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Kreise

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07.05.2004
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Kreise

Kreise

Für Chazar

Der Mond hing wie gemalt über dem Meer, sanfte Wellen umspülten den Strand, der Sand kitzelte meine Füße und ihr Atem meinen Nacken.
„Wie schön die Sterne sind“, sagte ich.
„Sterne“, antwortete sie „kannst du nicht besitzen, Emilia. Genau wie mich.“
Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände, drehte es so, dass ich sie ansehen musste und zwinkerte mir zu. Ich küsste sie auf ihre Stirn, sie zog mich an sich und suchte mit ihren Lippen die meinen.
„Ich liebe dich“, sagte ich. Stille.

Das schrille Klingeln an der Tür reißt mich aus mir selbst heraus, aus den Tränen, aus dem sehnsuchtsvollen Song, der schon seit Stunden in der Wiederholungsschleife läuft. Ich setze mich auf, fahre mir mit den Fingern durchs Haar, wische mit dem Ärmel meines Pullovers die Tränen ab und stehe auf. Hoffnung schießt durch meinen Körper wie Adrenalin. „Sie“, denke ich. „Es ist Katharina“. Wer sonst würde so spät kommen? Mein Herzschlag beschleunigt sich, ich stoße mir das Bein am Sofa und kann nicht schnell genug an der Tür sein.

Die Hoffnung sackt zusammen. Nicht Katharina, nur das Mädchen von nebenan. Ich klammere mich am Türrahmen fest, meine Beine wollen mich kaum noch tragen. Was hat die Kleine weinend vor meiner Türe zu suchen? Ich kenne sie kaum! Was erwartet sie von mir? Sie möchte etwas sagen, sich erklären, doch die Worte werden von einem Schluchzen erstickt. Irgendwo im Haus wird eine Tür geöffnet. Sie zuckt zusammen, ihre Blicke irren gehetzt umher, sie drängt in meine Wohnung und schiebt mich vor sich her, wie ein kleines Kind.

Wasser tropft aus ihrer Kleidung langsam auf den Teppichboden. Wimperntusche rinnt ihr in langen Bahnen die Wangen herunter. Mit einer trotzigen Handbewegung wischt sie ihr Gesicht ab. Plötzlich tut sie mir leid. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich auf jemanden gewartet habe, der nie kommen wird. Iljanah starrt mich aus flehenden Augen an.
„Ich lasse dir ein heißes Bad einlaufen und bereite dir Tee zu. In Ordnung?“
Dankbar sieht sie mich aus ihren großen, braunen Augen an.

Iljanah liegt mit geschlossenen Augen in der Wanne. Sie wirkt, als hätte sie kaum noch Kraft in ihrem Körper. Ich kann sie so gut verstehen, mich so gut in sie hineinversetzen und ihren Schmerz fast mitfühlen.
„Dein Tee“, sage ich.
Sie lächelt dankbar, nimmt die Tasse entgegen, setzt sie an ihre Lippen und trinkt gierig. Fast kann ich spüren, wie die Wärme in ihren kleinen, dünnen Körper zurückkehrt.
„Ich hätte nicht einfach aufkreuzen sollen“, sagt sie. „Ich wollte nicht nach Hause. Meine Eltern würden zu viele Fragen stellen.“ Ihr Blick verliert sich im Nirgendwo. „Manchmal möchte man ihnen nichts erzählen, weißt du?“ Ich nicke. In ihren Augen bin ich mit meinen fünfundzwanzig Jahren erwachsen. Sie weiß nicht, dass auch meine Eltern mich nerven und unangenehme Fragen stellen.
Ich hole tief Luft: „Wir sollten ihnen trotzdem sagen, dass du hier bist. Heute Nachmittag haben sie dich gesucht, all deine Freunde angerufen und niemand wusste, wo du steckst.“
Sie beißt sich auf die Lippen. „Du hast wahrscheinlich recht“, sagt sie. Sie lügt, aber ich stehe trotzdem auf. Ihre Eltern leben in der Wohnung nebenan.

„Du kannst bei mir schlafen“, sage ich später. „Falls du möchtest.“
„Was hat meine Mutter gesagt?“
„Sie war froh, dass du hier bist.“
Zufrieden schließt sie die Augen. „Ich wäre jetzt gerne alleine“, sagt sie.
„In Ordnung. Ich warte im Wohnzimmer auf dich.“

Der nach Kokos duftende Brief in meiner Hand wog unendlich viel. Ich ließ ihn fallen, sah zu, wie er sanft durch die Luft glitt. Ein blondes Haar lag auf dem blauen Kopfkissen. Ich konnte immer noch den Abdruck ihres Körpers auf dem Laken sehen. Als wäre sie nur kurz aufgestanden. Aber sie war nicht nur kurz aufgestanden. Ich biss mir auf die Lippen. Schmerz.

„Emilia“, sagt sie und reißt mich aus meinen Gedanken. Iljanah hat ein Handtuch um ihren Körper geschlungen. Ihre Wangen sind gerötet und sie wirkt zuversichtlicher, hübscher.
„Ich möchte ins Bett“, sagt sie.
„Gut. Ich gehe auch schlafen. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir in einem Bett liegen?“ Sie schüttelt den Kopf und ein paar Wassertropfen spritzen aus ihrem langen Haar auf den Boden.
Ich gehe voraus, krame in meinem Kleiderschrank herum und reiche ihr ein T-Shirt. Ihre Beine sind lang, ihr Bauch flach, ihre Brüste fest und apfelförmig. Ihr Körper ist noch zu knabenhaft, aber ihre Formen lassen erahnen, dass es nicht immer so bleiben wird.
„Ich bin fertig“, sagt sie, geht zum Bett und schlüpft unter die Decke, als würde sie hier wohnen. Ich lächle, weil sie so unbefangen ist und hole mir eine Wolldecke aus dem Schrank. Ich lege mich neben sie, decke mich zu und knipse das Licht aus. Ich lausche ihrem Atem und seltsamerweise beruhigt mich ihre Anwesenheit. Vielleicht werde ich in dieser Nacht endlich wieder schlafen können.

Ich wählte im Minutentakt ihre Handynummer. Sie meldete sich nicht. Trotzdem war es besser als nur die Wand anzustarren und nicht begreifen zu können. Sie fehlt mir. Sie kennt mich, wie niemand sonst auf der Welt. Sie muss mich in die Arme nehmen, mich an sich drücken und mich mit ihrem Lachen aufheitern. Sie soll mich küssen, mich halten und mit ihren Händen meinen Körper erkunden, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Sehnsucht.

Ich schrecke auf und brauche einen Moment lang, um mich zu erinnern, dass Iljanah hier ist. Sie liegt auf dem Bauch, das Kissen auf ihren Kopf gedrückt und schluchzt in die Matratze. Es gibt so vieles, was ich jetzt falsch machen könnte. Ich hebe langsam meine Hand und lege sie auf ihre Schulter. Sie hält inne, ihr Körper versteift sich und ich ziehe meine Hand zurück. Es bleibt ruhig, doch plötzlich kommt sie zu mir herüber. Ich halte meine Decke auf und sie kriecht hinein, legt ihre kalten Beine auf meine und vergräbt ihr Gesicht auf meinen Brüsten. Die Dämme brechen und die Tränen strömen aus ihr heraus. Mein Nachthemd wird nass. Sie klammert sich an mich, wie ein kleines Kind und ich streiche ihr beruhigend durch das Haar. Sie wird ruhiger, schmiegt sich noch enger an mich. Plötzlich wird mir unerträglich heiß, mein Pulsschlag beschleunigt sich, der süße Erdbeerduft ihres Körpers wirkt berauschend. Ich küsse sie auf ihr Haar, das noch leicht feucht ist. „Ein mütterlicher Kuss“, denke ich mir „Nicht mehr“. Mein Körper spricht eine andere Sprache. Ich schiebe mein Becken dem ihren entgegen.

„Ich möchte mit dir schlafen“, fallen mir ihre Worte ein. Ich weiß noch genau, wie ich sie damals angestarrt habe. Sie lachte und fragte: „Was ist?“ Langsam begann sie, sich auszuziehen, ließ ihr rotes Kleid auf den Boden gleiten und stand in schwarzer Spitzenunterwäsche vor mir. Ihre Brüste schimmerten durch den durchsichtigen Stoff, ihre Brustwarzen zeichneten sich hart darunter ab. Meine Kehle fühlte sich trocken an. Sie lächelte verführerisch, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, kam einen Schritt auf mich zu und presste, ohne meine Zustimmung abzuwarten, ihren Mund auf meinen. Süß, sinnlich, erregend. „Es ist nicht richtig“, dachte ich. Sie streichelte meine Brüste, presste ihre Hände auf meinen Hintern und knabberte an meinem Ohr. Ich spürte die Zweifel vergehen. Erregung.

Plötzlich ist ihr Gesicht über meinem. Sie sieht mich aus geheimnisvoll schimmernden Augen an. Vorsichtig berührt sie meine Lippen und zieht mit ihrem Finger kleine Kreise darauf. Ich möchte sie an mich ziehen, küssen, meine Hände in ihrem Haar vergraben. Schmecken. Riechen. Fühlen. Sie ist noch so jung! Sie drückt ihren Mund auf meine Wange, sieht mich an und wartet auf meine Reaktion. Wohin ist ihre Schüchternheit verschwunden? Ich kann nichts sagen, mich nicht vom Fleck rühren, nur mein schneller Atem verrät mich. Sie haucht einen Kuss auf meinen Mund und noch einen. Mit ihrer Zunge zieht sie sanfte Kreise auf meinen Lippen. Kann ich? Soll ich? Darf ich? Ich ziehe sie an mich, auf mich und erwidere das Spiel ihres Mundes. Ich streife ihr das Shirt über den Kopf, streiche mit meinen Händen ihre Wirbelsäule herab und lande bei ihrem kleinen, festen Hintern. Sie rollt sich von mir herunter, nimmt meine Hand, presst sie auf ihre Brüste und beginnt meinen Hals mit feuchten Küssen zu übersäen. Ich lasse meine Hand weiter nach unten wandern, lasse sie auf ihrem Bauch ruhen und achte auf ihre Reaktion. Sie wird drängender, küsst mich so fest, als wollte sie mich aufsaugen. Ich wage noch ein paar Zentimeter, sie wird ungeduldig, nimmt abermals meine Hand und presst sie auf ihre Scham. Sie stöhnt leise, als ich beginne sie zu massieren. Das Blut rauscht durch meine Adern.

Schwer atmend bleiben wir nebeneinander liegen. Es hätte nicht passieren dürfen. Was soll ich tun, wenn sie sich anzieht und geht?
„Es war schön“, sagt sie und schmiegt sich wieder an mich. „Es war richtig. Ich wollte schon immer mit einer Frau schlafen“, gesteht sie mir. Ich bewundere ihre Aufrichtigkeit, ihren Mut. Ich konnte das lange nicht zugeben, konnte Katharina nur heimlich bewundern.
„Was ist heute passiert?“, frage ich sie.
„Benni“, sagt sie. Der Name klingt bitter aus ihrem Mund und mir fällt wieder ein, dass er ihr Freund ist.
„Er wollte mit mir schlafen, schon seit Monaten... immer wieder habe ihn vertröstet. Heute ist es passiert.“ Ihre Worte klingen hohl nach.
„Ich habe es zugelassen, weil ich dazugehören wollte. Alle Mädchen aus der Klasse haben es schon gemacht. Benni hat sich so angestrengt und wollte alles ganz toll machen. Kerzenlicht, romantische Musik und solchen Kitsch. Ich versuchte mich zu entspannen, mir einzureden, dass es jetzt eben soweit wäre, ich da durch müsste und es nach einer Weile bestimmt auch genießen könnte.“
Ihre Schmerzen brennen auch in meinem Herzen. Sie findet Worte für das, was ich niemandem erzählen konnte. Nicht einmal Katharina.
„Es war, als würden wir uns beim Sex verändern. Er war nicht mehr Benni und ich nicht mehr Iljanah. Irgendwann löste ich mich von meinem Körper, beobachtete alles, als ginge es mich nichts an.“ Ihre Stimme ist leise, aber eindringlich.
„Danach war ich wütend und schrie Benni an. Er hat nicht kapiert, was los war. Wie sollte er auch? Ich habe ja gesagt, dass es in Ordnung ist. Er konnte nicht wissen, dass ich gelogen hatte. Ich zog mich an, lief auf die Straße, quer durch die Stadt und landete im Park. Mein Körper fühlte sich eklig an, als wäre es nicht meiner, als hätte ich ihn nur von jemandem geliehen.“ Sie schweigt kurz. „Und ich hasste mich selbst. Aber jetzt nicht mehr, Emilia, wegen dir.“
Ich drücke sie an mich, versuche den Rest der Schmerzen aus ihr herauszupressen.
„Ich verstehe dich“, sage ich und beginne ihr von meinem ersten Freund zu erzählen.

„Es war schön“, hauchte ich und seufzte. Katharina lächelte mich an. „Ich weiß! Du warst doch schon immer auf mich scharf.“ Ich spürte wie Röte in mein Gesicht schoss, atmete tief durch und wollte ihr widersprechen, auch wenn sie Recht hatte.. Sie legte ihren Finger auf meinen Mund und lächelte. „Egal“, sagte sie.
„Ich liebe dich“, dachte ich. „Und jetzt“, bestimmt sie „machen wir uns Popcorn“. Sie grinste und wir liefen nackt in die Küche. Wir alberten herum, Katharina bespritzte mich mit Wasser und in diesem Moment waren wir wieder dreizehn Jahre alt. Glück.

Tage, Wochen vergehen mit Iljanah in meiner Wohnung, meinen Armen und meinem Bett.
„Meine Eltern regen sich auf“, sagt Iljanah. Wir stehen in der Küche und schneiden Salat.
„Warum?“, frage ich. Ich versuche mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen. Hoffentlich haben sie nichts gemerkt.
„Weil ich ständig bei dir bin. Sie meinen, ich vernachlässige die Schule.“
Ich wische mir langsam die Hände an einem Geschirrtuch trocken.
„Wissen sie von uns?“
Iljanah schüttelt den Kopf: „Nein, ich glaube nicht. Sie wundern sich, was wir so machen.“
„Und was sagst du?“
„Das ich gut mit dir reden kann und du nett bist.“
Langsam beruhige ich mich wieder. „Ich kann deine Eltern zum Abendessen einladen, was meinst du?“
„Das würde vielleicht helfen.“
„Und vernachlässige die Schule nicht. Sieh zu, dass du wieder mehr lernst.“ Ich rede wie meine Mutter und mir fällt ein, wie sehr ich solche Vorhaltungen immer gehasst habe.
Iljanah zieht eine Schnute: „Ja, ja“, sagt sie und ich muss lächeln.

„Gab es vor mir schon andere Frauen?“, möchte Iljanah wissen. Sie liegt neben mir und ich streiche über ihren Bauchnabel.
„Iljanah“, stöhne ich „du gebärdest dich wie ein eifersüchtiger Liebhaber.“
„Wieso?“, fragt sie, richtet sich abrupt auf und sieht mich an.
„Es ist doch nicht wichtig“, sage ich und ziehe sie zu mir. Ich bin so verlogen. Ich mag sie. Ich begehre sie. Ich weiß schon heute, dass es irgendwann zu Ende gehen wird.
„Es interessiert mich eben“, beharrt sie trotzig.
„Ja, die gab es.“
„Wie viele?“
„Iljanah, bitte!“
„Es ist doch nicht schlimm. Ich bin nicht eifersüchtig.“
„Eine.“
„Eine?“
Sie denkt nach und ich sehe, dass ihr der Gedanken nicht gefällt.
„Zwei oder drei wären besser gewesen“, sagt sie.
„Ach was“, sage ich und beginne sie zu kitzeln. Sie kichert und schiebt mich schließlich weg. „Ich liebe dich“, sagt sie. Ich schweige.
Sie starrt mich an und möchte ihre Worte am liebsten aus der Luft zurückholen. Die Stimmung sinkt, sie setzt an zu sprechen und ich weiß, dass wir gleich streiten werden.

Iljanah sitzt auf dem Sofa und lernt für einen Englischtest. Sie sieht süß aus, wenn sie so angestrengt die Stirn runzelt. Schade, dass sie noch so jung ist, schade, dass ich sie nicht liebe.
Es klingelt. Ich stehe auf und gehe zur Tür.
„Wahrscheinlich ist es deine Mutter. Bestimmt möchte sie kontrollieren, ob du wirklich lernst“, flüstere ich. Iljanah lächelt und setzt eine gewichtige Miene auf.

Katharina. Ich klammere mich an den Türrahmen.
„Hi Emilia“, sagt sie. Sie zwinkert, schiebt mich beiseite und geht in meine Wohnung. Sie zieht einen Koffer hinter sich her und geht geradewegs in das Schlafzimmer.
„Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragt sie mich.
Ich werde wütend. Wie kommt sie dazu einfach herzukommen? Sie wird mich durcheinander bringen, wieder abhauen und mich monatelang leiden lassen. „Geh weg“, denke ich und öffne den Mund, um die magischen Worte auszusprechen. Ich bleibe stumm.
„Du siehst toll aus! Hast du abgenommen? Mensch, ich habe vielleicht einen Hunger.“
Sie tut so, als wäre sie nur kurz weg gewesen. Ich kann sagen, dass sie gehen soll. Noch kann ich es sagen. Ich stelle mir vor, wie ein Leben ohne Katharina wäre, ohne die Chance, dass sie irgendwann wieder hereinschneit. Immer ist so lange, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Ich liebe sie. Sie kann nicht lange an einem Ort, bei einem Menschen bleiben. So ist sie.
Der Zorn bröckelt ab, obwohl ich versuche ihn festzuhalten. Sie lächelt und der letzte Rest meiner Abwehr schmilzt dahin.
„Iljanah“, denke ich, als Katharina aufsteht und geradewegs in das Wohnzimmer geht. Ich laufe an ihr vorbei. Ich möchte Iljanah alles erklären, sie hat es nicht verdient so abgespeist zu werden.
Iljanah sieht uns beide im gleichen Moment. Ihre Augen wandern von Katharina zu mir und wieder zurück. Ich sehe Wissen in ihrem Blick. Langsam steht sie auf.
„Tja, wenn du jetzt Besuch hast, werde ich mal gehen. Bis dann.“ Sie rührt sich nicht, wartet darauf, dass ich sie zurückhalte, aber ich kann es nicht. Momentan kann ich nichts erklären. Sie geht, knallt die Tür ins Schloss und lässt eine ungemütliche Stille zurück. „Später werde ich sie holen“, denke ich mir.
„Hübsches Mädchen“, sagt Katharina. „Ein bisschen jung für dich, oder?“
„Das geht dich nichts an“, fauche ich.
„Kein Grund sich aufzuregen.“ Sie breitet die Arme aus, lädt mich dazu ein, mich fallen zu lassen. Soll ich wirklich?
Ich gehe, zögernd, aber ich habe keine Wahl.

Ich versuche Iljanah zu erklären, was passiert ist. Sie sitzt auf dem Sofa und ich sehe den Schmerz in ihrem Blick. „Katharina hat dich einfach sitzen lassen, Emilia, wie kannst du sie noch lieben?“
„Ich weiß es nicht“, sage ich und es ist die Wahrheit. Iljanah tut mir leid.
„Du kannst mich natürlich weiterhin besuchen“, biete ich ihr an.
„Im Gegensatz zu dir, habe ich noch ein bisschen Stolz“, sagt sie. Sie steht auf. Ihr Blick weicht dem meinen aus. Tränen warten hinter ihren Lidern.

Meine Welt ist wieder bunt und farbig. Mein Glück wird nur gelegentlich getrübt, wenn ich Iljanah mit rotgeweinten Augen im Treppenhaus sehe. Hasserfüllt sieht sich mich an, hebt den Kopf und versucht stolz zu wirken. Manchmal versuche ich mit ihr zu sprechen, doch sie sagt kein Wort.
Die Trauer hält nie lange an. Katharina ist da. Zurückgekommen zu mir. Sie wird wieder gehen. Ich weiß es ganz genau, aber jetzt ist sie da.

***

Ein leerer Morgen. Ein leeres Bett. Heute ist wieder damals. Die Tränen brauchen einen Moment. Nicht einmal ein Brief.

Wieder Iljanah im Treppenhaus. Ich schleppe einen Korb Wäsche vom Keller heraus. Heute bin ich diejenige mit rotgeweinten Augen. Sie sieht mich an und ich erwarte Schadenfreude, Genugtuung oder irgendwas in ihrem Blick zu finden. Nichts davon ist da.

Später steht sie vor meiner Türe. Ich weine immer noch und Iljanah streicht mir durch das Haar. „Wir können uns gegenseitig trösten“, sagt sie.
„Ja“, antworte ich. Katharina kommt bestimmt wieder!

 

Hi the criticer,

danke, dass du meine Geschichte gelesen und gut gefunden hast.

Eigentlich habe ich den Text dahingehend umgeschrieben, dass man inzwischen schon früh weiß, dass es sich um eine Beziehung zwischen Frauen handelt (siehe erster kursiver Absatz.)

LG
Bella

 

Hi Bella,

das Ausdrucken hat sich gelohnt... eine sehr gelungene Geschichte, und bislang deine Beste, wie ich finde....

kurz textkram, vieles davon ist aber Geschmackssache und einfach nur als Vorschlag zu verstehen.


Bella schrieb:
„Sie“, denke ich. „Es ist Katharina“.

Liest sich für mein Empfinden so unrund. Wie wäre es mit...

„Katharina”, denke ich. Einfach nur: „Katahrina“.

Ist natürlich nur Geschmacksssache.


Bella schrieb:
Iljanah starrt mich aus flehenden Augen an.
Finde, dass du den Namen des Mädchens zu spät nennst. An dieser Stelle überrascht es mich, dass sie ihn kennt. Bin davon ausgegangen, dass deine Prot. es nur vom Sehen kennt (schließlich kennt deine Prot. es ja kaum). Würde den Namen deshalb an folgender Stelle einbauen... Ungefähr so...

Was hat die Kleine weinend vor meiner Türe zu suchen? Ich glaube sie heißt Iljanah, kenne sie aber kaum!


Bella schrieb:
Iljanah liegt mit geschlossenen Augen in der Wanne. Sie wirkt, als hätte sie kaum noch Kraft in ihrem Körper.

Muss es nicht heißen...
Sie wirkt, als habe sie kaum noch Kraft in ihrem Körper (?)

Bella schrieb:
Sie beißt sich auf die Lippen. „Du hast wahrscheinlich recht“, sagt sie. Sie lügt, aber ich stehe trotzdem auf. Ihre Eltern leben in der Wohnung nebenan.

Das lügt passt nicht richtig. Besser... Ich merke, dass sie das nur so dahersagt, aber ich stehe trotzdem auf.

Bella schrieb:
Ihre Eltern leben in der Wohnung nebenan.

Das würde ich schon früher verraten. An der Stelle, wenn sie sich fragt, was das Mädchen von ihr will. Hier finde ich es für den Lesefluss eher störend.

Bella schrieb:
Ihre Beine sind lang, ihr Bauch flach, ihre Brüste fest und apfelförmig. Ihr Körper ist noch zu knabenhaft

Das „zu“ würde ich streichen. Ich finde, es verrät schon zu viel.


Bella schrieb:
Es gibt so vieles, was ich jetzt falsch machen könnte.

Sehr schöner Satz in dem Kontext

Bella schrieb:
Der Name klingt bitter aus ihrem Mund und mir fällt wieder ein, dass er ihr Freund ist.

So wenig, wie sie erst behauptet, weiß deine Prot. aber gar nicht über Iljanah. ;)
Wie wäre es mit....

„Benni“, sagt sie.
Der Name klingt bitter aus ihrem Mund.
„Mein Freund”, erklärt sie.
Ich nicke, kann mich erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben, auch wenn ich kein Gesicht mit ihm verbinde.

Bella schrieb:
„Ich habe es zugelassen, weil ich dazugehören wollte. Alle Mädchen aus der Klasse haben es schon gemacht.

Die einzige stelle, die mich inhaltlich nicht überzeugt! Hier könntest du vielleicht eine etwas andere Motivation wählen. So klingt es ein bisschen zu sehr nach BRAVO, wie ein typisches Klischee eben. Lass es sie mit ihm machen, weil sie glaubt, dass es zum Zusammensein dazugehört, oder weil er so verzweifelt ist, dass er nicht ran darf... warum auch immer...
Ist aber auch nur Geschmackssache natürlich und kein Muss.

Bella schrieb:
Mein Körper fühlte sich eklig an, als wäre es nicht meiner, als hätte ich ihn nur von jemandem geliehen.“

Klitzekleine Änderung vielleicht?...

„Mein Körper fühlte sich eklig an. Fremd. Als wäre es nicht meiner, als hätte ich ihn nur von jemandem geliehen.“

Bella schrieb:
„Ich liebe dich“, dachte ich.

Gedanken ohne An- und Abführungszeichen...
Ich liebe dich, dachte ich.

Bella schrieb:
„Das ich gut mit dir reden kann und du nett bist.“

Muss heißen...
Dass (!) ich gut mit dir reden kann.

Bella schrieb:
Sie starrt mich an und möchte ihre Worte am liebsten aus der Luft zurückholen.

Sehr schöner Satz

Bella schrieb:
„Geh weg“, denke ich

Siehe oben,... (so habe ich es auf jeden Fall gelernt)
Geh weg, denke ich


Bella schrieb:
Ein leerer Morgen. Ein leeres Bett. Heute ist wieder damals. Die Tränen brauchen einen Moment. Nicht einmal ein Brief.

Der Übergang gefällt mir...


Wie gesagt, die Geschichte gefällt mir, ist dir stilistisch, sprachlich und inhaltlich sehr gut gelungen. Und – großes Kompliment – sie ist sogar erotisch, und das hinzubekommen ist ziemlich schwierig :).

Allerdings fände ich sie unter der Rubrik Romantik/Erotik besser aufgehoben als in Alltag...

Es ist eine Liebesgeschichte für mich, eine traurige, aber eine Liebesgeschichte.


Schön finde ich, das die kursiven Teile immer mit einem Ein-Wort-Satz enden. Allerdings finde ich es schade, dass diese Einschübe am ende nicht mehr vorkommen. Vielleicht könntest du am Schluss noch einen einbauen...

Ansonsten finde ich das Ende sehr gelungen.[/QUOTE]

Bella schrieb:
„Ja“, antworte ich. Katharina kommt bestimmt wieder!

Absatz hinter dem ich. Das macht es noch dramatischer.

Deine Geschichte habe ich sehr gern gelesen.

Lieben Gruß, Sebastian

 

Hi Sebastian,

ah, hier ist sie ja. Die Kritik. ;)

das Ausdrucken hat sich gelohnt... eine sehr gelungene Geschichte, und bislang deine Beste, wie ich finde....

Schön! Ich dachte auch, dass diese meine beste Geschichte ist - es bedeutet mir sehr viel, das von jemandem bestätigt zu bekommen.

Muss es nicht heißen...
Sie wirkt, als habe sie kaum noch Kraft in ihrem Körper (?)

Hm... das weiß ich jetzt ehrlich gesagt nicht. Für mich klingt meine Version "richtiger", aber da ich aus Bayern komme, muss das nichts heißen. :)


So wenig, wie sie erst behauptet, weiß deine Prot. aber gar nicht über Iljanah.
Wie wäre es mit....

„Benni“, sagt sie.
Der Name klingt bitter aus ihrem Mund.
„Mein Freund”, erklärt sie.
Ich nicke, kann mich erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben, auch wenn ich kein Gesicht mit ihm verbinde.


Oh, das ist noch ein Überbleibsel aus der allerersten Version. Stimmt, wenn sie Iljanah nicht kennt, wird sie kaum wissen, wie deren Freund heißt. Danke, dass du einen entsprechenden Vorschlag gleich mitgeliefert hast.

Die einzige stelle, die mich inhaltlich nicht überzeugt! Hier könntest du vielleicht eine etwas andere Motivation wählen. So klingt es ein bisschen zu sehr nach BRAVO, wie ein typisches Klischee eben. Lass es sie mit ihm machen, weil sie glaubt, dass es zum Zusammensein dazugehört, oder weil er so verzweifelt ist, dass er nicht ran darf... warum auch immer...

Hm, du hast recht. Die Passage hat mir auch noch nicht so gut gefallen.

Zitat:
Zitat von Bella
Mein Körper fühlte sich eklig an, als wäre es nicht meiner, als hätte ich ihn nur von jemandem geliehen.“

Klitzekleine Änderung vielleicht?...

„Mein Körper fühlte sich eklig an. Fremd. Als wäre es nicht meiner, als hätte ich ihn nur von jemandem geliehen.“


Das würde ich lieber so lassen. Ich kann dir nicht einmal genau erklären warum.

Vielen Dank für deine Textanmerkkungen. Ich werde die meisten übernehmen, weil ich sie viel besser als meinen Text finde.

Wie gesagt, die Geschichte gefällt mir, ist dir stilistisch, sprachlich und inhaltlich sehr gut gelungen. Und – großes Kompliment – sie ist sogar erotisch, und das hinzubekommen ist ziemlich schwierig .

Oh, danke! :)

Allerdings fände ich sie unter der Rubrik Romantik/Erotik besser aufgehoben als in Alltag...

Hm, ich denke darüber nach.

Ich überlege, ob ich noch weitere kursive Einschübe einflechte - im Augenblick habe ich noch keine Idee dazu. Blöd ist es aber schon, dass sie auf einmal aufhören.

Danke nochmals,

LG
Bella

 

Ich kann nicht genau sagen, was mir an dem Text mißfallen hat. Manche Sätze klingen ein wenig holperig, aber das war es nicht. Vielleicht, ich weiß es nicht, weil ich mich ein wenig gelangweilt habe. Die Geschichte hat circa dreitausend Wörter und ich verstehe nicht, weshalb.

Gut, Du hast sie liebevoll erzählt, das sicherlich. Und daß die Geschichte sich mit einer Vorhersagbarkeit entwickelt, kann man auch Konsequenz nennen, als gute Durchführung loben. Auch das hat mich nicht gestört, im Gegenteil.

Ich versuche es einmal mit Details: Iljanah soll vermutlich ungefähr fünfzehn sein? Dafür wirkt sie etwas zu reif (stellenweise auch etwas altklug: "Eine hört sich nach gebrochenem Herzen an."). Auch fand ich es merkwürdig, daß sie sich zwar eine Tasse Tee zu ihrem Bad bringen läßt, sich dann aber scheut, sich vor der Protagonistin auszuziehen. Auch will für mich die Kombination von apfelförmigen Brüsten und knabenhaftem Körper nicht zusammenpassen. Und wirklich stimmig erscheint mir auch nicht, daß sie bei aller Bewunderung für die Ältere, dann selbst die Initiative ergreift, hinterher auch in Worte fassen kann.

Anders als vorherige Kritiker kann ich mich mit den "Schlagwörtern" am Ende der kursiven Absätze überhaupt nicht anfreunden. Drücken die Texte das nicht aus? Sehr viel tiefer und vielschichtiger als eine platte Zusammenfassung für Dumme am Ende?

Ähnlich geht es mir hiermit: "Mein Stolz war verloren gegangen. Ich wählte im Minutentakt ihre Handynummer." Den ersten Satz empfinde ich als unnötig. Der zweite Satz drückt alles aus, und noch viel mehr, weil er ein Bild erzeugt.

Und nun, um jetzt den Bogen zum Anfang zu schlagen: ich glaube, ich habe mich gelangweilt, weil der Text mir die Gedanken, die ich gerne selbst gefaßt hätte, vorgedacht hat. So ungefähr, vielleicht.

Ich hoffe, Du kannst mit diesem wirren Gefasel irgendetwas anfangen. Für lohnend halte ich den Plot nämlich allemal.

 

Hallo cbrucher,

zugegeben: Es ist eine schlechte Angewohnheit von mir, Geschichten immer zu lang werden zu lassen. Allerdings war die Geschichte nochmal zwei Seiten länger, bevor ich sie gepostet habe. Ich konnte einfach nicht noch mehr streichen.
Ich habe mich sehr genau (genauer als bei jeder anderen Geschichte) mit den Charakteren beschäftigt und hatte am Ende das Gefühl, sie wirklich zu kennen. Vielleicht ist mir deswegen manches etwas lang oder zu ausführlich geraten. Ich werde die Geschichte daraufhin nochmal prüfen.

Ich finde nicht, dass Iljanah zu erwachsen ist. Sie ist zwar reifer als manche Gleichaltrige, aber nicht außergewöhnlich. Du hast recht: Es passt nicht wirklich, dass sie sich den Tee ins Zimmer bringen lässt. Da muss ich mir noch was überlegen.
Ansonsten finde ich Iljanahs Verhalten stimmig.

Die Schlagwörter würde ich gerne so lassen. Ich wollte sie ausprobieren und es gefällt mir ganz gut. Allerdings wird das sicherlich nichts, was ich regelmäßig machen wirde.

Wo du sicher recht hast: Ich habe sicherlich manchmal zu viel geschrieben, den Leser nicht selbst denken lassen. Leider habe ich momentan noch nicht genügend Abstand zur Geschichte, dass ich diese Stellen selbst finden könnte (Zumindest nicht alle). Ich werde die Geschichte aber in ein paar Wochen nochmal durchgehen und sehen, wo ich zu viel geschrieben habe.

Ich danke dir für deine Kritik. Sie hat mir auf jeden Fall etwas gebracht, auch wenn ich nicht alle deine Vorschläge umsetzen werde.

LG
Bella

 

Hallo Bella,

die Kompetenten Kritikerinnen und Kritiker vor mir haben sicher schon alles erwähnt, was mir nie aufgefallen wäre, so bleibt mir nur, einen unkonstruktiven, persönlichen Eindruck zu schildern.
Ich verstehe nicht, wie Menschen sich in eine so starke gefühlsmäßige Abhängigkeit begeben können, aber durch Deine Geschichte konnte ich es wenigstens nachfühlen. Das ist sehr traurig, aber Du schilderst so realistisch und intensiv, dass selbst das Traurige ein Erlebnis ist. Danke dafür.
Die Sexszene ist dezent. Danke auch dafür.
Das Ende passt perfekt zum Titel, es schließt den Kreis, der als Motiv mehrmals in der Geschichte angedeutet wird.
Trotz Deiner Überarbeitung war ich zu Beginn von einem männlichen Protagonisten ausgegangen. Die Irritation (warum die Eltern eine Übernachtung bei einem wenn auch noch so bekannten Mann erlauben) trägt für mich zur Wirkung der Geschichte bei: Die Spannung, der die Protagonistin ausgesetzt ist, fühle ich hier nach.

Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen.

Grüße,
Naut

 

Hi Naut,

danke für´s Ausgraben der Geschichte und natürlich für´s Lesen. Kurz ist sie ja nicht gerade.

Auch mir ist so eine gefühlsmäßige Abhängigkeit unerklärbar - in einem gewissen Maße hat das, glaube ich, aber jeder. Ich habe versucht mich in so jemanden hineinzuversetzen und es freut mich, dass es mir gelungen ist und du nachfühlen kannst, was los ist.
Es war mir sehr wichtig, die Sexszene dezent zu halten. Auf der einen Seite wollte ich nicht nur schreiben: "Sie knipsten das Licht aus, krochen unter die Decke und da ging´s ab. Cut!" *g* Andererseits wollte ich auch keine pornographische Sexszene schreiben (davon abgesehen, dass ich das nie könnte, wär es mir auch viel zu peinlich!).
Ich muss mir etwas überlegen, damit noch klarer wird, dass der Prot. nicht männlich ist.

Insgesamt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen.

Dankeschön!

LG
Bella

 

Liebe Bella!

Ja, da kann ich mich der Mehrheit anschließen: Die Geschichte gefällt mir wirklich gut! :) Und ich fände sie auch für Romantik/Erotik viel besser passend als für Alltag. Zwar ist dieses Abhängigkeitsgefühl, um das es Dir geht, für viele alltäglich, aber so gesehen würde dann eigentlich jede Geschichte nach Alltag gehören, besonders die aus Romantik/Erotik. Erotik ist zweifellos drinnen und die Abhängigkeit kommt in die Schublade für Liebeskummer-Zutaten. ;)

Ich hoffe aber auch, dass herauskommt, dass sie sich in einer Abhängigkeit zu Katharina befindet, während Iljanah droht in eine ähnliche Abhängung zu Emilia zu rutschen.
Die Abhängigkeit Emilias von Katharina könntest Du ruhig noch ein bisschen intensiver darstellen. Dass Iljanah droht, in eine ähnliche Abhängigkeit zu rutschen, kam für mich gar nicht so rüber. Eher habe ich das Gefühl, daß sie ähnlich wie Katharina wird: Es war ihr auch beim ersten Mal die Liebe egal, es ging ihr darum, daß sie mit einer Frau schlafen wollte, das hätte jede andere ebenso sein können.
Die Abhängigkeit Emilias könntest Du zum Beispiel an der Stelle mehr darstellen, wo sie mit Iljanah im Bett liegt: Sie könnte sich Gewissensbisse machen, daß sie Katharina betrügt, und erst, nachdem sie sich klar macht, daß sie ja auch nicht weiß, was die gerade treibt, überhaupt zu Zärtlichkeiten mit Iljanah bereit sein. – Daraus würde meiner Meinung nach auch schön hervorgehen, dass Iljanah für sie eigentlich nur ein Ersatz ist.

Ja, es ist unrealistisch, dass sie gar nicht mehr nachdenkt. Ich wollte dadurch aber auch ihre Abhängigkeit zu Katharina darstellen. Dass Katharina quasi machen kann, was sie will.
Das könntest Du meiner Meinung nach viel besser darstellen, wenn sich Emilia Gedanken macht, dann könntest Du nämlich viel schöner darstellen, daß sie eigentlich gar nicht anders kann. Sie kann schlechtes Gewissen wegen Iljanah haben, zum Beispiel wie benutzt sie sich vorkommen muß, aber aus ihrer Abhängigkeit heraus nicht anders kann, als diese Gedanken zu verwerfen. »sie hat es nicht verdient so abgespeist zu werden« und »Iljanah tut mir leid« finde ich ein bisschen zu wenig, zu wenig tiefgehend.
Im Gegensatz dazu sind mir die Gedanken, wie sie sich sagt, daß sie Katharina wieder wegschicken könnte, ein bisschen zu viel, bzw. unpassend. In ihrer Abhängigkeit freut sie sich zumindest innerlich, daß sie wieder da ist, fragt vielleicht in Gedanken »Warum bist du nicht schon früher gekommen, bevor das mit Iljanah angefangen hat … Jetzt muss ich ihr weh tun …« – das würde auch zeigen, daß es für sie eigentlich keine Frage ist, wem sie jetzt den Vorzug gibt, weil es für sie durch ihre Abhängigkeit ja von vornherein schon nur die eine Möglichkeit gibt.

Was ich besonders gelungen finde, sind die – wie ich lese, nachträglich eingefügten – Abschnitte, in denen die Eltern von Iljanah erwähnt werden, in denen Du gleichzeitig auch die Gewissensbisse von Emilia zeigst, ob die Eltern etwas bemerkt haben könnten. Zwischen der gesetzlichen Legalisierung einer Sache und deren gesellschaftlicher Akzeptanz liegt ein weites Grenzland.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

»„Wie schön die Sterne sind“, sagte ich.
„Sterne“, antwortete sie „kannst du nicht besitzen, Emilia. Genau wie mich.“«
– irgendwie finde ich die Antwort nicht passend, von den schönen Sternen zu »kannst du nicht besitzen« fehlt eine Überleitung, wie zum Beispiel: „Sterne, so schön und frei“, antwortete sie, „niemand kann sie besitzen. Sie sind wie ich, Emilia.“

»Das schrille Klingeln an der Tür reißt mich aus mir selbst heraus,«
– wie wärs mit »reißt mich aus meinen Träumen«, »aus meiner Trauer« oder »aus meiner Lethargie«?

»„Sie“, denke ich. „Es ist Katharina“.«
– Vorschlag: „Sie ist es!“, denke ich. „Katharina!“

»Wasser tropft aus ihrer Kleidung langsam auf den Teppichboden.«
– ziemlich naß ist es in der Geschichte, einmal hier, einmal die nassen Haare, einmal die Tränen. Ich würde das hier streichen, auch, weil sowas eigentlich sofort ins Auge sticht und nicht erst im zweiten Absatz nach dem Öffnen der Türe auffällt. Sie kann auch einfach durchfroren aussehen und vom Wind zerzauste Haare haben.

»Plötzlich tut sie mir leid.«
Leid

»Dankbar sieht sie mich aus ihren großen, braunen Augen an. .«
– ein Punkt zuviel
– würde sagen: sieht sie mich mit[/i] ihren … Augen an.

»„Du kannst bei mir schlafen“, sage ich später. „Falls du möchtest.“
„Was hat meine Mutter gesagt?“
„Sie war froh, dass du hier bist.“
Zufrieden schließt sie die Augen. „Ich wäre jetzt gerne alleine“, sagt sie.«
– sehr häufig verwendest Du »sagte«, verwende doch ein paar Synonyme. ;)
Lese gerade, daß das Absicht war … ähm … finde ich nicht so gut, mich hat es jedenfalls gestört.

»Sie hält inne, ihr Körper versteift sich und ich ziehe meine Hand zurück. Es bleibt ruhig, doch plötzlich kommt sie zu mir herüber.«
– Was genau ist »Es«? (Was bleibt ruhig?) Alles? Iljanah?

»„Ein mütterlicher Kuss“, denke ich mir „Nicht mehr“.«
– Punkt nach »mir« und den Punkt am Ende der direkten Rede innerhalb der Anführungszeichen

»„Er wollte mit mir schlafen, schon seit Monaten... immer wieder habe ihn vertröstet.«
– Leerzeichen vor die drei Punkte … nach »habe« fehlt »ich«

»wollte ihr widersprechen, auch wenn sie Recht hatte..«
– ein Punkt zuviel

»„Und jetzt“, bestimmt sie „machen wir uns Popcorn“.«
– Beistrich nach »sie«, Punkt am Ende innerhalb der Anführungsstriche

»Hoffentlich haben sie nichts gemerkt.«
– ich wäre da eher für »bemerkt«

»„Das ich gut mit dir reden kann und du nett bist.“«
– Dass

»Sie denkt nach und ich sehe, dass ihr der Gedanken nicht gefällt.«
– der Gedanke (ohne n)

»„Zwei oder drei wären besser gewesen“, sagt sie.
„Ach was“, sage ich und beginne sie zu kitzeln. Sie kichert und schiebt mich schließlich weg. „Ich liebe dich“, sagt sie.«
– hier nochmal die »sagte« ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,

danke für deinen ausführlichen Kommentar. Besonders freue ich mich natürlich darüber, dass dir meine Geschichte gefallen hat.
Deine Anmerkungen - gerade was die Abhängigkeit Iljanas angeht fand ich sehr hilfreich. Ich werde mir das in den nächsten Tagen durch den Kopf gehen lassen und zusehen, wie ich das umsetzen könnte.
Vielen Dank auch für deine zahlreichen Anmerkungen. Die werde ich in den nächsten Tagen auch einarbeiten. Du merkst wirklich alles! Wo hast du das so gut gelernt? Ich meine jetzt gerade solche Sachen wie Zeichensetzung, Rechtschreibung und so weiter...
Hm, ich habe das "sagte" tatsächlich absichtlich benutzt. Mir ist aufgefallen, dass das auch in den meisten Büchern so ist. Da weicht es meistens nur dann ab, wenn die Autoren etwas besondes betonen wollen, wie z. B. "schrie", "fragte", "kreischte". Vielleicht fällt es in einer Kurzgeschichte tatsächlich negativ auf. Ich muss mir das nochmal duch den Kopf gehen lassen. Inzwischen bist du schließlich schon die Zweite oder Dritte, die das anspricht.

Danke erstmal!

LG
Bella

 

Hallo Bella,
bei dieser kg machst du so gut wie alles richtig. vorweg: mir hat sie sehr gefallen!
wunderbar rund, gefühlnah und nachvollziehbar. besonders die sich wiederholenden elemente gefallen mir, da sie dem text etwas "durchdachtes" geben, dass ihn von einer handelsüblichen erzählung abhebt; dennoch wirkt er zu keinem zeitpunkt konstruiert.eine traurige und zuweilen auch sehr erotische geschichte, die den schmerz in uns überdeutlich zeigt.
SEHR GERN GELESEN!

Einen ganz lieben Gruß...
morti

 

Hi Morti,

auch hier: Vielen Dank für´s Lesen, deine Kritik und deine lobenden Worte.

Da kann ich gar nicht mehr viel hinzufügen, außer dass mehr Kritiken von dir mich noch total eingebildet machen. ;)

LG
Bella

 

Hoi;),

also nach dem ich Joe Cocker in die Playlist getan hab und mein Tee durchgezogen war, hat mich dein Text seeehr gut gefallen!

Ich war zwar am Anfang ein bisschen verwirrt, weil ich dachte, es wäre ein Mann. Dachte mir erst nur, naja, ganz schön hoffnungslos romantisch dieser Mann. Als er auch noch neben dem Mädchen im Bad sitzt, dachte ich, ay, ay, so geht das also bei der Bella zu. Aber nein, es hat sich bald aufgeklärt und ich fands einfach große Klasse, wie du dieses Verhältnis zwischen den drei dargestellt hast. Da sitzt alles, da kann ich nur sagen, ja genau so und nicht anders!!!

Mir sind nur zwei Dinge aufgefallen:

wenn ich Iljanah mit rotgeweinten Augen im Treppenhaus sehe
Also ich weiß nicht, das finde ich zu übertrieben. Ich bin mir ber die Zeitspanne jetzt nicht ganz sicher, aber ...

Mein zweiter Kritikpunkt ist die Passage, als Iljanah über das erste Mal mit ihrem Freund erzählt. Das klingt für mich runtergespuhlt. Nicht lebendig. Man merkt an ihrer Sprache überhaupt nicht, wie aufgewühlt sie ist. Da würd ich nochmal rübergehen.

Fazit: Auch wenn ich nicht der zusehr veranlagte Herzschmerz-Typ bin, in dieser Story habe ich durch alle Höhen und Tiefen mit Emilia mitgefiebert, was letztendlich auch an der tollen Charakterisierung liegt!!


lg

Thomas

 

Salut Tommy,

oh je, Menschen müssen Dinge tun, damit ihnen meine Geschichten gefallen. ;)

Irgendwie muss ich noch genauer herausstellen, dass es sich in der Geschichte nicht um Mann/Frau handelt. Fast jeder Leser verwechselt das am Anfang.

Vielen Dank auch für deine Anmerkungen. Ich möchte die Geschichte am Wochenende eh überarbeiten (Häferls-Fehlerliste), da gehe ich auch nochmal über deine Punkte. Die Erzählung Iljanahs: Du hast recht - das war auch die Stelle, mit der ich beim Schreiben ganz und gar nicht zufrieden war.

lg
bella

 

"Sterne", antwortete sie "kannst
Komma nach sie
Ich küsste sie auf ihre Stirn
Dass sie sich nicht auf die eigene Stirn küsst, ist sogar mir klar. die statt ihre (ihre wird ja kurz darauf noch mal verwendet)
Plötzlich tut sie mir leid
Wie schon im anderen Text und wie auch flash einsehen muss: Leid groß
Iljanah starrt mich aus flehenden Augen an.
Sie kennt sie kaum, weiß aber ihren Vornamen?
Dankbar sieht sie mich aus ihren großen, braunen Augen an. .
Da is n Punkt zu viel, und das Komma weg
"Du hast wahrscheinlich recht", sagt sie.
Recht groß
Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn wir in einem Bett liegen?"
Und dann kommt der Klempner vorbei, der ein Rohr verlegen will ... :p
Trotzdem war es besser als nur die Wand anzustarren

besserKOMMA als
Sie fehlt mir.
In der Zeit bleiben: fehlte
Der ganze Absatz ist Präsenz, muss in Vergangenheit
"Ein mütterlicher Kuss", denke ich mir "Nicht mehr".
denke ich mir, "nicht mehr."
Ich schiebe mein Becken dem ihren entgegen.
dem ihren ... hört sich n bissle komisch an. ihrem
schon seit Monaten...
Leerzeichen ... ach, so, machst du ja sowieso nich ;)
Ich versuchte mich zu entspannen,
"Ich versuchte," Aber so sicher ist das nicht
wegen dir
Wenn ich kurz meinen Nachruf für gnoe zitieren dürfte: "für sim nun: deinetwegen" statt wegen dir
auch wenn sie Recht hatte..
ein Punkt zu viel
"Und jetzt", bestimmt sie
Zeit! bestimmte
Ich versuche mir die Nervosität nicht anmerken zu lassen.
Auch wieder strittig: Komma nach versuche
"Das ich gut mit dir reden kann
Dass
"Iljanah", stöhne ich "du gebärdest
Komma nach ich
Wie kommt sie dazu einfach herzukommen?
dazuKOMMA. Außerdem: Wortwdh. Na ja ;)
Mensch, ich habe vielleicht einen Hunger.
habe ich (also, deine Version ist nicht falsch, aber wer redet so? ;) )
Sie tut so, als wäre sie nur kurz weg gewesen
weggewesen ein Wort
obwohl ich versuche ihn festzuhalten.
Hm, dieses "versuche" ... ich bin versucht zu sagen: komma nach versuche (versuchs mal)
sie hat es nicht verdient so abgespeist zu werden.
verdientKOMMA
"Kein Grund sich aufzuregen
GrundKOMMA
Ich versuche Iljanah zu erklären
Hier kommt zu hundert Prozent kein Komma hin! (endlich mal Gewissheit!)
"Katharina hat dich einfach sitzen lassen, Emilia, wie kannst du sie noch lieben?"
Hab ich was verpasst? Woher weiß sie das?
Iljanah tut mir leid.
Leid groß
"Im Gegensatz zu dir, habe ich noch ein bisschen Stolz"
Komma weg
Ihr Blick weicht dem meinen aus.
dem meinen ...
Hasserfüllt sieht sich mich an,
sie statt sich
versucht stolz zu wirken.
:Pfeif: Komma nach versucht ... oder doch nicht? Aber hier würde ich sogar eins setzen
Hi Bella,
immer ein Fehler, jemandem zu erzählen, es sei die beste Geschichte ... das erhöht die Erwartungen.
Also: Vom Stil her absolut top, selten so einen guten Stil gelesen, würd ich mal sagen, aber der Inhalt ... hat mich nicht direkt vom Hocker gerissen. Aber schlecht ist er natürlich deswegen noch lange nicht.
Ich weiß irgendwie gar nicht, was ich noch so schreiben, sorry.
Euer Tserk, der Bella seinen wahren Namen verraten hat und der deshalb mal kein Wort vor seinen Nick hängt

 

Hallo Tserk,

danke dir abermals für deine Mühe.

Was die Kommas angeht, vertraue ich dir jetzt einfach mal.

Zitat:
Iljanah starrt mich aus flehenden Augen an.

Sie kennt sie kaum, weiß aber ihren Vornamen?


Sie wohnen halt nebenan. Kann doch gut möglich sein, dass man den Namen mal mitbekommen hat. Es könnte ja auch sein, dass sie schon ein paar Mal miteinander geredet haben - aber von "kennen" kann ja da noch keine Rede sein, oder?

Sie fehlt mir.


In der Zeit bleiben: fehlte
Der ganze Absatz ist Präsenz, muss in Vergangenheit


Das war Absicht - sie fehlt ihr ja immer noch.

"Ich versuchte," Aber so sicher ist das nicht

Ja doch, du hast recht.

Zitat:
wegen dir

Okay, "deinetwegen" ist eleganter, aber da es in der wörtlichen Rede vorkommt, lasse ich "wegen dir" - meine Prot. reden halt so. :)


Zitat:
Mensch, ich habe vielleicht einen Hunger.

*g* Ich rede so.

Hab ich was verpasst? Woher weiß sie das?

Sie hatten doch dieses Gespräch im Wohnzimmer - außerdem war doch Emilias Verhalten nach Katharinas Auftauchen eindeutig. Hm, ich überlegs mir nochmal.

Also, die Stellen, die ich jetzt nicht mehr angemerkt habe, werde ich verbessern.

Tja, es tut mir leid, (ach so, ich muss ja jetzt schreiben: Es tut mir Leid. Ha, ich bin doch lernfähig!!) dass dir die Geschichte nicht so gut gefällt. So kurz ist sie ja nicht.

Also: Vom Stil her absolut top, selten so einen guten Stil gelesen,

Das höre ich gerne. :)

Der Inhalt ist sicherlich nicht jedermanns Sache - die Geschichte ist mir aber damals sehr lange im Kopf herumgegangen und ich wollte sie unbedingt schreiben.

Danke nochmal,
LG Bella

 

Hallo Golio,

huch, hier bist du ja auch noch. Ich bin wirklich überfordert, wenn Tserk alle meine Geschichten ausgräbt und ich so viele Kritiken bekomme. Normalerweise beläuft sich das auf ungefähr eine in der Woche. :)

Nun, es ist schön, dass dir die Geschichte gut gefallen hat und du mich ein zweites Mal empfehlen würdest. Ich persönlich finde diese Geschichte meine Beste. Das Ende würde ich gerne so lassen - ich verstehe zwar deine Argumente, aber ich denke, dass ein dramatisches Ende hier nicht so gut passt. Viel schlimmer als jedes fürchterliche Ende finde ich übrigens, dass sie nun auch Iljanah in eine Abhängigkeitsbeziehung begibt unter der sie auf Dauer viel mehr leiden wird, als es z. B. dadurch möglich wäre, dass Emila die Beziehung ganz beendet.
Es wäre schön, wenn meine Protagonistinen sich irgendwann ändern, aber ich glaube so weit sind sie noch nicht.
Hört sich jetzt blöd an, aber ihre Charaktere sind mir so klar, als würde ich sie persönlich kennen - die kann ich jetzt nicht einfach ändern.

LG
Bella

 

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