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Kakerlaken, Alpakas und genmanipulierte Killerroboter

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13.06.2002
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Kakerlaken, Alpakas und genmanipulierte Killerroboter

für felsenkatze, malinche und sirwen
... und die volksfront für alpakas natürlich

Es war eine von diesen Gegenden, in die man sich besser nicht begeben sollte, wenn man ein romantisches Kerzenscheindinner mit seiner Liebsten plant und auf der Suche nach kulinarischen Eingebungen ist. Der kleine Hinterhof der Kneipe Trink aus, is lecker zeichnete sich durch einen überzeugenden Mangel an jeglicher Appetitlichkeit aus. Müll und Unrat gaben sich hier die sprichwörtliche Klinke in die Hand, der Gestank einer toten Ratte lag in der Luft und ein paar noch lebende Ratten gaben sich die größte Mühe, möglichst einmal in jede Ecke gekackt zu haben.
Kurt liebte seinen Hinterhof. Der Weltenbummler hatte in seinem Leben schon sehr viele ähnliche Orte wie diesen hier gesehen, aber nirgendwo trafen allgemeine Siffigkeit und die extravagante Atmosphäre eines längst vergessenen Bahnhofsklos mit einer derartigen Kunstfertigkeit aufeinander, wie hier. Für eine Kakerlake von Welt gab es vermutlich nichts Besseres, als diesen Ort. Er knabberte zufrieden an einem alten Wurstzipfel unbestimmten Alters und freute sich seines Lebens. Heute war eine ganz besondere Nacht für die kleine Kakerlake. Natürlich hatte er schon eine Menge Weibchen gehabt, aber heute würde Kurt endlich mit seiner reizenden Nachbarin ausgehen. Nach endlosem Werben hatte sie gestern nachgegeben und einem romantischen Käserindendinner zugestimmt.
Und jetzt stand Kurt mit klopfendem Herzen vor ihrem Erdloch, schluckte den letzten Bissen seines Wurstzipfels, fuhr sich noch einmal mit dem Fühler über sein Gesicht und klopfte schließlich an ihre Tür.

...

"Oh, Kurt, das machst du großartig. Deine Fühler sind so männlich."
"Ich wusste, dass du auf so was stehen würdest, Baby."
"Mach weiter! Ja, genau so!"
"Du bist echt die schärfste... die schärfste... ach du scheiße! Du bist ein Kerl!" Kurt zuckte zusammen und fuhr seinen Fühler zurück, mit dem er den Körper seiner Angebeteten zuvor millimetergenau abgetastet hatte.
"Ja, du etwa nicht?"
"Aber warum... ich meine..."
"Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, an einen gut aussehenden Typen zu kommen, wenn man selbst was zwischen den Beinen hat? Da hab ich mich halt verkleidet."
"Das würde natürlich den rosanen Lidstrich erklären..."
"Natürlich. So, jetzt fang endlich an. Ich bin soweit."
"Also... nun... das ist nichts gegen dich persönlich. Ich meine, du bist sicher ein netter Kerl, aber... aber..."
"Ja, schon okay." Die andere Kakerlake seufzte schwer und richtete sich langsam in ihrem Lotterbett auf. "Aber der Abend war trotzdem nett."
"Das war er. Keks?" Kurt zog das vergammelte Gebäckstück aus einer Tasche unter seinem Panzer hervor und nahm einen frustrierten Bissen. Da hatte er endlich mal wieder ein Weibchen aufs Rattenfell gekriegt und dann so was...
"Nein, danke. Mir ist jetzt nicht nach Essen."
"Wie heißt du eigentlich wirklich? Ich nehme mal an, Chantal ist nicht dein richtiger Name."
"Jürgen."
"Okay, Jürgen, ich schlage vor, wir vergessen das hier am besten ganz schnell. Wenn sich das rumspricht dann... naja, scheiß drauf. Ich brauch jetzt ein Bier. Kommste mit?"
Es gibt sicher Freundschaften, die verheißungsvoller beginnen. In einer Kneipe zum Beispiel, wenn nach dem zehnten Bier die unweigerliche Erkenntnis steht, dass gemeinsames Kotzen mehr zusammenschweißt, als alles andere auf dieser Welt. Oder nach einer handfesten Schlägerei, wenn man sich zusammenreißt und feststellt, dass es eigentlich keinen Grund gibt, sich wegen einer Frau zu prügeln.
Diese Freundschaft begann in einem Bett, das Kurt sich damals aus den Überresten eines alten Playboy und einer Ratte gebastelt hatte. Miss Juni 1983 wusste sicher nicht, dass sie an diesem Abend Zeugin des Beginns einer wunderbaren Kakerlakenfreundschaft geworden ist.
"Warte mal... du findest also, dass ich gut aussehe?"

...

"Dänemark?"
"Klar, Mann. Da gibts jede Menge Kakerlaken, bei denen ich Chancen hätte."
"Sind die blind?"
"Arsch", sagte Jürgen und musste lachen. "Jeder weiß, dass die schwule Kakerlakenszene in Dänemark die größte auf der Welt ist."
"Ich weiß das nicht. Und darum willst du da hin?"
"Logisch. Kommst du mit?"
"Klar, Mann. Unter einer Bedingung: Wir halten unterwegs in Dresden und sehen uns die Frauenkirche an."
"Warum die Frauenkirche?"
"Warum nicht?"
"Ja, warum eigentlich nicht... okay, gebongt. Tequila, mach uns mal zwei Pils." Der Angesprochene nickte gut gelaunt und verschwand hinter seiner Bar. Tequila, ein mexikanischer Feuerkäfer mit vier Armen, der eigentlich den Namen Pepe trug, hatte vor ein paar Jahren begonnen, den Altglascontainer von Trink aus, is lecker nach Alkoholresten zu durchsuchen und diese dann in seiner eigenen Kaschemme zu verkaufen. Dazu hatte er mithilfe dreier Marienkäfer und einer fies dreinblickenden Raupe namens Karl Heinz einen Schuhkarton im Hinterhof der Kneipe belagert und darin ein mehr als gemütliches Ambiente geschaffen.
"Zweimal Pils... glaub ich. Marke weiß ich nicht. Schnell trinken, sonst wirds kalt."
"Danke, Tequila."
"Ich hab gehört, ihr wollt nach Dresden? Habt ihr ne Ahnung, wie weit das ist?"
"Weiter als die großen Mülltonnen?" Kurt sprach den Namen der Insektenkultstätte vier Straßen weiter mit Ehrfurcht aus und Jürgen bekreuzigte sich. Wie es sich gehörte.
"Viel weiter, Jungs. Viel weiter. Hier, der Kerl kann euch vielleicht helfen." Der Barkeeper drückte Kurt eine vergilbte Karte in den Fühler und machte sich dann daran, ein paar entzückenden Larven am Nachbartisch zu erklären, dass dieser Laden ihm ganz alleine gehöre und über ein sehr schönes Separee verfügte.
"Norberts Reisen - Wir bringen sie so ziemlich überall hin", las die Kakerlake mühsam. Lesen war nie Kurts Stärke gewesen. "Hey, das ist hier gleich um die Ecke. Komm, wir sollten sofort aufbrechen."
"Aber mein Bier..."
"Scheiß doch auf das Bier."
"Ich glaube, das hat schon irgendjemand anders für mich gemacht." Angewidert spuckte Jürgen die Flüssigkeit auf den Boden und die beiden Kakerlaken krabbelten von dannen.

...

Sie waren eigentlich nicht mehr als ein Mythos. Eine längst vergessene Sage, das Ergebnis mehrerer durchzechter Nächte, eine Art Alkoholphantasie, über die man besser nicht sprechen sollte, wollte man nicht ausgelacht werden. Aber manche Menschen glaubten dennoch an sie, ließen sich nicht beirren und lagen nächtelang wach auf irgendwelchen Parkbänken um auf sie zu warten. Und das zu Recht.
Denn sie existieren...

Norbert kochte sich einen Tee. Seiner Meinung nach gab es an einem Abend wie diesem nichts Besseres, als schwarzen Tee mit einem Spritzer Zitrone und diesen kleinen dänischen Löffelbiskuits. Löffelbiskuits hatte er zwar keine mehr, aber zur Not würde es auch ein alter Zwieback tun, dachte Norbert.
Der rosarote Elefant setzte sich mit seiner dampfenden Tasse vor seinen aus einer leeren Keksschachtel gebastelten Tisch, drehte seine aus einem alten Diskman bestehende Stereoanlage weit auf und holte sein Fotoalbum heraus. Zwei Dinge waren es, die Norbert mehr liebte, als Tee und sein Reisebüro: Das eine war die Musik von Marilyn Manson und das andere seine Fotos von der Rhein-Ruhr-Mündung. Jeder hat irgendwelche Laster.
Und als es dann an der mitreißendsten Stelle des Refrains von Rock is Dead an der Tür seine Reisebüros klopfte, war Norbert dann verständlicherweise reichlich verärgert.
"Wat wollt ihr? Feierabend is."
"Mein Name ist Jürgen und das ist mein Freund Kurt."
"Ach guck. Und nu?"
"Wir haben gehört, du hast ein Reisebüro."
"Logi. Steht nich umsonst übere Tür. Aber wie gesacht, is Feierabend."
"Unser Freund Tequila hat gesagt..."
"Tequila? Son kleiner Käfer? Vier Arme undn Magen, den nich ma ne Atombombe kaputt kricht?"
"Ihr kennt euch also..."
"Kommt ma rein, Jungs. Ich hab Zwieback."

Wenig später saßen die Kakerlaken und der rosarote Elefant um den Keksdosentisch und ließen es sich schmecken.
"Sag mal, ich wusste gar nicht, dass es rosane Elefanten wirklich gibt", begann Kurt.
"Gibbet auch nich, Jung. Is nur Phantasie oder so."
"Aber..."
"Denk nich drüber nach. Also, wo wollter denn nu hin?"
"Dres...", sagte Kurt.
"Dänemark", unterbrach Jürgen.
"Über Dresden."
"Aber vor allem nach Dänemark."
"Gut, ihr seid euch einich. Dat is immer wichtich. Ich glaub, ich hab genau dat richtige für euch. Kleinen Moment, geht gleich los hier. Tee?" Der Elefant lächelte geheimnisvoll und eine mystische Aura umspielte seinen linken Stoßzahn.

...

"Heran, heran! Treten Sie näher und bestaunen Sie die Launen der Natur! Sehen und erleben Sie die einzigen beiden blökenden Alpakas der Welt. Lachen Sie über Olaf, den kichernden Kranich und seine lachgasvergifteten Heringe. Treten Sie ein in die wunderbare Welt des Bizarren und wundern sich über die beiden nepalesischen Wüstenrennmäuse, die sich zwei Köpfe teilen, aber jeweils nur ein Augenpaar haben. Kinder unter sieben Jahren zahlen nur halben Eintritt." Der livrierte Mann zwirbelte sich stolz seinen Spitzbart, hakte seine behandschuhten Daumen unter seinem Hosenträger unter und fuhr fort, die Leute für seine tierische Freakshow zu interessieren. "Heran, heran! Treten sie näher und bestaunen Sie die Launen der Natur..."

In ihrem kleinen Käfig hinter dem großen Festzelt bereiteten die beiden Alpakas sich auf ihren Auftritt vor.
"Määäääh."
"Ja, nicht schlecht, Kamerad."
"Findest du?"
"Natürlich. Das machst du ganz großartig. Exorbitant. Wenn ich die Augen schließe, denke ich manchmal, du wärst ein Schaf."
"Danke, mein bester Freund unter der Sonne. Soll ich noch mal?"
"Tu dir keinen Zwang an, Kollege."
"Na gut, wenn du es sagst." Das Alpaka räusperte sich. "Määäääh."
"Boah, Jungs, ihr hihi geht mir gerade tierisch auf den hihi Sack. Hihi."
"Ach, wertester Olaf, was verstehst du denn schon von Kunst? Das ist darstellendes Spiel. Wir verzaubern mit unserer Bühnenshow die Menschen und bringen ihnen ein klein wenig Licht in ihren trüben Alltag."
"Ja, aber hihi ich hatte ne harte hihi Nacht. Ist einfach kacke, wenn man hihi nicht pennen kann, weil hihi dieses beschissene Kichern einen wachhihihält. Scheiß Lachgas!"
"Ich denke, wir können deine Missgunst gegenüber dieser Situation weitgehend nachvollziehen, Bruder im Geiste. Aber dennoch erlaube uns, für unseren Auftritt zu proben. Walther, möchtest du?"
"Mit dem allergrößten Vergnügen, Gustav." Ein erneutes Räuspern folgte. Und dann: "Määäääh." Die folgende Pause, in der absolut gar nichts geschah, war derart kurz, dass sie niemand bemerkte - doch dann sagte Walther auf einmal und vollkommen unvermittelt: "Ich finde, Gustav, dass wir unseren Beruf hier an den Nagel hängen und eine Reise unternehmen sollten. Nach Dänemark vielleicht."
"Warum eigentlich nicht, mein Freund", sagte Gustav. Die beiden Alpakas erhoben sich, sprangen aus dem Käfig (der natürlich offen stand, da Alpakas generell sehr kultivierte Tiere sind) und machten sich auf den Weg in die Stadt.

...

"Was hast du denn für uns? Sag schon?"
"Wadde... wadde... nochn bisschen. Da sindse auch schon." Der rosarote Elefant stand auf und ging zur Tür seines Reisebüros. Draußen standen zwei Alpakas. Die drei Tiere steckten ihre Köpfe zusammen - wobei die Alpakas sich ziemlich tief bücken mussten - und schienen über irgendetwas zu beraten. Die beiden Kakerlaken konnten nicht verstehen, um was es ging, aber es erschien ihnen auch nicht weiter wichtig angesichts des verlockenden Zwiebackrestes auf dem Tisch. Es dauerte nicht lange und Norbert kam zurück.
"So, Jungs, könnt aufsteign."
"Du meinst, wir sollen nach Dänemark..."
"Dresden."
"Lass mich ausreden, Kurt. Nach Dänemark also über Dresden reiten auf zwei... was sind das überhaupt für Dinger?"
"Alpakas", sagte der Elefant. "Sie blöken, wennde sie lieb drum bittest."
"Warte mal..." Kurt war etwas aufgefallen. "Woher hast du gewusst, dass sie kommen werden?"
"Ey, wieviele rosane Elefanten kennst du, die sowat nich an können sind?"

...

Drei Tage später und vierzehn Kilometer vor Dresden. Landstraße

"Sag mal, mein mir idiell äußerst wertvoller Zeitgenosse, warum bin ich es eigentlich, der unsere beiden Gäste tragen muss?"
"Du weißt doch, ich habe es bös im Rücken, Gustav. Außerdem wiegen sie doch nicht viel."
"Trotzdem würde ich es gutheißen, wenn wir eine kleine Rast einlegen könnten."
"Du hast Recht, mein liebster Freund von allen. Lass uns eine Pause einlegen. Danach kann ich die beiden Insekten ja tragen, wenn du magst."
"Das wäre mehr als liebenswürdig, mein puschliger Artgenosse."
"Sagt mal", mischte sich nun Kurt ein, "ihr redet die ganze Zeit von Genossen und so. Seid ihr etwa Kommunisten?"
"Nein, mein größentechnisch minderbemittelter Freund. Wir sind Alpakas."
"Weil mein Freund, der Jürgen hier, der ist nämlich Kommunist. Und ich auch."
"Das macht doch nichts... Wir Alpakas respektieren grundsätzlich jede Lebensform. Und sei sie auch noch so... merkwürdig." Seine letzten Worte unterstützte Walther, indem er mit seinem Kopf eine Geste in Richtung eines Tieres machte, das unbeeindruckt von der Reisegesellschaft auf der Wiese neben der Straße stand und sich den Bauch vollschlug. Das Tier war weiß, relativ rund und wedelte vergnügt mit seinem Puschelschwanz. Beinahe wie ein Pudel, nur weitaus hässlicher.
"Sag, mein brüderlicher Freund, was ist das denn?"
"Ich weiß nicht. Vielleicht sollten wir hingehen und das Tier einfach selbst fragen."
"Meinst du, das wäre eine gute Idee? Was, wenn es feindselig ist?"
"Aber ich bitte dich, mein vorsichtiger Wegbegleiter, wer könnte uns beiden gegenüber denn schon feindselig sein?"
"Schaf", murmelte Jürgen und putzte sich mit seinem Fühler das Gesicht. "Es ist ein Schaf."
"Ach, das ist also ein Schaf... merkwürdig."
"Du sagst es, Kompadre. Sehr merkwürdig. Hätte ich geahnt, wie hässlich diese Tiere sind, hätte ich niemals versucht wie eines zu blöken."
"Ja, direkt widerlich, dass wir versucht haben, wie sie zu sein. Entwürdigend."

In diesem Moment wurden die beiden Alpakas jäh unterbrochen, als nämlich ein Reisebus aus dem Thüringischen mit überhöhtem Tempo die Landstraße entlanggeschossen kam und Walther beinahe frontal erwischt hätte, wenn dieser nicht im letzten Augenblick mit einem schier heldenhaften Satz direkt vor die Hufe des Schafes ausgewichen wäre. Der Reisebus enthielt übrigens eine Ortsgruppe der anonymen Alkoholiker, die gerade eine Kaffeefahrt nach Polen unternahm. Man wollte sich dort in entspannter Atmosphäre von der Geißel Alkohol lossagen und hemmungslos der reinigenden Kraft des klaren Gebirgsquellwassers hingeben. Oder sowas in der Art.

"Ey, du Kuh. Verpiss dich von meiner Wiese!"
"Erlaube mal, unflätiger Bauerngesell. Ich bin keine Kuh, ich bin ein Alpaka."
"Mir egal. Du stehst in meinem Mittagessen. Hau ab hier."
"Ja, schon gut. Ich werde einfach wieder gehen... siehst du, ich bin beinahe weg..." Walther entfernte sich langsam aber sicher von dem schnaubenden Schaf, das nicht im Entferntesten so wirkte, als wolle es diesen Frevel einfach so hinnehmen.
"Nicht so schnell, Alpenkahn!"
"Alpaka."
"Scheiß drauf. Du warst in meinem Essen. Und niemand steht ungestraft in meinem Essen, wenn... ach du scheiße, was ist das denn?" Das Schaf gab seine bedrohliche Haltung auf und legte sich auf den Boden. Walther konnte im ersten Moment nichts mit dem plötzlichen Sinneswandel seines Gegenübers anfangen, doch dann erkannte er, dass das Schaf lachte. Es rollte sich kreuz und quer über die Wiese und blökte sich die Seele aus dem wolligen Leib. "Haar... Haarausfallwilli ist wieder da... das gibts ja nich!"
Walther drehte sich um die eigene Achse und sah ein bedrückt wirkendes Kamel die Straße entlang marschieren. Dem Höckertier fehlte hinter dem rechten Ohr ein Fellbüschel von der Größe eines Meerschweinchens, was anscheinend der Grund für den Heiterkeitsausbruch des Schafes war.
"Du bist Willi?", fragte das Alpaka und sein Gesicht drückte pure Anteilnahme aus.
"Jaja... ich weiß schon. Ich hab Haarausfall. Nun lach schon." Das Kamel kämpfte offensichtlich mit den Tränen.
"Das würde ich nicht tun, mein Freund. Ich bin Walther und ein Alpaka. Wir lachen nicht über andere, da wir sehr kultiviert sind. Das da vorne an der Straße ist mein bester Freund unter der Sonne Gustav. Er trägt zwei Kakerlaken auf dem Rücken."
"Warum tut er das?"
"Sie möchten nach Dresden. Was führt dich in diese Gegend?"
"Das ist eine sehr, sehr lange Geschichte", sagte das Babysandbankkamel. "Ich bin leider nie dazu gekommen, sie jemandem zu erzählen, weil die Leute immer über mich lachen, sobald sie mich sehen."
"Ich lache ganz gewiss nicht über dich."
"Wirklich? Aber alle lachen. Kakerlaken, dieses gemeine Schaf, der lachende Otter Sven vom Hafen und dann war da noch diese äußerst fiese Seekuh. Dabei hatte die einen Überbiss."
"Komm, mein höckriger Zeitgenosse. Meine Freunde und ich wollten gerade eine Pause einlegen. Wenn du magst, kannst du uns Gesellschaft leisten. Das wäre wirklich ganz unsagbar reizend. Vergiss dieses Schaf, es hat keine Manieren."

...

Noch lange saßen die fünf Tiere am Wegesrand, ignorierten das infernalische Gelächter des frechen Schafes und erzählten sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten. Sie lauschten gespannt der Geschichte, wie Gustav und Walther damals in Neuseeland die Volksfront für Alpakas gegründet hatten, lachten über Kurts und Jürgens Missgeschick am Lotterbett und zitterten mit dem Babysandbankkamel, das noch einmal haarklein erzählte, wie es von der arabischen Wüste bis hierher gekommen war.
"Naja, und dann war jedenfalls dieser verrückte Erfinder. Der wollte meine Gene benutzen, um eine neue Rasse von Killerrobotern zu bauen. Ich hab natürlich abgelehnt, weil so etwas vollkommener Unsinn wäre."
"Ja, da tatest du gut dran, junges Höckertier. Das wäre wirklich Unsinn."

 
Zuletzt bearbeitet:

Diese Geschichte entsprang aus einer Schnapsidee im Chat. Irgendwann haben Malinche, sirwen, Felsenkatze und ich uns gegenseitig mit reichlich bekloppten Vorgaben für eine eventuell zu schreibende Geschichte totgeschmissen.
Ich habe das Log aufgehoben und beschlossen, daraus tatsächlich eine Art Geschichte zu basteln. Ja, sie ist unsagbar albern geworden, aber das macht nichts.
Ich hatte jedenfalls meinen Spaß :D

... tschuldigung... :schaf:


edit
Das Frollein Malinche hat ihrerseits nun ebenfalls eine sehr lesenswerte Geschichte zu diesen Vorgaben geschrieben:
Kakerlaken leben länger

 

Hähä,

ich bin Erste und das, obwohl ich nicht zur benannten Zielgruppe gehöre. Und aus diesem Grund gehen wahrscheinlich 127 Insiderwitze ungenutzt an mir vorbei. Trotzdem fand ich es herrlich sinnfrei und genau das richtige an einem anstrengenden Tag wie heute. :D

Und ich hab auch noch ein Fehlerchen gefunden:

mein mir idiell äußerst wertvoller Zeitgenosse
ideell - außer du wolltest es in deinem speziellen Fall vom Wortstamm Idiot ableiten ;)

Dankeschön,

kira.

 

Hey gnoebel!

Bist du aber albern.
Nein, kleiner Witz.

Natürlich ist die Geschichte albern, aber sie hat mir trotzdem gefallen. Aber gegen Ende zieht es sich etwas arg. Als sie dann auch noch dieses Haarausfallkamel treffen, finde ich es etwas ... mhm, fad. Aber vor allem der Anfang ist wirklich Klasse und voller lustiger Ideen, schade, dass sich das nicht bis zum Ende hält.

Hier ein paar Details:

Es gibt sicher Freundschaften, die verheißungsvoller beginnen.
Hehe.

den Altglascontainer von Trink aus, is lecker nach Alkoholresten zu durchsuchen und diese dann in seiner eigenen Kaschemme zu verkaufen. Dazu hatte er mithilfe dreier Marienkäfer und einer fies dreinblickenden Raupe namens Karl Heinz einen Schuhkarton im Hinterhof der Kneipe belagert und darin ein mehr als gemütliches Ambiente geschaffen.
Nette Idee. Überhaupt, viele nette Ideen! Und nicht dieses abwertende "nett, aber naja", sondern das "nett, im Sinne von wirklich gut".

Das wäre wirklich Unsinn.
Hehe, das Ende hängt etwas in der Luft.

In diesem Sinne
c

 

Moin kira,

Und aus diesem Grund gehen wahrscheinlich 127 Insiderwitze ungenutzt an mir vorbei.
Hehe... Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es hier Insiderwitze gibt... Zur Not könnte ich die "Vorgaben" noch mal posten (das waren aber ne Menge)
Trotzdem fand ich es herrlich sinnfrei und genau das richtige an einem anstrengenden Tag wie heute.
Heißen Dank.
ideell - außer du wolltest es in deinem speziellen Fall vom Wortstamm Idiot ableiten
Nein, profaner Tippfehler. Ich mach keine Wortspiele. ;)

Moin chazar,

Natürlich ist die Geschichte albern, aber sie hat mir trotzdem gefallen.
Das freut mich. Danke.
Als sie dann auch noch dieses Haarausfallkamel treffen, finde ich es etwas ... mhm, fad.
Och, das Kamel find ich eigentlich schon niedlich.
Mal sehen, ob ich gegen die Luftausgehung noch was machen kann.
sondern das "nett, im Sinne von wirklich gut".
supi

 

Hi Gnoebel!

:rotfl: :rotfl:

Bin überwältigt! Eine Widmung! :shy:
Also, eigentlich war ich ja gar nicht so daran beteiligt, ich habe nur den Tequila gereicht und dann bin ich nicht mehr nachgekommen... :D Aber die kg ist echt geil, genauso wirr, wie ich es mir vorgestellt habe!
:thumbsup: Mehr kann ich gar nicht schreiben, einfach herrlich, was du aus dem Stoff gemacht hast! (Und ich habe gemeint, Malinche schreibt sie...)

Nochmals: :D :D

Grüsse
roboter

 

:rotfl:
Meine Güte. Dabei bin ich nur mal eben auf die Seite gekommen, um mich ein bisschen abzulenken. Denn rate mal, lieber gnoebel, woran ich grade schreibe? :D
Danke für die Widmung.
Na ja, eine konstruktiv-sachliche Kritik erwartest du hoffentlich nicht. Ich kann dir auch nur sagen, dass ich die Geschichte herrlich albern fand. Genauso war das nach dem Chat zu erwarten. Und du hast wirklich alles untergebracht. Wunderbar. :alpaka: Sogar den Tequila.
Jetzt traue ich mich ja fast nicht mehr, meine Geschichte zuende zu schreiben. Ich versuche es aber trotzdem.
Vorher lese ich die hier noch mal.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hui.. so viele Smilies...

Moin sirwen,

Bin überwältigt! Eine Widmung!
Jaha, und was für eine
ch habe nur den Tequila gereicht
Ich glaube, nein ich bin mir gar ziemlich sicher, daß das wohl das wichtigste überhaupt war.
einfach herrlich, was du aus dem Stoff gemacht hast!
Dankeschön.

Moin Malinche,

Denn rate mal, lieber gnoebel, woran ich grade schreibe?
Hehe... Ich kann mir grob denken, worum es ungefähr gehen wird.
Ich kann dir auch nur sagen, dass ich die Geschichte herrlich albern fand.
Das freut mich, danke.
Jetzt traue ich mich ja fast nicht mehr, meine Geschichte zuende zu schreiben.
Na holla... das wollte ich nun gewiss nicht erreichen ;)
Hau rein und schreib das Ding fertig, aber hurtig.

 

:alpaka:

Klasse Anfang, gnoe, danach lässt es etwas nach. Aber wie konntest du es wagen, Alpakas Schafe spielen zu lassen?! :xxlmad: Frechheit.

Mich würden die Vorgaben übrigens durchaus interessieren, poste sie hier doch mal.

Generell war es albern, witzig, sinnfrei - und ich hätte die beiden tatsächlich noch in Dänemark ankommen lassen, das wäre witzig geworden, so wie ich dich kenne.

Kira:

Hähä
Welch nette Begrüßung ;)

Jetzt bin ich auf Malinche gespannt. Vorgaben scheinen ja zur Zeit echt in zu sein - an deinen bastle ich immer noch...

schöne Grüße,
Anea

 

hi ann,

Klasse Anfang, gnoe, danach lässt es etwas nach.
Danke. An der Nachlassung bastel ich wie gesagt nochmal. Ich nehme an, du meinst auch die Stelle mit dem Kamel...
Aber wie konntest du es wagen, Alpakas Schafe spielen zu lassen?! Frechheit.
Das zeigt nur ihre Kultiviertheit und Intelligenz. Ein Schaf würde es zB nicht schaffen, ein Alpaka nachzuahmen.
Vorgaben scheinen ja zur Zeit echt in zu sein - an deinen bastle ich immer noch...
Das will ich auch hoffen :whip:
Mich würden die Vorgaben übrigens durchaus interessieren, poste sie hier doch mal.
Na gut, weil du das bist. Ein Auszug der Liste:
- Eine Geschichte mit Alpakas
- Schafe als die bösen und Vielfraße
- Sprechender Tequila
- Eine Sexszene zweier kommunistischer Kakerlaken (eine schwul)
- Kichernder Kranich der kichert, weil er lachgasvergiftete Heringe gegessen hat
- Babysandbankkamel mit Haarausfall hinter dem rechten ohr, weswegen ihn die anderen immer hänseln
- Rosaner Elefant, der in seiner Freizeit Marylin Manson hört und Fotos von der Rhein-Ruhr-Mündung sammelt

 
Zuletzt bearbeitet:

Darum schrob ich auch "Auszug" :p

Der genmanipulierte Killerroboter am Schluß war auch eine Vorgabe, sollte aber nur am Rande auftauchen. Tut er auch: einmal ganz am Anfang (Titel) und einmal ganz am Schluß. Jaha, ich mach mir halt Gedanken...

 

Hallo gnoebel!

War amüsant zu lesen. Jetzt nicht unbedingt zum Ablachen aber immerhin.
Ich würd ja gern noch etwas mehr schreiben aber dafür bin ich zu kultiviert. :D

Gruß :alpaka:
Nicht das du denkst, ich hätte diese Kritik als Vorwand für die Nutzung dieses Smilies benutzt.

 

Moin kultivierter flashbak,

War amüsant zu lesen. Jetzt nicht unbedingt zum Ablachen aber immerhin.
danke :schaf:

Moin ebenfalls kultivierte jynx,

Auch dir vielen Dank.

Hat Felsenkatze dir verraten, dass wir ca. fünf Sekunden über Mein Leben als Kakerlake für das Challenge-Thema nachgedacht haben?
Nein. Die Vorgabe der Kakerlakensexszene stammt von mir...
Ich kenne echt keinen anderen Autoren, dem ich sowas durchgehen lassen würde. Bei dir trifft das immer genau mein Komikzentrum - dieser absurde Quark.
Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mich das freut. Echt jetzt.

 

Du bist ein Kerl!" [...]
"Ja, du etwa nicht?"
:D
"Aber mein Bier..."
"Scheiß doch auf das Bier."
"Ich glaube, das hat schon irgendjemand anders für mich gemacht."
hehe
Der Elefant lächelte geheimnisvoll und eine mystische Aura umspielte seinen linken Stoßzahn.
herrlicher Satz
"Ey, wie viele rosane Elefanten kennst du, die sowat nich an können sind?"
:lol:
"Erlaube mal, unflätiger Bauerngesell.
:lol:

Hi gnoebel,

nach dem Ende dachte "Oh, schade ..."
Hätte echt noch mehr von dieser skurillen Welt gelesen.

In natura hasse ich Insekten über alles, aber so als Geschichten oder Zeichntrickfilme bin ich immer voll der Fan von (Große Krabbeln, Ants ... jaja).

Aber der Schlusssatz muss natürlich der Schlusssatz sein. Äh ... also, du verstehst.

Sehr gerne gelesen.

Tserk!
Gefundene Fehler:

Für eine Kakerlake von Welt gab es vermutlich nichts besseres, als diesen Ort.
Besseres
Kurt zog das vergammelte Gebäckstuck aus einer Tasche unter seinem Panzer hervor und nahm einen frustrierten Bissen.
Gebäckstück
Angewidert spuckte Jürgen die Flüssigkeit auf den Boden und die beiden Kakerlaken krabbelten von Dannen.
dannen
Norbert kochte sich einen Tee. Seiner Meinung nach gab es an einem Abend wie diesem nichts besseres, als schwarzen Tee mit einem Spritzer Zitrone und diesen kleinen dänischen Löffelbiskuits.
Besseres
"Wat woll ihr? Feierabend is."
wollt
"Ey, wieviele rosane Elefanten kennst du, die sowat nich an können sind?"
wie viele; am?
"Weil mein Freund, der Jochen hier, der ist nämlich Kommunist. Und ich auch."
Jürgen?
Dem Höckertier fehlte hinter dem rechten Ohr ein Fellbüschel von der Größe eines Meerschweinchens, was scheinbar der Grund für den Heiterkeitsausbruch des Schafes war.
anscheinend (scheinbar bedeutet, dass es eben nicht so ist)
"Das ist eine sehr sehr lange Geschichte", sagte das Babysandbankkamel.
sehrKOMMA
Kakerlaken, diese gemeine Schaf, der lachende Otter Sven vom Hafen und dann war da noch diese äußerst fiese Seekuh.
dieses

 

Ach du meine Güte, ist das echt schon so lange her...


Moin Tserk,

Danke für alles (wie immer). Fehler sind verbessert (wie immer).
Schön, daß dir dieser Text gefallen hat. Brutalst albern natürlich, aber es hat auch brutalst Spaß gemacht damals, das Ding zu schreiben.

Aber der Schlusssatz muss natürlich der Schlusssatz sein. Äh ... also, du verstehst.
Ehrlich gesagt nicht so ganz

 

Hallo gnoebel!

Ich bin, was Kritiken angeht, kein Mann der großen Worte. Alles, was mir zu dieser Geschichte einfällt, ist: Großartig! Sie hat alles, was ich von einer Humorgeschichte erwarte: Skurrile Charaktere (mit den intellektuellen Alpakas als Highlight), Splapstik-esque Situationen und untergründigen Humor.
Außerdem finde ich, dass die Besetzung des Schafs diesmal als Bösewicht auch cool ist.
Ich weiß, diese Kritik ist so sinnvoll wie die Erfindung des Butterzerlassgefäßes, aber mehr fällt mir einfach nicht ein. Du kannst mir sicher verzeihen, oder ;) ?

Grüße,

Patrick

 

Moin Patrick,

Danke fürs Lsen und so. Freut mich, daß es dir gefallen hat.
Da verzeihe ich dir auch die Butterzerlassgefäßerfindungssinnvolligkeit deines Kommentars ;)

 

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