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Kopfleuchten

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31.10.2004
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Kopfleuchten

Und dann möchte man träumen. Möchte fliegen. Irgendwohin, nur weit weg.

Die Menschen in der Schlange drängeln mit ihren Blicken. An der Decke kreist der Ventilator wie ein Raubvogel. Mit verbeulten Schwingen, die zum Abheben nicht reichen. Die große Leere in meinem Kopf füllt sich mit dem Duft von frischgebackenem Brot. Wie eine Laterne leuchtet er mir voran. Nimmt der Dunkelheit den Schrecken.

»Vogelfutter. Haben sie Vogelfutter?« Sie wissen schon, Körner, für die Vögel. Die Frau mit dem Unterleib aus Glas streut Zucker über ihr schmales Gesicht, als stünde sie zum Verkauf. Meine Gedanken versinken in ihrem Lächeln. Allmählich zerfließt das Rot ihrer Lippen, sammelt sich in den Wangen. Am liebsten würde sie jetzt ein Stückchen beiseite gehen, um zu beweisen, dass sie Beine hat. Und den Nächsten heranwinken. Doch sie bleibt stehen, wie festgebacken. Weil jemand vergessen hat, sie rechtzeitig umzudrehen.

»Nein«, antwortet sie. »Tut mir Leid.« Das zweite klingt nicht sehr ehrlich. Ich glaube sogar, sie lügt. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Wie auch? Sie versteckt die Hände hinter ihrem Rücken, der zur Salzsäule erstarrt ist. Wer weiß, ob sie nicht heimlich die Finger gekreuzt hat. Dann winkt sie doch und über ihre gekräuselten Lippen stolpert ein »Bis zum nächsten Mal«. Sie sagt es wie ein Losverkäufer, der Glück verspricht und Nieten verteilt.

Träume, sagt man, verzerren die Wirklichkeit. Was aber, wenn das ganze Leben ein Traum bleibt, aus dem man nicht aufwacht? Eine eigene Welt, in die man sich einigelt. Und die Stacheln ausfährt.

Das ist jetzt nicht mein Magen, der knurrt, nein, sondern mein Gewissen. Es lässt mich nie im Stich. Anders als mein Gedächtnis.

Das strahlende Blau des Himmels will so gar nicht zur Erde passen. Als hätte jemand die Wolken fein säuberlich ausgeschnitten und beiseite gelegt. Für schlechtere Tage. Die Parkbänke sind verwaist. Wenn keine Tauben da sind, scheint alles wie leergefegt. Vorübergehend frei von Dreck, den man vom toten Holz abkratzen könnte, auf dem ich sitze. Dann nämlich gönnt sich die gezähmte, grüne Wildnis eine Pause. Zum Luftholen.

Denken. Das ist, als würde man seine Gedanken zum Trocknen in den Wind hängen. Ohne Wäscheklammern.

Wenn mich jemand fragen würde, ich könnte ihm nicht sagen, wie ich es hierher zurück geschafft habe. Aber das macht niemand. Schon lange nicht mehr. Ich würde diesem Jemand nur etwas von einem unsichtbaren Gummiband erzählen, das einen ruckartig zurückholt, je weiter man sich nach draußen wagt. Eine Rettungsleine, für den Fall der Fälle. Er würde mir gar nicht zuhören. »Heimweh« würde er vermuten und lächeln. Doch es ist mehr als das, viel mehr.

Ich sitze auf dem Dach. Weil man von hier aus den totalen Überblick hat. Und weil alles so lächerlich winzig und einfach scheint. Das Leben, die Menschen und ihre Sorgen, die sie sich an die Stirn heften. Die so schwer sind, dass sie Falten verursachen. Gegen die keine Creme hilft. Der Arzt würde Freude auf sein Rezept kritzeln. Nur leider gibt es die nicht in der Apotheke.

Ein junger Mann lehnt mir gegenüber an dem Taubenschlag. Ich habe ihn gar nicht kommen hören. Er grüßt auch nicht, sondern schaut mich nur interessiert an.

»Sie, mein Herr, sind hier nicht im Zoo. Der ist um die Ecke, ein Kopfsprung weit entfernt.« Jetzt sollte ich vielleicht grinsen. Damit er nicht wirklich springt. Er starrt mich an. Die engstehenden, buschigen Augenbrauen verleihen seinem Gesicht einen ernsthaften Ausdruck. Wie ein Staudamm stemmen sie sich gegen die Falten darüber.

»Ich bin ganz allein.«, gebe ich zu.
– »Im Leben ist man nie ganz allein.« Er klingt wie ein Echo. Ob er weiß, wovon er da spricht?

Wir sitzen eine Zeitlang beisammen. Stille rankt zwischen uns, mit Dornen, die bei jedem Wort stechen. Eine Brieftaube kehrt heim, setzt sich auf das flache Holzdach über uns. Sie war heute fleißig und nun muss sie ohne etwas zu Essen ins Bett. Ja, eine Brieftaube möchte ich auch gerne sein. Einfach davonfliegen, unbekümmert und frei, immer nach Hause zurückfinden. Das sage ich ihm aber nicht. Es ist ein Geheimnis.

»Und was ist Liebe?«

Er lässt die Augenbrauen auseinander fahren. Die Strahlen der untergehenden Sonne legen einen milden Schleier über sein Gesicht.

»Liebe«, sagt er. »Das ist wie fliegen. Nur schöner.«

Und dann verschwindet er. Mit der Sonne. Wartet hinterm Horizont. Bis der Morgen dämmert.

 

Hallo MoonaY,

ich schätze für deine Geschichte muss man in der richtigen melancholischen Stimmung sein. Ich war es gerade nicht so richtig.
Dein Prot. scheint sehr einsam zu sein und das Leben aus seinem eigenen Blickwinkel zu sehen. Vermutlich versteht er die anderen Menschen genauso wenig wie sie ihn verstehen. Du hast seine Verwirrtheit, seine Verwobenheit in die eigene Welt, sehr gut eingefangen.
Am Ende trifft er diesen Mann. Ich frage mich die ganze Zeit, für was oder wen der Mann steht. Bei deiner Geschichte hat er sicherlich irgendeine Bedeutung, auch wenn ich im Augenblick nicht dahinter komme. Vielleicht ist er die Hoffnung? Auf jeden Fall gibt das Ende einem ein gutes Gefühl, ein friedliches.

Stilistisch wie immer top. Allerdings solltest du mit deinen Metaphern etwas langsamer machen. Mir scheint, du bist schon fast süchtig danach? ;) Du solltest sie wirklich sparsamer Einstreuen, eher so wie sorgfältig versteckte Perlen.
Könnte auch nur mein persönlicher Geschmack sein, aber mir sind sie in deinen Geschichten manchmal etwas zu viel, obwohl jede, für sich genommen, sehr schön ist.

Grundsätzlich hat deine Geschichte mir sehr gefallen, aber ich bin heut einfach zu gut drauf, um deinen Prot. verstehen zu können!

Einige Anmerkungen:

Mit verbeulten Schwingen, die zum Abheben nicht reichen.

Den Vergleich find ich jetzt nicht ganz so toll.

Vorübergehend frei von Dreck, den man vom toten Holz abkratzen könnte, auf dem ich sitze.

Den hier würde ich komplett streichen. Ich kann dir keine richtige Begründung dafür geben, außer dass er mir nicht so recht dazu passen will.

LG
Bella

 
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Hallo Bella,

Tut mir Leid, dass ich nun deine Stimmung mit meiner Geschichte getrübt habe. Aber das zeugt doch von ihrer Wirkung. Vielleicht magst du sie ja an einem verregneten Herbsttag erneut lesen. Die Frau und die Wahrnehmung ihrer Umwelt lässt auf ein besonderes Schicksal schließen. Die Hinweise darauf sind mal mehr, mal weniger dezent im Text verstreut. Vielleicht auch mal den Titel beachten. Ich möchte nicht zuviel verraten. ;)

Den ersten bildlichen Vergleich lasse ich stehen. Schließlich unterstreicht er die Melancholie, auch wenn er ein wenig in die Umganssprache abdriftet. Beim zweiten bin ich mir noch nicht ganz schlüssig. Mal schauen, was die anderen sagen.

Vielen Dank für dein Lob. Das macht mich richtig verlegen. :bounce:

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo Lundegaard,

Schön, dass du die Geschichte gelesen hast, und sie dir sogar auch noch gefällt. Die Textstelle, die du da herausgesucht hast, ist sehr wichtig, zeigt sie doch, wie anders die Frau ihre Umwelt wahrnimmt.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo moonay,

nun habe ich deine Geschichte mehrmals durchgelesen und immer mit einer anderen Vorstellung, was denn nun die Prot mit sich herumschleppt.
Erst dachte ich, sie sei blind. Dann waren aber zuviele Stellen, die das wiederlegen.
Dann bin ich bei Autismus gelandet, kenne aber das Krankheitsbild zu wenig, um das richtig einschätzen zu können.
Dann kam ich auf Altsheimer, und da habe ich noch keine textlichen Widersprüche gefunden ;).

Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn sie sehr melancholisch daherkommt. Ich verstehe nur nicht, wieso die Prot behauptet kann, dass die Tauben kein Futter mehr bekommen? Ist der Schlag zu?

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Ich kann aus Zeitgründen leider nur kurz auf deine Kritik eingehen, tut mir Leid. Mit Krankheit liegst du nicht falsch, und Autismus und Alzheimer sind sicherlich Dinge, die sich am Prot. auf den ersten Blick feststellen ließen. Schön, dass du die Geschichte öfters gelesen hast, und sie dir immer noch gefällt. :)

Der Schlag ist nicht zu. Nur leider ist er besetzt. Und Tiere sind scheu, du weißt ja. Ein anderer Leser würde jetzt vielleicht "Humbug!" schreien, und sagen, dass die Frau bloß kein Vogelfutter ranschaffen konnte. Na ja.

Herzlichen Dank für Lob und Kritik.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo moonaY!

Ein anderer Leser würde jetzt vielleicht "Humbug!" schreien, und sagen, dass die Frau bloß kein Vogelfutter ranschaffen konnte. Na ja.
Humbug! :D
Ganz im Ernst, ich dachte echt sie hat keins mehr bekommen können. Hm.

Ganz ehrlich gesagt hat mir dein Text nicht so gut gefallen.
Irgendwie ist er für mich erfüllt mit der großen Sinnlosigkeit des Herumsitzens.

Allerdings solltest du mit deinen Metaphern etwas langsamer machen. Mir scheint, du bist schon fast süchtig danach? Du solltest sie wirklich sparsamer Einstreuen, eher so wie sorgfältig versteckte Perlen.

Das finde ich allerdings auch.
Man fühlt sich von Bildern oder Vergleichen praktisch erschlagen.
Auch wenn die ganz hübsch klingen, sie sollten einen nicht so vernebeln, dass man alles mehrmals lesen muss um es zu verstehen. ;)

LG, LadyAvalon.

 
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Hallo LadyAvalon,

Mich würde neben neben deinem Urteil auch interessieren, wie du inhaltlich über die Geschichte denkst. Bei meiner letzten Geschichte »Schlamm« habe ich zugegebenermaßen mit Metahpern und Vergleichen gegeizt, alles sehr deutlich zum Ausdruck gebracht. Hier aber soll die Sprache Mittel zum Zweck sein, soll einen Einblick in die Wahrnehmungsweise des Prot. bieten. Zwangsläufig erscheint dann alles verschleiert. Weil sie schließlich ... ist. :)

Sie hat das Vogelfutter nicht bekommen. Sonst müsste der Vogel nicht hungrig schlafen gehen. Schlafen Tauben eigentlich?

Danke für deine Kritik.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hi moonaY,

deine Geschichte hat mir gut gefallen, deine Sprache ebenfalls. :)
Ich denke, hier passen die Metaphern und müssen auch sein.

Eigentlich bin ich jetzt zu müde um noch groß interpretieren zu können.
Doch ich versuchs mal.
Ich denke, deine Prot ist gestorben und verabschiedet sich von ihrer Umgebung. Sie selber weiß es nicht, oder ahnt es nur.
Der junge Mann auf dem Dach, ist ihr Engel, der ihr noch ein wenig Zeit lässt, bis zum andern morgen.

Oder: sie liegt im sterben, verlässt ihren Körper, wandert durch die Gegend.
Sie sieht die Dinge mit anderen Augen.
Der Engel auf dem Dach zeigt sich ihr, sagt dass man nie alleine ist (weil die Engel immer um uns sind)
Er verschwindet, um sie am anderen morgen, wenn sie gestorben ist, abzuholen.

Da mein Kopf gleich auf die Tastatur fällt, belasse ich es bei dieser interpretation.
Kann sein, dass ich total daneben liege. Aber so habe ich deine KG gesehen. :shy:

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo coleratio,

Deine durch Müdigkeit erschwerten Interpretationsversuche weisen mich sanft darauf hin, in Zukunft weniger kryptisch zu schreiben. Es wundert mich auch nicht, dass du die transzendentale Verbindung zu Engeln in dem Verhältsnis des Protagonisten zu ihrem Gegenüber siehst, da du durch meine andere Geschichte "Sternschnuppe" vorbelastet bist. Der junge Mann ist in der Tat etwas seltsam. :shy:

Danke dir für deinen Kommentar.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo moonaY!

Also nach zweimaligem Lesen komm ich auch noch nicht drauf, was genau Du da beschreibst. Womit ich nicht sagen will, daß das an Deiner Geschichte liegt, denn Hinweise sind auf jeden Fall da. Nur bin ich leider auch schon sehr müde.

Ein bisschen hab ich an Schizophrenie gedacht, bin aber wieder davon abgekommen.
Daß sie (oder ist der Protagonist ein er?) in sich eingesperrt ist, scheint mir auf jeden Fall dabei zu sein, aber das ist nicht alles.
Wichtig erscheinen mir auch die beiden Stellen:

Doch sie bleibt stehen, wie festgebacken. Weil jemand vergessen hat, sie rechtzeitig umzudrehen.
Denken. Das ist, als würde man seine Gedanken zum Trocknen in den Wind hängen. Ohne Wäscheklammern.
Die Gedanken fliegen davon… Sie lebt in ihrer eigenen Welt, macht zwar alles irgendwie automatisch, aber ist in sich mit denken beschäftigt.

Die Tauben vielleicht als Lebensgeister? Als die Lust am Leben? – Dazu bringt mich die Stelle, wo der Mann neben ihr sitzt und plötzlich eine Taube zurückkommt.

So, jetzt geb ich auf für heute, zwei Kleinigkeiten noch:

»Ich würde diesem jemand nur etwas von einem unsichtbaren Gummiband erzählen, das einem ruckartig zurückholt,«
– das einen ruckartig
– diesem Jemand

»Ich bin ganz allein.«, gebe ich zu.
»Im Leben ist man nie ganz allein.«, antwortet er wie ein Echo.
– ohne die Punkte innerhalb der direkten Rede, wenn es danach noch weitergeht

Jetzt geb ich doch noch nicht ganz auf: Der Protagonist ist wohl männlich und verliebt in die Frau in der Bäckerei hinter der Glasvitrine. Aber sie will ihn nicht, hat kein Vogelfutter für seine Lebensgeister. Als er mit dem Mann spricht, kommt zwar die Taube kurz zurück, er aus seinen Gedanken heraus, aber der Mann hat ja natürlich auch kein Vogelfutter… Liebe wäre Vogelfutter, ja? So ungefähr…

Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Hallo Susi,

Erst einmal herzlichen Dank für deine ausführliche Kritik und die Fehlersuche. Um die Uhrzeit würde ich vermutlich nicht einmal mehr die Tasten auf meiner Tastatur treffen. :)
Deine inhaltlichen Überlegungen gehen in die richtige Richtung - obwohl ich mittlerweile selbst daran zweifle, ob man überhaupt auf meine ursprüngliche Idee kommen kann. Das Geschlecht der Prot. ist prinzipiell unwichtig. Sie nimmt die Welt völlig anders wahr, ist augenscheinlich verwirrt (sie möchte Vogelfutter beim Bäcker kaufen) und ganz allein (Parkszene). Aber das hat einen bestimmten Grund. Sie wird nicht an den Rand der Gesellschaft gedrängt, nur weil sie eventuell häßlich, eine Träumerin usf. ist. Es ist eine Art Krankheit, sehr komplex, ungewollt und kann jeden treffen (Unfall, Gen-Defekt). Der Titel verrät schon eine Menge.

Allein die Brieftauben stehen für eine enorme Gedächtnisleistung. Sie finden immer ihren Weg, können nicht vom Ziel abgebracht werden. Nicht zuletzt deswegen beneidet sie die Prot..

Der Mann auf ihrem Dach ist, wie soll ich sagen, eine Halluzination - ich dachte eigentlich, das wäre erkennbar. Aber er verkörpert für etwas ganz bestimmtes, das ich an der Stelle nicht erklären möchte. Denn darin liegt der Schlüssel für das Verständnis des Textes.

Viel Spaß beim Weiterrätseln sollte ich euch jetzt wohl wünschen. :shy:

Lieben Gruß,
moonaY

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo moonaY,

ich muss dir ehrlich gestehen: heute morgen ab 4.30 Uhr war ich sauer auf dich :D.
Ich wachte auf, wie es ja manchmal in der Nacht passiert, und mußte an diese Geschichte denken und konnte deswegen nicht mehr einschlafen :( .
So ging es Malinche mal mit einer Experimentier-KG von mir, aber die stand wenigstens in Experimente ;).
Wenn ich nun die anderen Statements lese, bin ich ja beruhigt, dass es den anderen ähnlich geht. Dich jedoch sollte es ein wenig beunruhigen :D.
Vielleicht solltest du den Text noch etwas ändern oder die Rubrik wechseln :).

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette,

Jetzt verursacht mein Text schon Albträume, oh je. :( Das wollte ich natürlich nicht. Ich bin stark am überlegen, die Geschichte in die Philosophie-Rubrik zu verschieben. Weil sie derart polyvalent ist.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo MoonaY,

"Kopfleuchten" ist eine Schädigung des Gehirns, die Krankheit ist auch bekannt als Tourette-Syndrom. Die Krankheit wirkt sich bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich aus. Die meisten haben motorische oder körperliche Ticks. Viele schaffen sich ihre eigene Welt, können in dieser Welt Farben riechen oder Dinge sehen, die nicht da sind. Für Außenstehende ist es nur sehr schwer, diese Menschen zu verstehen.

http://www.tourette.ch/file/fba_tourette_norbert_watzl.pdf

Hier ein, wie ich finde, guter Link, zu diesem Thema.

Beim zweiten lesen habe ich die entsprechenden Andeutungen gefunden. Ich habe auch vorher schon von dieser Krankheit gehört, bin jetzt allerdings nicht drauf gekommen. Ich schätze das wäre nur dann möglich gewesen, wenn ich mich vor kurzer Zeit mit dem Thema befasst hätte.

Wer der Mann ist weiß ich nicht. Ich habe gelesen, dass einige der Betroffenen schizophren sind. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei deiner Prot. der Fall ist. Vielleicht ist sie eine Frau, die sich gleichzeitig wünscht ein Mann zu sein und es aufgrund des Tourette-Syndroms schafft, beide Geschlechter gleichzeitig zu leben.

Ich denk schon ständig über die Geschichte nach!!

LG
Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bella,

Bella schrieb:
Ich denk schon ständig über die Geschichte nach!!
Daraus wollte ich dir auch keinen Vorwurf basteln. Dass dich die Geschichte so sehr beschäftigt, hatte ich nicht beabsichtigt. :confused:

Allerdings hast du mit deinen Nachforschungen absolut Recht. Kopfleuchten ist ein abstrahierender Begriff für eine Schädigung des Gehirns. Ich finde es besonders interessant, wie Betroffene die Welt mit ihren Sinnen erleben. Wie du schon sagtest, riechen, sehen, fühlen und denken sie anders und werden deshalb häufig als verrückt abgestempelt. Eine semi-permanente Amnesie geht nicht selten mit der Erkrankung einher. Das Tourette-Syndrom ist beim Prot. noch nicht ausgebildet. Eine gewisse Schizophrenie lässt sich nicht leugnen.

Ganz herzlichen Dank für deine bemerkenswerten Bemühungen.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Ciao MonnaY,

du sagst es spielt eine Rolle, dass deine Prot. weiblich ist. Ich denke wenn ich dahinter kommen würde, dann hätte ich die Lösung des Rätsels. Kannst mir nicht einen klitzekleinen Tipp geben?

Zitat:
Zitat von Bella
Ich denk schon ständig über die Geschichte nach!!

Daraus wollte ich dir auch keinen Vorwurf basteln. Dass dich die Geschichte so sehr beschäftigt, hatte ich nicht beabsichtigt.


Das sollte auch nicht so klingen, als hätte ich es als Vorwurf aufgefasst. :)
(Jetzt musst du schreiben: Ich wollte nicht dass du denkst, ich denke, du denkst, ich wollte dir einen Vorwurf machen. ;))

LG
Bella

 

Hallo moonaY,

ich weiß erhlich gesagt nicht, was ich von deiner Geschichte halten soll.
Wenn Verwirrung so schön ist, sollte dann nicht jeder verwirrt sein? Du reihst viele Metaphern und Bilder aneinander, so als hättest du nicht Sätze für eine Geschichte erschaffen, sondern eine Geschichte um Sätze herum gebildet, die dir im Kopf lagen.

Deine Geschichte liest sich sehr angenehm, die einzelnen Sätze klingen weise und lyrisch, allerdings führst du die Bilder oft in einer Form aus, bei der ich m ich frage, ob es da nicht zu viel des guten wird. Beispiel:

An der Decke kreist der Ventilator wie ein Raubvogel. Mit verbeulten Schwingen, die zum Abheben nicht reichen.
der erste Satz schafft ein Bild. Man kann sich den Ventilator vorstellen und jeder kennt die Fragen, was passiert eigentlich, wenn ich meine Finger zwischen die Rotorblätter halte? Werde ich geköpft, wenn ich zu nah heran komme? Dann aber machst du das Bild selber flügellahm indem du noch Zusätze anhängst. Ähnlich hier:
Die Frau mit dem Unterleib aus Glas streut Zucker über ihr schmales Gesicht, als stünde sie zum Verkauf.
Die Frau wird sicher ohne Unterleib wahrgenommen weil sie hinter dem Glastresen steht. Die Metapher des "Zucker ins Gesicht streuens" ist gut, wenn sie das professionelle unnatürliche Lächeln einer auf Kundenfreundlichkeit getrimmten Verkäuferin beschreibt. Das meintest du sicherlich auch. Aber dann ist der Zusatz "als stünde sie selber zum Verkauf" zu viel. Die Gedanken können nur in im Lächeln des Gegenüber versinken, wenn er es als echt annimmt, wenn er sich "liebevoll" darin verliert. Du nimmst also deinem eigenen Bild die Kraft.
Allmählich zerfließt das Rot ihrer Lippen, sammelt sich in den Wangen.
Selbst bei noch so schräger Wahrnehmung weren Lippen nicht blasser, wenn sich die Wangen rot färben. Diese Bild ist metaphorisch unnötig und in der Satzaussage falsch.
Das strahlende Blau des Himmels will so gar nicht zur Erde passen. Als hätte jemand die Wolken fein säuberlich ausgeschnitten und beiseite gelegt. Für schlechtere Tage.
Überprüfe diese Methapher mal auf ihren tatsächlichen Aussagewert. Wenn ich mir ein Bilderbuch vorstelle, darin einen blauen Himmel mit einigen Wolken. Was bekomme ich, wenn ich die Wolken ausschneide?

Nun magst du entgegnen, Metaphern sind ja nicht dazu da, sie wörtlich zu nehmen. Sie müssen aber in ihrem Aussagewert für etwas stehen und in sich sinnvoll sein. Das sehe ich bei deinen Bildern oft nicht.

Es gibt durchaus Bilder, die mir sehr gefallen.

Das Leben, die Menschen und ihre Sorgen, die sie sich an die Stirn heften. Die so schwer sind, dass sie Falten verursachen. Gegen die keine Creme hilft. Der Arzt würde Freude auf sein Rezept kritzeln. Nur leider gibt es die nicht in der Apotheke.
Das ist so ein Beispiel, auch wenn ich manchen Drogenkonsumenten kenne, der behauptet, dass es Freude ist, die er einnimmt. ;)

Bei dieser Geschichte scheint mir über die Sätze die Story abhanden gekommen zu sein. Das ist schade, denn du kannst durchaus schreiben.

Lieben Gruß, sim

 

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