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Krisensitzung

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31.08.2008
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Krisensitzung

„Wer Zweifel hat, kann nicht führen.“ Manfred Wörner

„Meine Herren, worum geht’s? Kommen Sie mir nicht mit fachchinesisch, sagen Sie kurz und bündig, was los ist.“ Beil versuchte, bestimmt und beherrscht zu wirken. Als Vorstandsvorsitzender eine Sitzung in einer Baubaracke zu leiten, war nicht sein Alltag. Etwas Außergewöhnliches ging hier vor, aber was ging ihn das an? Er war nur hier, weil die Politik drängte: darum wurde jede Kleinigkeit auf dieser Baustelle zur Chefsache.

„Der Schacht hat sich um zwanzig Zentimeter verformt. Es ist höchste Gefahr. So können wir nicht weitermachen.“ Weber, ein eigenbrötlerisch wirkender, älterer Mann schaute in die Runde. Die anderen wichen seinem Blick aus.

„Diese Verformungen sind unkritisch und beherrschbar“, meinte sein junger, glatt wirkender Kollege Langenberg zum Vorstand gewandt. Die übrigen nickten bestätigend.

Beil hatte auf Drängen von Saling die Sitzung einberufen, spontan, wegen Dringlichkeit. Nun saßen sie in ihren dunklen Anzügen in einer Baubaracke, der Vorstand, bestehend aus Beil, Lethge, der nie etwas Eigenes sagte, und Saling, der sich oft unbequem mißtrauisch in viele Dinge einmischte. Neben den beiden Ingenieuren Weber und Langenberg den Baustellenleiter Witt, ein gestandener, erfahrener Mann. Die Bundesanstalt, die begutachtend das Unternehmen begleitete, war mit ihrem Leiter Beyer und dem Referatsleiter Dinkel vertreten. Scheinbar unangreifbar saßen sie selbstsicher zurückgelehnt auf ihren Stühlen. Der Sitzungsraum war eine kahle Baracke. Kaltes Neonlicht flackerte von der Decke. Beim Blick aus dem Fenster ahnte man die Reste der Abenddämmerung. In der Ecke rödelte ein Kühlschrank und ließ die leeren Bierflaschen klirren, die darauf standen.

Die Sitzung hatte gerade begonnen, da wurde Saling schon unwirsch: „Kann mir jemand allgemein verständlich erklären, was hier vorliegt? Nach meinem Kenntnisstand teufen wir einen Schacht in ein festes, wasserdichtes Deckgebirge ab. Wir sind noch gar nicht im Salzstock angekommen, und sie berichten schon von Verformungen. Das feste und trockene Deckgebirge ist die Sicherheit, daß aus dem Atommüllager keine radioaktiven Substanzen herauskommen. So steht es in allen Berichten, auch in den Gutachten der Bundesanstalt.“ Er warf einen strafenden Blick zu Beyer und Dinkel.
„Die Berichte sind ja im Grundsatz richtig“, bestätigte Beyer. „Doch neuere Erkenntnisse haben gezeigt, daß wir etwas Wasser im Gebirge haben. Das nutzen wir, um den Schacht mittels eines Gefrierverfahrens zu stabilisieren, bis die Betonschale die Last aufnimmt. Das Wasser ist also nur nützlich. Es stellt das Grundkonzept nicht in Frage.“
Lethge nickte zustimmend. „Ich habe mich sachkundig gemacht. Es ist gründlich geprüft. Kein Problem wegen des Wassers; das hat keinen Kontakt mit dem Salzstock, also ist es auch keine Gefahr.“
Beyer ergänzte: „Bei uns in der Bundesanstalt steht einer der größten Computer Europas. Darauf wurden numerische Modelle für den Schacht entwickelt, alles dynamisch berechnet, verschiedenste Szenarien. Die Ergebnisse sind absolut sicher: Der Schacht ist stabil!“

Saling insistierte: „Jetzt möchte ich einmal jemanden von vor Ort sprechen. Wozu machen wir die weite Fahrt hierher zur Baustelle, wenn wir uns dann doch nur Ihr Gerede anhören? Bringen Sie den Obersteiger her, sofort!“
Langenberg ging zum Telefon, das notdürftig schräg auf dem schmalen Fenstersims stand, und sprach in Kommandoton: „Hansen zum Rapport, sofort!“ Er setzte sich, mit sichtlicher Befriedigung, den anderen seine Entschlossenheit demonstriert zu haben.
„Soweit ich mich erinnere, haben die Professoren aus Hamburg und Kiel, wie hießen sie doch gleich?“, setzte Saling wieder an, „die haben doch genau dasselbe gesagt, was Sie mir jetzt erzählen. Und damals, da haben Sie mir geschworen, es wäre alles erfundener Unsinn, die Professoren seien überzeugte Kernkraftgegner, die hier nur agitierten. Mit dem Grundwasserkontakt und dem Kiesgemisch scheinen die ja Recht gehabt zu haben …“
„Absolut Unrecht haben die“, warf Beyer ein, „die phantasieren ungeprüft herum. Außerdem sind sie nicht objektiv, sie sind sogar auf Veranstaltungen der Bürgerinitiativen aufgetreten…“
„Nachdem wir in Zeitungen ihre Gutachten als Unsinn bezeichnet haben“, wandte Weber ein.
„Die sind absolut fachfremd. Haben die schon über Salzstöcke gearbeitet? Wir forschen seit Jahrzehnten in diesem Themenbereich. Wir haben in unseren Gutachten alles geklärt; es gibt ein festes Deckgebirge. Daran ändern ein geringer Porenwassergehalt oder ein paar Kieseinlagen überhaupt nichts“, fügte er mit einer generösen Handbewegung hinzu.
„Das können Sie dem Ministerpräsidenten und dem Volk in der Gorlebener Kneipe erzählen, aber doch nicht uns!“, rief Weber, „Unsere Befunde widersprechen dem doch grundsätzlich. Ich verstehe ja, daß Sie solche schönen Behauptungen für Ihre Öffentlichkeitsarbeit brauchen, aber das heißt doch noch lange nicht, daß wir damit Bauplanung machen können!“

Es klopfte an der Tür, Herr Hansen trat ein. Mit seinen schweren Stiefeln kam er gerade einen Schritt in den Raum. Er blieb ratlos stehen, denn mit dem schlammverkrusteten Overall konnte er sich sowieso nicht setzen.
„Danke, Herr Hansen, daß Sie so schnell kommen“, begrüßte ihn Beil. „Wir möchten einmal Ihre Sicht der Dinge erfahren.“ Er setzte eine versöhnliche Miene auf. „Bitte berichten Sie. Wie ist die Situation? Worin besteht das Problem aus Ihrer Sicht?“
Hansen sah sich verlegen um. Die Runde wirkte steif und unfreundlich; Spannungen lagen im Raum, die er so schnell nicht erfassen konnte. Bisher hatte er nur dem Baustellenleiter Witt berichten müssen; die hier versammelten Herren hatte er noch nie aus der Nähe gesehen, sondern nur, wenn sie mit ihren Limousinen mit Chauffeur zu einem Ortstermin oder zu Betriebsversammlungen gefahren kamen. Jetzt interessierte sich der Vorstand für seine Meinung; das war befremdlich für ihn. Vielleicht sogar gefährlich!
„Alles läuft nach Vorschrift. Die Gefrieraggregate haben die vorgeschriebene Leistung. Wir treiben den Schacht weiter und versetzen die Stahlverschalungen. Das ist gefährlich, denn die Schachtwand drückt nach. Sie ist nicht fest genug. Beim Umsetzen der Verschalungen entstehen jedesmal Verformungen; einige Schalen sind schon verbogen.“
„Und? Können Sie sich vorstellen, woran es liegt?“, übernahm Saling die Befragung.
„Nee, ist nicht mein Bereich! Ich weiß nicht, aber wir stehen hier mitten im Schlamm und von der Schachtwand regnet’s dauernd auf uns runter, obwohl die gefroren sein müsste. Das Wasser schmeckt salzig, sehr salzig sogar."
„Sie gefrieren Salzwasser? Wurde das nicht untersucht?“, ging Saling erregt dazwischen und schaute wütend zu den beiden Ingenieuren.
Langenberg sagte: „Doch, das ist nicht neu. Alles wurde geprüft und in die Berechnungen einbezogen, es ist unter Kontrolle. Ja, bei den Beprobungen des Deckgebirges wurde ein gewisser Salzgehalt ermittelt, aber der macht nichts aus.“ Sein Blick traf Dinkel und Beyer, die die Aufforderung annahmen:
„Wir haben natürlich die Salzgehaltseinflüsse auch in die numerische Modellierung einbezogen, um ganz sicher zu gehen. Sie sind natürlich nicht groß, denn das hieße ja, daß das Salz im Grundwasser aufsteigt…“
Weber zeigte mit einem Blick zu den Vorstandsmitgliedern, daß er dem nicht zustimmte.
„… und das ist völlig ausgeschlossen, schon wegen der größeren Dichte des Salzwassers…“
„Das ist nicht wahr!“, rief der Baustellenleiter Witt, „Ich habe das Gutachten von dem Professor aus Bochum gesehen. Das ist schon ein Jahr alt. Er rät dringend zu weiteren Analysen. Wir wissen gar nicht, ob wir bei minus sechzehn Grad die nötige Festigkeit erreichen. Das Gestein ist ja nur ein lockeres, rolliges Kiesgemisch. Der Gutachter hat schon vor einem Jahr dringend weitere Untersuchungen empfohlen. Nach meiner Kenntnis sind die jedoch nicht erfolgt.“
„Doch, die haben wir beauftragt“, sagte Langenberg.
„Und wann?“
„Vor einer Woche.“
„So, so, als der Schacht schon dabei war, aufzugeben … sehr überzeugend, Herr Ingenieur. Wann gibt es denn Ergebnisse?“, setzte er ironisch hinzu. Witt geriet außer sich. Jetzt war ihm alles egal, auch wenn sie sich alle vor dem Vorstand blamierten.
Beil versuchte zu vermitteln: „Bitte ruhig, meine Herren. Ich bitte Sie … bedenken Sie, daß ja noch alles in Ordnung ist. Offensichtlich wurden alle nötigen Klärungen beauftragt. Bedenken Sie auch, welche Erwartungen an uns gestellt werden, aus Politik und Öffentlichkeit: Alle Augen sind auf uns gerichtet, es darf keine negativen Schlagzeilen geben. Der Ministerpräsident hat mich ausdrücklich gebeten, den Zeitplan zu erfüllen …“
„Wat geit mich de olle Albrech an, wenn miene Lüüd dor unnen verrecken deit?“, platzte Hansen dazwischen. „Ick hör dat erste Mol, dat Se gor nich weten, ob de Schachtwand holten tut. Ick weet dat ober: Se trägt nich. Un noch eens: We hebben ock een Watereenbruch, we pumpen Water un Schlamm un Salt. Wo dat herkummt? Is doch klor, dat sich nu Hohlräume bilden. Mi kunnst Du keen Blödsinn vertellen. So een Murx hebb ick noch nich erlebt.“ Wenn Hansen in Rage geriet, verfiel er jedesmal ins Platt; Witt kannte das:
„Herr Hansen, danke, aber wir kümmern uns … danke, ich glaube, es reicht.“
„Bitte, ich glaube, Sie sind jetzt hier fertig. Danke schön.“ Lethge wies Hansen zur Tür. Hansen schaute sprachlos in die Runde, dann ging er.

Saling wandte sich an Langenberg: „Wann liegen die Ergebnisse vor? Haben Sie sich darum gekümmert? Es scheint mir dringend."
„Ich kann mal nachfragen, ob die schon etwas haben."
Beil gebot Einhalt: „Ich bitte Sie, meine Herren, wo soll das hinführen? Die Bundesanstalt steht doch für alles gerade, einen Baustopp können wir uns auf keinen Fall erlauben. Der Ministerpräsident…“
„… wird uns nicht davon abhalten, den Dingen auf den Grund zu gehen. Rufen Sie Ihren Gutachter an, oder verbinden Sie mich mit ihm. Wie heißt der noch gleich?“ Saling gab nicht auf.
„Notaler, Professor Notaler aus Essen, Institut für Erd- und Grundbau … wir haben ihn gleich …“, er drückte auf eine Taste des Telefons, wartete einen Augenblick. Da schon seit langem Feierabend war, war der Professor allein im Institut und nahm selbst ab.
„Guten Abend, Herr Professor. Haben Sie schon erste Ergebnisse von den Belastungsproben? Ja? Haben Sie? Herr Saling vom Vorstand möchte Sie sprechen, ich reiche mal weiter.“

Saling nahm den Hörer und stellte das Telefon laut. „Guten Abend, Herr Notaler, Saling hier, wissen Sie schon etwas Neues? Wir haben hier gerade eine Sitzung an der Baustelle, der Vorstand, die Bundesanstalt und die Bauleitung, ich habe das Telefon laut gestellt; die anderen hören mit.“
„Guten Abend. Eine erste Serie ist fertig. Bei verschiedenen Temperaturen wurden Belastungsproben vorgenommen. Wie erwartet, der Salzgehalt ist extrem hoch und das Kiesgemisch locker; bei minus sechzehn Grad ist es weicher Brei. Bei den ersten Versuchsreihen haben wir die nötige Festigkeit erst bei minus fünfundzwanzig Grad erreicht. Sie werden die Kühlkapazität erhöhen müssen. Aber das ist nicht neu; das wußten Sie ja eigentlich schon.“
„Wer wußte das?“
„Na ja, der Ingenieur, Langenberg, wir haben darüber ja gesprochen und ich habe es ja schon vor einem Jahr in meinem Gutachten geschrieben, daß minus sechzehn Grad auf gar keinen Fall ausreichen.“
„Wir kühlen aber nur auf minus sechzehn Grad.“
„Und? Haben Sie keine Probleme?“
„Doch, es gibt Verformungen des Schachtes, nichts Schlimmes, der Ingenieur versichert, daß er alles im Griff hat.“
„Verformungen? Wieviel?“
Saling schaute zu Langenberg. Der antwortete: „Zwanzig Zentimeter. Also nicht viel.“
„Zwanzig Zentimeter, Herr Notaler. Was empfehlen Sie?“
„Zwanzig Zentimeter? Beenden, sofort die Leute rausholen, dann die Maschinen sichern. Sofortigen Baustopp!“
„Meinen Sie das ernst? Wie sollen wir denn…“
„Haben Sie mal daran gedacht, wie Sie morgen dastehen, wenn der Schacht kollabiert? Stoppen Sie den Bau sofort!“
„Aber Herr Professor, das ist unmöglich.“
„Ihre Verantwortung. Ich kann Ihnen nur raten. Aber die Lage, absolut eindeutig, der Schacht kann jeden Augenblick kollabieren.“
„Herr Professor Notaler, ich danke Ihnen.“ Saling legte auf.

„So meine Herren, Sie haben es gehört. Interessant, daß das Gutachten so spät beauftragt wurde. Was sagen Sie dazu?“
Für einen Augenblick war Stille. Man hörte das Summen der alten Neonlampen. Beyer ergriff als erster das Wort:
„Sie müssen natürlich alles auch physikalisch sehen. Was sind zwanzig Zentimeter denn schon bezüglich der Formänderung, und die Form ist ja entscheidend, denn die trägt ja. Bedenken Sie, daß der Schacht sechzehn Meter Durchmesser hat.“
„Man könnte doch sicherlich noch die Kühlkapazität erhöhen“, meinte Lethge.
Witt antwortete: „Das geht auf gar keinen Fall. Wo sollen wir die Geräte herschaffen? Wir haben jetzt schon die maximale Kapazität, mehr bekommen wir in den Schacht nicht hinein. Selbst, wenn wir es beschaffen könnten. Nein, wir müssen so weitermachen oder stoppen.“
„Um wieviel müßte man die Kapazität erhöhen?“, fragte Saling nach.
„Wir haben jetzt zehn Megawatt, das entspricht, anschaulich, fünfzigtausend Kühlschränken.“ Er blickte zu Beyer. „Hielten wir uns an den Professor, müßten wir die Kapazität verdoppeln.“
„Und was ist mit den Ergebnissen der Belastungsversuche?“

Saling war ratlos. Noch nie hatte er sich mit solchen Themen beschäftigt. Wenn die Schachtwand nicht kalt genug wurde, bestand sie nur aus aus matschigem Sand, Eis und Salz wie er im Winter auf den Straßen vorkam – das konnte er sich noch vorstellen. Mußte er mehr verstehen? Eigentlich war es dasselbe wie bei wirtschaftlichen Themen, wie einer Bilanzprüfung im Unternehmen: Wenn eine Zahl nicht stimmig schien, waren immer Konflikte der Beteiligten dahinter verborgen; man mußte nur hartnäckig fragen, dann kam die Wahrheit heraus.
„Ach, wissen Sie, diese Professoren“, meinte Beyer. „Das sind doch alles Forscher. Tragen die jemals Verantwortung? Für die praktische Arbeit und Beurteilung sind die nicht zu gebrauchen, wir wissen doch gar nicht, ob diese ominösen Proben überhaupt repräsentativ sind. Wir waren ja bei der Beauftragung auch nicht einbezogen“, fügte er mit einem Blick zu den Ingenieuren hinzu. „wer war denn dabei, als die Proben genommen wurden? Von wo sind die überhaupt? Warum hat man uns nicht dazu geholt?“
„Weil Sie ja immer dagegen waren!“, meinte Weber. „Sie haben uns jahrelang etwas von wasserdichtem Ton und Mergel erzählt. Als wir dann den Kies gefunden hatten, durfte es natürlich kein Wasser geben. Das störte die hohe Politik; es bedeutete ja, daß der Salzstock Grundwasserkontakt hatte. Als Sie das Wasser akzeptiert hatten, durfte es natürlich nicht salzig sein. Wie hätte ich Sie einbeziehen sollen? Sie haben doch alles nur behindert. Auch die starke Grundwasserströmung war in Ihren Augen nie wahr. Sie ist aber da. Und führt dazu, daß wir mit dem Kühlen gar nicht gegenan kommen.“
„Was soll das heißen? Sie kommen mit dem Kühlen nicht gegenan? Wieviel Grad erreichen Sie denn wirklich? Ich denke, Sie kühlen auf minus sechzehn Grad!“, tobte Saling.
„Gestern hatten wir minus zehn Grad, heute morgen nur noch minus sechs Grad“, antwortete Weber resigniert.
„Nur minus sechs Grad? Und Sie meinen, daß der noch Schacht trägt?“
„Er trägt ja, das sehen Sie doch“, ging Langenberg dazwischen. „Deswegen haben wir auch die Stützschalen verstärkt. Bedenken Sie, wir sind auf 239 Meter. Ab 260 Meter beginnt der Salzstock. Wir sind praktisch am Ziel.“
Hilfesuchend sah Beil zu Beyer. Der sollte das gerade rücken, dem Befund musste widersprochen werden.
„Eine so starke Grundwasserströmung ist in diesem Sedimentgestein gar nicht möglich. Das wäre ja, als stünde der Schacht in einem rauschenden Gebirgsbach. Wie sollte die Strömung angetrieben werden? Der Strömungswiderstand im Gestein ist dafür viel zu hoch. Daraus folgt eindeutig, daß es sich nur um Meßfehler handeln kann.“
Beil nickte zufrieden: „Damit ist das geklärt! Betreiben Sie in Zukunft eine sorgfältigere Erfassung der Messwerte. Wir sollten jetzt zum Schluß kommen. “
Lethge verstand die Aufforderung und räusperte sich vernehmlich: „Meine Herren! Sie kennen unsere Randbedingungen. Wie machen wir nun weiter?“ Er sah erst zur Uhr, dann in die Runde.
Beyer sagte: „Weitermachen!“
Dinkel nickte dazu.
Beil nickte befriedigt. Saling sah mit aufgerissenen Augen in die Runde.
„Zumindest sollten die Arbeiter zurückgezogen werden, bis das Gutachten von Notaler vorliegt“, meinte Weber.
„Und wenn das raus kommt? Wie stehen wir dann da? Sie wissen doch …“, Beil schüttelte empört den Kopf.
Der Baustellenleiter schaute Beil und Lethge fragend an, sagte aber nichts.
„Okay“, sagte Langenberg grinsend. „Machen wir weiter. Bis wir neue Erkenntnisse haben. Unsere Meßprogramme laufen ebenfalls weiter. Die geben uns zusätzliche Sicherheit.“
„Wann liegt das Gutachten von Notaler vollständig vor? Ich meine, wann ist er mit allen Proben fertig?“, fragte Saling.
„Mit etwas Druck in einer Woche“, meinte Langenberg.
„Halten Sie mich auf dem Laufenden.“ Saling setzte sich zurück. Mehr war heute nicht zu machen. Er wußte, daß sie alle unter dem politischen Druck keine andere Wahl hatten. Jetzt war es an Beil, das Schlußwort zu finden.
„ Meine Herren, ich danke Ihnen für die fruchtbare Zusammenarbeit und schließe die Sitzung. Vielen Dank.“

Saling packte seine Akten in die Tasche. Lethge und Beil standen auf, um sich von den Mitarbeitern zu verabschieden. Sofort entstand eine erleichterte Stimmung im Besprechungsraum; einige fingen an, locker zu plaudern und sich über das bevorstehende Wochenende auszutauschen.
Saling winkte Weber zu sich: „Wenn der Salzstock keinen Grundwasserkontakt hat und es keine Strömungen gibt, warum ist dann das gesamte Wasser in der Schachtwand salzig? Wir sind doch noch zwanzig Meter über dem Salzstock?“
„Fragen Sie die Kollegen von der Bundesanstalt“, antwortete der, „mir hat man es untersagt, solche Fragen zu stellen.“
Saling sah ihn durchdringend an. In welche Abgründe schaute er hier? Ab sofort werde er sich täglich berichten lassen, das nahm er sich fest vor. Die anderen Herren zogen die Mäntel an und standen plaudernd in Grüppchen zusammen. Einige öffneten noch die bisher unberührten Saft- und Wasserflaschen und schenkten sich ein.

Plötzlich hörte man lautes Stampfen auf der Holztreppe, die zum Sitzungsraum führte, die Tür wurde aufgerissen und ein Arbeiter stürmte herein:
„Ein Unfall! Der Schacht ist eingestürzt! Rufen Sie Rettungswagen!“
„Ein Unfall? Warum melden Sie es nicht mit dem Telefon?“, fragte Witt.
„Telefon? Haben Sie eine Ahnung! Wie soll das gehen, wenn die gesamte Elektrik den Schacht hinunter ist?“
Beil schritt auf den Arbeiter zu: „Schaffen Sie mir den Obersteiger her! Ich verlange sofort Bericht!“
„Der Hansen? Den schafft Ihnen keiner mehr her. Den hat es zuerst getroffen, wo der stand, ist jetzt nur noch Schlamm und Schrott, meterhoch!“



Epilog: Beim Einsturz des Schachtes zum Bau des Atommüllagers in Gorleben am 12. Mai 1987 kam ein Arbeiter ums Leben, sechs weitere wurden schwer verletzt. Danach ruhte die Baustelle 20 Monate.

 

Hallo Setnimedes,

ich habe deinen Text gelesen, konnte aber sehr wenig damit anfangen.
Es befinden sich Fehler im Text, die ich aber nicht aufliste, weil ich mich in diesem Schreibstil nicht zurecht finden.

Ob das Gesamte gut oder schlecht ist, mögen andere Beurteilen,die sich mit dieser Materie auskennen.

Was mir auffällt, ist das du deine Meinung einige Male änderst, wobei man sagen muss, dass es von unterschiedlichen Personen gesprochen wird.
Wäre dem nicht so, würden keine Fehler passieren.

Grundlegende Dinge würde ich eher in folgenden Bereichen nennen.

1. „Nee, ist nicht mein Bereich!

Der Typ spricht zu Vorgesetzten und hochgebildeten Männers und antwortet mit einem saloppen "nee". So etwas klingt unglaubwürdig.

2. „Alles läuft nach Vorschrift. Die Gefrieraggregate haben die vorgeschriebene Leistung. Wir treiben den Schacht weiter und versetzen die Stahlverschalungen. Das ist gefährlich, denn die Schachtwand drückt nach. Sie ist nicht fest genug.

Zuerst erwähnst du, dass alles nach Vorschrift läut und fast im gleichen Satz erklärst du, dass die Schachtwand nicht fest genug ist. Für mich hört sich das nach einem Widerspruch an.

Solche Fehler hast du leider einige eingebaut.

Aber wie gesagt, ich kenne mich in einer solchen Kurzgeschichte nicht aus, damit ich sie eurteilen kann.

Gruß
Kyrios

 

Hallo Set,

eine interessante Geschichte, die Du präsentierst und ein schwieriges Thema, an das Du Dich da herangewagt hast.

Öffentliche Bauvorhaben, in dem Fall das Atommülllager in Gorleben, die auf Teufel komm raus durchgezogen werden, wenn nötig auch auf Kosten von Menschenleben, wie man ja leidlich erfahren musste. Erst danach war ein Baustopp möglich, als es zu spät war.

Ich interpretiere Deine Geschichte so:
Gutachten, die zu spät in Auftrag gegeben werden; seriöse Gutachter, deren konkrete Warnungen missachtet und in den Wind geschlagen werden. Einfache Arbeiter, deren Meinung zwar gehört, aber nicht ernst genommen wird, die aber im Ernstfall den Kopf hinhalten müssen.
Und warum das alles? Wegen des Prestiges der Politiker oder der Vorstände, die nicht zugeben können und wollen, dass sie sich verkalkuliert haben?
Von den Millionen und Milliarden an Steuergeldern, die dabei in den Sand gesetzt werden, ganz zu schweigen.
Die Bürgerproteste und das Misstrauen der Bevölkerung in Gorleben waren sehr berechtigt, wie sich gezeigt hat.

Leider ein brandaktuelles Thema, wenn man sich den Hauseinsturz aufgrund des U-Bahn-Baus in Köln näher anschaut. Ich würde sagen, die Voraussetzungen in beiden Fällen sind vergleichbar. Auch in Köln mussten zwei junge Menschen die Überheblichkeit der Planer mit dem Leben bezahlen.

Erschreckendes Szenario!
Mir drängt sich dabei nur eine Frage auf: Wie kann sowas in Zukunft verhindert werden?

Vielleicht ist das nicht unbedingt der spannendste Stoff für eine Kurzgeschichte, aber ich habe sie mit Interesse gelesen.
Viel Stoff zum Nachdenken über die Feiertage.

Schöne Ostern und liebe Grüsse

Giraffe :).

 
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hallo Kyrios,


Ich glaube, daß die "Fehler" die Widersprüche sind, die zwischen den einzelnen Meinungen bestehen, in deinem Beispiel auch daraus, daß ein einzelner sich nicht traut, gleich am Anfang seine ganze Meinung zu sagen.
"Allles läuft nach Vorschrift" heiß ja nur, daß er alles so macht, wie angewiesen wurde. Vorschrift garantiert nicht, daß alles richtig ist. Die gesamte Planung beruhte ja auf falschen Annahmen. Der Unfall in Gorleben hat sich über viele Jahre angebahnt, weil immer aus politischen Gründen Gutachten gefälscht wurden. Das klingt ja in der Geschichte auch an, etwa in der Auseinandersetzung zwischen Weber und Beyer.

Hallo Giraffe,
jedenfalls ein undankbares Thema. Es taucht in Fachwissen aus dem Baubereich ein. Einige Gundzüge von Wasser und Salz müsen verstanden werden, sonst kann ich mein Ziel, aufzuzeigen, wie die Entscheidungsprozesse zielsicher in die Katastrophe führen, nicht erreichen. Ich habe gehofft, daß es hilft, daß ja die wirklichen Entscheidungsträger auch keine Ahnung haben und sich ihre Meinung nur mit Allgemeinwissen und der Meinung der "zuständigen" Fachleute bilden. Hier kann sich der Leser einklinken, wenn es gelingt. Meine Hürde bei der Geschichte war die Notwendigkeit, so viele Personen vorzustellen.

Mein Motiv: ich weiß nicht, was in Köln passiert ist, aber ich bin fast sicher, daß es auch dort Leute gab, die alles kommen gesehen haben, sich aber nicht durchsetzen konnten. Wie bei den Radreifen, die zum ICE-Unfall führten. Wie bei den Hypothekenspekulationen, die UBS hat die Warner schon 2001 entlassen; da hätte sie sich noch retten können. Wie bei... wie immer.
Die Lügen von Gorleben haben mich über Jahre begleitet. Im Studium wollte mein Professor ein Seminar über Salzstöcke nicht durchführen, weil das Thema ihm zu politisch war - Salzstöcke sind ein wichtiges Thema in den Geowissenschaften, auch weil die meisten Ölquellen an ihnen liegen. Auch beim Unfall zehn Jahre später: den hier "Notaler" genannten Professor kannte ich persönlich; seine vergeblichen Warnungen wenige Stunden vor dem Einsturz wurden unter den Kollegen heftig diskutiert.

Danke, Gruß Set

 

Hallo Setnemides,

danke für deine Aufklärung.
Mit dieser Thematik habe ich mich noch nicht beschäftigt, obwohl ich weiß, dass vieles einfach gemacht wird. Trotz alledem ist es für mich unmöglich, deinen Text vernünftig zu bewerten.
Ich hoffe, du findest jemanden, der das kann und der dir eine ehrliche Kritik schreibt.

Gruß
Kyrios

 
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>„Wer Zweifel hat, kann nicht führen“<, womit Herr Wörner sicherlich nicht unrecht hat. Und wo eine Sache umstritten erscheint - wie in der Nutzung der Kernenergie - da muss Sicherheit durch Glaube als Wissensersatz herhalten. Denn hätte der Homo sapiens neandertalensis bereits Kernkraftwerke errichtet, der Homo sapiens sapiens müsste heute die Endlagerstätten (klingt ein wenig nach Endsieg) bewachen & hüten, hat doch das Plutoniumisotop 239 eine Halbwertszeit von 24.360 Jahren, die Pyramiden Ägyptens wurden vor 5 Jtsd. errichtet, wie auch Ötzi damals ..., also gäb's uns wahrscheinlich gar nicht.

Hallo Set,

in einer Zeit, da die Atomlobby ihre Chance wittert, zumindest die Laufzeiten hierzulande wieder verlängern zu können, kommt Deine Geschichte gerade recht! Und weil ja Gott herausgehalten werden muss, müssen Computer-Simulationen die pseudowissenschaftliche Rolle übernehmen, wobei vergessen wird, dass die Maschine "blöd" ist und nur das ausspuckt, was vorher eingegeben wurde, als Programm oder Daten (wobei Programme ja auch nur Daten sind). Alles Menschenwerk -

und diese Menschen haben bestimmte Interessen. Wer die Macht hat, entscheidet über die Daten, Macht im Sinne Max Webers als die Chance, seine Interessen durchsetzen zu können. Die Geschichte zeigt die Arroganz der Technokraten, Wirtschaftsbosse und der mit ihnen verbündeten politischen Elite. Bei der Lagerstätte in Morsleben (Sachsen-Anhalt) z. B. berief sich 1990 die damalige UMWELTMINISTERIN Merkel auf DDR-RECHTSPRECHUNG und übertrug die vormalige DDR Genehmigung auf Beerde. Ich bezweifle, dass sie heute anders handelte und dennoch vertrauen ihr die Leute, was mehr über die Leute als über Merkel aussagt.

Ich könnt' unendlich lamentieren, weis aber darauf hin, dass die Geschichte auch - jedenfalls für mich - allgemeingültig sei: so ähnlich wird's auch im Kölner Klüngel zum U-Bahnbau zugegangen sein und da haben wir ein etwas anderes Beispiel, wenn Profitmaximierung zur Glaubensmaxime wird.

Besonders schön find ich den Niederdeutschen Abschnitt, wobei die verwandtschaftliche Beziehung von "erzählen" und "zählen" im "vertellen" vorkommt. - Was war zuerst da: er- oder zählen?

So viel oder wenig für jetzt -

ich bin mir sicher, da kömmt noch mehr!

Gruß

Friedel

PS: Das im Text genannte Essener Institut ist auch mir bekannt -
für Vorarbeiten zu Krankenhausbauten.

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo Friedel,
danke, mich freut Deine Resonanz natürlich sehr, wenn auch die ausbleibende Kritik mich stutzig macht.

"so ähnlich wird's auch im Kölner Klüngel zum U-Bahnbau zugegangen sein":

genau darüber wollte ich schreiben, das war der Anlaß, aber da ich von Köln nichts weiß und von Gorleben immerhin ein bißchen, habe ich versucht, in bewährter Weise das eine mit dem anderen zu erklären.

Das im Text genannte Essener Institut -

nein, es handelt sich nicht um ein Essener Institut, sondern eines in einer Nachbarstadt; hier habe ich den Namen und den Ort verfremdet, wenn auch nur ein bißchen. Aber eingeweihte Wendländer wissen bei "Prof. Notaler" sofort, wer da nur gemeint sein kann - Wiki weiß es auch.
Die zwei weiteren Professoren sind aus Hamburg und Kiel und waren damals ebenfalls in aller Munde, besonders der Kieler Geologe, der durch die verfälschte Wiedergabe seines Gutachtens quasi in die Öffentlichkeit gezwungen wurde.
Die Bundesanstalt ist aus literarischen Gründen vereinfacht: es bedurfte der Mitwirkung zweier Bundesoberbehörden, das zustande zu bringen.

Neben Köln steckt hier natürlich auch das Entsetzen über die Asse drin, das für meine Fachkollegen und mich vielleicht noch einen besonderen Aspekt hat: wir haben vor 30 Jahren gewußt, daß der Salzstock mit den Unmengen Plutonium nicht für Jahrtausende stabil bleiben, sondern in wenigen Jahren mit Grundwasser vollaufen wird. Das ist nun in Gorleben nicht passiert - wer weiß eigentlich, daß das berühmte Endlager, wo immer die gepanzerten Züge hinfahren, oberirdisch ist?

Genug des Fachlichen, hier geht es um Literatur, und im besonderen: die Art, wie in unserer Gesellschaft von den Verantworlichen Entscheidungen gefällt werden.

Bis auf die Professoren habe ich alle Personen quasi erfunden, und da mir das nicht recht gelingen wollte, habe ich einfach meine Arbeitskollegen mit ihren Sprüchen und ihrer Art und Weise zu entscheiden dafür genommen; es paßte und hat das Schreiben vereinfacht.

Gruß Set

 

>„Wat geit mich de olle Albrech an, wenn miene Lüüd dor unnen verrecken deit?“, platzte Hansen dazwischen. „Ick hör dat erste Mol, dat Se gor nich weten, ob de Schachtwand holten tut. Ick weet dat ober: Se trägt nich. Un noch eens: We hebben ock een Watereenbruch, we pumpen Water un Schlamm un Salt. Wo dat herkummt? Is doch klor, dat sich nu Hohlräume bilden. Mi kunnst Du keen Blödsinn vertellen. So een Murx hebb ick noch nich erlebt.“<

Ach Set,

Dich braucht keineswegs die ausbleibende Kritik< am Text >stutzig< zu machen, hab ich doch wenige Stunden zuvor behauptet, dass >da (...) noch mehr (kömmt)!<

Wieder lieferstu ein nahezu klassisches Kammerspiel ab, in dem auf fünf Seiten Manuskript die Versammlung von acht ("eigentlich" neun) Männern in einer kahlen Baubaracke Gorlebens schilderst, wo in weniger als einer halben Stunde schwerwiegende und riskante Entscheidungen getroffen werden.

Da sind die (staatlich bestellten) Beyer (Leiter) und Dinkel (Referatsleiter der Bundesanstalt), welche Gorleben begutachten und das offensichtlich wohlwollend, da von der politischen Elite erwünscht >„Ich bitte Sie, meine Herren, ... Die Bundesanstalt steht doch für alles gerade, einen Baustopp können wir uns auf keinen Fall erlauben. Der Ministerpräsident…“< sagt einmal der Vorstandsvorsitzende.

Da ist der Vorstand mit dem Vorsitzenden Beil und den Herren Lethge und Saling, der als einziger des Vorstandes im Verlauf der Sitzung ratlos wird.

Von den auf (oder sagt man in?) Gorleben Tätigen werden durch den Baustellenleiter Witt und zwo Ingenieure vertreten: der erfahrene und durchaus skeptische Weber und der jüngere, karrierebewusste Langenberg, der dem Projekt positiv gegenübersteht, obwohl er um die Probleme weiß. Hier ist dann auch die neunte Person zu finden: Obersteiger Hansen, der zwomal von diesen leitenden Herren gerufen wird -

und beim zwoten Mal - vielleicht für die Herren, nicht aber für den aufmerksamen Leser - schlicht das Kommen verweigert. Diese Formulierung wirkt vielleicht zynisch, aber ist dieses nicht eher die/das geschilderte Haltung/Geschehen?

Das ist eine alte Geschichte, doch geschieht sie immer neu (will ich da in diesem anderen Zusammenhang als Heine sagen), wie jetzt zuletzt in Kölle, und dies ist eine schöne Geschichte um ein weniger schönes Geschehen um Erkenntnis (dargestellt durch Gutachten) und Interesse.

Aber gelegentlich rührt sich in mir die Kleinkrämerseele:

>Beil versuchte, bestimmt und beherrscht zu wirken. Als Vorstandsvorsitzender ...<, >Vorstandsvorsitzender Beil hatte auf Drängen des Vorstandsmitglieds Saling < und >... Baubaracke, der Vorstand, bestehend aus Beil, Lethge, der nie etwas Eigenes sagte, und Saling, der sich ...< zeigt ein bisschen viel "Vorstand" zu Anfang, wobei das zuletztgenannte Zitat die Möglichkeit bietet, den "Vorsitzenden" zu benennen.

>Eigentlich war er nur hier, weil die Politik drängte:...< Und uneigentlich? Reichte nicht "Er war nur hier, weil die ..."?

Gilt nicht auch in diesen Kreisen das Bonmot, dass der Dativ dem Genitiv sein Tod sei? (Gerade Lethge, der wohlangepasste, sagt >Kein Problem wegen des Wassers;...<)

>Wozu machen wir die weite Fahrt hierher zur Baustelle, wenn wir uns dann doch nur Ihr Gerede anhören.< Wäre nicht ein Fragezeichen angebracht?

> „die haben doch genau dasselbe gesagt, was sie mir jetzt erzählen. Und damals, da haben Sie mir geschworen, ..."<, gönn dem ersten sie auch die höflichere Großschreibung wie schon dem zwoten.

>„Danke, Herr Hansen, daß Sie so schnell kommen“, begrüßte ihn Beil. Wir möchten einmal Ihre Sicht der Dinge erfahren.“ Gänsefüßchen vorm Wir.

>Saling wurde ratlos.< War er's nicht schon zuvor?

>Er würde sich ab sofort täglich berichten lassen, das nahm er sich fest vor.< Warum diese würde-Konstruktion? Saling wird doch nicht daran zweifeln, dass er sein Vorhaben der täglichen Berichterstattung durchsetzen kann? Vielleicht besser "Ab sofort wird (alternativ: werde) er sich täglich berichten lassen(, nahm er sich vor)."

Was beim vorigen Beitrag wie ein bloßes Wortspiel klang, findet sich in der Geschichte konkret gegeben: Zählen und Erzählen zeigen ihre nahe Verwandtschaft. Das ahd. tellen (niederdeutsch vertellen, engl. to tell) weist zugleich aufs (Ver)Teilen hin. Erzählen ist dann nix anderes, als Vergangenes (oder Zukünftiges) zeitlich derart aufzuarbeiten, dass sie wie eine Folge erscheinen muss. Geschehen/Episoden folgen aufeinander wie die Zahlen einer (mathematischen) Folge ...

Eine feine Geschichte über unschöne Vorgänge in der Tradition (behaupt ich mal) Deiner Tulipan-Geschichte.

Gruß

Friedel

 

Danke, Friedel,
ich hab's doch gewußt, daß sie noch nicht rund ist.
Wobei das Plattdeutsche "vertellen", zumindest an der Küste und in "Hamborch" und Umgebung, sich nicht direkt aus dem Alt- oder Mittelhochdeutschen ableitet, sondern aus dem Englischen, das ja über die Seefahrt die Sprache in en Häfen geprägt hat; da wurde uns unsere Vergangenheit nochmal aufgetischt.
Das "Kammerspiel" ist mir so gar nicht bewußt, aber da Du es siehst, könnte es ja mal von dem hiesigen Provinztheater aufgeführt werden...mal sehen. Sozusagen als als Abwechslung zu "Prinz Eisenherz".

Ich bin ziemlich im Überarbeitungsrückstand bei anderen Geschichten, die Änderungen werden aber kommen.

Gruß Set

PS: Wörner hat das Bonmot übrigens von sich gegebn, als er wegen der Affäre Kiesling im Feuer stand. Eine inszenierte Geschichte, bei der ein angeblich homosexueller Nato-General abgesetzt werden sollte und wurde, wegen ganz anderer Hintergründe, und Wörner eigentlich nur das Problem hatte, selbst per Telefon im Schwulenmilieu ermittelt zu haben, anstatt das alles seinen geordneten Gang gegen zu lassen. "Selbst ist der Mann" täte es auch.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sediment!

wenn auch die ausbleibende Kritik mich stutzig macht.
Also was mich betrifft: Obwohl mich das Thema wirklich interessiert, bin ich beim ersten Anlauf ausgerechnet an der Stelle ausgestiegen, die Friedrichard so lobt.
Es war bis dahin schon anstrengend genug, den Dialogen zu folgen und die Namen zu behalten und mit dem Gesagten zu verbinden, dann soll ich plötzlich rätseln, was die plattdeutsche Passage wohl heißen mag. Natürlich kann ich mir gerade noch zusammenreimen, was es heißt, und im Grunde lese ich auch gern Dialekte, aber in Kombination mit so einem Thema halte ich das für völlig unpassend, und vor allem hab ich durch die Konzentration darauf nicht mehr auf meinen geistigen Notizzettel aufgepaßt, auf dem stand, wer nun wer ist, und dabei hat ihn der Wind verweht. ;)
– Wenn Du etwas aussagen willst – schreib klar und deutlich.
– Wenn Du Plattdeutsch oder andere Dialekte schreiben willst – wähle einfache (alltägliche, lustige, menschliche) Themen und poste sie in der Rubrik Mundart.
Und ich sehe natürlich auch, daß Du das Plattdeutsch zur Charakterisierung verwenden willst, aber das finde ich auch ziemlich unpassend, weil es eher so wirkt, als wolltest Du ihn negativ darstellen – oft benutzt man Dialekt in der wörtlichen Rede eines Einzigen, wenn man ihn als dumm oder ungebildet darstellen will.

Das Fachliche hab ich durch Deine Geschichte nur halb verstanden, erst durch die Erklärungen bei Greenpeace (nicht auf den damaligen Vorfall bezogen, aber das Problem Gorleben an sich) hab ich die Probleme und überhaupt die Dimension erfaßt: Plakat und Text

"so ähnlich wird's auch im Kölner Klüngel zum U-Bahnbau zugegangen sein":

genau darüber wollte ich schreiben, das war der Anlaß, aber da ich von Köln nichts weiß und von Gorleben immerhin ein bißchen, habe ich versucht, in bewährter Weise das eine mit dem anderen zu erklären.

ich bin fast sicher, daß es auch dort Leute gab, die alles kommen gesehen haben, sich aber nicht durchsetzen konnten.
Daß es die Leute gab, die »alles kommen gesehen haben«, hab ich jedenfalls gelesen. Aber ich weiß nicht, ob man die Kölner Stadtverwaltung mit der Atomlobby gleichsetzen kann – als ich gehört habe, daß dabei ausgerechnet das Kölner Stadtarchiv in Schutt und Asche verwandelt wurde, wodurch wichtige Dokumente, »unwiederbringliche Unikate aus tausend Jahren Geschichte in den "Höllenschlund" gerutscht« sind, hatte ich sofort einen ganz anderen … also ich meine: Wollte ich über den Unfall beim Kölner U-Bahn-Bau schreiben, würde ich mir einen alten Protagonisten mit viel Einfluß basteln, der etwas zu verbergen hat, worüber es Papiere gibt, die das belegen, und die liegen irgendwo gut verwahrt im Kölner Stadtarchiv … Aber ich will ja gar keine Geschichte darüber schreiben. :Pfeif:

Ehrlichgesagt gefällt mir das Thema um das Atommüllendlager ohnehin besser. Es wäre aber nicht notwendig gewesen, dafür so weit in die Vergangenheit zu gehen – gut, so weit ist es auch wieder nicht, aber Vorkommnisse aus den Achtzigern taugen nicht viel als Argument für heute. Es gäbe doch wesentlich Aktuelleres. Abgesehen von den ja jetzt viel akuteren Problemen deutscher Zwischen- oder Endlager hätte sich auch das ausgesprochen angeboten, weil es praktisch dasselbe auf russisch ist:

Olexandr Konoplev, russischer Atom-Physiker und nach der Katastrophe „Liquidator“ am AKW Tschernobyl, berichtet von erschütternden Erfahrungen: „Wir haben bereits Jahre vor der Katastrophe den Kreml vor einem schweren Unfall in Reaktoren wie Tschernobyl gewarnt. Doch dies blieb leider ungehört“, berichtet der ehemalige Atomtechnik-Befürworter […] „Aufgrund 46-jähriger Erfahrung mit Atomtechnik macht mir vor allem die derzeit drohende Atomkraft-Renaissance große Sorgen“, so Konoplev. „Länder wie Russland und die Ukraine planen jeweils 22 neue Reaktoren, haben aber nicht genug Geld für Sicherheit.“
Oder wie wär’s mit einem Kind am Niger, das mit Abfall von Uranminen spielt und radioaktiv verseuchtes Wasser trinkt, damit Europa immer mehr Atomstrom produzieren kann?

Alles aktueller Stoff für Geschichten, den Du genausogut aufgreifen kannst, wenn Du Dich mit der Materie an sich auskennst. Dafür ist es weniger wichtig, daß Du die genauen administrativen Vorgänge kennst oder, wie Du selbst schreibst: »eingeweihte Wendländer wissen bei "Prof. Notaler" sofort, wer da nur gemeint sein kann - Wiki weiß es auch« – viel wichtiger wäre, daß Du den Leser durch einen Protagonisten mit in das Geschehen nimmst und mitfühlen läßt, betroffen machst – das ist derzeit leider nicht der Fall, man muß schon wirklich dranbleiben wollen, um sich durch die Dialoge zu arbeiten. Aber damit wirst Du vermutlich nur jene erreichen, denen Du nicht mehr zeigen mußt, »wie in unserer Gesellschaft von den Verantworlichen Entscheidungen gefällt werden«, und somit verfehlst Du Dein Ziel durch die Form. Es bringt nicht viel, wenn sich Gleichgesinnte gegenseitig bestätigen und schon durch die Ausdrucksweise oder Form andere davon abhalten, auch nur zuzuhören.

Ich weiß, das klingt jetzt, als wollte ich, daß Du eine ganz andere Geschichte schreibst, und das stimmt im Grunde auch, aber ich hoffe, Du klaubst Dir auch die grundsätzlichen Überlegungen heraus und fängst damit etwas an. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi,

Und ich sehe natürlich auch, daß Du das Plattdeutsch zur Charakterisierung verwenden willst, aber das finde ich auch ziemlich unpassend, weil es eher so wirkt, als wolltest Du ihn negativ darstellen – oft benutzt man Dialekt in der wörtlichen Rede eines Einzigen, wenn man ihn als dumm oder ungebildet darstellen will.
Jede Geschichte hat ihre regionalspezifischen Elemente – ich kann nichts dafür, wenn Mundart für Dich die Arroganz der Wiener Bürger gegenüber den Almbauern wachruft. In Norddeutschland steht Platt nicht für Dümmlichkeit, sondern für Ehrlichkeit, Charakterstärke und Authentizität. Deswegen versuchen sich immer wieder volkstümelnde Politiker im Platt, das sich aus ihrem Munde noch falscher anhört als ihr Hochdeutsch.

Das Fachliche hab ich durch Deine Geschichte nur halb verstanden, erst durch die Erklärungen bei Greenpeace (nicht auf den damaligen Vorfall bezogen, aber das Problem Gorleben an sich) hab ich die Probleme und überhaupt die Dimension erfaßt: Plakat und Text
Das ist sehr plakativ, aber nicht falsch. Wiki ist auch recht allgemeinverständlich und noch etwas ausführlicher; auf castor.de findest Du Wolfgang Ehmke: "Tod im Halbgefrorenen. Der Schachtunfall vom 12. Mai 1987" - ich denke, da kann man sich auch reinfinden.

Daß es die Leute gab, die »alles kommen gesehen haben«, hab ich jedenfalls gelesen. Aber ich weiß nicht, ob man die Kölner Stadtverwaltung mit der Atomlobby gleichsetzen kann
Es geht mir, wie schon gesagt, um die Entscheidungsprozesse, die sich immer wieder ähneln. Ob der politische Druck aus einem braunen Klüngel oder von der Atomlobby kommt, ist dafür sekundär.

aber Vorkommnisse aus den Achtzigern taugen nicht viel als Argument für heute. Es gäbe doch wesentlich Aktuelleres.
Und warum sollte ich „Aktuelleres“ verwenden? Die wesentlichen Merkmale bleiben doch Konstante. Gerade durch die Verwendung älteren Stoffes wird das deutlich. Niccolò Machiavellis „Der Fürst“ entstand 1513 und beschreibt immer noch treffend die Grundzüge politischen Handelns. Die Konstanten unserer Kultur finde ich interessanter als die Variablen.

Abgesehen von den ja jetzt viel akuteren Problemen deutscher Zwischen- oder Endlager
Ich beschreibe ja gerade, wie die entstanden sind. Vor über 30 Jahren wurden Endlangerstätten und –verfahren nach rein politischen Gründen ausgewählt, jede Kritik unterdrückt, viele bestellte Gutachten haben Scheinwirklichkeiten aufgetischt, die am Ende selbst von den Betreibern nicht von der Realität zu unterscheiden waren. In Gorleben sind die Betreiber auf ihre eigenen Lügen hereingefallen, weil sie auch nach innen die Realität nicht zugelassen haben. Sie haben die Lügen zur Planungsgrundlage erhoben – das ist die Ursache der Katastrophe. Ich selbst habe ja, wie viele andere auch, vor 30 Jahren kommen sehen, daß die Asse absäuft, s.o.

hätte sich auch das ausgesprochen angeboten, weil es praktisch dasselbe auf russisch ist:
Ich lehne es grundsätzlich ab, bei Mißständen auf die „Bösen“ zu verweisen. Wir haben genug Mist vor unserer Haustür. Was die Verantwortungslosigkeit angeht, gibt es keinen qualitativen Unterschied zwischen den USA, Deutschland und Rußland. Wenn schon Ausland, dann würde ich lieber die Atomskandale der USA beleuchten, die viel größere Ausmaße annehmen als die in Rußland und im öffentlichen Bewußtsein unterrepräsentiert sind.

Alles aktueller Stoff für Geschichten, den Du genausogut aufgreifen kannst, wenn Du Dich mit der Materie an sich auskennst.
Also: ich versuche im Forum immer, den Autoren zu helfen, ihre Geschichte deutlicher herauszubringen. Ich rate nie, eine andere Geschichte zu schreiben. Es ist eine Frage der Authentizität. Wir sind keine Journalisten.

viel wichtiger wäre, daß Du den Leser durch einen Protagonisten mit in das Geschehen nimmst und mitfühlen läßt, betroffen machst – das ist derzeit leider nicht der Fall, man muß schon wirklich dranbleiben wollen, um sich durch die Dialoge zu arbeiten.

Ja, zugegeben, das ist literarisch problematisch, gehört aber zur Aussage, die bei mir höher angesiedelt ist: es gibt keinen Protagonisten, mit dem der Leser sich identifizieren kann, den Kämpfer der Gerechtigkeit, der am Ende siegt oder dramatisch untergeht. Gäbe es eine Erin Brockovich, wäre es eine andere Geschichte. Es gibt in Gorleben eine Lilo Wollny – aber die ist bei der Krisensitzung nicht dabei. Und das ist wesentlich. Wie schwach die Krititiker in dem Zusammentreffen der "Entscheider" sind, ist Teil der Geschichte. Kein Held in Sicht.

Ich habe durch einen Tip von Friedel die Erzählung Bölls "Der Bahnhof von Zimpren" gelesen. Ein ruhiger, leidender Stil, wenig wörtliche Rede, wenig Interaktion, die Täter werden von Aussen beschrieben, technische Dinge sind zum Teil grobfalsch. Ein Idiot sagt immer alles richtig voraus, als hätte er als einziger die Wahrheit.- So kann man heute nicht mehr schreiben: man muß näher ran. Und da ich nur meine Kollegen beschreiben und ihre Themen auf Gorleben übertragen muß, um die Mechanismen der Katastrophen darzustellen, bin ich ja auch "näher dran".

Ein Merkmal der Verteilung von Verantwortung in unserer Gesellschaft kann man der Geschichte entnehmen:
oben wird Verantwortung formal getragen, nicht inhaltlich, nicht menschlich, nicht mit Konsequenzen für das Leben. Diese Scheinverantwortung wird hoch bezahlt.
Unten, beim Arbeiter Hansen, wird Verantwortung menschlich getragen, hier werden Fehler wahrgenommen, hier wird für die Sache gedacht und gearbeitet und nicht für die Politik. Und hier wird mit dem Leben für die Fehler eingestanden. Das ist echte Verantwortung; sie wird in unserer Gesellschaft schlecht bezahlt.
Das ist allgemeingültig, egal wo man hinschaut. Die Banken liefern gerade schönes Anschauungsmaterial, stehen aber nicht allein.

Es bringt nicht viel, wenn sich Gleichgesinnte gegenseitig bestätigen und schon durch die Ausdrucksweise oder Form andere davon abhalten, auch nur zuzuhören.
Zum Schluß der ganz große Rundumschlag: eine Keule gegen die, die der Geschichte folgen können.

Gruß Set

 
Zuletzt bearbeitet:

ich kann nichts dafür, wenn Mundart für Dich die Arroganz der Wiener Bürger gegenüber den Almbauern wachruft.
Erstens ist das schon für sich genommen völliger Blödsinn, zweitens hat es nichts mit dem zu tun, was ich Dir zu Deiner Geschichte aufgeschrieben habe.

Zum Schluß der ganz große Rundumschlag: eine Keule gegen die, die der Geschichte folgen können.
Keule? Rundumschlag? :shy:

Irgendwie hast Du glaub ich ein Problem, gutgemeinte Kritik zu erkennen.
Da ich etwas perplex über Deine Antwort bin, werde ich auf den Rest erst später eingehen.

 

Hallo Setnemides!

Jede Geschichte hat ihre regionalspezifischen Elemente
Dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden. In Deiner Geschichte ist es aber ein einziges Element, das Du einem einzigen Menschen in den Mund legst, und das hat nichts mit regionaler Färbung der Geschichte an sich zu tun.

ich kann nichts dafür, wenn Mundart für Dich die Arroganz der Wiener Bürger gegenüber den Almbauern wachruft.
Wenn Du genau gelesen hättest, wäre Dir aufgefallen, daß es mir ausschließlich um Deine Geschichte ging. Oder sagte ich etwa nicht, daß ich Mundart sogar sehr mag? Aber in dieser Geschichte paßt sie eben meiner Ansicht nach nicht, und das hab ich auch begründet. Warum Du da persönlich zu werden versuchst, weiß ich nicht. »versuchst«, weil Du damit nur zeigst, daß Du Dinge als Argumente benutzt, von denen Du keine Ahnung hast: Es gibt kaum einen Österreicher, der nicht irgendeine Mundart spricht; für mich ist es zum Beispiel sehr schwierig, Dialoge auf Hochdeutsch zu schreiben, weil sie für mich immer falsch klingen. Und wer sich ein bisschen für Sprache interessiert, weiß auch, wie wichtig es ist, die gewachsenen Dialekte und Sprachen zu erhalten. Aber auch, wenn ich mich noch so sehr zu den Spracherhaltern zähle, finde ich, daß es Geschichten gibt, für die es paßt, und solche für die es nicht paßt – und zumindest in der Art, wie Du es hier machst, finde ich es unpassend, aber auch der Wichtigkeit des Themas wegen.

In Norddeutschland steht Platt nicht für Dümmlichkeit, sondern für Ehrlichkeit, Charakterstärke und Authentizität. Deswegen versuchen sich immer wieder volkstümelnde Politiker im Platt, das sich aus ihrem Munde noch falscher anhört als ihr Hochdeutsch.
Bei jenen Politikern ist die Zielgruppe eben die dort ansässige Bevölkerung, der sie durch das Platt ihre Verbundenheit mit ihnen zeigen wollen.
Was die Dümmlichkeit betrifft: Nicht ich sage, wer Mundart spricht, sei dumm, sondern es wird gern dafür verwendet, jemanden ungebildet darzustellen, indem man nur diesen Einzelnen so sprechen läßt. Und das ist in Deiner Geschichte der Fall: Nicht nur, daß es ein Einzelner ist, es ist ja auch tatsächlich der Arbeiter, also der mit dem niedrigsten Bildungsgrad. Und durch den Kommentar des Erzählers, »Wenn Hansen in Rage geriet, verfiel er jedesmal ins Platt«, steht es in meinen Augen auch eher als Unbeherrschtheit da (wenn Hansen sich aufregt, verliert er die Kontrolle).

Das Fachliche hab ich durch Deine Geschichte nur halb verstanden, erst durch die Erklärungen bei Greenpeace (nicht auf den damaligen Vorfall bezogen, aber das Problem Gorleben an sich) hab ich die Probleme und überhaupt die Dimension erfaßt: Plakat und Text
Das ist sehr plakativ, aber nicht falsch. Wiki ist auch recht allgemeinverständlich und noch etwas ausführlicher; auf castor.de findest Du Wolfgang Ehmke: "Tod im Halbgefrorenen. Der Schachtunfall vom 12. Mai 1987" - ich denke, da kann man sich auch reinfinden.
Ja, das Plakat ist plakativ, oder anders ausgedrückt: Es erklärt es anschaulich. Es ging mir aber nicht darum, daß Du das Plakat von Greenpeace bewertest oder mir weitere Quellen nennst – mein Kritikpunkt dahinter war, daß es in Deiner Geschichte schlecht rüberkommt, weshalb ich überhaupt nach einer anderen Erklärung gesucht habe. Das geeignete Mittel dagegen wäre, es in der Geschichte verständlicher darzustellen.

Und warum sollte ich „Aktuelleres“ verwenden? Die wesentlichen Merkmale bleiben doch Konstante. Gerade durch die Verwendung älteren Stoffes wird das deutlich. Niccolò Machiavellis „Der Fürst“ entstand 1513 und beschreibt immer noch treffend die Grundzüge politischen Handelns. Die Konstanten unserer Kultur finde ich interessanter als die Variablen.
Es war ein Tip und kein »Du sollst«. Weil (meine Erfahrung sagt, daß) Aktuelleres lieber gelesen wird, das bestätigt sich u.a. bei einem Blick auf die Frequenz in der Rubrik Historik, wo die Geschichte ja auch schon hinpassen würde, wenn man das Geschehen für sich nimmt; die Aussage, die Dir am Herzen liegt, ist natürlich nach wie vor aktuell. Aber allein mit einem einzigen Vorfall zeigst Du in meinen Augen noch keine Konstante – es bleibt allein beim Leser, das Muster auf andere Ereignisse zu übertragen, und je weiter das Erzählte in der Vergangenheit liegt, desto näher liegt ein »Ja, damals …«, und daraus folgt nur selten eine Übertragung in die Gegenwart.
Etwas zeigen zu wollen, aber zugleich klares Schreiben abzulehnen, paßt nicht gut zusammen.

Vor über 30 Jahren wurden Endlangerstätten und –verfahren nach rein politischen Gründen ausgewählt, jede Kritik unterdrückt, viele bestellte Gutachten haben Scheinwirklichkeiten aufgetischt, die am Ende selbst von den Betreibern nicht von der Realität zu unterscheiden waren. In Gorleben sind die Betreiber auf ihre eigenen Lügen hereingefallen, weil sie auch nach innen die Realität nicht zugelassen haben. Sie haben die Lügen zur Planungsgrundlage erhoben – das ist die Ursache der Katastrophe
Aus einem Inserat der E-Werke, zwei Wochen vor der Volksabstimmung über Zwentendorf, 1978: »Erst bei der Aufbereitung entsteht hochaktiver Abfall, für den von der Außenwelt abgeschirmte Endlager notwendig sind. Dieser Abfall ist mengenmäßig sehr gering. In Zwentendorf werden es zwei Kubikmeter im Jahr sein. Sie hätten im Laderaum eines VW-Busses Platz.« – Habt Ihr denn in Deutschland keine VW-Busse, wo Ihr das Zeug lagern könnt? :D

Ich lehne es grundsätzlich ab, bei Mißständen auf die „Bösen“ zu verweisen. Wir haben genug Mist vor unserer Haustür. Was die Verantwortungslosigkeit angeht, gibt es keinen qualitativen Unterschied zwischen den USA, Deutschland und Rußland. Wenn schon Ausland, dann würde ich lieber die Atomskandale der USA beleuchten, die viel größere Ausmaße annehmen als die in Rußland und im öffentlichen Bewußtsein unterrepräsentiert sind.
Ich habe Rußland nicht angeführt, weil ich sie als die »Bösen« sehen würde (manchmal frag ich mich wirklich, was Du für ein Bild von mir haben mußt und wo Du das hernimmst).
In der Verantwortungslosigkeit gibt es vielleicht keine qualitativen Unterschiede, allerdings ist die Qualität und damit die Sicherheit der AKWs eine andere. Und wie bei dem Unfall in Tschernobyl würde auch bei einer neuerlichen Katastrophe die Radioaktivität nicht an der Grenze Halt machen. Euch hat es ja nicht so erwischt, aber zu uns kam damals eine radioaktive Wolke, und ich weiß noch, wie wir wochenlang keine Milch trinken sollten, wie die Kinder nicht in die Sandkisten durften, wie wir Angst vor jedem Gemüse hatten etc., und auch von einem Ansteigen medizinischer Komplikationen, etwa vermehrten Eileiterschwangerschaften, habe ich gehört; auch meine eigenen Probleme, Krampfadern im Bauch, haben damals begonnen, inzwischen kann ich kaum mehr normal sitzen, darf nicht mehr als vier Kilo tragen, aber die Ärzte sind ratlos über die Ursache. Also komm mir bitte nicht mit der eigenen Haustür, die können wir nämlich vor allem nicht abschließen. Und wenn es dort an Sicherheit mangelt, weil kein Geld da ist, geht uns das alle an.
Damit will ich Dich jetzt natürlich nicht drängen, die Geschichte nach Rußland zu verlagern, aber Dein Argument mit den Bösen und der Haustür stößt mir derart auf – es paßt mehr zu den Argumenten derer, die Du selbst kritisierst.

Also: ich versuche im Forum immer, den Autoren zu helfen, ihre Geschichte deutlicher herauszubringen. Ich rate nie, eine andere Geschichte zu schreiben. Es ist eine Frage der Authentizität. Wir sind keine Journalisten.
Ich versuche auch, den Autoren zu helfen, ihre Geschichten zu verbessern, wozu manchmal auch gehört, die Intention deutlicher hervorzuheben. Eine andere Geschichte zu schreiben, rate ich dann, wenn ich finde, daß die Intention durch die vorhandene Geschichte nicht aufgeht, und ich keine Möglichkeit sehe, das zu ändern. Was das mit Journalisten zu tun hat, weiß ich nicht, aber das kannst Du mir ja ein andermal erklären. – Bei dieser Geschichte war es allerdings ein bisschen anders, denn ich weiß ja, daß Du Vorschläge nicht umsetzen willst, weil sie vom Kritiker kommen und nicht von Dir (obwohl die Umsetzung ja noch immer Deine wäre). Wie sollte ich Dir also meinen eigentlichen Vorschlag zu dieser Geschichte unterbreiten? Du würdest ihn ja nicht nehmen, würde ich ihn aussprechen, also hast Du eben nur die anderen bekommen, die sich alle nicht auf diese Geschichte beziehen.

viel wichtiger wäre, daß Du den Leser durch einen Protagonisten mit in das Geschehen nimmst und mitfühlen läßt, betroffen machst – das ist derzeit leider nicht der Fall, man muß schon wirklich dranbleiben wollen, um sich durch die Dialoge zu arbeiten.
Ja, zugegeben, das ist literarisch problematisch, gehört aber zur Aussage, die bei mir höher angesiedelt ist: es gibt keinen Protagonisten, mit dem der Leser sich identifizieren kann, den Kämpfer der Gerechtigkeit, der am Ende siegt oder dramatisch untergeht. Gäbe es eine Erin Brockovich, wäre es eine andere Geschichte. Es gibt in Gorleben eine Lilo Wollny – aber die ist bei der Krisensitzung nicht dabei. Und das ist wesentlich. Wie schwach die Krititiker in dem Zusammentreffen der "Entscheider" sind, ist Teil der Geschichte. Kein Held in Sicht.
Es muß doch kein Held im Sinn von »Kämpfer der Gerechtigkeit« sein. Es gibt ihn doch sogar schon – in Deiner Geschichte. Ich glaube, ich habe Dich sogar darauf hingewiesen, daß nur ein Einziger ein wenig charakterisiert wird (bin jetzt zu faul, das nachzulesen). Aber die Rolle des Arbeiters liegt Dir wohl nicht so, es fällt Dir offenbar schwer, Dich von der Wissenschaftlersicht zu lösen, daher ist der Erzähler in dem Kämmerchen eingesperrt und sieht den Arbeiter erst, wenn er bei der Tür hereinkommt und selbst erzählt, was unten vor sich geht. Dabei wäre es so einfach, aus seiner Sicht den Leser zum eigenen Gedanken »Was reden die Idioten da oben so lange herum, statt endlich zu handeln« zu bringen. All das lähmende Gerede der Fachleute vorher könntest Du Dir sparen, da der Arbeiter ja die Situation erfaßt, als er mit ihnen spricht. Und Du könntest den Leser mit ihm mitleben und erleben lassen, wie die Schlammmassen herunterregnen. (Aber ich weiß schon, das kommt allein deswegen schon nicht in Frage, weil Du ja dann meinen Vorschlag ausführen würdest.)

Und da ich nur meine Kollegen beschreiben und ihre Themen auf Gorleben übertragen muß, um die Mechanismen der Katastrophen darzustellen, bin ich ja auch "näher dran".
Der Arbeiter ist näher dran. Und die Argumente der Verantwortlichen, die in der Zeit fallen, in der er in der Besprechung ist, reichen für die Geschichte vollkommen aus.

Ein Merkmal der Verteilung von Verantwortung in unserer Gesellschaft kann man der Geschichte entnehmen:
oben wird Verantwortung formal getragen, nicht inhaltlich, nicht menschlich, nicht mit Konsequenzen für das Leben. Diese Scheinverantwortung wird hoch bezahlt.
Unten, beim Arbeiter Hansen, wird Verantwortung menschlich getragen, hier werden Fehler wahrgenommen, hier wird für die Sache gedacht und gearbeitet und nicht für die Politik. Und hier wird mit dem Leben für die Fehler eingestanden. Das ist echte Verantwortung; sie wird in unserer Gesellschaft schlecht bezahlt.
Das ist allgemeingültig, egal wo man hinschaut.
Mir brauchst Du solche Dinge nicht erklären. In Deiner Geschichte finde ich das aber leider nicht. Das wäre vielleicht der Fall, wenn Du … ach, was red ich mir den Mund fusslig.

Es bringt nicht viel, wenn sich Gleichgesinnte gegenseitig bestätigen und schon durch die Ausdrucksweise oder Form andere davon abhalten, auch nur zuzuhören.
Zum Schluß der ganz große Rundumschlag: eine Keule gegen die, die der Geschichte folgen können.
Erklär mir bitte, wo eine Keule ist, wenn ich versuche, Dir Tips zu geben, wie Du meiner Meinung nach mehr Leute ansprechen könntest, vor allem auch solche, die nicht ohnehin schon Interesse am Thema haben.
Und daß man niemanden für etwas interessieren wird, indem man ihn mit Fachwissen überrollt, ist eine notorische Tatsache.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

>Also was mich betrifft: Obwohl mich das Thema wirklich interessiert, bin ich beim ersten Anlauf ausgerechnet an der Stelle ausgestiegen, die Friedrichard so lobt.
Es war bis dahin schon anstrengend genug, den Dialogen zu folgen und die Namen zu behalten und mit dem Gesagten zu verbinden, dann soll ich plötzlich rätseln, was die plattdeutsche Passage wohl heißen mag<,

damit ist ein Dialog mit dem Zeug zur Satire eingeleitet, denn warum,

liebe Susi,

sollte Set den niederdeutschen Monolog verharmlosend ausarbeiten und unter Mundart einstellen? Wo wird für mich - oder unsere Lateiner wie sim gerade - die Rubrik "Alte Sprachen" eingeführt? Sollte man solche Möglichkeiten nicht als Stilelement verwenden dürfen, wenn man doch Neuhochdeutsch schreiben kann?

Auch seh ich schon, dass Du für Dostojewski ein Tagebuch führst mit Namens- und Sachregister. Aber Polemik beiseite:

Ist es nicht so, dass jede Sprache das Zeug zur Verdummung hat, wie sie auch nicht nur zur Ver-, sondern vor allem zur Aufklärung beitragen kann? Gleichgültig, ob sie als Hochsprache, Dialekt oder Soziolekt daherkommt, ob sie Neu-, Mittel- oder Alt... daherkommt, ob sie lebt und wenn sie gleich tot wäre.

Das thiusdisc/theodisk (südd. diutisk) entstand aus thiod (diet, später: deutsch), was nix anderes bedeutete als "Leute, Stamm, Bevölkerung, Volk", bedeutete also, wie die Leute sprachen. Deutsch war also nichts andres als ein Schicht-/Klassenbegriff, der die da oben von denen da unten abgrenzte, sprach man doch in den gehobenen Klassen gehoben (Latein, zuletzt im 18. Jhdt. Französisch, siehe noch der Alte Fritz). >"Deutsch" meinte die, die Mühe hatten mit dem Vokabular derer da oben<, bringt Lodemann (Siegfried und Krimhild, S. 11) es auf den Punkt.

Und was Verständlichkeit und Klarheit in der Darstellung dessen betrifft, was da in der Bauhütte vor sich geht, kann's doch gar nix zu mäkeln geben. Was die Aktualität angeht, so gäbe es uns wahrscheinlich gar nicht erst, wenn der Neandertaler so mit der Welt hätte verfahren können, wie die westliche Zivilisation es sich erlaubt.

Nix für ungut

Friedel

 

Frierichard schrieb:
warum,
liebe Susi,
sollte Set den niederdeutschen Monolog verharmlosend ausarbeiten und unter Mundart einstellen?
Da ich das nicht gesagt habe, kann ich Dir auch nicht sagen, warum er das sollte.

Ich habe auch keine Aufklärung nötig, das hab ich oben bereits gesagt, da meiner Kritik keine Abneigung gegen das Plattdeutsche oder sonstige gewachsene Dialekte und Sprachen zugrunde liegt. Ich denke, ich habe meine Meinung ausreichend begründet, und hättest Du die Gründe gelesen, hättest Du schon vorher gewußt, daß Deine Argumentation völlig fehl am Platz ist, da sie nichts mit meinen Gründen für die Kritik zu tun hat.

Und was Verständlichkeit und Klarheit in der Darstellung dessen betrifft, was da in der Bauhütte vor sich geht, kann's doch gar nix zu mäkeln geben.
Abgesehen davon, daß ich nicht von der Bauhütte gesprochen habe (die ist sogar sehr ausführlich beschrieben, was aber für die Geschichte völlig egal ist): Wenn Du an etwas nix zu mäkeln findest, heißt das nicht, daß es ein anderer nicht anders sehen darf.

Was die Aktualität angeht, so gäbe es uns wahrscheinlich gar nicht erst, wenn der Neandertaler so mit der Welt hätte verfahren können, wie die westliche Zivilisation es sich erlaubt.
Da will ich Dir grundsätzlich nicht widersprechen, es hat aber mit meinem Kritikpunkt ebenso null zu tun, ist daher kein Gegenargument und ich frage mich, warum Du es anführst. Nur, um einen weiteren Beitrag zu posten?

Liebe Grüße,
Susi

 

Hat mich nun das Häferl gestochen oder eine Fata Motgana mich getäuscht? In der Tat werd ich nun noch einen Beitrag hierzu posten, selbst auf die Gefahr hin, dass er in den unendlichen Weiten der virtuellen Welt(en) verschwinden wird.

>Es war bis dahin schon anstrengend genug, ..., dann soll ich plötzlich rätseln, was die plattdeutsche Passage wohl heißen mag. Natürlich kann ich mir gerade noch zusammenreimen, was es heißt, und im Grunde lese ich auch gern Dialekte, aber in Kombination mit so einem Thema halte ich das für völlig unpassend, ...
– Wenn Du etwas aussagen willst – schreib klar und deutlich.
– Wenn Du Plattdeutsch oder andere Dialekte schreiben willst – wähle einfache (alltägliche, lustige, menschliche) Themen und poste sie in der Rubrik Mundart,< schriebstu ("schriebst Du") zu Anfang und endetest mit

>Ich weiß, das klingt jetzt, als wollte ich, daß Du eine ganz andere Geschichte schreibst, und das stimmt im Grunde auch, aber ich hoffe, Du klaubst Dir auch die grundsätzlichen Überlegungen heraus und fängst damit etwas an<,

liebe Susi,

unter # 10 am 18. d. M. um 5:21 Uhr MEZ, was schon sehr entschieden und eindeutig klingt & Dich sicherlich zur Wahl der Miss Verständnis qualifiziert, selbst wenn Du in späteren Beiträgen die Aussage zu relativieren versuchst. Denn mehr (aber auch nicht weniger) können Vorschläge hier gar nicht sein.

Schön, dass Du immerhin gelesen hast, >daß es die Leute gab, die »alles kommen gesehen haben«, aber die Regel ist spätestens seit Homers Ilias, dass auf Kassandra nicht gehört wird. Und der Kölner Klüngel ist nicht die Atomlobby, aber die Entscheidungsgremien handeln nach ähnlichen Prinzipien, denn das Stadtarchiv ist mit der Kommunalwahl vielleicht abgehakt, Gorleben und ähnliche Lagerstätten werden künftige Generationen beschäftigen - wahrscheinlich bis zum Ende des Homo sapiens sapiens.

>Wenn Du genau< geschrieben >hättest, wäre Dir aufgefallen, daß es mir ausschließlich um (Sets) Geschichte ging.<

Gruß & nix für ungut

Friedel

 

Hallo Friedel!

Keine Ahnung, was du willst und warum du einzelne Sätze von mir zwischen >Pfeile< schreibst und mir ein Relativieren unterstellst - löse die Knoten in Deinem Hirn, dann kannst du meinen Gedanken auch folgen, die ich nicht relativiert, sondern näher ausgeführt habe. Stell dir vor, es ist tatsächlich möglich, daß ich eine Meinung zur Geschichte selbst sage, zugleich aber auch finde, daß für die in einem Posting beschriebene, gewünschte Aussage eine andere Geschichte passender wäre.

Meinst du, daß es Setnemides viel bringt, wenn du versuchst, gutmeinende Kritiker, die ihre ehrliche Meinung sagen, von seinen Geschichten zu verscheuchen, weil man sich auf keine derartigen Diskussionen mit dir einlassen will?

Schönen Tag noch,
Susi

 

>Pfeile<

Hallo Häferl,

Peter von Matt hat - allerdings zum Thema "Lyrik" - in Literatur im Foyer des SWF unter Ausschluss der Öffentlichkeit - denn die schlief um diese mitternächtliche Stund' des 17. Aprils 2009 bereits -, von Matt hat also dort das Wort geprägt, dass alle Kunst, wozu doch auch Literatur zu zählen ist, Arbeit mache. Dass Sets Text Dir Arbeit bereitet zeigstu, indem Du Dich nicht scheust, ihn anzupacken und am Text zu arbeiten. Und das ist gut so!, selbst wenn ein ganz anderer Text dabei herauskäme, den Du dann freilich selbst schreiben solltest. Damit wird es auch nebensächlich, ob Du nicht wüsstest, was die "Pfeile" bedeuten, wenngelich es gehälftete Gänsefüßchen sind, die der Duden "einfache Anführungszeichen" nennt. Aber wer will schon an- oder gar vorgeführt werden?

Vertragen wir uns wieder!

Friedel

PS: Die o. g. Sendung wurde heute morgen von 3Sat wiederholt - erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit, als die ordentliche Christenheit sich sicherlich in der Kirche zum Gottesdienst traf und den HERRN lobte und pries.

 

Hallo Friedrichard!

Dass Sets Text Dir Arbeit bereitet zeigstu, indem Du Dich nicht scheust, ihn anzupacken und am Text zu arbeiten. Und das ist gut so!, selbst wenn ein ganz anderer Text dabei herauskäme, den Du dann freilich selbst schreiben solltest.
Ich habe aber nicht vor, diesen Text zu schreiben, denn es sind Gedanken, die ich mir zu Sets Geschichte gemacht habe, und nachdem wir hier in einem Forum sind, in dem wir uns konstruktive Kritiken schreiben wollen, habe ich sie ihm mitgeteilt. Weil es sich obendrein um ein politisches Thema handelt, das auch mir ein Anliegen ist, habe ich ihm auch gesagt, wie ich glaube, daß es besser ankommen würde. - Da er sich noch nicht wieder gemeldet hat, nehme ich an, er denkt immer noch darüber nach …

Damit wird es auch nebensächlich, ob Du nicht wüsstest, was die "Pfeile" bedeuten, wenngelich es gehälftete Gänsefüßchen sind, die der Duden "einfache Anführungszeichen" nennt.
Nein, der Duden meint diese ›‹, die ja auch größenmäßig zu diesen »« passen. Was du machst, sind Pfeile oder mathematische Größer- und Kleinerzeichen.

Vertragen wir uns wieder!
Erst greifst du mich an und dann meinst du so lapidar »Vertragen wir uns wieder!«, und das im Befehlston? Ich bin ja in keinen Krieg gezogen, ich hab mich nur gewundert über die Panzer, die da plötzlich angefahren kamen und Löcher in den Erdboden schossen. Aber ist schon okay, wir werden in die Löcher Bäume pflanzen …

Grüße,
Susi

 

Verhört,

Häferl,

musstu Dich haben. Wie käm ich zum Befehlston? Auch Wünsche dürfen mit "!" versehen werden und >< bietet sich auf Tastaturen im Internetcafé halt an (auch schon mal >> und <<).


Gruß

Friedel

 

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