Lachen
Als ich den Abzug drückte und die Kugel quer durch meinen Kopf schoss musste ich lachen. Was natürlich nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte, aber auf eine merkwürdige Weise lachte ich mich tot. Es machte einfach keinen Sinn. Da lag ich nun, mit diesem hässlichen, blutenden Loch im Kopf, wo ich mir doch noch dreißig, vierzig schöne Jahre hätte machen können. Mit geregelter Arbeitzzeit, Familie, Fitness-Center, Freizeitkleidung, Fernseher, elektrischem Dosenöffner... mich auf den Tag freuen, an dem ich sterbe.
Ich hatte immer gehofft, dass einem wenn man stirbt sofort alles klar wird. Dass es kein "Warum?" mehr gibt. Doch so war es nicht. Es wurde alles noch viel komplizierter. Wenn ich jetzt tot war, wo war ich dann jetzt? Und wieso konnte ich mich das fragen? Kann man als Toter wahnsinnig werden? Leiche wäre wohl kaum die passende Beschreibung für meine derzeitige Daseinsform gewesen, denn ich befand mich nicht in meinem Körper... Wo genau ich mich befand weiss ich nicht , denn ich konnte nichts sehen, was mich aber nicht im geringsten störte.
Doch wieso traf ich niemanden? War ich nun zu ewiger Einsamkeit verdonnert? Ich fing an, nach einem hellen Licht oder gleißenden Engelsgestalten zu suchen, fand aber rein garnichts. Und mit nichts meine ich nichts. Ich fing an zu stutzen. Vielleicht war ich überhaupt nicht tot. Vielleicht war ich bewußtlos, und das alles hier war ein Traum? Insgeheim wusste ich, dass dem nicht so war.
Wieso konnte ich mich nicht bewegen? Wieso hörte ich nichts? Trotz all dieser scheinbar quälenden Fragen fühlte ich mich sicher und geborgen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich das erste mal wieder etwas empfand. Ich hörte einen dumpfen Schlag, den ich am ganzen Körper spürte. Hatte ich gerade Körper gesagt? Ich fing wieder an zu lachen.