ihm wurde bei dem Gedanken kurz übel, die Freude darüber, noch zu leben, überwiegte jedoch. Trotzdem sollte er vielleicht nicht vergessen, dass noch drei von der Sorte auf ihr Ticket warteten!

Hastig ging er wieder kniend in Stellung. Wie erwartet, war der kurze Kampf nicht unbemerkt geblieben. Die Drei näherten sich, mit den Sturmgewehren im Anschlag, dem Waldrand in einer Art Linienformation und ungefähr zehn Meter Abstand zueinander. Sie hatten erstaunlicherweise schon die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht. Großartig, auf das Überraschungsmoment konnte er also nicht mehr zählen! Zwar würde er den Ersten noch mit einem gezielten Schuss ausschalten können, aber die anderen Beiden mussten das Mündungsfeuer dann einfach sehen!

Noch achtundzwanzig Schuss im Magazin und nur drei Ziele, also warum geizig sein?

Er stellte den Hebel mit dem Daumen auf Feuerstoß, setzte an und die erste Salve entlud sich auf den Gegner, der am nächsten war. Der fiel, wie vom Blitz getroffen, sofort um. Mike sah das allerdings nicht mehr, denn er legte schon auf den Zweiten an, der bereits anfing wild in seine Richtung zu schießen. Es blieb jedoch nur bei ein paar Kugeln, die einige Meter entfernt durch die Büsche zischten, denn er teilte schnell das Schicksal seines Kameraden.

Ein wirkliches Problem war der Dritte, der Anführer. Der war nämlich ein ungleich besserer Schütze als sein Untergebener. Eine Salve flog direkt in seine Richtung und er spürte wie etwas Heißes über seine Wange strich. Sofort schmiss er sich flach auf den Boden und hörte wie weitere Salven das Blattwerk knapp über ihm zerstörten. Wahrscheinlich auf der Höhe, wo bis vor kurzem noch sein Kopf war. Er tastete mit Zeige- und Mittelfinger seine Backe ab und zog sie gleich wieder zurück, als es brannte. Ein Streifschuss. Nichts Schlimmes, aber die Wunde würde bald anfangen hässlich zu bluten!

Er wartete auf eine Pause, schließlich konnte sein Gegner nicht ewig weiterfeuern. Als es dann soweit war, richtete er sich wieder auf und zielte auf den bärtigen Mann. Der beobachtete noch eine Weile den Waldrand und begann dann langsam nachzuladen. Anscheinend war er sich ziemlich sicher, sein Ziel getroffen zu haben, nachdem keine Gegenwehr mehr kam. Mike drückte ab …und es geschah nichts!

Scheiße, Ladehemmung!

Seine Waffe muss einen ungesunden Stoß abbekommen haben, als er sich hingeworfen hatte. Das sollte eigentlich nicht passieren! Er hatte noch seine Pistole, aber auf die Entfernung konnte er keinen treffsicheren Schuss abgeben und der war nötig, wenn er nicht durchlöchert werden wollte! Darauf warten, dass der Typ näher kam, konnte er auch nicht, immerhin wies sein Sichtschutz mittlerweile doch einige Mängel auf. Na gut, dann blieb ihm nur noch eines.

Er ließ sein Gewehr fallen, zog mit der Rechten die Pistole aus dem Halfter am Oberschenkel, brach durch die Buschreihe und sprintete los, als würde er vor dem Tod höchstpersönlich fliehen. Sein Opfer blickte erschrocken auf und hatte es auf einmal sehr eilig ein neues Magazin aus der Tasche zu holen, was ihm nicht ganz reibungslos gelang.

Nur noch ein paar Meter!

Er schaffte es dann doch noch und schob es ungeschickt in den Magazinschacht.

Noch ein Stück!

Er lud das Gewehr durch und riss es hoch.

Aber zu spät, Mike war jetzt nah genug. Er bremste ab, ging in die Hocke, stützte seine Rechte mit der linken Hand ab, brachte Kimme und Korn auf eine Höhe mit dem Kopf seines Gegenübers und drückte ab. Dem, bis jetzt letzten Überlebenden des Trupps, riss es, begleitet von einem roten Sprühnebel, den Kopf nach hinten. In einem letzten Akt des Aufbegehrens, verkrampfte sein Zeigefinger und führte zu einem unkontrollierten Entladen des Magazins. Mike hechtete sofort zur Seite, die Hände schützend über den Kopf geschlagen. Das Rattern verstummte aber bald und er konnte wieder aufstehen. Außer ihm lebte hier keiner mehr. Es war endlich vorbei.

Er musste immer noch schwer atmen von seiner kleinen Sprinteinlage und brauchte unbedingt eine Verschnaufpause. Also setzte er sich mitten auf dem Feld ins Gras, holte ein sauberes Tuch hervor, dass er sich an die mittlerweile stark blutende Wange presste und beobachtete das, was vom Sonnenuntergang noch übrig blieb.

 

Ich möchte mich schon mal bei Allen bedanken, die sich die Zeit genommen haben, meine erste Kurzgeschichte zu lesen. Ist doch etwas länger geworden als gedacht.^^

Spart bitte nicht mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen! Nehme alles dankbar an.

 

Hallo ShoGun,

und herzlich willkommen auf KG.de. Dein Einstand hier hat mir leider nicht gefallen, und das liegt daran, dass dein Text mMn überhaupt keine Geschichte ist. Dein Text stellt eine Szene dar, die als solche vielleicht gar nicht so schlecht ist, aber eine einzelne Szene macht eben noch keine Geschichte aus. Eine Szene kann Teil einer Geschichte sein, aber sie kann nicht für sich alleine stehen, und genau das kann dein Text mMn auch nicht. Dafür erfahre ich einfach zu wenig über deine Figuren, ihre Motive, und über den Hintergrund. All das müsstest du weiter ausbauen, zumal der Hintergrund ja kein alltäglicher zu sein scheint. Auch findet keine richtige Entwicklung statt. Dein Held verfolgt die Banditen, beobachtet, wie sie ein paar Reisende überfallen, und am Ende erschießt er die Banditen. Was ergibt sich daraus für den Helden? Macht er weiter wie bisher? Warum läuft er überhaupt bewaffnet durch die Gegend? Nichts gegen handlungsarme Plots, aber da du die Figuren kaum charakterisierst, kommt auch kaum Spannung auf. Ich erfahre so gut wie nichts über den Helden, also ist es mir auch egal, was ihm im Verlauf der Handlung zustößt. Wenn du das alles weiter ausbaust, mehr auf die Figuren und ihre Motive eingehst, kann vielleicht eine Geschichte daraus werden, aber so ist das leider nichts.

Gruß, Stefan

 

'Nabend Stefan!

Danke für die ehrliche Kritik!

Im Nachhinein betrachtet überzeugt mich das, was ich da zusammengeschrieben habe, selbst noch nicht so richtig. Da war die Freude übers Fertigsein wohl etwas zu groß. Deswegen ist es immer gut, noch die Meinung von Jemandem zu hören, der mehr Erfahrung hat. Werde mir die Tipps zu Herzen nehmen!

An der Stelle noch eine vielleicht plumpe Frage. Welchen Seitenumfang darf eine Kurzgeschichte denn maximal haben? Zwar besteht in diesem Fall eindeutig noch jede Menge Ausbaubedarf, aber wird das dann nicht zu lang?

 

Hallo ShoGun,

wie lang deine Geschichte wird, bestimmst du selbst. Es gibt hier keine Begrenzung des Seitenumfangs, und soweit ich weiß, gibt es auch keine Definition, wie lang eine Kurzgeschichte maximal sein darf, um noch als solche durchzugehen. Schau dich hier im Forum um und lies dir die Geschichten und Kommentare dazu durch. Auf die Weise bekommt man ein Gespür dafür, was (für einen selbst) funktioniert und was nicht.

Gruß, Stefan

 

Hallo Stefan!

Gut, das werde ich machen.

Nochmal zu der Sachlage hier. Könntest du bitte noch dein Urteil zu Wortwahl, Satzstellung, Zeichensetzung, etc. abgeben? Wie schon gesagt, ist mein erster Text mit erzählerischem Inhalt, bin dringend auf Feedback angewiesen. Schon mal Danke im Voraus!

mfG ShoGun

 

Hallo ShoGun,

Es war ein unglaublich schöner Frühlingsabend, die Luft stand still und es war angenehm warm. Die Sonne, die nur noch eine handbreit davon entfernt war den Horizont zu berühren, leuchtete orangegelb und warf lange Schatten. Jeder einzelne Halm des kniehohen Grases und die zahllosen Mücken, die in der Luft schwirrten, schienen von einer leuchtenden Aura umgeben zu sein. In der Luft lag der Duft von Allem was blühte. Es war betörend, ließ einen schwindelig werden, wenn man einen zu tiefen Atemzug nahm. Er ließ seinen Blick noch einmal über das Schauspiel zwischen Licht und Schatten schweifen, das sich in den Blättern der Bäume austobte. Es war unvorstellbar faszinierend, zu wundervoll um wahr zu sein.
Bei deinem Einstieg in die Geschichte bin ich unsicher. Einerseits lässt er ein Bild entstehen, ich kann mir den Schauplatz gut vorstellen, und als Einstieg in eine Szene funktioniert das sicher auch, aber als Einstieg in eine Kurzgeschichte? Der erste Absatz, besser noch, der erste Satz soll den Leser neugierig auf die Geschichte machen, und das tut er hier nur bedingt. Wie gesagt, ich bin da unsicher, und vielleicht sehen andere das ganz anders. Wenn dieser Kameraschwenk vom Schauplatz auf den Protagonisten genau das ist, was du wolltest, dann lass es ruhig so. Den letzten Satz würde ich allerdings ersatzlos streichen, ist für meinen Geschmack einfach zu dick aufgetragen.
Er wischte sich mit der Hand über das total verschwitzte Gesicht.
„total“ ist ein Füllsel und daher überflüssig
Ein Blick in Richtung Sonne ließ ihn verärgert feststellen, dass die schon ein gutes Stück hinter dem Horizont verschwunden war. Er musste fast zehn Minuten lang sinnlos auf das Feld vor ihm gestarrt haben! Verlorene Zeit, die nicht mehr aufzuholen war. Umso wichtiger, dass er sich wenigstens jetzt voll auf seine Aufgabe konzentrierte.
„verärgert“ würde ich streichen. Überhaupt wirfst du zu viel mit Adjektiven um dich. Du solltest sie sparsam und nur da verwenden, wo sie präzise das ausdrücken, was du sagen willst, ansonsten schwächen sie den Satz eher ab, als dass sie ihn stärken. „Sinnlos“ ist wieder so ein Füllsel, und damit sinnlos, sprich: überflüssig. Den letzten Satz würde ich ganz streichen, mMn schwächt er nur den vorangegangenen Satz ab.
Von seiner Position aus konnte er das Lager gut einsehen. Es war ungefähr hundert Meter entfernt und befand sich auf der leicht abschüssigen Ebene mitten in einer kleinen Baumgruppe. Er selbst kniete hinter einer ziemlich dicht bewachsenen Buschreihe am Rande eines düsteren Waldes und war damit seinerseits bestens vor neugierigen Blicken geschützt.
Siehe weiter oben. Ich belasse es jetzt mal dabei, ansonsten müsste ich dir jeden Absatz hier reinkopieren. Du siehst, worauf es ankommt. Du solltest den ganzen Text daraufhin durchsehen.
mit einer fast schon bedächtig wirkenden Bewegung
Vorschlag: mit einer bedächtigen Bewegung
Das Lager war in Eile errichtet worden und verdiente diesen Namen eigentlich nicht. Es bestand nur aus drei, unordentlich ausgebreiteten Schlafsäcken und einer schlampig hergerichteten Feuerstelle. Um diese saßen die drei Männer, die er seit einiger Zeit, so unauffällig wie möglich, verfolgt hatte. Sie waren damit beschäftigt, die kürzlich erbeuteten Sachen genauer in Augenschein zu nehmen und lachten dabei so laut, dass er es bis hier oben mehr als deutlich hören konnte. Keine Reue oder auch nur ein bisschen Respekt vor dem Tod!
Du erzählst zuviel und zeigst zuwenig. Ich würde den ganzen Absatz überdenken. Der erste Satz ist reine Erzählung und kann gestrichen werden. Wenn du den zweiten Satz etwas umformulierst, kannst du damit auch zeigen, was du im ersten Satz erzählst. Dass dein Protagonist die Banditen verfolgt hat, dürfte im nächsten Absatz, der Rückblende mit den Reisenden, klar werden, und dass es sich bei den Sachen um die Beute handelt, brauchst du auch nicht vorweg erzählen. Du nimmst nur jegliche Spannung aus der Geschichte, wenn du alles vorweg erzählst.
Von Selbstjustiz hatte er eigentlich noch nie viel gehalten. Genauso wenig davon, sich in die Angelegenheiten fremder Leute einzumischen. Dennoch bezweifelte er stark, dass er wegen dem, was er gleich tun würde, ernsthafte Gewissensbisse bekommen würde.
Hier fehlt mir ein wenig das Motiv deines Protagonisten. Er hält nichts von Selbstjustiz und davon, sich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen. Trotzdem macht er genau das, obwohl er sich damit in Gefahr begibt. Den Grund dafür solltest du klarer herausstellen.
Die ließ allerdings nicht lange auf sich warten, denn nur einen kurzen Augenblick später kam der Mann hinter dem Baum hervor. Mike war bereits wieder mitten im routinierten Ablauf, als er registrierte, was sein Opfer nun mit der Rechten festhielt. Er blickte verdutzt auf und ließ den Lauf ein wenig sinken. Bei dem Gegenstand handelte es sich um nichts Besonderes, ganz im Gegenteil, er war sogar ziemlich gewöhnlich. Ein zusammengerollter Schlafsack, wie er ausgebreitet bereits dreimal um das Lagerfeuer lag. Aber genau das war der springende Punkt!
Hier steckt für mich ein kleiner Logikfehler drin. Wenn dein Protagonist die Banditen verfolgt hat, müsste er eigentlich wissen, mit welchem Gepäck die unterwegs sind. Wo also zaubert der Bandit den vierten Schlafsack plötzlich her?
Wie erwartet, war der kurze Kampf nicht unbemerkt geblieben. Die Drei näherten sich,
Wie schon weiter oben erwähnt. Mit dem ersten Satz erzählst du etwas, mit dem zweiten zeigst du es.

Soweit noch mal im Einzelnen, was mir aufgefallen ist.

Gruß, Stefan

 

Hallo ShoGun!

Willkommen auf kg.de.

Da du auch nach Fehlern im Detail fragst, bin ich für einen Kommentar wohl sehr geeignet. (Falls schon etwas erwähnt wurde - naja, dann hast du's doppelt.)

Das Schlimmste ist gleich der Titel: "Justitia's Schwert" => Das Ding nennt man Deppenapostroph, weil es das Ding so nur im Englischen gibt. Also schick einem Moderator eine PN und lass das schnell ändern.

Grundsätzlich, wenn du deinen Protagonisten einführst, mach das gleich mit seinem Namen, nicht erst mit "er", dann später mit Mike.

"einer ziemlich dicht bewachsenen Buschreihe" => Ziemlich dicht? Mit so einer vagen Aussage kann der Leser nicht viel anfangen. Hier reicht auch "dicht".

"Es bestand nur aus drei, unordentlich ausgebreiteten Schlafsäcken" => Kein Komma.
"die nur zehn Kilometer entfernt, leblos auf der Straße" => Dito.

"Sie waren völlig unbewaffnet gewesen!" => Völlig? Entweder ist man unbewaffnet, oder man ist bewaffnet.

"Dem Gepäck nach zu urteilen, das nun von ihren Peinigern durchwühlt wurde, hatten sie wahrscheinlich vorgehabt ein neues Leben in der nächstgelegenen Gemeinde anzufangen." => Finde ich unlogisch. Wenn sie ein neues Leben hätten anfangen wollen, wären sie wahrscheinlich mit einem Möbelwagen gereist, oder nicht? Ich glaube nicht, dass Mike aus der Ferne von den Taschen, die da durchwühlt werden, darauf schließen kann, ob die Leute nun nur Touristen waren oder mehr. (Übrigens, waren die zu Fuß? Sonst, wo ist das Auto?)

"unfairen Kampfs geworden, aber die Drei könnten ihre Gründe für den Angriff gehabt haben. Vielleicht sind sie oder ihre Familien in Not und sie waren dazu gezwungen gewesen es zu tun. Immerhin gehörte das Recht des Stärkeren, in Zeiten wie diesen," => Auch hier kann ich nicht richtig folgen. Was sind denn das für Gedanken? Oder soll "Zeiten wie diesen" auf irgendeine zukünftige Welt schließen lassen? Falls ja, solltest du das Szenario dementsprechend schon am Anfang des Textes einführen. (Und ein Tempusfehler ist auch drin.)

"Von Selbstjustiz hatte er eigentlich noch nie viel gehalten. Genauso wenig davon, sich in die Angelegenheiten fremder Leute einzumischen." => Und warum tut er dann, was er tut? Das sollte dem Leser erklärt werden.

"Sein G36 wanderte" => Erstens: Was ist das? Zweitens: Warum trägt Mike das mit sich herum, wenn er den Überfall doch zufällig beobachtet, und seitdem die drei nicht mehr aus den Augen gelassen hat?

"als würde dessen Kopf daran festkleben. Die Entfernung war nicht besonders groß, aber er legte trotzdem etwas höher an." => Ruhig einmal mehr den Namen Mike benutzen, damit der Leser nicht rätseln muss, wer "er" gerade ist.

"Sie sind nur zu dritt, also wieso holt er noch einen Vierten" => Ich frage mich eher, woher er den holt. Die wachsen ja nicht auf Bäumen.

"einen Vierten?!" => Bitte, immer nur ein Satzzeichen zur Zeit.

"etwas sehr wichtiges" => Wichtiges groß.

"Genau in diesem Augenblick hörte er direkt hinter sich ..." => Also, für einen Profi, der immer mit einem Gewehr herumläuft, benimmt er sich viel zu amateurhaft-dämlich, sorry.

"den Arm für einen weiteren Hieb erhoben." => Wieso Hieb? Wenn etwas durch die Luft sirrt, gehe ich eher von einer Kugel aus, nicht von einer Schlagwaffe.

"das verzerrte Gesicht gut erkennen, dass nicht" => das Gesicht, das ...

"einem letzten Keuchen nach vorne über." => Nach vorne oder vorne über.

"Es war vorbei. Mike stand auf und sah" => Und vergisst, dass da unten drei Bewaffnete sind, die ihn nun sehen und abknallen könnten? Auch hier bist du nicht ganz glaubwürdig.

"Sie hatten erstaunlicherweise schon die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht. Großartig, auf das Überraschungsmoment" => Ich finde das gar nicht erstaunlich, und der zweite Gedanke ist überflüssig, weil mehr als klar.

"zu leben, überwiegte jedoch." => überwog

"Zweiten an, der bereits anfing wild in seine Richtung zu schießen." => Und warum rennen die eigentlich so planlos auf Mike zu? Haben die noch nie was von Deckung gehört?
Und bezüglich Mike: Wie wäre es mit Stellung wechseln? Warum benimmt er sich wie eine Schießbudenfigur?

"Eine Salve flog direkt in seine Richtung und er spürte wie etwas Heißes über seine Wange strich." => Auch hier (und an anderen Stellen): benutze den Namen!

"Wahrscheinlich auf der Höhe, wo bis vor kurzem noch sein Kopf war." => Gewesen war, weil vorzeitig.

"tastete mit Zeige- und Mittelfinger seine Backe" => Backen sitzen am Arsch, sorry.

"seine Backe ab und zog sie gleich wieder zurück" => Demnach zieht er seine Backe zurück.

"Anscheinend war er sich ziemlich sicher, sein Ziel getroffen zu haben, nachdem keine Gegenwehr mehr kam." => Auch das ist mir nicht glaubwürdig genug für Leute, die ganz selbstverständlich mit Schnellfeuergewehren umgehen.

"drückte ab …und es geschah" => Leerzeichen auch hinter den drei Auslassungspünktchen.

"Seine Waffe muss einen ungesunden" => Tempus.

"hatte es auf einmal sehr eilig ein neues Magazin aus der Tasche zu holen" => Der hat doch schon vor drei Absätzen begonnen, nachzuladen! Wie lange braucht er denn dazu? Eine Viertelstunde?

"holte ein sauberes Tuch hervor, dass er sich" => das

"was vom Sonnenuntergang noch übrig blieb." => Es ist immer noch Sonnenuntergang? Die Sonne war doch schon am Anfang des Textes "ein gutes Stück hinter dem Horizont verschwunden".

Also, die meines Erachtens mangelnde Glaubwürdigkeit und das für den Leser nicht nachvollziehbare Szenario habe ich ja schon angesprochen.
Dazu kommt, dass im Text fast ausschließlich über den bloßen Akt des Kämpfens und des Tötens geschrieben ist. Mikes Motiv solltest du erheblich ausbauen, am besten steigst du nicht ein, wie er da auf seinem Beobachtungsposten liegt, sondern vorher, an der Stelle, wo er den Überfall beobachtet. Lass den Leser den Überfall sehen, lass ihn entsetzt sein, so entsetzt, dass der Leser ebenso wie Mike will, dass die Mörder ihre gerechte Strafe bekommen. (Lass ihn wirklich Justitias Schwert sein. Im Moment ist er eher eine Dumpfbacke mit Waffen und mehr Glück als Verstand, sorry.)

Ansonsten schließe ich mich Stefan an: Lies hier andere Kurzkrimis, die Kommentare dazu und kommentiere auch selbst. Gerade beim Kommentieren lernt man sehr viel und das wirkt sich natürlich positiv auf das eigene Schreiben aus.

Grüße
Chris

 

Hallo Stefan, Hallo Chris!

Wow! Hab eure Kommentare zwar jetzt nur auf die Schnelle überflogen, aber das, was ich bis jetzt gelesen habe ist mehr als konstruktiv! Werde das demnächst genau durchgehen.
Danke, dass ihr euch die Mühe gemacht habt.

mfG ShoGun

 

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