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Kurzes Vergessen (Arbeitstitel)

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20.08.2006
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Kurzes Vergessen (Arbeitstitel)

Klaas erhob sich sehr langsam. Der Alkohol wirkte, wenn auch nicht, wie Klaas es wollte. Statt ihn abzulenken ließ er lediglich das Zimmer vor seinen Augen leicht rotieren.
Der kleine Tisch war voll mit fast leeren Flaschen, aber Klaas fingerte noch den halbvollen Whiskey heraus. Er trank gerne Whiskey, hatte aber einen sehr eigenen Geschmack, und Jim Beam war ganz bestimmt nicht seine Lieblingsmarke. Trotzdem goss er sich noch einen Doppelten ein.
Das leise Klirren der Flaschen und das sanfte Plätschern im Glas waren die ersten Laute, die seit einer guten halben Stunde den Raum erfüllten, von wenigen, kurzen und leisen Schnarchern abgesehen. Klaas’ Blick wanderte zur Uhr. Halb drei.
Er überschlug kurz, wie lange er Zeit hatte, bevor er wieder in sein Auto steigen musste und ob er dann fahren konnte, schwenkte nachdenklich den Bourbon im Glas, der Duft stieg ihm in die Nase.
„Scheißzeug“, bemerkte er halb in Gedanken, halb leise ausgesprochen und stürzte den Jim Beam runter. Für einen Moment betäubte der Geschmack seine Gedanken. Einen winzigen, kostbaren Moment lang, in dem er nicht nachdachte, sondern einfach mal Ruhe hatte. Bis der Whiskey den Magen erreicht hatte und der Geschmack nachließ und die Gedanken wie ein Blitz schlagartig zurückkehrten.
Die kleine, aber äußerst feuchtfröhliche Feier war seit einer Stunde vorbei, seit sich Sara und die beiden anderen verabschiedet hatten und nur noch Klaas und Markus im Zimmer saßen. Schon nach einer Viertelstunde lag Markus auf dem Sofa und schlief ruhig und friedlich. Klaas hatte indessen kein Auge zukriegen können. Und hatte in einer Dreiviertelstunde drei doppelte Whiskey intus, um sich von dem Schauspiel abzulenken, das sich ihm bot.
Er beobachtete, wie sich Markus’ Brust rhythmisch hob und senkte, hörte den sporadischen Grunzlauten zu, die nur wegen der sonst absoluten Stille hörbar waren, betrachtete den schlafenden jungen Mann die ganze Zeit über.
Das Gesicht, in dem ein kaum merkliches Lächeln eingefroren war und das leicht von der zum Kissen erklärten Jacke zusammengedrückt wurde, ließ Klaas nicht mehr los. Auch sonst konnte er den Anblick nicht abschütteln, aber jetzt, allein mit Markus, war es unendlich viel schlimmer.
Klaas liebte ihn, und Markus wusste es. Aber Markus war eben nicht schwul. Ganz einfach. Klaas dachte immer, er könne das akzeptieren, schließlich hatten es die wenigen Mädchen, die auf ihn gestanden hatten, auch annehmen müssen. Doch jetzt, wo er selbst in der Situation seiner Exfreundin war, wo er selbst dastand und akzeptieren musste, ging es einfach nicht mehr. Obwohl er wollte.
Markus drehte sich erst geräuschvoll auf den Rücken, dann auf die Seite zurück, dann spannte er die Schultermuskeln an und schlug schließlich blinzelnd die Augen auf. Klaas sah ihm direkt in die Augen, wieder nur für einen kurzen Moment, bis er sich abwandte, bevor die Gedanken ihn übermannten.
„Wie spät is’ denn?“, kam es vom Sofa her.
„Viertel Vier.“
Markus schmatzte irgendetwas, das Klaas nicht verstand, fragte dann deutlicher, aber nicht minder verschlafen:
„Wieso schläfst du eigentlich nicht?“ Klaas überlegte, ob er die Wahrheit sagen sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder, verlegte sich stattdessen auf ein Achselzucken und antwortete:
„Ich hab zuviel gesoffen. Wenn sich alles dreht, kann ich halt nich einschlafen.“ Markus kommentierte die Erklärung mit einem beiläufigen Nicken und kämpfte gegen die ihn wieder übermannende Müdigkeit an. Klaas versuchte, ihn nicht anzusehen. Markus drehte sich mit halb zugefallenen Augen auf den Bauch und schlief fast sofort wieder ein. Klaas hatte jetzt den perfekten Blick auf seinen Hintern.

 

Hallo Nyarendil,

und ein herzliches Willkommen bei kg.de.

Also, eine Geschichte über unerfüllte Liebe, eigentlich recht schön dargeboten, aber inhaltlich mit Schwächen.

Der Alkohol wirkte, wenn auch nicht auf die gewünschte Art und Weise.
Was ist denn die gewünschte Art und Weise ?
Er trank gerne Whiskey, hatte aber einen sehr diffizilen Geschmack
diffizil : schwierig, schwer zu behandeln, zu bewältigen
Das leise Klirren der Flaschen und das Geräusch des heraus fließenden braunen Lebenswassers
Der Satz ist umständlich, beschreib das Geräusch statt es zu benennen. Und Lebenswasser ist auch für einen Alkoholiker mit Affinität zu Whysky kein passendes Bild.
schwenkte nachdenklich den braunen Saft im Glas
Deine Suche nach Umschreibungen für das Gesöff in Ehren, doch brauner Saft wirkt ebenfalls gewollt, Jim Beam z.B. ist ein Bourbon, das Wort setzt Du bisher garnicht ein.
Einen winzigen, kostbaren Moment lang, in dem er nicht nachdachte, sondern einfach mal Ruhe hatte. Einen winzigen, viel zu kurzen Moment
keine literarische Anapher, das solltest Du straffen.
bevor der Vergessenstrank den Magen erreicht hatte und die Wirkung ruckartig nachließ.
also bitte, Vergessenstrank ?! Und wieso lässt die Wirkung des Vergessens nach, wenn das Zeug im Magen landet und anfängt zu brennen ?
die nur durch die sonst absolute Stille überhaupt hörbar waren,
und besser in der als durch die

Und hatte in einer Dreiviertelstunde drei doppelte Whiskey intus, um sich von dem Schauspiel abzulenken.
Aber es hielt immer nur für einen winzigen, unendlich kostbaren Moment an.
Davon handelt der komplette Absatz davor, da solltest Du jetzt, da Du die Perspektive erweitert hast auf den zweiten Prot nicht zurückblenden, wenn, dann kannst Du diese Botschaft an dem Übergang zum 2. Prot einbringen.
Und den erneuten winzigen, kostbaren Moment dabei unterlassen.
Klaas hatte versucht zu schlafen, aber das Gesicht, in dem ein kaum merkliches Lächeln eingefroren war und das leicht von der zum Kissen erklärten Jacke nach links zusammengedrückt wurde, ließ ihn nicht mehr los.
Hier musst Du deutlicher werden. Du fängst an mit Klaas, um dann aber Markus' Gesicht zu beschreiben. Und das auch recht quer, da solltest Du den Satz umstellen, um deutlicher zu werden.
Klaas liebte ihn, und Markus wusste es. Und er wäre verdammt blöd, wenn er es nicht mittlerweile gemerkt hätte.
Was nun, weiss er es oder sollte er es wissen können ?
Doch jetzt, wo er selbst in der Haut seiner Exfreundin steckte,
Interessantes Bild, Du meinst sicher: wo er nachvollziehen kann, wie seine Ex sich gefühlt haben ?! Als Mann in einer weiblichen Haut stecken ist unglücklich formuliert - oder Absicht, weil die Geschichte bei Horror steht, oder Seltsam :)
Er stand kurz vorm Weinen, hatte aber keine Tränen mehr übrig.
Der letzte Satz ist ebenso wie der erste von besonderer Bedeutung. Hier drückst Du etwas aus, was Du vorher nicht verdeutlichst, hat Klaas soviel gekotzt, geweint, wieso ist keine Träne mehr über ? Streich den Satz, der vorfolgende ist ein deutlich besserer, um die Geschichte abzuschliessen.

Von diesen Schwächen abgesehen ist es eine nette kleine Alltagsbegebenheit, daß Du Potential hast, zeigst Du schon, und Du bist ja noch sehr jung. Schreib weiter und lies Dich vor allem auch durch die Geschichten hier, durch die Kritiken, arbeite an Dir und an Deinen Geschichten (Du kannst jeden von Dir erstellten Beitrag editieren, einfach den rot umrandeten Button "Bearbeiten" benutzen).

Grüße,
C. Seltsem

PS: Den Arbeitstitel kann jedoch nur ein Mod ändern, bei den kommenden Geschichte solltest Du vielleicht schon einen für Dich passenden Titel gefunden haben :)

 
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Hallo C.

Vielen Dank für das Willkommen und die Kritik.

Ursprünglich sollte die Geschichte die Schlusszene einer längeren Erzählung bilden, bis ich mich entschlossen hatte, sie allein stehen zu lassen. Und musste daher viel umschreiben, streichen, etc., damit sie auch für sich allein funktioniert.
Der letzte Satz, sowie

Klaas liebte ihn, und Markus wusste es. Und er wäre verdammt blöd, wenn er es nicht mittlerweile gemerkt hätte.
sind Relikte, die mir dabei wohl durch die Lappen gegangen sind.


Was ist denn die gewünschte Art und Weise ?
Das sollte eigentlich im weiteren Verlauf deutlich werden: Klaas will sich ablenken, vergessen. Aber alles, was er kriegt, ist ein schwerer Kopf. Abgelenkt ist er nur, solange er den Geschmack auf der Zunge hat, weswegen der 'Vergessenstrank' (wirklich eine schlechte Umschreibung, haste Recht) eben nur kurz wirkt. Werd versuchen, das deutlicher zu machen und hier schon einfließen zu lassen.

Lebenswasser
... ist lediglich die deutsche Übersetzung des Wortes "Whiskey" (die ich manchmal auch im echten Leben benutze, daher ist es mir nicht aufgefallen :) ). Werd ich aber trotzdem ändern.

Über das und alles andere werd ich mich sofort mal hermachen.


Die Sache mit dem Titel allerdings - mir gefällt "Kurzes Vergessen" einfach nicht wirklich. mir fällt aber auch nichts besseres ein... Der Zusatz war gewissermaßen auch als Frage gedacht, ob vielleicht jemand einen besseren hätte.

Grüße,
Nyarendil

 

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