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Labskaus (noorfreesisch Platt)

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19.06.2002
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Labskaus (noorfreesisch Platt)

De Mississippi, de Amazonas un de Nil – jelk op den is för de Bewohners vun döse Flüss´ Levensoder, Schicksol, Hoop un Fluch to gliecks.
Jümmers so weer dat med de Stör, nur ´nen lütt beten smuttjer. Se hüpt all in de Midt vun uns scheune Land ut Mudder Erd´ un dröbbelt so vör sich hin mittenmang dörch dat Hardt
vun Holsteen. Dör kümm no de Water vun anner´n meist lütten Bäch´ to, vun den meist keen Een nie nich den Navn hör´n hett. Jo, un bi Glückstadt gluckert uns Stör so gaanz gemächlich in ´ne Elv.
Tovörderst is se man nur so smool´n Ding över dat de Görns vun den Dörpens an ´ne Ufers röber jumpen dei. Dat mukt jem bannig Pläsier. Aver med de Tied wenn se all to de Marsch kümmt, is se so breit, dat du all ´ne Fähr bruggst um eer to överquer´n. Tjä, de scheune gröne Marsch, so wiet as de Gedul´ von uns´n Herrgott, den de olle Mann med de Sünners hefft.
Mittenmang zwisch´n Krummhörn an ´ne nördliecke Siet und Bockelbüttel just gegenöber hett se so´n lütten Boot ut Holz. Dat brukt se vör´n wichtigen Handelsutausch vun den twee Dörpens. Mehr weer dor jo nich weest, nix med annern Gegenden.
De Dörpslütt schall in dösen Johren nich so genau weeten, ob just grood de Kaiser in Berlin or de König in Kobenhoogen vör se all zuständig weer. De harr sich in döse Tied man all Neeslang mit´nander kloppt und so weer dat nich sieker, welk een ehr Regent weest weer.
Da weer og bannig egol vör Claas Labs. He wör de Fährmann un leevt unner de Dach vun Kroog, glieks achtern Diek.
Ut de Sticken von den Koppweiden vörn Hus mokt Trine Korvwaren. Se is ne smukke Deern un weer de Frau vun Hinnerk, de Kröger vun Fährhuus,
In Stillen höögt siek nich nur de ledigen Mannslüüd, ne, og de de med ´ne Olsch an ´ne Been plier man to de lütt Deern hin. Sölben de Pastor, aver döröber wullt wi man nich wieder parleern...
Nu traut sich man keen een med Trine to klabüstern, nich da se all so´n broven Lüüd weern, ne, wiel dat Hinnerk so´n grooten stoorken Kerl weest, de den Buurns eer Knecht un sogor de Smied vun Krummhörn vermöbeln un anne Kleedasch kriegen dei un düchtig een up´n Döns gievt, wenn it sien mutt.
An so´n dösigen Tag in Herbst mutt Claas den Hinnerk öbern Fluss seten,. De groote Kerl harr sein Wanderbüdel snöört un verpusematuckel de Fährmann, dat he to Foot no Glückstadt stiefeln wull. Dor wull he de Post kreegen un wieder no Pinnbarg fohr´n. In döse Stadt residiert nich nur de Vogt, jümmers de Winhändler hett dor sin Comptoir.
Med ´nen stramm Tritt latscht he los, wobi he nicht forgeeten deit, Claas to verklör´n, dat de unner de Tiedt vun Hinnerks Reis man ´nen Blick up de Kroog und up Trine warfen schull.
„Dat wull ich wohl mucken, min Fründ“, klödert Claas in sein blon´n Bort un reevt sich all den Pfotens. „Döse Order wull ik di all klor mocken.“
Med sien lang Stang stookt he t`rüch as de Dübel vörn Wiehwater stiften geiht. Fix as so´n wilden Hoohn büxt he in ´ne Kööck um de jung Fru, de mittenmang vun Barg med Pütt un Pann dat Eeten vör de Gäst tobereiten dei, vun den niewe Optrog zu verteel´n, de hem tofallen weer.
„Ik wull man op mi sölven uppassen“, grien Trine und eer blond´n Hoorzippels wippt op und dool, as se jem in Spooß so lütten up sien Pfoten verpasst, de no eern Orm griepen deit.
„As so´n hest du hör´n wat din Oll´n die vörsnackt“, verklör Claas de lütte Deern, „un de hett mi seegt, dat ik ´nen Oog up di smieten schull.“
He griept med sin grooten Pfotens um eer Hüftens un treck de zarten Schietbüdel ´nen Stück inne Höög.
Se kloppt med de kleen Fäusten gegen sin Bröst un bölkt em med schniefers Stimm´ an: „Lot dat sin, Claas, büst all mall? Mok dat du as so´n Furz rut kümmst ut mine Köök.“
De groote Kerl spört de worme Näh´ vun den smukke Deern, eer Drei´n un Zappeln; he snuppert de zorte Haut, sin Backens wörn lievkost vun eer Otem. So treckt he se no ´nen lütt beten faster to siek ran.
„Din Oll´n harr mi keen Win un keen Tobak verspreken dein vör de Möh´de ik med di Oos heff. Nun schast söben dorvör betohlen“, keucht he.
Sin Muul kööm to eer runter. Nen Blitz fohr ut sin Oogen. De Kerl harr de Kontroll över sin Han´eln forgeten. Just kurt bevör he sine Lippen up eere drück´n kun bitt se to. Se snappt so fix as ´nen Hecht in Karpfenteich un drückt eer Tein mittenmang in de unner Deel vun sin Lippen.
He wör bannig överrascht, lett aff med sin Pfotens vun de jung Fru un griept siek all med beede Henn an sin Muul. Med ´nen Blick as Pastors Kirchklock no Middernooght see he to sin blutigen Henn.
Nen fix bösartig´n Funkeln stün in sene Oogen.
„Tööf af, di wull ik wat verklörn... Dorvör schast ´nen hoogen Pris betohlen.“
Claas mokt ´nen Schritt to de Fru to. De Hoor hing jem wirr över de Stirn. Sin Gesicht harr siek to ´ne gräsig Fratz´ verän´ert.
„Dat dorfst nich med Claas Labs moken“, presst he midden mang de Tein vör. „Din erste Jung schall nun ´nen Fährmann wörn...“
He harr all bannig een up´n Bregen. Fix versökt he Trine to griepen, aver de in eere Not löpt inne ´ne hinnerste Eck vun eere Köök. Se wör nun ordentlich wat bang.
De Fährmann kumm näher to eer. In sin Visage harr he so´n fünsch Grinsen. De twee Teinreeg´n blinkert to de Fru. He treckt sin Pfotens vör un wull sin Opfer snappen.
Trine wör anne achtern Deel vun ´ne Köök annkümm. Wieder geiht dat nich.
Se wör nun in baanig hel Not un griept siek eens vun de groote swörn Hölzer med de de Buckwietenpannkoken breit rollt weer.
„Claas, du Oos, bliev mi vun ´ne Kleedasch!“ keucht se jem an.
De schüttköppt nur sin dösigen Kopp. Un just in den Oogenblick, as he ganz fest eer´n Taille umgriepen dei kloppt se to. Nur een Mol.
Claas wullt no inne Windschatten rintauchen un smiet sin Kopp all no hinnen, wiel dat jem de Rundholz quer över dat Muul treffen deit. Dann wör it still inne Köök. Fast. Nur dat Klöddern vun de twee Teinreeg up de Fliesen wör to hör´n.

Veer Doog leeter wör dat. De Wind huult buten um de Fährhuus rum, ´nen dunstig Sleier harr siek över de Marsch leegt. It wör ´nen finst´ren Obend.
In ´ne Eck vunne Gaststuuv, nich wiet vun de warm´n Kachelofen, hockt Claas Labs dool.
Wiel dat de Lüüd vun sien Tun hört hebbt, harr he siek no manch anner Tracht innfungen. De Dörpslüüd hebbt jem den Jack full kloppt.
Nu sütt he dor tosamm´n kuuert as so´n natten Katt. De fröher so groot und storken Kerl wörn to Hauf´n Schiet smolzen. Dat liegt anne End og dorin, dat he siet dösen Doog nix mehr hebbt fuddern kunn.
Trine harr ´nen christlich Haardten, wiel dat he se anne Kledasch wull´n.
Se bringt hem ´nen Teller med herrlich Kantüffel, de wunnderboor rieken dei, ´nen scheun Stück vun de oll´n Ochs´, gebrotn´n Ziebbelns un nun lütt beten Rode Bete. Sogor Salt un, wat nu besonners vun Hardten kümm, ´ne Pris vun Pfeffer harr se in dat Eeten rin röört.
Dat Woter lööp Class ut´n sien zerkloppt´n Muul. Gierig kiekt he to´n Teller med de fin Krams vör sin Nees.
He snippelt siek ´nen grooten Stück vun de dooden Ochs af un smiet jem in sin Muul. In sölven Oogenblick markt he, dat he dat gor nich eeten kunn. Wie schall dat gohn ohn Tein in Muul?
„Na, los, Claas Labs, nu kau´s“, höögt siek de wenig Gäst.
Aver dat kunn de orm Tropf nich. Med ´nen truurig Blick scheevt he den Teller vun siek weg.
Trine harr nu ´nen deep Mitleed met jem. Se snappt siek de Teller und sleept jem inne eer Köök. Dor smiet se all wat dor op´n Teller wör döörch de lütte Handmühl, de se vör de Störkringel bruukt. Nu wör dat scheune Fudder to´n richtig Schlackermaschü tosamm matscht. Dat Schlackermannschü servört se de verdutzt´n Fährmann un drückt jem og ´nen Löppel inne Pfote.
„So, Claas Labs, nu kuunst de Bree eeten ohn dat all kau´n muss.“
„Labs kau´s“ Labs Kau´s!“ johlt de Mob, aver Claas, de Fährmann, hört dor nich hin. No longer Tied kunn je weder ´nen worm Mohltied eeten, og ohn Tein.
Tjä, un wenn du nun keen jung Deer angrappschen deist un sowiet no din eegen Tein heest, kriegst to´n herrlichen Labskaus og no ´nen Rollmops, Gurk, Speigeleeg or ähnlich leck´ren Krams.

(...un wenn dat all´ns nich so rüchtig op de Reeg kreegen hesst, dann kiek man mol unner „Alltag“. Dor hebb ik de Geschicht vör Quiddjes vertellt...)

 

Labskaus

Der Mississippi, der Amazonas, der Nil – jeder dieser Flüsse ist für die Bewohner der Region Lebensader, Schicksal, Hoffnung und Fluch zugleich.
Genauso ist es mit der Stör, nur alles etwas besinnlicher. In der Mitte des Landes entspringt sie dem Schoß der Erde, fließt durch das Herz Holsteins, das Wasser zahlreicher ungenannter Nebenflüsse aufnehmend, um dann etwas unterhalb Glückstadts die Elbe zu speisen.
Am Oberlauf ist sie ein kleines Rinnsal, über das die Kinder der anliegenden Dörfer mühelos hinweg springen können, aber im Westen, dort wo die unendlich weite Marsch dem Auge erst in weiter Ferne einen Fixpunkt bietet, hat sie eine Breite erreicht, die eine Fähre erfordert.
So verbindet ein kleines hölzernes Boot den bedeutenden Wirtschaftsweg zwischen Krummhörn auf der nördlichen Seite und Bockelbüttel am südlichen Ufer. Nun, um der Wahrheit Vorschub zu leisten, reduziert sich die Bedeutung des Handelsweges im wesentlichen auf die Verbindung dieser beiden Orte.
Zu einer Zeit, als der Kaiser im fernen Berlin – oder war es der König in Kopenhagen, weil gerade wieder einmal die Dänen das Land regierten? – noch nicht den Bau des großen Kanals von der Nord- zur Ostsee angeordnet hatte, war Claas Labs der Fährmann.
Er wohnte in einer kleinen Kammer unter dem First des Fährhauses, das sich hinter dem Deich der Stör duckte und gegen die Windseite von Kopfweiden geschützt war, aus deren geschnittenen Gerten Trine, die hübsche Frau des Wirtes allerhand nützliche Korbwaren zu flechten wusste.
Claas mochte sie gut leiden. Er unterschied sich hier nicht von den anderen ledigen Männern beider Dörfer. Und es waren nicht nur die unverheirateten Mannsbilder, die der jungen Frau bewundernde Blicke zuwarfen. Selbst der Herr Pastor... aber das gehört wohl nicht hierher.
Doch blieb es stets bei diesen heimlichen Gedanken. Nicht etwa, weil die Burschen an beiden Ufern der Stör besonders züchtige Menschen waren, nein, einfach deshalb, weil Hinnerk ein großer, starker Kerl war. Er überragte die kräftigsten Knechte der Marschbauern um Haupteslänge und sogar der Schmied aus Krummhörn wagte nicht den Streit mit Hinnerk. Und er war noch etwas: vor Jahresfrist hatte der Pastor Trine und ihn getraut.
Trines Mann versorgte die kleine Landwirtschaft und betrieb nebenbei auch noch das Wirtshaus am Ufer, eben jenes Fährhaus, in dem auch Claas wohnte.
An einem nebeligen Herbsttag ließ sich Hinnerk von Claas über den Fluss setzen. Der große Mann hatte sein Reisebündel geschnürt und erklärte dem Fährmann, dass er zu Fuß nach Glückstadt wandern wollte, um von dort mit der Post nach Pinneberg zu reisen. Hier residierte nicht nur der Vogt, sondern auch der Weinhändler.
Am anderen Ufer nahm er seinen strammen Wanderschritt auf, nicht ohne zuvor noch einmal Claas zu mahnen, er möge während seiner Abwesenheit einen Blick auf das Anwesen und auf Trine werfen.
„Gemach, Gevatter“, brummelte Claas in seinen blonden Bart und rieb sich die Hände. „Diesen Auftrag werde ich dir wohl erfüllen.“
Mit seiner langen Stange stakte er in Windeseile zurück, um hurtig in die Küche zu stürzen und der fleißigen jungen Frau, die inmitten vieler Töpfe am Herd das Essen für die wenigen Gäste zubereitete, von der neuen Verantwortung zu berichten, die ihm soeben zugefallen war.
„Ich kann schon auf mich selbst acht geben“, lachte Trine und ihre blonden Zöpfe wippten lustig auf und ab, als sie ihm einen scherzhaften Schlag auf jene Hand versetzte, die nach ihrem Arm gegriffen hatte.
„Als Frau schuldest du deinem Mann Gehorsam“, entgegnete Claas, „und der hat mir aufgetragen, dass ich mich um dich kümmern soll.“
Daraufhin griff er mit seinen großen Pranken um ihre Hüften und hob die zierliche Frau einfach ein Stück in die Höhe.
Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten gegen seinen Brust und schrie ihn mit wütender Stimme an: „Lass das, Claas, was ist nur in dich gefahren? Verschwinde augenblicklich aus meiner Küche.“
Der große Kerl spürte die warme Nähe der Hübschen, ihre Bewegungen, er roch den zarten Duft ihrer Haut, seine Wangen wurden liebkost von ihrem Atem. So zog er sie noch ein wenig näher zu sich heran.
„Dein Mann hat mir weder Wein noch Tabak für meine Mühe versprochen, also wirst du selbst zahlen müssen“, keuchte er.
Trine sah seinen Mund mit den zwei Reihen großer kräftiger Zähne sich dem ihren nähern. Claas hielt sie so eng an sich gepresst, dass sie sich nicht rühren könnte, ja sogar das Luftholen fiel ihr schwer.
Sein Mund näherte sich dem ihren. In seinen Augen blitzte es. Der Mann hatte die Kontrolle über sein Handeln verloren. Doch kurz bevor er seinen Lippen auf ihre pressen konnte, biss sie zu. Sie stieß schnell wie der Hecht im Karpfenteich vor, grub ihre Zähne in seine Unterlippe und schnappte zu.
Mit einem überraschten Schmerzensschrei ließ er die junge Frau los und fuhr sich mit beiden Händen an den Mund. Staunend besah er seine blutigen Hände.
Ein bösartiges Funkeln trat in seine Augen.
„Na warte, dir werde ich es zeigen. Dafür wirst du einen hohen Preis bezahlen.“
Claas machte einen Schritt auf die Frau zu. Die Haare hingen ihm wirr über die Stirn. Sein Gesicht hatte sich zu einer Fratze verzehrt.
„Das darf man nicht mit einem Claas Labs machen“, stieß er hervor. „Dein erster Sohn wird ein Fährmann sein...“
Er war völlig von Sinnen. Hastig stürzte er auf Trine zu, die in ihrer Not in die äußerste Ecke der Küche ausgewichen war. Die Angst hatte sie jetzt völlig umfasst.
Der Fährmann näherte sich ihr mit einem breiten Grinsen. Seine beiden gesunden Zahnreihen blitzten die Frau an. Er streckte seine Hände vor um sein Opfer zu greifen.
Trine hatte die rückwärtige Wand der Küche erreicht. Ein weiteres Ausweichen war unmöglich.
In höchster Not griff sie eines der schweren runden Hölzer, mit denen der Buchweizenpfannkuchen breit gerollt wurde.
„Claas, du Scheusal, bleib von mir!“ fauchte sie ihm entgegen.
Doch dieser schüttelte nur seinen wirren Kopf. Und in dem Augenblick, in dem er ihre Taille fest umschloss, schlug Trine zu. Nur ein Mal.
Claas wollte noch ausweichen und riss seinen Kopf hastig nach hinten, so dass ihn das Rundholz quer über den Mund traf.
Dann war Stille in der Küche. Fast. Nur das Klirren der beiden fallenden Zahnreihen auf den Küchenfliesen war zu hören.

Es war vier Tage später. Der Wind fegte um das Fährhaus, die stockfinstere Nacht hatte es in einen dunstigen Schleier eingehüllt.
In einer Ecke der Gaststube, nicht weit vom wärmenden Kachelofen entfernt, hockte Claas Labs .
Nachdem seine Tat ruchbar geworden war, hatte er noch manche zusätzliche Tracht Prügel von den Dorfbewohnern einstecken müssen.
Nun saß er zusammen gekauert. Der einstmals so stattliche kräftige Mann war zu einem Häuflein Elend geschmolzen, was nicht zuletzt daran lag, dass er seit jenem Ereignis nichts mehr gegessen hatte.
Obwohl er ihr Böses antun wollte, hatte christliche Barmherzigkeit Trine erfasst.
Sie schob ihm einen Teller mit herrlich duftenden Kartoffeln, einem schönen Stück Rindfleisch, gebratenen Zwiebeln und etwas Roter Bete zu. Sogar Salz und, was besonders liebevoll war, etwas Pfeffer, hatte sie dem Essen beigemengt.
Claas lief der Speichel aus seinem zerschundenen Mund. Gierig sah er auf den Teller mit den Köstlichkeiten vor seiner Nase.
Er schnitt sich ein kräftiges Stück Fleisch ab und schob es in den Mund, um sogleich festzustellen, dass mehr nicht ging. Wie sollte er auch ohne Zähne essen.
„Na, los, Claas Labs! Nun kau´s!“ höhnten die wenigen anwesenden Gäste.
Doch es war dem armen Tropf nicht möglich. Mit einem traurigen Blick schob er den Teller von sich.
Jetzt empfand Trine doch tiefes Mitleid mit ihm. Sie nahm den Teller, trug ihn in die Küche und rührte den kompletten Inhalt durch die kleine Handmühle, mit der sie das Mehl für die Störkringel zubereitet, und servierte das so Durchgerührte dem verdutzten Fährmann mit einem Löffel.
„So Claas Labs. Jetzt kannst du diesen Brei essen, ohne dass du kauen musst.“
„Labs kau´s! Labs kau´s!“ johlten die anderen Gäste, aber Claas, den Fährmann, störte es nicht. Endlich konnte er wieder eine warme Mahlzeit zu sich nehmen, auch ohne Zähne.
Und die Moral von der Geschichte?
Nur wer keine jungen Mädchen erschrickt und deshalb über eigene Zähne verfügt, bekommt zusätzlich als Beilage noch Rollmops, Gurke, Spiegelei oder ähnliche Leckereien zum Labskaus serviert.

(...un de ganz Geschicht harr ik unner „Mundart“ og in Platt vertellt...)

 

Hallo Hannes!

Bei der Geschichte ergibt sich für mich ein Bruch - an der Stelle, an der die Dialoge beginnen.

Im ersten Teil gelingt es Dir ausgezeichnet, den Fluss und die Bewohner zu schildern, man fühlt sich in die Athmosphäre hineinversertzt. Auch die Vergleichte der Flüsse gefallen mir sehr gut! Du benutzt eine wunderschöne fantasievoll und liebevoll beschreibende Sprache!
Ich zweiten Teil ändet sich der Stil allerdings, finde ich. Nicht schlecht geschrieben, aber anders. Das ganze erfolgt irgendwie zu plötzlich, zu oberflächlich... das ist nicht genau das, was ich ausdrücken möchte, aber im Moment kann ich es Dir nur so sagen.

Allerding - die Begründung am Schluss - das ist einsame Spietze :D !!
Nett gemacht!

schöne Grüße, Anne

... ich habs mir auch in der Mundart angeschaut...versteht das noch wer?!

 

Hallo Anne,

Kompliment! Du hast den Wechsel im Tempo der Geschichte treffsicher analysiert.
Während es mir zu Beginn darauf ankam, die ruhige Landschaft zu beschreiben, entwickelt sich - mit den Dialogen - eine doch relativ dynamische Handlung mit einer gewissen Rasanz.
Es ist unabhängig vom Inhalt der Story eine zweifelsohne interessante handwerkliche Herausforderung. Deshalb finde ich deine kritische Anmerkung hierzu besonders bemerkenswert.
Es war meine Intention, auch sprachlich eine Anlehnung an die beschriebene Epoche zu finden (obwohl mir, der ich dem Studentenalter zugegebenermaßen entwachsen bin, auch das Erinnerungsvermögen in diesem Punkt nicht hilfreich ist). Ich gestehe, dass mir die spontane Idee zu einer anderen Ausprägung im Augenblick fehlt und ich für Anregungen ein dankbarer Empfänger wäre.
Mit lieben Grüßen aus Münster
Hannes

 

Hallo Hannes.

das ist eine schöne Sprache die du da benutzt. Bildreich, voll, und die Labskaus Erklärung ist natürlich fantastisch.
Auf Mundart allerdings hab ich kein Wort wiedererkannt.
Sag mal, sprecht ihr da wirklich so?

Liebe Grüße, alex.

 

Hallo Alex,

danke für deinen Kommentar.
Im Unterschied zu den süddeutschen Regionen benutzt "man" im Alltag üblicherweise das Hochdeutsche; zugegeben mit einer regionalen Klangfärbung (wie wir es in sympathischer Weise in fast allen deutschen Regionen finden). Platt ist nicht die "normale" Kommunikationsform, zumal es auch nicht -mehr - von jedem verstanden wird. Hören - ja, Lesen etwas weniger, Sprechen noch weniger und Schreiben - hmmmh!.
"Hastdunmotto" hat ja sehr schön in ihrem Beitrag von der unterschiedlichen Ausprägung dessen geschrieben, was man unter "Platt" versteht. Die einzelnen Unterarten haben einen starken regionalen Bezug, wobei man einmal berücksichtigen muß, dass -gemessen an der Bevölkerungsdichte - wenig Menschen im Norden leben. Besonders Nordfriesland ist dünn besiedelt (wenn nicht gerade die Touris Sylt überfallen). So ist auch die Sprache - zugegeben - nicht sehr einfach zu verstehen.
Dehalb einen besonders herzlichen Dank für den Vesuch und liebe Grüße aus - oh welche Verblüffung - aus Münster
Hannes

 

Moin!
Mönsch, dor hest du jo een fien Geschicht schreeven! Din Norfrees-Platt is n beten anners als dat Platt, dat ick so schnack, ower versteihn kunnt ick dat goodt. Nu weet ick ok endlich wo dat labskaus herkümmt. (Blots eeten werd ick düssen Kraam nich, un wenn du noch son Maas mit de story hebbt hest!)
Moin vun Svea, de int Oogenblick ne Buten-Flensburgerin is.

 

Moin Svea,

bün nu eers vun Urlaub tröch, sorry vör de späte Anner.

Dat freit mi bannig, dat di min lütt Geschicht son beten höögt hett. Recht hest, dat Plattdütsch in jelg een Gegend nen lütt beten anners snackt wörr. Dat mukt aver nix, wi Fischköpp versteit dat jümmers. De Sprook is man gau so as de Schlackermaschü vun Labskaus, nich jeden een kun sin Pläsier dorin fin.

Ick bün ock een Buten-Holsteener un so snackt wi Platt as son Ort Geheimsprook – ick glööv, uns Muddersnack is de best Ort vun Datenschutz.

Venligst hilsen til den Flensborger pige

Hannes

 

ich versteh aber schon gar nichts... da kann man ja zwischen platt und holländisch kaum mehr unterscheiden! wow.

 

Lieber Hannes!

Also ich hab das Plattdeutsche großteils verstanden - vielleicht liegt das daran, daß ich Gebrauchsanleitungen meist auf Holländisch lese :D.
Ja, ich hab mich wirklich tapfer durchgekämpft... Nur sind mir die Gesichtszüge etwas erschlafft, als ich dann gesehen hab, daß es auch eine Übersetzung gibt... *grrr* Daher meine Bitte: Füg doch oben einen Link dazu ein. ;)

Die Geschichte hat mir jedenfalls gut gefallen. Da ich aber jetzt nur die plattdeutsche Version gelesen hab, hab ich (zumindest vorläufig) keine weitere Kritik.
Doch, eins: Der Windschatten ist meiner Meinung nach keiner, da ein Windschatten ja hinter einem vorwärts bewegten Gegenstand ist. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Wundertier,

du hast mein ganzes Verständnis, wenn du eingestehst, nicht viel verstanden zu haben. Das kann ich in vollem Umfang nachvollziehen.

Sicher drängt sich auch der Vergleich mit dem Holländischen auf, bei dem ich allerdings meine Verständnisprobleme habe. Ich kann dem nur folgen, wenn es langsam gesprochen wird. Und dann bleibt mir auch nur das Verständnis für das Ganze, ohne dass ich die Feinheiten verstehe.

Viele Grüße aus Münster
Hannes

 

Liebe Susi,

du nötigst mir Respekt ab, wenn du dich durch den plattdeutschen Text gequält hast. Mich verwundert allerdings dein Vergleich mit dem Holländischen genauso, wie ich es schon bei "Wundertier" festgestellt habe. Obwohl mir - in Münster - oft die Sprache der benachbarten Niederländer begegnet, tue ich mich - eingestanden - schwer damit. Das liegt sicher auch daran, dass zwischen Holland und der Region, aus der mein Plattdeutsch stammt, viele hundert Kilometer Distanz liegen. Noorfreesland liegt kurz unterhalb des Nordpols, dort, wo Pinguine als Haustiere gehalten werden... (*wenn-sie-nicht-auf-der Südhälfte-leben-würden*).

Deine Anregung mit dem Link nehme ich gerne auf (wenn es mir gelingt, die für mich hohe technische Hürde zu überwinden).

Vielen Dank für deine Kritik und liebe Grüße in den Süden
Hannes

 

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