Hallo Friedel,
nun wurde "Dutschke" im Fernsehen wiederholt und ich dachte, das tu ich mir mal an. Habe es nicht geschafft und bin bald lieber ins Bett gegangen. Da darf ein Rabehl schwadronieren über Rudis Beziehung zu diesem unemanzipierten amerikanischen Mädchen, da wird berichtet von "dieser atemlosen Zeit, in der Besinnung und Innehalten nicht möglich war". Kein Wort davon, was Rudi in dieser Zeit alles geschrieben hat, wieviel politische Analysearbeit da nebenbei geleistet wurde. Da wird ein Schausteller wie Rudi frisiert, bringt aber von der Ernsthaftigkeit und der Tiefe eines Rudi nix rüber. Dazu werden ständig Szenen gespielt, die man auch und besser mit Originalaufnahmen abgebildet hätte. Wozu überhaupt die Mischung aus Interviews und Schauspiel? Ein richtiger Spielfilm hätte mehr leisten können, eine Dokusendung mit den Interviews alleine auch.
Christ war Rudi durch und durch und ist es geblieben, auch als er nicht mehr geglaubt hat. Unbeirrbar und unbestechlich auch. Die Geschichte der Grünen wäre anders verlaufen, wäre er länger dabeigewesen.
Ein Schlüsselereignis ist die Lieferung von Dynamit durch Feltrinelli an Rudi Dutschke: man debattiert eine halbe Nacht, was man damit alles anstellen könnte, Rudi findet bei jeder Idee den Haken: die Verletzung Unschuldiger, oder von Menschen überhaupt, kann nicht mit vollkommener Sicherheit ausgeschlossen werden. Also wird das Dynamit entsorgt, versteckt im Kinderwagen mit Sohn Hosea Che obendrauf, nachts weggebracht; es ist nicht überliefert, wohin. Rudi hat die Prüfung bestanden und ist nicht Terrorist geworden. Wie ich das Geschehen heute einordne, steht in "Schlesien im Herbst".
Fazit: Die Sendung betreibt nicht so eine üble Geschichtsklitterung wie der RAF-Film, ist aber ziemlich flach.
Nix für ungut, herzlichen Gruß von Set