KumpelKain
KumpelKain
Es ist dunkel. Ich hänge am Boden und starre auf das matte Gras. Ich stammele. „mir geht’s nicht gut…“ Das ist das Letzte, was ich für diesen Tag zustande bringen werde. Vodka, Bier und Wein, den ich im Rausch für Bier hielt. Und gegenüber sitzt mein Kumpel und blickt mir höhnisch ins Gesicht. Bis vor ein paar Minuten habe ich an dem Mädchen gehangen, jetzt hänge ich am Boden. Ich hatte meinen Arm um sie gelegt und mein Gesicht auf ihre Schulter abgesetzt. Tief eingeatmet. Als sie sich kurz erhoben hatte und für eine Minute verschwunden war, fing mein Kumpel an, rumzubrüllen. Ich hätte an ihr gerochen. Ich bin viel zu betrunken. Das Antworten war ebenso unmöglich wie das Unterdrücken der herannahenden Übelkeit. Das Mädchen kam wieder und ich lehnte mich wieder an sie. Ich streichelte ihr über den Rücken, denn es ist kalt, so gottverdammt kalt und ihr musste auch kalt sein. Sie erwiderte das Streicheln. Sie hat einen Freund, der heute nicht anwesend ist. Doch unsere Beziehung ist freundschaftlich. Wirklich freundschaftlich. Wir sind mehr als nur Kumpel. „mir geht’s nicht gut…“, stammele ich noch einmal. So hart war es noch nie. Nichts gegessen. Dafür ordentlich getrunken. Auf einmal kommt ein Schwall von Alkohol und Wasser aus meinem Körper. Mein Freund ist auch noch in der Nähe. Hat bei mir einmal in die Mülltonne gekotzt, da war ihm der letzte Schnaps zu viel gewesen. Ich kotze fast nie. Und wenn, dann richtig. Das Mädchen legt meinen Arm über ihre Schultern. Redet sachlich. Wusste, was kommen wird. Ich kotze und will mich zeitweise hinlegen. Schlafe fast ein. Erinnere mich von fünf an zwei bis drei Sekunden. Mir ist übel. Vodka ist mehr als nur ein Wässerchen. Mein Kumpel lacht mich aus. Er geht mit seinem Kumpel aus der Parallelklasse weiter. Wir brauchen zwanzig Minuten. Schwach höre ich das Mädchen ärgerlich brüllen, doch mein Kumpel und seiner lachen sie nur aus. Die beiden gehen. Sie bringt mich. Mein Freund ist dabei. Ich und ein anderer, der uns noch kurz begleitet, kotzen in die U-Bahn. Auf die ganze Station. Die Leute gehen angewidert weg. Mein Freund und das Mädchen sind noch da. Kaufen mir ein Wasser, überlegen, ob sie einen Arzt rufen sollen. Aber es geht. Sie hindern mich am schlafen und nach einer Stunde sind wir dann da. Mein Freund bringt mich zur Tür. Ich verwüste mein Zimmer und falle ins Bett. Zehn Stunden danach sitze ich im Zug und fühle mich wieder prächtig. Sechs Leute. Drei haben gekotzt. Mein Kumpel hat mich ausgelacht. Ich habe ihn ein halbes Jahr davor nach Hause gebracht. Kurz bevor er auch gekotzt hat, das ganze Bad voll. Er schrie durch die Straßen und taumelte in Richtung Autos, aber ich hielt ihn zurück. Jetzt lacht er mich aus. Weil ich an dem Mädchen riechen darf. Weil sie mich gerne hat. Und ihn nicht. Er hasst mich in diesem Moment vermutlich, aber ich hasse ihn definitiv noch mehr.
Immer wird jemand nach Hause gebracht. Er jedenfalls nicht mehr. Nicht von mir.