Kleiner Gedankengang
Lange bin ich auf dem Gras balanciert, barfuss. Feucht, kühl, struppig unter den Füßen. Habe dabei immer wieder geübt, nicht herunterzufallen; mal auf die eine Seite geschwankt, mal auf die Andere, hier das Nichts, dort die Verrücktheit. Als ich letztendlich stillstand, fühlte ich es, wie einen roten Schleier: die Traurigkeit. Sie legte sich über mich wie ein Hauch aus Rot. Über mich gefallen, heruntergefallen; rotes Gras, rote Bäume, die Wolken rot wie blutende Schiffe am Horizont. Mein Ohr war verstopft mit dieser Farbe und ich hörte jetzt rote Musik. Die Töne fielen wie Sommerschnee herunter, strauchelten und überschlugen sich im Gras. Zuerst waren es Töne, immer lauter, immer mehr, ein rotes Sommerschneegetöse, dann kamen die Worte. Ich hielt mir die Ohren zu mit roten Händen, aber die Worte hämmerten dagegen. Hagelwortgeschütze knallten auf mich nieder und ich schrie den Mund voller Rot. Dann kam die Stille. Sie klang nach Abfall, gefallenem Klang, Wortfetzen keuchten nur noch leise auf, ohne Geräusch. Es war vorbei. Betäubt fühlte ich das Gras unter den kalten Füßen. Regen platschte auf mich; ein Gewirr aus Regen, Laub und Wind. Ich beugte meinen Rücken und sammelte so viele Worte, wie in meine Hände passten. Dann ging ich in mein Haus, setzte mich und ordnete sie, bis ich meine Füße daran wärmen konnte.