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Lars tanzt

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24.04.2003
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1.444

Lars tanzt

Lars Großmann legte den Stift beiseite und schaltete die Tischlampe aus. In der Dunkelheit wagten sich die Gedanken zurück in sein Bewusstsein, wo sie Bilder formten, die ohne Zusammenhalt waren.
Morgen durfte er die Zelle verlassen. Die Verhöre waren vorüber.
Ein bekannter Schriftsteller seines Landes hatte einmal einen Vergleich angestellt, der bis heute im Untergrund weiter existierte.
Vom Winde ward ich fortgetragen. Alsbald flüchtete ich in die Wolken, bloß, um schließlich mit dem Gewitter einen Tanz zu vollführen, den kein Mensch je gewinnen kann.
Lars lehnte sich auf dem Holzstuhl zurück. Abgesehen von den Bildern, gab es nichts mehr. Er würde auch nicht mehr schreiben können. Lars wollte weinen, aber die Tränen sparte er sich auf.
Verständnis für den Vergleich, an den sich die wenigen Andersdenkenden zu klammern versuchten. Langsam begriff er. Es war noch nicht vorüber.

Sie hatten seine Wohnungstür eingetreten. Irgendein Spitzel musste ihn schon länger beobachtet haben.
Dann war er vom Winde fortgetragen worden.
Mit Medikamenten hatten sie ihn gefügig gemacht, damit er in den Verhören alles gestand, dessem er nicht schuldig war.
...in Wolken geflüchtet.

Seine Zellentür wurde aufgeschlossen. Ein Wärter trat ein und schlug ihm ins Gesicht.
"Mitkommen! Vorbereitung auf die Entlassung!"
Lars stand vom Boden auf und schob den umgekippten Stuhl beiseite.
Es war ganz klar.
Einen Tanz mit dem Gewitter vollführen, den kein Mensch je gewinnen kann.

Bald sollte er weinen.

 

hallo Cerberus!

Ob ich Deine Geschichte verstanden habe, weiß ich nicht - etwas "seltsames" konnte ich daran nicht wirklich entdecken.

Vom Winde ward ich fortgetragen. Alsbald flüchtete ich in die Wolken, bloß, um schließlich mit dem Gewitter einen Tanz zu vollführen, den kein Mensch je gewinnen kann.
finde ich sehr schön - und auch der Text, der sich darum rankt, gefällt mir.

Mit Medikamenten hatten sie ihn gefügig gemacht, damit er in den Verhören alles gestand, dessem er nicht schuldig war.
dessem?? halte ich für falsch.

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Maus.

Das Seltsame soll in diesem Zusammenhang ein bekannter Vergleich sein, an den sich die "Untergründler" eines totalitären Regimes jahrelang geklammert haben, weil er für sie gut klang, weil er für sie etwas Magisches hatte.

Der Prot. der Geschichte stellt aber plötzlich fest, dass dieser Ausspruch nicht mehr als ein Synonym für die Folterungen darstellt, die Andersdenkende durchleben müssen.

Der letzte Satz "Bald sollte er weinen" soll zeigen, dass er nicht wegen der eigentlichen Folter weint, sondern weil er jetzt weiß, dass dieser Ausspruch den gleichen Qualen entspringt, die er nun wird durchmachen müssen.

Viele Grüße

Cerberus

 

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