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Kindermund

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13.05.2004
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Kindermund

Überarbeitete Version

„Was es nicht alles gibt.“ Mia schüttelt den Kopf und geht ein paar Meter weiter nach rechts an dem Schaufenster mit den Spielwaren in der Auslage entlang.
„Mama, warte, guck dir doch mal die Züge an!,“ ruft Hendrik fordernd. Resignierend wendet sich die Frau ihrem Sechsjährigen zu. „Sieh mal, wie die Züge um die Kurven fahren! Und guck mal da, der ICE fährt jetzt in den Bahnhof ein!“ Begeistert steht ihr Sohn vor der aufgebauten Gleisanlage und drückt seine Nase an das Schaufenster, so dass sie seinen Atem an der Scheibe sehen kann.

Eigentlich will sie sich sobald wie möglich auf den Heimweg machen, aber der Weg zur Sparkasse und ein paar Besorgungen stehen noch an. Hendrik jedoch hat ein Talent darin, an jedem Schaufenster ein paar Minuten zum Gucken zu gewinnen, entweder überredet er Mia mit einem bittenden Gesicht oder macht sich mit Quengeln bemerkbar, dass es noch nicht weitergehen soll.

Ungeduldig fordert sie ihren Sohn zum Weitergehen auf, da die Zeit drängt und die Geschäfte bald schließen.

„Mutti, bitte noch zum Tierladen, ich möchte sehen wie groß das Meerschweinchen geworden ist!“
„Na prima“, denkt Mia und wünscht sich nicht zum ersten Mal einen Tag, an dem sie ohne Hast und Eile mit Hendrik durch die Einkaufsstraße bummeln kann, zu viele Termine sind es, die sie als Alleinerziehende mit dem Kind zusammen zu erledigen hat, da sie sich morgens meistens um ihre kranke Mutter kümmert und ihr im Haushalt hilft, wenn Hendrik den Kindergarten besucht.

Dann aber besinnt sie sich und versucht eine Lösung zu finden, sich und ihrem bittenden Sohn gerecht zu werden.
„Wir gehen jetzt zuerst meine Sachen erledigen und auf dem Rückweg zu den Meerschweinchen. Wenn wir uns beeilen, kannst du länger bei den Tieren gucken, wie findest du den Vorschlag?“
Freudig begrüßt der Junge diese Regelung und beeilt sich, mit der Mutter Schritt zu halten.

Schnell ist der anstehende Weg geschafft und sie stehen vor dem Haus der Sparkasse. Mia betritt angespannt den Kassenraum. Beim Betreten des Kassenraumes stellt sich auch heute das seit zwei Monaten wiederkehrende, flaue Gefühl in der Magengegend ein.
Sie hat sich nicht getäuscht und die richtige Vorahnung gehabt.
Traurig und mit der immer noch leeren Geldbörse verlässt sie mit dem aufgeregten Hendrik an der Hand das mächtige Gebäude.

Ihre Gedanken wandern zum Abend, zum nächsten Tag und den Folgenden. Immer noch kein Geld auf dem Konto. Sie hat noch Nudeln, Brot und Wurst kaufen wollen, außerdem benötigen sie dringend Klopapier und Hendrik hat heute eine seiner Sandalen aus dem Kindergarten mitgebracht, mit gerissenem Riemen und leider nicht zu reparieren.

Warum auch musste Herr Dahn den Kiosk schließen? Bis vor einigen Wochen hatte sie tagsüber, wenn ihr Junge den Kindergarten besuchte, stundenweise an der nahe gelegenen Trinkhalle ausgeholfen.
Seit ihr Chef seinen Mietvertrag nicht verlängern konnte, war das Büdchen geschlossen und ihre Arbeitskraft somit auch hinfällig.
Was würde sie darum geben, wenn Jonas sich endlich aufraffen würde, seinen Teil an Unterhalt für das Kind regelmäßig zu überweisen.
Leider wird sie zum Anfang eines jeden Monats zum wiederholten Male daran erinnert, wie unzuverlässig und verantwortungslos ihr Exmann sich verhalten kann.

Hat sie bis eben noch die Hoffnung gehabt, er würde nach dem Briefwechsel über den Anwalt nun seinen Pflichten nachkommen, so ist Mia nun um so verzweifelter, denn gerade in diesen Tagen hat sie eine Rechnung der Stadtwerke erhalten und die erwartete Mahnung über den Mietbetrag hat auch heute morgen im Postkasten gelegen.

Außerdem ist August und Hendrik hat in zwölf Tagen Geburtstag. Sie mochte gar nicht an das enttäuschte Gesicht ihres Sprösslings denken, wenn sie ihm würde erklären müssen, dass er dieses Jahr keinen seiner Freunde würde einladen können und das Geburtstagsgeschenk wesentlich kleiner als sein Herzenswunsch ausfallen würde.

„Mama, da ist der Tierladen!“ Die Frau wird durch die Rufe ihres Sohnes aus den Gedanken gerissen und bemüht sich, die Begeisterung ihres Kindes zu teilen und sich die Sorgen nicht anmerken zu lassen.

Sie betreten den momentan kundenleeren Laden und Hendrik steuert sofort auf das Meerschweinchengehege zu. Obwohl die Beiden dort nicht einkaufen, werden sie an der Tür von Herrn Braun wie alte Kunden begrüßt, denn die Gesichter der netten Frau und des fröhlichen Jungen sind ihm wohlbekannt. Wie oft haben sie in diesem Laden schon die possierlichen Tierchen bewundert.
Einigen hat der Junge sogar Namen gegeben und der Knirps erkennt sofort, wenn einer seiner kleinen Freunde durch den Verkauf fehlt oder neuer Nachwuchs dazugekommen ist. Ein kleines Struppiges mit gesprenkeltem Fell hat es dem Kind besonders angetan.

„Mama, Leo ist aber gewachsen. Und guck mal, Dany hat Junge bekommen!“ Freudestrahlend und lautstark erklärt der Sohn seiner Mutter die Population aller anwesenden Minischweine, fachsimpelt wer mit wem Babys haben könnte und wo welches Tier seinen Schlafplatz hat.

Angelockt durch die Lautstärke gesellt sich der Ladenbesitzer lächelnd zu der Mutter mit ihrem tierlieben Sohn.
„Herr Braun, ich würde auch so gerne ein Meerschweinchen haben, wann können wir es denn nun mit nach Hause nehmen?“
Hendrik legt seinen Dackelblick auf wie er es immer tut, um einer Bitte Nachdruck zu verleihen. Gleichzeitig wirft er der Mutter einen verstohlenen Blick zu.
Beschämt senkt Mia den Blick, weiß sie doch, dass sie dem Kleinen wohl nur die gelegentlichen Besuche der Tierhandlung ermöglichen kann.

Länger schon hat Hendrik den Wunsch nach einem Haustier geäußert und es tut ihr in der Seele weh, ihn enttäuschen zu müssen, hat sie doch vor ihrer Arbeitslosigkeit ihm schon eine Zusage gegeben, dass sie bald zusammen eine Grundausstattung aussuchen wollen und das Haustier dann einziehen solle.

„Hendrik, ich habe dir erklärt, dass dein Meerschweinchen noch etwas bei Herrn Braun wohnen muss," wendet sie sich an ihren Sohn mit gesenkter Stimme.

Mia ist nicht gewillt, dem Kind vor den Ohren des Ladenbesitzers eine Erklärung für eine Absage abzugeben, doch der Kleine nimmt mit der nächsten Frage keine Rücksicht auf ihre Errötung und plappert munter weiter:
„Mama, oder können wir Leo nicht kaufen, weil Papa wieder kein Geld geschickt hat für mich und du auch keine Arbeit mehr hast?“

Die junge Mutter fühlt den Drang, sich vor dem erahnten Blick des Herrn hinter ihr in ein Mauseloch zu verkriechen, nimmt sich einen Bruchteil von Sekunden Zeit nachzudenken, wie der Knirps an diese Informationen gekommen ist, versucht sie doch immer, ihre Probleme von ihm fernzuhalten.
Trotz bester Vorsätze bekommt sie ihre Gefühle nicht in den Griff und Tränen laufen Mia über die Wangen, aus Scham, aus Gram, aus Hilflosigkeit oder Zukunftsangst, sie vermag es nicht zu sagen. Mühsam versucht sie ihren Gefühlsausbruch zu verbergen, doch ihr Weinen bleibt nicht so unentdeckt, wie sie es gerne hätte.

Herr Braun, sichtlich verlegen, aber dennoch hilfsbereit, reicht ihr mitfühlend ein Taschentuch, so dass Mia sich peinlich gerührt das Gröbste der Tränenspuren aus dem Gesicht wischen kann.
Entschuldigend schaut Mia, nachdem sie sich etwas beruhigt hat, in das Gesicht des Verkäufers und erntet einen aufmunternden Blick.

„Frau Dobra, so heißen sie doch, nicht wahr, kann ich sie einen Moment sprechen?“
Ergeben gibt Mia ihrem Spross ein Zeichen, bei den Tieren zu bleiben und folgt dem Mann wortlos in eine Ecke des Ladens, wo ein Tisch mit zwei Stühlen zum Verweilen einlädt..

Als die Mutter etwas zehn Minuten später wieder bei Hendrik auftaucht, strahlt ihr Gesicht wieder und der Junge hört seine Mutter sagen: „Bald siehst du Leo öfter, Herr Braun sucht hier im Laden eine Aushilfe, die ihm beim Verkauf und der Versorgung der Tiere hilft, wenn du demnächst im Kindergarten bist, kann ich hier arbeiten. Ich finde, spätestens zu deinem Geburtstag sollten deine Freunde Leo bei uns zu Hause besuchen kommen."


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Erste Version

„Was es nicht alles gibt.“ Mia schüttelte den Kopf und geht ein paar Meter weiter nach rechts an dem Schaufenster mit den Spielwaren in der Auslage entlang.
„Mama, warte, guck dir doch mal die Züge an!“ ruft Hendrik fordernd. Resignierend wendet sich die Frau ihrem Sechsjährigen zu. „Sieh mal wie die Züge um die Kurven fahren! Und guck mal da, der ICE fährt jetzt in den Bahnhof ein!“ Begeistert steht ihr Sohn vor der aufgebauten Gleisanlage und drückt seine Nase an die Scheibe, so dass sie seinen Atem an der Scheibe sehen kann.

Eigentlich soll der Besuch des Einkaufscenters zügig vorangehen, ein Besuch der Sparkasse ist noch geplant und ein paar Dinge für das Abendessen wollen noch besorgt werden. Doch Hendrik hat ein Talent darin, sich an jedem Schaufenster ein paar Minuten zum Gucken zu organisieren, entweder überredet er Mia mit einem bittenden Gesicht oder macht sich mit Quengeln bemerkbar, dass es noch nicht weitergehen soll. Wäre sie nicht in Eile gewesen, hätte sie dem Kleinen mehr Zeit zum Schauen schenken können, doch so drängte die Zeit. Einige Läden würden bald schließen und sie will alles Vorgenommene erledigt wissen.

Ungeduldig fordert sie ihren Sohn zum Weitergehen auf. „Mutti, bitte noch zum Tierladen, ich möchte sehen wie groß das Meerschweinchen geworden ist!“

„Na prima“, denkt Mia und wünscht sich nicht zum ersten Mal einen Tag, an dem sie ohne Hast und Eile mit Hendrik durch die Einkaufsstraße bummeln kann, zu viele Termine sind es, die sie als Alleinerziehende mit dem Kind zusammen zu erledigen hat.
Dann aber besinnt sie sich und versucht eine Lösung zu finden, sich und ihrem bittenden Sohn gerecht zu werden.
„Wir gehen jetzt zuerst meine Sachen erledigen und auf dem Rückweg zu den Meerschweinchen. Wenn wir uns beeilen kannst du länger bei den Tieren gucken, wie findest du den Vorschlag?“
Freudig begrüßt der Junge diese Regelung und beeilt sich mit der Mutter Schritt zu halten.

Schnell ist der anstehende Weg geschafft und sie stehen vor dem Haus der Sparkasse. Mia betritt angespannt den Kassenraum. Es stellt sich ein seit zwei Monaten wiederkehrendes, flaues Gefühl in der Magengegend ein.
Sie hat sich nicht getäuscht und die richtige Vorahnung gehabt.
Traurig und mit der immer noch leeren Geldbörse verlässt sie mit dem aufgeregten Hendrik an der Hand das mächtige Gebäude.

Ihre Gedanken wandern zum Abend, zum nächsten Tag und den Folgenden. Immer noch kein Geld auf dem Konto. Sie hat noch Nudeln, Brot und Wurst kaufen wollen, außerdem benötigen sie dringend Klopapier und Hendrik hat heute eine seiner Sandalen, mit gerissenem Riemen und leider nicht zu reparieren, aus dem Kindergarten mitgebracht.

Warum auch musste Herr Dahn den Kiosk schließen? Bis vor einigen Wochen hatte sie tagsüber, wenn ihr Junge den Kindergarten besuchte, stundenweise an der nahe gelegenen Trinkhalle ausgeholfen.
Seit ihr Chef seinen Mietvertrag nicht verlängern konnte, war das Büdchen geschlossen und ihre Arbeitskraft somit auch hinfällig.
Was würde sie darum geben, wenn Jonas sich endlich aufraffen würde seinen Teil an Unterhalt für das Kind regelmäßig zu überweisen.
Leider wurde sie zum Anfang eines jeden Monats eines besseren belehrt.

Hatte sie bis eben noch die Hoffnung gehabt, er würde nach dem Briefwechsel über den Anwalt nun seinen Pflichten nachkommen, so war Mia nun um so verzweifelter, denn gerade in diesen Tagen hatte sie eine Rechnung der Stadtwerke erhalten und die erwartete Mahnung über den Mietbetrag lag auch heute morgen im Postkasten.
Außerdem war August und Hendrik hatte in zwölf Tagen Geburtstag. Sie mochte gar nicht an das enttäuschte Gesicht ihres Sprösslings denken, wenn sie ihm würde erklären müssen, dass er dieses Jahr keinen seiner Freunde würde einladen können und das Geburtstagsgeschenk wesentlich kleiner als sein Herzenswunsch ausfallen würde.

„Mama, da ist der Tierladen!“ Die Frau wird durch die Rufe ihres Sohnes aus den Gedanken gerissen und bemüht sich, die Begeisterung ihres Kindes zu teilen und sich die Sorgen nicht anmerken zu lassen.

Sie betreten den momentan kundenleeren Laden und Hendrik steuert sofort auf das Meerschweinchengehege zu. Obwohl die Beiden dort nicht einkaufen, werden sie an der Tür von Herrn Braun wie alte Kunden begrüßt, denn die Gesichter der netten Frau und des fröhlichen Jungen sind ihm wohlbekannt. Wie oft haben sie in diesem Laden schon die possierlichen Tierchen bewundert.
Einige haben sogar Namen, die der Junge ihnen gegeben hat und der Knirps erkennt sofort, wenn einer seiner kleinen Freunde durch den Verkauf fehlt oder neuer Nachwuchs dazugekommen ist. Ein kleines Struppiges mit gesprenkeltem Fell hat es dem Kind besonders angetan.

„Mama, Leo ist aber gewachsen. Und guck mal, Dany hat Junge bekommen!“ Freudestrahlend und lautstark erklärte der Sohn seiner Mutter die Population aller anwesenden Minischweine, fachsimpelt wer mit wem Babys haben könnte und wo welches Tier seinen Schlafplatz hat.

Angelockt durch die Lautstärke gesellt sich der Ladenbesitzer lächelnd zu der Mutter mit ihrem tierlieben Sohn.
„Herr Braun, ich würde auch so gerne ein Meerschweinchen haben, wann können wir es denn nun mit nach Hause nehmen?“
Hendrik legt seinen Dackelblick auf wie er es immer tut, um einer Bitte Nachdruck zu verleihen. Gleichzeitig wirft er der Mutter einen verstohlenen Blick zu.
Beschämt senkt Mia den Blick, weiß sie doch, dass sie dem Kleinen wohl nur die gelegentlichen Besuche der Tierhandlung ermöglichen kann.

Länger schon äußerte Hendrik den Wunsch nach einem Haustier und es tat ihr in der Seele weh, ihn enttäuschen zu müssen, hatte sie doch vor ihrer Arbeitslosigkeit ihm schon eine Zusage gegeben, das sie bald zusammen eine Grundausstattung aussuchen wollten und das Haustier dann einziehen sollte.

„Hendrik, ich habe dir erklärt, dass dein Meerschweinchen noch etwas bei Herrn Braun wohnen muss," wendet sie sich an ihren Sohn mit gesenkter Stimme.

Mia ist nicht gewillt, dem Kind vor den Ohren des Ladenbesitzers eine Erklärung für eine Absage abzugeben, doch der Kleine nimmt mit der nächsten Frage keine Rücksicht auf ihre Errötung und plappert munter weiter:
„Mama, oder können wir Leo nicht kaufen, weil Papa wieder kein Geld geschickt hat für mich und du auch keine Arbeit mehr hast?“

Die junge Mutter fühlt den Drang, sich vor dem erahnten Blick des Herrn hinter ihr in ein Mauseloch zu verkriechen, nimmt sich einen Bruchteil von Sekunden Zeit nachzudenken, wie der Knirps an diese Informationen gekommen ist, hatte sie doch immer versucht ihre Probleme von ihm fernzuhalten.
Trotz bester Vorsätze bekommt sie ihre Gefühle nicht in den Griff und Tränen laufen Mia über die Wangen, aus Scham, aus Gram, aus Hilflosigkeit oder Zukunftsangst, sie vermag es nicht zu sagen. Mühsam versucht sie ihren Gefühlsausbruch zu verbergen, doch ihr Weinen bleibt nicht so unentdeckt wie sie es gerne hätte.

Herr Braun, sichtlich überrascht, reicht ihr nun mit mitfühlender Miene ein Taschentuch, so dass Mia sich peinlich gerührt das Gröbste an Wasser aus dem Gesicht wischen kann.
Entschuldigend schaut Mia, nachdem sie sich etwas beruhigt hat, in das Gesicht des Verkäufers und erntet einen aufmunternden Blick.

„Frau Dobra, so heißen sie doch, nicht wahr, kann ich sie einen Moment sprechen?“
Ergeben gibt Mia ihrem Spross ein Zeichen, bei den Tieren zu bleiben und folgt dem Mann wortlos in eine Ecke des Ladens, wo ein Tisch mit zwei Stühlen eine gemütliche Sitzecke zum Verweilen bietet.

Als die Mutter etwas zehn Minuten später wieder bei Hendrik auftaucht, strahlt ihr Gesicht wieder und der Junge hört seine Mutter sagen: „Bald siehst du Leo öfter, Herr Braun sucht hier im Laden eine Aushilfe, die ihm beim Verkauf und der Versorgung der Tiere hilft, wenn du demnächst im Kindergarten bist, kann ich hier arbeiten. Ich finde, spätestens zu deinem Geburtstag sollten deine Freunde Leo bei uns zu Hause besuchen kommen."

 

Hallo Berenice,

glücklicherweise bin ich nicht in der Lage, alleinerziehend zu sein, aber ich denke doch, es müßten doch noch andere Finanzhähne aufgedreht werden können, wenn der Vater nicht zahlt. Meines Wissens springt dann doch das Jungendamt ein - aber da kennen sich andere sicher noch besser aus als ich.

Deine Geschichte ist sehr behäbig in ihrem Erzählvorgang und manchmal gibt es Wiederholungen, die für den Leser eintönig werden:

Eigentlich soll der Besuch des Einkaufscenters zügig vorangehen, ein Besuch der Sparkasse ist noch geplant und ein paar Dinge für das Abendessen wollen noch besorgt werden.

Es gab noch einiges zu erledigen hätte zb die gleiche Funktion.

Einige Läden würden bald schließen und sie will alles Vorgenommene erledigt wissen.

Das hat so einen Touch von distanzierter Beschreibung, die die Mutter für mich wie eine strenge Chefsekretärin wirken läßt.

„Na prima“, denkt Mia und wünscht sich nicht zum ersten Mal einen Tag, an dem sie ohne Hast und Eile mit Hendrik durch die Einkaufsstraße bummeln kann, zu viele Termine sind es, die sie als Alleinerziehende mit dem Kind zusammen zu erledigen hat.

Hendrik geht doch in den Kindergarten. Da hätte sie doch genügend Zeit, die für ihn uninteressanten Arbeiten/Termine zu erledigen, da sie doch arbeitslos ist :confused:


Die junge Mutter fühlt den Drang, sich vor dem erahnten Blick des Herrn hinter ihr in ein Mauseloch zu verkriechen, nimmt sich einen Bruchteil von Sekunden Zeit nachzudenken, wie der Knirps an diese Informationen gekommen ist, hatte sie doch immer versucht ihre Probleme von ihm fernzuhalten.

Wie soll er das dann verstehen, wenn seine Mutter ihm erklärt, es gäbe keine Geb-Feier?

Dann gibt es noch eine glückliche Wendung. Wenn es nur immer mal wieder so nette Menschen geben würde wie der Herr Braun...

Du schreibst flüssig und ohne Fehler. Das Ende ist spätestens bei der netten Begrüßung von Herrn Braun vorhersehbar, weil die Geldmisere und baldiger Geburtstag erst kurz vorher erklärt wird.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo Berenice,

eine Geschichte, wie sie durchaus in unserem Alltag vorkommen kann.

Du hast einen recht einfachen Stil gewählt, deshalb haben mich einige Passagen gestört, in denen du eine ziemlich "geschwollene" Ausdrucksweise gewählt hast.

Als Beispiel passt da ganz gut das Zitat von Bernadette.

Einige Läden würden bald schließen und sie will alles Vorgenommene erledigt wissen.

Das stört irgendwie beim Lesen. Schreib doch besser:
Einige Läden würden bald schließen, doch sie will vorher noch alles erledigen, was sie sich vorgenommen hat.

An einigen Stellen fiel mir auf, dass du die Zeiten wechselst.

Mia schüttelte den Kopf und geht ein paar Meter weiter nach rechts an ...

Du schreibst den Text in der Gegenwart, also musst du diese auch beibehalten. Es gibt noch einige Stelle, die du sicher selbst finden wirst. Denke daran, dass es bei Rückblenden wechseln kann.

Im Folgenden noch ein paar Anmerkungen:

„Mama, warte, guck dir doch mal die Züge an!“ ruft Hendrik fordernd.

Komma vor ruft

„Sieh mal wie die Züge um die Kurven fahren!

Komma nach Sieh mal

Begeistert steht ihr Sohn vor der aufgebauten Gleisanlage und drückt seine Nase an die Scheibe, so dass sie seinen Atem an der Scheibe sehen kann.

zweite "Scheibe" durch Glas oder Fenster ersetzen

... und ein paar Dinge für das Abendessen wollen noch besorgt werden.

wieso besorft werden, einfacher "müssen sie noch besorgen".

Doch Hendrik hat ein Talent darin, sich an jedem Schaufenster ein paar Minuten zum Gucken zu organisieren,

... zum Gucken zu gewinnen

... mit Quengeln bemerkbar, dass es noch nicht weitergehen soll.

..., dass er noch verweilen will.

... können, doch so drängte die Zeit.

drängt

Freudig begrüßt der Junge diese Regelung und beeilt sich mit der Mutter Schritt zu halten.

Komma nach sich

Mia betritt angespannt den Kassenraum. Es stellt sich ein seit zwei Monaten wiederkehrendes, flaues Gefühl in der Magengegend ein.

Beim Betreten des Kassenraumes stellt sich auch heute bei Mia das seit zwei Monaten wiederkehrende, flaue Gefühl in der Magengegend ein.

Hendrik hat heute eine seiner Sandalen, mit gerissenem Riemen und leider nicht zu reparieren, aus dem Kindergarten mitgebracht.

Hendrik hat heute eine seiner Sandalen aus dem Kindergarten mitgebracht, mit gerissenem Riemen und leider nicht mehr zu reparieren. (ohne den Einschub)

..., wenn Jonas sich endlich aufraffen würde seinen Teil an Unterhalt für das Kind regelmäßig zu überweisen.

Komma nach würde

Leider wurde sie zum Anfang eines jeden Monats eines besseren belehrt.

Leider wird sie zum Anfang eines jeden Monats einen Besseren belehrt.

Hatte sie bis eben noch die Hoffnung gehabt, er würde nach dem Briefwechsel über den Anwalt nun seinen Pflichten nachkommen, so war Mia nun um so verzweifelter, denn gerade in diesen Tagen hatte sie eine Rechnung der Stadtwerke erhalten und die erwartete Mahnung über den Mietbetrag lag auch heute morgen im Postkasten.
Außerdem war August und Hendrik hatte in zwölf Tagen Geburtstag. Sie mochte gar nicht an das enttäuschte Gesicht ihres Sprösslings denken, wenn sie ihm würde erklären müssen, dass er dieses Jahr keinen seiner Freunde würde einladen können und das Geburtstagsgeschenk wesentlich kleiner als sein Herzenswunsch ausfallen würde.

Hier würde ich Gegenwart nehmen

Einige haben sogar Namen, die der Junge ihnen gegeben hat

Einigen hat der Junge sogar Namen gegeben....

Freudestrahlend und lautstark erklärte der Sohn seiner Mutter

erklärt

Länger schon äußerte Hendrik den Wunsch nach einem Haustier und es tat ihr in der Seele weh, ihn enttäuschen zu müssen, hatte sie doch vor ihrer Arbeitslosigkeit ihm schon eine Zusage gegeben, das sie bald zusammen eine Grundausstattung aussuchen wollten und das Haustier dann einziehen sollte.

Länger schon hat Hendrik den Wunsch ..... geäußert und es tut ihr......, hat sie doch ...., dass sie bald eine Grundausstattung aussuchen wollen und das Haustier dann einziehen solle.

... diese Informationen gekommen ist, hatte sie doch immer versucht ihre Probleme von ihm fernzuhalten.

... diese Informationen gekommen ist, versucht sie doch immer, ihre Probleme von ihm fernzuhalten.

... doch ihr Weinen bleibt nicht so unentdeckt wie sie es gerne hätte.

Komma nach unentdeckt

..., so dass Mia sich peinlich gerührt das Gröbste an Wasser aus dem Gesicht wischen kann.

... das Gröbste der Tränenspuren aus dem ....

..., wo ein Tisch mit zwei Stühlen eine gemütliche Sitzecke zum Verweilen bietet.

zum Verweilen einlädt.

So, das waren einige Verbesserungsvorschläge von mir. Vielleicht verarbeitest du den ein oder anderen in deiner Geschichte.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo Bernadette & Bambu,
endlich bin ich dazu gekommen, eure Vorschläge in meine Geschichte einzubauen, die geänderte Version gefällt mir selbst auch besser, danke für eure Hilfe.
Gruß Berenice

 

Der Text liest sich m.E. flüssig, die Handlung ist klar strukturiert. Der Plot will mich aber nicht überzeugen. Eine alleinerziehende Mutter, deren Ex-Mann unregelmäßig für die Unterstützung sorgt, Geldsorgen und Arbeitslosigkeit. Ein Sechsjähriger, der die Verhältnisse durchschaut. Und, Herr Braun, gütiger Betreiber einer Kleintierabteilung, der zu einem Aushilfsjob verhilft.

Der Text transportiert, gerade im Hinblick auf den Titel, die Botschaft, man möge seine Sorgen mitteilen, dann wird auch Hilfe zuteil. Etwas, was die Protagonistin nicht schafft, das Kind aber schon. Möglich, daß meine Abneigung daher rührt, daß ich diesen Glauben nicht habe. Auch erscheint es mir in gewisser Weise unverdient: bemüht sich die Protagonistin, aus der Abhängigkeit von den Zahlungen des unzuverlässigen Ehemanns zu entkommen? Wie bernadette schon angemerkt hat: Es kann kein Zeitproblem sein, da der Sohn zum Kindergarten geht, wäre morgens zumindest Zeit für einen Job. Der Text läßt das offen, es würde mir vermutlich schon reichen, würde er die Situation besser thematisieren.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Charaktere sind meinen Meinung nach insgesamt ein wenig zu flach: die Protagonistin scheint in einer passiven Opferrolle zu verweilen, herzensgut, vollkommen unverdient in diese Lage gekommen. Und stolz natürlich. Zu stolz, ihre Not vor anderen zu gestehen, will sie auch dem Sohn verheimlichen, was dieser längst durchschaut hat.

Und die väterliche Figur von Herrn Braun richtet es dann. Er, der sich über die kaufscheue Kundschaft schon immer freut, leistet sich den Luxus einer Aushilfe, die er, gerade passend, wohl brauchen könnte.

Spannender wäre es m.E., würdest Du darstellen, wie ein betretenes Schweigen Einzug hält. Die Erniedrigung, der ekelhafte Verdacht, bemitleidet zu werden. Der Horror, als Versager dazustehen, dem Verdacht ausgesetzt zu sein, die eigene Lage selbst verschuldet zu haben, nichts dagegen zu tun. Nichts gerettet, Herr Braun nur froh, würden die beiden sofort wieder abziehen.

Aber gut, das wäre eine andere Geschichte.

 

Hallo Berenice,

überwiegend kann ich mich den Anderen anschließen:

Die Charaktere bleiben mir zu flach. Man erfährt nahezu nichts über deine Protagonisten.

Inhaltlich hat´s mir nicht so zugesagt. Ich dachte auch ständig: "Ja warum tut die Mutter nichts, um ihre Situation zu ändern?" Du stellst sie nur in ihrer Opferrolle dar. Na ja, dass es etwas Unwahrscheinlich ist, dass der Ladenbesitzer ihr gleichen einen Job anbietet, sobald er die "Wahrheit" kennt, finde ich auch. Natürlich ist es nicht unmöglich, aber es wäre etwas zu einfach. Anders hätte ich es gesehen, wenn die Mutter sich vielleicht schon seit längerer Zeit um einen Job bemüht hätte, was einfach nicht klappen wollte - und hier kommt sie quasi zufällig an die Stelle ran.
Außerdem war mir auch nicht ganz klar, warum die Mutter nicht versucht ganztags zu arbeiten, wenn es um die finanzielle Situation schon so schlecht bestellt ist. Es gibt ja auch Ganztagskindergärten und soweit ich weiß nutzen sehr viele alleinerziehende Mütter diese.

LG
Bella

 

Mein Kommentar

Hallo Berenice!

Mir stehen die Tränen in den Augen, weil mich Deine Geschichte so gerührt hat. Gottlob bin ich nicht Alleinerziehende, musste mich nie mit einem solch schweren seelischen Stress auseinander setzen. Wie furchtbar muss es für eine Mutter sein, ihrem Kind alles abschlagen zu müssen, wonach es sich sehnt!

Eine sehr schöne Geschichte.

Gruss
Gaby :)

 

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