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Koist

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12.08.2010
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Koist

Koist wachte auf. Die Predigt war noch nicht zu Ende, denn die Gemeindemitglieder saßen alle noch brav auf ihren Plätzen. Einzig der Pfarrer fehlte. Die Leute schienen auf ihn zu warten. Nach einer kurzen Zeit der Stille kam ein Junge, ein Kirchendiener, auf die Kanzel. Er trug Koists Hut. Der Hut wirkte albern auf dem Kopf des Jungen. Er war ihm viel zu groß. Die Leute kicherten. Es schien, hier würde ein Streich auf seine Kosten gespielt, dachte Koist. Das verärgerte ihn. Er schaute sich um und versuchte zu jemandem Blickkontakt herzustellen, um ihn dann zur Rede stellen zu können. Aber die Leute kicherten nur und es vergingen Minuten, ohne dass auch nur ein Einziger in seine Richtung blickte. Sie schauten alle den Jungen auf der Kanzel an, der angefangen hatte den Hut auf einem Finger kreisen zu lassen und dabei Grimassen zu schneiden. Es ärgerte Koist und so stand er ungeduldig auf und lief in großen Schritten zügig zur Kanzel. Als er einen Blick zurück in die Kirche warf, bemerkte er, dass ihn immer noch keiner ansah. Alle starrten hoch zur zum Jungen. Er stieg die Kanzel empor und schnappte dem Jungen den Hut vom Finger. Als dieser jedoch immernoch das Gesicht verzog und ihn keines Blickes würdigte, stieß Koist ihn mit einer kurzen, heftigen Armbewegung über das Geländer. Der Junge knallte auf den steinernen Boden und stöhnte leise auf. Sofort kamen einige andere Kirchendiener angelaufen und halfen ihm aufzustehen. Die Gemeinde war verstummt. Koist versuchte mit hastigen Armbewegungen etwas Rätselhaftes auszudrücken. Es sah aus als wolle er sein Handeln rechtfertigen und gleichzeitig grobe Beschimpfungen an die Gemeinde richten. Niemand regte sich. Vor lauter Zorn schnappte er sich einen goldenen Kandelaber und schleuderte ihn einem alten Mann in der ersten Reihe an den Kopf. „He, was soll das“, schrie ein junger Mann neben dem Alten. „Das würde ich sie gerne fragen“, entgegnete Koist von der Kanzel aus, „Das kommt eben davon, wenn man einem friedlich Schlafendem den Hut klaut. Und überhaupt, was sind sie eigentlich für eine schwachsinnige Gemeinde, dass sie hier alle so artig sitzen, kichern und diesen dummen Jungen seine Spielchen treiben lassen? Ich werde jetzt gehen und sie können ihre Witze dann mit jemand anderem machen! Und falls sie denken, sie könnten mir etwas anhängen, wegen dieser Handgreiflichkeiten, dann haben sie sich geschnitten. Denn immerhin bin ich das Opfer ihrer Spielchen gewesen! Außerdem kennen sie nicht einmal meinen Namen!“ Koist streckte seine Zunge in die Kirche, ging die Kanzel hinunter und schritt zwischen den Bänken dem Ausgang entgegen. Kurz vor der Tür stolperte er über eine winzige Stufe und fiel. Hinter ihm brach die Gemeinde in lautes Gelächter aus. Koist stand auf, drehte sich nicht um, stieß die Tür auf und verschwand. Sein Hut lag auf der Kanzel.

 

Hey Friedgott,

Musste jetzt einfach noch deinen zweiten Text lesen.
Kafka. Eindeutig von Kafka beeinflusst.
Aber es gefällt mir. Das auf jeden Fall.
Nur formal: Absätze! Dein Text schreit nach Absätzen! Besonders bei der wörtlichen Rede.
Einen kleinen Fehler hab ich entdeckt (sonst suche ich nicht nach kleinkram wie flaschen Kommas oder so, das machen hier schon andere zu genüge..)

Alle starrten hoch zur zum Jungen.

Ansonsten gefällt mir der hier noch besser als der andere, "M".
Grüße: Timo

 

Hallo Friedgott,

ich konnte mit dem Inhalt der Geschichte leider wenig anfangen. Dein Protagonist erwacht in der Kirche, stellt fest, dass sein Hut geklaut wurde, wird von der Gemeinde verspottet, und geht einfach. Schluss. Mehr kommt da nicht.

Ich bin mir unschlüssig, ob du damit etwas aussagen wolltest, in etwa: Die Gemeinde sitzt scheinheilig in der Kirche; gleichzeitig ziehen die ach so frommen Kirchgänger über einen Mitmenschen her. Falls das deine Intention war, so kam sie bei mir nur bedingt an. Vielleicht liege ich aber auch vollkommen daneben.

Ungewöhnlich der Name des Protagonisten. Wie bist du auf "Koist" gekommen?

Die Rubrik "Seltsam" passt gut aus meiner Sicht sehr gut.

TimoKatze hat es schon genannt: Absätze! Die würden dem Text wirklich gut tun. Insbesondere, wenn man ihn am Bildschirm liest.

Koist wachte auf. Die Predigt war noch nicht zu Ende, denn die Gemeindemitglieder saßen alle noch brav auf ihren Plätzen. Einzig der Pfarrer fehlte.
Meinst du hier wirklich die Predigt, oder evtl. den Gottesdienst?

Das würde ich sie gerne fragen (Beispielsatz)
Sie

Viele Grüße
Michael

 

Koist streckte seine Zunge in die Kirche,

lieber Friedegott,

ist für mich der zentrale Satz dieser kleinen kafkaesk wirkenden Geschichte um einen abhandengekommenen Hut und einigen Slapsticks, die im Gegensatz zu Deiner alten "Köter"-Geschichte aus'm Sommer nur noch gelegentlich entbehrliche Adjektive aufführt.

Im Namen „Koist“ scheinstu den „Knock-out“ mit dem Hilfsverb „sein“ zu verbinden: K. o. ist (er).

Einiges von der Kleinkrämerseele:

… die Gemeindemitglieder saßen alle noch brav auf ihren Plätzen.
Das „brav“ ist eines der entbehrlichen Adjektive und stimmt in dem Augenblick auch nicht mehr, als die Leute kicherten.

…, der angefangen hatteKOMMA den Hut auf einem Finger kreisen zu lassenKOMMA und dabei Grimassen zu schneiden.

immernoch
Immer noch auseinander!

Es sah ausKOMMA als wolle er sein Handeln rechtfertigenKOMMA und gleichzeitig …
… von der Kanzel aus, „Das kommt …
„Das“ klein oder statt des Kommas ein Punkt oder auch Doppelpunkt.

Gruß

Friedel

 

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