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Kohlsuppe

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28.07.2002
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Kohlsuppe

Wie war das noch mal? Kälte zieht zusammen und Wärme dehnt aus? Hm, dieses physikalische Gesetz scheint oberstes Gebot für meine lieben Fettzellen zu sein. Im Winter bin ich schlank und zart wie ein Reh, das hohlwangig im Schnee nach erfrorenen Pflänzchen sucht. Im Sommer bin ich der Wal, den man ins Meer schieben muss. Wirklich, sobald der Frühling naht, Krokusse knospen und die Gefühle anfangen zu sprießen, schließen sich meine Fettzellen diesem Gebaren an. Vorzugsweise an Bauch und Brust. Das eine ist pro und das andere ist kontra, je nach Sichtweise der Betrachter. Ich selber habe bisher immer nur machtlos zusehen können, meinen Spiegel ausgeschimpft, die Waage verbannt und mich dem Schicksal ergeben. Aber dieses Jahr habe ich diesem Fluch, dieser Laune der Natur, mit der ich natürlich nicht das Geringste zu tun habe, den Kampf angesagt. Diesmal wird es nicht soweit kommen, ich werde meinen Körper strategisch ausbooten und endlich als Strandschönheit in die feuchten Träume der Männer eingehen.
So war der Vorsatz an Silvester, natürlich an Silvester! Leider habe ich das etwas aus den Augen verloren, man kennt das ja, und meine Unachtsamkeit wurde natürlich folgenschwer bestraft. Anfang April, war mein Spiegelbild überdimensional in die Breite gegangen. Fassungslos starrte ich auf den dicken Bauch, der mir entgegenragte. Ich schwöre, der Spiegel hat sich sogar etwas gewölbt, um alles fassen zu können! Ich lief Amok, ich schrie und schimpfte und sprang durch die ganze Wohnung. Wäre ich Rumpelstilzchen gewesen, ich hätte mir ein Bein ausgerissen. So ein Mist! Jetzt folgt unausweichlich mein ärgster Alptraum, den ich nie wieder träumen wollte: eine Diät.
Schon während ich daran denke, merke ich wie sich meine Welt in ein graues, tristes Nirwana verwandelt. Ich schwebe durch das Tal der Tränen, meine Süßigkeiten auf dem Arm, um sie in dem See des Vergessens zu versenken. Jeden Schokoriegel muss ich beweinen.
In tiefer Trauer stehe ich vor dem leeren Süßigkeitenfach, wende mich ab und stelle mich meinem Kampf. Doch wer kämpft braucht auch eine Strategie. Das ist der Punkt, der noch zu klären wäre. Wie stelle ich es denn diesmal an? Jäh trifft mich der Geistesblitz in die Seite und lässt meine Fettgewebe angstvoll erzittern. Da gibt es doch noch ein Universalmittelchen, welches ich noch nicht ausprobiert habe, die Kohlsuppendiät. Jeder, wirklich jeder, der mir davon berichtet hat, war begeistert. Ich flitze an den PC und tippe bei Google das magische Wörtchen ein. Fast erwarte ich einen Tusch, bekomme aber stattdessen nur 10.000 Treffer angezeigt.
Nach den ersten Hundert habe ich keine Lust mehr zu stöbern. Fast alle Rezepte sind gleich, also wird es wohl egal sein, welches ich erwähle. Wichtig ist nur, dass die Suppe unbedingt ohne Salz, das ist ein böses Gewürz, gebraut werden muss. Fast erwarte ich, dieses um Mitternacht bei vollem Mond tun zu müssen, aber davon steht da nichts. Ich schnappe meinen Einkaufskorb und wetze in den nächsten Supermarkt. Folgendes soll ich erstehen:

1 Weißkohl
2 Dosen Tomaten
1 kg Kartoffeln
6 lange Frühlingszwiebeln
2 große Paprika
2 Stängel Staudensellerie
1 Stück Sellerie
1 Bund Petersilie

Schweißüberströmt schleppe ich den schweren Einkauf nach Hause.
Ich bin mir sicher, bereits jetzt schon ein Kilo verloren zu haben. Diese Suppe wirkt schneller als ich dachte.
Den Rest des Tages verbringe ich damit, Gemüse zu putzen und zu schnippeln. Ein weiteres Kilo entschwindet in die Vergangenheit.
Danach staple ich die Rohkost in einen riesigen Topf, stelle mich auf einen Stuhl vor den Herd und rühre mit einem Besenstiel in meinem Süppchen herum. Den Kochlöffel den ich zuvor benutzte, habe ich in der Suppe verloren.
Das Gebräu kocht und blubbert fröhlich und ich blubbere fröhlich mit. Bis jetzt läuft alles richtig gut, das wird meine beste Diät.
Endlich ist die Suppe fertig.
Aus dem Entwicklungslabor haste in nun in mein Versuchslabor, um meinen kleinen Schatz auf Leib und Seele zu prüfen. Begierig schiebe ich mir einen Löffel, voll mit Kohl, in den Mund und – igitt! Das schmeckt ja überhaupt nicht. Kein Wunder, das man davon soviel essen kann wie man will, wer will das denn?
Ich wusste, dass die Geschichte einen Haken hat. Aber das ist mir egal, ich zieh das jetzt durch, dann esse ich eben diesen Fraß. Ich lass mich doch von so einer ollen Kohlsuppe nicht klein kriegen. Wo es doch bisher so gut lief.
Ich würge den Rest der Suppe hinunter und lege mich in mein Bett. Mir ist nach weinen zumute. Ich bin zwar satt, aber ich habe immer noch Appetit. Ich denke an meine kleinen Schokofreunde und verzehre mich vor Sehnsucht nach ihnen. Leise schluchzend schlafe ich ein. Ich träume irgendwas vom Schlaraffenland und von Bergen aus Kuchen, durch die ich mich durch essen muss. Völlig gerädert wache ich auf. Ein Fakir auf einem Nagelbett hätte wohl entspannter geschlafen, als ich diese Nacht.
Zum Frühstück gibt es Kohlsuppe und mein Magen rebelliert. Zwischenzeitlich hat sich auch noch die entwässernde Nebenwirkung der Kohlsuppe eingestellt. Alle fünf bis zehn Minuten muss ich zur Toilette. Das bedeutet, dass ich schon wieder ein Kilo verlieren werde, aber trösten kann mich diese Erkenntnis auch nicht so recht. Mittags löffle ich verdrossen, aber immer noch verbissen, an meiner Suppe. Doch am Abend ist es um meine Selbstbeherrschung fast geschehen, ich bin kurz davor, den ganzen Topf wegzukippen.
Mein Ego lässt das aber nicht zu. Ich beschließe es mit einem Kompromiss zu versuchen. Man wird doch wohl ein winziges Prislein Salz an die Suppe machen dürfen?
Nach einem halben Kilo Salz schmeckt sie immer noch erbärmlich. Ich gebe mich geschlagen. Ich entsorge die Suppe. Wie verrate ich nicht. Es geht mir gleich viel besser.
Um es der Suppe aber noch richtig zu zeigen, marschiere ich umgehend zum Bäcker und kaufe mir ein großes Stück Sahnetorte.
Ein wunderschönes Exemplar, bei dem mir schon das Wasser im Munde zusammen läuft.
Daheim angekommen, mache ich es mir mit meinen Sahneschnittchen richtig gemütlich und genieße Stück für Stück Der Duft der Kohlsuppe umschwebt mich zwar immer noch, aber auch das wird vorübergehen. Und die ein oder andere Blähung muss ich auch noch über mich ergehen lassen. Das war die zweite, die explosive, Nebenwirkung der Kohlsuppe, aber ich sehe großzügig darüber hinweg.

Plötzlich klingelt es an der Tür? Wer ist das? Die Kohlsuppe, die wieder zu mir zurück will?
Ängstlich linse ich durch den Türspion. Ach nein, es ist bloß Achim, mein Busenfreund.
Unter dem Arm hat er etwas schwarzes Viereckiges, vielleicht eine Pralinenschachtel?
Hochgespannt öffne ich die Tür, Achim schaut etwas erstaunt und rümpft die Nase. Ups, das sind die Kohlsuppendüfte. Ich grinse ihn unschuldig an, „Na du? Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?“
Achim vergisst augenblicklich den Kohlgeruch und schiebt sich an mir vorbei Richtung Wohnzimmer.
„ Komm mit, ich muss dir was Tolles zeigen“, höre ich noch und trabe eifrig hinterher. Bestimmt hat er Pralinen mitgebracht, er ist doch genauso ein Leckermaul wie ich.
Enttäuscht bremse ich im Türrahmen ab. Manno, der hat ja nur seinen ollen Schlepptopp dabei, wie doof.
Gereizt trete ich hinter Achim, der schon wild auf der Tastatur herum hämmert.
„ Was willst du mir denn Tolles zeigen?“, frage ich spitz. Achim hämmert weiter und ich kämpfe mit meiner Ungeduld. Plötzlich erscheint auf dem Bildschirm das Foto einer wunderschönen, schlanken Frau.
Jetzt reicht es, ich werde Achim töten. Doch bevor ich meine Mordgelüste in die Tat umsetzen kann, fährt er mit dem Mauszeiger über das Bild. Die Frau wird dick. Der Mauszeiger fährt zurück, die Frau ist dünn. Dick, dünn, dick, dünn.
„ Was…, wie…“, stammle ich und greife selbst nach der Maus. Dünn, dick, dünn, dick.
Achim feixt, „ Das ist meine neues Programm, Photoshopp, damit kann ich gentechnisch unbedenklich manipulieren. Geil was?“

Eine Woche später ist mein Diätproblem gelöst. In der ganzen Wohnung hängen Bilder von mir, die Achim bearbeitet hat.
Schön und schlank blicke ich auf mich herab. Bis zum Winter bleiben diese Bilder jetzt hängen.

 

In letzter zeit habe ich hier einige sehr gute tipps zu meinen texten bekommen. diese habe ich versucht zu beherzigen.
1. Mein text ist länger.
2. Ich habe versucht zu lange, verschachtelte Sätze zu vermeiden
3. Ich habe den text laut gelesen um zu bemerken, ob ich komische gefüge drin habe.
4. Ich habe überall ein komma gesetzt!!
5. Ich habe versucht, nicht zum ende hin flau zu werden.

Ich hab es also wenigstens versucht:dozey:

bitte sagt mir nicht, dass noch kommata fehlen, das macht mich irgendwann noch:bonk:

 

bitte sagt mir nicht, dass noch kommata fehlen, das macht mich irgendwann noch
im Gegenteil ;) z. B. hier:
Um es der Suppe, aber noch richtig zu zeigen
Sonst sind auch noch so ein paar kleinere Fehler drinne.

Hi Toxinchen,

na ja, ganz nett zu lesen, witzig fand ich es aber nicht, sorry.
Der Plot ist auch nicht so sonderlich toll: Ich mach Diät, oh, klappt nicht, ok, mach ich doch keine.

und tippe bei Google das magische Wörtchen ein. Fast erwarte ich einen Tusch, bekomme aber stattdessen nur 10.000 Treffer angezeigt.
mein Google findet 29800 Treffer ;)
und verzehre mich vor Sehnsucht nach ihnen.
ich dachte, während dieser Diät dürfe man nur Kohlsuppe verzehren? :D ;)
Ich gebe mich geschlagen. Ich entsorge die Suppe. Wie verrate ich nicht. Es geht mir gleich viel besser.
hehe, das war gut

Tserk!

 

Hallo tserk,

danke für deine kritik und das komma:D.

he,he bei der google-recherche habe ich geschlampt:Pfeif:

also entnehme ich deiner aussage, das das ende doch wieder flau war?:(

hm, hab noch eine idee, vielleicht häng ich das noch dran.

lg

toxin

 

also entnehme ich deiner aussage, das das ende doch wieder flau war?
Nein, so ist es nicht. Aber bevor du erleichtert aufatmest: Das gilt für den Großteil der Geschichte. Sorry. :)
hm, hab noch eine idee, vielleicht häng ich das noch dran.
ja, mach das mal, vllt hilfts ;)

Tserk!

 
Zuletzt bearbeitet:

so habe noch etwas an dem ende herum gefeilt. muss aber gestehen, das ich in der verwendung der wörtlichen rede sehr unsicher bin, da ich sie bisher gemieden habe, weil ich sie einfach nicht mochte.

 

HI!

Mir hat deine Kg gefallen, ist sehr schön geschrieben. u hast ein paar wirklich gute Formulierungen drin.
Okay, die Handlung ist nicht spannend, aber das Ende ist trotzdem schön, witzig. Die Länge passt und deinen Prot finde ich auch symphatisch.
Also, eine wir ich finde sehr amüsante Geschichte, hab ich gerne gelesen.

MFG Steeerie

 

hallo steeerie,

vielen Dank für Deine positive Kritik.:bounce:
Freut mich, dass die Kg Dir gefallen hat.

lg

toxinchen

 

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