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Krieg
Ich sehe diese ganzen Krankenwagen vor Benes Haus, das Blaulicht der Polizei – und dann seine Mutter, die zusammengekauert auf dem Rasen liegt und so gottverdammt laut schreit, dass ich mir fast die Ohren zuhalten muss. Mein Onkel Armin steht im Unterhemd neben ihr und beißt sich die Zähne zusammen: Er versteht die Welt nicht mehr, dieser Linke, dieser Rechtsanwalt. Als auch er noch in die Knie geht und das Flennen anfängt, wird mir die ganze Sache zu widerlich. Ich gehe wieder nach Hause, ist eh nur drei Straßen weiter. Ich klaue mir von meinem Dad noch ’n Bier, und als ich mich später ins Bett chille, muss ich plötzlich ziemlich dick grinsen, weil ich schon ganz drauf gespannt bin, was Nilin dazu sagt, zu dieser ganzen Nummer mit meinem Cousin und den Niggern und alles.
Nilin hat Mein Kampf gelesen, zweimal. Und Nilin sagt, dass wir uns im Krieg befinden – »es war noch nie Frieden«, sagt er, »es hat nie einen Friedensvertrag gegeben, Deutschland ist das Deutsche Reich und wir sind im Krieg, ja? Checkst du das? Wir sind im Krieg, Alter!«
Klar checke ich das. Am meisten checke ich es, wenn wir mit Finn nachts raus aus der Eselshöhe gehen, weg von diesem Waschlappen-Spießer-Viertel, runter nach Ostfeld, wo die ganzen Nigger und Asylanten hausen und ihren Müll in den Hinterhöfen verbrennen. Nilin hat auch schon wieder ’n paar Pillen für uns alle dabei, Drogen sind okay, sagt er, solange es keine Niggerdrogen wie Gras oder Shore sind, die einen Deutschen bloß müde und schlaff machen.
»Panzerschokolade hieß das früher«, sagt Nilin, als wir uns die Teile auf die Zunge gelegt haben und mit dem Bier nachgießen. »Zur Wehrertüchtigung der deutschen Soldaten, zur Optimierung des arischen Kriegers. Hat die halbe Wehrmacht geschluckt«, sagt er, »und der Führer hat es auch geschluckt, damit er zwanzig Stunden am Tag für das deutsche Vaterland kämpfen konnte! Auch wenn das Zeug seinen Körper ruiniert hat, das war halt sein Opfer.«
Gott, machen mich diese Pillen geil. Ich gebe Finn gleich ’ne Faust auf den Hinterkopf, einfach, weil ich so geil drauf bin – der zuckt zusammen und sagt, ich soll den Scheiß lassen, aber ich bin schon wieder bloß dabei, laut rumzulachen.
Gott, bin ich heute drauf. Nilin steht an der Anlage und haut dieses bomben Album von Frontalkraft rein, und gerade, als der erste Track anläuft, steht Artur, Finns großer Bruder, von der Couch auf, und sagt, dass er ein Geschenk für mich hat, wegen meinem Cousin, und ob ich ein richtiger deutscher Soldat sein will und das alles. Klar will ich das, sage ich, dann klatschen wir ein paar Mal miteinander ein. Er streift mir über die Haare und sagt: »Guter Junge, guter Junge«, und dann packt er diesen schwarzen Kasten unter dem Couchtisch hervor – und als seine Skin-Kollegen den schwarzen Kasten sehen, sind sie plötzlich alle ganz schön dicke am Grinsen; Artur zieht sich die Plastikhandschuhe über, und als er die Tätowier-Maschine aus dem Kasten packt, bin ich natürlich sofort Feuer und Flamme.
An der Ecke vor dem Asylantenheim schmeißen wir uns dann die nächste Ration Pillen. Als Finn nicht mitmachen will, schubsen wir ihn so lange hin und her, bis er sich schließlich doch eine auf die Zunge legt, diese Pussy. Irgendwas ist mit ihm – ich glaube, er ist neidisch, weil sein Bruder mir dieses Eins-A-Ritterkreuz auf die Brust gestochen hat, und nicht ihm, aber da kann ich ja auch nichts dafür. Wir ziehen uns die Kapuzen über die Köpfe und laufen vor, zum Asylantenheim, diesem vermüllten Drecksloch. Das ganze Teil haben sie eingezäunt, damit man nicht rankommt, damit diese Maden da drin in Ruhe deutsche Gelder verprassen können. Wir steigen über den Zaun, Nilin voraus und gleich dahinter ich und Finn. Als wir drin sind, packt Nilin dann die Spraydosen und Schablonen aus dem Rucksack. Die ganze Aktion dauert keine zehn Minuten, »Deutschland den Deutschen!« und »Wacht auf, Deutsche!« und »Mohammed, verrecke!« haben wir auf die Wand geballert, dazu noch ein paar gute Abbildungen von Wehrmachtssoldaten, die die Fäuste in die Höhe strecken und Hakenkreuze und das alles. Als wir wieder draußen sind, und weiter durch Ostfeld streifen, haben wir noch lange nicht genug, wir rasen, wir brennen, wir wollen Action. Ich packe den Teleskopstab aus, den Artur mir mitgegeben hat, und baller auf ein paar dieser Drecksautos, die diese Nigger hier rumstehen haben. Nilin lacht, und dann tritt er die Fensterscheibe von so einem französischen Mistding ein, ich steige natürlich sofort darauf ein und springe auf die Motorhaube, schwatte auf die Windschutzscheibe. Da geht plötzlich das Fenster im fünften Stock auf, und so ein schmieriger Araber brüllt uns auf irgendeiner Niggersprache an und fuchtelt mit den Händen herum und dreht total am Rad und sowas. Nilin lacht bloß, und als wir dem Araber alle einen Wichser zeigen, geht auf einmal unten im Erdgeschoss die Tür auf, und ’ne ganze Horde von diesen abgefuckten Wüstenfickern rast auf uns zu. Gott, rennen wir; und, Gott, muss ich dabei lachen. Ich schnaufe wie irre, renne, renne, renne; es ist Krieg, verdammt noch mal, Krieg, Krieg, Krieg!
»Was?«
»Da!«
Jetzt sehe ich sie auch: So eine kleine Niggerin läuft mutterseelenallein hier herum – höchstens dreizehn, sie hat die Kapuze über den Kopf geschlagen und Kopfhörer in den Ohren, aber ihr Niggergesicht und ihre krausigen Niggerhaare erkenne ich natürlich sofort. Gott, und schwanken tut sie auch noch, diese Niggerin!
»Besoffen und alleine«, sagt Nilin, starrt immer noch auf die Niggerin und spuckt vom Turm runter. »Diese verfickte Bitch, dieser scheiß Affe!«
Da grinsen wir uns plötzlich beide an, als hätten wir den gleichen scheiß Gedanken gehabt – und dann springe ich vom Holzturm, Nilin genau hinter mir, und als wir an ihr dran sind, an der Niggerin, erschrickt sie natürlich total, aber bevor sie groß rumschreien kann, hab’ ich den Teleskopstab schon wieder ausgeklappt und dieser verdammten Schlampe schon ordentlich in die Fresse geschlagen. Mehr braucht sie gar nicht, diese Niggerin; sie liegt auf dem Gehweg und regt sich nicht mehr, und Nilin packt sie an den Füßen und ich vorne unter den Schultern, das ganze Blut läuft mir auf den Pullover und auf die Hose. Als wir sie endlich falschrum auf der Tischtennisplatte haben, reißt ihr Nilin die Jeans in die Knie, und dann packt er seinen Schwanz raus und stößt in sie hinein, in die Niggerin, einmal, zweimal, und plötzlich beginnt sich die Schlampe zu bewegen und rumzuwimmern, und kaum kann sie ein Wort sagen, habe ich auch schon meinen Schwanz in ihre blutverschmierte Fresse geschoben, und dann stoße ich noch mal und noch mal in sie hinein, und ihr ganzer Körper wackelt, weil Nilin sie ordentlich von hinten nimmt, und seine Gesichtszüge verfinstern, verhärten sich, und er schlägt ihr auf den Arsch und schreit: »Niggerin! Du verfickte Niggerin! Das ist für Bene, du Niggerin!«
Finn zittert und ist blass, diese Pussy, aber Artur bleibt hart und hält sich den Schädel, obwohl da so viel Blut rauspulsiert. Er sagt, er will keinen Arzt, er sagt, wir sollen uns verpissen, wir sollen nach Hause gehen, und er klärt den Scheiß morgen selbst, er will jeden einzelnen von diesen Junkiefickern höchstpersönlich die Knochen brechen. Wir nehmen Finn mit, und als ich Zuhause ankomme, wasche ich mir erstmal gründlich den Schwanz, bevor ich meine ganzen Klamotten in die Wäsche schmeiße; sind ja noch ganz voller Nigger-Blut, von dieser Schlampe, diesem Affen.
Als ich unten am Esstisch aufkreuze, hab’ ich natürlich kein T-Shirt an, damit meine Alten was richtig Schönes zum Aufregen haben. Kaum hat meine Mutter das Tattoo auf meiner linken Brust gesehen, fängt sie natürlich sofort wieder damit an, rumzuflennen und rumzukeifen, was mit mir los sei und bla bla bla. Mein Vater ignoriert das Ganze, er atmet tief durch, nimmt meine Mutter an der Hand und sagt mir dann mit diesem beschwichtigenden, linken Pädagogen-Sprech, dass es ein Russe gewesen ist, der Bene kaltgemacht hat – dass Bene wohl in so einer Sache drin gewesen wäre, und der Russe hätte ihm nachts aufgelauert, und am nächsten Tag sei er in so ein Waldstück gefahren, wo er erst einen anderen Russen und dann sich selbst erschossen hat. Ich schlage auf den Tisch, brülle meine Eltern an, was für Weicheier sie seien, und dass sie Volksverräter seien und dass Bene ein Märtyrer ist, der im Krieg gegen die Nigger gefallen ist – und dann knallt mir mein Vater eine, dann schlägt er mir ins Gesicht, und ich stehe auf, grinse, und schlurfe zurück in mein Zimmer.
Auf dem Heimweg treten und schlagen Nilin und ich gegen alles, was wir sehen: Briefkästen, Haustüren, Mülleimer, Autos, Pfosten; die Leute gehen uns aus dem Weg, wechseln die Straßenseite. Artur ist tot! Das kann nicht sein. Ich bin so wütend! Nilin raucht Kette, und dann sagt er, dass wir ’ne Knarre brauchen, dass jetzt endgültig Krieg sei, und dass wir schauen müssen, wo wir bleiben. Klar, da stimme ich ihm zu: Es ist Krieg, gottverdammt noch mal, Krieg!