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Kaffeepause

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14.08.2008
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Kaffeepause

„Hey, ich fragte ob Sie einen Kaffee wollen?“ der fette Kerl an der Theke wurde langsam ungeduldig.
„... wie bitte?“ Dan schreckte auf, als ihn die Stimme aus dem Diesseits erreichte.
„Ob Sie´n Kaffee wollen.“ er hielt zur Demonstration die dampfende Kanne hoch. Als er bemerkte, dass sein Gast nicht antwortete und stattdessen nur auf den wogenden, braunen Inhalt starrte, schüttelte er den Kopf und ging samt Kanne in den Vorratsraum. Als er nach einigen Augenblicken mit einer Tasse zurückkehrte, saß Dan noch genau so da wie er ihn verlassen hatte. Er kauerte zusammengesunken auf dem Hocker, wie ein verschrecktes Kaninchen in seinem Bau.
„Hier.“ ihm wurde die Tasse unter die Nase geschoben. Zum ersten Mal seit er in das Lokal gekommen war, sah er von der vor ihm ausgebreiteten Zeitung auf. Aber anstatt etwas zu sagen, nickte er nur schwach.
Dan starrte noch eine ganze Weile auf den hypnotischen Dampf, der von seinem Kaffee aufstieg. Er saß ganz einfach nur da und schien nicht zu bemerken, dass die Welt an ihm vorüberzog. Sie lief weiter auch ohne, dass er daran teilnahm. Die Menschen um ihn herum erzählten und lachten. Sie verließen das Lokal genauso wie sie es betraten. Das undeutliche Gemurmel der Menge schien ihn wie einen Schleier von der Welt abzuschirmen.
Ganz langsam hob er die Hand und bewegte sie auf den schwachgelben Henkel der Tasse zu. Er hob sie ebenso langsam an, führte sie ebenso langsam an seinen Mund heran. Der heiße Dampf verbrannte ihm die Nase und ließ die Haut sofort erröten und sich zu schmerzenden Blasen zusammenziehen. Der erste Schluck den er nahm, ließ ihn spüren wie seine Eingeweide in Sekunden unter der kochenden Hitze zu einem blutigen Brei zerschmolzen. Mit einem von unvorstellbaren Schmerzen verzerrten Gesicht, schluckte er den restlichen Inhalt des Bechers herunter. Der Dampf suchte sich seinen Weg aus Dan´s Körper und nahm dabei keine Rücksicht auf das sich wehrende Fleisch. Er ließ Muskelstränge wie ein Kabel zerschmelzen und dann reißen. Er riss kleine, wie auch große Löcher in die mit Brandblasen überzogene Haut.
Wie eine Schnecke kroch die Glut empor. Sie ließ sich auf der Zunge nieder und briet sie regelrecht. Sie kochte das Hirn zu einer eitrigen Masse, die vermischt mit verbranntem Haar in gemächlichem Tempo auf den sauberen Fußboden tropfte.
Der Schleier verschwand und mit ihm der Dampf, der nur den warmen, kupfrigen Geruch von heißem Blut hinterließ.

 

Halllo Apple,

ich verstehe deine Geschichte nicht. Da ist jemand im Jenseits, ein Baarkeeper im Diesseits hat damit kein Problem und gibt ihm nen Kaffee. Der Mann im Jenseits trinkt ihn und dann ist überall Blut.

Ähm.

Was genau wolltest du denn erzählen?

Einfach nur was über Blut und so zu schreiben, das reicht nicht, um zu gruseln. Vor hundert Jahren hätte das vielleicht geschockt, aber im Splatter-Zeitalter langweilt es einfach nur, wenn es keine Story dazu gibt.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Apfel,

Kleinigkeiten vorweg:

„Hey, ich fragte ob Sie einen Kaffee wollen?“ der fette Kerl an der Theke wurde langsam ungeduldig.
Entweder nach der wörtlichen Rede ein Komma oder neuer Satz, also groß weiter. Zweitere Variante wäre hier wohl angebrachter.

„Ob Sie´n Kaffee wollen.“
"Sie" und "'n" auseinander, sind zwei Wörter. Nach dem Satz groß weiter. Den Fehler machst du im Folgenden konsequent weiter.

Was ich an der Geschichte erst einmal zu bemäkeln habe, ist das ich ihr eine gewisse Inkonsistenz bei der Perspektive attestieren muss. Du scheinst dir nicht so ganz einig zu sein, ob wir Dan nun von außen, aus Sicht eines allwissenden Beobachters, betrachten oder doch direkt an seinen Gedanken teilhaben. Um mal zu erläutern, was ich sagen will:

Dan schreckte auf, als ihn die Stimme aus dem Diesseits erreichte.
Das ist ja, gleich eingangs, schon ziemlich "von innen". Der Leser bekommt Dans Sichtweise präsentiert. So dann aber
Als er bemerkte, dass sein Gast nicht antwortete und stattdessen nur auf den wogenden, braunen Inhalt starrte, schüttelte er den Kopf und ging samt Kanne in den Vorratsraum.
schwenkt die Kamera auf den fetten Thekenkerl um, gibt auch sein Ziel (Vorratsraum) an - das aus Dans Perspektive nicht nur uninteressant sondern auch wahrscheinlich unbekannt ist. Es findet also eine gewisse Loslösung von der Hauptfigur statt. Als nächstes sehen wir Dan dann ganz von außen.
Dan starrte noch eine ganze Weile auf den hypnotischen Dampf, der von seinem Kaffee aufstieg. Er saß ganz einfach nur da und schien nicht zu bemerken, dass die Welt an ihm vorüberzog.
Das der Dampf hypnotisch ist, ist dann wieder eindeutig Dans Sichtweise - für einen andern mag es, objektiver bezrachtet, einfach nur Dampf sein. Im folgenden Satz ist es aber wiederum nicht so, dass er "nicht bemerkt", sondern dass er "nicht zu bemerken scheint" - wiederum Außenansicht.
Hier
Das undeutliche Gemurmel der Menge schien ihn wie einen Schleier von der Welt abzuschirmen.
ist es dann sogar eine besonders ungünstige Mischung aus beiden Betrachtungsweisen: Dass das Gemurmel ihn wie einen Schleier abschirmt, solch eine kühne weil doch eben sehr spezielle Mutmaßung über sein Empfinden würde wohl kein Außenstehender wagen - trotzdem lesen wir, dass dies so scheint. Als dränge sich dieser Eindruck bei einer Betrachtung Dans geradezu auf.
Bei der Beschreibung von Dans "Einschmelzung" dann wiederum so eine komische Verquickung: Anfangs lesen wir da noch von Schmerzen, Innenleben also - dann aber wird, ziemlich unemotional, beschrieben, welche Bestandteile von Dans Körper gerade verkochen. Was er selbst wohl kaum so präzise auseinander halten kann.
Ganz am Schluss kriegen wir dann, in Form eines Geschmacks, wiederum ein inneres Erleben - aber wer erlebt da eigentlich? Dan ist doch geschmolzen?
Du solltest die Geschichte, meine ich, im Hinblick auf diese Mangel noch einmal gründlich überarbeiten, dich für eine Perspektive entscheiden. Ich würde hier die innere wählen, dies gäbe dir nämlich auch Gelegenheit, eine Begründung für diese seltsamen Geschehnisse in Dans Gedanken zumindest anzudeuten. Und das solltest du, denn im Augenblick ist mir völlig unklar, warum geschieht, was geschieht. Was die Geschichte ziemlich unglaubwürdig macht.

Du hast sicher schon gemerkt: Mir hat's die Geschichte nicht angetan. Aber vielleicht dann beim nächsten Mal, stilistisch fand ich sie nämlich nicht übel.


Gruß,
Abdul

 

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