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Kopfschuss

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25.01.2006
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Kopfschuss

Zeit vergangen, Zeit gewonnen. Wäre vorteilhaft, wenn ich dass so einfach sehen könnte.
Das Prinzip dieser optimistischen Aussage habe ich mittlerweile verstanden.
Mit jedem Abend der ins Land streicht versuche ich mit einem ruhigen Gewissen an mich selbst gerichtet einzuschlafen, mit der Hoffnung am nächsten Morgen aus der geschöpften Kraft etwas für den nächsten Tag, für das weitere Leben mitzunehmen.
Ja manchmal gelingt das sogar, aber zu selten, wie ich finde.
Die Zeit, die verdammte Zeit. Sie hängt mir ständig im Nacken- ich habe das Gefühl, dass sie meinen Lebenssaft aussaugt. Tag für Tag etwas mehr.
Ich stehe in diesem Moment unter meiner 1,2 Quadratmeter Dusche in meiner 2 Quadratmeter Badezimmerstreichholzschachtel. Das Wasser ist nur beschränkt heiß! Ich dusche unheimlich gerne heiß- kurz bevor es beginnt zu schmerzen.
60 Liter Kalkwasser erhitzt, müssen ausreichen um meinen Körper zu reinigen.
Das reicht für etwa 5 Minuten Non- Stop duschen. 5 Minuten sind wenig.
300 Sekunden sind aber eine Ewigkeit.
Ich denke, wenn ich jetzt unter der Dusche stehe und es tue, wird es nicht so schmutzig werden und das Blut wird zusammen mit dem Wasser in den Abfluss fließen.
Ich mache einen Schritt aus der Dusche und greife in das mittlere Regalfach meiner kleinen Badezimmerkomode.
Mein Pulsschlag steigt an. Ich greife mir sie- eine handliche Beretta Baujahr 92 mit einer Kugel im Lauf die meinen Namen eingraviert hat. Ein Geschenk meiner Mutter.
Darüber muss ich kurz Lachen dann verstummt es.
Das Duschwasser läuft. Im Boiler befinden sich noch etwa 20 Liter Wasser.
Die sollten reichen um das Blut fortzuspülen.
Dann geht’s schnell. Die Kugel schießt durch meine rechte Schläfe hindurch und tritt aus der linken wieder aus. Das Blut spritzt aus meinem Kopf ,in meinen Rachen, aus der Nase.
Stille kehrt ein. --------RUHE!!!------

Das Telefon klingelt! Warum höre ich das Telefon klingeln? Und was für eine erbärmliche Sauerei auf 2 Quadratmetern.
Ich liege zusammengekrümmt auf dem kalten Boden außerhalb der Dusche.
Den Duschvorhang muss ich wohl mitgenommen haben als ich stürzte.
Das Telefon klingelt immer noch. Warum höre ich denn verdammt noch mal ein Telefon und warum kann ich mich bewegen um nach einem Handtuch zu greifen?
Blutverschmiert ziehe ich mich am Waschbecken hoch. Meine Augen suchen die Tür um endlich das Telefon zu erlösen.
Mir fällt ein Loch in der Tür auf. Ein Loch so groß wie ein Projektil.
Als ich es endlich geschafft habe die Tür zu öffnen, ist nicht nur das beschissene Telefon nach kurzem Klingel verstummt sondern mir wird bewusst, dass das kleine Loch ein verdammt großes Loch ist das ich wohl hinein geschossen haben muss nachdem es meinen Kopf durchschlug.
Ich vermute dass ich in den letzten 5 Minuten bestimmt mehr Blut verlor als bei der letzten Blutspende. Mir ist schlecht! Ich kotze!
Das Telefon klingelt schon wieder. Halb laufend, halb kriechend schleppe ich mich zum Störenfried. Ich nehme ab. Mein bester Freund ist dran. „ Sag mal was machst du?“ Ich lasse es hier ne Ewigkeit klingeln- bestimmt 5 Minuten und du schaffst es jetzt erst ans Telefon?“
Sag mal bist du besoffen, du hörst dich so komisch an?“
Ich: „ Glaub mir mit ner Kugel im Kopf würdest du dich auch nicht besser anhören“
Dann wieder Stille! Dunkel!


Meine Augenlider fest verschlossen, die Hände zu Fäusten geballt. Die Speichel fließt herunter an meinen Mundwinkeln auf das frischbezogene Kopfkissen.
Ich habe seit Tagen die Vorhänge zugezogen. Aber ich vermute anhand des Geräuschpegels auf der Strasse, dass es wieder Tag geworden ist. Ich greife zur Wasserflasche neben mir. Leer!
Kopfschmerzen. Jetzt lass es nur noch ein Montag sein, dann ist alles wieder perfekt.
Obwohl das in meinem momentanen Lebensabschnitt sowieso egal wäre.
Ich versuche mich gedanklich zu sortieren, zu sammeln, einfach cool zu bleiben. Nicht unnötig denken. Ruhig zu bleiben, bleibt einfach ruhig!
Ich traue mich nicht die Augen ganz zu öffnen. Nach einer längeren Überlegung reiße ich sie einfach auf.
Das Wort Aufreißen ist genau das richtige Wort. Eine Flut von Schmerzen stürzt über meinen Körper.
Ich versuche mich zu erinnern, was ich gestern eigentlich schon wieder gemacht habe, dass es mir so beschissen geht. Langsam beuge ich mich über die Bettkante um eine der vielen leeren Zigarettenschachteln zu finden, in der Hoffnung doch noch eine zermatschte Kippe zu finden.
Vorsichtig, ganz langsam! Mir wird schlecht!
Als ich eine leere Whiskeyflasche auf dem Boden sehe und wenige Zentimeter davon entfernt eine angebrochene Flasche Wodka, ist alles klar- mal wieder nichts aufregend Neues passiert. Verdammt!!
Die Speichel schießt mir an den Gaumen. Ich reiße mich zusammen um nicht kotzen zu müssen, was sich aber als schwerer rausstellt als es zu sein scheint.
Wie schön es doch wäre aufzustehen, fit zusein. Dann pinkeln, die Zeitung aus dem Briefkasten holen, die Dose Sonntagsbrötchen aufbacken, Kaffeekochen. Vielleicht noch ein Ei oder zwei. Ich stelle mir gerade vor wie ich in dieses Brötchen beiße und was schmecke ich? Wodka pur!! Jetzt reichst, ich gehe schön gepflegt erbrechen. Wobei dass mit dem gepflegt sehr übertrieben ist. Ich habe extreme Probleme das Klo zu treffen.
Eigentlich sehr schade, da es in meinem Badezimmer im Moment besonders sauber ist, wie ich doch mit Erstaunen feststellen muss. Ausgekotzt, eindeutig und zweideutig zugleich, wische ich mir die Reste aus den Mundwinkeln und erkunde langsam mein Badezimmer.
Alles in bester Ordnung!! Zu ordentlich wie ich finde. Aber was ist denn das!!
Seit wann kann ich durch meine geschlossene Badezimmertür in den Flur gucken?

 

Hallo Mimosa,

da du deine PN nicht liest, auf diesem Wege erstmal ein herzliches Willkommen und einen Hinweis.
Es reicht völlig, wenn du deine Geschichte in einer Rubrik postest. Mehrfachpostings werden gelöscht, wie gerade mit deinem dritten Posting derselben Geschichte in Alltag geschehen.

In der Kreativwerkstatt müsste die Geschichte einer der dort gestellten Aufgaben erfüllen. Also lösche ich sie dort auch und lasse diesen hier in "Seltsam" jetzt stehen und öffne sie wieder.

MfG, sim

 

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