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Krankenzimmer

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21.06.2005
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Krankenzimmer

Das Wartezimmer im Krankenhaus ist dämmrig und stickig, und daran ändern weder die grellen Rundstrahler noch der langsam sich drehende Ventilator etwas: das Licht und die Luft gehen irgendwo auf der Strecke zwischen der hohen Decke und den Köpfen der lethargisch wartenden Patienten nebst Angehörigen verloren. Jay seufzt und wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß vom Gesicht; den gellenden Schmerz in seinem Bein – tiefe Fleischwunde – versucht er zu ignorieren. Die ältere Dame neben ihm verscheucht eine Fliege und liest in einem der Magazine, die zur Unterhaltung der Wartenden herumliegen. Hilft sicher, denkt Jay und verzieht die Mundwinkel, die Bild der Frau - und Vogue - Heftchen, Prince Harry, Britney Spears und Maxima von Holland lassen uns die Schmerzen sicher schnell vergessen. Und hoffentlich auch nachhaltig, bei den Wartezeiten. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal in den letzten fünfzig Minuten schießt sein Blick hoch auf die Uhr, die laut tickend über den Patienten dräut. Stur fixiert er den Sekundenzeiger, vielleicht kann er ihn dazu bewegen, einen Raum- oder Zeitsprung zu vollbringen, in entweder diejenige Parallelwelt oder Zukunft, in der er jetzt aufgerufen wird. Auch das hilft natürlich nicht, und er richtet seinen Blick wieder auf seine Füße, auf einen weißen und einen fleckig-roten Checker. Bald wird der linke Schuh vollständig rot sein, rost-blut-rot, so wie das Jeansbein darüber.

Eine Schwester betritt das Wartezimmer, und alle Gesichter wenden sich ihr erwartungsvoll zu. Sie steuert zielstrebig den Wasserspender an, füllt eine Plastikflasche mit Sprudel, seufzt beim Anblick des überfüllten Warteraums innig und verschwindet wieder: So viel zu tun, so wenig Zeit, so wenig Geld! Die Gesichter senken sich wieder auf Klatschblätter, Füße und den schwarz-weiß gekachelten Boden.

Jemand stöhnt leise, beinahe ist es nur ein Hauchen, und Jay muß einen Moment suchen, bevor er die Quelle des Geräusches findet: Fast gegenüber von ihm sitzt ein Mädchen, noch keine zwanzig, die dunklen Augen wirken riesig in ihrem viel zu dünnen Gesicht. Ganz starr und blaß sitzt sie da, deshalb hat er auch nicht gleich erkannt, daß sie es war, die gestöhnt hat. Sie scheint selbst überrascht. Interessierte Blicke wenden sich ihr zu, fremder Schmerz ist eine bessere Ablenkung vom eigenen als das neueste Kind in der Königlichen Familie von Spanien.
Jetzt stützt sie sich mit beiden Händen ab und versucht aufzustehen, schwankt etwas, dann reißt sie reflexartig beide Hände vor ihren Kindermund und übergibt sich. Um ihr Gleichgewicht gebracht sinkt sie außerdem in die Knie. Die Patienten links und rechts von ihr springen auf und versuchen hektisch, sich vor Spritzern von Erbrochenen zu schützen, das in qualvollen Schüben aus dem Mund des Mädchens schießt. Eine Frau kreischt, und mehrere andere rufen nach einer Schwester, einem Arzt, oder auch nach einer Putzfrau. Die junge Frau hinter der Glasfront des Aufnahmeschalters schießt von ihrem Platz hoch und rennt in Richtung Notaufnahmezimmer davon. Auch Jay springt, erschrocken und ohne es zu merken, von seinem Plastikstuhl auf. Sein verletztes Bein gibt beinahe unter ihm nach. Das Mädchen windet sich noch immer vor Schmerz, aber der Strom ist versiegt, nur Galle läuft noch über ihr Kinn. Wie alle anderen auch fühlt Jay sich hilflos, ratlose Blicke treffen auf seinen, was tut man jetzt, tut man überhaupt etwas, oder wartet man auf die Schwestern? Das Mädchen liegt derweil gekrümmt am Boden, das Gesicht unter ihrem Haar verborgen. Jay hat den Eindruck, daß es jetzt mehr die Scham als der Schmerz ist, der sie sich zusammenrollen läßt. Hastig reißt er ein Taschentuch aus seiner Hose und kniet sich neben das Mädchen, obwohl er sich sicher ist, daß er den Geruch nicht aushalten wird und sich gleich selbst übergeben muß. Aber das erwartete Würgen bleibt aus. Statt dessen hebt er vorsichtig den Kopf des Mädchens an und wischt ihren Mund sauber. Sie dankt ihm mit unstetem Blick, dann sind die Schwestern da und bringen sie hinaus, und Jay setzt sich unsicher wieder auf seinen Platz. Die Wartenden schnattern aufgeregt durcheinander, und Jay glaubt sogar zu hören, daß ein älterer Herr – Privatpatient, das hat er vorhin hinausposaunt – sich darüber ärgert, daß sie entgegen der Reihenfolge zuerst behandelt wird. Eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm schnaubt ihn wütend an, und eine lebhafte Diskussion entsteht. Wenig später kommt eine Putzfrau und wischt den Boden, die Gemüter beruhigen sich, Murmeln geht wieder in Flüstern und zuletzt in Schweigen über.

Nach einer weiteren dreiviertel Stunde wird Jay aufgerufen. Er fühlt sich beinahe eine Art von Triumph, als er an den anderen Patienten vorbei humpelt, die Schwester anlächelt und von ihr in eine enge Behandlungskabine gebracht wird. Von der Nebenkabine hört er das stete Piepen irgendeines Kontrollgeräts. Es erinnert ihn an die Folgen von Emergency Room, die er sich mit seiner Freundin manchmal anschaut, auch wenn er die Serie blöd findet und das Krankenhaus doch nichts weiter als eine hektische Kulisse für die gleichen albernen Liebesgeschichten ist wie in, ach, zum Beispiel Marienhof. Aber erklär das mal Sarah!, brummt eine Stimme in ihm, die klingt, als ob sie dabei eine ironische Augenbraue hochzieht. Das piepsende Geräusch macht ihn aber trotzdem neugierig, und er möchte den Arzt fragen, was für eine Maschine das ist, wenn er kommt. Der indes kommt eben nicht, eine Schwester säubert zwar grob die Wunde und nimmt Blut ab, aber „der Arzt kommt später zum Nähen, er ist noch beschäftigt“. Das Desinfektionsspray, das sie zum krönenden Abschluß auf seine Wunde sprüht, brennt zuerst höllisch in der Wunde, dann betäubt es den Schmerz. Gelangweilt beginnt Jay wieder das Uhrenspiel, aber das stete Piepen lenkt ihn ab von möglichen Parallelwelten und einer rosigen Zukunft ohne verletztes Bein und hält ihn vehement in der Gegenwart gefangen. Endlich siegt seine Neugier, und er beschließt, in die Nebenkabine zu humpeln und sich dieses piepsende Gerät einmal anzusehen. Fast erwartet er, mehrere Schwestern und Ärzte mit Skalpellen und anderen silbrigen, spitzen Gegenständen in der Hand über die Liege gebeugt zu finden, und so enttäuscht ihn der Anblick, der sich ihm bietet als er den gelben Vorhang zur Seite zieht: Auf der Liege liegt dünn und zerbrechlich eine einsame Gestalt, die über mehrere Drähte und Schläuche mit einem Beutel durchsichtiger Flüssigkeit und einem kleinen Kasten verbunden ist. Auf dem Kasten sind auch keine Diagramme, kein Herzschlag oder Puls zu sehen, nur ein rotes Lämpchen blinkt synchron zu dem piepsenden Geräusch. Jay kann damit nichts anfangen, und will sich gerade wieder abwenden, als er in der Patientin das Mädchen aus dem Wartezimmer erkennt. Sie grinst ihn schief an und sagt mit kratziger Stimme: „Danke noch mal, wegen grad eben mein ich. Das war echt nett.“ Jay zuckt verlegen mit den Schultern und murmelt „gern geschehen, kein Thema“. Es ist einen Moment still, und Stille macht ihn noch verlegener, besonders mit dem nervtötenden Piepsen im Hintergrund, und er fragt, was sie hat. „Ich weiß es noch nicht, die Ärztin hat gesagt, sie kommt gleich wieder ...“ Ihr blasses Gesicht hat einen ernsten Ausdruck, als sie leise fragt: „Bleibst du da, wenn sie kommt?“ Überrascht schaut Jay sie an. Sofort blitzen ihre Augen trotzig, und sie fährt mit harter Stimme fort: „Na, weil irgendwie kennen wir uns doch jetzt, oder? Ich meine, ich hab vor dir geheult und gekotzt und alles.“ Jay schüttelt unangenehm berührt den Kopf. Er kann Vulgärsprache nicht ertragen, schon gar nicht bei jungen Menschen. „Weißt du, ich bin nicht sicher, ich meine, ich darf das ja gar nicht wissen, was du hast, wegen dem Datenschutz und so.“ Sie dreht den Kopf zur Wand und sagt nichts mehr, vielleicht schämt sie sich ja wieder. Jay kann es aber auch nicht ertragen, wenn sich andere schämen, die Scham springt dann auf ihn über, bis er sich selbst windet vor Qual. Zögernd meint er: „Kannst du nicht jemanden anrufen? Deine Eltern vielleicht?“ Keine Reaktion. „Geschwister? Freunde? Ach, komm schon, du mußt doch irgend jemandem Bescheid sagen wollen!“ Sie schüttelt einmal den Kopf und starrt weiter an die Wand. Wie alt wird sie sein? Aus der Nähe wirkt sie jünger, als er im Wartezimmer gedacht hat. Sechzehn, vielleicht fünfzehn Jahre alt? Sie könnte fast seine Tochter sein. Na ja, aber eben fast. Die vielen Piercings in ihrem Gesicht sind ihm vorher gar nicht aufgefallen, genausowenig wie die runden Narben, die sich im Nacken am Haaransatz entlang ziehen.

„Ich möchte nicht allein sein, wenn sie kommt. Bitte.“ Die Worte sind fast zu leise, um sie zu hören. Hilflos schaut er sie an, das dünne Kind mit den großen, dunklen Augen, und zuckt schließlich einmal mehr resigniert mit den Schultern. „Okay, meinetwegen. Ich bleib da.“ Sie nickt die Wand an. Er nimmt etwas ratlos ihre Hand; an ihrem Arm zieht sich eine Kette von parallelen Narben entlang, manche alt und weiß, andere frisch und rot. Sind das in der Armbeuge Einstiche? Jay sieht schnell weg und sucht Rettung in Floskeln. „Wird schon nicht so schlimm sein, was sie zu sagen hat, hm?“ Sie wendet ihm ihr Gesicht zu und schaut ihn stumm an, vielleicht liegt auch etwas Verachtung in ihrem Blick, oder Staunen über seine Naivität, die ihm jetzt selbst ganz unangenehm auffällt. Man braucht sie ja nur anzusehen. „Ich bin übrigens der Jay!“, sagt er übertrieben herzlich und hofft, dabei väterlich zu wirken. Jetzt zieht sie die Augenbrauen hoch, und ein breites Grinsen blitzt über ihr Gesicht, als sie ihn von oben bis unten mustert. „Jay? Das ist ja ein praller Name.“ Jay zieht verdattert seine Hand zurück. „Naja, ich ...“ „So heißt du nicht. Nie im Leben. Eher ... Jürgen? Johannes? Mit ein bißchen Glück vielleicht Jan!“ Sie kichert jetzt richtig, und einen Moment sieht er sich selbst mit ihren Augen: Ein leicht übergewichtiger, sonnenstudiogebräunter Enddreißiger, Klamotten, von denen er hofft, daß sie gerade trendy sind, Beckham-Haarschnitt und ein irischer Freundschaftsring von Sarah, der hippen, sexy Sarah, die so gerne Arztserien guckt. „Jörg“, murmelt er, und erntet prompt ein noch breiteres Grinsen, das aber von einem freundlicheren Blick begleitet wird als der zuvor. „Hallo Jörg,“ grüßt sie zufrieden. „Und du bist ...?“ fragt er mit wieder etwas mehr Selbstvertrauen, aber da wird der gelbe Vorhang zur Seite gezogen, und eine kräftige Ärztin mit rotbrauner Hochsteckfrisur gibt ihm die Hand. „Sie sind dann wohl ein Angehöriger?“ Jay schiebt sein blutbeflecktes Jeansbein unauffällig hinter den piependen Kasten, als er nickt und sich auf die Bettkante seiner neuerworbenen Verwandten setzt. Die Ärztin wirkt gehetzt, trotzdem nimmt sie sich die Zeit, ein betroffenes Gesicht aufzusetzen, ehe sie sich an die Patientin wendet. „Es sieht leider sehr ernst aus. Ihre beiden Nieren sind durch die Sepsis sehr stark angegriffen, sie stehen kurz vor dem vollständigen Versagen. Sie müssen so schnell wie möglich an ein Dialysegerät angeschlossen werden, und sie bekommen von uns Diuretika, also Medikamente, die die Harnbildung anregen. Die größte Gefahr liegt momentan in lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen ...“ Jay nimmt schon gar nichts mehr auf. Wenn er etwas noch weniger ertragen kann als vulgäre Ausdrücke oder Scham, dann sind es schlechte Nachrichten und Trauer und Angst. Ihm bricht der Schweiß aus, und er hält krampfhaft die Hand des Mädchens fest. Sonst würde er jetzt davon laufen, jetzt sofort, schlimme Nachrichten sollten Dr. House oder dem Emergency Room vorbehalten bleiben.

Das Mädchen erwidert den Druck seiner Hand, nickt und sagt ja und nein zu den Fragen der Ärztin. Sie wirkt jetzt ganz ruhig, weder kindlich noch spöttisch. Vielleicht sogar eher fatalistisch. Irgendwann steht die Ärztin auf und schüttelt wieder seine Hand, und die des Mädchens. Jay sitzt wie erschlagen auf der Bettkante und starrt vor sich hin. Irgendwann räuspert er sich und windet sich und fragt dann endlich das Mädchen, wie sie heißt, und sagt ihr, weil sich das so gehört, daß sicher alles gut wird. „Anna,“ lächelt sie, und ja, sicher werde alles gut, und er kann sie nachher besuchen kommen, oder besser noch morgen, und vielen, vielen Dank für den Beistand. Die Ärztin wird durch Schwestern abgelöst, die dem Mädchen einen Krankenhauskittel anziehen und Anstalten machen, sie davon zu schieben. Bring mir dann aber auch Blumen mit, wenn du mich besuchst setzt sie noch hinzu, dann fragen die Schwestern, ob er mitkommen wolle, Beistand leisten. Anna schaut ihn bittend an, aber Jay kann sich nur abwenden und auf den Boden starren. „Ich kann nicht, wirklich. Bis morgen.“ Anna nickt mit abgeklärtem Blick, und dann ist sie verschwunden. Niemand beachtet noch Jay, der verloren in der leeren Kabine zurückbleibt. Er wird morgen nicht kommen, das weiß er. Seine Welt ist keine, in denen junge Mädchen kotzen und Drogen nehmen und an Nierenversagen zu sterben drohen. In seiner Welt werden solche Geschichten durch Werbesendungen unterbrochen.

Er geht nach Hause, ohne sich die Wunde nähen zu lassen. Tatsächlich erinnert er sich erst daran, daß seine Behandlung ja noch gar nicht beendet war, als er die Wohnzimmertür öffnet und im Fernsehen Emergency Room läuft, und Sarah sich umdreht und erschrocken von der Couch hochspringt. Ist nicht so wild, sagt er, ist wirklich nicht so wild, aber sie nimmt ihn an der Hand und fährt ihn zurück ins Krankenhaus, wo die Schwester, die seine Wunde gesäubert hat, ihn wieder in Empfang nimmt. Diesmal kommt auch der Arzt, und er vernäht die Wunde. „War sehr unvernünftig von Ihnen, wieder zu gehen vorhin. Nähen muß man, solange die Wunde frisch ist.“ Er zieht zum Letzten Mal die Naht fest und lehnt sich dann etwas auf seinem Stuhl zurück. „Wissen Sie, schon kleine Wunden können zu einer Blutvergiftung führen, und eine Wunde wie die Ihre, noch dazu am Bein ...“ Er drückt einen Moment Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel, ehe er mit einem tiefen Seufzen fort fährt: „Erst heute haben wir eine Patientin verloren, wegen einer Blutvergiftung. Herzstillstand. Sie war noch so jung ...“

 

hi ardandwen!
ich finde, du hast das krankenhaus nicht wirklich realistisch dargestellt. ich gehe davon aus, dass die geschichte in deutschland spielt oder? und in der gegenwart, wegen emergencyroom, marienhof und den zeitschriften so. ich weiß, dass es mit dem gesundheitssystem bergab geht, aber soweit ich weiß sind unsere krankenhäuser in nem ordentlichen zustand. zumindest gibt es eine notaufnahme, in die jay eigentlich hätte gehen müssen.
stilistisch war die geschichte in ordnung denke ich, habe jedenfalls keine fehler gefunden.
einen satz fand ich ganz toll:

"In seiner Welt werden solche Geschichten durch Werbesendungen unterbrochen."

ich vermute, dass deine geschichte berühren sollte, das hat sie mich aber nicht wirklich. wieso weiß ich nicht. eine passage hat mir auch ganz und gar nicht gefallen:
Ihr blasses Gesicht hat einen ernsten Ausdruck, als sie leise fragt: „Bleibst du da, wenn sie kommt?“ Überrascht schaut Jay sie an. Sofort blitzen ihre Augen trotzig, und sie fährt mit harter Stimme fort: „Na, weil irgendwie kennen wir uns doch jetzt, oder? Ich meine, ich hab vor dir geheult und gekotzt und alles.“
zuerst, was auch verständlich ist bei nierenversagen und herzfehler, wirkt sie schwach und zerbrechlich und dann, noch dazu als er sie nur verwundert ansieht, wird sie "trotzig" und "hart". irgendwie unpassend für eine todkranke.

mfg, frühfeld

 

hi frühfeld,

;-) Ich schätze, du hast mit allen Kritikpunkten Recht, nur nicht mit einem: Genauso ist zumindest das Krankenhaus und die Notaufnahme, in der ich arbeite. Und auch die, in denen ich schon mit gebrochenen Zehen gewartet habe. Notfallambulanz schützt nicht vor bis zu sechs Stunden Wartezeit ...
Und vielleicht kann man auch trotzig und hart sein, wenn man todkrank ist? Sind ja eher seelische Zustände ...

Danke jedenfalls fürs Lesen und Kommentieren. Würde sehr gerne mehr berühren, weiß aber nicht so recht, wie ... Vielleicht ist doch eher Fantasy mein Metier :-)

LG Ardandwen

 

Hallo Ardandwen,

wenn eine Augsburgerin hier eine Geschichte veröffentlicht, muss ich natürlich gleich mal gucken. Zumal du dich heute aus der Fantasy-Ecke entfernt hast und ein Thema gewählt hast, dass mir mehr zusagt.
Die Atmosphäre in der Notaufnahme hast du - meines Erachtens - schon ganz gut getroffen. Ich musste letztes Jahr auch einmal zur Notaufnahme und es war ziemlich heftig wie lange wir warten mussten.
Dass sie das totkranke Mädl hingegen einfach so sitzen lassen, halte ich für sehr Unwahrscheinlich. Normalerweise werden doch die Fälle schon nach Dringlichkeit abgearbeitet - und wenn jemand so aussieht, als würde er gleich zusammenklappen, lässt man denjenigen wohl kaum stundenlang im Wartezimmer vor sich hindümpeln.
Überhaupt kam mir ihr Tod zu plötzlich vor - sie wirkt zwar ziemlich krank, das ja, aber nicht wie jemand, der gleich sterben wird. Sie redet eigentlich relativ normal, ihr Blick wird hart und trotzig ...

Tja... die Aussage deiner Geschichte. Zentral sehe ich dieses "so etwas passiert in Jays Welt" nicht. Dass er - und viele andere Menschen auch - in einer Art Traumwelt leben. Da muss man in die Notaufnahme weil man sich den Fuß z. B. bei der Gartenarbeit oder beim Fußball verletzt hat - aber nicht, weil man eine Überdosis abbekommen hat. Ist sicherlich auch Teil der hiesigen Mentalität - das schlimme Sachen immer nur anderswo passieren.

Und natürlich steckt auch dieses Sich-für-Andere-keine-Zeit-nehmen in deiner Geschichte. Jay hätte ihr schließlich einfach versprechen können, am nächsten Tag vorbei zu kommen. Und er hätte ihr das nicht nur versprechen können, sondern es auch tatsächlich machen. Aber das ist natürlich immer so eine Sache ...

Insgesamt hab ich deine Geschichte gerne gelesen was vor allem an deinem angenehmen Stil liegt. Das Rad erfindest du zwar nicht neu, aber das ist ja nicht schlimm.

Lieben Gruß, Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Bella,

danke erstmal fürs neugierig werden ;-)

Ja, das mit dem Sterben lassen war gar nicht so einfach, kenn mich einfach nicht genug aus, medizinisch ... Hab zwar Nierenversagen recherchiert, (man kann dann ziemlich unvermutet an Herzversagen sterben, wenn die Nieren aussetzen. Ich weiß nicht, ob der Patient dafür vorher Symptome zeigt, außer denen von Nierenversagen, als v A Übelkeit) aber wenns unglabwürdig rüberkommt, hat das keinen Zweck. Vielleicht kommt die Geschichte ja ohne ihren Tod aus? Mal sehen.

Allerdings meine ich, dass man als Aufnahmekraft, die ja medizinisch null ausgebildet ist, vielleicht auch nicht erkennen würde, wie schlecht genau es einem Patienten geht. Wenn die Patientin also wg einer alten Wunde kommt, die sich entzündet hat, kann es schon passieren, dass sie in der Prioritätenliste nicht so weit oben steht wie jemand mit einem gebrochenen Bein oder so. Und weil "unmedizinische" Aufnahmekräfte eben keine medizinische Kompetenz ahben, dürfen sie die Prioritäten nur in sehr seltenen Fällen neu setzen, und sonst geht's halt der Reihe nach.


Für mich ist schon zentral, mit was für einer Geht Mich Nix An - Ist Nicht Meine Welt - Kümmer Ich Mich Nicht Drum Einstellung viele Menschen durchs Leben gehen. Das muss ich wohl besser herausarbeiten. Jedenfalls wird da noch Arbeit reingesteckt werden, vielen Dank also für die Anregungen und fürs trotzdem gerne lesen!

LG Lexi

 

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