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Kleinenberg-Broichrath

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16.03.2015
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Kleinenberg-Broichrath

Autobahnsperrung – Umleitung über die Dörfer. "Oje!", stöhnt Torsten. Kostet ihn sicher eine halbe Stunde, dieses Herumgurken.
Direkt nach der Ausfahrt stockt es auch schon. War ja abzusehen: Ein Dutzend Autos vor ihm folgt einem kriechenden Traktor. Trotz mehrerer Möglichkeiten will der Bauer nicht auf den lehmigen Rand der Straße ausweichen. Wiederholt hupt Torsten, blendet die Lichthupe auf. Doch niemand der Vorfahrenden überquert die durchgezogene Linie, wagt zu überholen.
So geht es im Schneckentempo weiter. Überhaupt scheint die ganze Strecke aus unübersichtlichen Stellen, Überholverboten, Tempolimits und scharfen Kurven zu bestehen, und hat nur eine Spur je Fahrtrichtung.
Aus dem Augenwinkel sieht er alte, verfallene Häuser und stinkende Bauernhöfe, sich im Schlamm suhlende Schweine. Eine verlassene Ladenzeile, einen tristen Marktplatz, – wohl der Mittelpunkt des Kaffs, wo sich die Alten treffen, wo rotzige Blagen herumlungern.
Die Straße mäandert kilometerweit durch die Landschaft, vorbei an Äckern, durch Wälder und kleine Ortschaften, mündet endlich in einen Kreisverkehr. Der Traktor biegt woandershin ab, folgt weiter einer Bundesstraße, einige lahme Seelen aus dem Umland folgen ihm. Erleichtert ruft Torsten „Endlich!“, bis er merkt, dass die Umleitung durch enge Gassen und Tempo-30-Zonen führt, in denen sich nicht nur der Verkehr, sondern auch die Hitze staut.
Minuten später stoppen die verbliebenen Autos vor ihm plötzlich. Mit stoischer Ruhe kommt aus einem Hof ein überbreites Landmaschinenfahrzeug heraus und schert sich vor ihnen ein. Torsten schlägt aufs Lenkrad, flucht, gestikuliert wild.

Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis er völlig entnervt und durchschwitzt an einem Supermarkt vorbeikommt. Groß, modern – und vor allem genügend freie Parkplätze. Verlockend. Ach, warum nicht?, denkt er und reißt das Lenkrad herum. Wollte er doch sowieso noch Wurst und Käse fürs Abendbrot kaufen. Vielleicht löst sich der Stau in der Zwischenzeit auf. Das Nützliche mit dem Unangenehmen verbinden.

Die Klimaanlage sorgt für eine angenehme Kühlung; sanfte Musik klingt aus den Lautsprechern, ein Duftgemisch aus Rosenholz, Orange und Lavendel weht durch die Halle. Alles aufgeräumt und ordentlich, keine Stolperfallen, volle Regale. Probierstände links und rechts. Am Ersten wird ihm beim Vorbeischlendern sofort ein Schälchen scharfes Curry gereicht.
Kein Gedrängel und Gewimmel auf den Gängen, niemand schiebt ihm einen Einkaufswagen in die Hacken wie sonst in seinem Laden in der Stadt. Die Dorffuzzis scheinen außergewöhnlich nett und sympathisch zu sein: Einige Kunden nicken ihm freundlich zu, das Personal lächelt unentwegt. „Guten Tag“ und „Hallo“ auf Schritt und Tritt.
Die Verkäuferin an der Fleischtheke bekommt frische rote Bäckchen wie ein Kind, während sie seinen Aufschnitt wiegt und dabei fragt: „Sonst noch was?“
„Nein, danke. Das ist alles.“
Sie druckt das Etikett und legt jede Menge Scheiben extra hinzu. „Möchten Sie von der Pfeffersalami probieren?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, reicht sie ihm schüchtern ein besonders dickes Stück herüber. „Was vom Käse?“
Kauend blickt sich Torsten um, nimmt die länger gewordenen Reihen dicht hintereinanderstehender Leute wahr, die sich hinter ihm und vor der Käsetheke gebildet haben. „Ähm …“
„Kein Problem. Sie sind jetzt mein Kunde. Ich nehme Sie gerne mit zum Käse. Wohin Sie wollen.“
Er nickt. Es ist ihm ein wenig peinlich, doch die Leute in den Schlangen lächeln bloß. Blicke folgen ihm, während er hin- und herschwingt, auf verschiedene Käsesorten zeigt und die Menge nennt. Davon bitte vier Scheiben.“ – „Zwei von dem … nein, nein, bitte drei.“ – „Davon bitte fünf!“ – „Nein, den doch nicht.“
In der Stadt hätten sie sicher gegrummelt, läge Ungeduld in der Luft, herrschte schon bald eine aggressive Grundstimmung. Hier bringen sich die Umstehenden ein und kommentieren mit: „Ja, der ist lecker!“ – „Gute Wahl!“ – „Ist auch mein Lieblingskäse!“ – „Den mag ich auch nicht.“
Diese Warmherzigkeit, Gelassenheit, das Miteinander machen das Dorfleben aus, sinniert er. Das Dorfleben, von dem er vorher nur vom Hörensagen wusste, hier findet es tatsächlich statt. Kein Alltagsstress – ein Ort, seine Seelenruhe zu finden.
Das war ihm gar nicht bewusst; er war beim Herumtuckern wohl nicht empfänglich für die wunderschönen, alten Fachwerkhäuser, die ertragreichen Felder und Obstgärten, den hübschen Marktplatz mit dem Kopfsteinpflaster, an dessen Rand ältere Leute Boccia und Kinder Himmel und Hölle gespielt hatten. Im Nachhinein muss er sich auch dafür schämen, die Bauern auf ihren lahmen Fahrzeugen verflucht zu haben, die sich zum Wohle aller um die Nahrung kümmern.
Ob die Kunden und Angestellten im Supermarkt ihn womöglich für einen Neuen, einen Hinzugezogenen halten, den sie freundlich in ihre Reihen aufnehmen oder behandeln sie gar alle Fremden so nett?
Zu seiner Schande kennt er noch nicht mal die Namen aller Nachbarn in seinem Haus, geht er nicht nur der alten Tattrigen aus dem Erdgeschoss, die jeden anspricht, stets aus dem Weg, nimmt er nur grummelnd die Pakete der Anwohner entgegen oder macht die Tür erst gar nicht auf, wenn er nichts und niemanden erwartet hat. Nachdenklich schüttelt er den Kopf, eine Träne läuft ihm die Wange hinunter.

Er bedankt sich mehrmals und nimmt die Tüte entgegen, in die die Verkäuferin noch mehrere Käsescheiben unterschiedlichster Sorten „zum Probieren“ gesteckt hat, und geht Richtung Kasse.
Seine Gedanken kreisen um die Frage, ob es sich auf dem Land gemütlicher und besser leben lässt als in der Enge seines Blocks. In der Stille und Abgeschiedenheit, fernab der städtischen Anonymität, des Verkehrsaufkommens, der schlechten Luft, der Hektik. Einkauf direkt beim Bauern, regional, frisch, Bio pur – kann auch nicht verkehrt sein. Außerdem sind die Mieten günstiger, die Wohnräume größer, und es gibt ausreichend Parkplätze. Mit der neuen Homeoffice-Regelung ist es quasi egal, von welchem Schreibtisch aus er arbeitet. Internet, Telefon-, TV-Anschluss, Paket- und Lieferdienste kommen überall hin, und zu seinen wenigen Freunden, zur Firma oder selbst in die Stadt sind es auch nur ein paar müde Kilometer.
Dinge, über die er heute Abend mit einem Bier auf der Couch ernsthaft nachdenken sollte.

Kaum ist er außer Sicht- und Hörweite, kommt der Filialleiter hektisch zur Frischetheke herangeeilt.
„Elvira! Was soll das? Die Gesichtswurst, den Emmentaler, Leerdamer und den ganzen anderen Käse ziehe ich Ihnen vom Lohn ab!“
„Aber, aber …“
„Kein aber! Haben Sie denn keine Augen im Kopf? Passen Sie das nächste Mal besser auf!“ Er blickt sich um, schaut in die verblüfften Gesichter der Kunden.
Ein älterer Herr tritt vor und sagt: „Ich dachte aber genauso wie Elvira …“
„Und wie Elvira und Hermann habe auch ich …“, springt ihnen eine Dame mit Gehstock bei.
„Ja sind hier jetzt etwa alle verblödet? Und zum Probieren gibts heute auch nichts mehr! Keine einzige Scheibe!“ Er hebt den Finger und zeigt dann auf jeden Einzelnen in den Reihen. „Für keinen!“
Mit offenen Mündern schauen sich die Leute gegenseitig an und schließlich dem Filialleiter hinterher, der mit hochrotem Kopf wieder in seinen Kabuff abdampft.

Bevor Torsten den Motor startet, lässt er eine Scheibe aromatischen Käse auf seiner Zunge zergehen. Fröhlich trommelt er auf dem Lenkrad zur Musik aus dem Autoradio, folgt im ersten Gang rollend den Umleitungsschildern und schaut sich um.
Da, eine saftige Wiese auf der Kühe grasen, an dessen Rand eifrige Leute ein Festzelt aufbauen. Dort ein einladender Landgasthof mit Biergarten und kleiner Bühne. Überall bunte, über die Straßen gespannte Fähnchen, Vorboten eines Volks- oder Schützenfests. Torsten stellt sich vor, wie er inmitten der Feiernden auf Bierbänken sitzt, zusammen mit ihnen am Wegesrand steht, wo herannahende Blaskapellen, Fanfaren- und Musikzüge ihren Marsch trommeln und trompeten – und im Hintergrund Bier ausgeschenkt wird.
Als er schließlich an Plakaten für die Kommunalwahl vorbeikommt, verlieren sich seine Gedanken schnell. Verdutzt bleibt sein Blick an einem Wahlplakat hängen, auf dem jemand über das ganze Gesicht grient. Er fährt noch langsamer, bleibt schließlich stehen und lässt die Scheibe herunter.
Der Kandidat, der dort als „Ihr amtierender Bürgermeister für Kleinenberg-Broichrath“ antritt, sieht ihm frappierend ähnlich.

 

Moin anne anner Rheinseite​

und wieder ein – wie ich finde – gelungene Targikomödchen mit alltäglichen Tücken. Wann holt wer auch immer Dich für den Eifel-Krimi, bester​

Go-Music, go-go-go,

Moin anne annere Rheinseite - und

wieder - wie ich finde - ein gelungenes Tragikkommödchen ("Wort mit zwo k und zwo m") -
aber noch’n Paa’ Flüskes

Die Straße mäandert sich kilometerweit durch die Landschaft, vorbei an Äckern, durch Wälder und kleinen Ortschaften, …

DaKOMMA eine saftige Wiese auf der Kühe grasen, an dessen Rand eifrige Leute ein Festzelt aufbauen.

Wer über Kleinenberg-Broichrath schreiben kann, könnte auch den Eifelkrimi (wobei mir die erste Serie besser gefiel als die zwote und - umgekehrt gedacht - andersherum gesendet, erst den Aufguss - wären die älteren Folgen eine Steigerung gewesen.

So schleift sich alles ab. Nur Du nicht. Unverwüstlich, go-go-go (das ist Pidgin, zu gut deutsch übersetzt:)

Nur weiter so!

Friedel

 

Hallo Friedel,

danke für deinen Besuch und die Flusenlese.

und wieder ein – wie ich finde – gelungene Targikomödchen mit alltäglichen Tücken.
Danke dafür.

Wer über Kleinenberg-Broichrath schreiben kann, könnte auch den Eifelkrimi
Eifelkrimi kann doch jeder. ;)
Geschichten über Skurrilitäten des Alltags aus Kleinenberg-Broichrath sind eine Marktlücke. :D

Liebe Grüße zurück an die andere Rheinseite.

Schönen Abend und einen guten Start ins Wochenende.
GoMusic

 

Hey @GoMusic ,

da hab ich mit deiner Geschichte einen prima Start in den Samstag. Sehr lustig, und so wahr: die ewigen Projektionen der Städter auf das Landleben, wir können (bzw. in meinem Fall: konnten) eben einfach nicht anders!
Habe leider nichts zur Verbesserung hinzuzufügen.
Dir ein feines Wochenende
Placidus

 

Hallo @GoMusic,

Kostet ihm sicher eine halbe Stunde
Wen kostet das was? Ihn.
Die Straße mäandert sich kilometerweit
Windet sich oder mäandert.
mündet endlich auf einen Kreisverkehr
der Fluss mündet ins Meer
„Ähm, …“
Wofür das Komma?
Hier reagieren die Umstehenden mit
reden mit oder reagieren (auf).
Kein Alltagsstress, – ein Ort
Auch hier wundere ich mich über das Komma.
Ob die Kunden und Angestellten im Supermarkt ihn womöglich für einen Neuen, einen Hinzugezogenen halten? Ihn freundlich in ihre Reihen aufnehmen möchten oder allgemein mit allen Fremden so nett umgehen?
Der zweite Satz hakelt und ist ungünstig gestellt. Würde ich begradigen:
Ob die Kunden und Angestellten im Supermarkt ihn womöglich für einen Neuen, einen Hinzugezogenen halten, den sie freundlich in ihre Reihen aufnehmen oder behandeln sie gar alle Fremden so nett?
Sich mehrmals bedankend nimmt er die Tüte entgegen
Bin kein Freund solch fetter Partizipien, vllt.: "Er bedankt sich mehrmals und nimmt die Tüte entgegen."?
der mit hochrotem Kopf wieder in sein Kabuff abdampft
gut formuliert, Kabuff, herrlich, habe ich schon ewig nicht mehr gehört.
Während Torsten den Motor startet, lässt er sich eine Scheibe aromatischen Käse auf der Zunge zergehen.
Mag das Während (fast grundsätzlich) nicht, das passt auch nicht, denn das Starten dauert nur eine Sekunde, das Schmelzen des Käses aber deutlich länger. Vllt.: Bevor er den Motor startet ...
Der Kandidat, der dort als „Ihr amtierender Bürgermeister für Kleinenberg-Broichrath“ antritt, sieht ihm frappierend ähnlich.
Haha, gute Pointe, jetzt werden die rosa Kühe entzaubert, der Arme.

Amüsante Geschichte, GoMusic, leicht und flockig, Stadtneurotiker prallt auf ländliche Gemütlichkeit, die Sehnsucht nach der heilen Welt auf dem Land schön karikiert.
Reiht sich an deine Paketstory.

Peace und schönen Sonntag, l2f.

 

Hallo Placidus,

danke fürs Lesen und Kommentieren.

Sehr lustig, und so wahr: die ewigen Projektionen der Städter auf das Landleben, wir können (bzw. in meinem Fall: konnten) eben einfach nicht anders!
Danke fürs lustig.
Ja, die Projektionen ;)


Hallo linktofink,

schön, auch dich unter meiner Geschichte zu haben.

Habe die Korrekturen durchgeführt und deine Tipps gerne angenommen.
Danke für das aufmerksame Durchforsten.

Haha, gute Pointe, jetzt werden die rosa Kühe entzaubert, der Arme.
Danke.
Rose Kühe gefällt mir :D
Der Arme hat vielleicht noch das Wahlplakat durchboxt, umgetreten oder umgefahren :Pfeif:

Amüsante Geschichte, GoMusic, leicht und flockig, Stadtneurotiker prallt auf ländliche Gemütlichkeit, die Sehnsucht nach der heilen Welt auf dem Land schön karikiert.
Reiht sich an deine Paketstory.
Ja, Karikatur passt schon, denke ich.
Und passt auch zur Paketstory, stimmt. Die könnte auch in der Gegend spielen. Nach dem Motto "Geschichten aus Kleinenberg-Broichrath" :lol:

Wünsche euch noch einen tollen Rest-Sonntag.

Liebe Grüße, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo GoMusic,

nette kleine, harmlose Geschichte für zwischendurch. War spaßig, hab mich beim Lesen natürlich gefragt, warum die alle so nett sind (da stimmt doch was nicht! :D), und damit hältst du den Leser ja auch bei der Stange (Filialleiter-Szene).

Ein Punkt zum Aufbau:
Es sind ja im Prinzip drei Teile: Auf dem Land ist es doof, vielleicht ist es auf dem Land doch ganz gut, und (ganz kurz) der Twist. Im ersten Teil hast du im Grunde nur den nervigen Verkehr, lässt den Prot aber im zweiten Teil auf etwas rekurrieren, was du noch nicht geschildert hattest (der Absatz „Das war ihm gar nicht bewusst, als er wohl viel zu achtlos an alten Fachwerkhäusern …“). Das könnte man m.E. in den ersten Teil packen (ohne den zu sehr aufzublähen), das würde den etwas vielfältiger machen. Dort könnte er diese Dinge ja nebenbei belächeln, und beim Rekurrieren später könntest du es ihn in einem etwas anderen Licht sehen lassen („ist ja im Grunde doch ganz nett/familiär“..).

Ein Punkt zur Sprache:

Überhaupt scheint die ganze Strecke aus unübersichtlichen Stellen, Überholverboten, Tempolimits und scharfen Kurven zu bestehen, aus nur einer Spur je Fahrtrichtung.
Mit offenen Mündern schauen sich die Leute gegenseitig an und schließlich dem Filialleiter hinterher, der mit hochrotem Kopf wieder in sein Kabuff abdampft.
Du machst in diesem Text gerne diese verkürzenden Verknüpfungen, damit könntest du in meinen Augen etwas sparsamer umgehen, weil es dadurch ein bisschen gehetzt wirkt. Und im ersten Zitat ist dadurch der zweite Teil auch etwas unglücklich, denn das heißt da jetzt, dass die Strecke aus nur einer Spur je Fahrtrichtung zu bestehen scheint. Das sollte ja aber im Sinne aller Verkehrsteilnehmer ziemlich klar sein, ob das so ist. ;)

Noch etwas Kleinkram:

über die Dörfer. Oje!, stöhnt Torsten.
Auch direkte Denke würde ich immer mit einer neuen Zeile beginnen.

dass die Umleitung durch enge Gassen und Tempo 30-Zonen führt, in denen sich nicht nur der Verkehr, sondern auch die Hitze staut.
Hat mich kurz rausgekegelt: Ich habe mich gefragt, ob der nicht (wie von mir angenommen) in einem Auto sitzt – denn inwiefern spürt er dann was von sich stauender Hitze in den Gassen? (Außerdem: Tempo-30-Zone)

Wollte er doch sowieso noch Wurst und Käse fürs Abendbrot kaufen. Vielleicht löst sich der Stau in der Zwischenzeit auf. Das Unangenehme mit dem Nützlichem verbinden.
Die Umkehrung des Sprichworts funktioniert hier für mich nicht recht, denn ich sehe es nicht als eindeutig unangenehm, wenn er einkaufen geht, da er das ja eh noch machen wollte (nicht musste), und es könnte ja sogar eindeutig positiv werden, wenn sich der Stau inzwischen auflöst. Von daher könntest du das Sprichwort m.E. sogar in seinem normalen Sinne benutzen: Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden; denn er macht Pause vom nervigen Verkehr und der Hitze (angenehm), und geht einkaufen (nützlich).

„Davon bitte vier Scheiben.“ – „Zwei von dem … nein, nein, bitte drei.“ – „Davon bitte fünf!“ – „Nein, den doch nicht.“
Warum hier (auch später) kursive wörtl. Rede?

Diese Warmherzigkeit, Gelassenheit, das Miteinander macht das Dorfleben aus, sinniert er.
machen

Das war ihm gar nicht bewusst, als er wohl viel zu achtlos an alten Fachwerkhäusern, Bauernhöfen, Obstgärten, dem Dorfbrunnen und dem kleinen Marktplatz mit dem Kopfsteinpflaster vorbei tuckerte, an dessen Rand ältere Leute Boccia oder Kinder Himmel und Hölle spielten.
Müsste Vorvergangenheit sein.

Nachdenklich schüttelt er den Kopf, eine Träne läuft ihm die Wange hinunter.
Schon ziemlich dick aufgetragen. :D

nimmt die Tüte entgegen, in der die Verkäuferin noch mehrere Käsescheiben unterschiedlichster Sorten „zum Probieren“ gesteckt hat
in die die Verkäuferin (oder umformulieren, um das zu vermeiden)

Außerdem sind die Mieten günstiger, die Wohnräume größer, und es gibt ausreichend Parkplätze. Mit der neuen Homeoffice-Regelung ist es quasi egal, von welchem Schreibtisch aus er arbeitet. Internet, Telefon-, TV-Anschluss, Paket- und Lieferdienste kommen überall hin, und zu seinen wenigen Freunden, zur Firma oder selbst in die Stadt sind es auch nur ein paar müde Kilometer.
Das war mir ein bisschen too much, zu weit ausgeholt, erinnert fast an eine Liste der gängigen Argumente fürs Landleben.

Er erhebt den Finger und zeigt
Warum nicht einfach "Er hebt"? Erer ist so ein bisschen stotterig.

Bevor Torsten den Motor startet, lässt er eine Scheibe aromatischen Käse auf der Zunge zergehen.
Ich hätte das "sich" intuitiv behalten. Oder jetzt zumindest "seiner" Zunge. Aber in der jetzigen Form bin ich dran hängengeblieben.

Als er schließlich an Plakaten für die Kommunalwahl vorbeikommt, verlieren sich schnell seine Gedanken.
Ich würde das "schnell" nach hinten setzen: verlieren sich seine Gedanken schnell.

Gern gelesen.
Viele Grüße
Maeuser

 

Hallo Maeuser,

Danke für deinen tollen Kommentar.
Die Fehlerchen habe ich sofort korrigiert und auch die Tipps gerne übernommen.

War spaßig, hab mich beim Lesen natürlich gefragt, warum die alle so nett sind (da stimmt doch was nicht! :D), und damit hältst du den Leser ja auch bei der Stange (Filialleiter-Szene).
Gut, dass du bei der Stange gehalten wurdest ;)

Im ersten Teil hast du im Grunde nur den nervigen Verkehr, lässt den Prot aber im zweiten Teil auf etwas rekurrieren, was du noch nicht geschildert hattest (der Absatz „Das war ihm gar nicht bewusst, als er wohl viel zu achtlos an alten Fachwerkhäusern …“). Das könnte man m.E. in den ersten Teil packen (ohne den zu sehr aufzublähen), das würde den etwas vielfältiger machen. Dort könnte er diese Dinge ja nebenbei belächeln, und beim Rekurrieren später könntest du es ihn in einem etwas anderen Licht sehen lassen („ist ja im Grunde doch ganz nett/familiär“..).
Da hatte ich anfangs auch drüber nachgedacht, es aber dann nach hinten geschoben, damit es am Anfang schneller geht.

Ich denke mal drüber nach, wie ich das in einer kurzen Fassung nach vorne ziehen kann, damit das Rekurrieren besser passt.

Vielleicht gibt es in der Zwischenzeit ja auch noch andere Kommentare zu diesem Punkt.

Du machst in diesem Text gerne diese verkürzenden Verknüpfungen, damit könntest du in meinen Augen etwas sparsamer umgehen, weil es dadurch ein bisschen gehetzt wirkt. Und im ersten Zitat ist dadurch der zweite Teil auch etwas unglücklich, denn das heißt da jetzt, dass die Strecke aus nur einer Spur je Fahrtrichtung zu bestehen scheint.
Die erste Verknüpfung ist nun raus, da das mit dem bloßen Anschein einer einspurigen Straße so natürlich nicht stimmt.

Ich habe mich gefragt, ob der nicht (wie von mir angenommen) in einem Auto sitzt – denn inwiefern spürt er dann was von sich stauender Hitze in den Gassen?
Denke ich auch noch drüber nach. Gibt ja noch andere Wege, Hitze zu spüren.

Die Umkehrung des Sprichworts funktioniert hier für mich nicht recht,
Hast recht. Habe ich umgedreht.

Warum hier (auch später) kursive wörtl. Rede?
Ich wollte das besonders dargestellt haben, kursiv und zentriert. Das Zentrieren hat hier nicht funktioniert, da habe ich anschließend bloß vergessen, das Kursive rauszunehmen.

Das war mir ein bisschen too much, zu weit ausgeholt, erinnert fast an eine Liste der gängigen Argumente fürs Landleben.
Hm, denke, da könnten tatsächlich ein oder zwei Dinge raus, damit das nicht zu klischeehaft wirkt. Ich überarbeite das noch.

Vielen Dank nochmals.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Maeuser,

ich melde mich nur noch mal kurz, da ich deine Idee nun umgesetzt habe.

Im ersten Teil hast du im Grunde nur den nervigen Verkehr, lässt den Prot aber im zweiten Teil auf etwas rekurrieren, was du noch nicht geschildert hattest (der Absatz „Das war ihm gar nicht bewusst, als er wohl viel zu achtlos an alten Fachwerkhäusern …“). Das könnte man m.E. in den ersten Teil packen (ohne den zu sehr aufzublähen), das würde den etwas vielfältiger machen. Dort könnte er diese Dinge ja nebenbei belächeln, und beim Rekurrieren später könntest du es ihn in einem etwas anderen Licht sehen lassen („ist ja im Grunde doch ganz nett/familiär“..).
Hoffe, der erste Teil ist nun etwas vielfältiger - ;) - und nicht zu sehr aufgebläht. (In Summe sind es keine 40 Wörter mehr geworden.)

Danke nochmal für deinen Vorschlag, der mir gut gefallen hat.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi GoMusic,

ja, war ja kein Riesenkritikpunkt, aber ich find's jetzt tatsächlich besser. :thumbsup:

VG
Maeuser

 

Hi Maeuser,

ja, war ja kein Riesenkritikpunkt, aber ich find's jetzt tatsächlich besser. :thumbsup:
Danke.
Ohne das wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, den Prota am Anfang noch ein wenig mehr mies gelaunt darzustellen, so dass z.B. aus herumlungernden Blagen am Ende spielende Kinder oder aus Bruchbuden schließlich Fachwerkhäuser werden ;)

LG, GoMusic

 

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