Klick
Klick.
Ein einzelner Tropfen schlug auf dem Boden auf, wirbelte ein wenig Staub auf und versickerte dann im trockenen Boden. Das ferne Grollen von Donner und das Flackern von Blitz in der Ferne ließ Regen erahnen. Klick. Langsam begab sich Nacht auf ihren Weg über den Himmel und sandte ihren Sohn Schatten, um mit Hitze, der Schwester Lichts, zu tanzen, sie zu verführen um im ewigen Reigen schließlich Tag zu gebären. Klick. So begab sich Schatten auf den Weg. Er zog los mit seinen Hunden Kühle und Wind, seiner ewigen Pflicht und Lust nachzukommen. Klick. Mit der Anmut eines Tänzers drang er in alle Winkel vor, mal langsam, leise, kaum bemerkt, mal stürmte er vor, begeleitet von dem wütenden Gebell und dem schmerzenden Biss seiner Hunde.
Es wurde Nacht. Er spürte, wie das Brennen auf seiner Haut nachließ und endlich sich die gnädige Kühle der Dämmerung seinen Körper liebkoste. Bald würde es unerträglich kalt werden, doch hasste und genoss er diese Augenblicke. Klick. Genoss sie, denn sie linderten den Schmerz der Verbrennungen, sogar die die Wunden schmerzten weniger, wenn sie nicht mehr dem unbarmherzigen Glühen ausgesetzt waren. Als er noch Augen hatte, war auch die Dunkelheit eine Wohltat. Doch hasste er diese Minuten auch, machten sie den Rest des Tages und der Nacht nur unerträglicher, gab sich sein Schmerzzentrum der Illusion hin, es gäbe Erleichterung. Klick. Klick.
Schatten und Hitze Waren gegangen. Dunkelheit saß nun schweigen und sinnend vor dem Thron Nachts und lächelte über den Überschwang von Blitz und Donner, die ihre Wolken striegelten und sie vom lästigen Regen befreiten. Klick. Dunkelheit versuchte sich zu entsinnen, wie es war als Land noch lebte und mit Himmel zusammen über sie alle herrschte. Doch gelang es ihr nicht, es war zu unwirklich. Sie wollte nicht nach Himmel sehen, der sich immer noch an Land schmiegte und sich weigerte, von ihr zu lassen. Klick.
Der Wind stach an seine bloßen Stellen und die Kälte ließ ihn unkontrolliert zittern, zucken, jede Bewegung begleitet von einem jähen Aufflackern grellen Schmerzes vor dem dumpfen Pochen der Hintergrundpein. Klick. Er hatte vor Tagen oder Jahren aufgehört zu beten, zu betteln, zu bitten. Doch verstand er es nicht. Sie hatten ihn einfach hierher gebracht, sprechend in einer Sprache die er nicht verstand und doch glaubte zu kennen. Klick. Bis einer von ihnen ihm in verständlicher Sprache die Wahrheit offenbarte. Dann gingen sie. Klick.
Erschöpft von der Arbeit setzten sich Blitz und Donner zu ihrer Mutter Wetter und schliefen bald ein. Wetters Sorgenkind Dürre entsetzte sich als es sah, dass Blitz und Donner seine schöne Landschaft von wüster Einöde mit dem Regen ihrer Wolken verschmutzt hatten und beschloss, umso erbarmungsloser seine Gebiete gegen seine Geschwister zu verteidigen.
Der Regen hatte gut getan. Es war der erste Regen an den er sich erinnern konnte. Wie erfrischend sich das Wasser in seinem hohlen Mund angefühlt hatte. Und dann hatte es aufgehört. Klick. Seine erste Träne seit Äonen fand den Weg seine verfallene, verbrannte, verfaulte Wange hinab und ein erster Schrei seit Urzeiten zerschnitt die Stille. Klick. Klick.
Wieder eine weitere Qual.
Sein Verbrechen war ihm nie genannt worden, seine Strafe schon.
Verdammt, ewig zu leben, war er in der Wüste ausgesetzt worden, verglühte und verfiel bei lebendigem Leib, bis er sich nicht mehr bewegen konnte, lag seit Unendlichkeiten im Sand und verzweifelte an der Erlösung. Gaben sie ihm doch die Chance zu sterben aber nur durch eine Kugel, irgendwo liegend im Sand der Wüste und passend in den Revolver, den sie in seine Hand legten und mit ihr verschmolzen.
Klick.