Kaffeepause
„Hey, ich fragte ob Sie einen Kaffee wollen?“ der fette Kerl an der Theke wurde langsam ungeduldig.
„... wie bitte?“ Dan schreckte auf, als ihn die Stimme aus dem Diesseits erreichte.
„Ob Sie´n Kaffee wollen.“ er hielt zur Demonstration die dampfende Kanne hoch. Als er bemerkte, dass sein Gast nicht antwortete und stattdessen nur auf den wogenden, braunen Inhalt starrte, schüttelte er den Kopf und ging samt Kanne in den Vorratsraum. Als er nach einigen Augenblicken mit einer Tasse zurückkehrte, saß Dan noch genau so da wie er ihn verlassen hatte. Er kauerte zusammengesunken auf dem Hocker, wie ein verschrecktes Kaninchen in seinem Bau.
„Hier.“ ihm wurde die Tasse unter die Nase geschoben. Zum ersten Mal seit er in das Lokal gekommen war, sah er von der vor ihm ausgebreiteten Zeitung auf. Aber anstatt etwas zu sagen, nickte er nur schwach.
Dan starrte noch eine ganze Weile auf den hypnotischen Dampf, der von seinem Kaffee aufstieg. Er saß ganz einfach nur da und schien nicht zu bemerken, dass die Welt an ihm vorüberzog. Sie lief weiter auch ohne, dass er daran teilnahm. Die Menschen um ihn herum erzählten und lachten. Sie verließen das Lokal genauso wie sie es betraten. Das undeutliche Gemurmel der Menge schien ihn wie einen Schleier von der Welt abzuschirmen.
Ganz langsam hob er die Hand und bewegte sie auf den schwachgelben Henkel der Tasse zu. Er hob sie ebenso langsam an, führte sie ebenso langsam an seinen Mund heran. Der heiße Dampf verbrannte ihm die Nase und ließ die Haut sofort erröten und sich zu schmerzenden Blasen zusammenziehen. Der erste Schluck den er nahm, ließ ihn spüren wie seine Eingeweide in Sekunden unter der kochenden Hitze zu einem blutigen Brei zerschmolzen. Mit einem von unvorstellbaren Schmerzen verzerrten Gesicht, schluckte er den restlichen Inhalt des Bechers herunter. Der Dampf suchte sich seinen Weg aus Dan´s Körper und nahm dabei keine Rücksicht auf das sich wehrende Fleisch. Er ließ Muskelstränge wie ein Kabel zerschmelzen und dann reißen. Er riss kleine, wie auch große Löcher in die mit Brandblasen überzogene Haut.
Wie eine Schnecke kroch die Glut empor. Sie ließ sich auf der Zunge nieder und briet sie regelrecht. Sie kochte das Hirn zu einer eitrigen Masse, die vermischt mit verbranntem Haar in gemächlichem Tempo auf den sauberen Fußboden tropfte.
Der Schleier verschwand und mit ihm der Dampf, der nur den warmen, kupfrigen Geruch von heißem Blut hinterließ.