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Lars Storm
Montagmorgen. Dienstagmorgen. Mittwochmorgen und so weiter. Soll das etwa alles sein? Jeden Tag, jede Nacht immer dasselbe. Doch heute ist Donnerstag und Lars hat keinen Bock mehr auf den Alltagstrott, er geht zum Waffenschrank seines Vaters, öffnet ihn mit dem
Schlüssel, den er auf dem Schrank gefunden hatte.
Dort steht es nun, das Mordinstrument, mit dem er mal ein bißchen aufräumen kann. Mal ein bißchen Gott spielen kann. Mal ein bißchen Aufmerksamkeit bekommen kann, denkt Lars.
Doch Lars weiß jetzt noch nicht, dass er sterben will.
Lars will doch nur Abwechslung, das öde Roboterleben kotzt ihn an. Lars ist Bürokaufmann in einem Sanitärbetrieb und arbeitet jeden Tag 8 Stunden, nicht mehr, nicht weniger. Um 7 Uhr klingelt der Wecker, um 8 sitzt er dann in dem Büro und erstellt Angebote und verkauft, wenn das Geschäft gut lief, mal ein V&B-Pissoir mit aufgedruckter Fliege als Zielobjekt.
Heute, an einem sonnigen Donnerstag hat sich Lars Urlaub genommen, um seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Ungeduldig sitzt er in seinem Garten und wartet darauf, dass etwas passiert, dass er endlich mal beachtet wird.
Zornig starrt er auf die Verandatür und hofft, dass sie bald kommen wird. Er hatte sie angerufen und gesagt, dass es ihm Leid tut, dass er sie eine Schlampe genannt hat.
Stunden vergehen. Mittlerweile hat sich Lars ein Bier aus dem Kühlschrank genommen und genießt sein erbärmliches Dasein. Genießt seinen Zorn und die unterdrückte Wut. Seine Augen funkeln, als endlich seine Mutter auf der Veranda steht. Doch sie sieht ihn nicht. Sie nimmt die Gieskanne und bemuttert die Blumen. Sie redet mit den Rosen, während sie die Veilchen gießt . Lars schreit seine Mutter an: "Was hast du mit Vater gemacht?"
"Frag doch mal die Blumen", antwortet sie.
"Die Schmetterlinge werden deinen Vater beneiden, so eine Leichtigkeit. Da kannst du dir eine Scheibe von abschneiden, Junge", fügte sie hinzu.
"Ich hasse dich, Mutter."
Doch sie reagierte nicht. Sie stellte ihre Gieskanne ab und holte eine Valium aus dem Badezimmer. Apathisch sank sie aufs Sofa und summte ein Kinderlied.
"Schlaf Kindchen, schlaf. Die Mutter hütet die Schaf..."
Lars hatte sich mittlerweile im Garten eine Kippe angezündet und gehofft, das seine Mutter wohl nie wieder aufwachen würde. In seinen Träumen stellte er sich eine intakte Familie vor, ohne Psychosenmama, die vermutlich seinen Vater auf dem Gewissen hat. Seit einem Jahr hat Lars seinen Vater nicht mehr gesehen. Aber niemand hat ihm je die Wahrheit über seinen Dad erzählt, warum er abgehauen ist und wohin. Lars fühlte sich ungeliebt und von seiner kranken Mutter vernachlässigt.
Am frühen Abend kündigte er seinen Job. Er kündigte eigentlich alle möglichen Verträge, auch seinen Daseinsberechtigungsvertrag mit der Waffe aus Vaters Schrank. Endlich konnte er die Leichtigkeit der Schmetterlinge spüren!