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- 08.11.2004
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Kronos würgt
An einer Biegung an dem Ufer des Flusses, inmitten von Wiesen, nahe bei der Brücke, sitzen sie an einem Feuer. Die Schlauchboote sind noch nass. Das Grillwerk wird langsam gar. Mit dem vorher hier abgestellten Fahrrad fährt einer das Auto holen.
Steve Stoppuhr trägt inzwischen den Bierkasten ins Wasser, damit das Bier kalt bleibt. Er stellt ihn ab, geht dann aber nicht zurück, sondern weiter in den Fluss hinein. Seine Füße finden auf dem glitschig-steinigen Boden kaum Halt. Er watet bis zur Mitte des Flusses. An der Stelle, wo die Strömung am stärksten ist, bleibt er stehen und lässt den Fluss auf sich zukommen. Die Abenddämmerung bricht an, es riecht nach Fluss, Grün und Grill, am Ufer sitzen seine Freunde. Er schaut auf das Wasser. Es bleibt nie stehen.
Ich sitze im Kino. Links neben mir sitzt Peter, rechts Jana. Es riecht nach Popcorn. Weiter vorne höre ich jemanden leise weinen. Ich spüre das Polster des Sitzes an meinen Armen und unter mir. Ich bin glücklich.In der Lobby wendet sich Jana zu ihm um: "Stoppuhr...", schaut ihn flehentlich von unten an, "sei ein Schatz und hol mir noch eine Cola, ja?" Stoppuhr geht und holt ihr eine. Als er bezahlt, fällt der Verkäuferin das Foto eines Main-Coons in seinem Portmonee auf. "Hübsche Katze", sagt sie. Stoppuhr lächelt: "Nicht wahr?"
Es regnet in Strömen. Stoppuhr wirft einen Blick über die Schulter zu denen, die hinter ihm, also vor der Bustür stehen und schon völlig durchnässt sind. Der Busfahrer, ein missgelaunter, älterer Herr zeigt sich unnachgiebig.
"Damit können sie nicht mitfahren."
"Das habe ich doch eben erst bei ihnen gekauft."
"Ja aber währenddessen wurde zwölf Uhr überschritten, daher gilt ihr Halbtagesticket nicht mehr."
"Hätten sie mir das nicht vor einer Minute sagen können?"
"Sie wollten ein Halbtagesticket und ich habe ihnen eins gegeben. Ich halte mich nur an die Regeln."
Die Menschen hinter Stoppuhr murren wütend.
"Wissen sie was: ich werde mich einfach setzen und sie fahren in aller Ruhe weiter."
"Vergiss es. Kauf dir ein neues Ticket oder raus hier!"
Stoppuhr atmet ein. Er überfliegt sein Inneres und tastet es ab. Wut, einfach Wut. Das ist in Ordnung. Es riecht nach regennassen Sachen. Komm Wut, erzähl von dir.Stoppuhr atmet aus.
"Ok, geben sie mir ein neues Halbtagesticket."
Der Busfahrer blickt ihn missbilligend an. "Bitte!", sagt Steve.
Wir sitzen gerade in meinem Auto, ich habe Jana von der Stadt abgeholt, wo sie einkaufen war. Im Radio läuft "Supergirl".
Jana löst ihren Gurt. Stoppuhr betrachtet ihre lila Fingernägel, die unruhig mit der Metallschnalle spielen.
"Stoppuhr, ich muss mit dir reden."
Stoppuhr macht das Radio aus.
And then she said: It's all right - I got home late last night.
"Was ist los, Spatz?" Stoppuhr lächelt. Als Jana das sieht, wird sie noch unruhiger. Er merkt, wie schwer es ihr fällt anzufangen. Fragt sich, was los ist und nimmt sie erstmal in den Arm.
Sie drückt ihn kurz und macht sich dann los.
"Du Stoppuhr, ich hab dich wirklich lieb und die Zeit mit dir war die schönste in meinem Leben, aber ..."
"Aber?" Stoppuhrs Augenbraue zuckt unwillkürlich.
"Aber irgendwie ist es nicht mehr so wie am Anfang." Sie legt ihre Hand auf sein rechtes Knie. Er lässt es zu.
"Ich hab jemand anderes."
Stoppuhrs Seelenauge dreht sich reflexartig nach innen. Will schauen, was für einen Schaden Janas Worte anrichten.
Wir sitzen gerade in meinem Auto, ich habe Jana von der Stadt abgeholt, wo sie einkaufen war. Das Radio ist aus. Ich spüre ... Stoppuhr versucht nach seinen Empfindungen zu greifen, doch sie lassen sich nicht.
Ich spüre ... Nichts.
Das kann nicht sein. Stoppuhr ist irritiert. Schmerz, Wut, Trauer, alles wäre besser gewesen, aber Nichts passt irgendwie nicht.
Aber da ist nichts anderes.
Ich spüre dich, Leere in meinem Inneren. Das ist ok, ich akzeptiere dich. Komm, erzähle.
* * * * *
Stoppuhr tritt in sein Zimmer. Er zieht die Vorhänge zu, setzt sich auf den Flokati-Teppich und macht sich bereit, zu meditieren. Vor einem Jahr hat er sein Zimmer schalldicht isoliert, sodass in seine Stille nur das regelmäßige Ticken seiner unzähligen Uhren dringt. Er achtet auf das Ticken der Sekundenzeiger - Tick - Tick -Tick -.
Er lässt die Wellen, die von ihnen ausgehen, seinen Körper durchdringen und wird allmälich ganz ruhig. Nach einiger Zeit hat er sie vollständig in sich aufgenommen und hört sie nicht mehr. Stoppuhr denkt jetzt nicht mehr bewusst. Es kommen ihm trotzdem Gedanken, wie das Rauschen im Radio, wenn kein bestimmter Sender eingestellt ist. Stoppuhr benennt sie und lässt sie unbewertet stehen.
Das war eine Erinnerung ... das ist eine Machtphantasie ... das ist soziale Imagination ... das war ein Traumfetzen.
Auf diese Weise findet Steve Stoppuhr zu sich selbst.
Es ist ein sonniger Nachmittag im September, vielleicht der letzte warme Tag im Jahr. Kinder belagern das Einmeter-Brett und springen ständig ins Wasser. Bei jedem Sprung spritzen neben größeren Wellen auch kleinste Wassertropfen in die Höhe. In denen bricht sich das Sonnenlicht und für einen winzigen Augenblick erscheint ein Regenbogen in dem Tropfen.
Stoppuhr sitzt mit seinen Freunden in dem halbkreisförmigen Whirlpool. Es ist warm. Der Luftstrudel in meinem Rücken tut gut. Rechts neben mir sitzt Axel, links Clara, Peters Cousine, die vor einem Monat hierhergezogen ist. Ich bin glücklich.
Clara sitzt seitlich, den Fuß unter sich gezogen und schaut Stoppuhr an.
Irgendjemand fragt: "Ey Stoppuhr! Kommst du mit rutschen?"
Stoppuhr steht auf: "Ja, klar."
Clara kommt ebenfalls mit. Die Gruppe steigt aus dem Wasser und stellt sich in die Schlange, die sich die gesamte Treppe des Rutschenturms entlang windet.
"Wie heißt du eigentlich wirklich?", fragt Clara ihn unvermittelt und legt dabei den Kopf schief.
"Steve."
"Aha. Und wieso nennen dich dann alle Stoppuhr?"
"Naja", Stoppuhr grinst, "ich versuche jeden Augenblick meines Lebens so intensiv wie möglich wahrzunehmen. Manchmal wirkt das so, als würde ich die Zeit anhalten wollen."
"Und? Willst du das?"
Stoppuhr tirtt von einem Fuss auf den anderen: "Naja. Das wäre halt nicht schlecht."
"Ach so", sagt Clara. Hinter ihm stehend fällt ihr auf, dass sie seinen Rücken schön findet. "Aber er hätte mich ruhig vorlassen können", denkt sie, während sie eine Stufe höher steigen.
Stoppuhr liebt das Rutschen in dieser Rutsche. Sie steht fast senkrecht, wodurch man mehr fällt als rutscht. Paradoxerweise liebt er das Rutschen so, weil es eine der wenigen Empfindungen ist, die er nicht unter der Lupe seines Bewusstseins zerlegen kann.
Stoppuhr macht sich die Situation vor dem Rutschen genau klar. Der Luft ist ein wenig trockener als im Rest des Schwimmbads, der Boden ist feucht, Stoppuhr spürt eine kitzelnde Vorfreude. Die kleine Ampel links neben der Rutsche wird grün, Stoppuhr nimmt Schwung und rutscht los. Nach fünf Sekunden Zeitlosigkeit ist die dantische Fahrt zu Ende. Stoppuhr steigt aus, stellt sich zu den anderen und wartet auf Clara, die hinter ihm war.
Was ist die kleinste Zeiteinheit, die ich noch bewusst wahrnehmen kann? Das Rutschen ist zu schnell, da bin ich außerdem durch die Erregung abgelenkt. Achterbahn fahren auf dem Viehmarkt, in dem Moment zwischen Berg und Tal, das geht noch. Wie lang das wohl sein mag? Sieben Sekunden? Acht?
Sie sitzen beisammen und quatschen. Aus der Anlage kommen leise Gitarrenklänge. Der Raum, in dem sie sitzen ist eng, aber das stört sie nicht. Schreibtisch und Stühle sind beiseite geschoben, auf dem Boden ist genug Platz für alle. Johnny geht rum.
"Echt mal eine ordentliche Geburtstagsparty, Lemmy!", sagt Stoppuhr.
"Ja, kann ich nur zustimmen", stimmt Clem nur zu, "und dein Zimmer sieht ja auch endlich mal bewohnbar aus. Das erste halbe Jahr hast du ja wie ein Schwein hier drin gehaust."
"Ich wette, den ganzen Müll hat er nur notdürftig in den Schrank gestopft", sagt Nina und kuschelt sich fester an Peter.
Johnny erreicht Stoppuhr. Der gibt ihn weiter.
"Nu zieh schon!"
"Nee", Stoppuhr ahnt, dass jetzt wieder eine Diskussion über seinen verwerflichen Lebenswandel auf ihn zukommt, "mir schmeckt das doch nicht."
"Das ist mal wieder unser Asket: 'nee, ich mag nicht, das ist nicht brav genug für mich...' stell dich nicht so an!", Peter hat null Verständnis.
"Na hör mal, das ist doch meine Sache", sagt Stoppuhr und hat das Ganze satt, "nehmt das doch einfach mal hin."
Stille kehrt ein, jemand öffnet eine Bierflasche.
Axel, der angespannte Situationen nicht ab kann, steht auf: "Ich geh mal auf den Balkon."
"Ich auch", sagt Clara und folgt ihm. Stoppuhr blickt ihr hinterher.
Axel schaut in den klaren Himmel. Die Milchstraße beugt sich wie eine Brücke über die Nacht.
"Du studierst doch Psychologie, oder?", fragt Clara.
"Ja."
"Wieso ist Stoppuhr so?"
Axel lacht, was Clara sympathisch findet. Seine tief einliegenden Augen und sein warmes Wesen haben etwas, dem man sich anvertrauen möchte. Der perfekte Analytiker.
"Was erwartest du, dass ich dir sage? Ich kann ihn nicht analysieren, niemand kann das."
"Weil Stoppuhr so kompliziert ist?"
"Nein. Weil Menschen keine Uhren sind, die man auseinander nehmen kann."
"Wozu gibt es dann Psychologen?"
"Psychologen können Richtungen aufzeigen. Ich kenne Stoppuhr schon eine Weile. Und ich kann dir sagen, was ich über ihn denke. Aber als Freund. Nicht als Psychotherapeut."
Clara lauscht einem Auto, das mit kaputtem Motor irgendwo unter ihnen losfährt.
"Bitte, tu das."
Axel denkt einen Moment lang nach. "Stoppuhr will nicht die Zeit an sich, sondern das Leben anhalten. Anhalten, weil er glaubt es dadurch ordnen zu können. Ich glaube, Stoppuhr hat ein großes Kontrollbedürfnis. Deshalb raucht und trinkt er wohl auch nicht: Er hat Angst, dabei die Kontrolle über sich zu verlieren. Dabei ist er aber nicht wirklich konsequent, denn das geht nicht. So wie diese Welt konstruiert ist, gibt es zu keinem Zeitpunkt Stillstand, totale Ordnung oder vollständige Kontrolle. Das wäre ja auch langweilig."
Clara nickt: So etwas hatte sie sich auch schon gedacht.
"Kennst du seine Family?"
Clara verneint.
"Die wohnen ja alle schon seit Generationen hier, daher hatte ich Gelegenheit, die meisten von ihnen kennenzulernen. Es ist so: Fast seine gesamte Verwandtschaft verhält sich zwanghaft. Bei seinem Opa im Werkzeugschuppen hängen die Sägen und Schlüssel alle milimetergenau parallel an der Wand. In dem Auto seines Vater könnte man eine Operation durchführen, so steril ist es. Und seine Oma hat seit dreißig Jahren den exakt gleichen Tagesablauf. Weißt du, was dahinter steckt?"
"Kontrolle?"
"Und dahinter?"
"Keine Ahnung."
"Nun, vermutlich Schuld. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie sich alle ständig schuldig fühlen. Sie sind auch ganz gut darin, einem das Gefühl für Schuld zu vermitteln."
"Und Stoppuhr?"
"Nun, Stoppuhr geht damit anders um. Er unterliegt vielleicht Zwängen in seinem Kopf, aber dafür nicht den Zwängen der Außenwelt. Sein Wunsch nach der Zeitlosigkeit ist seine Lösung des Familienrätsels. Dadurch ist er gleichzeitig freier und unfreier als sie."
"Kommt er denn nie davon los?"
"Für Stoppuhr ist es ja kein Hindernis, sondern eine Möglichkeit, die Welt zu genießen. Menschen wollen sich ändern, weil sie Leidensdruck haben. Aber Stoppuhr leidet ja nicht darunter."
Clara würde gerne herausfinden ob das stimmt: "Scheint zumindest so."
Axel hört sie gar nicht, er hat sich in Schwung geredet: "Ich glaube sogar, er hätte ganz davon wegkommen können, von dem "Familienschuldgefühl". So zwanghafte Verhaltensweisen übernimmt man aber manchmal als Ersatz für irgendwas. Vielleicht hat er ja früh ein Haustier verloren oder so."
* * * * *
EINMAL ZU STEIN ERSTARREN. EINMAL HARREN.
steht auf dem Plakat über Stoppuhrs Bett. Clara ist aufgewacht und betrachtet es. Stoppuhr übt eine eigentümliche Faszination auf sie aus, auch körperlich. Clara versucht es zu benennen, aber sie schafft es nicht. Stoppuhr ist so komplett anders als ihre vorigen Freunde. Sie nimmt, vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, seinem Arm von ihr und steht auf. Sein Zimmer ist eigentlich ganz hübsch. Bis auf die Uhren. Die stören sie schon, seit sie hier ist. Kurzentschlossen macht sie alle aus: entfernt die Batterien oder zieht den Stecker raus. So. Endlich Ruhe. Sie betrachtet ihn, während er schläft. Setzt sich an den Bettrand.
"Du bist ja soooo niedlich."
Stoppuhr erwacht, blinzelt träge und kuschlt sich an ihren Schoss. Sie legt sich wieder zu ihm. Plötzlich zuckt er auf.
"Was ist mit den Uhren?"
"Ich hab sie ausgemacht, sie nerven mich."
Stoppuhr steht auf, ohne Rücksicht auf sie zu nehmen und beginnt, sie wieder anzuschalten.
"Mach das nicht nochmal, ich brauche sie."
"Nein, Stoppuhr, lass sie aus, sie nerven mich wirklich."
Stoppuhr zögert, streicht sich mit der Hand durchs brünette Haar.
"In Ordnung, ein Kompromiss: Ich mach die digitalen wieder an. Die geben kein Geräusch."
"Ist oK", Clara möchte den schönen Nachmittag jetzt nicht durch einen Streit kaputt machen, "komm her und lass dich knuddeln."
Stoppuhr lächelt und lässt sich von ihr zurück ins Bett ziehen.
Später.
"Fängst du schon wieder damit an?"
"Womit denn?"
"Jetzt lass doch endlich mal locker!"
Stoppuhr atmet ein. Ich bin in meinem Bett. Unter mir liegt Clara, ich spüre sie. Die Luft riecht nach Räucherstäbchen und ihrem Parfum.
Stoppuhr atmet aus: "Ich versuch's."
Clara schubst ihn sanft beiseite und schaut ihn besorgt an: "Stoppuhr, ich hab dich so gern wie du bist. Aber im Bett musst du einfach mal loslassen können."
Er grinst verlegen: "Damit hab ich's nicht so sehr, das weißt du doch."
"Ja, ich weiß. Und manchmal würd ich dich auch einfach nur packen, durchschütteln und anschreien wollen: Leb doch mal endlich! Aber das bist du und du bist mir unendlich wertvoll so. Nur Sex ist halt Sex und was du machst ist ziemlich unromantisch. Entkrampf dich doch mal!"
"Ziemlich?"
"Oh ja. Ziemlich."
"Sorry, Clara. Ich hab dich auch wirklich lieb." Er streichelt ihr sanft über die Schultern.
"Wie hast du das denn ... vor mir gemacht?", fragt sie.
"Irgendwie halt. Die hat das eh kaum mitbekommen."
"Jedenfalls werden wir das mal ändern."
Stoppuhr bleibt skeptisch. Doch Clara hat er wirklich lieb und möchte sie nicht verlieren. Er lauscht in Stille der stummen Uhren hinein.
Stoppuhr betrachtet kurz sein kopfstehendes Spiegelbild im Salatlöffel bevor er ihn eintaucht.
"Weisst du, Maus, da fehlt noch ein ganz klein bisschen Essig."
Clara schmiegt sich an ihn: "Bei dir muss immer alles perfekt sein."
"Logo, sonst wäre ich ja nicht mit dir zusammen."
Clara kichert. "Wenn du nicht immer so dick auftragen würdest, dann könnte man glatt glauben, dass du mich wirklich magst."
"Oh, nein, das ist nur eine Scheinbeziehung."
"Wusst ich's doch, meine arme Mutter hatte also doch recht."
"Wart du nur ...!"
Stoppuhr stellt die Salatschüssel auf den Tisch und schnappt sich seine Freundin.
"Jetzt wirst du gnadenlos abgeküsst!"
Nach einer Weile lässt er wieder von ihr ab. Sie holt das restliche Essen, er Besteck und Gedeck. Sie setzen sich zu Tisch und nehmen sich von dem Nudelauflauf.
Clara seufzt. "Ich wünschte dieser abend würde nie aufhören ..."
Stoppuhr springt fast vom Stuhl: "Na siehst du! Du kannst mich also doch ein bisschen verstehen?!"
"Natürlich. Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht verstehen kann. Ich finde nur, dass du manchmal übertreibst."
"Ich übertreibe? Womit den? Ich versuche meine Leben bewusst wahrzunehmen. So Momente wie jetzt: Wir sitzen bei dir, essen lecker, werden nachher vielleicht noch ein bischen kuscheln: Das ist dermaßen wertvoll. Und dieser Augenblick kommt nie wieder. Alles, was ich machen kann, ist, achtsam zu sein. Ich gehe einen Mittelweg. Es gibt viele Kerle, die jedes Gefühl in ihnen abtöten. Der Homo Faber, der keiner Regung in sich nachgibt, der sich dadurch unverletzlich glaubt. Das ist Unsinn, damit beschneiden sie sich um das Schönste im Leben. Auf der anderen Seite die, die jeder Laune und jedem Affekt nachgehen. Das geht auch nicht, das ist ein sehr kurzer Spaß. Dafür leben wir in einer Zivilisation. Wenn ich glücklich oder ängstlich bin, dann nehme ich das an. Dann sage ich: Aha, hier bist du, Angst. Hier bist du, Glück. Du gehörst zu mir. Ich lasse mich nicht von davon lähmen und ich ignoriere es auch nicht."
"Du bist also doppelt achtsam: nach innen und außen?"
"Ja."
"Wann hat das bei dir angefangen?"
"Wenn du den Axel fragst, dann wird der dir sowas sagen wie: Das war schon immer in meiner Familie, ich hab das anerlernt bekommen. Das ist nicht wahr. Du musst wissen, so mit vierzehn, fünfzehn, sechzehn war ich furchtbar aggressiv. Schon beim kleinsten Anlass bin ich total ausgerastet und hab um mich geschlagen. Ständig war ich beim Direktor. Nach Hause bin ich praktisch nur noch im Polizeiwagen gekommen. Irgendwann hab ich dann gemerkt, dass das so nicht geht. Dass ich mich selber damit kaputt mache. Und da hab ich auf meine Eltern gehört und hab mich zu einem Therapeuten bringen lassen.
Der war super, ich habe mich mit ihm einfach total gut verstanden. Ihm konnte ich wirklich alles erzählen. Er hat mir beigebracht verantwortungsvoll mit meinem Leben und meinen Gefühlen umzugehen."
Clara ist kaut nachdenklich vor sich hin. Stoppuhr nimmt sich noch von dem Salat.
"Klar, geht das nicht immer. Und klar: Manchmal hemmt es mich."
"Wann denn?"
"Wenn ich mich schnell entscheiden muss, zum Beispiel. Aber es pusht mich auch: Ich bewerte meine Gefühle nicht. Ich höre auf meinen Bauch, ich habe gelernt aus dem Bauch heraus zu handeln. Das ist Freiheit."
Sie kauen schweigend. Clara merkt, wie sehr sie Stoppuhr liebt. Er blickt sie an, sie legt ihre Hand auf seine. Dazwischen springen Funken.
Sie will etwas sagen, will, dass er weiß wie sie fühlt. Clara sucht nach Worten.
"Dein Salat ist übrigens richtig gut geworden, Stevie."
Stoppuhr versteht, was sie meint. "Danke."
Und nach einer Weile: "Deine Schwester hat doch neulich von diesem Film mit Russel Crowe erzählt. Wollen wir da vielleicht morgen mit ihr hin?"
"Geht nicht, die ist doch morgen auf der Party vom Björn Schicklgruber."
"Ok, dann eben wann anders."
Stoppuhr's Stoppuhr hält an. Ich sitze hier mit Clara in ihrem Zimmer und esse, was wir zuvor zusammen gekocht haben. Es durftet köstlich. Unter dem Tisch spüre ich ihre Füße in den kurzen Socken. Dennoch ich bin furchtbar aufgeregt. Woher kommt das bloß?
"Auf der Party von wem?"
Clara sagt es ihm.
Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor. Stoppuhrs Augenbraue zuckt unwillkürlich. Aber woher?
* * * *
Wut.
Nur Wut treibt mich an.
Mein Auto bewegt sich nur Kraft meines Hasses.
Entschlossenheit. Meine Gerechtigkeit, meine Rache.
Heiße, brennende Wut. Endlich.
Kommt, Hassdämonen, reitet mich.
Ich werde eintreten, werde ihn finden. Stelle ihn zur Rede.
Hab Angst du Arsch.
Für alles, das du tatest,
Für all schlecht verheilten Narben,
Für Janas Gehen,
wirst du büßen.
Als Stoppuhr an dem Haus am Rande der Innenstadt ankommt, regnet es. Er tritt näher. An der Haustür steht "Schicklgruber". I got you. Die Klingel gibt einen unmelodischen Dreiklang von sich. Niemand macht auf. Wohl noch im Alkoholschlaf, denkt Stoppuhr und geht um das Haus herum. Die Garage ist offen, Glück gehabt. Er tritt ein, zwängt sich zwischen Auto, Fahrrädern und Wand hindurch bis zur Innentür. Sein Gespräch mit Claras Schwester geht ihm durch den Kopf.
"Der hat sturmfrei, seine Eltern sind übers Wochenende auf einer Hochzeit. Ist kein Problem, wenn du kommst. Der hat extra gesagt: Bringt so viele mit, wie ihr wollt."
"Danke, Bidi. Aber ich komm lieber erst Sonntag früh."
Stoppuhr tritt in einen Flur. Er probiert verschiedene Türen aus, Toilette, Waschküche, Abstellraum, bis er den Partykeller findet. So wie Bidi ihm ihn beschrieben hat. Der Raum ist groß, die Wände schmücken traurig herunterhängende Papierschlangen, der Boden ist flächendeckend mit schlafenden Menschen bedeckt. Stoppuhr hält Ausschau nach einem Gesicht, das er nicht kennt. Er entdeckt Nina in enger Umarmung mit einem Kerl, der nicht ihr Freund ist. Er bemerkt, dass ihr, wohl im Schlaf, das Kleid bis über die Knie hochgerutscht ist, als sie schläfrig die Augen öffnet und sich erhebt. Will wohl auf Toilette, denkt Stoppuhr. Es scheint ihr schwer zu fallen den Kopf zu heben, sie entdeckt ihn erst an der Tür.
"Oh, hi Stoppuhr!"
"Wer ist das?"
"Schrei doch nicht so, du weckst noch alle", flüstert Nina und schlurft gen Toilette. Stoppuhr folgt ihr.
"Mit wem liegst du da?"
"Ach, dass ist der Moritz."
"Und was ist mit Peter?"
"Was ist mit Peter?"
"Dem kannst du das doch nicht antun!"
Nina winkt ab: "Das ist vorbei."
"Das geht doch nicht! Du bist doch Nina, quasi meine Schwester, Nina die Elfe, lieb und brav und tut niemanden weh!"
"Tja, falsch gedacht."
Stoppuhr stellt sich ihr in den Weg: "Dass ausgerechnet du dich so verhältst, haut mich jetzt aber ganz schön um. Es gibt gute Menschen, die Gutes tun und schlechte Menschen, die Schlechtes tun. Du bist gut, du warst doch immer gut."
"Hör zu, Stoppuhr: Erstens ist es zu früh für solche Diskussionen. Zweitens sind Menschen etwas komplizierter als gut und schlecht. Ich kann den Frank abschießen und dann mit Moritz zusammenkommen und das muss man so stehen lassen. Das ist gar nicht gut oder schlecht, sondern das ist erst mal so. Ich tue dem Peter ja auch nicht mit Absicht weh."
"Ich versteh dich nicht."
"Das ist doch schon mal ein guter Anfang. Und jetzt geh mir aus dem Weg, ich muss mal für kleine Ehebrecherinnen."
Stoppuhr tritt beiseite, sie tritt ein. Nach einem Augenblick macht sie die Tür wieder auf.
"Hey Stoppuhr, komm bitte rein und halt mir die Haare. Ich glaub, ich muss kotzen."
Ich stehe hier in Schicklgrubers Toilette im Keller und halte Nina die Haare. Nina, die ich für den Inbegriff der Unschuld gehalten habe, hat in etwa das gleiche getan wie Jana. Im Moment kotzt Nina gerade ausgiebigst.
Geschiet ihr recht.
Ich schaue mich im Keller weiter um. Ich weiß nicht, wie mein Antagonist aussieht, theoretisch könnte es jeder von den hier liegenden sein. Ich muss wohl jemanden fragen. Stoppuhr versucht, die am nächsten liegende Person wachzurütteln. Diese gibt einen unzufriedenen Grunzlaut von sich, schüttelt seine Hand ab und schläft weiter. Naja, vielleicht finde ich jemanden, der schon wach ist. Ich geh die Treppe zum Obergeschoss hoch. Im ganzen Haus liegt miefiger Postpartygeruch. Na, da wird jemand aber Spaß beim Aufräumen haben. Das heißt: wenn er dazu noch in der Lage sein wird.
Stoppuhr zweifelt nicht daran, dass er es mit Schicklgruber aufnehmen kann. Selbst wenn man von der zu erwartenden Katerschwäche seines Widersachers absieht, ist Stoppuhr einfach sehr muskulös und wendig. Und gedopt von Adrenalin. Er erreicht ein kitschig eingerichtetes Wohnzimmer. Auf der Couch sitzt kaffetrinkend Steffi. Auf dem Bademantel, den sie trägt sind mit goldener Schrift die Initialen B.S. aufgestickt.
"Stoppuhr, Hi!" Sie spricht es lallend "Chaaaj!" aus, Stoppuhr argwöhnt, dass sie immer noch betrunken ist.
Hat die denn gar nicht geschlafen?, denkt er sich.
Sie steht mühsam auf und wankt auf ihn zu.
Stoppuhr war die gesamte Mittelstufe in Steffi verliebt. Und er findet Steffi immer noch rasend attraktiv: Langes, rotes Haar, Porzellanhaut, Sommersproßen auf dem pneumatischen Dekolleté, Beine, die gar nicht mehr aufhören, lasziver Gang und Sprache. Das Mädchen, hinter dem ausnahmelos alle Jungen aus der Klasse her waren, das Mädchen, das mit 15 ihre Unschuld nur zu gern weggab.
Und jetzt steht sie hier. Betrunken. Stoppuhr wagt gar nicht daran denken, was sie wohl unter dem Bademantel trägt.
"Ich hab dich wirklich gern, weißt du das Stoppuhr?" Sie wankt weiter auf ihn zu. "Die Kerle sind alle so Schweine, sie nutzen mich aus und lassen mich dann fallen."
Stoppuhr geht einen Schritt zurück.
"Ich will doch nur geliebt werden, nur geliebt. Bin ich denn nicht liebenswürdig?"
Noch einen Schritt. "Doch, natürlich bist du das."
"Du lügst!", heult sie und klingt auf einmal sehr mädchenhaft, "Ich bin viel zu fett. Gib's doch zu, alle finde sie mich fett."
"Du bist nicht fett."
Stoppuhr kriegt Mitleid mit ihr, vergisst sich und geht einen Schritt auf sie zu. Sie nutzt diesen Augenblick sofort und erdrückt ihn in einer Umarmung. Er macht sich erst los, als ihre Lippen die seinen zu suchen beginnen.
"Sorry, Steffi. Lass mich mal los."
Sie wendet sich ab und schickt sich an, wieder loszuheulen: "Du findest mich auch fett ..."
"Nein, nein das ist es nicht, wirklich nicht. Ich habe da nur jemanden."
Sie verstummt und schaut ihn an: "Du bist ein so ordentlicher Junge. Ich wünschte meine Kerle wäre auch nur halb so ordentlich wie du." Sie bewegt sich langsam wieder auf ihn zu. "Ich sehne mich ja so nach einem Menschen, dem ich einfach nur vertrauen kann. Ehrlich und sauber, so wie du."
Sie ist schon ganz nah. Stoppuhr wird es richtig heiß.
"Damals in Schwimmen warst du ja so durchtrainiert. Hast du eigentlich immer noch so einen Waschbrettbauch?" Sie steht vor ihm und zieht ihm langsam das T-Shirt hoch.
Sie steht vor mir. Ich spüre ihren Körper durch ihren Bademantel hindurch. Es ist keiner da und sie ist betrunken. Außer mir würde es keiner mitkriegen. Wie viel hätte ich früher für so einen Augenblick hergegeben ...
Steffi küsst ihn. Stoppuhr merkt ihre vollen, weichen Lippen.
"Halt! Mein Gott! Was tue ich hier?" Er stößt sie weg, sie stolpert und fällt unsanft. "Geh doch weg, du Arschloch!", sie klingt auf einmal ganz nüchtern und klar, "Wofür hälst du dich, für einen Heiligen? Du bist auch nicht besser als die anderen!"
Aber jetzt ist auch Stoppuhr wieder klar im Kopf. Er besinnt sich darauf, wieso er hierher gekommen ist.
Weiter. Ich muss ihn suchen. Er tritt in ein Schlafzimmer, vermutlich das von Schicklgrubers Eltern. Auf dem Doppelbett liegt eine Hose. Irgendwo rauscht eine Klospülung. Stoppuhr zieht den Gürtel aus der Hose. Es ist ein gewöhnlicher schwarzer Gürtel, mit einer Metallschnalle am Ende. Die Tür zum Schlafzimmer geht auf. Stoppuhr wickelt sich das andere Ende um sein Handgelenk. Er kocht vor Wut und Erregung. Stoppuhr rutscht in seine Vor-therapierte, Vor-Stoppuhr Zeit.
Jemand kommt herein. Stoppuhr weiß, wer.
Schicklgruber kommt herein, blickt Stoppuhr kurz an und legt sich dann ins Bett. Stoppuhr beobachtet ihn. Nach einer Weile beginnt er sich rumzuwälzen, als ginge ihm eine Beobachtung im Kopf herum, die er nicht fassen könnte, die ihm aber den Schlaf raubt. Schicklgruber dreht sich um und schaut den Fremden im Zimmer nochmal an.
"Wer bist du denn?"
Der Fremde spielt mit einem Gürtel: "Hallo Schicklgruber."
Schicklgruber setzt sich auf. "Bist du der Bruder von Tonia? Tonia ist unten."
"Nein, Schicklgruber, ich bin nicht der Bruder von der Tonia. Ich bin hier um etwas abzuschließen."
"Hör zu, das ist alles ein bisschen scheiße gelaufen, aber ich hab deine Schwester wirklich kaum angefasst."
Stoppuhrs Augen gehen automatisch zu den Stellen, die er auch früher immer gesucht hat. Schicklgruber trägt nur Boxershorts. Es ist so einfach: Ein Stich in das Sonnengeflecht. Dann weiter. Da sind Augen, Knie, Hals.
"Konzentrier dich. Ich bin hier wegen Jana Wozzek."
"Jana? Ich kenne keine Jana", er legt sich wieder hin und fummelt eine Kippenpackung unter dem Bett hervor, "ach Jana. Ich erinnere mich. So 'ne kleine, oder? Die immer kicherte?"
Stoppuhr ist überrascht von Schicklgrubers Aussehen. Er hätte jemand anderes erwartet. Da sie mich für ihn sitzen ließ, dachte ich, dass er wie ich, nur besser aussieht. Ein Über-Stoppuhr. Größer, braungebrannter, muskulöser als ich. Der Mensch, der mir jetzt gegenüber steht hat schlechte Zähne und schlaff herunterhängende Backen. Er ist kleiner und unförmiger als ich. Er ist überhaupt keine Stoppuhr-Beta-Version.
"Ja. Genau die."
Schicklgruber zündet sich eine Kippe an. "Was weiß ich, wo die steckt. Ich hab lang nichts mehr von ihr gehört."
"Das war meine Freundin, Schicklgruber."
Zum ersten Mal blickt Schicklgruber ihn aufmerksam an. "Doch, ich erinnere mich. Sie hat erzählt, dass da noch jemand ist. Das warst du? Na, da hat die dich aber ganz schön verarscht." Und nimmt noch einen Zug. Stoppuhr beobachtet wie die Kippe zum Mund geht. Es kommt ihm vor, als würde sie dabei immer langsamer. In Stoppuhrs Kopf stürmt es. Die Zeit dehnt sich. Die Kippe bleibt stehen. Kronos würgt. Die Zeit steht.
Ich stehe hier im Schlafzimmer von Schicklgrubers Eltern. Es riecht nach abgestandenem Zigarettenrauch, Alkohol und Erbrochenem. Dort liegt Schicklgruber, der Jana stahl. Es ist sonst keiner hier. Du kannst dich kaum noch an sie erinnern und für mich war sie alles. Ich werde dich umbringen, du Mistkerl.
Mord schreien und des Krieges Hund entfesseln. Was du tatest, ist ekelhaft. Genau wie die Nina. Nein, bei Nina war es kein Verbrechen, einfach ein Ausrutscher. Das hier ist was anderes.
Ist es das?
Stoppuhr zögert einen Moment. Die Zeit fließt weiter. Schicklgruber atmet den Zigarettenrauch tief ein.
Eben hätte ich fast die Steffi genommen, einfach weil sie da war. Obwohl ich Clara aufrichtig liebe. Kurzschluss im Herzen. In den Lenden? Hey, Stoppuhr, fass dich. Die Gedanken, die kommen, ich lass sie einfach so stehen. Wozu bin ich hier. Ich höre einfach auf die Wut in meinem Inneren, die wird mich führen.
Stoppuhr horcht in sein Inneres. Doch der flammende Hass ist ein diffuses Leuchten geworden. Stoppuhr horcht weiter.
Jetzt ist der Zeitpunkt. Jetzt kann ich etwas tun, mich entscheiden. Jetzt oder nie. Was tun? Im Nachhinein erscheint alles rosig. Habe ich sie wirklich so geliebt? Was ist mit Clara? Hätte Jana nicht schluss gemacht, wäre ich nie mit Clara zusammengekommen. Und Clara ist wirklich toll. Clara ist hübsch, witzig und intelligent. So gesehen habe ich Asche gegen einen Diamanten getauscht.
Stoppuhr hört Steffi im Wohnzimmer nach irgendetwas brüllen.
Vielleicht habe ich mich in der Endphase unserer Beziehung wirklich nicht genügend um Jana gekümmert. Irgendwie war sie doch immer allein. Ich hatte ständig etwas anderes zu tun. Wenn ich aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich doch früher mitgekriegt, dass etwas nicht stimmt.
So oder so hat der da wenig damit zu tun.
Stoppuhr schaut nach innen.
Ich stehe hier im Schlafzimmer von Schicklgrubers Eltern. Es riecht nach abgestandenem Zigarettenrauch, Alkohol und Erbrochenem. Dort sitzt Schicklgruber. Ich habe keine Lust mehr, mich zu rächen. Ich glaube, ich fahr jetzt zur Clara und lass mich drücken.
Stoppuhr lässt den Gürtel fallen und geht raus. Schicklgruber ruft ihm noch etwas hinterher, Stoppuhr hört es nicht. Vorbei an Steffi, die sich gerade anzieht. Die Treppe runter, weicht den rumliegenden Flaschen aus. Der Keller, vorbei an den gerade Erwachenden zur Garage. Auto, Fahrräder und draußen.
Steve Stoppuhr tritt in den Morgen.
In jedem Augenblick bin ich an einem Wendepunkt. In jedem Augenblick kann ich mein Leben ändern. Zeit lässt sich nicht einfrieren.
Es hat aufgehört zu regnen.