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Kontrolle

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06.02.2021
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Kontrolle

Ich zog die Maske hoch und überschritt den Spalt, trat von der Bahnsteigkante auf das Trittbrett und über die Stufen in den Waggon. Kurzentschlossen steuerte ich zu einem naheliegenden Platz. Da vernahm ich eine unsichere Stimme hinter mir. Sie ließ mich zögern, bis ich mich entschloss nach ihr zudrehen. Ich erblickte eine lange, hagere Gestalt.
„Wie bitte?“, fragte ich.
„Is this train going to Munchen?“
Verwirrt antwortete ich nicht gleich, obwohl ich eine Antwort parat hatte. Ein Pfeifen kündigte das schließen der Türen an und ich presste ein „No“ hervor.
„Fast! You have to leave!“, hörte ich mich sagen, „You have to take another train.“
Die Türen schlossen sich im Zeitlupen-Tempo. Der Fremde wandt sich ihnen zu und trat erst an sie heran, als sie vollkommen geschlossen waren, drückte ein paar Mal auf den blinkenden Knopf. Die Türen blieben verschlossen und der Zug fuhr an. Der Fremde fügte sich ohne eine sichtbare Reaktion. Wir blieben nebeneinander stehen, starrten auf den vorbeigleitenden Bahnsteig.

„You should go to the conductor and explain your situation. You can ask what to do.“, sagte ich.
Ich vernahm seine Stimme. Seine Worte wurden jedoch von den Geräuschen des Waggons geschluckt.
„You have a ticket?“, fragte ich.
Er nickte und ich ging zu einem Platz hinüber, während er im Eingangsbereich zurückblieb und eine Magnetkarte hervor zog.
Als ich zu ihm hinüber schaute kam er mir verlassen und einsam vor. Er schien ergeben auf das zu warten, was kommen wird.

In einiger Entfernung bemerkte ich die Zugbegleiterin, langsam kam sie die Reihen entlang und verlangte die Fahrscheine.
Wird sein Fahrausweis auch für diese Fahrt gelten? Das ist unwahrscheinlich. Wie kann ich ihm helfen?
Da wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich war mit einem Zehnfahrtenpass in der Tasche losgefahren und hatte während eines außerplanmäßig Aufenthalts die Zeit genutzt, für meinen täglichen Gebrauch eine Monatskarte zu erwerben, die nun für die Reststrecke ebenfalls galt. Ich hatte es also in der Hand, konnte den jungen Mann helfen, schaffte ich es nur ihm die Situation zu erklären. Würde dies klappen, konnten wir am Bahnhof von Rohrbach gemeinsam aussteigen. .
Mit dem Plan im Kopf sprang ich auf.
Ja, hätte ich aufspringen sollen, um an ihn heranzutreten.
Stattdessen blieb ich sitzen, blickte vor mich hin, dachte zwar kurz an das Vorhandensein der Fahrausweise, kam jedoch, von einem dumpfen Gefühl gepackt, zu keinem Entschluss. Wie der Junge, dem Geschehen ausgeliefert, blieb ich sitzen und hatte nur das Glück selbst nicht in seiner Situation zu sein.

Ein weiterer Reisender wurde kontrolliert. Kaum hatte die Schaffnerin das Ticket entwertet, holte er sein Mobiltelefon hervor. Sie beachtete ihn nicht weiter und trat an den jungen Mann heran, verlangte den Fahrausweis.
Er gab ihr die Magnetkarte und sie streifte sie über den Leseapparat. Ein Bip ertönte.
„Die ist ja schon seit Monatsanfang nicht mehr gültig!“, entfuhr es ihr. „Wohin wollen sie?“
Der junge Mann antwortete sichtlich verwirrt, „I go to München“
„Wie bitte, das ist doch in die Gegenrichtung. Sie sind ja völlig falsch! Wie konnte das passieren?“
Sie schien gemerkt zu haben, dass er nicht gut deutsch sprach und wechselte ins Englische, „Can I see your ID-Card, please? I will see what I can do for you.“
Er streckte ihr ein Papier hin.
„Firstly, this is not a ID. ...And the name is not the same as on your electronic ticket! Can you give me your ID, please?, wiederholte sie etwas verärgert, „And then I will look how you can manage your travel.“

Da erhob sich der Fahrgast mit dem Mobiltelefon und kam zu ihr herüber: „Ich habe nur eine kurze Frage.“
„Ja, wie bitte?“, sagte die Zugbegleiterin und zeichnete einen Kreis mit der Magnetkarte.
„Dürfen Sie denn überhaupt die Personalien kontrollieren?“
„Warum wollen Sie das wissen?“
„Ja, weil Sie das gerade mit dem jungen Herren da machen. Oder wie würden Sie das nennen, was Sie da tun?“
„Was soll die Frage?“
„Antworten Sie mir bitte ehrlich.“, sagte der Reisende.
Die Zugbegleiterin zögerte etwas, wurde unsicher und sagte, „Nein, ich…äh … ich habe keine Befugnis dazu...“, sie brach ab.
„Ja, warum tun Sie es dann!“
„Äh...ja“
„Übrigens ich habe Sie mit dem Handy gefilmt. Und ich werde es veröffentlichen.“
„Was haben Sie getan? Sie spinnen ja, sind ja völlig verrückt! Hören Sie, dass können sie nicht machen! Nicht mit mir!“
Und da geschah etwas für mich unerwartetes, die erzürnte Zugbegleiterin baute sich vor dem Reisenden auf, versuchte dem Überraschten, mit einer flinken Bewegung das Handy zu entreißen.
Sie taumelten zwischen die Sitze. Ein Kreischen ertönte. Ihre schrillen Schreie erinnerten mich an streitende Pubertierende, die sich zum Spaß um ein Objekt balgten. Es war fast belustigend, den beiden zuzusehen.
Ich wendete mich ab und blickte zu dem jungen Mann hinüber.
Was denkt er sich?
Er löste sich nicht aus seiner Starre, blieb im Eingangsbereich stehen und verfolgte wie ich passiv das Geschehen.
„Was fällt ihnen ein!" rief sie, „das dürfen Sie nicht! Löschen sie das sofort!“
„Nein, lassen Sie das. Ich kann machen, was ich will. Übrigens habe Sie damit angefangen, Sie dürfen die Personalien nicht kontrollieren! Verstehen Sie was ich meine! Ja, warum machen Sie es dann?“
„Ich werde die Polizei rufen und dann werden Wir schon sehen, wer Recht bekommt.“
Die Zugbegleiterin ließ von dem Telefon ab, nahm ihres zur Hand und tippte geschwind etwas ein. Es vergingen nur Sekunden, der Zug verlangsamte die Geschwindigkeit und blieb auf offener Strecke stehen.
„Jetzt kommen Sie mal mit!“, befahl sie, „Ja, wir gehen zum Fahrer.“
Der Fahrgast folgte ihr. Geknickt trabte auch der Junge Mann hinterher. Sie hatte ja seinen Fahrausweis.

Minuten später fuhr der Zug erneut an. Die beiden kamen ohne die Schaffnerin durch die Sitzreihen. Ich blickte ihnen entgegen.
„Jetzt hat Sie die Polizei gerufen! Und wir werden von ihr an der nächsten Haltestelle empfangen!“ erklärte der revoltiert Fahrgast.
Ich schaute zu dem junge Mann hinüber. „You get your ticket back?“, fragte ich.
Er blickte mir mit großen Augen entgegen, schüttelte stumm den Kopf und lehnte sich gegen den Sitz.
Als ich aus dem Fenster blickte, rollten wir am Bahnsteig vorbei. Der Zug bremste schon. Ich packte meinen Rucksack und stellte mich in den Gang.
Die Türen glitten zur Seite, ein sommerlicher Tag wartete am Bahnsteig. Jedoch keine Polizei weit und breit.
Ich atmete auf, grüßte und stieg aus, dabei wunderte ich mich, das keiner mir folgte. Der junge Mann schien auf sein Ticket zu warten und der Fahrgast wollte nicht an diesem Halt aussteigen.
Werden sie nun von der Polizei am nächsten Bahnhof empfangen?
Hinter mir schlossen sich die Türen. Ich sah die Zugbegleiterin, wie sie in der Ferne den Schlüssel, der die Weiterfahrt bestätigte, in den kleinen Automaten steckte und einstieg.
Der Zug rollte an, verließ den Bahnhof und ich trat mit einem unguten Gefühl im Bauch den Fußmarsch in die nahe Ortschaft an.
Ich atmete tief ein und schritt mit meinem Ziel vor den Augen aus.

 
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Hallo @G. Husch ,

Warum machen wir uns das Zusammenleben nur immer so schwer? Warum können wir Menschen uns nicht einfach in Ruhe begegnen und uns mit helfenden Händen unter die Arme greifen? Ich atmete tief ein und schritt mit meinem Ziel vor den Augen aus.
Was haben wir also heute gelernt? Diesen letzten Absatz, den ich ersatzlos streichen würde, packe ich mal an den Anfang, weil er für mich eines der Hauptprobleme des Textes zeigt. Der predigt schon arg und das hier ist so der Höhepunkt. Ein Autor ist kein Pastor. Sollte er jedenfalls nicht sein. Die Rollen sind mir auch zu klar verteilt, die Geschichte schmiert einem das sehr dick aufs Brot, wen man zu mögen hat und wen nicht. Spannender wäre die Perspektive der arschigen Schaffnerin. Warum ist die so? Kein Mensch guckt in den Spiegel und sagt: Herrlich, was ich für ein dummer Sack bin.

Sie lies mich zögern,
ß

zu zuwenden.
zuzuwenden

„Is this train going to München?“
Die deutschen Umlaute sind eigentlich schon ziemlich, wie soll ich sagen, die kann nicht jeder. Und dann jemand, der ein Deutsch drauf hat, dass er sich in Deutschland mit Englisch verständigen muss?

Obwohl sich automatisch in meinem Bewusstsein eine Antwort parat hatte.
Ich … manchmal formulierst du unnötig kompliziert, manchmal in Behördendeutsch, manchmal wie ein Dichter von anno dazumal, das hat keinen einheitlichen Sound. Mein Kritikpunkt zwei.

das schließen der Türen
S

Der Zug rollte an. Wir blieben nebeneinander stehen, starrten auf den vorbeigleitenden Bahnsteig.
Hier bin wegen der Perspektive gestolpert. Der Steig zieht ja vorbei aus Sicht derer, die im Zug sitzen, deine Figuren stehen aber draußen.

You can ask how to act now.“, sagte ich.
w“, / what to do

Er antworte mit einer schüchterne Stimme.
n

Seine Worte wurden von den Geräuschen des Waggons geschluckt. Ich verstand ihn nicht.
Bedeutung doppelt sich.

zurück blieb
zurückblieb

Als ich zu ihm hinüber schaute kam er mir verlassen und einsam vor. Ist er traurig?
War

Wird sein Fahrausweis auch für diese Fahrt gelten? Dies ist unwahrscheinlich. Wie kann ich ihm helfen?
„Dies“ zum Beispiel klingt super gestelzt.

Mein Gehirn arbeitete im Schnellverfahren. Da fiel mir eine Lösung ein.
Schnellverfahren, ein bürokratisches Wort und ein schiefes Bild, das gibt dann so einen unfreiwillig komischen Effekt.

Ich war mit einem Zehnfahrtenpass in der Tasche losgefahren und hatte während eines außerplanmäßig Aufenthalts(,) die Zeit genutzt, für meinen täglichen Gebrauch eine Monatskarte zu erwerben, die nun für die Reststrecke ebenfalls galt.
Alltag heißt zumindest für mich nicht, komplette Belanglosigkeiten endlos in die Länge zu ziehen. Ich hatte jetzt meinen Monatspass und die Zehnerkarte damit übrig - fertig. Jeder hat schon mal mit so einem armen Tropf im Abteil gesessen - oder mit einem Typen, von dem er denkt, Scheiße, hoffentlich kriege ich heute keine aufs Maul, wo wir gerade dabei sind - und sich gewünscht, da jetzt irgendwie der Held zu sein, um dann, und das wäre vielleicht ehrlicher, doch unverrichteter Dinge seines Weges zu gehen und sich zu Hause zu fragen, warum es eigentlich so schwierig ist, der Held zu sein. Ich finde das völlig legitim, da eine (Alltags-)Geschichte draus zu machen, ich würde sie mir nur weit weniger belehrend wünschen.

Ich hatte es also in der Hand, konnte den jungen Mann aus der Patsche helfen
dem … „aus der Patsche helfen“ verniedlicht die Situation und nimmt der Geschichte so den Drive. In einem fremden Land mit der Obrigkeit aneinanderzugeraten, wenn man dann auch nur die Hälfte versteht, da fühlst du dich doch wie bei Kafka.

Dort müsste er mir nur den Pass zurückgeben, denn mir blieben weitere Fahrten, die ich ihm nicht unbedingt überlassen wollte.
Hier musste ich ja schon lachen. Warum will der die (es geht doch um seine Zehnerkarte?) zurück? Er hat doch den Monatspass. Grundsätzlich bin ich für Nächstenliebe, aber doch auch erklärter Gegner unnötiger Großzügigkeit.

Gefühlgepackt
Gefühl gepackt

And than
then … Das Englisch ist teils sehr German, könnte aber natürlich Absicht sein.

„Ich habe nur eine kurze Frage?“
Das ist eine Aussage.

Antworten Sie mir bitte ehrlich.“, sagte der Reisende bestimmt.
ehrlich“, / Nie sagen, wie jemand etwas sagt.

wendete mich ab
Ich wendete mein Kotelett und wandte mich dabei ab.

Zugbegleiterin lies
ß

der revoltiert Fahrgast.
Der was?

Warum kontrollieren Zugbegleiter überhaupt? Sollten sie nicht einfach nur den Zug begleiten und Hilfestellung leisten, wenn sie jemand benötigt? Ja, sollten sie wirklich das Recht haben uns zu drangsalieren?
, uns … / Das klingt offen gesagt, als wäre der Autor besoffen und ohne Fahrschein aus der Bahn geflogen. Dann ist er nach Hause gestolpert und hat seinen Frust in diese Geschichte gepackt.

Vogelgesang und Grillengezirp wehte herein.
wehten … / Wie alt ist der Prot, 20? Um auf den Typen im Abteil zurückzukommen, der dich vielleicht verprügelt …

Der nächste Halt des Express-Zuges war Ingolstadt ein wichtiger Knotenpunkt.
, ein … / Und ganz ehrlich: Was hat das gerade mit der Geschichte zu tun?

Um das bei aller Kritik mal zu wiederholen: Ich finde die Story nicht komplett unterirdisch, würde mir nur einen anderen Ansatz wünschen und die Sprache vereinheitlichen.


Viele Grüße
JC

 

Hi @Rob F

Das wunderbare ist das Du dir die Zeit nimmst zu lesen. Dafür danke ich Dir erst einmal. Auch deine Kommentar ist soweit richtig:

Der zu Beginn erwähnte Fahrgast und die Zugbegleiterin sind ja grundsätzlich hilfsbereit. Und der Querulant ist erst sehr aufbrausend, dann ziemlich zahm ... warum mischt er sich überhaupt ein, die Situation geht ihn ja überhaupt nichts an?
Ich weiß auch nicht warum er sich eingemischt hat, das frage ich mich auch, doch er hat es getan.
Die Aussage, die du abschließend machst, finde ich natürlich gut, aber es ist dafür eine eher seltsam konstruierte Geschichte, mit der ich leider nichts anfangen kann.
Damit kann ich leben. Sie ist vielleicht seltsam konstruiert und nichts für Dich, doch hoffe ich das ich andere damit mehr überzeugen kann. Auch wenn es mir leid tut, dass ich Dich gelangweilt habe.
Ja, meine liebe Rechtschreibschwäche, muss ich mir leider eingestehen. Auch an ihr werde ich arbeiten müssen. Ich werde es zumindest versuchen. Der Hinweis kann nie schaden... ich will ja besser werden, auch in der Grammatik.

Vielen Lieben Dank und bis auf bald

G.

Hi @Proof

Danke dass Du meine Zeilen genauer gelesen hast und Dir die Zeit nahmst sie zu kommentieren, Dich mit ihnen auseinander zu setzen. Das wünsche ich mir natürlich, wenn ich hier etwas einstelle. Ich weiß deine Arbeit zu schätzen.

Was haben wir also heute gelernt? Diesen letzten Absatz, den ich ersatzlos streichen würde, packe ich mal an den Anfang, weil er für mich eines der Hauptprobleme des Textes zeigt. Der
Da muss ich Dir recht geben. Danke, dass Du darauf eingehst, denn eigentlich und überhaupt, möchte ich und bevorzuge ich persönlich offene Texte. Wir (der Leser) sind ja nicht auf dem Kopf gefallen und belehrende Zeigefinger sind so hässlich.

Spannender wäre die Perspektive der arschigen Schaffnerin. Warum ist die so? Kein Mensch guckt in den Spiegel und sagt: Herrlich, was ich für ein dummer Sack bin.
Das mag wohl sein. Ist aber leider nicht meine Geschichte. Ich weiß auch nicht was sie sich gedacht hat. Das zeigt die Schwierigkeit einer selbst erlebten Erzählung auf, die ich hier zuschreiben versuchte. Der Ansatz sich in die Schaffnerin hinein zu versetzen gefällt mir. Wäre dann zwar ein neuer Text, doch warum nicht? Es wäre sogar ein literarischer Ansatz.
Ich bleibe aber an meinem beliebten passiven Protagonisten hängen, der eben dazu verurteilt ist zu beobachten, denn er schafft es nicht aus sich heraus zu gehen und trotzdem dabei ist.

Ich habe deine sonstigen Kritikpunkte fast vollständig übernommen, da ich sie einleuchtend und gut fand.
Ich … manchmal formulierst du unnötig kompliziert, manchmal in Behördendeutsch, manchmal wie ein Dichter von anno dazumal, das hat keinen einheitlichen Sound. Mein Kritikpunkt zwei.
Darüber muss ich mir noch einmal Gedanken machen. Es ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Denn auf den Sound kommt es an... er muss meiner Meinung nach nicht vollkommen einheitlich sein, doch er sollte stimmig sein, auf seine Art und Weise.
Die Ungereimtheiten kommen vielleicht durch meine unterschiedlich gewählte Lektüre, ich springe durch die Zeiten. Auch mag mein langer Aufenthalt in der französichen Sprache Schuld daran tragen. Doch ich muss daran arbeiten, ohne die Umstände hinein zu ziehen.
Seine Worte wurden von den Geräuschen des Waggons geschluckt. Ich verstand ihn nicht.
Bedeutung doppelt sich. (hast Du gesagt)

Danke, das ist ebenfalls ein wichtiger Kommentar... nein, so etwas sollte nicht passieren.

dem … „aus der Patsche helfen“ verniedlicht die Situation und nimmt der Geschichte so den Drive. In einem fremden Land mit der Obrigkeit aneinanderzugeraten, wenn man dann auch nur die Hälfte versteht, da fühlst du dich doch wie bei Kafka.
Mir gefiel dein Hinweis, ja, diese Bemerkung fand ich wichtig... und meine Wortwahl war nicht glücklich...
Der Zug rollte an. Wir blieben nebeneinander stehen, starrten auf den vorbeigleitenden Bahnsteig.
Hier bin wegen der Perspektive gestolpert. Der Steig zieht ja vorbei aus Sicht derer, die im Zug sitzen, deine Figuren stehen aber draußen. (sagtest Du)

Und ich habe nicht verstanden warum..? Habe ich vorher die Geschichte nicht gut erzählt? Vielleicht? Doch für mich standen der Prota und der junge Mann im Zug, blickten durch das Fenster in der Tür hinaus, nahmen durch das Anfahren des Zuges, den Bahnsteig als vorbeigleiten wahr.

Der Rest deiner Kritikpunkte war mir wieder klar und ich habe soweit ich weiß alles restlos übernommen.

Die Geschichte sollte nur eine kurze Beleuchtung des Alltags sein.
Und ich wünsche Dir noch einmal einen schönen Abend, eine geruhsame Nacht
und auf ein Bald, hier oder dort

G.

 

Hallihallo,

mir scheint, der Text wurde mittlerweile überarbeitet, daher gebe ich auch einmal meinen Senf dazu. Da ich die vorherige Version nicht kenne, bezieht sich meine Kritik ausschließlich auf die derzeitig überarbeitete Version.

So wie sich mir der Text jetzt darstellt (insbesondere ohne abschließenden Lehrsatz), ist er schon ziemlich gelungen. Eine alltägliche Erzählung, wie ein friedvoller, schüchterner Charakter verpasst, sich für jemanden einzusetzen. Alle Charakter handeln (für sich) nachvollziehbar und sind (nach meiner Erfahrung) aus dem Leben gegriffen. Ich könnte mir diesen Text gut als eine zu einem Buchanfang gehörende Szene vorstellen, in der der Charakter des Protagonisten eingeführt wird.

Im Folgenden habe ich einzelne Anregungen, die jedoch auf meinen Stil zurückzuführen sind und daher auch einfach ignoriert werden können! Ich gehe hier mit den Neuformulierungen sehr weit, bitte nimm mir das nicht übel. Ich persönlich mag es, einmal andere Formulierungsvorschläge zu sehen.

Ich zog die Maske über mein Gesicht und überschritt den Spalt, trat von der Bahnsteigkante auf das Trittbrett des Zuges und über die Stufen in den Waggon.

Sie ließ mich zögern, bis ich mich entschloss, ihr zu folgen und mich dem Fremden zuzuwenden.

"Ihr zu folgen" würde ich anders formulieren. Der Platz liegt ja nahe am Zugeingang, daher ist der Prota bisher noch nicht wirklich weit weg. "Folgen" impliziert für mich ein Bewegen zu einem Ort. Hier geht es aber wohl um ein Umdrehen.
An dieser Stelle könnte man auch noch deutlicher machen, warum der Prota zögert, etwa: "Sie ließ mich innehalten. Noch konnte ich so tun, als hätte ich sie nicht gehört. Irgendjemand würde schon helfen. Doch schon dieser Gedanke weckte mein schlechtes Gewissen. Nach kurzem Zögern, drehte ich mich um."

Überrascht vom Sprachwechsel antwortete ich nicht gleich, obwohl ich eine Antwort parat hatte.

Ein Pfeifen kündigte das Schließen der Türen an und ich presste ein „No“ hervor.

Der Fremde wandte sich zu spät um. ihnen zu und trat erst an sie heran, als sie Die Türen waren vollkommen geschlossen waren. Er drückte ein paar Mal auf den blinkenden Knopf, doch die Türen blieben verschlossen und der Zug fuhr an. Der Fremde fügte sich ohne eine sichtbare Reaktion. Wir blieben nebeneinander stehen und starrten auf den vorbeigleitenden Bahnsteig.

„You should go to the conductor and explain your situation. You can ask what to do.“, sagte ich.
Ich vernahm seine Stimme. Seine Antwort wurden jedoch von den Geräuschen des Zugs verschluckt.
„You have a ticket?“, fragte ich etwas lauter.
Er nickte und holte eine Magnetkarte hervor. Ich nickte ebenfalls. Dann ging ich zu meinem Platz und ließ den Fremden allein. Als ich zu ihm hinüber schaute kam er mir verlassen und einsam vor. Er schien ergeben auf das zu warten, was kommen würde.

In einiger Entfernung bemerkte ich die Zugbegleiterin, langsam kam sie die Reihen entlang und verlangte die Fahrscheine.
Würde sein Fahrausweis auch für diese Fahrt gelten? Das war unwahrscheinlich. Wie konnte ich ihm helfen?
Da wusste ich, was ich zu tun hatte.
Ich war mit einem Zehnfahrtenpass in der Tasche losgefahren und hatte während eines außerplanmäßigen Aufenthalts die Zeit genutzt, für meinen täglichen Gebrauch eine Monatskarte zu erwerben, die nun für die Reststrecke ebenfalls galt. Ich hatte es also in der Hand, konnte dem jungen Mann helfen, wenn ich es nur schaffte, ihm die Situation zu erklären. Würde dies klappen, konnten wir am Bahnhof von Rohrbach gemeinsam aussteigen. .
Mit diesem Plan im Kopf sprang ich auf.
Nun ja, ich hätte aufspringen sollen! Stattdessen blieb ich sitzen, blickte vor mich hin, dachte zwar kurz an das Vorhandensein der Fahrausweise, kam jedoch, von einem dumpfen Gefühl gepackt, zu keinem Entschluss. Wie der junge Mann, dem Geschehen ausgeliefert, blieb ich sitzen und hatte nur das Glück selbst nicht in seiner Situation zu sein.

Ein weiterer Reisender wurde kontrolliert. Kaum hatte die Schaffnerin sein Ticket entwertet, tippte der Reisende wieder auf seinem Mobiltelefon herum. Die Schaffnerin beachtete ihn nicht weiter, trat an den jungen Mann heran und verlangte dessen Fahrausweis.
Er gab ihr die Magnetkarte und sie streifte sie über den Leseapparat. Ein Piep ertönte.
„Die ist ja schon seit Monatsanfang nicht mehr gültig!“, entfuhr es ihr. „Wohin wollen sie?“
Der junge Mann antwortete sichtlich verwirrt, „I go to Munchen“

Der weitere Reisende filmt die Schaffnerin. Dabei entsteht der Eindruck, dass er das tut, sobald er sein Handy hervorholt. Im Text holt er sein Handy aber schon, bevor die Schaffnerin mit dem fahrkartenlosen Mann gesprochen hat. Daher würde ich das an dieser Stelle noch deutlicher abgrenzen.

„Was haben Sie getan? Sie spinnen ja, sind ja völlig verrückt! Hören Sie, das können sie nicht machen! Nicht mit mir!“

Und da geschah etwas für mich Unerwartetes, die erzürnte Zugbegleiterin baute sich vor dem Reisenden auf, versuchte dem Überraschten, mit einer flinken Bewegung das Handy zu entreißen.

Ich wendete mich ab und blickte zu dem jungen Mann hinüber.
Was der wohl dachte?

Der Zug bremste erneut. Wir fuhren in den Bahnhof von Rohrbach ein. Der Zug bremste schon. Ich packte meinen Rucksack und stellte mich in den Gang.

Würden sie nun von der Polizei am nächsten Bahnhof empfangen werden?
Hinter mir schlossen sich die Türen. Ich sah die Zugbegleiterin, wie sie in der Ferne den Schlüssel, der die Weiterfahrt bestätigte, wieder aus dem kleinen Automaten am Bahnsteig zog und zurück in den Zug stieg.

Das soll es von mir gewesen sein. Ich hoffe, meine Kritik hilft Dir und vielleicht kannst Du ja auch etwas mit meinen Formulierungsvorschlägen anfangen.

Liebe Grüße

M.

 

Hi @Moog

Deine Kritik und deine neuen Vorschläge haben mir gefallen (es ist wie Du schon sagst immer interessant wie es andere Ausdrücken und sehen würden), auch wenn ich noch nicht weiß
was ich damit anfangen werde, denn es sind deine Formulierungen, sie gehören zu Dir...

So wie sich mir der Text jetzt darstellt (insbesondere ohne abschließenden Lehrsatz), ist er schon ziemlich gelungen. Eine alltägliche Erzählung, wie ein friedvoller, schüchterner Charakter verpasst, sich für jemanden einzusetzen.
Dafür bedanke ich mich erst einmal herzlich... so etwas liest man gern, wenn es ehrlich gemeint ist und das glaube ich Dir hier...
"Ihr zu folgen" würde ich anders formulieren. Der Platz liegt ja nahe am Zugeingang, daher ist der Prota bisher noch nicht wirklich weit weg. "Folgen" impliziert für mich ein Bewegen zu einem Ort. Hier geht es aber wohl um ein Umdrehen.
Auch das habe ich gleich übernommen... ja da hast Du recht... es wird sonst sehr ungenau...

Der weitere Reisende filmt die Schaffnerin. Dabei entsteht der Eindruck, dass er das tut, sobald er sein Handy hervorholt. Im Text holt er sein Handy aber schon, bevor die Schaffnerin mit dem fahrkartenlosen Mann gesprochen hat. Daher würde ich das an dieser Stelle noch deutlicher abgrenzen.
Darüber muss ich noch nachdenken. Ja, muss ich da genauer werden...? Es ist ein guter Hinweis. Eine wichtige Frage...

Vielen lieben Dank und schöne Mittwochsgrüße,
bis bald im Forum

G.

 

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