Was ist neu

Klassentreffen

Seniors
Beitritt
27.08.2007
Beiträge
516
Zuletzt bearbeitet:

Klassentreffen

19.00 Uhr

“Dich hätt’ ich NIE erkannt!”
“Mensch, du hast dich überhaupt nicht verändert!”
Umarmungen, Schulterklopfen, Lachen.
Ein Pulk gutgekleideter Leute Ende Dreißg, die vor ihrer ehemaligen Schule stehen und nach den ersten überschwenglichen Begrüßungen etwas betreten in den Schulgarten hineinschauen. Sie stehen aufgereiht wie Erstklässler, statt Zuckertüten haben sie Handtaschen und Aktentaschen, graue Strähnen, ziemlich viel Speck, ein paar Tränensäcke und eine Aura von Wohlstand und Etwas-Erreicht-Haben. Eine hutzlige alte Frau wird mit jovialem Gelächter begrüßt.
“Frau Bernbusch, sie sehen ja noch genauso aus wie vor zwanzig Jahren, nein, wirklich!”
Das alte Klassenzimmer wirkt zwergenhaft klein, der Schulhof hat einen neuen Spielplatz bekommen und ist nicht mehr wiederzuerkennen.
“Jetzt setzt sich mal jeder auf seinen alten Platz.”
“Ich weiß doch nicht mehr,wo ich mal saß!”
Frau Bernbusch weiß es noch, ihr Gehirn hat schon lange vor dem Zeitalter der Computer angefangen, Dinge aufs Genaueste zu speichern.
Erneutes Lachen, als Gerber vorführt, wie er damals Susie in der Bank vor ihm an den Haaren gezogen hat. Susie hat seit damals ihr Gewicht schätzungsweise verzehntfacht und sieht aus, als würde sie sonst was dafür geben, wenn jemand sie mal anfassen würde.
“Gibt es noch den alten Hausmeister mit dem widerlichen Mundgeruch und den Bohrmilchfingern?”
Alles grölt.
“Er ist letztes Jahr an Magenkrebs gestorben”, sagt Frau Bernbusch.

20.00 Uhr

“Wer hat denn das Restaurant ausgesucht, sieht ja gut aus!”
“Die haben tolle Cocktails, wir sind freitags immer hier.”
“Du hast es gut, in dem Kaff, wo ich jetzt wohne, gibt es gar nichts.”
Erstmal Sekt für alle?
Frau Bernbusch möchte nicht, sie leidet seit ein paar Jahren an Altersdiabetes.
“Also dann mal ein Toast”, Gerber hat sich zum Redner aufgeschwungen, dabei hat er doch früher nie den Mund aufgekriegt, “ schön dass ihr alle da seid, auf den Jahrgang 68!”
Allgemeines Prosten, Schlucken, Gläserheben. Sprudelnd rinnt der erste Alkohol des Abends durch die Kehlen und taucht alles in eine Welle sentimentalen Glücks.
Männer sitzen am Tisch, die Hände auf rundlichen Bäuchen, lassen den Blick durch das Zimmer gleiten wie feudale Gutsherren, lassen ins Gespräch einfließen, wie viele Leute ihnen unterstellt sind. Frauen durchbohren mit Röntgenaugen gnadenlos ihr Gegenüber, suchen nach Losem, Hängendem, Schwabbligem.
Wo ist eigentlich Kaminski? Allgemeines Schulterzucken, keine Ahnung.
“Was bestellst Du?”
“Das Steak soll gut sein.”
“Ich bin Vegetarier, schon seit Jahren.”
“Ach, echt?”

21.00 Uhr

“Wer nimmt einen Kümmerling?”
Leere Teller mit lippenstiftverschmierten Servietten werden von flinken Kellnerhänden entfernt und nahezu sofort durch verschiedene Schnäpse ersetzt.
“Ich trinke nur Wein, danke, eigentlich seit Neuseeland nur noch Tschardonnäi.”
Auf dem Damenklo bemalt man ramponierte Münder neu und tauscht erste Gerüchte aus.
Annegret ist wieder Single und froh, dass sie das Arschloch los ist. Ute sucht immer noch jemanden, würde auch ein Arschloch nehmen.
Zurück am Tisch klappen Brieftaschen auf mit Fotos, endlosen Fotos von qualligen Kleinkindern, muffeligen Teenagern, ernsten Ehemännern, lächelnden Gattinnen, mein Haus, mein Pferd, unsere Reise nach Neuseeland. Sabine wünschte, dass Corinna endlich mal den Mund halten würde, damit sie auch mal was erzählen kann, aber die Frau macht nicht mal eine Atempause.
Wozu hat man denn den ganzen Krempel, wenn es keine Sau interessiert.
Haschke war im Kosovo und hat seitdem nur noch Verachtung für alle, die waffenlos ihr Dasein fristen, außerdem hat er soviel Kohle gemacht, dass er für den Rest seines Lebens nicht mehr arbeiten muss, über die genaue Summe hüllt er sich in vornehmes Schweigen.
“Wer will einen kleinen Feigling?”
Frau Bernbusch redet mit Ute, ermutigt sie, die Suche nicht aufzugeben, Ute hört ihr eifrig zu, es ist wie früher, als Frau Bernbusch sie anspornte, doch auch mal am Talentwettbewerb teilzunehmen.
Mit Riedel spricht kaum einer, was soll man auch sagen, Hartz IV, das arme Schwein, ein Wunder, dass er überhaupt gekommen ist.

22.00 Uhr

“Dadideldum, oh,oh,oh, der Kommissar geht um,oh,oh,oh…!”
Eine witzige Idee, die alten Songs von damals aufzulegen.
Manche singen leise mit, wippen im Takt, man möchte ja fast aufspringen und tanzen oder vielleicht lieber doch nicht, die Zeiten sind vorbei.
“IchnehmnochnGlas!”
Gerber versucht schon seit geraumer Zeit, Susie eine Versicherungspolice aufzuschwatzen, ein Topinvestment, laut Gerber. Susie windet sich im Stuhl hin und her, aber da keiner sonst mit ihr redet, hört sie ihm eben zu. Riedel hat jetzt doch angefangen zu tanzen, Breakdance, er kann es immer noch erstaunlich gut, so gut, dass ein paar Frauen anfangen zu klatschen. Schuldisko 1985, da war das Riedelleben noch in Ordnung.
“Los kommt, macht mit!”
Schumi versucht, Annegret auf die Tanzfläche zu ziehen, aber sie kreischt und zappelt, Ute steht dafür auf, aber da geht er schon weiter.
Frau Bernbusch sitzt alleine in der Ecke, vor ihr ein Glas Tee.
“Und jetzt alle, neunundneunzig Luftballons, nananananananana….!”
Zum Glück sind sie die einzigen Gäste. Haschke hat sich auf dem Klo eine Linie Koks reingezogen und kann jetzt alles besser ertragen, seit Kosovo verliert er schnell mal die Nerven.
‘Noch’n kleiner Feigling?”
So jung kommen wir nie wieder zusammen.

23.00Uhr

Frau Bernbusch verabschiedet sich, ja man ist nicht mehr die Jüngste. Verschiedene Hände greifen nach ihrer schrumpligen, kleinen Kinderhand und schütteln sie voller bierseliger Aufdringlichkeit.
“Danke Frau Bernbusch, war doch so eine schöne Zeit, Sie waren die Beste, ich wollte immer so werden wie Sie, alles Gute für die Zukunft und vor allem Gesundheit… bis zum nächsten Klassentreffen!”
Die Tür schließt sich hinter ihr und Sabine hat Tränen in den Augen, wer weiß denn, ob Frau Bernbusch beim nächsten Klassentreffen noch lebt. Die Stimmung droht ins Weinerliche abzukippen.
Babette setzt schon seit einer Stunde einem ziemlich besoffenen Witschorek die Gründe auseinander, warum sie ihren Mann nicht verlassen kann, auch wenn er sie dauernd nur betrügt.
Witschorek hat Mühe, seinen glasigen Blick auf ihr Gesicht zu fixieren, er rutscht immer wieder zu ihrem Ausschnitt herunter. Auf dem Klo heult Ute, als sie in den Spiegel schaut, das kann ja im Leben nichts mehr werden, mit so einer Visage.
Katja Franke ist auch endlich gegangen, wurde ja auch Zeit, habt ihr gesehen, wie abgenudelt die aussieht, furchtbar, wie kann man sich so gehen lassen.
“Mir tut sie leid”, sagt Sabine.
“Who gives a shit!”, kommentiert Haschke.

24.00 Uhr

Haschke bietet ganz öffentlich eine Runde Koks an, wird aber von Menzel gestoppt, der ist im Stadtrat, hat einen Spitzbart und droht Menzel, ihn anzuzeigen, wenn er dieses ‘Dreckszeug’ nicht wegpackt. Haschkes Faust juckt, er will Menzel eine reinhauen, im Kosovo hätte so eine Memme wie Menzel keine Chance.
Er begnügt sich mit: “Du warst schon immer ein Arsch, Menzel!”
Menzel nimmt’s gelassen, zäh wie ein Kakerlak, so kennt man ihn im Stadtrat.
Sabine und Annegret flüstern, dass es bei Ute sowieso nichts mehr wird, mit so einer Visage, die hatte schon früher keine Ahnung, sich anzuziehen.
Gerber will wieder ein bißchen Stimmung reinbringen und legt ”Jump” von van Halen auf.
“Noch’n Bier bitte.”

1.00Uhr

Jetzt, wo es am Schönsten ist, macht der Laden zu, wer hat überhaupt diesen Saftladen ausgesucht.
Noch eine letzte Runde, es läuft “The Power of Love” von Frankie goes to Hollywood. Gerber hat es aufgegeben, hier noch ein bißchen musikalischen Pepp reinzubringen und schmollt in der Ecke.
Witschorek und Babette tanzen engumschlungen, war da nicht mal was, in der zehnten Klasse?
Riedel kann von seinem Tisch aus genau sehen, wie Witschorek Babette in den Schritt greift, aber er sagt nichts. Er ist ja schon froh, mit dabeizusein, mal wieder irgendwo mitmachen zu dürfen.
Haschke will die Rechnung übernehmen und zückt seine Platinum Richbastardcard, aber Menzel war schneller, ein Grund mehr, ihm eins in die Fresse zu hauen.
Noch mehr Paare tanzen, ach weißt du noch, ich musste oft an dich denken, hab’ mich gefragt, was du machst, tja, die Ehe – wir machen ja alle Kompromisse, das milchgebende Wollschwein hat wohl keiner gefunden.
Susie will gehen und steht unschlüssig an der Tür, wartet darauf, dass jemand sie zurückhält, aber als nichts passiert, winkt sie vorsichtig in Annegrets Richtung und sagt: “Ich ruf’ dich mal an.”
Annegret zuckt zurück, als hätte Susie ihr angedroht, die Fingernägel mit der Heckenschere zu schneiden.
“Tut mir leid, die Herrschaften!”, der junge Kellner will Schluß machen, raus hier mit den Dinosauriern, nie wird er mal so enden.

2.00 Uhr

Jahrgang 68 verabschiedet sich, wie eine Herde aufgeschreckter Schafe stehen sie im Regen, tappeln mal nach links, mal nach rechts, kommen immer wieder zurück und können sich nicht trennen.
“Müssen wir bald mal wieder machen!”
Der harte Kern bleibt stehen und Gerber lädt sie noch in seine Wohnung ein, Frau hat er keine, er hat überhaupt keinen, dem er seine großkotzige Wohnung vorführen kann.
Die Stimmung steigt wieder, Gerber hat Tequilla und Whiskey und Wein, Bier ist auch noch im Kühlschrank. Im strategisch beleuchteten Wohnzimmer sehen alle jung und verletzlich aus.
Und kriegen wir auch Falten, wir bleiben doch die Alten.
Haschke geht nicht mal mehr aufs Klo, um zu koksen, Witschorek rutscht immer wieder auf den Teppich herunter und lacht.

3.00 Uhr

Witschorek hat auf Gerbers Teppich gekotzt und lacht trotzdem weiter, Gerber ist stinksauer und bereut insgeheim, sich diese Proleten ins Haus geholt zu haben. Babette hat doch ein bißchen ein schlechtes Gewissen, wegen ihrem Mann und geht mal lieber, außerdem stinkt Witschorek jetzt so eklig, dass ihr sowieso die Lust vergangen ist. Haschke erzählt Ute Schauriges aus dem Kosovo, sein kurzgeschorener Kopf lässt ihn von der Seite wie Bruce Willis aussehen und wagemutig legt sie ihre schlaffe Spinnenhand auf seine Riesenpranke. Riedel zählt stumm die Anzahl von Türen in Gerbers Riesenwohnung, die verchromten Geräte in seiner Küche, von denen er keine Ahnung hat, wozu sie gut sein sollen, die Weinflaschen, welche wie geparkte Luxusautos in Gerbers Regal stehen. Schumi sitzt schlaff auf der beigen Ledercouch, ein ausrangierter Ken im Puppenhaus mit einem Wust zerwühlter Haare über dem ausdruckslosen Gesicht.
Keiner hat gemerkt, dass Riedel mitgekommen ist.

4.00 Uhr

Gerber ist im Stuhl eingeschlafen, Schumi döst und hört “Wish you were here” auf Gerbers Bose Anlage. Ute und Haschke sind verschwunden, Riedel sucht das Klo.
Hinter der dritten Tür findet er Ute, die wie ein umgekippter Käfer auf dem Rücken
liegt, Arme und Beine hochgespreizt, vor ihr kniet Haschke, im Begriff, sie zu penetrieren. Haschkes Hintern glänzt weiß und rund wie ein guter, alter Mond.
Riedel macht sich auf den Heimweg, ruft vorher noch “Tschüß” , seine Stimme klingt quäkend und schwach, passt nicht in Gerbers Riesenwohnung, hat hier nichts zu suchen.

5.00 Uhr

Schumi wacht auf, sein Hals schmerzt, sein Mund ist trocken und übelriechend, sein Kopf wackelt wie ein Lollipop gefährlich hin und her, kann jeden Moment runterfallen. Im Spiegel sieht Schumi aus wie Sechzig. Er läuft durch die Nebenstraßen nach Hause, um Gottes Willen jetzt keinen treffen. Zu Hause stolpert er über den Schulranzen von seinem kleinen Sohn.
Ach, noch mal ein Schulkind sein.

 

Hallo sammamish

“Dich hätt’ ich NIE erkannt!”
“Mensch, du hast dich überhaupt nicht verändert!”

Jaja, der Klassiker - aber genauso läuft es leider ab (und irgendwie ist beides eine Beleidigung oder ;) )


Sie stehen aufgereiht wie Erstklässler, statt Zuckertüten haben sie Handtaschen und Aktentaschen,

Haha, super :thumbsup:

Susie hat seit damals ihr Gewicht schätzungsweise verzehntfacht und sieht aus, als würde sie sonst was dafür geben, wenn jemand sie mal an den Haaren anfassen würde.

:rotfl: ich komm nicht klar, einfach klasse.

Annegret ist wieder Single und froh, dass sie das Arschloch los ist. Ute sucht immer noch jemanden, würde auch ein Arschloch nehmen.

:lol: Wer hätte gedacht, das ich mich heute noch so amüsiere!?


Schumi versucht, Annegret auf die Tanzfläche zu ziehen, aber sie kreischt und zappelt, Ute steht dafür auf, aber da geht er schon weiter.
Frau Bernbusch sitzt alleine in der Ecke, vor ihr ein Glas Tee.

Ich finde es grandios, wie du mit kurzen prägnanten Sätzen eine Situation so treffend skizzierst, das ich das Gefühl habe jedes weitere Wort wäre überflüssig.

Witschorek hat Mühe, seinen glasigen Blick auf ihr Gesicht zu fixieren, er rutscht immer wieder zu ihrem Ausschnitt herunter.

:D


sammamish, ich bin begeistert! Das hat mir ausnehmend gut gefallen. Du erfindest zwar das Rad nicht neu aber das ist wurscht. Dein Stil gefällt mir super - die Art wie du nur durch treffende Beobachtung kleiner Details eine solch dichte Atmosphäre erzeugst und präzise Charakterisierung erreichst - große Klasse. Gepaart mit einer ordentlichen Portion trockenem Humor ist mir das eine eine Emfehlung wert (mal schauen wie das eigentlich geht, ist das erste mal ;) )

 

Hm,
Stil ordentlich, Dialoge auch, die Situation ist dankbar, also warum kommt bei mir keine Begeisterung auf? Dazu sind mir die Figuren allesamt zu erbärmlich. Da fehlt mir der Respekt des Autors vor dem Stoff und seinen Figuren.
Ich denke da immer an ein Gedicht von Gottfried Benn, wenn er die Besucher eines Musik-Cafès nur mit den Namen ihrer Krankheiten bezeichnet. So kommt mir das hier auch so vor: Jeder Name kriegt eine typische "Lebenslüge" oder ein "Lebensproblem" zugewiesen und gib ihm. Und der Leser lacht sich ein bisschen ins Fäustchen und ist froh, dass er ja noch liest und reflektiert ist und das alles und nicht so oberflächlich und blöd wie die Figuren aus der Geschichte.

Bleibt alles arg an der Oberfläche, zu viele Figuren, zu viele Schablonen, zu viel Drama.

Gruß
Quinn

 

Hallo Skalde und Quinn, vielen Dank fuer eure Kommentare.

@Skalde - es freut mich, dass es dir so gut gefallen hat und du offenbar diesselbe Art von Humor magst

@Quinn - ich weiss, was du meinst. Die Figuren sind aber absichtlich so knapp gehalten und nur auf das Noetigste, naemlich ihr Verhalten an einem Abend, beschraenkt. Es ist absichtlich fies, wenn man es so will. Ein kleiner hinterhaeltiger Einblick in das zwiespaeltige Erlebnis Klassentreffen.....

gruss
sammamish

 

Hallo sammamish

das Thema ist tatsächlich dankbar und kann, je nach schriftstellerischem Gusto, Lagmut und Talent, unterschiedlich ausgearbeitet werden.
Diese hier ist im Stil einer wirklich bösen Satire geschrieben; die Charaktere sind stereotyp, wäre dieses nicht so, würde die Geschichte nicht ohne den Roman im Hintergrund funktionieren, in dem die Prots aufgearbeitet werden. So ist es also eine Geschichte, die aus der Reduktion gewinnt, sowohl der Tiefe der Prots, als auch in den Formulierungen :

“Gibt es noch den alten Hausmeister mit dem widerlichen Mundgeruch und den Bohrmilchfingern?”
Alles grölt.
“Er ist letztes Jahr an Magenkrebs gestorben”, sagt Frau Bernbusch.
Auch wenn ich keine Bohrmilch kenne (und vermutlich auch nicht kennenlernen will...), diese Zusammenstellung finde ich großartig.

Insgesamt finde ich sie ebenfalls stilistisch sauber, sehr unterhaltsam, nur in Details noch zu verbessern und mich persönlich stört es nicht, daß Du in dieser Geschichte nur draufhaust auf Deine Prots. Witzischkeit kennt keine Grenzen, Witzischkeit kennt kein Pardon...

Susie hat seit damals ihr Gewicht schätzungsweise verzehntfacht und sieht aus, als würde sie sonst was dafür geben, wenn jemand sie mal an den Haaren anfassen würde.
also entweder "an den Haaren" weglassen, oder statt "anfassen" "ziehen", ich fände aber die Reduktion böser und damit geeigneter.
Warm rinnt der erste Alkohol des Abends durch die Kehlen
die trinken warmen Sekt ?!
Leere Teller mit lippenstiftverschmierten Servietten werden von flinken Kellnerhänden entfernt und nahezu sofort mit verschiedenen Schnäpsen ersetzt.
das würde ich durch ein "durch" ersetzen
endlosen Fotos von qualligen Kleinkindern, muffligen Teenagern
muffeligen
Zum Glück sind sie die einzigen Gäste. Haschke hat sich auf dem Klo eine Linie Koks reingezogen und kann jetzt alles besser ertragen, seit Kosovo verliert er schnell mal die Nerven.
‘Noch’n kleiner Feigling?”
So jung kommen wir nie wieder zusammen.
spontaner Applaus von mir für diese kleine, sehr böse zusammengestellte Szene :thumbsup:
im Kosovo hätte so eine Memme wie Menzel keine Chance, um Gnade winseln würde der.
ich würde den eingeschobenen Nachsatz streichen
Riedel macht sich auf den Heimweg, nicht ohne vorher der Form halber “Tschüß” zu rufen, seine Stimme klingt quäkend und schwach, passt nicht in Gerbers Riesenwohnung, hat hier nichts zu suchen.
die Dopplung "nicht ohne der Form halber" und "klingt quäkend und schwach" finde ich nicht so schön, warum ruft er nicht einfach sein Tschüß und es klingt quäkend in der großen Wohnung in die er nicht passt, ohne der Form halber zu sein ?

Klasse Geschichte, hat Spaß gemacht !

Grüße,
Classenbucheintrag Seltsem

 

Hallo C. Seltsam, ich danke dir fuer deine konstruktive Kritik, habe alles uebernommen und muss sagen, dass es jetzt wirklich besser klingt.
Das mit den Haaren wirkt jetzt noch gemeiner und mit dem warmen Sekt, da habe ich nicht aufgepasst.
Wie gut, dass es aufmerksame Leser gibt!

gruss , sammamish

PS: Bohrmilch ist ein weisse, duenne Fluessigkeit , die an Dreh- und Bohrmaschinen verwendet wird ( wurde?) und die Finger eklig einfaerbt.

 

Hallo sammamish,

Ich schließe mich den anderen Kritikern an: Deine Satire liest sich gut und macht Spaß - mehr fällt mir auch gar nicht ein um diese Uhrzeit :). Mir ist aufgefallen, dass du die Männer immer mit ihren Nachnamen bezeichnest (Gerber, Witschorek, etc.), aber die Frauen mit ihren Vornamen (Sabine, Ute, etc.). Wieso? Die Vornamen kennzeichnen natürlich besser, wer Männlein oder Weiblein ist, aber warum werden die Männer nicht auch mit ihren Vornamen angesprochen? Auf Klassentreffen ist es doch üblich, dass sich alle duzen?
Na ja, ist nur ein kleines Detail, tut eigentlich nicht viel zur Sache.

Grüße von Perdita

 

Hallo sammamish

Mir gefiel der oberflächliche Abendspaziergang über die knapp, aber klar gezeichneten Charaktere. Saubere Arbeit. Der zynische Witz und die kleinen Dramen sind gekonnt umgesetzt, der Text braucht meiner Ansicht nach nicht mehr in die Tiefe zu gehen.
Vielleicht wollte ich auch um diese Zeit einfach "nur" unterhalten werden, so als Bettmümpfeli, nichts schweres mehr auf den Magen. :-)

Mit Riedel spricht kaum einer, was soll man auch sagen, Hartz IV, das arme Schwein, ein Wunder, dass er überhaupt gekommen ist.
Man sieht förmlich die Blicke, spürt die Arroganz der einen, die Mutlosigkeit der anderen.
Nochn Feigling - schön zweideutig, hehe.

Ganz unkonstruktiv: Nix zu meckern, gerne gelesen.
Gruss.dot

 

Hallo dotslash und Perdita, danke fuer eure Kommentare und es freut mich, dass ihr euch amuesiert habt.
Perdita - is ist witzig, dass du das mit den Namen ansprichst, es ist mir naemlich selber erst hinterher aufgefallen. Ich kannes mir nur so erklaeren, dass wir Maedchen uns frueher immer mit Vornamen angeredet haben, die Jungs aber grundsaetzlich nur " der Schmidt / Meier" usw.waren.
Es ist total automatisiert. Eigentlich waren wir so unhoeflich!
gruss, sammamish

 

Hallo Sammamish,

ich hatte auch kürzlich Klassentreffen , allerdings erging es mir besser.
"Sie haben sich überhaupt nicht verändert, Jutta!" rief ein ehemaliger Lehrer, "Immer noch schlank und so dunkles Haar!"
Na, sicher doch, in der DDR aufgewachsen, da konnte man nicht dick werden und inzwischen kenne ich einen Packer vom Fließband bei WELLA...
Spaß beiseite, ich habe mich gut amüsiert bei dieser Geschichte. Klar sind die Figuren überzeichnet, aber genau das gefällt mir. Interessant bei solchen Treffen ist, dass man sofort wieder die gleiche Rolle übernimmt wie früher und auch so akzeptiert wird, will sagen, einmal vorlaut-immer vorlaut!
Geschichte war ein schöner Auftakt für's Wochenende, zauberte ein Lächeln in's Gesicht.
Dafür sage ich 'danke'!;)
Ciao,
jurewa

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom