Was ist neu

Kein Weg zurück

Seniors
Beitritt
22.03.2005
Beiträge
1.284
Zuletzt bearbeitet:

Kein Weg zurück

Das Geflacker der Lampen verstärkte seine Nervosität; Christoph lief auf dem Bahnsteig umher - fünf Schritte nach links, fünf Schritte nach rechts - und schaute ständig auf die Uhr. Wie sollte er es sagen? Am liebsten wäre er davongelaufen, aber das ging nicht. Er hatte Frau und Kind in der Stadt, und die anderen wussten das.
Zum wohl hundertsten Mal griff er sich an das schweißnasse Nackenhaar.
Wie konntest du das nur tun? Was hast du dir dabei gedacht, dich auf so etwas einzulassen? Es gibt doch so viele Menschen, die ähnliche Probleme haben, warum musstest du so tief sinken?
Aber er wusste, dass er keine Wahl hatte. Andere Väter ließen vielleicht zu, dass ihre Töchter in einem Viertel aufwuchsen, in dem an jeder Straßenecke Jugendliche mit Messern herumfuchtelten und wegen nichts und wieder nichts aufeinander einprügelten oder Junkies sich öffentlich den Schuss setzten, wo ihre Frauen von Perversen begrapscht wurden und die Wohnungsflure nach Pisse stanken.
Wo du an jeder Ecke an irgend so einem Irren mit nem Klappmesser vorbeimusst, der dich anstiert.
Ein Schatten schritt die Treppe zum Bahnsteig herauf und kam näher. Um diese Zeit fuhren keine Züge mehr, und für einen Penner hatte er einen zu aufrechten, selbstbewussten Gang. Es musste sein Mittelsmann sein. Christoph fröstelte, obwohl der Wind etwas nachließ.
Die Gestalt eines hochgewachsenen Mannes schälte sich aus dem Schatten, der Blick kalt und stechend. Christoph unterdrückte den Impuls, vor ihm zurückzuweichen.
Diesen Fehler darf ich niemals begehen, rief er sich ins Gedächtnis. Wer Angst hat, ist sofort verdächtig.

---

„Ziemlich ungerecht, oder?“
Christoph blinzelte. Dass sein eigener Chef ihn so ansprechen würde, damit hatte er am allerwenigsten gerechnet.
„Na ja, Ein-Euro-Job halt. Man tut alles, um wieder wo unterzukommen.“ Was wollte der Kerl? Ihn demütigen? Dann konnte er gleich sehen, wie ein Putzlappen in der Fresse schmeckt!
„Auf diese Weise hast du schlechte Aussichten. Ich mein, ich seh zwar, dass du wie ein Irrer die Graffitis runterschrubbst, aber das heißt nicht, dass du am Ende einen festen Job kriegst. Ne Putze wollte ich mir sowieso nicht leisten. Eher gucken dich alle komisch an, weil du deinen eigenen Lohn drückst, indem du zu schnell fertig wirst.“
„Soll das heißen, ich soll den Kopf in den Sand stecken und zu Hause rumsitzen?“
„Nein. Ich meine, wenn du Geld brauchst – wirklich ordentliches Geld – dann habe ich was anderes für dich.“
Christoph ließ den Lappen sinken. Er spürte, wie ein Adrenalinstoß durch seine Adern ging. Gab ihm das Leben endlich wieder eine Chance? Konnte das sein, so zufällig, aus heiterem Himmel? Er musste sich zusammennehmen, um sich aus seiner plötzlichen Starre zu lösen. „Und was muss ich da machen?“
Der Mann beugte sich nach vorne, Christoph konnte seine Nikotinfahne riechen.
„Es ist was Inoffizielles.“
Die Euphorie verebbte augenblicklich. Das wäre ja auch zu schön gewesen.
Der Mann, zu dem ihn das Arbeitsamt geschickt hatte, war ein untersetzter, unrasierter Kettenraucher in Lederjacke. Ein wandelndes Klischee vom zwielichtigen Burschen. Christoph hatte sich ohnehin die ganze Zeit gefragt, wieso jemand seinen neuen Firmensitz in einem derart unscheinbaren Hinterhof einrichten wollte. Noch dazu in diesem Drecksviertel.
„Hören Sie, wenn das was Illegales sein sollte, damit möchte ich wirklich nichts zu tun haben …“
„Hey, warum so ängstlich? Okay, dann eben nicht. Dann schrubbst du weiter, und ich empfehl dich beim Arbeitsamt als Putze, wenn du so scharf drauf bist.“ Der Mann sog achselzuckend an seiner Zigarette und kehrte Christoph den Rücken zu.
Er konnte später nicht mehr sagen, was ihn getrieben hatte, aber in diesem Moment hatte er ein Gefühl, als ob sich das Leben von ihm abwandte. So lange hatte er versucht, Arbeit zu finden, und je länger er suchte, desto weniger Rückmeldungen bekam er. Es war, als wäre das Angebot eben ein Zeichen gewesen, und er hätte es nicht gesehen.
„Warten Sie.“ Er klatschte den Lappen in den Eimer und lief hinterher. „Was für ein Job ist das?“

---

„Die Nacht hat viele Gesichter.“ Die dunkle Stimme des anderen klang fest und routiniert.
„Erst der Morgen bringt wieder das Licht“, ergänzte Christoph die Losung. Seine Stimme bebte.
„Bist das erste Mal dabei, was?“ Der Mann verzog die Mundwinkel zu einem Paviangrinsen. „Hast du den Stoff?“
„Ich ...“ Christophs Stimme versagte. Das kumpelhafte Grinsen, aus dem er einen Augenblick lang Mut geschöpft hatte, erlosch, und auf dem Gesicht des anderen spiegelte sich nur noch wachsende Ungeduld.
„Ich ... bin vorhin überfallen worden.“ Seine Worte klangen so dumpf, als würden sie zwischen ihm und dem anderen zu Boden fallen.
Für einen schrecklichen langen Moment schien die Zeit stillzustehen. Der Mittelsmann stand wie ein Felsen da und starrte ihn an. Christophs Beine waren wie festgenagelt. Plötzlich wurde der Blick noch stechender, die Miene des Pavians erstarrte zu einer brutalen Maske.
„Was faselst du da? Heißt das, du hast dir das Koks klauen lassen?“ Der Mann kam ihm jetzt so nahe, dass ihre Gesichter sich fast berührten. Christoph fiel plötzlich auf, dass der andere Handschuhe trug.
„Ich kann nichts dafür.“ Seine Stimme zitterte. „Da kamen zwei Typen aus dem Hinterhalt. Sie haben mir die Tasche weggerissen. Einer verpasste mir einen Kinnhaken. Es müsste hier ganz blau sein.“ Er wies auf die Stelle.
Der Mittelsmann rührte sich nicht. Er starrte ihn nur weiter aus kalt blitzenden Augen an.
„Könntest dir auch selbst eine gezockt haben. Oder der Kumpel, mit dem du Halbe-Halbe machst.“
„Aber es ist die Wahrheit!“ Christophs Stimme wurde schrill, überschlug sich in Panik. „Sie haben mir die Tasche weggenommen. Warum sollte ich lügen? Ich weiß doch, wie das bei euch läuft. Wer euch bescheißt, ist so gut wie tot.“
„Vielleicht bist du ja einfach nicht der Hellste. Denkst nicht so weit voraus. Warum wärst du wohl sonst so blöd gewesen, das Zeug in einer Tragetasche rumzuschleppen, statt am Körper, wie das für Kuriere Vorschrift ist?“
Christoph starrte den Mann an.
Natürlich, ich bin in jedem Fall schuld, weil ich den Verlust hätte vermeiden können.
Ein eisiger Klumpen bildete sich in seiner Magengrube.

---

„Du hast einen Job als Nachtwächter?“
„Ja.“ Christoph blickte an Britta vorbei.
„Und warum siehst du mich nicht an? Du hattest doch schon miesere Jobs.“
„Ja, stimmt, diesmal bin ich noch gut dran.“
„Und warum machst du ein Gesicht, als hättest du eine Flasche Essig geschluckt?“
„Ach, das ist nur … der Chef. Ist ein ziemliches Ekel.“ Er zuckte hilflos die Schultern und hängte umständlich seine Jacke auf. Draußen brüllte jemand wüste Beschimpfungen, und ein stumpfer Gegenstand wurde gegen eine Tür geschlagen.
„Und der arbeitet auch nachts?“ Ihr Blick verhärtete sich.
„Britta, ich bin müde. Kannst du mich nicht morgen damit löchern?“
„Ich will nur wissen, was mit dir los ist. Seit Wochen läufst du total gehetzt durch die Gegend und jammerst, wie schuldig du dich fühlst, weil du die Familie nicht durchbringen kannst, und dann hast du einen Job und kriegst nicht das kleinste Lächeln zustande. Was ist los?“
„Ich bin wirklich nur müde. Britta …“
„Du hast mir versprochen, dass du dich nicht in irgendwas reinziehen lassen würdest …“
„Ich lass mich auch nicht in was reinziehen. Es ist wirklich, wie ich gesagt habe.“
Britta antwortete nicht. In ihrem Blick mischten sich Angst und Sorge, aber auch Ärger. Hätte Anja in ihrem Laufstall nicht plötzlich zu wimmern angefangen und Brittas Aufmerksamkeit beansprucht, er hätte nicht gewusst, wie er es ihr noch länger verschweigen sollte.
Irgendwann würde er es ihr sowieso erzählen. Wenn sie aus diesem Drecksloch raus waren.

„Hör zu, Junge.“ Der Mittelsmann entspannte sich etwas und trat einen Schritt zurück. Seine drohende Haltung verschwand, und Christoph sah nur noch den Ärger eines Mannes, dem im Arbeitsalltag etwas dazwischen gekommen war. Er sprach jetzt ernst und eindringlich. „Ob du die Wahrheit sagst oder nicht, ist bei uns unwichtig. Der Stoff ist weg, und wir sind sauer. Basta. Ob du ihn verschlampt oder geklaut hast, ist uns scheißegal. Wir wollen die Kohle wiederhaben, und zwar den Verkaufspreis. Du kommst jetzt mit mir. Wenn du Glück hast und der Chef knallt dich nicht sofort ab, kriegst du vielleicht ne Chance. Aber die Fristen sind bei ihm ziemlich kurz. Scheiße, ich möchte echt nicht in deiner Haut stecken.“
Christoph schluckte. „Wie viel ...?“ Seine Stimme versagte.
Der Mann musterte ihn mit einem bedauernden Blick, der ihm fast so viel Angst machte wie die drohende Gestik zuvor. „Das sollte jetzt wohl deine geringste Sorge sein, Junge. Ich kann dir noch nicht einmal garantieren, dass du so lange am Leben bleibst. Und wenn, wird das kein Zuckerschlecken für dich. Kann sein, dass du 'ne Bank überfallen musst, um die Kohle rechtzeitig reinzukriegen. Wenn du ganz großes Glück hast, musst du vielleicht nur ein paar Monate umsonst für uns arbeiten.“
Christoph nickte langsam. Er ballte die Hände zu Fäusten, damit der andere nicht merkte, wie sie zitterten.

---

Eigentlich war es ein ganz gemütlicher Job. Alles, was er tun musste, war, mit ein wenig Koks durch die Straßen zu spazieren und es am Bahnhof abzuliefern. Er hatte das ganze Zeug in einer Tragetasche verstaut, weil er befürchtete, es könnte ihm etwas unten aus der Jacke herausfallen. In den Filmen hatten sie immer große Plastiktüten, aber diese hier waren kaum so lang und so dick wie sein Zeigefinger. Wie sollte er die alle behalten ohne Tasche? Sollte dieser Gorilla doch reden, was er wollte. Wenn er sich dem Treffpunkt näherte, würde er den Stoff eben wieder unter die Jacke stopfen, ganz „nach Vorschrift“.
Die Route, die der muskelbepackte Eintreibertyp ihm gegeben hatte, führte ihn durch Straßen, die selbst für die Verhältnisse seines Viertels einen ziemlich üblen Ruf hatten. Er fragte sich, warum er einen so komplizierten Umweg nehmen musste. Es war ja nicht so, dass es in der Gegend von Bullen wimmelte. Allerdings lungerten dort auch mehr Gestalten rum, von denen er im Dunkeln lieber nicht angequatscht wurde.
Das Dumme war nur, dass er jetzt zu viel Zeit zum Nachdenken hatte. Seltsam, er hatte sich zwar immer wieder ausgemalt, wie er sich fühlen würde, wenn man ihn erwischte, aber an die Teenager, die sich mit dem Zeug zugrunde richteten, nicht einen Gedanken verschwendet. Es hatte in letzter Zeit eine ziemliche Crackepidemie im Viertel gegeben. Warum hatte er daran nicht gedacht?
Er bog in eine Seitengasse ein, die selbst das Licht zu verschlucken schien. Es war nur ein Durchgang zwischen zwei Gebäuden, auf dessen Boden seine Füße fast ins Rutschen gerieten.
Am anderen Ende der Gasse konnte er erkennen, dass der Boden der Straße dahinter ebenfalls vollkommen verdreckt war. Auf der anderen Seite stand eine übervolle, rostige Mülltonne.
Als er herauskam, wurde er plötzlich unsanft am Kragen gepackt.
„Na wen haben wir denn da. Ist uns doch glatt ein kleiner Fisch ins Netz gegangen. Durchsuch ihn.“
Christoph hatte gelernt, dass er in solchen Situationen schnell reagieren musste. Er trat dem Fremden in den Bauch und wollte losrennen, als ihm plötzlich von hinten ein Bein gestellt wurde. Er fiel aufs Gesicht, rappelte sich hoch und empfing einen Tritt gegen den Oberschenkel, der ihn fast gefällt hätte. Er humpelte drei Schritte, hörte, wie sich jemand von hinten näherte, drehte sich um und bekam einen Kinnhaken, der ihn hintenüber fallen ließ.
Der Schläger nagelte ihn am Boden fest, indem er seinen Unterschenkel so fest auf Christophs Bauch drückte, dass ihm übel wurde. Der Komplize, wahrscheinlich der, den er in den Bauch getreten hatte, riss und tastete an seiner Jacke. Durch das Rauschen in seinen Ohren konnte Christoph hören, wie sie aufgeregt einander zuraunten. Plötzlich griff einer nach Christophs Tragetasche, und beide brachen in überraschtes Gelächter aus. Die Tasche wurde von seiner Schulter gerissen, und der Druck auf seinem Bauch verschwand.
Nachdem die beiden Schläger gegangen waren, kam er langsam wieder zu sich. Ein Teil von ihm weigerte sich zu begreifen, was soeben passiert war. Er wünschte sich, die Zeit würde für immer stehen bleiben und er könne bis in alle Ewigkeit in diesem Dreck liegen, für immer in diesem Dämmerzustand. Bloß kein Denken, nur kein Begreifen, dass sein Leben endgültig vorbei war.

---

Der Pavian winkte ungeduldig. „Komm' mit. Hab' schließlich nicht ewig Zeit."
Wie in Trance registrierte Christoph, wie sich der Mann umdrehte.
Jetzt haben sie mich also endgültig reingezogen. Wie konnte ich nur so dämlich sein zu glauben, ich mache das einmal mit und dann Schluss?
Der andere stakste vor ihm die Treppe zur Unterführung hinab. Die Beleuchtung war teilweise ausgefallen, die verbliebenen Lampen warfen ein schummriges Licht. Christoph begriff, dass dieses Licht ihn von nun an nie wieder freigeben würde.

 

Ich weiß einfach nicht, was ich der Phantasie des Lesers zutrauen darf.
GAR NICHTS :)
Heißt es zumindest im Journalismus.
Die berühmten Wer, Wo, Was, Wann, Wie, Warum, Welche Folgen müssen abgedeckt sein. Besonders gut ist es wenn die drei "N":
Etwas Neues, etwas Nahes und etwas was die Neugier weckt erfüllt werden.
Meines Wissens.
D.A.L. - Dümmster anzunehmender Leser, um mal in der Sprache der Zeit zu bleiben. :D
Aber ich glaube mit diesem Problem haben sich schon viel gescheitere Leute herumgeschlagen.

bg, LE

 
Zuletzt bearbeitet:

Du hast den Klugscheißsmilie vergessen. :klug:

Ich bezog mich dabei auch eher auf die Wahlw ... Wortwahl. Allgemein wird ja immer gesagt, dass nur ein gekilltes Adjektiv ein gutes Adjektiv ist. Dantes Diagnose ist dieser modischen Lesegewohnheit natürlich geschuldet. Aber erstens ist das eine höchst umstrittene Sichtweise, die die großen deutschen Literaten längst nicht alle teilen, und zweitens braucht es auch ein gewisses Maß an Adjektiven, um die Vorgänge anschaulich zu beschreiben. Ist halt nicht so einfach. Ich zieh mir am besten mal sims Thread zur Verteidigung der Adjektive rein.

 
Zuletzt bearbeitet:

Morgen!

Wie, da schreibt man dir so viele positive Kritiken, und das ist der Dank? DUUUU ...
Püschel-Kritiken gibt's woanders - wenn's geil gewesen wäre, hätt ich auch nichts zerflücken müssen! :teach: :D


Perfekte Wahlwahl? :susp: Dann schauen wir doch mal genauer hin:

Zum Beispiel der Anfang:

Verzweifelt und ziellos lief Christoph am nächtlichen Bahnsteig umher.
Wie soll ich mir das vorstellen? Wirft er zeternd die Hände zum Himmel, während er von einer Laterne zur nächsten strauchelt und abprallt? :D Das ist keine präzise Formulierung, sondern ganz schwammiges Zeuch! :)

Oder so etwas - zuerst eine edle Formulierung:

Andere Väter mochten zulassen,

Perversen begrapscht wurden und die Wohnungsflure nach Pisse stanken.
Und dann begrapschen und Pisse ...


Aber das Hauptproblem ist, dass diese Story keine Resonanz erzeugt - ins eine Auge rein, ins andere raus - oder so ... da müssten wir die Betroffenen alle schon mal als Leser kennengelernt haben, um sich um sie Sorgen zu machen ... *blub*

Grüüße!

Dante

 

Ja, Dante, hab ich schon verstanden *tätschel*. :D

Aber deine ergänzenden Anmerkungen sind auch interessant. Könntest du die Story mal so richtig intensiv auseinandernehmen wie ich deine? Du weißt ja, ich habe bei dir immer mindestens zwanzig Stellen anzukreiden, und wenn die hier sprachlich nicht so gelungen ist, solltest du genauso viel finden.

 

So, eure Anmerkungen habe ich soweit umgesetzt. Das mit dem Schluss habe ich irgendwie nicht "kryptischer" oder "eindringlicher" hingekriegt, LE. Könntest du mich mal mit einer Idee füttern, ich habe Flasche leer ... :silly:

Warte jetzt noch ein paar Tage. Wo bleibt eigentlich Naut?

 
Zuletzt bearbeitet:

Besinnungslos verzweifelt lief Christoph am nächtlichen Bahnsteig umher.

Klassischer Fall von Verschlimmbesserung ... :D Warum nicht:
Das Geflacker der Lampen verstärkte seine Nervosität; David lief auf dem Bahnsteig umher, fünf Schritte nach links, fünf Schritte nach rechts - schaute ständig auf die Uhr. Wie sollte er es sagen? Am liebsten wäre er davongelaufen, aber das ging nicht.
Dann wird das Ganze viel atmosphärischer, hektischer und erhält dadurch mehr Spannung ... außerdem ist der Prot scharf. :)
Zum wohl hundertsten Mal griff er sich schmerzhaft in den vollen Haarschopf.

Haarschopf, und dann auch noch voll - bist du Frisör oder watt? ;) Ist doch völlig egal, ob der nen vollen Haarschopf hat, eher: sein Nackenhaar war klitschnass; Schweißtropfen sickerten unter sein Hemd ... und das "schmerzhaft" killen, das klingt nach Schmierentheater ...
Wie konntest du das nur tun?
Eben warst du noch in der dritten Person: "Wie sollte er es sagen?" Das ist ein Bruch.
Aber er wusste, dass er keine Wahl hatte.
Phrasendrescherei ...
Andere Väter ließen vielleicht zu, dass ihre Töchter in einem Viertel aufwachsen,
aufwuchsen
in dem an jeder Straßenecke Jugendliche mit Messern herumfuchteln und wegen Nichtigkeiten aufeinander
Nichtigkeiten? Viel zu geschwollen, besser: Nichts und wieder Nichts!
einprügeln, wo ihre Frauen von Perversen begrapscht werden und die Wohnungsflure nach Pisse stinken.
Alles in die Vergangenheit setzen, oder wie, oder watt? :D
Wo du an jeder Ecke an irgend so einem finsteren Typen mit 'nem Klappmesser vorbeimusst, der dich irre anstiert.

"Finsteren Typen" ist auch nix. "Irren" vielleicht
Ein Schatten schritt gemächlich die Treppe zum Bahnsteig herauf und kam näher.

"schritt gemählich" ist auch zu viel des Guten: "Ein Schatten erschien auf der Treppe zum Bahnsteig - kam näher; jemand hustete."
Erst jetzt spürte Christoph den eisigen Windhauch, der über den Bahnsteig pfiff.

Neeeee! "Christoph fröstelte, obwohl der Wind etwas nachließ."
Als sich die Gestalt eines hochgewachsenen, breitschultrigen Mannes aus dem Schatten schälte und ihn mit stechenden Augen fixierte, musste er seine ganze Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht zurückzuzucken.
Eher:
Ein Mann trat aus den Schatten, kleiner als Christoph, doch sein Blick war kalt - stechend. Christoph unterdrückte den Reflex, vor ihm zurückzuweichen.
"Ich ... bin vorhin überfallen worden." Seine Worte klangen so dumpf, als würden sie zwischen ihm und dem anderen zu Boden fallen.

Hm, klingt zu naiv für meinen Geschmack ...
Für einen schrecklichen langen Moment schien die Zeit stillzustehen.

Das ist auch völlig abgenudelt!
Der Mittelsmann stand wie ein Felsen da
Und das auch!
Christophs Beine waren wie festgenagelt.
Mit diesen ganzen Bildern erreichst du mE sehr wenig ...
die Miene des Pavians erstarrte zu einer brutalen Maske.

METAPHERN, jetzt im Sonderangebot! :D
"Aber es ist die Wahrheit!" Christophs Stimme wurde schrill, überschlug sich in Panik.

Der Dialog davor ist eigentlich ganz gut, hier kippt das Ding wieder ...
"Ich glaube dir, aber ich bin nicht dein eigentliches Problem.
Irgendwie wenig überzeugend; warum sollte er ihm plötzlich glauben?
Christoph nickte langsam. Er ballte die Hände zu Fäusten, damit der andere nicht merkte, wie sie zitterten. "Aber wie soll ich dann meine Familie durchbringen? Ich hab' meiner Frau nie erzählt, womit ich das Geld reinhole. Wie soll ich ihr erklären, dass ich jetzt arbeite und nichts verdiene?"

Also, das ist wohl das Letzte, was er den Typen fragen wird; vor allem auch noch die Familie mit reinbringen ...
Jetzt haben sie mich also endgültig reingezogen. Wie konnte ich nur so dämlich sein zu glauben, ich mache das einmal mit und dann Schluss?

Diese inneren Monologe erzielen auch nicht die erhoffte Wirkung ... und das liegt vor allem daran, weil man den Prot nicht kennt, seine Familie nicht, wie gesagt: Der Junge ist mir völlig schnuppe!
Die Beleuchtung war teilweise ausgefallen, die verbliebenen Lampen warfen ein schummriges Licht.
Na geht doch! ;)
Christoph begriff, dass er soeben eine Grenze passiert hatte. In eine Welt, die niemals jemanden freigab, den sie erst einmal verschlungen hatte. Deren Verderbtheit irgendwann auf ihn übergreifen musste, egal wie lange er sich dagegen wehrte.

Und hier bitte die Taschentücher ziehen! Neeee, lies das jemanden mal laut vor und frag ihn, was er dazu sagt.


Yo! Soweit so nicht gut ... wie gesagt: das funxt nicht richtig!


Liebe Grüüüße!

Dante

 
Zuletzt bearbeitet:

Na siehste, es geht doch! :D

Danke für deinen Vorschlag, was den Anfang betrifft. Das gefällt mir irgendwie. Solltest du doch ein feineres Gespür für Sprache haben als ich? Das könnte ich nicht ertragen. Das wäre ein Verstoß gegen die Schöpfungsordnung und alle ewigen Wahrheiten ... Arrrgghh!!! ( kann man nicht einen Smilie mit gequältem Gesichtsausdruck erfinden? Ey, Webby, wie wär`s? )

Haarschopf, und dann auch noch voll - bist du Frisör oder watt?

Aber Neihen.
Im Ernst: Ich fass es nicht, dass mir das passieren konnte, was ich bei anderen Autoren sofort ankreiden würde. Entweder ich habe eine gigantonomische literarische Entwicklung gemacht, oder ich bin einfach zu doof ...

Phrasendrescherei ...

Is ja jut. :dozey:

Alles in die Vergangenheit setzen, oder wie, oder watt?

Aber Onkel LE hat gesagt, man darf in die Gegenwart wechseln. *Nasebohr* *Fingerlutsch*

"Ich ... bin vorhin überfallen worden." Seine Worte klangen so dumpf, als würden sie zwischen ihm und dem anderen zu Boden fallen.

Hm, klingt zu naiv für meinen Geschmack ...


Äh, was jetzt? Was Christoph sagt oder das danach?

Für einen schrecklichen langen Moment schien die Zeit stillzustehen.

Das ist auch völlig abgenudelt!


Da will ich dir nicht widersprechen. Scheiße, ich bin halt kein Suspense-Spezialist ...

Irgendwie wenig überzeugend; warum sollte er ihm plötzlich glauben?

Also, wenn ich Dante hieße, würde ich jetzt sagen: "Seeeehr große Menschenkenntnis." :dozey:
Aber da ich nicht Dante, sondern Megabjörnie heiße, sage ich: "Oh, verdammt, er hat es gemerkt." :D
Du stellst mir auch keine leichten Aufgaben, Alter.

Also, das ist wohl das Letzte, was er den Typen fragen wird; vor allem auch noch die Familie mit reinbringen ...

Und ich hatte gehofft, wenigstens das würdest du schlucken. :D
Ich hatte irgendwie das Gefühl, nur dadurch den Dialog dahin bringen zu können, wo ich ihn enden lassen wollte. Keine Ahnung ... Werd ich aber ändern.

Die Beleuchtung war teilweise ausgefallen, die verbliebenen Lampen warfen ein schummriges Licht.

Na geht doch!


Da hab ich gerade erst angefangen, solche Techniken zu verwenden. ;)

Und hier bitte die Taschentücher ziehen! Neeee, lies das jemanden mal laut vor und frag ihn, was er dazu sagt.

Ich kann`s mir schon denken. :D

Danke vielmals! Ich muss jetzt gehen, der Prosecco, den mir mein Stammkunde Lagerfeld spendiert hat, wird sonst zu warm.

Stößchen *hinternwackel*!

 

Danke vielmals
Es war mir ein Vergnügen! :D Hey, Leute vernichten macht Spaß! Wer hat noch nicht, wer will noch was?! ;)

Na, da bin ich ja mal auf die 20.000-Zeichen Finalversion gespannt!

Graf D.

 

Sooooooo, ich glaube zwar nicht, dass das eine 20.000-Zeichen-Finalversion ist, aber ihr könnt es euch ja trotzdem mal reinziehen. Länger isses auf jeden Fall. :D

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey MegaB.!

Ja, besser, aber immer noch nicht gut. Und zwar:


Wie konntest du das nur tun? Was hast du dir dabei gedacht, dich auf so etwas einzulassen?
Weißt du was? Wechsel das ganze Ding doch mal in die "Erste-Person-Perspektive." Dann wirkt das alles wesentlich sauberer, alles ist näher am Protagonisten ... und: Dir fallen die Brüche auf!


wie ein plötzlicher Stoß euphorischer Hoffnung in seine Adern gepumpt wurde.
Oh Schmach! Oh Zeter, oh Mordio! Meine Hoffnung, kurz flackernd wie eine Kerze im Wind, dann zerronnen wie Wachs in der Sonne. ;)

Es kostete ihn fast Anstrengung, einen Funken Verstand zu aktivieren, um die notwendige Frage zu stellen.
Um einen Funken Verstand zu aktivieren, drücken Sie bitte auf Gehirnareal A35v. :D

Die Euphorie verebbte augenblicklich.
Oh Euphorie, meine Hoffnung verebbt, verdurstet im salz'gen Meer! ;)

„Hey, Mann, warum so ängstlich? Okay, dann eben nicht. Dann schrubbst du weiter, und ich empfehl dich beim Arbeitsamt als Putze, wenn du so scharf drauf bist.“
Hey, Mann, Alter, echt, wenn du keine Pulp-Dialoge schreiben willst, lass es! ;)


Sollte dieser Gorilla doch reden, was sie wollten.
Das ist besser ... aber ändere trotzdem mal die Perspektive.

Moment hatte er ein Gefühl, als ob sich das Leben von ihm verabschiedete.
"Ich hau ab!", sagte mein Leben zu mir. "Echt keinen Bock mehr, Alter!" :D

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vorgeschichte ist okay, nur am Ende solltest du noch mal in die Gegenwart wechseln und dort die Story abschließen ...

Summa Summarum: Immer noch kein Meisterwerk, aber schon mal ein gutes Stück in die richtige Richtung. :)

Habe die Ehre!

Dante

 

Hi Dante!

Na, dass es dich alten Nörgler nicht zufriedenstellt, war ja zu erwarten. :D

Das mit der ersten Person muss ich mir noch mal überlegen. Eigentlich wollte ich nicht jede meiner Geschichten aus dieser Perspektive schreiben. Und irgendwie sagte meine Intuition, dass der Er-Erzähler besser wäre. Muss mir nochmal überlegen, warum. Vielleicht weil ich dann mehr psychologisches Einfühlungsvermögen an den Tag legen muss und ich noch nie in so einer Situation gewesen bin? Na ja, wie gesagt, ich werd's mir überlegen.

Oh Schmach! Oh Zeter, oh Mordio! Meine Hoffnung, kurz flackernd wie eine Kerze im Wind, dann zerronnen wie Wachs in der Sonne. ;)

Kunstbanause! Diese Metaphern sind anerkannte literarische Stilmittel, und das lasse ich mir von unverschämten Ignoranten wie dir nicht madig machen, verstanden? Da versucht man mal höheren Anspruch reinzubringen, und dann wird es nur von ungebildetem Pack gelesen. Mangel an Kunstsinn ist der Vorbote für den Untergang einer Kultur!

Oh Euphorie, meine Hoffnung verebbt, verdurstet im salz'gen Meer!

Da! Da haben wir's wieder! Ich sage, das ist der Untergang des Abendlandes!

Aber mal im Ernst, findest du das wirklich so schwülstig? Solche Wendungen finden sich in Unterhaltungsromanen haufenweise, diese ist noch nicht mal von mir.

„Hey, Mann, warum so ängstlich? Okay, dann eben nicht. Dann schrubbst du weiter, und ich empfehl dich beim Arbeitsamt als Putze, wenn du so scharf drauf bist.“

Hey, Mann, Alter, echt, wenn du keine Pulp-Dialoge schreiben willst, lass es!


Wieso, reden die in Asi-Vierteln nicht in Wirklichkeit auch so?

Sollte dieser Gorilla doch reden, was sie wollten.

Das ist besser ... aber ändere trotzdem mal die Perspektive.


Und der klitzekleine Fehler ist dir nicht aufgefallen, wie? :D

"Ich hau ab!", sagte meine Leben zu mir. "Echt keinen Bock mehr, Alter!"

Hm, bei diesem Satz habe ich auch länger überlegt, ob ich das so schreiben soll. Aber wie beschreibt man sonst das Gefühl, das einen beschleicht, wenn man meint, eine einmalige Chance sei vorübergezogen?

Ciao, Megabjörnie

 
Zuletzt bearbeitet:

Morgen!

Das mit der ersten Person muss ich mir noch mal überlegen. Eigentlich wollte ich nicht jede meiner Geschichten aus dieser Perspektive schreiben.
Ja, du kannst das auch wieder zurück in die dritte setzen, nachdem(!) du das in die erste gesetzt hast ... wie gesagt: schau mal, wo die ganzen Brüche sind ...

Aber mal im Ernst, findest du das wirklich so schwülstig?
Nööö, ich mockier das nur so! :D Na klar! Das passt doch überhaupt nicht zur Szenerie der Story ... wie gesagt: SETZ ES IN DIE "ERSTE-PERSON-PERSPEKTIVE", DANN WIRST DU SCHON MERKEN, DASS DAS ***** KLINGT! DA:

Moment hatte er ein Gefühl, als ob sich das Leben von ihm verabschiedete.
"Im Moment hatte ich ein Gefühl, als ob sich das Leben von mir verabschiedete."

SO REDET KEIN MENSCH! :teach: Eher:

Scheiße, mir glitt alles durch die Finger! Was sollte ich nur tun?

Oder:

Scheiße, ihm glitt alles durch die Finger! Was sollte er nur tun?

D.

 

So, jetzt misch ich mich auch noch mal ein.
Lieber MegaBass, ich muss dem Meister Dante recht geben, so leid es mir auch tut. :D

Spaß beiseite, er hat mit der ersten Person vollkommen recht.
Dadurch würde die Story VIEL mehr an Intensität gewinnen.
Es würde mehr unter die Haut gehen.

Den Schluß finde ich grundsätzlich nicht schlecht.
Der ist ok, wenn man das Setting bedenkt.

Mit den Dialogen muss ich wieder Dante's Lanze brechen :D da happert's gewaltig. So redet wirklich keiner.
Und wie du selbst weißt, sagst, beweißt, soll ja gerade in einer Kurzgeschichte das Stereotyp vermieden werden.
Stell dir das Schlimmste vor, was er sagen könnte, verdopple es und schreib es.

Soviel von mir, aber trotz alledem, es ist eine tolle Idee, die viel mehr Aufmerksamkeit bräuchte.

lg, LE

 

Hi Megabjörnie,

nach den Kommentaren zu schließen, hat diese Story eine Menge an Überarbeitung hinter sich - sehr zu ihrem Vorteil. Die Spannung und das "Verhängnis" das kommt, berühren einen als Leser, wenn man liest, wie der arme Kerl mit seiner Tasche im Bahnhofsviertel herumspaziert.

Das Durcheinandermischen des zeitlichen Ablaufs ist einfach, aber sehr wirkungsvoll - und deshalb beinahe genial. Es unterscheidet sich von "normalen" Rückblenden, weil die Passagen in der Vergangenheit die gleiche Länge haben wie die in der Gegenwart. Der Kontrast in der Stimmung kommt sehr gut rüber.

Was noch eine Spur besser sein könnte: Die Dialoge, besonders der mit Britta. Die beiden schwafeln für meinen Geschmack zu viel. Ein wenig mehr Introspektion (oder wie man das nennt) wäre angebracht.

Schau Dir mal an, wie Proof seine Dialoge meistert. Der Mann ist auf dem Gebiet ein Genie.

Freundlichen Gruß,

Fritz

 

Hi Berg ( und ihr beiden anderen, ich hatte ganz vergessen, mich für eure Kommentare zu bedanken )!

Wenigstens einer, den ich zufriedenstellen konnte, super! :shy:
Da spürt man wieder: Es sind nicht nur Verrisse, die einen weiterbringen. Auch kleine Worte des Lobes können ein richtiger Tritt in den Hintern sein. :D

Wenn ich dieser Tage meinen Rechner wiederkriege, werde ich mal versuchen, wieder mehr Zeit der edlen Kunst des Schreibens zu widmen und mir dabei auch die Story hier noch mal vornehmen.

Wo genau meinst du denn, dass Britta und Christoph zu viel schwafeln? Und was genau ist Introspektion ( okay, mir als Spezialisten der deutschen Sprache ist das natürlich peinlich, aber ich möchte für meine Fremdwortrecherche nicht meine Arbeit an deiner Geschichte unterbrechen :D )?

In tiefster Demut, Megabjörnie

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom