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Serie Krieg

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02.01.2011
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Krieg

I II​

1​
Letzte Woche haben so ein paar Kanaken meinen Cousin Bene kaltgemacht – nachts, als er geschlafen hat. Sie sind bei ihm ins Haus eingestiegen und haben ihm mit ’nem Baseballschläger erst das Bein gebrochen, und dann den Schädel kaputtgeschlagen, diese Feiglinge. Tja, selber Schuld, wenn man sich die ganze Zeit mit Halbniggern rumtreibt, würde ich mal sagen; wollte immer was Besonderes sein, der Bene, wollte immer auf Gangster machen und hat sich diese ganze Niggermusik angehört und hat mit diesen Niggerdrogen rumhantiert, diese Pussy. Und jetzt haben sie ihn im Schlaf kaltgemacht, diese drecks Tiere, dieser Abschaum. Die Welt ist aus den Angeln: Überall drücken sich hier diese Nigger ’rum, diese Kanaken, diese Salafisten-Mutterficker. Überall vermehren sie sich wie die Karnickel; und was tun wir, wir Deutschen? Die eine Hälfte hockt sabbernd vor der Playstation, die andere hängt in ihren sozialromantischen Öko-Träumen fest, und erzählt mir irgend ’nen Scheiß von einer schweren Kindheit, wenn einer dieser Moslem-Nigger wieder mal ausgetickt ist, und einem deutschen Kid den Schädel eingeschlagen hat.
Ich sehe diese ganzen Krankenwagen vor Benes Haus, das Blaulicht der Polizei – und dann seine Mutter, die zusammengekauert auf dem Rasen liegt und so gottverdammt laut schreit, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss. Mein Onkel Armin steht im Unterhemd neben ihr und beißt sich die Zähne zusammen: Er versteht die Welt nicht mehr, dieser Linke, dieser Rechtsanwalt. Als auch er noch in die Knie geht und das Flennen anfängt, wird mir die ganze Sache zu widerlich. Ich gehe wieder nach Hause, ist eh nur drei Straßen weiter. Ich klaue mir von meinem Dad noch ’n Bier, und als ich mich später ins Bett chille, muss ich plötzlich ziemlich dick grinsen, weil ich schon ganz drauf gespannt bin, was Nilin dazu sagt, zu dieser ganzen Nummer mit meinem Cousin und den Niggern und alles.


2​
Nilin hat von allem ’ne Ahnung. In der Schule bringt er die Lehrer regelmäßig zum Ausrasten, weil er ihnen seine Meinung sagt, weil er ihnen verdammt noch mal Argumente in die Fresse ballert, die diese verfickten Hippie-Pädagogen-Wichser aus dem Gleichgewicht haut. Ich lache mich jedes Mal halb tot, wenn Herr Holstein, unser Geschichtslehrer, diese rote Birne bekommt, weil ihm Nilin in jedem Punkt widersprechen kann: Nein, Hitler wollte keinen Krieg, er hat bis zuletzt versucht, diplomatisch das Recht von Deutschen zu schützen – und die ach so feine polnische Regierung, eine Militärdiktatur, die Jagd auf Deutsche gemacht hat, und die Briten haben bloß achselzuckend zugesehen.
Nilin hat Mein Kampf gelesen, zweimal. Und Nilin sagt, dass wir uns im Krieg befinden – »es war noch nie Frieden«, sagt er, »es hat nie einen Friedensvertrag gegeben, Deutschland ist das Deutsche Reich und wir sind im Krieg, ja? Checkst du das? Wir sind im Krieg, Alter!«
Klar checke ich das. Am meisten checke ich es, wenn wir mit Finn nachts raus aus der Eselshöhe gehen, weg von diesem Waschlappen-Spießer-Viertel, runter nach Ostfeld, wo die ganzen Nigger und Asylanten hausen und ihren Müll in den Hinterhöfen verbrennen. Nilin hat auch schon wieder ’n paar Pillen für uns alle dabei, Drogen sind okay, sagt er, solange es keine Niggerdrogen wie Gras oder Shore sind, die einen Deutschen bloß müde und schlaff machen.
»Panzerschokolade hieß das früher«, sagt Nilin, als wir uns die Teile auf die Zunge gelegt haben und mit dem Bier nachgießen. »Zur Wehrertüchtigung der deutschen Soldaten, zur Optimierung des arischen Kriegers. Hat die halbe Wehrmacht geschluckt«, sagt er, »und der Führer hat es auch geschluckt, damit er zwanzig Stunden am Tag für das deutsche Vaterland kämpfen konnte! Auch wenn das Zeug seinen Körper ruiniert hat, das war halt sein Opfer.«
Gott, machen mich diese Pillen geil. Ich gebe Finn gleich ’ne Faust auf den Hinterkopf, einfach, weil ich so geil drauf bin – der zuckt zusammen und sagt, ich soll den Scheiß lassen, aber ich bin schon wieder bloß dabei, laut rumzulachen.


3​
Finn ist sowieso ’ne Pussy. Nilin und ich nehmen ihn bloß mit, weil sein Bruder cool ist: Der ist nämlich schon fünfundzwanzig und lebt mitten in Ostfeld, unter den ganzen Niggern und Junkies. Er sagt, das sei seine Bestimmung, unter diesem ganzen Abschaum zu leben, um die deutsche Flagge hochzuhalten, sozusagen. Als wir bei ihm aufkreuzen, chillt er gerade mit ’n paar anderen Skins auf dem Sofa. Wir trinken ’n Bier, und ich werde schon richtig heiß, ich hab’ schon überall dieses Kribbeln in mir, dass ich heute richtig Bock auf Action hab’, dass ich heute mal so richtig einen draufmachen will – ich erzähle den anderen die Sache mit Bene, meinem Cousin, und dass der arme Kerl nachts von Niggern umgenietet wurde und das alles, und die Jungs beißen sich die Zähne zusammen, schlagen auf den Tisch und knurren: »Diese Wichser, diese Hunde, diese Nigger!«
Gott, bin ich heute drauf. Nilin steht an der Anlage und haut dieses bomben Album von Frontalkraft rein, und gerade, als der erste Track anläuft, steht Artur, Finns großer Bruder, von der Couch auf, und sagt, dass er ein Geschenk für mich hat, wegen meinem Cousin, und ob ich ein richtiger deutscher Soldat sein will und das alles. Klar will ich das, sage ich, dann klatschen wir ein paar Mal miteinander ein. Er streift mir über die Haare und sagt: »Guter Junge, guter Junge«, und dann packt er diesen schwarzen Kasten unter dem Couchtisch hervor – und als seine Skin-Kollegen den schwarzen Kasten sehen, sind sie plötzlich alle ganz schön dicke am Grinsen; Artur zieht sich die Plastikhandschuhe über, und als er die Tätowier-Maschine aus dem Kasten packt, bin ich natürlich sofort Feuer und Flamme.


4​
Mann, ist das ’ne Nacht: Nilin, Finn und ich sind aus Arturs Bude raus und jagen das Treppenhaus runter, wir brüllen »Sieg! Heil!« und »Deutschland den Deutschen!« und dabei lachen wir und treten gegen die Wände und rotzen auf den Boden.

An der Ecke vor dem Asylantenheim schmeißen wir uns dann die nächste Ration Pillen. Als Finn nicht mitmachen will, schubsen wir ihn so lange hin und her, bis er sich schließlich doch eine auf die Zunge legt, diese Pussy. Irgendwas ist mit ihm – ich glaube, er ist neidisch, weil sein Bruder mir dieses Eins-A-Ritterkreuz auf die Brust gestochen hat, und nicht ihm, aber da kann ich ja auch nichts dafür. Wir ziehen uns die Kapuzen über die Köpfe und laufen vor, zum Asylantenheim, diesem vermüllten Drecksloch. Das ganze Teil haben sie eingezäunt, damit man nicht rankommt, damit diese Maden da drin in Ruhe deutsche Gelder verprassen können. Wir steigen über den Zaun, Nilin voraus und gleich dahinter ich und Finn. Als wir drin sind, packt Nilin dann die Spraydosen und Schablonen aus dem Rucksack. Die ganze Aktion dauert keine zehn Minuten, »Deutschland den Deutschen!« und »Wacht auf, Deutsche!« und »Mohammed, verrecke!« haben wir auf die Wand geballert, dazu noch ein paar gute Abbildungen von Wehrmachtssoldaten, die die Fäuste in die Höhe strecken und Hakenkreuze und das alles. Als wir wieder draußen sind, und weiter durch Ostfeld streifen, haben wir noch lange nicht genug, wir rasen, wir brennen, wir wollen Action. Ich packe den Teleskopstab aus, den Artur mir mitgegeben hat, und baller auf ein paar dieser Drecksautos, die diese Nigger hier rumstehen haben. Nilin lacht, und dann tritt er die Fensterscheibe von so einem französischen Mistding ein, ich steige natürlich sofort darauf ein und springe auf die Motorhaube, schwatte auf die Windschutzscheibe. Da geht plötzlich das Fenster im fünften Stock auf, und so ein schmieriger Araber brüllt uns auf irgendeiner Niggersprache an und fuchtelt mit den Händen herum und dreht total am Rad und sowas. Nilin lacht bloß, und als wir dem Araber alle einen Wichser zeigen, geht auf einmal unten im Erdgeschoss die Tür auf, und ’ne ganze Horde von diesen abgefuckten Wüstenfickern rast auf uns zu. Gott, rennen wir; und, Gott, muss ich dabei lachen. Ich schnaufe wie irre, renne, renne, renne; es ist Krieg, verdammt noch mal, Krieg, Krieg, Krieg!


5​
Nilin und ich hocken in so einem Holzturm auf irgendeinem Spielplatz und rauchen. Bei der Abhau-Aktion haben wir Finn verloren – keine Ahnung, wo der Kerl hin ist, auch auf dem Handy hebt er nicht ab. Wir sind immer noch bombendrauf; Nilin beißt von der letzten Pille die eine Hälfte ab, die andere gehört mir. Nach fünf Minuten ist uns in diesem Holzturm natürlich sofort gähnend langweilig, und wir zappeln und sticheln ’rum, ist doch klar. Da nickt Nilin auf einmal auf den kleinen Gehweg neben dem Spielplatz, flüstert und grinst: »Schau mal da.«
»Was?«
»Da!«
Jetzt sehe ich sie auch: So eine kleine Niggerin läuft mutterseelenallein hier herum – höchstens dreizehn, sie hat die Kapuze über den Kopf geschlagen und Kopfhörer in den Ohren, aber ihr Niggergesicht und ihre krausigen Niggerhaare erkenne ich natürlich sofort. Gott, und schwanken tut sie auch noch, diese Niggerin!
»Besoffen und alleine«, sagt Nilin, starrt immer noch auf die Niggerin und spuckt vom Turm runter. »Diese verfickte Bitch, dieser scheiß Affe!«
Da grinsen wir uns plötzlich beide an, als hätten wir den gleichen scheiß Gedanken gehabt – und dann springe ich vom Holzturm, Nilin genau hinter mir, und als wir an ihr dran sind, an der Niggerin, erschrickt sie natürlich total, aber bevor sie groß rumschreien kann, hab’ ich den Teleskopstab schon wieder ausgeklappt und dieser verdammten Schlampe schon ordentlich in die Fresse geschlagen. Mehr braucht sie gar nicht, diese Niggerin; sie liegt auf dem Gehweg und regt sich nicht mehr, und Nilin packt sie an den Füßen und ich vorne unter den Schultern, das ganze Blut läuft mir auf den Pullover und auf die Hose. Als wir sie endlich falschrum auf der Tischtennisplatte haben, reißt ihr Nilin die Jeans in die Knie, und dann packt er seinen Schwanz raus und stößt in sie hinein, in die Niggerin, einmal, zweimal, und plötzlich beginnt sich die Schlampe zu bewegen und rumzuwimmern, und kaum kann sie ein Wort sagen, habe ich auch schon meinen Schwanz in ihre blutverschmierte Fresse geschoben, und dann stoße ich noch mal und noch mal in sie hinein, und ihr ganzer Körper wackelt, weil Nilin sie ordentlich von hinten nimmt, und seine Gesichtszüge verfinstern, verhärten sich, und er schlägt ihr auf den Arsch und schreit: »Niggerin! Du verfickte Niggerin! Das ist für Bene, du Niggerin!«


6​
Nilin sagt, ich soll aufpassen mit der Bitch, dass ich nicht in sie reinspritze, weil ich dann noch so ’nen Halbnigger zeugen könnte, oder mir eine dieser Nigger-Krankheiten einfangen könnte. Als wir mit ihr fertig sind, lassen wir sie einfach so liegen, falschrum auf der Tischtennisplatte, mit der Hose unten. Sie regt sich nicht mehr, und atmen tut sie auch nicht mehr. Wir gehen zurück in Richtung Artur, auf halber Strecke fängt mein Schwanz wie irre an zu kratzen – das ganze Blut, das noch an ihm klebt, trocknet und verkrustet langsam. Nilin läuft neben mir und krümmt sich vor Lachen, als er sieht, dass ich mir die ganze Zeit am Schwanz rumkratze.


7​
Gott, als wir bei Artur in der Bude stehen, sehe ich plötzlich bloß noch Blut, Blut, Blut. Finn ist auch da, er kniet neben seinem Bruder, der zusammengekauert auf dem Sofa liegt und sich an den Hinterkopf fasst. Artur meint, irgendwelche Junkies aus dem Achten haben ihm letzte Woche aufs Auto gekotzt, und als er vorhin bei ihnen vor der Tür stand, und dem einen eine draufgegeben hat, hat sich so ein anderer verfickter Junkie von hinten angeschlichen und ihm irgendetwas Gläsernes auf die Birne geballert.
Finn zittert und ist blass, diese Pussy, aber Artur bleibt hart und hält sich den Schädel, obwohl da so viel Blut rauspulsiert. Er sagt, er will keinen Arzt, er sagt, wir sollen uns verpissen, wir sollen nach Hause gehen, und er klärt den Scheiß morgen selbst, er will jeden einzelnen von diesen Junkiefickern höchstpersönlich die Knochen brechen. Wir nehmen Finn mit, und als ich Zuhause ankomme, wasche ich mir erstmal gründlich den Schwanz, bevor ich meine ganzen Klamotten in die Wäsche schmeiße; sind ja noch ganz voller Nigger-Blut, von dieser Schlampe, diesem Affen.


8​
Als ich aufwache, steht mein Vater in der Tür, dieser Hippie, dieser Öko-Beamte. Er sagt, dass sie jetzt wissen, was mit Bene passiert ist, vorgestern Nacht, und dass ich mal runterkommen soll, zum Frühstück.
Als ich unten am Esstisch aufkreuze, hab’ ich natürlich kein T-Shirt an, damit meine Alten was richtig Schönes zum Aufregen haben. Kaum hat meine Mutter das Tattoo auf meiner linken Brust gesehen, fängt sie natürlich sofort wieder damit an, rumzuflennen und rumzukeifen, was mit mir los sei und bla bla bla. Mein Vater ignoriert das Ganze, er atmet tief durch, nimmt meine Mutter an der Hand und sagt mir dann mit diesem beschwichtigenden, linken Pädagogen-Sprech, dass es ein Russe gewesen ist, der Bene kaltgemacht hat – dass Bene wohl in so einer Sache drin gewesen wäre, und der Russe hätte ihm nachts aufgelauert, und am nächsten Tag sei er in so ein Waldstück gefahren, wo er erst einen anderen Russen und dann sich selbst erschossen hat. Ich schlage auf den Tisch, brülle meine Eltern an, was für Weicheier sie seien, und dass sie Volksverräter seien und dass Bene ein Märtyrer ist, der im Krieg gegen die Nigger gefallen ist – und dann knallt mir mein Vater eine, dann schlägt er mir ins Gesicht, und ich stehe auf, grinse, und schlurfe zurück in mein Zimmer.


9​
Finn war seit Tagen nicht in der Schule. Als Nilin und ich nachmittags vor seiner Tür stehen, macht uns bloß seine Mutter auf; sie ist ganz in schwarz gekleidet, ihr Gesicht zerknittert, eingefallen. Als wir fragen, wo Finn steckt, fängt die Alte auf einmal das Heulen an – und dann sagt sie, dass sie Artur gefunden hätten, vorgestern, und dass er in seiner Wohnung verblutet ist, und dass Finn nicht raus zu uns möchte.

Auf dem Heimweg treten und schlagen Nilin und ich gegen alles, was wir sehen: Briefkästen, Haustüren, Mülleimer, Autos, Pfosten; die Leute gehen uns aus dem Weg, wechseln die Straßenseite. Artur ist tot! Das kann nicht sein. Ich bin so wütend! Nilin raucht Kette, und dann sagt er, dass wir ’ne Knarre brauchen, dass jetzt endgültig Krieg sei, und dass wir schauen müssen, wo wir bleiben. Klar, da stimme ich ihm zu: Es ist Krieg, gottverdammt noch mal, Krieg!

 
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Das ist der zweite Teil einer kleinen Serie namens Krieg, die ich starten will.
Klappentext würde so aussehen:

Eine Stadt, 5 Storys: ziggas jugendliche Anti-Helden sind Nazis, Dealer, Islamisten und Amokläufer – Abtrünnige der Gesellschaft. Aber zwischen all diesen Schatten blitzt immer wieder Hoffnung auf: die Hoffnung nach Freundschaft, nach Liebe, nach einer zweiten Chance.

Die Handlung der Serie verläuft chronologisch, aber jede Episode steht für sich selbst und ist eine eigenständige Shortstory.

Teil 1: Michails Deal
Teil 2: Krieg

 

Hallo zigga,

Boah, starker Stoff! Und toll geschrieben! Erinnert mich vom Stil her ein bisschen an das Buch "Letzte Ausfahrt Brooklyn", weiß nicht, ob du das kennst. Auch da geht es um Jugendliche, die aus ihrer Perspektivlosigkeit und Bildungsarmut heraus emotional verohen.

Anders als in deinem Text setzt Selby diesen Jugendlichen aber auch die Sehnsucht nach Liebe, Schönheit und Kultur entgegen, verkörpert in der Figur eines schwulen Transexuellen. Sie liest ihnen "The Raven" von Poe vor und plötzlich, für einen winzigen Moment, spüren sie es auch. Ihre Gewaltätigkeit erscheint anschließend noch dramatischer, tragischer, endgültiger.

Und genau so etwas fehlt mir hier - da ist mir der Finn als Gegensatz viel zu zaghaft. Deine Jungs, dumm wie Grütze, hauen einfach nur drauf. Bis einer kommt, der noch härter, stärker, stumpfer ist und sie erledigt. Fressen und gefressen werden - da blutet mir mein linksalternatives Pädagogenherz.

Viele Grüße

Willi

 

Hallo zigga,

Das Ganze ist gut geschrieben keine Frage und ich habe auch in Sachen Stil nicht wirklich etwas auszusetzen. Nur werde ich das Gefühl nicht los das Ganze schon ein paar Mal gelesen zu haben. Perspektivlosigkeit, ethnische Konflikte, Fetisch für den Nationalsozialismus und so weiter. Ist eben ein Stereotyp und zumindest diese Kurzgeschichte hebt sich nicht wirklich ab. Ein extra Twist könnte meiner Ansicht nach hier Wunder bewirken, aber ich habe auch keinen konkreten Vorschlag. War nur so ein Gedanke, der mir beim Lesen kam.

Grüße,
Henrik

 

Hi Willi!

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Boah, starker Stoff! Und toll geschrieben! Erinnert mich vom Stil her ein bisschen an das Buch "Letzte Ausfahrt Brooklyn", weiß nicht, ob du das kennst. Auch da geht es um Jugendliche, die aus ihrer Perspektivlosigkeit und Bildungsarmut heraus emotional verohen.
Vielen Dank, und das Buch kenne ich nicht, schaut aber sehr gut aus, werde ich mir holen. Danke für den Tipp.

Anders als in deinem Text setzt Selby diesen Jugendlichen aber auch die Sehnsucht nach Liebe, Schönheit und Kultur entgegen, verkörpert in der Figur eines schwulen Transexuellen. Sie liest ihnen "The Raven" von Poe vor und plötzlich, für einen winzigen Moment, spüren sie es auch. Ihre Gewaltätigkeit erscheint anschließend noch dramatischer, tragischer, endgültiger.
Das klingt nach einer sehr guten Szene im Buch, und ich verstehe deinen Einwand. Das ist jetzt schwierig für mich zu kommentieren, weil dies ja eine eigenständige Shortstory ist, die zwar im losen Geflecht dieser Serie steht, aber natürlich als etwas Eigenständiges kommentiert werden soll. Klar, ich hätte da Sehnsüchte, einen Lichtblitz einbauen können, ich weiß schon ... klingt jetzt wie eine billige Ausrede, aber ich hab da dieses Mal einfach gerne drauf verzichtet, ich hatte Lust, das mal wegzulassen, und bloß das Innenleben ohne literarischen Gegenpol des Prots hier zu zeigen. Mein Interesse war, ob die Figuren zu flach oder klischeehaft wirken dadurch, oder ob das für ein kurzes, hartes Zwischenstück in der Serie durchaus funktionieren könnte. Ich denke drüber nach.

Danke dir, Willi! :)


Hallo HenrikS,

dir auch erst mal vielen Dank fürs Lesen, Vorbeischauen und Kommentieren. Freue ich mich immer drüber.

Das Ganze ist gut geschrieben keine Frage und ich habe auch in Sachen Stil nicht wirklich etwas auszusetzen. Nur werde ich das Gefühl nicht los das Ganze schon ein paar Mal gelesen zu haben. Perspektivlosigkeit, ethnische Konflikte, Fetisch für den Nationalsozialismus und so weiter. Ist eben ein Stereotyp und zumindest diese Kurzgeschichte hebt sich nicht wirklich ab. Ein extra Twist könnte meiner Ansicht nach hier Wunder bewirken, aber ich habe auch keinen konkreten Vorschlag. War nur so ein Gedanke, der mir beim Lesen kam.

Freut mich, dass der Stil dir taugt, ist ja auch nichts selbstverständliches, gerade, weil hier ohne Hand vor dem Mund gesprochen/gedacht wird. Ja, ich könnte da tiefer bohren, Gegenpole einbauen, das Ganze ausdehnen, und dadurch würde der Text literarisch gesehen noch mal gut gewinnen, verstehe ich und kann ich alles so unterschreiben und würde ich ohne den Serie-Stempel wahrscheinlich auch so machen... Ja, ich tue mir gerade noch etwas schwer mit dem Serie-Ding, ist schwierig für Kommentatoren und Autoren, weil z.B. diese kurze Story hier ein kleines, hartes Zwischenstück zwischen zwei längeren und auch "tiefergehenden" Storys darstellt, die alle chronologisch miteinander zusammenhängen. Für mich war das ein kleines Experiment, ob das auch als lebendig für den Leser durchgeht, wenn man es mal sehr knapp und mit sehr wenig Empathiepunkte ausstattet. Kann gerade noch schwer einschätzen, ob das im Gesamtkontext zu flach, plump rüberkommt, oder ob man ein kurzes, irres, düsteres Ding hinnimmt und das vielleicht sogar ganz erfrischend wirkt.

Danke für deinen Kommentar, Henrik! Werde mal drüber nachdenken.

zigga

 
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Servus, Murdoc,

Keinen Plan, wo da jetzt Hoffnung aufblitzt.
Ja, der Klappentext ist für die ganze Serie gedacht, und bei dieser kurzen Zwischenepisode passt er nicht ganz. Da gibt es keine Hoffnung.

Absolut verblendet, gefährlich und unsymphatisch. Das alles auf eine sehr authentische Weise, sodass es stimmig wirkt, aber halt dennoch echt einseitig. Musste das so?
Also das Forum pocht ja darauf, dass man bei Kurzgeschichten-Serien jede Shortstory einzeln betrachten kann/muss, und das verstehe ich auch. Aber weil du fragst, ob das muss: Mag jetzt wie eine billige Ausrede klingen, aber: Ich finde, schon. Solange sie nicht wie Klischee-Abziehbildchen oder Plastikpuppen wirken, solange das irgenwdie lebendig wirkt, bin ich froh, auch wenn ihr Gewaltpotential und ihr Hass relativ einseitig ist. Ist nur so, dass sie in der folgenden Episode einen Anschlag verüben, und ich konnte mir gut vorstellen, dass Typen, die auf Meth sind und diese Weltsicht haben, zu so einem Gewaltpotential und so einer Tat fähig sein könnten. Ist aber natürlich nur meine Hoffnung und Sicht.

So vom intuitiven Eindruck gibt's nix zu meckern. Besonders die Diskrepanz zwischen Stil und Inhalt, also die authentisch jugendlichen Schilderungen der angestaubten Nazi-Ideologie - sprich dem sozialdarwinistischen Kampf ums Überleben - hat mir gut gefallen. Das heißt, ich hab mich beim Lesen echt angewiedert gefühlt. Respekt fürs Handwerkliche.
Hey, danke! Freut mich.

Danke dir fürs Kommentieren und Lesen, Murdoc!

zigga

 

Hallo zigga,

wie auch schon bei der Geschichte über die beiden Jungs, die zum IS abhauen, wirkt der Text hier gut recherchiert und in Szene gesetzt. Man könnte meinen, du ermittelst wochenlang undercover wie Günter Wallraff und kommst dann mit einer neuen KG aus der Versenkung ;-)

Der Text hat mich gleich in seinen Bann gezogen, flüssig geschrieben und mit dem Hauch des Verbotenen versehen. Allerdings finde ich die Episode mit der Vergewaltigung ein wenig merkwürdig. Da sind mir die Jungs zu kaltschnäuzig im Nachgang. Die Handlung im Affekt und unter Drogen ist so noch abnehmbar, aber am nächsten Tag verschwendet der Erzähler keine Gedanken mehr an eine schwere Straftat, die er wahrscheinlich aufgrund seines Alters zum ersten Mal begangen hat. Ist der wirklich so eiskalt?

Gerne gelesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi zigga,

ich komm dir jetzt mal kurz und knapp und hart, weil ich nicht viel Zeit habe, aber trotzdem gerne etwas zu deinem Text loswerden will. Und weil ich drauf vertraue, dass du das schon richtig zu nehmen wissen wirst.

Von allen Qualitäten des Textes und der Handlung abgesehen, finde ich es ziemlich anstrengend, immer die gleichen bösen, bösen Worte um die Ohren gehauen zu bekommen. Du kannst kraftvoll schreiben, das habe ich schon überzeugend gesehen, aber wenn es nur noch knallt, sehe ich halt auch nur noch Rauch. Die schlimmen Schock-Bezeichnungen wiederholen sich ständig, linker Öko usw. kommt ganz stereotyp, Nigger genauso stereotyp, das trägt zur Ermüdung bei. Kurz: Ich kann den Erzähler nicht ernst nehmen. Wenn dann noch die Distanz zu den eigenen und fremden Gewaltakten dazu kommen, wird er für mich vollends zur Pappmascheefigur, Hülle ohne was drin. Das stößt bei mir nichts an. Das ist wie Comedy, nur ohne lustig.

Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass es mit der Geschichte nicht getan ist, sondern dass das der Teil einer Serie ist, dann würde ich mir umso mehr ein wenig Variation wünschen. Die gibt es vielleicht, ich habe den ersten Teil nicht gelesen, weil ich ihn bisher übersehen habe.

Gut, ist glaube ich klar: Hier hast du mich nicht erreicht. Trotzdem sage ich dir, dass ich deine Texte immer lese, weil ich auf sie gespannt bin und ich finde, dass du was kannst. Die eine oder andere Stelle hab ich auch in anderen Geschichten von dir schon zwiespältig gefunden, aber das gehört dazu. Selbst aus diesem Text könntest du - womöglich sogar mit nur kleinen Eingriffen - was machen, wenn du die Effekte etwas runterschrauben und das Innenleben etwas hochschrauben würdest.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hey zigga

Ich hab schon eine Ahnung, wie man den Text als stimmig und rund erfahren könnte. Es ist Krieg, denkt der Protagonist, und entsprechend gibt es im Text keine Zeit für Entwicklung und Zwischentöne, da folgen die Szenen hart aufeinander. Du blendest ab und schaust erst dann wieder hin, wenn es zur nächsten Kampfhandlung (vor allem 4-7) kommt. Ich kann das so analysieren und so macht der Text für mich auch Sinn.

Nur hat es in meinem Fall letzlich doch nicht funktioniert. Zu sehr wirken die einzelnen Unterkapitel, ich sag's mal pointiert, wie einzelne Punkte auf der Neonazi-To-Do-Liste (vor allem 2-5), gerade, weil du die Übergänge, die Reflexion, mögliche Zweifel etc. aussparst. Es gibt auch keine Antagonisten im Text, bloss Täter und Opfer. Und weil du ja interessiert bist an einer Rückmeldung zu den Figuren: Nein, hat bei mir nicht funktioniert, das ist mir zu schablonenhaft, einfach auch, weil der Text im Vergleich dazu, was alles geschieht, viel zu kurz ist, ein brutales Feuerwerk, das für meinen Geschmack zu schnell abbrennt. Da gibt es, wie gesagt, keinen Platz für Entwicklung, für Veränderungen in der Figur.

Handwerklich, sprachlich wie immer gut, (obwohl auch ich mich über die Erzählstimme mehr und mehr genervt habe, aber das kann ja Absicht sein), aber erzählerisch hat mich der Text nicht überzeugt.
Allerdings weiss ich nicht, wie er wirken würde, wenn er zwischen zwei differenzierteren, langsameren Texten stehen würde, so als kurzes heftiges Zwischenstück. Könnte funktionieren. Ich würde das an deiner Stelle mal bei Testlesern so ausprobieren. Ergänzung: Es ist nämlich auch so, dass ich sofort an den ersten Text der Serie denken muss und automatisch vergleiche, statt das als Einheit zu sehen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Grüß dich Zigga - na, was geht, Digga?!:D Hahaha - Zigga - Digga!! Gut, nich?!:rotfl:

Ok, nach dieser humoristischen Einlage kommt nun meine Kritik, und bei dieser will ich mich mal eher auf die Seite von erdbeerschorsch und Peeperkorn begeben. Auch für mich hatte der text zuviel Stereotypie (sagt man das so??:confused:) zuviele Klischees und zuviel "Zuviel" halt. Weniger wäre mehr gewesen. Damit meine ich nicht mal die Sprache - das geht schon ok! Vielleicht etwas kürzer, dann wäre es auch nicht auf Dauer so ermüdend bzw. wiederholend gewesen.

Denn den Effekt, den du erzielst, verringerst du dadurch für meinen Geschmack ungemein. Die Geschichte soll ja eine Emotion beim Leser auslösen - tut sie auch. Jedoch entziehst du ihr durch das Übermaß die Intensität. Das ist wie mit nem Mon chéri: eins ist eine Köstlichkeit - die ganze Packung Magenschmerzen (mehr oder weniger).

Die Geschichte ist in ihrer aktuellen Fassung trotzdem sehr gut, lass dich insofern nicht durch meine Anmerkungen dazu verleiten, an ihr herumzudoktern, wenn sie dir so gefällt.

Vom Sujet her hat sie mich an ein frühes Werk von Russel Crowe erinnert, bevor er zum Gladiator mutierte: Romper Stomper - auch eine sehr beeindruckende Auseinandersetzung mit der Skinhead-Szene.

Viele Grüße vom EISENMANN


Willi

[...] da blutet mir mein linksalternatives Pädagogenherz.

Linksalternative Pädagogen?? Stehen diese ganzen linksalternativen Öko-Erzieher-Fritzen nicht alle auf Dope, Hanf, Shit, FKK und Freie Liebe? Cool!! Gibts da irgendwelche Anmeldeformulare???:D

 

Hallo HSB,

danke fürs Lesen und Kommentieren!

wie auch schon bei der Geschichte über die beiden Jungs, die zum IS abhauen, wirkt der Text hier gut recherchiert und in Szene gesetzt. Man könnte meinen, du ermittelst wochenlang undercover wie Günter Wallraff und kommst dann mit einer neuen KG aus der Versenkung ;-)
Haha, ja, so ein bisschen wie Günther Wallraff komme ich mir tatsächlich manchmal vor. :D Nee, also, ich recherchiere schon viel, freut mich, wenn das auffällt. Ich denke halt, dass man als Autor irgendwie auch dazu verpflichtet ist. Man kann seine Storys nicht mehr verhauen, als wenn der Leser irgendwann denkt: "Das nehme ich dem Text nicht ab, ich sehe den Autor dahinter, das ist nicht echt." So ein Riss bricht den Traum, und damit auch jede Empathie oder Emotion. Außerdem mag ichs sehr gerne, wenn ich bei anderen Autoren merke, dass sie wirklich recherchiert haben, und mich in eine andere Welt mitnehmen können, die so da draußen existiert. Aber gut.

Der Text hat mich gleich in seinen Bann gezogen, flüssig geschrieben und mit dem Hauch des Verbotenen versehen. Allerdings finde ich die Episode mit der Vergewaltigung ein wenig merkwürdig. Da sind mir die Jungs zu kaltschnäuzig im Nachgang. Die Handlung im Affekt und unter Drogen ist so noch abnehmbar, aber am nächsten Tag verschwendet der Erzähler keine Gedanken mehr an eine schwere Straftat, die er wahrscheinlich aufgrund seines Alters zum ersten Mal begangen hat. Ist der wirklich so eiskalt?

Gerne gelesen.

Super, danke dir, und freut mich, dass es dich in seinen Bann ziehen konnte. Hm ja, ich weiß schon, ich habe hier keinen großen Gegenpol eingebaut, aber es gibt tatsächlich Menschen, die können nach so einer Tat am nächsten Morgen aufstehen und breit grinsen.

Hat mich gefreut, HSB, alles Gute dir.


Hallo erdbeerschorsch

Von allen Qualitäten des Textes und der Handlung abgesehen, finde ich es ziemlich anstrengend, immer die gleichen bösen, bösen Worte um die Ohren gehauen zu bekommen. Du kannst kraftvoll schreiben, das habe ich schon überzeugend gesehen, aber wenn es nur noch knallt, sehe ich halt auch nur noch Rauch. Die schlimmen Schock-Bezeichnungen wiederholen sich ständig, linker Öko usw. kommt ganz stereotyp, Nigger genauso stereotyp, das trägt zur Ermüdung bei. Kurz: Ich kann den Erzähler nicht ernst nehmen. Wenn dann noch die Distanz zu den eigenen und fremden Gewaltakten dazu kommen, wird er für mich vollends zur Pappmascheefigur, Hülle ohne was drin. Das stößt bei mir nichts an. Das ist wie Comedy, nur ohne lustig.

Ja, du kannst nix mit diesen "harten" Sachen anfangen, hab ich schon gemerkt. :D Aber alles gut. Ich kann das schon verstehen und absolut nachvollziehen, dass sich ein Effekt auf jeden Fall abschleift, wenn er zu oft gezeigt wird oder sich wiederholt, ist mir auf jeden Fall klar. Ist auch schwierig für mich, diese Episode hier gesondert zu sehen, weil ich an Vergangenes und Folgendes denken muss in der Serie, und da ist das ein sehr kräftiger, krachender Teil zwischen zwei "ruhigeren" bzw. werde ich nicht 80 Normseiten oder was nur mit Prügel und Blut vollschreiben, das wäre albern. Das ist für mich ein gewalttätiges Kapitel zwischen anderen, die durchaus ruhig und ausgewogener sind - aber das soll jetzt keine Ausrede sein; das ist eine eigenständige Shortstory (ansonsten klopfen mir die Mods auf die Finger :D) und soll natürlich auch als solche behandelt werden. Also: ich verstehe deine Kritik sehr gut, hätte sie als 100% eigenständige ohne Serie auch nicht in der Form gepostet, weil sie mir zu einseitig wenig Figur gewesen wäre, aber wenn ich im Gesamtkontext darauf schaue, geht das für mich in Ordnung.

Wenn ich mir dann noch vorstelle, dass es mit der Geschichte nicht getan ist, sondern dass das der Teil einer Serie ist, dann würde ich mir umso mehr ein wenig Variation wünschen. Die gibt es vielleicht, ich habe den ersten Teil nicht gelesen, weil ich ihn bisher übersehen habe.
Genau, die gibt es auf jeden Fall, die Variation. Das ist schon ein Ausnahmekapitel, ein sehr rohes, die anderen Storys sind nicht so. Im Augenblick muss ich sagen gefällt mir das, mal sehen, vielleicht werde ich in Zukunft ja doch mehr Tiefe hier wünschen und was einbauen.

Gut, ist glaube ich klar: Hier hast du mich nicht erreicht. Trotzdem sage ich dir, dass ich deine Texte immer lese, weil ich auf sie gespannt bin und ich finde, dass du was kannst. Die eine oder andere Stelle hab ich auch in anderen Geschichten von dir schon zwiespältig gefunden, aber das gehört dazu. Selbst aus diesem Text könntest du - womöglich sogar mit nur kleinen Eingriffen - was machen, wenn du die Effekte etwas runterschrauben und das Innenleben etwas hochschrauben würdest.
Ja danke für das Kompliment, das freut mich sehr.
Und: So würde ich auch umbasteln, wenn ich da ausgewogener gestalten wollen würde, du hast recht.

Vielen Dank!


Hallo Peeperkorn,

schön dich zu lesen!

Nur hat es in meinem Fall letzlich doch nicht funktioniert. Zu sehr wirken die einzelnen Unterkapitel, ich sag's mal pointiert, wie einzelne Punkte auf der Neonazi-To-Do-Liste (vor allem 2-5), gerade, weil du die Übergänge, die Reflexion, mögliche Zweifel etc. aussparst. Es gibt auch keine Antagonisten im Text, bloss Täter und Opfer. Und weil du ja interessiert bist an einer Rückmeldung zu den Figuren: Nein, hat bei mir nicht funktioniert, das ist mir zu schablonenhaft, einfach auch, weil der Text im Vergleich dazu, was alles geschieht, viel zu kurz ist, ein brutales Feuerwerk, das für meinen Geschmack zu schnell abbrennt. Da gibt es, wie gesagt, keinen Platz für Entwicklung, für Veränderungen in der Figur.

Hm, ja, ich bin unschlüssig! Habs erdbeerschorsch schon geschrieben, wäre das eine absolut eigenständige Story, wäre sie mir persönlich auch zu wenig Figur und zu viel Action und zu einseitig von der Wertaufgeladenheit, also zu wenig Antogonisten. Bin ich voll bei dir. Du schreibst es ja später:

Allerdings weiss ich nicht, wie er wirken würde, wenn er zwischen zwei differenzierteren, langsameren Texten stehen würde, so als kurzes heftiges Zwischenstück. Könnte funktionieren.

Ich will mich da jetzt auch echt nicht rausmogeln, und alles auf die Serie schieben, aber ich denke ähnlich wie du: Zwischen zwei "ruhigeren" bzw. ausgeglicheneren Shortstorys könnte das als kurzes, heftiges Zwischenstück durchaus funktionieren - also funktionieren im Sinne von: Der Leser liest das dann in dem Augenblick, in dem er die Serie von Seite/Episode 1-Ende liest, auf eine andere Art, als wenn er gezielt jetzt bloß diese eine Shortstory liest. Das ist meine Hoffnung bzw. auf die Art habe ichs konzipiert (noch mal: Es ist und bleibt trotzdem eine eigenständige Shortstory, die man auch als solche hier behandeln und kritisieren darf, alles okay) - im Sinne von, dass dem Leser dann vom Bauchgefühl her nicht die Dinge fehlen, die erdbeerschorsch und dir jetzt fehlen. Ich werde es mal ausprobieren.

Handwerklich, sprachlich wie immer gut, (obwohl auch ich mich über die Erzählstimme mehr und mehr genervt habe, aber das kann ja Absicht sein
Ja, ein bisschen ist das schon gewollt, das ständige Nigger, das dreht einem natürlich schon irgendwann den Magen um.

Danke fürs Vorbeischauen und Kommentieren, Peeperkorn!


Hallo Eisenmann

Grüß dich Zigga - na, was geht, Digga?! Hahaha - Zigga - Digga!! Gut, nich?!
Äh. Ja. :D

Ok, nach dieser humoristischen Einlage kommt nun meine Kritik, und bei dieser will ich mich mal eher auf die Seite von erdbeerschorsch und Peeperkorn begeben. Auch für mich hatte der text zuviel Stereotypie (sagt man das so??) zuviele Klischees und zuviel "Zuviel" halt. Weniger wäre mehr gewesen. Damit meine ich nicht mal die Sprache - das geht schon ok! Vielleicht etwas kürzer, dann wäre es auch nicht auf Dauer so ermüdend bzw. wiederholend gewesen.

Ja, Mist, Stereotype sind scheiße. Klischees auch! Ich werde mal drüber nachdenken, was ich da noch drehen kann, oder ob mir das so gefällt. Klar, liegt auch dran, dass man nicht viel über die Prots als Personen erfährt, dass sie einfach dieser Ideologie anhängen, da assoziiert man sofort als Leser.

Denn den Effekt, den du erzielst, verringerst du dadurch für meinen Geschmack ungemein. Die Geschichte soll ja eine Emotion beim Leser auslösen - tut sie auch. Jedoch entziehst du ihr durch das Übermaß die Intensität. Das ist wie mit nem Mon chéri: eins ist eine Köstlichkeit - die ganze Packung Magenschmerzen (mehr oder weniger).
Magenschmerzen klingt doch gut. :D Ja, ich verstehe, was du meinst. Ich hatte einfach Bock auf so ein krasses Feuerwerk, vllt hab ichs ein wenig übertrieben. Kopiere dir kurz, was ich Peeperkorn dazu geschrieben habe:
"Ich will mich da jetzt auch echt nicht rausmogeln, und alles auf die Serie schieben, aber ich denke ähnlich wie du: Zwischen zwei "ruhigeren" bzw. ausgeglicheneren Shortstorys könnte das als kurzes, heftiges Zwischenstück durchaus funktionieren - also funktionieren im Sinne von: Der Leser liest das dann in dem Augenblick, in dem er die Serie von Seite/Episode 1-Ende liest, auf eine andere Art, als wenn er gezielt jetzt bloß diese eine Shortstory liest. Das ist meine Hoffnung bzw. auf die Art habe ichs konzipiert (noch mal: Es ist und bleibt trotzdem eine eigenständige Shortstory, die man auch als solche hier behandeln und kritisieren darf, alles okay) - im Sinne von, dass dem Leser dann vom Bauchgefühl her nicht die Dinge fehlen, die erdbeerschorsch und dir jetzt fehlen. Ich werde es mal ausprobieren."

Die Geschichte ist in ihrer aktuellen Fassung trotzdem sehr gut, lass dich insofern nicht durch meine Anmerkungen dazu verleiten, an ihr herumzudoktern, wenn sie dir so gefällt.
Ja okay. Also Klischee ist immer schlecht, aber, wie gesagt, mein Plan ist, dass so eine harte, unanalytische Geschichte zwischen zweien ausgeglichenen klappen könnte, und der Leser das dann gar nicht so als defizitäre Story wahrnimmt. Aber mal sehen.

Vom Sujet her hat sie mich an ein frühes Werk von Russel Crowe erinnert, bevor er zum Gladiator mutierte: Romper Stomper - auch eine sehr beeindruckende Auseinandersetzung mit der Skinhead-Szene.
Trailer schaut sehr geil aus. Werde ich mir direkt ansehen, danke für den Tipp!

Danke dir fürs Lesen und Kommentieren!


Gruß
zigga

 

Hallo @zigga,

Letzte Woche haben so ein paar Kanaken meinen Cousin Bene kaltgemacht – nachts, als er geschlafen hat … Tja, selber Schuld, wenn man sich die ganze Zeit mit Halbniggern rumtreibt, würde ich mal sagen; wollte immer was Besonderes sein, der Bene, wollte immer auf Gangster machen und hat sich diese ganze Niggermusik angehört und hat mit diesen Niggerdrogen rumhantiert, diese Pussy.

Wow, du kommst gleich zur Sache und zeigst, wo es langgeht – was für ein gefährlicher und unsympathischer Erzähler.

Anfangs kam ich mit der umgangssprachlichen Erzählweise nicht so gut zurecht, diese Abkürzungen: ´n oder ´ne. Hat erst mal den Lesefluss gestört, aber ich konnte mich bald darauf einlassen, dann ging es besser.
Der Inhalt ist total menschenverachtend und dann schnappen die Kerle sich auch noch das Mädchen. Puh – mir hat das ordentlich zugesetzt. Auch, dass ich das Gefühl hatte, im Kopf des Prot zu sitzen. Dafür mache ich das verantwortlich, was obige Kommentatoren stereotyp genannt haben. Für mich passt das. Ich denke, dass es genau so in den hohlen Birnen von denen abgeht. Hass, Wut, dazu noch das Meth … mehr Konflikt brauchte ich nicht. Angst hatte ich beim Lesen, als kämen die gleich zu mir rausgeprungen, ja muss ich sagen, hab mich selten so gefürchtet in einem Text.

Ich bin ein Leser, der gern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erzählstimme und Gesprächen hat, und war erst mal erstaunt, dass ich keine Dialoge vermisst habe. Und da denke ich, dass das auch der verächtlichen Sprache des Prot geschuldet ist, die da wirklich nichts anderes vermissen lässt.


… aber ich hab da dieses Mal einfach gerne drauf verzichtet, ich hatte Lust, das mal wegzulassen, und bloß das Innenleben ohne literarischen Gegenpol des Prots hier zu zeigen. Mein Interesse war, ob die Figuren zu flach oder klischeehaft wirken dadurch, oder ob das für ein kurzes, hartes Zwischenstück in der Serie durchaus funktionieren könnte.

Ohne Frage, bei mir hat das funktioniert. Wie die Story zwischen den anderen Texten wirkt, wird sich dann später zeigen.

Aber zwischen all diesen Schatten blitzt immer wieder Hoffnung auf: die Hoffnung nach Freundschaft, nach Liebe, nach einer zweiten Chance.

Das brauch ich dann auch. Michails Deal habe ich wirklich gerne gelesen, da blitze ja auch kurzzeitig etwas Schönes auf, aber am Ende wurde doch gestorben. Dieser Teil hier lässt keinen Raum für Hoffnung, daher bin ich schon gespannt was kommen wird. Hast du klug angestellt, zigga. Nennt man Leserbindung, oder? :)

Gruß
Tintenfass

P.S

… und dann seine Mutter, die zusammengekauert auf dem Rasen liegt und so gottverdammt laut Schreit, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss.

schreit

 

Hey Eisenmann -

Linksalternative Pädagogen?? Stehen diese ganzen linksalternativen Öko-Erzieher-Fritzen nicht alle auf Dope, Hanf, Shit, FKK und Freie Liebe? Cool!! Gibts da irgendwelche Anmeldeformulare???

Na klar: In jeder guten Straßenschlacht! :naughty:

Viele Grüße

Willi

 

Hallo Tintenfass

vielen Dank fürs Vorbeischauen.

Anfangs kam ich mit der umgangssprachlichen Erzählweise nicht so gut zurecht, diese Abkürzungen: ´n oder ´ne. Hat erst mal den Lesefluss gestört, aber ich konnte mich bald darauf einlassen, dann ging es besser.
Der Inhalt ist total menschenverachtend und dann schnappen die Kerle sich auch noch das Mädchen. Puh – mir hat das ordentlich zugesetzt. Auch, dass ich das Gefühl hatte, im Kopf des Prot zu sitzen. Dafür mache ich das verantwortlich, was obige Kommentatoren stereotyp genannt haben. Für mich passt das. Ich denke, dass es genau so in den hohlen Birnen von denen abgeht. Hass, Wut, dazu noch das Meth … mehr Konflikt brauchte ich nicht. Angst hatte ich beim Lesen, als kämen die gleich zu mir rausgeprungen, ja muss ich sagen, hab mich selten so gefürchtet in einem Text.
Freut mich, dass das so gut gezündet hat bei dir!

Ich bin ein Leser, der gern ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erzählstimme und Gesprächen hat, und war erst mal erstaunt, dass ich keine Dialoge vermisst habe. Und da denke ich, dass das auch der verächtlichen Sprache des Prot geschuldet ist, die da wirklich nichts anderes vermissen lässt.
Sehr gut!

Ohne Frage, bei mir hat das funktioniert. Wie die Story zwischen den anderen Texten wirkt, wird sich dann später zeigen.
Ok, danke für die Einschätzung!

Das brauch ich dann auch. Michails Deal habe ich wirklich gerne gelesen, da blitze ja auch kurzzeitig etwas Schönes auf, aber am Ende wurde doch gestorben. Dieser Teil hier lässt keinen Raum für Hoffnung, daher bin ich schon gespannt was kommen wird. Hast du klug angestellt, zigga. Nennt man Leserbindung, oder?
:D Ja, man tut, was man kann!

Vielen Dank dir Tintenfass für den Kommentar, hat mich gefreut, dass ich was in dir auslösen konnte und dass die Story für dich so gut funktioniert!

Gruß
zigga

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo maria.meerhaba,

Was wäre eine Ziggageschichte ohne ein Mariakommentar
Ja, was wäre das bloß? :D

Sie sind bei ihm ins Haus eingestiegen und haben ihm mit ’nem Baseballschläger erst das Bein gebrochen, und dann den Schädel kaputtgeschlagen, diese Feiglinge.
Scheiße, ich kann mich noch daran erinnern O.O
Das ist sehr cool, dass du das kannst. Ich finde, wenn man sich an eine Geschichte nach einem halben Jahr noch erinnern kann bzw. an ein paar prägende Szenen aus einer Geschichte, dann spricht das auf jeden Fall für die Geschichte.

Als hätte man dein Ventil geöffnet und du wärst frei, das Wort Nigger (überhaupt finde ich es voll arg, so was noch als Wort zu bezeichnen) so oft zu verwenden, dass es fast schon den Eindruck erweckt, es würde dir Spaß machen.
Ah, naja, mir, das ist die falsche Ebene, dem Erzähler.

Doch abgesehen davon: Deine Figuren bleiben überspitzte Klischees, die sich auch nur in diesem Bereich bewegen, ohne eigenständig eine Persönlichkeit zu entwickeln. Du hast das Klischee genommen, du hast sie zu Säufern, Junkies und Vergewaltigern gemacht und keinen Moment lang gibt es ein anderes Gefühl als den blanken Hass und tut mir leid, aber mich langweilt das Teil jetzt schon In der anderen Geschichte, da war der Zorn auch dabei, aber du hast auch Platz für andere Gefühle gemacht. Für mich ist das jetzt blanke Effekthascherei. Es liest sich gut, es ist schnell und rasend, die Sätze fließen einfach so, aber viel gewinne ich von der Geschichte nicht ab.

Ja, hey, alles gut. :D Hab schon mit solchen Kommentaren gerechnet - ehrlich gesagt war ich sogar fast ein wenig verwundert, dass einige die Geschichten in irgendeiner Art "positiv" oder als für sich funktionierend eingestuft haben. Das tue ich schon auch, auch wenn ich das kurze Stück hier eher als Zwischenstück eben in dieser (chronologisch ablaufenden) Serie sehe. Klingt jetzt wie Ausrede, und soll auch nicht die Eigenständigkeit dieser Shortstory und der damit verbundenen "Pflichten", was eine Story zu liefern hat, absprechen, aber ich stelle mir insgesamt vor, dass jemand Michails Deal liest und dann dieses Hate-Feuerwerk und dann den ruhigeren, wieder ausgeglichenen Text danach - und ich hoffe halt, dass den Lesern dann nicht genau das fehlt, was dir und anderen hier beim alleinigen Betrachten dieser Story fehlt: Ausgeglichenheit, ein Gegenpol, auch eine gewisse Ambivalenz der Figuren. Das verstehe ich alles. (Vielleicht liege ich aber auch falsch, und jede Story muss für sich perfekt klappen, und ich muss hier noch nachholen und Tiefe und Figur ausbauen.) Gäbe es nicht diese chronologisch ablaufende Serie in meinem Kopf, hätte ich das womöglich auch nicht so geschrieben geschweige denn veröffentlicht, weil es mir auch zu wenig wäre. Ja, hoffe es klingt jetzt nicht zu sehr nach Ausrede :D Aber der Text steht natürlich für sich alleine und darf und muss auch so kritisiert werden. Vielen Dank dir dafür, auch fürs Vorbeischauen und stetige verfolgen! :)

Alles Gute
zigga

 

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