Was ist neu

Kopflos

Seniors
Beitritt
02.02.2005
Beiträge
1.047
Zuletzt bearbeitet:

Kopflos

Kopflos


Zu Hause angekommen, konnte es Ulrike Berger kaum erwarten, bis ihre Familie beim Abendessen vollständig versammelt war.
„Ich habe euch etwas Wichtiges mitzuteilen“, begann sie beim Essen.
Erstaunt hoben die Familienmitglieder die Köpfe.
„Ist jemand gestorben, oder hast du im Preisausschreiben gewonnen?“, fragte ihr Mann Bernd, um die Spannung etwas zu mildern.
„Wenn du so fragst, beides!“, gab Ulrike zurück.
„Mensch, jetzt rück endlich raus damit und spann uns nicht länger auf die Folter“, ließ sich ihr Sohn vernehmen, der ungeduldig mit den Füßen scharrte. „Ich habe heute Abend noch was vor. Ich muss noch für die Uni lernen.“
„Also, es ist so“, begann Ulrike endlich. „Als ich heute früh nach meinem Urlaub ins Altersheim kam, fand ich in meinem Fach unter anderem einen Brief von einem Notar Bittner. Dieser ist Nachlassverwalter und forderte mich auf, am 12. September 2002 um elf Uhr in seine Kanzlei zur Testamentseröffnung zu erscheinen.“
„Aber das ist ja heute während der Schule gewesen!“, rief Britta dazwischen.
„Ja, das war heute Vormittag“, erzählte Ulrike weiter. „Das ist auch der Grund, weshalb ich euch vorher nichts erzählen konnte. Also bin ich in die Stadt gefahren und habe beim Notariat vorgesprochen.“ Ulrike machte eine kurze Pause und trank einen Schluck Wasser.
„Es ging um die Erbsache Karla Schmidt, euch besser bekannt als Oma Karla. Ich habe doch erzählt, dass sie kurz vor unserem Urlaub verstorben ist.“
„Hatte sie denn Vermögen?“, fragte Bernd.
„Bis zur Testamentseröffnung dachte ich auch, sie sei mittellos. Doch beim Notar stellte sich heraus, dass ein Sparbuch im Wert von 6.500 Euro sowie ein kleines Häuschen existierte.“
„Wow!“, ließ Klaus sich vernehmen. „Mit dem Geld kann ich mir endlich meinen neuen Laptop kaufen, den ich für die Uni brauch.“
„Und ich die piekfeine Stereoanlage, die im Schaufenster bei Radio-Kunz steht“, legte Britta nach.
„Leider könnt ihr eure Pläne vergessen“, dämpfte Ulrike die Vorfreude ihrer Kinder. „Mit dem Geld wird es nichts.“
Ein lautes Murren war zu hören.
„Ja, wenn kein Geld, was hast du dann geerbt?“, fragte Britta erstaunt.
Ulrike grinste frech und sagte: „Ein Haus.“

Absolute Stille im Raum. Doch plötzlich brach der Jubel aus.
Als sich die ersten Wogen geglättet hatten, erklärte die Frau Berger: „Leider kann ich euch nichts genaues sagen. Ich weiß nämlich selbst nicht viel. Doktor Bittner hat mir nur einen Zettel gegeben, auf dem die Adresse steht. Wir sollen uns das Haus anschauen und ihm dann Bescheid geben, ob wir das Erbe annehmen. Schlüssel habe ich ebenfalls bekommen.“
Schnell war man sich innerhalb der Familie einige, dass alle am Wochenende das Haus besichtigen wollten.

Man schrieb den sechsten März 1826. Dieser Tag sollte der schönste Augenblick im Leben von Magdalena Rauch sein. Es war ihr 21. Geburtstag, und an diesem Tag fand ihre Vermählung mit dem Sattlermeister Johann Maier statt.
Träumend stand die junge Braut im Festtagsgewand vor dem Spiegel und dachte an die Zeit vor Heute.
Johann und Magdalena, genannt Magda, kannten sich schon von Kindheit an. Nur ihre Familien gehörten unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an. Magda lebte in einem bescheidenen Häuschen am Stadtrand und ihre Eltern hielten die fünfköpfige Familie durch ihr Schneider- und Wollnäherhandwerk geradeso über Wasser.
Doch das sollte sich mit der Heirat ändern. Johann Maier aus der wohlhabenden Oberschicht wohnte in einem stattlichen Haus schräg gegenüber der Familie Rauch. Nach der Schule verließ Johann die Stadt und kehrte erst vor einem halben Jahr wieder in den elterlichen Betrieb zurück. Inzwischen hatte er geheiratet. Doch seine Frau war vor einem Jahr an Schwindsucht verstorben.
Da er immer noch im besten Mannesalter war, arrangierten die Eltern Rauch die Hochzeit ihrer Tochter Magda mit Johann Maier, damit sie es in ihrem Leben einmal besser haben sollte.

„Magda, Magda, bist du endlich so weit?!“, riss sie die Stimme ihrer jüngeren Schwester plötzlich aus den Träumen. „Die Eltern und Bruder Hannes warten schon unten.“ Angezogen mit einem dunklen Wollkleid und derben Stiefeln trampelte Sigrun ins Zimmer der Braut.
„Ja, gleich“, beruhigte sie Magda. „Hilf mir bitte, die Brosche von Johann am Ausschnitt zu befestigen.“
"Ach ja, das edle Schmuckstück deines reichen Bräutigams", äußerte Sigrun mit einem sarkastischen Unterton.
Magda brummte nur etwas Unverständliches vor sich hin, nahm ihren Schal und beide jungen Frauen verließen den Raum.
Als die Familie aus dem Haus trat, empfing sie ein eisiger Wind. Vereinzelt lag noch Schnee auf den Wegen, den Magda zu umrunden versuchte, damit ihr neues Schuhwerk nicht von der Nässe durchweicht wurde.
Die Trauung sollte im Haus der Maiers stattfinden. Dort war in der großen Stube ein kleiner Altar errichtet worden.
Zu den Klängen eines Harmoniums schritt Magda am Arm ihres Vaters Richtung Altar. Sie war recht zittrig auf den Beinen. Dieser Schritt vor Gottes Altar hatte für die fromme und gläubig erzogene Braut etwas Endgültiges. Kirche, Glaube und Religion begleiteten sie während ihrer ganzen Kindheit bis hin zum heutigen Tag.
Am Altar übergab Vater Rauch seine Tochter an den künftigen Schwiegersohn, der sie anlächelte. Doch Magdas Augen strahlten keinen Glanz aus, wie es sich für eine glückliche Braut gehörte. Skeptisch blickte sie ihren zukünftigen Ehemann an.

Am Sonntag packte Familie Berger einen Picknickkorb zusammen und ab ging die Fahrt zu Oma Karlas Haus.
„Ist es weit zu fahren?“, fragte Britta bereits nach den ersten Kilometern.
„Keine Angst, Britta“, beruhigte sie der Vater, „in einer guten halben Stunde sind wir da.“
Damit war Ruhe eingekehrt im Innern des Autos. Jeder hing mehr oder weniger seinen eigenen Gedanken nach. Mancher doch eher weniger, denn Britta und Klaus hatten ihren Walkman aufgesetzt und hörten Musik.
Am Zielort angekommen, suchte Herr Berger auf der Infotafel am Stadtrand die Straße, in der das Haus liegen sollte.
„Wie heißt die Straße noch mal? Hausmannstraße?“, erkundigte er sich bei seiner Frau.
„Nein, Hauptmannstraße“, entgegnete diese. „Du hörst aber auch nie richtig zu.“
„Ah, da ist sie ja. Diese Straße geradeaus und dann die zweite Straße rechts rein. Und dann wieder die nächste links“, murmelte Bernd, als er wieder ins Auto stieg und startete.
„ Welche Nummer ist es eigentlich?“
„Die Hausnummer 7 steht auf meinem Zettel“, antwortete Britta ihrem Mann. „Halt, hier ist es.“
Bernd trat auf die Bremse und die beiden Kinder wurden aus ihrer Musikwelt geschüttelt.
„Kannst du nicht langsamer bremsen?“, klang es vorwurfsvoll von hinten.
„Tut mir leid“, entschuldigte sich der Vater, „aber Mutti hat mich so erschreckt.“
„Alles aussteigen!“, rief diese und sprang aus dem Wagen.
„Was soll das denn sein“, fragte Britta skeptisch. „Sind wir hier im Urwald gelandet. Schau doch mal, welch ein Durcheinander in dem Vorgarten herrscht. Das kann ja heiter werden, wenn es im ganzen Haus so aussieht.“
„Da hast du Recht, Schwesterlein. Am besten wir düsen wieder ab. Hier riecht es nach Arbeit. Und Arbeit ist gar nicht gut für Studenten.“
„Hier geblieben, junger Mann!“, befahl die Mutter und erwischte gerade noch den Jackenärmel ihres Sohnes, der sich schon wieder ins Innere des Automobils zurückziehen wollte. „Schauen wir uns doch erst einmal um.“
„Na gut, überredet“, gab Klaus klein bei. „Schauen wir uns den Kasten halt mal von innen an. Vielleicht empfängt uns gleich ein Gespenst im Nachthemd und jagt uns gleich wieder hinaus. Huhhh. Huhhh.“
„Ich glaub du hast heute Morgen zu heiß gebadet, lieber Bruder. Denn nur so kann einem so viel Quatsch einfallen“, entgegnete Britta. Trotzdem zog sie etwas die Schultern ein.
Langsam durchquerten die Bergers den verwunschenen Garten. Eine kleine Sitzecke am Haus war völlig von Kletterrosen überrankt, die schon jahrelang keine Heckenschere mehr gesehen hatten. Der Löwenzahn breitete sich auf den Beeten aus. Hier und da hatte sich ein blühendes Etwas den Weg gen Himmel erkämpft.
„Nun schließ endlich die alte vergammelte Bude auf“, sagte Klaus, der hinter seiner träumenden Mutter stand. „Hoffentlich sieht es da drinnen etwas besser aus.“
Ulrike steckte den Schlüssel langsam in das Schloss. Zu ihrem Erstaunen ließ er sich leicht drehen, und mit einem Klack öffnete sich die Tür.
„Tretet ein in euer neues Paradies.“ Ulrike machte eine einladende Bewegung.
„Oh Gott. Das nennst du Paradies. Das ist eher die Hölle“, gruselte sich Britta als sie als Erste das Haus betrat. Überall empfingen sie Spinnweben, Staub und allerlei Getier, das sie lieber nicht betiteln wollte. Trotzdem schaute sie sich neugierig um.
„Ihhh!“, rief sie gleich darauf. „Schau mal Papa. Hier in der Wohnstube fällt sogar schon die Tapete teilweise von der Wand.“
„Das ist ja interessant“, stellte ihr Vater fest, als er die lockere marode Tapete weiter abzog. „Hier drunter ist eine Schicht von Zeitungen. Das hatte man früher zwecks Isolierung gerne gemacht. Schau, an dieser Stelle kann man sogar das Datum erkennen 06.März 1837.“
„Und sieh mal, die Überschrift des Artikels“, rief Ulrike, die sich inzwischen zu den beiden gesellt hatte.
Kopf wurde nie gefunden steht hier in großen Lettern und darunter Bei einer Hinrichtung ging der Kopf verloren und blieb seitdem verschwunden. Oh Gott, wie grausam.“ Die beiden Frauen schüttelten sich.
Plötzlich ertönte ein lauter Fluch aus dem ehemaligen Schlafzimmer: „Verdammte Scheiße!“

Rückblickend auf ihre zehnjährige Ehe, waren die Zweifel berechtigt gewesen, die Magda beim Ja-Wort zögern ließen. Ein „Nein“ hätten ihre Eltern nie und nimmer akzeptiert. Verstoßen hätte man sie. Mittellos und ohne Berufsausbildung wäre sie auf der Straße gelandet.
Schon vor ihrer Heirat hatte sie dies und jenes über den Lebenswandel ihres Mannes munkeln hören.
Doch nach der Hochzeit hatte sie es am eigenen Leibe erfahren. Sein Leben spielte sich vorwiegend in Kneipen und Bordellen ab. Anfangs hatten sie noch Geld, um sorglos zu leben, wenn da nicht die dauernden Rauschattacken ihres Mannes gewesen wären, in denen er Magda grün und blau schlug. Aber je länger die Ehe währte, umso weniger Geld stand der Hausfrau zur Verfügung. Johann verspielte sein ganzes Vermögen.
In Gedanken hatte Magda Maier ihren Mann schon hundert Tode sterben lassen.
Ihre Eltern zeigten kein Verständnis für die Qualen ihrer Tochter. Für sie galt der Leitsatz: „Das ist nun mal so in einer Ehe. Das Weib ist dem Manne untertan!“

Heute war wieder ein besonders schlimmer Tag.
Schwankend betrat Johann gegen Abend die Wohnstube, wo Magda saß, einen Pullover für ihren dreijährigen Sohn Karl strickte und ihren Gedanken nachhing.
„Verdammt noch mal!“, brüllte Johann seine Frau an. „Kannst du nicht endlich dafür sorgen, dass diese elenden Mäuse aus unserer Küche verschwinden. Ein ganzes Rudel sitzt auf dem Esstisch und macht sich über den Käse her!“
Seine Frau schreckte auf und lief sofort in die Küche. Dort saß ein kleines Mäuschen und knabberte genüsslich an einem Brocken Käse, den Magda am Mittag vergessen hatte, in den Schrank zu stellen.
Schnell scheuchte die Frau das kleine Tierchen aus dem Zimmer und ging anschließend in Richtung Keller. Dabei merkte sie nicht, dass Johann ihr folgte. Auf der ersten Stufe der Treppe erhielt sie von oben einen kräftigen Stoß, der sie den Rest der Treppe hinunterfallen ließ. Stöhnend blieb sie auf dem lehmigen Kellerboden liegen.
„So, das ist die Strafe, dass du den Mäusen Essen auftischst und mir mein Abendbrot verweigerst!“ brüllte Johann in die Dunkelheit, drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Haus, um ins Bordell zu gehen.
Langsam versuchte Magda sich nach einiger Zeit aufzurichten. Gott sei Dank war nichts gebrochen.
„Jetzt ist endlich Schluss. Ich kann nicht mehr“, sagte sie zu sich selbst. Vorsichtig ging sie in den nächsten Kellerraum. Hier stand das Eingemachte im Regel und hinter einem Topf Schmalz verborgen brachte sie ein kleines Glas zum Vorschein. Dieses Mittel hatte ihr die Mutter gegeben, um es gegen die Mäuseplage einzusetzen, die es zur damaligen Zeit in jedem Haus gab. Es nannte sich „Mäusebutter“ und bestand aus Schmalz vermischt mit Arsen. Ein bekanntes Hausmittel gegen unliebsame Hausgenossen.
Mit dem Glas in der Hand schleppte sich Magda die Kellertreppe hinauf in die Küche. Dort schmierte sie ihrem Mann zwei Scheiben Schmalzbrot, die er nach seinem Bordellbesuch jedes Mal verlangte, bevor er ins Bett ging.
Danach trat sie in die Schlafstube.

Nach dem Schrei rannten Bernd, Ulrike und Britta Berger sofort ins Schlafzimmer. Dort stand Klaus mitten im Raum und war mit einem Fuß in die Dielenbretter eingebrochen.
„Verdammter Mist“, fluchte er, „jetzt habe ich mir auch noch den Knöchel gebrochen.“
„Nur mit der Ruhe“, redete sein Vater auf ihn ein. „Versuch ganz vorsichtig das Bein hochzuziehen.“
„Gott sei Dank, es scheint doch nichts gebrochen zu sein“, stellte Ulrike fest, die neben ihrem Sohn in die Hocke gegangen war. „Nur eine Abschürfung am Knöchel.“
Alle hatten sich auf den verletzten Klaus konzentriert, außer Britta. Sie kniete vor dem Loch im Fußboden und schaute unter die Dielen.
„Heh, Leute, schaut mal her!“, rief sie plötzlich. „Hier ist ein Geheimfach unter dem Bretterboden.“
Schnell war die Aufregung um Klaus vergessen und alle liefen zu Britta.
„Du hast Recht. Es sieht aus wie eine kleine Grube“, sagte Bernd, nachdem er die Bruchstelle eingehend betrachtet hatte.
„Das ist meine Aufgabe, den Schatz zu bergen“, meldete sich Klaus. „Ich hab immerhin die Stelle entdeckt.“
Britta machte ihrem Bruder Platz, der sich auf den Boden kniete und in das Loch hineinschaute. „Alles dunkel. Ich kann nichts erkennen“, bemerkte er. „Hast du nicht eine Taschenlampe im Auto, Papa?“.
„Klar, ich hol sie.“ Damit lief Bernd aus dem Haus und kehrte mit einer kleinen Lampe zurück.
„Nur gut, dass ich vor kurzem die Batterien gewechselt habe.“
Klaus leuchtete in die kleine Höhle. „Hier steht etwas. Was, kann ich nicht erkennen. Britta halt mal die Lampe, damit ich die Hände frei habe. Ich muss in das Loch reingreifen.“
Hilfsbereit nahm die Schwester die Taschenlampe. „Ich würde mich davor ekeln, da einfach so hineinzufassen.“
„Du bist ja auch ein kleiner Angsthase, liebes Schwesterlein. Ich dagegen bin eine Schatzsuchernatur. Igitt“, rief er gleich darauf. „Ist das glitschig. Ich kann das Ding gar nicht richtig packen. Ah, eben. Moment, gleich hab ich’s.“
Kurz darauf tauchte seine Hand mit einem riesigen Einmachglas aus dem Loch auf. Etwas skeptisch hielt er es gegen das Licht.
Vor Schreck wäre es ihm beinahe aus den Händen gefallen. „Oh, mein Gott! Seht euch das an“, konnte er gerade noch herausbringen.

Zwei Tage später waren Johann Maier und sein dreijähriger Sohn Karl tot. Für die Bewohner des Viertels war es ein Rätsel. Gut, bei dem enormen Alkoholgenuss des Sattlermeisters hätte man dies eines Tages erwartet. Aber sein kleiner Sohn? Weshalb musste er sterben?
Man erzählte sich, beide hätten starke Bauchschmerzen gehabt und dauernd erbrochen. Magda war ständig an ihren Betten und pflegte sie aufopfernd.
Bei der Beerdigung von Ehemann und Sohn sah Magda Maier sehr mitgenommen aus. Es musste ein schwerer Schlag für sie sein. Viele Einwohner nahmen an der Beisetzung und dem anschließenden Leichenschmaus teil, so auch die Eltern Rauch und Schwester Sigrun.
Nach dem Essen nahm Vater Rauch seine Tochter zur Seite und sprach: „Wie konnte das passieren, Magda. Vor allem dein Sohn. Karl war doch pumperl gesund. Erst letzten Sonntag sind wir mit ihm im Park spazieren gewesen und er ist herum gerannt wie immer. Was ist passiert, Kind?“
Magda blickte ihren Vater verstört an. „Ich weiß es nicht“, presste sie leise hervor. „Ich weiß es wirklich nicht.“
„Aber du musst doch wissen, was die Beiden vor ihrer Krankheit gegessen haben. Was hast du ihnen gekocht, was sie nicht vertragen konnten? Das Kotzen bekommt man ja nicht nur so. Haben sie sich vergiftet? Hast du sie etwa mit Gift getötet? Bei deinem Mann würde ich es noch verstehen. Aber bei Karl. Er hat dir doch nur Freude bereitet.“
„Wie kommst du den darauf?“ Entsetzt schaute Magda ihren Vater an. „Sie haben lediglich Schmalzbrote gegessen. Das ist alles. Und Schmalzbrote haben beide immer gut vertragen.“
Damit war für die junge Witwe die Unterredung beendet und sie kehrte in die Gaststube zurück.
Wie konnte es ihr eigener Erzeuger wagen, sie eine Mörderin zu nennen. Das sollte er ihr büßen.

„Ihh..!“, rief Britta empört. „Was schwimmt denn da im Glas. Das sieht ja gruselig aus.“
„Liebe Schwester, wenn du etwas besser in Biologie aufgepasst hättest wüsstest du, dass dies ein Kopf ist, und zwar ein menschlicher.“
„Was?“, fiel Bernd in die Unterhaltung seiner Kinder. „Das gibt es doch nicht, lass mal sehen.“
Stumm besah er sich mit Ulrike den Inhalt des Glases.
„Du hast Recht. Es ist ein menschlicher Kopf, da muss ich dir Recht geben. Aber wer war das? Wessen Kopf liegt hier im Alkohol?“
Atemlose Stille beherrschte den Raum.
„Ob dieser Kopf etwas mit dem Artikel aus der Wandzeitung zutun hat?“, unterbrach Bernd das Schweigen nach einiger Zeit und blickte fragend in die Runde.

Nach der Beisetzung beschloss Magda einen Teil ihres Hauses aus Geldmangel zu vermieten. Daher packte sie einige Sachen zusammen und zog für die nächste Zeit zu ihren Eltern. Sie hoffte bei dieser Gelegenheit, ihren Vater davon überzeugen zu können, dass sie ihren Mann und ihren Sohn nicht getötet hatte.
Doch je mehr sie ihn von einem Unglücksfall überzeugen wollte, um so lauter beschuldigte er sie. Sogar ihre Mutter und ihr vier Jahre älterer Bruder hielten zum Vater. Zu oft hatte Magda ihren Zorn über Johann Maier Luft gemacht. Magda musste etwas unternehmen, um ihre Familie zum Schweigen zu bringen.
Täglich bereitete sie das Mittagessen vor, während ihre Mutter sich wegen eines hartnäckigen Beinleidens öfters niederlegen musste. Das war Magdas Chance.
Am nächsten Freitag kochte Magda Maier für die ganze Familie Schellfisch. Diesen versetzte sie reichlich mit Arsen und fügte danach scharfe Gewürze zu.
Nachdem sie das Gericht serviert hatte, gab sie vor einen dringenden Termin mit einer Mieterin zu haben.
Wieder zu Hause, erwartete sie ein fürchterliches Bild. Alles drei Familienmitglieder lagen in der Wohnstube, zusammengekrümmt vor Schmerzen. Ihr Vater konnte sich noch auf die Couch schleppen. Ihre Mutter und ihr Bruder lagen in ihrem Erbrochen auf den Dielen und atmeten nur noch sehr schwach.
„Jetzt hast du es geschafft“, klang es von der Couch herüber. „Jetzt hast du uns auch noch vergiftet.“
„Hättet ihr mich nicht verdächtigt, dann ging es euch jetzt besser. Doch ich muss zugeben, du hattest Recht. Ich habe Johann mit einer Arsen-Schmalz-Mischung, die Mutter mir zur Bekämpfung der Mäuse gab, vergiftet. Karl wollte ich nicht umbringen. Doch der kleine Kerl war so verfressen, dass er nachts aufstand, um in der Küche etwas zu naschen. Johann war noch nicht zu Hause und folglich lagen die geschmierten Brote noch auf dem Esstisch. Davon hatte er sich eine halbe Schnitte geklaut und genüsslich in seinem Bett verspeist. Du siehst nicht alles war beabsichtig. Um Karl tut es mir auch leid.“
„Und warum wir?“ Die Stimme des Vaters wurde immer leiser.
„Du hast mich immer lauter beschuldigt, eine Mörderin zu sein. Mutter und Hannes glaubten dir schon. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei davon erfahren hätte. Es blieb mir also nichts anderes übrig.“
Das waren die letzten Worte, die ihr Vater hörte, bevor er starb. Magdas Mutter lebte noch zwei Tage länger. Nach außen hin pflegte Magda beide aufopfernd. Dabei musste sie ihrem Bruder, der eine starke Willenskraft besaß und einfach nicht sterben wollte, noch eine Dosis Arsen im Tee verabreichen. Erst am vierten Tag verstarb auch er.

Zur Beerdigung kamen eine Menge Leute aus der Nachbarschaft und näheren Umgebung. Es hatte sich schnell rumgesprochen, dass Magda Maier in kurzer Zeit fünf Familienmitglieder verloren hatte. Langsam wurden Stimmen laut, dass dies nicht mit rechten Dingen zugehen könne. Doch niemand traute sich, Anklage gegen die vermutliche Mörderin zu erheben.
Zur Beisetzung war auch ihre Schwester Sigrun gekommen, die sich in einer anderen Stadt in Stellung befand. Auch sie war skeptisch geworden. Aber beweisen konnte auch sie Magda nichts.
Drei Tage nachdem die Eltern und der Bruder unter der Erde lagen, erhob Sigrun Anspruch auf ihr Erbe. „Magda, wir müssen darüber reden, was aus dem Haus und dem Gesparten der Eltern und unseres Bruders werden soll“, begann sie abends beim Nachtmahl.
„Wieso?“, fragte Magda zurück. „Was soll denn werden. Ich bleibe hier wohnen. Du gehst wieder in die Stadt. Da ich nichts gelernt hab, steht mir natürlich das Sparbuch der Eltern zu. Hannes hatte sowieso nichts auf die Seite gelegt.“
„Und warum meinst du, dass ich da zustimme?“, fragte Sigrun erstaunt.
„Weil dir nichts anderes übrig bleibt. Ich bin die Ältere und habe daher das Recht auf Haus und Geld.“
„Magda, das kann doch nicht dein Ernst sein.“ Empört stand Sigrun auf und lief in der Stube auf und ab. „Ich habe genauso das Recht darauf.“
„Das werden wir ja sehen“, antwortete ihre Schwester und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer.

Während Familie Berger noch ratlos um ihren grausigen Fund herumstanden, hörte man Schritte im Flur des Hauses.
„Hallo, ist jemand da?“, ertönte eine männliche Stimme vom Flur her.
„Ja“, antwortete Herr Berger. „Wir sind hier im Schlafzimmer.“
Kurz darauf erschien ein stattlicher Mann im Türrahmen. „Mein Name ist Braun. Ich bin der Nachbar und Sie sind die neuen Besitzer des Hauses von Frau Schmidt?“
„Ja. Meine Frau hat das Haus geerbt“, erklärte Bernd dem Mann.
Dieser hörte jedoch kaum hin, sondern starrte auf das Glas, das Klaus immer noch in seinen Händen hielt.
„Was haben Sie denn da in der Hand?“, fragte er stattdessen.
Klaus hob das Glas gegen das Licht. „Ein menschlicher Kopf, eingelegt in Alkohol. Lag hier unter den Dielen.“
„Das gibt es doch nicht“. Der Mann schüttelte nachdenklich seinen Kopf. „Wer könnte das sein? Und wer hat ihn hier versteckt?“
„Ja, diese Fragen haben wir uns auch schon gestellt, aber noch keine Antwort erhalten. Aber vielleicht schauen Sie sich mal den Zeitungsartikel an, der im Wohnzimmer hinter der Tapete zum Vorschein kam.“
Die beiden Männer gingen in den Raum nebenan und Herr Braun studierte eingehend das Geschriebene. Dabei löste er Stück für Stück von der Tapete ab.
„Ja“, ließ er nach langem Schweigen vernehmen. „Hier steht es. Am 06.März 1837 wurde Frau…. Verflixt, der Name ist mit Tinte durchgestrichen. Und hier noch mal. Überall wo der Name der Frau erscheint wurde er unleserlich gemacht. Aber mit dem Datum könnte ich schon etwas anfangen. Ich bin Leiter des historischen Museums dieser Stadt und habe somit Zugang zu alten Akten und Aufzeichnungen. Vielleicht kann ich etwas herausbekommen. Leider muss ich sie bitten, das Haus in diesem Zustand zu belassen und mir auch das Glas zu überlassen, damit es untersucht werden kann.“
„Keine Ursache“, stimmte Ulrike zu. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir das kleine ‚Schmuckstück im Glas’ loswerden. Doch möchte ich Sie bitten, uns über Ihre Ermittlungen zu unterrichten. Immerhin ist der Fundort jetzt unser Haus.“
„Das ist doch selbstverständlich. Aber nun müssen sie mich entschuldigen. Meine Frau erwartet mich zum Mittagessen.“ Damit nahm Herr Braun das Glas in Empfang und verließ eilig das Haus.
Damit ließ er die Familie Berger in Ungewissheit in ihrem Haus zurück.

Am nächsten Morgen stand das Frühstück bereits auf dem Tisch, als Sigrun die Küche betrat. Von Magda war nichts zu sehen. Sie hatte bereits das Haus verlassen.
Sigrun nahm am Tisch Platz und legte eine Schreibe Brot auf ihren Teller. Dabei sah sie neben ihrer Tasse ein kleines Häufchen weißes Pulver. Es war kaum zu erkennen. Sigrun hatte jedoch von den Gerüchten in der Stadt gehört, die ihre Schwester als Giftmischerin beschuldigten. Sollte es doch wahr sein? Sollte sie jetzt an der Reihe sein? Nein, doch nicht ihre Schwester Magda, die so fromm war, in der Schule immer die Beste im Religionsunterricht.
Die junge Frau wurde unruhig. Wenn alles stimmte, dann konnte das Weiße Pulver nur Gift sein. Sie nahm ein Blatt Papier aus dem Schrank und schob es vorsichtig unter die Körner, faltete ein Tütchen daraus und verließ damit das Haus.
Eilig lief Sigrun zur naheliegenden Apotheke und ließ das Pulver untersuchen.
„Wo haben Sie das her?“, fragte sie der Apotheker. „Das ist Arsen.“
„Oh“, sagte Sigrun. „Das habe ich beim Aufräumen in einem alten Schober gefunden. Danke für Ihre Auskunft.“ Daraufhin verließ sie die Apotheke und ging schnurstracks zur Polizeistation.
Dort berichtete sie, alles was sie wusste.
Noch am selben Abend wurde ihre Schwester Magda verhaftet.

Bei ihrer anschließenden Vernehmung konnte man Magda die Erleichterung ansehen, die sie befiel, als sie die Morde gestand.
Der zuständige Beamte war zutiefst erschüttert, als er vernahm, mit welcher Kaltblütigkeit die Frau ihre Morde geplant und durchgeführt hatte. Nur eines der Opfer tat ihr Leid und zwar ihr kleiner Sohn, dessen Tod wirklich ein unglücklicher Zufall zu sein schien.
Die Sachlage war klar. Magda Maier hatte ein volles Geständnis abgelegt. Das Urteil ließ nicht lange auf sich warten. „Tod durch das Schwert!“
Es sollte in der nächsten Woche auf dem Marktplatz vollzogen werden.

Am 06.März 1837 hatte für Magda das Martyrium ein Ende.
Auf einem Karren, dem zwei Ochsen vorgespannt waren, wurde Magda Maier durch ihr Wohnviertel zum Marktplatz gefahren. Viele Anwohner säumten die Straßen, um die skrupellose Giftmörderin noch einmal zu sehen.
Um das Schafott hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt, die sich das Schauspiel nicht entgehen lassen wollte.
Unter ihnen befand sich auch Sigrun Rauch, die Schwester der Verurteilten. Sie hatte sich nahe am Hinrichtungsplatz eine Stelle gesucht, um die Vollstreckung des Todesurteils ihrer Schwester verfolgen zu können.
Magda betrat mit gesenktem Kopf die schwarz angestrichene Holztribüne. Dort wurde nochmals das Urteil verkündet. Zum Schluss zerbrach der Richter ein Holzstab mit den Worten: „Der Stab ist gebrochen, das Urteil ist gesprochen. Mensch, Du musst sterben.“
Unter lautem Geschrei der Schaulustigen ging Magda Maier zum Schafott. Dort fesselte man sie und sie begann leise zu beten.
Nach ein paar Sekunden war alles vorbei. Mit einem geübten Hieb trennte der Scharfrichter den Kopf der Giftmörderin von ihrem Körper. Danach rollte dieser über das Podest, die Stufen hinunter und hinein in die Menge der Zuschauer, direkt auf ihre Schwester Sigrun zu.
Als der Kopf fiel geriet die Menschenmenge außer Kontrolle. Viele umarmten sich und tanzten wild durcheinander um das Schafott. Keiner hatte beobachtet, wohin das abgeschlagene Haupt gefallen war.
Suchend verfolgte der Scharfrichter die Blutspur, die der abgeschlagene Kopf hinterlassen hatte. Sie endete auf dem Pflaster des Rathausplatzes. Müsste er hier nicht liegen?
Doch wo war der Kopf der Giftmörderin Magdalena Maier?

Endlich hatte das Warten der Familie Berger ein Ende. Nach zwei Wochen rief der Leiter des historischen Museums Herr Braun an und kündigte seinen Besuch an.
„Also, Familie Berger“, begann er seinen Bericht. „Es war gar nicht so einfach, im Fall des eingelegten Kopfes Unterlagen zu finden. Zunächst versuchten wir im Zeitungsarchiv unser Glück. Doch während des II. Weltkrieges fielen große Teile der Sammlung einem Brand zum Opfer. Blieb uns nur die Möglichkeit über das Grundbuchamt und das Einwohnermeldeamt. Letzteres gab auch nichts her. Aber bei den Grundbucheintragungen wurden wir fündig.“
Braun machte eine kurze Pause und nahm einen Schluck Kaffee.
Britta und Klaus rutschten nervös auf ihren Stühlen hin und her.
„Auf unser Grundbuchamt können wir stolz sein“, setzte Herr Braun seinen Bericht fort. „Wir können da bis ins 18. Jahrhundert zurückblicken. Ich hatte da vor kurzem einen Fall….“
„Herr Braun“, unterbrach ihn Ulrike. „Ich möchte ja nicht unhöflich sein. Es mag interessante Fälle in Ihrem Arbeitsbereich geben. Aber können wir zu unserem eingelegten Kopf zurückkommen?“
„Oh, natürlich, Frau Berger“, entschuldigte sich Herr Braun. „Pardon. Also zurück zu ihrem Fall. Das Haus blieb eigentlich seit seinem Bestehen immer in den Händen einer Familie. Es wurde immer von der Mutter auf die Tochter vererbt. In der Zeit, aus der der Artikel hinter der Tapete stammt, gehörte das Haus der Urgroßmutter von Frau Schmidt, einer gewissen Sigrun Rauch.“
„Und wer ist das?“, wollte Britta wissen.
„Ja, da wird es langsam spannend“. Wieder machte Braun eine Pause, nahm einen Bissen Marmorkuchen und trank einen Schluck Kaffee dazu. „Übrigens vorzüglich Ihr Kuchen, Frau Berger“, lobte er die Hausfrau.
„Danke, Herr Braun“, gab Ulrike zurück.
„Wer ist jetzt diese Sigrun Raub, oder wie auch immer die hieß?“, griff Herr Berger in die Unterhaltung ein.
„Sie meinen Sigrun Rauch“, verbesserte ihn Herr Braun. „Bei meiner Recherche zu einem anderen Fall aus derselben Zeit, bin ich durch Zufall auf eine Giftmörderin Magda Maier gestoßen, die damals hingerichtet wurde. Und da wird es erst richtig interessant. Die Frau hieß Magdalena Maier und war eine geborene Rauch. Sie hatte eine Schwester mit Namen Sigrun. Die Mörderin wurde am 06.März 1837 hingerichtet, und zwar zum Tode durch das Schwert. Das hieß damals, sie wurde geköpft. Nur, und das ist das Makabre an der Sache: Ihr Kopf rollte vom Schafott und blieb danach für alle Zeit verschwunden.“
Familie Berger sah erstaunt auf. „Soll das etwa heißen“, bemerkte Bernd, „dass……“
„Ja, das vermute ich auch. Aber hierbei kann uns nur ein forensisches Gutachten Gewissheit verschaffen“, antwortete der Leiter des Museums.

 

Tja, bambu, jetzt habe ich die Gelegenheit, es dir zurückzugeben, hehe.

Nein, Quatsch, aber es ist nicht ganz einfach, festzustellen, ob denn nun ein "echter" Cliffhanger vorliegt. Du hast zwar zwei Handlungsstränge, aber zeitlich parallel sind die nicht. Du könntest die Geschichte ebensogut sequentiell aufbauen, eigentlichen Einfluß hat der eine Strang auf den anderen nicht, abgesehen von seinem "Endergebnis". Ich verstehe einen Cliffhanger so, daß sich die Stränge gegenseitig beeinflussen.

Ansonsten gut gemacht, wenn auch - meines Erachtens - nicht besonders originell.

Gruß
marquee

 

@ marquee

aber zeitlich parallel sind die nicht.
Wie kommst Du darauf, dass die zeitliche Parallelität der Handlungsstränge eine Vorgabe des Challenge gewesen sein soll? Um es deutlich zu sagen: Eine zeitliche Parallelität der Handlungsstränge ist nicht Kriterium des Challenge!
Ich verstehe einen Cliffhanger so, daß sich die Stränge gegenseitig beeinflussen.
Das wird allgemein aber nicht unter einem Cliffhanger verstanden. Ein Cliffhanger soll den Leser "lediglich" in einer neugierig gespannten Haltung zurücklassen. Während der Autor zum anderen Handlungsstrang wechselt, soll der Leser unbedingt wissen wollen, wie es mit dem ersten Handlungsstrang weitergeht. Dann hat der Cliffhanger seine Wirkung erzielt. Wenn sich die Handlungsstränge gegenseitig beeinflussen - gut. Muss aber nicht sein.

Gruß
George

 

Hallo George Goodnight,

wie ist das Problem Cliffhanger bei mir gelöst?

Oder hälst du dich beim Kritisieren raus?

Gruß
bambu

 

Hallo bambu,

solange der Challenge noch läuft, werde ich bzw. wird die gesamte Jury keine Kommentare schreiben.
Danach? Wer weiß...

Gruß
George

 

Hi George. Ok, zeitliche Parallelität ist nicht unbedingt erforderlich. Man könnte auch eine Horrorgeschichte schreiben, wo die Gegenwart auf die Vergangenheit einwirkt.

Wenn das so ist, wie du sagst, dann reduziert sich der Cliffhanger auf eine Geschichte mit zwei Handlungssträngen. Denn das ich die versetzt aufbauen und auch immer an einer spannenden Stelle abbrechen kann, ist klar und erzähltechnisch wahrscheinlich leicht zu realisieren.

Gehen wir doch mal zur namensgebenden Geschichte, die bei der Vorstellung des Themas "Cliffhanger" angesprochen wurde. Ist das da wirklich so? Oder ist die wechselseitige Beeinflussung nicht essentiell für die Geschichte? Ich kenne die Geschichte nicht.

Gruß
marquee

 

Hallo marquee, hallo George Goodnight,

zu marquee:
zunächst vielen Dank für deinen Kommentar. Im Hinterstübchen habe ich bereits mit einer Kritik von dir gerechnet.

Freut mich, dass es dir gefallen hat.

Wegen der Auslegung des Begriffs "Cliffhanger" bist du ja noch mit George Goodnight am Diskutieren. Vielleicht trefft ihr euch ja mal auf irgendeiner Ebene.


zu George:
Das habe ich mir fast gedacht, dass ihr noch nicht kritisiert. Aber trotzdem bedanke ich mich bei dir für die Erläuterungen, die du an marquee über den Cliffhanger geschrieben hast.

Viel Spass beim Debattieren wünscht euch

bambu

 

Hallo bambu,

die Spannung deiner Geschichte verschenkst du nicht so sehr beim Wechsel der Erzählstränge, sondern für mein Gefühl eher bei der erbenden Familie. Das liest sich, als führen sie in die sommerfrische. Zwar gestaltest du es durch Dialoge lebendig, aber Spannung kommt nicht auf. Vielleicht hast du zu viel Leben drin?

Die Challengevorgaben hast du meiner Meinung nach erfüllt.

Zwei Details noch:

Wären die Bergers trotzdem gefahren, wenn sie gewusst hätten, was sie dort erwartete?
Damit versuchst du für meinen Eindruck zu plump spannung aufzubauen. Lass den Satz weg, es sollte der Schnitt hier reichen. Wenn mit dem Haus alles stimmwn sollte, würde die Geschichte nicht erzählt.
Doch seine Frau verstarb vor einem Jahr an Schwindsucht.
Tempusfehler: seine Frau war vor einem Jahr an Schwindsucht verstorben

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo sim,

vielen Dank für deine Kritik.

Die beiden von dir angeführten Zitate habe ich verbessert.

Ich habe in den Handllungsstrang, der in der Jetzt-Zeit spielt, extra mehr Action hineingebracht. Hierdurch soll die zweite Handlung aus einer etwas düsteren Zeit aus dem 19. Jh. abgegrenzt werden. Damit dies nicht doppelt gemoppelt wirkt, habe ich auch die Nummern über den einzelnen Kapiteln herausgenommen.

Du schreibst

Das liest sich, als führen sie in die sommerfrische.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es in unserer Familie auch so zugeht, wenn wir ein geerbtes Haus besichtigen würden. Es ist doch ähnlich wie ein Sonntagsausflug.

Nur leider sind wir noch nicht in den Genuss gekommen, ein Häuschen zu erben.


Viele Grüße

bambu

 

Hallo bambu,
die Cliffhanger sehe ich schon, aber es ist sehr früh klar, wessen Kopf da fehlt. Deine Sprache wirkt oft holprig, z. B. hier:
" Hilf mir bitte, die Brosche, die mir Johann geschenkt hat, am Ausschnitt zu befestigen.“" So spricht kein Mensch, das könnte besser die Schwester erklären. Auch die einzelnen Figuren werden für mich nicht so richtig lebendig, das Herumalbern der Geschwister wirkt künstlich, es kommt völlig unerwartet, dass Magda hemmungslos zum Arsen greift etc. Übrigens meine ich, dass Arsen sehr langsam wirkt, nicht mit Brechreiz, oder?
Gruß
tamara

 

Hallo tamara,

zunächst einmal vielen Dank für deine Kritik. Schade, dass dir meine Story nicht gefallen hat.
Trotzdem habe ich nicht vor, sie zu verändern, denn ich stehe zu dem Geschriebenen.

Du schreibst, der Dialog zwischen den Geschwistern sei gekünstelt. Aber hast du schon mal eine "Unterhaltung" zwischen einem 17jährigen pupertierenden Mädchen und ihrem 22jährigen Bruder mitbekommen, der sein Erwachsensein vor seiner kleinen Schwester hervorkehren will? Ich erlebe solche Konversationen ständig in der eigenen Verwandtschaft. Da hagelt es nur so von coolen Sprüchen.
Hier könnte ich vielleicht im ersten Absatz der Geschichte noch das Alter der Geschwister einflechten.

Im Gegensatz dazu schreibst du

" Hilf mir bitte, die Brosche, die mir Johann geschenkt hat, am Ausschnitt zu befestigen.“" So spricht kein Mensch,

Ich habe schon viele historischen Romane gelesen, auch einige aus dem 19.Jh. Meiner Meinung nach ist diese Ausdrucksweise durchaus angemessen, da Magda ja jetzt in die wohlhabende Oberschicht einheiratet.

Zur Wirkung des Arsen habe ich nur wiedergegeben, was ich zu einem authentischen Giftmordfall im Internet gefunden habe, der auch teilweise Grundlage für meinen 2. Handlungsstrang war.

Das war es zu meiner Verteidigung. Nochmals Danke, dass du die Geschichte trotz wahrscheinlich aufkommender Langeweile bis zum Ende gelesen hast.

Viele Grüße

bambu

 

Hallo bambu,
tut mir Leid, wenn meine Kritik dich enttäuscht hat, ich denke, dass uns nur ehrliche Kritik weiterbringt. Deshalb versuche ich noch einmal zu erklären, was ich wirklich meinte. Gelangweilt habe ich mich nicht, der Plot selber war gut, ich kritisiere nur die Sprache. Bei der Brosche klingt es für mich holprig, dass sie selber einflechtet, ihr Verlobter habe sie geschenkt. Entweder die Schwester weiß es noch nicht, dann hätte sie gesagt: Schau nur, was für eine schöne Brosche er mir geschenkt hat... oder sie weiß es schon, dann braucht sie es nicht zu sagen, dann könnte die Schwester es erwähnen.
Stimmt, ich konnte mir nicht vorstellen, wie alt die Kinder sind, das wäre wichtig und klar albern gerade Bruder und Schwester rum. Was ich meine, ist, dass deine Figuren irgendwie gestelzt klingen, ich weiß nicht genau, wie es das erklären soll, sie wirken für mich wie Schauspieler, die ziemlich steif auf der Bühne rumstolzieren und überdeutlich spielen, die feinen Nuancen nicht darstellen. Ein paar Beispiele:
" „Was soll das denn sein“, fragte Britta skeptisch."
" „Na gut, überredet“, gab Klaus klein bei."
In der wörtlichen Rede ist schon klar, dass Britta skeptisch ist und Klaus klein beigibt, das noch einmal explizit zu schreiben, wirkt platt. Statt dessen hätten mir Beschreibungen des Verhaltens, Mimik, Gestik besser gefallen, z. B.: Britta runzelt die Stirn, Klaus sagt vielleicht gar nichts, sieht nur eingeschnappt aus oder so ähnlich. Dadurch wirken die Personen plastischer und es dann klar genug, wer was sagt.
Wenn du das mit dem Arsen recherchiert hast, wird es wohl stimmen, dann habe ich die Wirkung einer kleinen Dosis über längere Zeit im Kopf.
Ich hoffe, das hilft dir mehr. Viel Erfolg weiterhin.
liebe Grüße
tamara

 

Hallo tamara,

ja, jetzt weiß ich, was du meinst.
Den Vorschlag, die Emotionen der Personen auch durch Mimik, Gestik und Verhalten deutlich zu machen, werde ich bei künftigen Geschichten berücksichtigen.
Mal sehen, ob ich es schaffe, hie und da noch eine Änderung vorzunehmen. Ansonsten bei der nächsten Story.

Vielen Dank für deine nachgereichten Erläuterungen.

Viele Grüße

bambu

 

"Leider kann ich euch nichts genaues sagen.
Genaues
Träumend stand die junge Braut im Festtagsgewand vor dem Spiegel und dachte an die Zeit vor Heute.
heute
und ihre Eltern hielten die fünfköpfige Familie durch ihr Schneider- und Wollnäherhandwerk geradeso über Wasser.
gerade so
Diese Straße geradeaus und dann die zweite Straße rechts rein
das zweite "Straße" weg, Wwdh
rechts rein. Und dann wieder die nächste links
das würde ich in einem Satz lassen
"Tut mir leid", entschuldigte sich der Vater
Leid
"Sind wir hier im Urwald gelandet.
? statt .
Am besten wir düsen wieder ab.
bestenKOMMA
"Hier geblieben, junger Mann!", befahl die Mutter
Hiergeblieben
Vielleicht empfängt uns gleich ein Gespenst im Nachthemd und jagt uns gleich wieder hinaus.
Wwdh
und mir mein Abendbrot verweigerst!" brüllte Johann in die Dunkelheit
!"KOMMA
Hier stand das Eingemachte im Regel
Regal
"Wie kommst du den darauf?"
denn
Sogar ihre Mutter und ihr vier Jahre älterer Bruder hielten zum Vater.
unblogisch: die Eltern sind ja der Ansicht, dass die Frau dem Mann Untertan zu sein hat (keine schlechte Einstellung btw ;) ), also darf es nicht verwundern, wenn die Mutter dem Vater zustimmt
gab sie vor einen dringenden Termin mit einer Mieterin zu haben.
vorKOMMA
Alles drei Familienmitglieder lagen in der Wohnstube
Alles drei lan ;) Alle
Du siehst nicht alles war beabsichtig. Um Karl tut es mir auch leid."
siehstKOMMA; Leid
Auch sie war skeptisch geworden. Aber beweisen konnte auch sie Magda nichts.
Leider muss ich sie bitten, das Haus in diesem Zustand zu belassen
Aber nun müssen sie mich entschuldigen.
Sie
Damit nahm Herr Braun das Glas in Empfang und verließ eilig das Haus.
Damit ließ er die Familie Berger in Ungewissheit in ihrem Haus zurück.
Nein, doch nicht ihre Schwester Magda, die so fromm war, in der Schule immer die Beste im Religionsunterricht.
unlogisch: weiter oben hat sie sie noch verdächtigt
Wenn alles stimmte, dann konnte das Weiße Pulver nur Gift sein
weiße
Unter ihnen befand sich auch Sigrun Rauch, die Schwester der Verurteilten.
das wissen wir doch schon, kann weg
Sie hatte sich nahe am Hinrichtungsplatz eine Stelle gesucht, um die Vollstreckung des Todesurteils ihrer Schwester verfolgen zu können.
wer verurteilt wissen wir auch - kann weg
Zum Schluss zerbrach der Richter ein Holzstab mit den Worten
einen
Nach zwei Wochen rief der Leiter des historischen Museums Herr Braun an und kündigte seinen Besuch an.
er is ihr Nachbar, wieso muss er sich als Leiter des historischen Museums anmelden?
Doch während des II. Weltkrieges
Zweiten
Ich hatte da vor kurzem einen Fall…."
"Herr Braun", unterbrach ihn Ulri
Wenn sie ihn unterbricht, kann er nich erst eine Paue ("...") machen, und dann auch noch den Satz beenden ("."). Fall -"
"Herr [...]
"Pardon. Also zurück zu ihrem Fall.
Ihrem
"Ja, da wird es langsam spannend".
."
"Bei meiner Recherche zu einem anderen Fall aus derselben Zeit, bin ich durch Zufall auf eine Giftmörderin Magda Maier gestoßen
Komma weg
Die Mörderin wurde am 06.März 1837 hingerichtet, und zwar zum Tode durch das Schwert.
verurteilt statt hingerichtet oder "zum Tode" weg
"Soll das etwa heißen", bemerkte Bernd, "dass……"
...
Hi bambu,
ok, das Ende deiner Geschichte check ich net. Soll es etwa unklar gewesen sein, dass es Magdas Kopf war?
Bis dahin jedoch recht gut geschrieben, aber mMn irgendwie nicht so richtig spannend, da ja alles klar ist, von vorneherein, sorry.
Bruder :sad: Tserk

 

Hallo Tserk,

hast dir ja eine Geschichte ausgesucht, die ich in meinen Anfängen bei KG.de geschrieben habe. Einige Dinge würde ich heute wahrscheinlich anders schreiben. Trotzdem danke ich dir fürs Lesen und Korrigieren.
Übrigens, das mit der Spannung wurde mir schon mal gesagt. Wenn ich die Geschichte jetzt nach fast einem Jahr wieder lese, klingt sie wirklich sehr holprig und ist leicht durchschaubar.
Vielleicht werde ich sie ja noch mal überarbeiten oder umschreiben und ggf. unter Historik posten, wenn ich Zeit habe. Denn historisch belegt ist die ganze Geschichte.

Vielen Grüße
bambu

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom