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Klopf Klopf Klopf
Ich war gerade eingenickt. Im Fernsehen eine Dauerwerbesendung. Und da wieder höre ich es durch meine Halbschlafträumerein hindurch.
Klopf Klopf Klopf!
Ich muß zur Tür. Eigentlich. Ich stehe auf. Denke ich zumindest. Aber ich habe es nur gedacht.
Eine seltsame Luft ist in diesem Raum. Etwas riecht schlecht. Vielleicht ist es der Nudelsalat von letzter Woche. Den Partytisch habe ich noch nicht weggeräumt. Aus weiter Ferne tönt eine wohlklingende Musik in meine Träume. Die Töne prasseln nieder und machen dabei ein Geräusch was wie Hagelkörner auf Scheiben klingt. Aber eigentlich kann das doch gar nicht sein. Abends höre ich doch immer ruhige Musik. Zum Einschlafen. Dann bin ich immer schnell weg. Das bietet sich natürlich an. Auf die Schnelle die Weisheit in Papier gefressen und dann nichts mehr wissen wollen. So muß das Leben wohl schön sein, sagen sie. Jetzt ist da nur noch dieses Pochen.
Klopf Klopf Klopf!
Dazwischen ein Schaben. Kaum Hörbar. Ich denke mir auf meiner Wolke "Die Tür schließt doch eh nicht richtig. Warum kommst du nicht einfach rein?" und muß an die von der Luftfeuchtigkeit verzogenen Stelle in meiner Tür denken. Da passt so ein Klopfen doch wohl durch denke ich mir.
Ich stehe auf und merke nicht über was ich alles stolpere.
Der Griff fühlt sich kalt an. Ungewohnt kalt. So kenne ich das nicht. Ich habe die Heizung auf 5 gestellt. Ich zittere. Nun öffne ich die Tür langsam. Meine zusammengefallene Frisur wirft eine lange Strähne zwischen meine Augen. Ich muß mir die Haare wieder hinter die Ohren klemmen damit ich etwas sehen kann. Da steht ein kleiner, schwarzer Junge. Er hat nur wenige Zähne. Und seine Haut sieht komisch aus. Da sind überall Wunden aus denen Eiter hervorquillt. Das stört meinen Sinn für Ästhetik denke ich mir im Stillen und möchte die Tür wieder schießen da plötzlich klemmt der kleine, schwarze Junge seinen verkrüppelten Arm zwischen Tür und Rahmen. Die Tür lässt sich nun nicht mehr schließen. Mich ergreift plötzlich panische Angst. Und dabei geht es nicht mehr um die Tür. Ich habe erkannt, wer dieser Junge in Wirklichkeit ist. Ich muß mich erinnern, aber es klappt.
Ich kann meinen Gedanken nicht zu Ende denken. Da gibt es etwas in meiner Vergangenheit das ergründet werden will, doch stattdessen finde ich mich nur in einem überdimensional großen Glas Gin-Tonic wieder. Die Kohlensäure ist über die Wochen natürlich schon hinausgetreten. Die Batterien sind alle und meine Haare sind voller Gin. Ich muß gleich zum Proben denke ich mir und gehe mir die Hände waschen. Ein bißchen Eyeliner kann auch nicht schaden. Und der Gin... Vielleicht halten die anderen es ja für Gel. Ich meine, da ist ja auch Alkohol drin, nicht wahr?! Und den Schwamm mit der Spinne der unter dem Klo liegt muß ich auch noch wegwerfen. Jaja, denke ich, daß Leben ist schon hart. Und besonders am Wochenende. Und da habe ich den kleinen, schwarzen Jungen auch schon wieder vergessen. Ob er immer noch vor meiner Tür steht, mit seinem eitrigen, verbogenen Arm im Türspalt? Oder hat er seinen Frieden nun gefunden?
Lieber nicht mehr soviel Zahnpasta benutzen denke ich mir. Sie ist zu teuer. Und meine Fingernägel sind auch wieder zu lang.
Ja, der schwarze Junge ist wohl schon gegangen.
Und dann wache ich plötzlich auf und habe einen halben Frosch verschlungen und liege im Krankenbett in der Intensivstation. Es war wohl ein Giftiger denke ich mir im Stillen und nehme einen tiefen Zug von der künstlichen Luft. Fast so gut wie das teure Pergamentpapier. Und wahrlich ein Segen.